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Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für eure Kommis. Ich freu mich über diese wie ein Kleinkind über einen Lolli ((o^__^o)) Komplett anzeigen

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Wille

Erschöpft lag Katsuya in seinem Bett und hielt sich das Telefon ans Ohr. „Bis auf diese Hinweise hat Noa nichts gefunden.“, beendete er gerade seine Erzählungen gegenüber Yuugi. Sie hatten bereits eine Stunde lang miteinander telefoniert, wobei der Kleinere fast ausschließlich nur gelauscht hatte.

„Armer Mokuba.“, wiederholte dieser am anderen Ende der Leitung erneut und seine Stimme klang dabei besorgt und traurig. „Hat Martinez irgendwelche Bedingungen gestellt?“, fragte er den Blonden, der kurz den Kloß in seinem Hals herunter schluckte.

„Ja.“, antwortete er nüchtern und spürte regelrecht wie sein bester Freund leicht lächelte.

„Du wirst sie mir nicht nennen, weil Kaiba darum gebeten hat, hm?“, fragte er und Katsuya musste sich unwillkürlich über die Lippen lecken.

„Tut mir Leid, Mann.“ Woher wusste sein Freund das nur immer? Er schien für diesen wie ein offenes Buch zu sein, obwohl er zugeben musste, dass es umgekehrt nicht anders war. „Yuugi … Wir stecken den Kopf nicht in den Sand. Kaiba nicht. Ich nicht. Und du auch nicht. Also … wenn du deshalb nicht schlafen kannst. Dann komm ich zu dir, ok?“

„Danke. Aber es geht schon.“ Er wusste das Yuugi log und lächelte.

„Bis gleich.“ Damit legte der Blonde auf, zog den Bademantel aus und fischte sich trockene Kleidung heraus. Da er lange nicht gewaschen hatte, blieben nur eine Jeans und ein dunkelrotes Shirt zur Auswahl. Flink stellte er noch eine Wäsche im Keller an, ging hinaus, spannte den Regenschirm auf und eilte zu seinem Kumpel.
 

Dieser stand bereits in der Tür und sah ihm mit sanften und müden Augen entgegen. Als der Schirm in einer Ecke landete und die Tür zufiel, schlossen sie sich in die Arme. Yuugi seufzte schwer und schloss die Augen.

„Es ist schwer. Ich finde einfach keine Lösung, wie wir vorgehen sollen. Er hat offensichtlich magische Kräfte, da können wir nicht mithalten.“, flüsterte er gegen Jonouchis Brust. „Ohne den Pharao … was können wir da schon tun?“

Katsuya löste sich von ihm und sah in die violetten Augen seines Gegenübers. Ein aufmunterndes Lächeln legte sich automatisch auf seine Züge und er sah, wie Yuugi diese Mimik übernahm.

„Wenn das wer schafft, dann sind wir es. Ishizu sucht schon nach einer Möglichkeit, wie wir der Magie entgegenwirken können. Das schaffen wir.“ Der Kleinere nickte und ging mit ihm hoch in sein Zimmer.

„Denkst du, Kaiba kommt zurecht?“, fragte er besorgt und sie ließen sich auf das Bett sinken.

„Ich hoffe es. Er ist eben … aufgebracht … auch wenn er es nicht so zeigt wie normale Menschen. Eben Eisklotz durch und durch.“ Sie schmunzelten, doch wahres Amüsement entstand nicht. Wie auch? Sie machten sich Sorgen um Mokuba. Um Seto. Alles wegen diesem Mexikaner.

Noch eine ganze Weile saßen sie da und unterhielten sich über mögliche Wege, das Ganze zu überstehen. Doch immer wieder gab es nur ein Ergebnis: dass es ohne Magie sehr gefährlich und gar unmöglich sein würde. Unterdessen hatten sie sich auf das Bett gelegt und schliefen beim Erzählen ein, als gerade die Sonne aufging. Wäre nicht Yuugis Wecker lauthals in ihre Träume eingefallen, hätten sie beinahe das Halbfinale verschlafen. Aber dank dessen aufdringlicher Arbeitsweise waren sie pünktlich und nahmen die Glückwünsche ihrer Freunde entgegen. Dieses Mal würden sie auch von den Ishtars angefeuert werden. Noch wussten ihre Freunde nichts von Mokubas Entführung. Sie sahen schon so mehr als besorgt aus und wurden blasser, als sie Katsuya viel Glück zusprachen. Als Aufmunterung bekam der Blonde erst einen Kuss von Han und dann einen von Mai. Etwas verlegen sah er drein und grinste vor sich hin, als er hinunter zum Spielfeld ging.

