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Shinri

von

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Trance

18. Kapitel - Trance
 

Rauschen, Lärm, Stille. Oben, Unten. Hell, Dunkel. Licht, Schatten. Tag, Nacht. Zeit, Raum. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Selbst, Andere. Gut, Böse. Richtig, Falsch. Gedanken, Gefühle, Gespür. Wahrheit, Lüge. Realität, Illusion.
 

Alles schien durcheinander zu wirbeln und gleichzeitig auf sie einzuwirken. Ihre Gedanken wurden unklar und lösten sich im Nichts auf. In ihrem Kopf drehte sich alles und zugleich fühlte es sich an, als würde sie in einen Strudel gesogen und immer tiefer in die endlose Schwärze fallen, in ein schier unendlich tiefes Loch, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Gefangen in einer Starre, herbeigeführt durch eine tiefe Trance, stand Shinri regungslos in dem großen Raum. Sie war alleine mit Amon, dem Mann, dem sie ihr neues Leben zu verdanken hatte. Dem Mann, der die Anti-Bändiger-Revolution begonnen und zu verantworten hatte. Dem Mann, der mit seinen Kräften auf die einwirkte und dafür sorgte, dass sie einen Teil von sich selbst vergaß. Sie vergaß ihre Gefühle der Freundschaft für Korra, Mako, Bolin und Asami. Ihren Respekt und ihre Hochachtung vor Tenzin. Ihre Liebe zu Hasook. Ihre Bindungen zu Pema und ihrer Familie. All das schien sich aufzulösen und zu verschwinden. Nichts davon existierte mehr in ihren Gedanken.
 

Amon lies alle Bände zerreißen und alle Bindungen verschwinden, sodass die Gefühle, die mit ihnen verbunden waren, ebenfalls in den Strudel gezogen wurden und sich im dunklen Nichts auflösten. Shinri hätte nicht genau sagen können, wie lange diese Prozedur gedauert hatte. Vielleicht Stunden, aber möglicherweise auch nur wenige Augenblicke. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie wollte oder nicht. Alles an was sie sich erinnerte war die Aufgabe die sie zu erfüllen hatte. Sie, Aya, Untergebene von Amon und wesentlicher Teil der Equalisten und der Anti-Bändiger-Revolution. Außer ihrer Mission existierte nichts auf dieser Welt. Ihr Lebenszweck bestand einzig und allein darin, Amon zu Diensten zu sein und ihm dabei zu helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
 

Zufrieden lies Amon die Hände sinken und der Wasserwirbel, welcher um das Kopf des Mädchens gekreist war, landete mit einem lauten Platsch auf dem Boden und hinterließ dort ein dunkle Pfütze, die langsam in den Holzboden sickerte. Das Mädchen war inzwischen zu Boden gesunken. „Steh auf!“, befahl der Mann mit der Maske. Sie gehorchte augenblicklich. „Wie ist dein Name und wie lautet deine Aufgabe?“, fragte er scharf. „Mein Name ist Aya.“ Das Mädchen hob den Blick und sah dem Anführer der Equalisten direkt in die Augen. „Ich diene einzig und allein unserer Sache, der Revolution, welche die Gleichheit aller Menschen herbeiführen wird. Unser erklärter Feind sind alle Bändiger und jene, welche sich gegen uns zu stellen versuchen.“ „Sehr gut.“ Amon nickte zufrieden und gestattete sich ein Lächeln. Dann wurde er wieder ernst. „Heute wird Hiroshi Sato vor dem Rathaus zu unseren Anhängern sprechen. Sorge dafür, dass die Bändiger sich ruhig verhalten. Und halte nach dem Avatar und ihren Freunden Ausschau. Du weist was du zu tun hast, falls sie sich zeigen.“ Aya nickte. „Selbstverständlich.“ „Gut.“ Der Mann mit der Maske fuhr fort: „Danach bringe unsere Gefangenen zusammen mit dem Leutnant zur Insel des Lufttempels. Dort werde ich sie endgültig von ihrer Unreinheit erlösen. Danach geh zu unserem Außenstützpunk und triff dich dort mit Hiroshi Sato. Sorge dafür, dass sich niemand unseren Plänen in den Weg stellt.“ „Jawohl.“ Ehe das Mädchen den Raum verlassen konnte, rief Amon hinter ihr: „Ich sage es noch einmal: Achte besonders darauf, dass der Avatar und ihre Freunde uns nicht in die Quere kommen.“ Aya drehte sich um und verbeugte sich tief. „Verstanden.“ Dann verlies sie den Raum und schloss die Tür hinter sich. Ehe sie sich auf den Weg machte, griff sie nach ihrer Maske und setzte sie auf.
 

