Allein im Dunkeln
Draußen war es ruhig. Zum ruhig. Im Zimmer nebenan war es still. Zu still. Irgendetwas stimmte hier nicht, da war ich mit sicher. Leise schlich ich durch den riesigen dunklen Raum und schlüpfte durch den Türspalt in den Nächsten Raum. Man durfte mich nicht entdecken. Jedenfalls jetzt noch nicht.
Der nächste Raum war noch dunkler als der vorherige. Meine Augen brauchten eine Weile, ehe sie sich an Dunkelheit gewöhnten. In diesem Raum standen nicht viele Möbel. Viele verschiedene Gegenstände waren hier ausgestellt. Waffen! Es waren tatsächlich Waffen. In allen Größen und Arten waren sie hier ausgestellt. Von Schusswaffen, bis hin zu den seltsamsten Schlagstöcken. Sogar Kapfanzüge fehlten nicht.
Lange überlegte ich für meine Entscheidung nicht. Ich schnappte mir einen Helm, legte eine Kugelsichere Weste an und nahm mir eine Waffe, mit der ich, natürlich nur im Notfall, zuschlagen würde. Sie war wirklich seltsam: sie hatte einen langen Griff und eine breite, ausgebeulte Schlagfläche.
Nun schlich ich weiter, konnte aber den kommenden Unfall nicht verhindern. Ich stieß gegen ein Regal, das von Waffen nur so gefüllt worden war, und mit einem lauten Scheppern entleerte sich in wenigen Sekunden das Regal. Jetzt musste ich aufgeflogen sein! Ich stieß alles, was im Weg war, beiseite und rannte los. Im nächsten Raum wartet eine Überraschung auf mich.
Keine Wachen lagen dort auf der Lauer, denn es kam viel Schlimmer: ein Leichenlager. Ich war geschockt. Aber es war zu spät für sie, ich konnte ihnen nicht mehr helfen. Beim Vorbeirennen glaubte ich einige Leichen zu streifen und an ihnen hängen zu bleiben. Später sollte ich um sie trauern. Doch vorerst musste ich den Boss finden, der für all das hier verantwortlich war und ihn zur Rede stellen. Es stank hier. Schnell eilte ich an den verwesenden Leichen vorbei.
Ein lautes Rappeln war zu hören. Irgendwer betrat das Gebäude. Ich war in der Nähe des Ausgangs. Die Eingangstür wurde mit lautem Quietschen geöffnet.
Schnell legte ich mich auf die Lauer und wartete von meinem Versteck aus, meine Waffe bereithaltend. Durch den Türspalt dran Licht. Dann wurde die Türe zu dem Zimmer, in dem ich mich befand, geöffnet. Die geheimnisvolle Person trat ein, und ich zögerte nicht mehr und zog ihr mit der Waffe eins über.
Die Person sank in die Knie.
„Sag mal bist du verrückt?“, hörte ich eine all zu bekannte Stimme sagen. Die Person stand langsam auf und schaltete auch hier das Licht an. „Großer Bruder!“, rief ich aus. Er hielt sich sein Knie. „Das gibt eine Beule.“, sagte ich ganz schuldbewusst, als mit klar wurde, wen ich getroffen hatte. „Ich denke, das wird mehr als nur eine Beule.“, sagte er und schaute sich um. „Na klasse. Da wird sich Mama aber freuen. Du hast ja ihre halbe Wäsche auf den Boden geworfen! Und“, er ging ins nächste Zimmer und schaltete auch dort das Licht an, „du hast sämtliche Kochtöpfe umgeschmissen. Das sollten wir erstmal aufräumen! Aber zieh dir als erstes Mal das Sieb vom Kopf, nimm das Schneidebrett vom Bauch und leg die Bratpfanne wieder weg!“
Ich legte meine Rüstung ab und ging zu meinem aufräumenden großen Bruder. „Großer Bruder?“ „Hm“ „Bitte lass mich nicht noch mal so lange allein. Versprochen?“ „Versprochen.“, sagte er, „aber hilf mir jetzt.“ Ich lächelte, wohl wissend, dass er nächste Woche sein Versprechen spätestens brechen würde. Er hatte keine Wahl. Mama und Papa waren auch immer weg. Ich würde wieder alleine bleiben. Eine Weile schaute ich ihm zu, ehe ich half. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich am nächsten Morgen in mein Bett kam.