Dort angelangt stand er neben Ricardo und versuchte krampfhaft nicht den Kopf einzuziehen.

„Willkommen zum Halbfinale!“, verkündete der Moderator und Katsuyas Blick huschte zu Seto, der zwischen Ricardo und Yuugi stand. Sein Blick war finster und das Blau blitzte wie Eis. Aufrecht und stolz würdigte er niemanden eines Blickes. Katsuya atmete tief durch und erstarrte als er aus den Augenwinkel ein diabolisches Grinsen auf den Zügen des Mexikaners sah. Sofort wurde ihm schlecht und auch Yuugi erbleichte etwas um die Nase herum.

Der Moderator stellte sie vor und erklärte kurz die Stärken ihrer Decks. Dann durfte Katsuya mit Martinez die Ehrenplätze beziehen. Das Duell zwischen Vizemeister und Champion begann.

Die Freunde waren es gewohnt, dass sich Yuugi und Seto nichts schenkten. Doch dieses Duell war anders, als alle vorangegangenen. Zum Einen spielte der Jüngere nicht ganz wie früher, als er mit Atem zusammengearbeitet hatte und zum Anderen war Seto einer unglaublichen Strategie verfallen. Zwar nutzte er wie immer seine weißen Drachen, doch da er seinem Gegenüber oft genug entgegen getreten war, wappnete er sich dafür, ohne diese gewinnen zu können. Sein Blick hätte tödlicher nicht sein können, doch er konzentrierte sich voll auf dieses Kampf. Kein einziges Mal ließ er sich sichtbar von Martinez aus dem Konzept bringen.

Dieser saß aufrecht neben Jonouchi und machte den Blonden immer nervöser. Sie sprachen kein Wort, verfolgten nur das Duell und ab und zu huschten die warmen braunen Augen zu dem beängstigenden jungen Mann hinüber. Als Yuugi Kaiba die letzten Lebenspunkte entzog, hielt Katsuya die Luft an. Neben ihm war ein diabolisches aber leises Lachen zu vernehmen und für Kaiba schien gerade die Welt zusammen zu brechen. Trotzdem ging dieser auf Yuugi zu und reichte ihm unterkühlt wie immer die Hand. Sie wechselten kein Wort, doch Katsuya hatte das Gefühl, dass die beiden sich ohne Floskeln verstanden. Er brauchte nicht lang um zu begreifen, worauf sie sich einigten.

„Mach ihn fertig, Muto!“, stand in Kaibas Blick geschrieben. Ein ekelhafter Schmerz durchzuckte Jonouchi als er begriff, dass für Kaiba feststand wer als zweites ins Finale kommen würde.

Als die beiden Duellanten auf ihn zukamen zuckte Jonouchi zusammen. Kaiba und Martinez sahen sich gegenseitig in die Augen. Während die feinen Züge des Asiaten ohne Regung blieben, zogen sich die des Mexikaners zu einem hämischen Grinsen.

„Schade um den Kleinen. Er hat mir sehr viel Freude gemacht.“ Setos Hand zuckte zu dem Hemdkragen seines Herausforderers und kurz hob er ihn ein Stück vom Boden hoch.

„Genieße deine letzten Stunden.“, spuckte er dem Mexikaner entgegen und Katsuya starb fast vor Angst, neben dieser Situation. Die Worte der Männer und die Kälte in ihren Stimmen. Was hatte sein Gegner mit Mokuba angestellt? War es zu spät? Hatte Kaiba das Duell und somit seinen Bruder verloren?

Verzweifelt sah er in die blauen Augen, welche ihn schon so oft fasziniert hatten. Wie verzweifelt musste es hinter dieser Fassade aussehen? Wie konnte Kaiba so kühl nach außen bleiben? Wäre Shizuka an Mokubas Stelle, würde Jonouchi keine Sekunde Ruhe bewahren können. Er wäre am verzweifeln. Nein. Er war am verzweifeln. Auch wenn es hier nicht um seine Schwester ging. Es ging um Mokuba. Mokuba war genauso wichtig. Er würde diesen Martinez besiegen, denn dann könnte Kaiba noch selbst ein Duell gegen den Mexikaner führen und zumindest eine der Bedingungen erfüllen.