Wie angekündigt hatte sich eine Vielzahl von Amon´s Anhängerschaft vor dem Rathaus versammelt. Viele uniformierte Equalisten umstellten den Platz, um sicher zu gehen, dass nichts schief ging. Vor einem Podest stand Hiroshi und sprach zu den Menschen auf dem Platz: „Heute ist ein glorreicher Tag, meine Equalisten Brüder und Schwestern. Amon hat die tyrannische Bändigerregierung gestürzt und das Bändigen für illegal erklärt. Und er hat den Avatar in die Flucht geschlagen. Unser großartiger Anführer geleitet uns in die Zukunft. Das Bändigen wird radikal ausgemerzt und wir werden in einer Welt leben, in der endlich alle gleich sind. Die vereinten Streitkräfte sind auf dem Weg um diesen Traum zu zerstören, aber wir werden siegen.“ Der Industrielle hob triumphierend die Hände und die Masse jubelte ihm zu. Ja. Der Sieg war zum Greifen nahe, doch dennoch hieß es wachsam bleiben und auf alles vorbereitet sein. Schließlich war der Avatar und ihre Freunde noch auf freiem Fuß, viele Bändiger waren mit ihren Idealen nicht einverstanden und General Iroh war mit seiner Flotte im Anmarsch. Also konnte man sich mitnichten auf Lorbeeren ausruhen. In Gedanken versunken, meinte Aya in diesem Augenblick zwei Equalisten bemerkt zu haben, welche sich von der Versammlung schlichen. Aufmerksam suchte sie die Umgebung ab. Es war niemand mehr zu sehen. Das musste sie sich wohl nur eingebildet haben. Vielleicht war sie etwas zu angespannt. Es stand schließlich einiges auf dem Spiel. Das war ihr durchaus bewusst. Auch dem Leutnant ging es nicht anders. Bildete sie sich das nur ein, oder behielt er sie die ganze Zeit über im Blick? Hatte er Angst, dass sie etwas verpatze? Er hatte sie noch nie sonderlich leiden können. Eine Bändigerin, der es gestattet war unter Amon zu arbeiten? Ein Unding, in seinen Augen. Aya seufzte innerlich auf. Egal wie sehr sie es versucht hatte, wie sehr sie sich angestrengt hatte, ihm hatte sie es nie Recht machen können. Und auch jetzt schien er zu erwarten, dass sie es versaute. Sein strenger Blick fokussierte sie noch qualvolle Augenblicke lang, ehe er wieder stur nach vorne sah.
 

„Los. Mitkommen!“, befahl der Leutnant knapp. Aya und der Leutnant waren ins Versteck zurück gekehrt um ihren nächsten Auftrag auszuführen. Sie sollten die gefangenen Bändiger auf die Insel des Lufttempels bringen, wo sie von Amon bereits erwartet wurden, damit er sie von ihrer Unreinheit befreien konnte. Die Gefangenen wurden gefesselt und mit einer Augenbinde aus den Gefängnissen in die Transporter geführt. Von dort aus wurden sie bis zur Yue Bucht gefahren. Am Ufer zerrte der Leutnant sie aus dem Laderaum und Aya erschuf mittels Wasser- und Erdbändigen eine sichere Route, welche auf die Insel des Lufttempels führte. Die Brücke wurde zerstört, als alle Gefangenen, Mitglieder der Weißen Lotus und Mitarbeiter der Polizei, sie überquert hatten und in einer langen Schlange ergeben auf ihr Schicksal warteten.
 

