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Magi - The Labyrinth of MMORPG

von
Koautoren: Arcturus  _Delacroix_

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Fahrstuhlmeetings

„Pling!“, verkündete der Fahrstuhl fröhlich und Jafar Bowden verdrehte genervt die Augen. Er hasste dieses „Pling“-Geräusch und die ständige Warterei auf den Fahrstuhl, die hasste er auch. Er hasste die enge, graue Kabine, in der man nur auf die bunt leuchtenden Knöpfe gucken konnte. Er hasste den Fakt, dass gerade bei seiner Etage die Leuchte durchgebrannt war und er hasste den Geruch nach Hochhaus und nach Fahrstuhl.

Oh und natürlich hasste er auch den nervigen Nachbarn, der immer im letzten Moment in den Fahrstuhl sprang, um dann schweigend neben ihm zu stehen, bis er im Kopf bis 213 gezählt hatte und durch die sich gerade öffnende Tür fliehen konnte.

Kurzum, er hasste einfach alles.

Nur die Plastikhülle in seinen Händen, die hasste er nicht. Jafar erlaubte sich einen kurzen Blick auf seinen neuesten Besitz. Er hatte lange gespart um sich das Add-On gleich am Erscheinungstag kaufen zu können und nun hatte er es. Mit neuen Rüstungen, besseren Waffen und neuen Dungeons zum erforschen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er würde heute bestimmt die halbe Nacht spielen.

Er, Sin und wahrscheinlich auch alle anderen Mitglieder ihrer Magi-Gilde.

Jedenfalls alle, die seine Rundmail bekommen hatten.
 

Vor ihm öffnete sich schwerfällig die Fahrstuhltür und fast wie auf Befehl wurden hinter ihm Schritte lauter.

„Sorry“, murmelte eine männliche Stimme und presste sich zu ihm in den kleinen, engen Raum hinein. Jafar rollte mit den Augen. Natürlich musste der Kerl aus dem Achten gerade jetzt wieder auftauchen. Tat er ja immer. Er musste ihn nicht mal mehr sehen um zu wissen, dass er es war. Mittlerweile kannte er schon seinen Geruch.

Kein Mensch sollte seinen Nachbarn am Geruch erkennen können. War zumindest seine Meinung. Unwillkürlich machte er einen Schritt zur Seite und starrte weiter die Produktbeschreibung an. Es waren nur zwei Minuten. Zwei kurze Minuten.

Hundertzwanzig Sekunden und eine Geruchsmischung wie man sie sicher auch für Sindrias Märkte einprogrammiert hätte, hätte das einen Sinn ergeben. Es roch schwer, benebelnd und irgendwie orientalisch.
 

„He, sag mal, spielst du das?“
 

Jafar hob den Blick. Das war neu. Normalerweise starrte der Typ ihn nur durch die getönten Gläser seiner Sonnenbrille an und redete nicht auch noch mit ihm. Automatisch fasste er sein Spiel fester. Egal was der Typ wollte, seinen Einkauf würde er ihm sicher nicht abtreten.

„Tue ich“, entgegnete er einsilbig.

Jahrelange Erfahrung mahnten ihn, dass es kein gutes Zeichen war, wenn sich ein Erwachsener für seine Spiele interessierte. Bestimmt fragte der Fatzke ihn gleich nach der Altersfreigabe. Der Altersfreigabe oder seinen Noten.

Als hätte er nicht schon genug Probleme. Aus den Augenwinkeln schielte er zur Anzeige hinüber. Nur noch ein Stock, dann konnte er aussteigen. Ein kleiner Stock. Warum fuhr das verdammte Teil nicht schneller?
 

„Und wie ist dein Nickname?“
 

Jafar verlegte sich aufs finstere Starren: „Als ob ich das einem Fremden im Fahrstuhl sagen würde“, antwortete er kühl.

Egal ob der Typ im achten Stock wohnte oder nicht, damit würde er nicht herausrücken. Der Kerl war ihm völlig unbekannt und mindestens zehn Jahre älter als er. Mochte er das Spiel kennen oder vielleicht auch nur so tun, wer wusste schon was er hinter verschlossenen Türen trieb?

Nein, nein.

So blöde war er nicht.

Am Ende hatte er dann entweder einen Peversling oder einen Noob an der Backe und musste es irgendwie Sin und den Anderen erklären.

Kam gar nicht in die Tüte.

„Hör mal Kleiner“, versuchte es sein Gegenüber noch einmal, doch Jafar hörte schon gar nicht mehr richtig hin. Die Leuchte war eins weiter gesprungen und dank der defekten Birne ausgegangen, der Fahrstuhl ruckte und quietschte und schließlich öffnete sich die Tür.

Eilig sprang er auf den Gang, machte sich nicht einmal die Mühe dem ungeliebten Nachbarn noch ein „Wiedersehen“ vor die Füße zu werfen, sondern marschierte direkt zu der rettenden Wohnungstür.

Wenn er Glück hatte, würde Sin gleich on kommen. Dann konnte er ihm von dem aufdringlichen Typen erzählen, der immer vor dem Fahrstuhl auf ihn lauerte.