Steif schritt Katsuya auf seinen Platz in der Arena und sah wie der andere bereits auf seiner Seite wartete und das Deck in die entsprechende Vorrichtung schob. Hart schluckte der Blonde und schloss die Augen als er tiefe Atemzüge zur beruhigung tat. Er sah seine Freunde vor sich. Sah Mokuba. Sah Seto. Eine leise Stimme flüsterte in ihm: „Vertrau dir. Du kannst das schaffen, Katsuya.“ Er schob sein Deck in den Spalt, öffnete die kampflustig glitzernden Augen und schrie: „Zeit für ein Duell!“

Als sein Blick auf die ersten fünf Karten fiel, grinste er zufrieden. So würde er nicht leicht zu besiegen sein. Bereits in der zweiten Runde konnte er seinen Flammenschwertkämpfer und den Rotauge aufs Feld bringen und seinen Kontrahenten um einige Lebenspunkte erleichtern. Doch nach der 8. Runde wurde es brenzlig und er schaffte es nur mit viel Glück den 11. Zug zu überstehen. Zweifelnd schloss er wieder die Augen, nachdem er zu seinen Freunden hinüber gesehen hatte, die ihn anfeuerten und gebannt beobachteten. Er legte seine Hand an das Deck und zog.

Der Zauberer der Zeit. So zuverlässig. Er war so oft eine große Hilfe für ihn gewesen. So oft. In so vielen Duellen. Dieses Mal nicht. Tief durchatmend blickte er seinem Gegner in die grauen bedrohlichen Augen und spürte wie dessen Freude ihn überrannte und Übelkeit in ihm aufkommen ließ. Er spielte seine letzte Karte, beendete den Zug und ertrug den finalen Angriff.

Erschöpft sackte er zusammen. Das neue Duellsysthem war viel härter als die alten. Bei heftigen Angriffen wurde man von Windböen erfasst, gegen die man sich stemmen musste und teilweise war der Wind so scharf, dass er Schnittwunden hinterließ. Katsuyas Kleidung war zerrissen und ein blutiger Striemen zierte nun sein Gesicht. Nichts davon war wirklich schlimm und ihm war bewusst, dass es nicht an Kaibas System lag. Der Wind welcher ihm die Haut verletzt hatte, war vom Gegner ausgegangen. Ein direkter Angriff. Der Beweis für die magischen Fähigkeiten des Mexikaners.

Mit leeren und traurigen Augen blickte er Yuugi an, der ihn als erstes erreichte und ihm hoch half.

„Es geht schon. Sorry dass du ihn jetzt am Hals hast, Mann.“, flüsterte er geknickt. Doch das Lächeln seines besten Freundes munterte ihn auf. Es war dieses Lächeln das einem Mut gab, was einem zeigte, dass noch nicht alles verloren war. Yuugi gab nicht auf und im Moment war es das Wichtigste für ihn, Katsuya wieder auf die Beine zu bringen.

„Wie geht es Kaiba?“, fragte der Blonde, als sie die Arena unter tosendem Beifall verließen. Sie bemerkten gar nicht, dass dieser dem Verlierer galt, der so lange gegen den unbeliebten, brutalen Duellanten durchgehalten hatte.

„Er ist gegangen. Er will Mokuba finden.“

„Ich hoffe dem Kleinen geht es gut.“, brachte Jonouchi noch hervor. Sie hatten den Korridor für die Teilnehmer erreicht und er erbrach sich in den nächst besten Mülleimer.

Als die anderen zu ihnen kamen, wischte er sich flink über den Mund und löste sich von Yuugi, der ihm Halt geboten hatte.

„Katsuya. Du siehst absolut mies aus.“

„Aber guter Kampf, Alter.“

„Hätte ich dir nicht zugetraut.“, stichelten Otogi und Honda. Das Lachen kehrte auf die schönen Züge des Blonden zurück und seine braunen Augen bekamen wieder das lebensfrohe Glitzern.

„Danke. Echt.“, sagte er sarkastisch und entschuldigte sich kurz für die Toilette.

Hier wollte er sich den Mund ausspülen und die Übelkeit verdrängen. Als er dies tat, zitterte er am ganzen Leib und fing sich erst wieder, als er in den Spiegel blickte und noch jemand anderes wahrnahm.