Die Säuberungsaktion dauerte die ganze Nacht. Amon zeigte sich sichtlich zufrieden. „Der erste Schritt ist getan. Bald ist die gesamte Stadt equalisiert.“, sagte er zu seinen getreusten Untergebenen, „Und sobald wir den Avatar und ihre Freunde haben, equalisieren wir den Rest der Welt.“
 

Der nächste Auftrag führte Aya zu einem Außenposten der Equalisten außerhalb der Stadt. Dort hatte Hiroshi Sato seine neusten Erfindungen in mehreren Hangar untergebracht: Flugmaschinen. Dies würde der entscheidende Trumpf gegen die Vereinten Streitkräfte sein. Aya trat Sato in einem der Hangar an, während er die letzten Handgriffe an einem der Flugmaschinen machte. Schließlich kam er mit seinem Rollbrett unter dem Flugzeug hervor und gab dem Piloten ein Zeichen. „Alles klar. Die Maschine ist startklar.“ Erst in diesem Moment wurde er auf das Mädchen aufmerksam. „Hat Amon dich geschickt?“, fragte er und klang dabei nicht sonderlich begeistert. Vielleicht missfiel ihm der Gedanke, dass Amon ihn durch eine Untergebene überwachen lies. „Ja.“, antwortete Aya mit einem bestätigendem Nicken. Der Blick des Industriellen verfinsterte sich. „Glaub Amon etwa, dass ich es nicht ohne seine Überwachung schaffe?“ „Mir liegt nichts ferner, als die Befehle unserer Anführers in Frage zu stellen, doch ich bin mir sicher, dass er eure Fähigkeiten nicht anzweifelt. Ich soll jediglich die Augen offen halten. Nur für alle Fälle.“ Tonlos murrte Sato und wandte sich ab, um die restlichen Flugmaschinen zu überprüfen. Das Mädchen blieb dabei immer in seiner Nähe, versuchte aber nicht den Eindruck zu erwecken ihn zu überwachen. Sie wollte ihm nicht auf die Pelle rücken, aber sie wusste nicht recht, was sie sonst tun sollte. Der Avatar tauchte hier sicherlich nicht auf, schon allein, da dieser Ort geheim war.
 

Schließlich waren alle Flugmaschinen startklar und der Morgen dämmerte. Dichter Nebel lag über der Stadt. Doch das hielt Sato und seine Flugstaffel nicht auf. Im Gegenteil. Im Nebel wäre es leichter die Vereinten Streitkräfte zu überrumpeln. Auf die Frage hin, ob sie ebenfalls mit fliegen wollte, verneinte das Mädchen höflich. Sehr zu ihrem Bedauern vertrug sie Verkehrsmittel diverser Art nicht. Egal ob Schiff, Flugzeug, oder Auto. Ihr wurde schlecht und das wäre alles andere als vorteilhaft. Sie blieb lieber mit beiden Füßen auf dem Boden und sicherte das Gelände.
 

Allerdings lies sich niemand blicken und Hiroshi Sato´s Angriff war ein voller Erfolg. Die Flotte der Vereinten Streitkräfte wurden vollständig vernichtet und somit war die Armee nicht in der Lage die Equalisten aus der Stadt zu vertreiben.
 