Sicher war sicher.

Falls der Kerl auf die Idee kam ihn im Wald zu verscharren, würde es dann wenigstens einen Anhaltspunkt für die Ermittler geben und wenn nicht... Dann konnte er bestimmt seine Laune heben. Sin konnte immer seine Laune heben, jedenfalls immer dann, wenn er ihn nicht völlig zur Weißglut trieb.
 

Jafar schlüpfte aus seinen Schuhen und ging dann in die Küche um dort seinen Laptop aufzubauen. Eigentlich wollte er ja das Update installieren, aber nach seiner Begegnung der dritten Art wollte er sein Glück doch zuerst in der Gruppe versuchen.

Es dauerte einen Moment bis der Laptop gestartet und das Programm geladen war und dann noch einmal einen, bis die Kaffeemaschine fertig durchgelaufen war. Das kostete zwar Zeit, aber das Koffein brauchte er jetzt.
 

Dann gab er sein Passwort ein und klickte auf den Gruppenchat.
 

Pisti: „Und dann hat er gesagt, er möchte gerne mein neuer Freund sein und das ich niedlich bin. ♥“
 

Jafar schüttelte den Kopf. Den gleichen Text hatte Pisti erst zwei Tage zuvor bezüglich eines anderen Jungen gepostet. Kein Wunder, dass sie inzwischen einen gewissen Ruf weg hatte. Aber das würde er ihr jetzt nicht sagen. Nein, sollte Spartos sehen wie er aus der Unterhaltung wieder herauskam. Er musste sich erst einmal um sich selbst kümmern und dafür brauchte er … Jafar drückte auf den PN-Knopf.
 

Sin?“, tippte er auf die erscheinende Rolle und schickte sie auch gleich ab. In der Regel musste er dann nicht lange warten, bis - „Pling“, machte das System und Jafar atmete erleichtert auf. Er war also wirklich schon da.

Hast du das Add-On bekommen?“, fragte er auf das „Ja?“ seines Freundes hin, nur um dann zögernd die halbfertige Nachricht anzusehen.

Sollte er wirklich?

Doch, das musste jetzt heraus und wem wenn nicht Sin sollte er es sonst erzählen?

Mein Nachbar von oben ist merkwürdig“, tippte er nach einem Absatz darunter und drückte dann auf Senden. Er wusste, dass die nächste Rolle ein „Wieso?“ beinhalten würde und er wusste auch schon was er ihm schreiben würde.
 

Jafar nahm einen Schluck von seinem Kaffee, bevor er ein „Er wäre mir fast ins Add-On gekrochen“, zu schreiben begann. Hätte Sin neben ihm gesessen, er hätte es sicher genauer formuliert, aber da er leider nicht da war, sondern irgendwo, ging das natürlich nicht.

Er seufzte.

Manchmal wünschte er sich das irgendwo die JFK-High School wäre. Aber solche Zufälle gab es nicht. Nicht einmal bei den lokalen Spielservern von Magi, bei denen die Spieler ja angeblich alle aus der gleichen Ecke kamen.

Vielleicht wollte er sich mit dir anfreunden“, schlug Sinbad in der nächsten Nachricht vor und Jafar ertappte sich tatsächlich bei einem kleinen Grinsen.

Klar, das musste es sein. Es versuchten auch täglich Nachbarn sich mit ihm anzufreunden, die mindestens zehn Jahre älter waren als er.

Der Kerl könnte fast mein Vater sein“, tippte er in seine Antwort hinein.

So jung bist du doch gar nicht.“

Jafar schüttelte den Kopf. „Nein, aber der Kerl war trotzdem fast alt genug dafür.“

Es folgte eine längere Pause, bevor die nächste Rolle auf seinem Bildschirm erschien. Sie beinhaltete nur ein einziges Wort: „Oh.“

Allerdings kam Jafar nicht in die Verlegenheit sich eine Antwort darauf überlegen zu müssen, denn kaum hatte er das „Oh“ gesehen, erschien auch schon eine weitere Rolle.

He, weißt du was?“, beinhaltete sie und ließ damit nur eine einzige Antwort zu.:

Was?“

Wir sollten die letzten Ferientage ausnutzen und ein kleines Treffen veranstalten. Vielleicht finden wir dabei ja auch deinen Nachbarn wieder. ;-)
 

Jafar zuckte zusammen. Er wollte seinen Nachbarn nicht wieder finden. Er war froh ihn gerade losgeworden zu sein. Und eigentlich gefiel ihm die Idee mit dem Treffen auch nicht wirklich. Er war kein Mensch der sich traf. Er war glücklich wenn er ab und zu ein bisschen chatten konnte. Mehr brauchte er nicht, mehr wollte er nicht.

Aber wenn Sin sich das jetzt in den Kopf gesetzt hatte, dann hieß das – Jafar schluckte - Dieses Treffen würde stattfinden, mit oder auch ohne ihn und alles was er noch tun konnte, war umgehend damit zu beginnen Schadensbegrenzung zu betreiben.



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