„Seto.“, rutschte es ihm leise über die Lippen und er drehte sich zu dem Firmenchef um. Sein Zittern war verschwunden, die Übelkeit vergessen. Dort stand der Brünette und blickte ihn mit einem fesselnden Blick an. Alle Muskeln spannten sich in Jonouchi an, als er die geröteten Stellen an den blauen Diamanten sah.

Unterdessen stand der andere direkt vor ihm und sie sahen einander wenige Sekunden lang an. Als sich ihre Lippen berührten schlangen sie die Arme umeinander und pressten sich aneinander. Hier war nicht das Feuer ihrer vergangenen Küsse. Nicht die Leidenschaft ihrer gemeinsam verbrachten Nächte. Das hier war Verzweiflung und Trost. Und Jonouchi war froh, dass er eine Möglichkeit hatte, Seto zu helfen. Er wusste wie schwer dem anderen das Ganze fallen musste und er würde ihm zuliebe so tun, als wäre es nie geschehen.

So löste er den Kuss, strich zart mit dem Fingern über Kaibas Oberarm und verließ ohne einen Blick zurück die Toilette.

„Geht es dir besser?“, fragte Mai und Han reichte Katsuya einen Kaugummi gegen den üblen Geschmack. Doch dieser war zur Gänze verschwunden und so lehnte er dankend ab.

„Ja wesentlich besser.“, sagte er und blickte zu Yuugi, der sich mit Marik unterhielt.

„Yuugi“, begann er und die violetten Augen blitzten zu ihm. „Mach ihn fertig.“

„Ja.“, erwiderte dieser mit einem deutlichen Nicken.

Sie verließen das Gebäude und gingen wie immer Essen. Für den heutigen Tag hatten sie sich Jonouchis Arbeitsstelle ausgesucht und wurden dort von Pietro und Sofia bedient. Das Katsuyas Kollege offensiv mit Duke flirtete, brachte sie sehr schnell auf andere Gedanken und ihre Stimmung hob an.

Die Beiden bedauerten den Sieg des Mexikaners so ehrlich, dass sie ganz vergaßen, dass es hierbei um mehr als einen anstrengenden Wettkampf ging. Sie aßen sich satt und wurden sogar vom Besitzer auf einen der guten Weine eingeladen. Viel bekamen sie jedoch nicht, auch als sie beteuerten wie gut er schmeckte. Doch der Wirt sah nicht ein, den jungen Menschen mehr davon zu geben, da sie noch ein paar Jahre zu jung waren.

„Wenn ihr 21 seid, kommt ihr wieder und ich mach mit euch eine Weinverkostung.“, schlug Katsuyas Chef vor und die anderen nahmen das Angebot begeistert an. Den Rest der angebrochenen Flasche durften sich somit die Ishtars mit Han und Mai teilen. Letztere schmunzelte amüsiert über die Empörung und den Neid der Jüngeren, doch sie fand den Wirt sehr anständig. Nun war sie sich sicher, dass ihr Katsuya hier nicht ausgenutzt wurde, sondern einen guten Job ergattert hatte.

Sie blieben bis Lokalschluss und setzten sich danach mit den Angestellten zusammen, um sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Otogi verstand sich prächtig mit Sofia, die ihm nützliche Tipps für die Börse gab und Han war in ein Gespräch mit Pietro über dessen Heimat Venedig vertieft. Katsuyas Chef outete sich als Duell-Monsters Fan und spielte mit Yuugi um die Rechnung des heutigen Abend. Fast allen war von Beginn an klar, dass sie wohl keinen Yen für ihr Essen würden blechen müssen. Mit dieser Herausforderung waren sie quasi eingeladen worden und so kam es auch.

„Ach verdammt.“, fluchte der alte Herr amüsiert und sah auf den Zettel, wo die Punktedifferenz gerade einen negativen Betrag ergab. Sie hatten ganz klassisch auf dem Tisch gespielt und die Blicke der anderen auf sich gezogen. Yuugi grinste und bedankte sich für das kleine Duell und die somit beglichene Rechnung. Lachend und gut gelaunt verließen sie Katsuyas Arbeitsstelle und trennten sich vor dieser um nach Hause oder ins Hotel zu gehen. Kurz blieb der Blonde zurück und umarmte seine Kollegen.