„Etwas hat die Kontakte unterbrochen!“, rief ein Equalist durch den Haupthangar. Aya und Hiroshi wurden hellhörig. Mit Kontakte meinte der Mann die „Stolperdrähte“, die um das gesamte Gelände gespannt warten. Mit Stolperdrähte waren keine herkömmlichen gespannten Seile oder Drähte gemeint, über die man fallen konnte gemeint, sondern viel mehr eine Art Alarmanlage, die vor Eindringlingen warnte. Durch eine Reihe von Pfählen, die um das Gelände aufgestellt waren, lief ein unsichtbarer elektrischer Impuls, welcher ein Signal an die Basis sendete, wenn man diesen unterbrach, also durch die Pfähle hindurch schritt und zudem sorgte der Stromschlag dafür, dass die betreffende Person augenblicklich handlungsunfähig gemacht wurde. Sie hatten einen Tag auf dem Gelände verbracht, doch jetzt erst regte sich etwas. „Der Avatar!“, entfuhr es Hiroshi Sato, als er auf das Armaturenbrett starrte, welches anzeigte, bei welcher Stelle der Stromimpuls unterbrochen worden war und das gleich von drei Personen. Höchst wahrscheinlich hatte er recht. Aya löste sich von der Wand und trat neben Sato. „Wenn Sie erlauben, nehme ich mich des Problems an.“, sagte sie. Der Mann zögerte kurz, aber nickte dann.
 

So kam es, dass Aya und zwei weitere Equalisten sich auf den Weg machten, die höchst wahrscheinlich immer noch ohnmächtigen Eindringlinge in Gewahrsam zu nehmen. Allerdings stellte sich heraus, dass der Avatar keiner der Drei war, dafür aber zwei ihrer Freunde und General Iroh höchst persönlich. Darunter Asami Sato, Hiroshi Sato´s Tochter und Bolin von den Feuerfrettchen. Auf ein Zeichen von dem Mädchen hin, wurden die Eindringlinge gefesselt und in ein Gefängnis im Haupthangar gebracht. Hiroshi Sato kam, um die Gefangenen zu begutachten und als er seine Tochter unter ihnen erkannte, befahl er allen, sich zurück zuziehen und ihn mit den Gefangenen allein zu lassen. Sein Wunsch wurde respektiert. Aya und die anderen Equalisten verliesen den Hangar um anderen Arbeiten nach zu gehen. Schließlich gab es noch viel zu tun.
 

„Die Flugzeuge sind jetzt startklar.“, teilte ein Equalist, der an Aya´s Seite war Hiroshi mit. „Gut- Sie sollen die Flotte vernichten.“, befahl der Mann und die Augen der Gefangenen, die inzwischen alle zu sich gekommen waren, weiteten sich. Sato wandte sich ihnen zu. „Ja genau, General. Ihre Nachricht an Kommandant Bumi wurde abgefangen, daher weiss ich präzise, wo die Flotte sich versteckt.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verlies den Hangar. Der Equalist folgte ihm. Nur Aya blieb noch kurz stehen, um die Gefangenen anzusehen, doch dann riss sie sich selbst aus ihren Gedanken. Amons Befehle waren eindeutig. Sie hatte sicher gestellt, dass die Gefangenen nicht entkommen und noch in ihrem Gewahrsam waren, danach, so hatte man ihr vor wenigen Minuten über Funk mitgeteilt, sollte sie der Versammlung der Equalisten im Stadtzentrum, bei dem Amon zu seinen Anhängern sprach und die letzten Luftbändiger von ihren Bändigerkräften befreite, beiwohnen.
 

Aya wandte sich ab. Doch ehe sie hinaus schreiten konnte, murmelte der gefangene Junge fragend: „Shinri?“ Sie blieb stehen und zögerte. Dieser Name... Es war beinahe so, als gehörte er zu etwas, was sie seit langem vergessen zu haben glaubte und es schien sich an die Oberfläche zu drängen, um herauszubrechen. Unsinn. Unmerklich schüttelte sie den Kopf, um sich von allen nebensächlichen Gedanken zu befreien und machte sich auf den Weg, um ihre Befehle auszuführen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-09-11T20:05:08+00:00 11.09.2015 22:05
Hammer Kapitel
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird.
Hoffentlich kann Korra sie von der Gehirnwäsche befreien.
Antwort von:  Yumiko_Youku
11.09.2015 22:14
Vielen, lieben Dank. :)
Das wird sich herausstellen. ;)


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