„Danke“, sagte er und drückte die Hand des Chefs. Er wusste, dass sie die schlechte Laune unter den Freunden gespürt hatten und sehr bedacht darauf gewesen waren sie aufzumuntern. Zu Beginn des Essens, hatte er es zugegebenermaßen für unmöglich gehalten. Doch nun ging es ihm besser und er war wieder guter Hoffnung.

Fröhlich ging er neben Yuugi her und spürte, dass es auch diesem besser ging. „Wir schaffen das.“, sagte der Kleinere und blickte in die braunen Augen seines Freundes. Sie nickten einander zu und verabschiedeten sich an der nächsten Kreuzung. Morgen fanden der Kampf um den dritten Platz und das Finale statt.

Katsuya verharrte mitten auf der Treppe in seinem Wohnblock und schluckte hart. Morgen würde er gegen Kaiba antreten. Uh, da war er wieder. Der kalte Blick, das höhnische Grinsen, die Überheblichkeit. Doch kaum das dieses Bild vor seinen Augen erschien, ergriff ein angenehmes und aufregendes Prickeln von Katsuya Besitz. Adrenalin schoss durch seine Adern. Er wollte diesen Kampf. Er wollte gegen Seto bestehen und er wusste, dass der andere ihm den Sieg nicht schenken würde. Grinsend und voller Kampfgeist überwand er die letzten Stufen und betrat seine Wohnung.

„Morgen beweisen wir's Kaiba.“, sprach er zu seinem Drachen, der unterdessen vollendet seine Wohnung zierte. Bester Laune schritt er zu seinen Fenstern hinüber, öffnete diese und sah hinaus in die Nacht. Erst jetzt fiel ihm auf das Vollmond war und ein kleines Glöckchen schrillte in seinem Inneren.

Da war doch irgendwas, dass er sich für den Vollmond im Kalender eingetragen hatte. Flink huschte er zu diesem an der Küchenwand und sah hinein.

„Hah“, entwich es ihm freudig. Er warf einen Blick auf die Uhr, machte sich schnell einen Kakao und setzte sich dann gespannt auf einen Stuhl an sein Fenster. Mit den Armen auf dem Sims und dem Kopf auf ihnen, starrte er den Mond an und wartete auf das verkündete Spektakel. Fast blind schrieb er eine Nachricht an seine Freunde um auch diese an das Ereignis zu erinnern. Freudig sahen Millionen Augenpaare hinauf zu dem Trabanten der Erde, der ganz langsam vom Schatten der blauen Perle verdunkelt wurde.

Eine Mondfinsternis zu dieser Zeit des Zyklus und dann noch solch klarer Himmel. Das war ein wunderbarer Anblick. Für mehrere Augenblick war es Stockdunkel über ihnen und nur wenige der hellen Sterne ließen ihr Licht bis in die viel zu hell erleuchtete Stadt dringen. Hätte Katsuya sich eher daran erinnert, wäre er aufs Land gefahren um mehr von den Gestirnen zu sehen. Doch so saß er nur lange am offenen Fenster, genoss die Nachtluft und das Schauspiel am Himmel, bis ihm die Augen zufielen und er an Ort und Stelle einschlief.

Durch dieses unbequeme Nachtlager, schlief er nicht allzu lang. Als er fröstelnd erwachte, schloss Katsuya das Fenster und machte sich einen heißen Tee um wieder warm zu werden. Schlafen konnte er nicht mehr und so entschied er sich, den TV anzuschalten um auf den neusten Stand im Weltgeschehen gebracht zu werden. Interessiert verfolgte er den Bericht über die Mondfinsternis, den kurzen Beitrag zum Duell-Monsters-Turnier, den Anmerkungen zur Kaiba Corp. und den deprimierenden Berichten über vermisste Personen, Kriege und Gewaltverbrechen. Die Politiker waren unverständlich wie immer und die anstehenden Feste ausgefallen wie eh und je. Das Wochenende bot den üblichen Stau und das erwartete angenehme Wetter. Kurz ruhte Katsuyas Blick auf den Urlaubsorten zu denen viele Japaner in der Urlaubszeit pilgerten und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Einen solchen Urlaub würde er sich auch gerne leisten können.

Nur allzu gerne würde er das Land bereisen oder sogar über die Grenzen hinweg. Doch dafür hatte er einfach nicht das nötige Kleingeld. Und selbst wenn er als Backpacker durch die Welt reisen würde, hätte er keine Kompetenzen um überall einen Job finden zu können. Resigniert nahm er einen Schluck von seinem Tee und spürte die angenehme Wärme in sich aufkeimen. Langsam wurde er munterer und das Adrenalin begann wieder in ihm zu kreisen. Hecktisch stürzte er ins Bad, duschte, zog sich an, tauschte ein paar Karten in seinem Deck mit dem Sidedeck und verließ die Wohnung in seiner Motorradkluft.

Er wollte nicht länger still herumsitzen. Schnell sprang er auf seine BMW und brauste durch die Straßen Dominos. Er hatte noch kein bestimmtes Ziel, da die Duelle erst am Nachmittag starten würden. Also fuhr er einfach drauf los. Links, Rechts, Rechts, Links und wieder Rechts. Etwas verwundert über sich selbst hielt er an und blickte zu der Auffahrt vor der er gehalten hatte. Es war nicht seine Absicht hier zu landen, aber nun stand er vor der Kaiba-Villa und überlegte, ob er seinen Gegner persönlich abholen sollte.

Grinsend klingelte er, doch als ihm keiner öffnete, kletterte er kurzerhand über das Tor. Sofort erklang eine kalte und vertraute Stimme aus der Gegensprechanlage.

„Was denkst du tust du da, Köter?“ Katsuya zuckte wie geprügelt zusammen und sah sich nach seinem Gegner um. Doch er war nicht zu sehen, obwohl die Stimme so klar und deutlich war. Faszinierende Sprechanlage.

„Ich wollte dich zu unserem Duell abholen!“, rief er ohne sich von der Stelle zu bewegen.

„Du brichst hier ein, Jonouchi.“ Nun drehte sich der Blonde um und fand die Überwachungskamera. Mit starrem Blick sah er in die blitzende Linse und spürte förmlich den kalten Blick am Empfangsgerät. Katsuya wusste, dass er den anderen mit seinem Grinsen nur noch wütender machte, um so verwunderter war er über das Nächste. Das Tor schwang auf und die Worte: „Nimm deine Maschine mit rauf.“, drangen aus der Anlage.

Mit einem noch breiteren Grinsen bestieg Katsuya seine BMW und fuhr die Auffahrt hinauf. Er parkte sie dort etwas versteckt und betrat das riesige Gebäude. Etwas verwundert über das fehlende Personal, sah er sich um. Doch dieses Gefühl wurde sofort überschattet, als er Seto in der oberen Etage an der Treppe sah. Zwar war die Haltung und der Ausdruck des anderen wie immer, doch seine Ausstrahlung war eine ganz andere. Langsam kam Jonouchi die Treppe zu ihm hinauf und musterte ihn von Oben bis Unten.

„Es ist erst halb 8.“, sagte dieser Nüchtern, als wäre Katsuya zu einem Termin zu früh erschienen.

„Perfektes Timing für ein leckeres Frühstück.“, erwiderte der Blonde und betrachtete sich den Brünetten genauer. Die Augenringe sprachen Bände. Wie lange hatte der schlanke und gebrechlich wirkende Körper nicht geschlafen und anständig gegessen?

Katsuya wusste, dass der andere stabil gebaut war, aber ohne Schlaf und Nahrung … er war sich sicher, dass er auf beides verzichtete, seit Mokuba weg war … würde selbst der sprichwörtlich stahlharte Körper nachgeben. Sacht legte er eine Hand auf die Brust des reservierten jungen Mann und ließ sein Grinsen breiter werden. Automatisch funkelten seine Augen spitzbübisch und er schlang seine Finger in den Stoff.

„Mitkommen. Ich mach uns eines. Und du wirst mein köstliches Essen anbeten und verschlingen.“ Er ignorierte den geliebten Todesblick und zog Kaiba mit sich in die Küche.

„Wo ist dein Personal?“, fragte er und verfrachtete seinen Liebhaber auf einen Stuhl am Küchentisch.

„Ich habe sie freigestellt.“, antwortete der andere knapp und blieb sitzen. Er wollte nichts Essen. Ein Kaffee würde ihm reichen. Doch gerade in diesem Moment hatte er kein Bedürfnis, sich gegen Katsuya aufzulehnen.

„Damit sie nicht sehen wie fertig du bist?“, fragte der Blondschopf und wusste, dass er damit ins schwarze Traf. Er spürte wie der Brünette ihn noch mehr mit seinen kalten Augen taxierte und versuchte zu ergründen, weshalb Jonouchi ihn so gut einschätzen konnte.

„Du solltest Essen und schlafen. So kannst du Mokuba nicht he … Hey, Kaiba!“, riefe Katsuya erschrocken, als er sah wie Seto auf den Tisch sackte. Er verbarg sein Gesicht auf den Armen und wurde von einem Zittern nach dem anderen Ergriffen. Dieses schien sogar noch stärker und unkontrollierter zu werden, als der Blonde zu ihm eilte und die Arme um ihn schlang.

Das halb fertige Frühstück stand verlassen auf der Anrichte und Katsuya war gerade heillos überfordert. Nie hätte er sich Kaiba so vorgestellt. Nie hatte er sich ihn so vorstellen wollen. Kaiba war in seinen Augen immer stark und unnahbar. Auch wenn er schon öfters dessen Verzweiflung wahrgenommen hatte, betreffend verschiedener auswegloser Situationen … das hier war ein Nervenzusammenbruch.

Fest schlossen sich seine Arme um den Größeren und langsam ließ das Zittern nach und die kalten Augen tauchten aus ihrem Versteck auf. Keine Träne war aus diesen getreten und die Mimik hatte sich kein Stück verändert. Die Maske hielt perfekt, doch das war es wohl, was dem Körper den Rest gegeben hatte.

„Seto ...“, flüsterte Jonouchi und strich ihm sacht durch den braunen Schopf. Kaum das er die Umarmung gelöst hatte, erbebte der junge Körper erneut und Kaiba schluckte hart. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und hielt es Katsuya hin. Langsam richtete er sich auf und begann das Frühstück fertig zu stellen, als der Blonde sich die Bilder auf dem Smartphone ansah.

Er wurde leichenblass und die Übelkeit stieg in ihm empor. Er hatte drei Bilder vor sich. Auf den ersten Beiden waren zwei schwere Fleischwunden zu sehen aus denen das Blut herausquoll. Auf dem letzten sah man den Körper, dem diese Wunden zugefügt wurden waren: Mokuba.

Katsuya war das Herz stehen geblieben und für eine Sekunde schien es die Welt diesem gleich zu tun. Das technische Wunderwerk fiel ihm aus der Hand zu Boden und er schnellte herum um Kaiba von hinten zu umarmen. Kaum berührte er diesen, fing der Firmenchef erneut an zu zittern. Katsuya konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Langsam bröckelte die kalte Maske des Umarmten. Das Zittern wurde immer heftiger, doch noch immer bildeten sich keine Tränen in den vom Schlafmangel geröteten Augen, die langsam ihren Glanz verloren. Apathisch sah der verzweifelte Duellant auf die Arbeitsfläche und ballte seine Hände zu Fäusten. Sofort fingen das bereits geschundene Fleisch erneut an zu Bluten.

Katsuya konnte nicht sagen, wie lang sie hier standen. Schweigend, bis sich der Ältere aus seinem Griff löste und sich zu ihm umwand.

„Er lebt noch“, sagte er mit rauer Stimme und eine bittere Erleichterung durchfloss Jonouchi. Es war gut das der Kleine noch lebte … aber mit solchen Wunden musste er unglaubliche Schmerzen erleiden.

„Hast du eine Spur?“, fragte er mit brüchiger Stimme und vergaß vollkommen jede vorangegangene Situation die je zwischen ihnen entstanden war.

Hier und jetzt war Seto Kaiba ein großer Bruder und sein Freund der furchtbares durchlitt und dem er helfen wollte.

„Nein.“, kam die niederschmetternde Antwort und wie wenige Tage zuvor, schlug Setos Faust in eine Wand. Diese Handlung zerrte die beiden Jungen zurück in die Wirklichkeit und dem was ihnen noch bevorstand.

„Du sagtest er habe in Ägypten ein Blutbad angerichtet.“

„Ja“, antwortete Katsuya und schluckte hart. Er hoffte Inständig, dass Mokuba kein neues Opfer für eine solche Tat werden würde.

Seto ging zu seinem Platz zurück und ließ sich darauf fallen. Erst als Katsuya das Essen und den Kaffee vor ihn stellte, hob er seinen Blick und schien dankbar dafür, dass der Blonde ihn nicht direkt ansah. Sie zwängten sich etwas von dem Frühstück rein und versuchten schweigend ihre Fassung wieder zu gewinnen. Langsam verschwand der gebrochene Gesichtsausdruck und Kaiba fand zu seiner üblichen Fassade zurück. Erst jetzt wagte Katsuya es ihn erneut anzusehen und lächelte sanft.

„Wir finden Mokuba. Wir retten ihn und bringen dieses Arschloch zur Strecke.“

Ein kurzes ungewolltes Lächeln huschte über das Gesicht des Brünetten und schien wie eine Sinnestäuschung. Doch Katsuya lehnte sich zu ihm über den Tisch und legte seine Lippen unendlich sanft auf die seines Drachens. Ein Drache der gerade nicht fliegen konnte. Ein Drache der kein Feuer mehr spie. Ein Drache der Kraft brauchte um zurück schlagen zu können. Doch wie sollte Katsuya ihm diese Kraft geben, wenn ihm selbst gerade die Hoffnung schwand.

Er wollte helfen, wollte seine Freunde beschützen. Aber hier uns jetzt fiel ihm nichts anderes ein als diese sanfte Geste. Die Lippen des anderen schmeckten salzig, doch noch bevor ihm bewusst wurde, dass dies von seinen eigenen kam, löste er den Kuss und richtete sich auf. Er räumte ab und strich kurz durch den braunen Haarschopf. Als er seine Hand aus der braunen Seide löse spürte er eine Veränderung und den Drachen langsam erwachen.

Kaiba hob den Blick und ein gefährliches Blitzen erschien in den eisblauen Augen. Sie wirkten bedrohlich wie nie zuvor und die Aura des Firmenbesitzers veränderte sich immer mehr. Kurz wich Katsuya zurück als ein kalter Wind durch die Küche zu wehen schien und tatsächlich ihre Haare und Kleidung bewegt wurden.

Der Blick von Kaiba heftete sich auf die Uhr und er erhob sich. Sämtliche Müdigkeit war von seinen Zügen verschwunden und er sah sich kurz nach Jonouchi um.

„Ich gehe duschen, dann können wir los.“

„Was?“, fragte der Blonde verwirrt und sah dem zu Eis gefrorenen Menschen nach. Hieß das Kaiba würde sich tatsächlich von ihm „abholen“ lassen?

Etwas Fassungslos darüber stand er in der Küche, las dann aber Kaibas Handy auf und untersuchte es auf Schäden. Es gab keine. Doch dafür fiel ihm etwas anders auf. Der Hintergrund des Bildschirms zeigte nicht nur einen weißen Drachen, wie er es erwartet hatte, sondern auch einen schwarzen. Ein leichtes Lächeln erschien in Jonouchis Gesicht als er die sich bekämpfenden Drachen betrachtete. Es war ein tolles Bild. Voller Leben und Leidenschaft. Ein heißer Kampf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2015-06-24T20:00:29+00:00 24.06.2015 22:00
Das ist ja mal fies das Mokuba leiden muss weil Yugi gewonnen hat, und so nun verletzt ist. Kein Wunder das Seto so fertig ist, trotzdem ist es schön das sich Seto hier von Joey in den Arm nehmen lässt, sich bei diesem Kraft holt um Mokuba zu befreien und diesen Martines das Genick brechen kann. Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2015-06-22T18:27:45+00:00 22.06.2015 20:27
Wow. Nur weil Katsuya durch seine Haare gestrichen hat, ist der Drache wieder zum Leben erwacht?
Ich fiebere wirklich mit, und hoffe, dass Mokuba noch gerettet werden kann, ehe er doch noch ein Opfer wird.
Nur, was können sie gegen Martinez ausrichten? Wie können sie gegen seine Magie ankommen? Besitzt Kaiba vielleicht auch Magie? -> wegen dem eisigen Wind, der in der Küche aufgekommen ist, als der Drache erwachte. XD

Von:  Nathalie
2015-06-22T15:30:34+00:00 22.06.2015 17:30
Hi

Das hast du sehr schön geschrieben, vor allem der Schluss, ab da wo der Drache erwacht, ich konnte es richtig fühlen.

Lg

Nathalie


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