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Guardian Teil1

Ein siebter Sinn
von

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3.

Ein ganzer Monat war nun schon vergangen, seit Yumi Kleith zum ersten Mal begegnet war. Seither waren sie sich nicht wieder über den Weg gelaufen, doch sie träumte beinahe jede Nacht vom ihm. Es war irgendwie aufregend gewesen, als sie bei ihm gewesen war, obwohl sie sich so aufgeführt hatte. Er war der Erste, der sich um ihretwillen sorgte und sich um sie kümmerte. Er hatte sie nicht verspottet oder beschimpft. Er hatte sie wie einen normalen Menschen behandelt und war für sie da gewesen, als es ihr schlecht ging. Und seine Augen gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Diese unglaublichen Augen, die ihr bisher nur ein einziges Mal bei einem Menschen begegnet waren und die nun plötzlich bei einem völlig Anderem wieder auftauchten! Wie konnte das sein? Sie wurde einfach nicht schlau daraus.

Es gab nie die Möglichkeit für sie, ihm seine Jacke zurückzugeben und sie wusste den Weg zu seiner Wohnung nicht mehr genau. Außerdem wäre es ihr auch sehr unangenehm und peinlich gewesen, zu ihm zu gehen. Das würde ja beinahe so aussehen, als würde sie ihm hinterherlaufen! Diesen Eindruck wollte sie ganz und gar nicht bei ihm erwecken! Seit ihrem Unfall mieden sie nun endgültig alle in ihrer Schule. Bis auf Sakura wollte keiner mehr etwas mit ihr zu tun haben. Ständig wurde hinter ihrem Rücken über sie getuschelt und viele gaben sich nicht besonders viel Mühe, die Gespräche vor ihr zu vermeiden. Eigentlich wollte Yumi gar nicht mehr zur Akademie gehen, aber ihre Tante würde nicht zulassen dass sie schwänzt und sie konnte sich noch gut an das letzte Gespräch mit ihr erinnern. Sie hatte ihr nur all zu deutlich gemacht, dass ein erneuter Schulwechsel nicht in Frage kam und sie ihre Nichte notfalls auf ein Internat schicken würde, wo sie dann mit den Schülern auskommen müsse! Ihre Tante! Sie drehte die Dinge gern so, wie sie es gerade brauchte. Yumi konnte sich nicht erinnern, dass diese ihr auch nur bei einem einzigen Gespräch richtig zugehört hätte! Sie war noch immer der felsenfesten Überzeugung, dass sich Yumi die Schwierigkeiten einredete und sie einfach nichts mit den anderen zu tun haben wollte. Sie ging davon aus, dass ihre Nichte eigenbrötlerisch war und sie einfach mehr auf die anderen zugehen müsse. Und noch immer war sie der Meinung, dass sie die Tragödie um ihre Familie noch nicht über-wunden hatte. An ihrer jetzigen Akademie gab es einige Vertrauenslehrer. Aber was würden die schon groß unternehmen, wenn sie zu ihnen ging? Sie dachten sicher nur, dass sie sich etwas zusammenreimte und würden die ganze Situation wie immer bagatellisieren. Das lief jedes Mal so. Sie hatte es versucht, wirklich versucht. In den ersten beiden Schulen hatte sie sich den Lehrern anvertraut und wollte mit ihnen sprechen, damit ihr geholfen wurde und sie besseren Anschluss fand. Sie war damals noch der Meinung gewesen, dass sie sich einfach nur erklären müsse. Aber keiner hatte sie so recht verstanden und worum es ihr ging. Die Vorurteile, die sie seit Jahren verfolgten, rissen einfach nicht ab! Sie fühlte sich wie eine Aussätzige und der Gedanke, einfach wieder wegzuziehen, so wie sie es die vielen Jahre zuvor auch getan hatte, beherrschte wieder einmal ihren Tag und ihre Gedanken. Für eine gewisse Zeit würde es sicher sehr erholsam sein, in einer fremden Stadt unter fremden Menschen zu sein, wo niemand ihre Vergangenheit und ihre Geschichte kannte. Aber so, wie es bisher immer abgelaufen war, würden die Leute noch früh genug dahinter kommen, weshalb sie wieder einmal umgezogen war und dann würde der Spießrutenlauf von vorne losgehen. Bisher hatte es immer einen an der Schule gegeben, der ihr hinterher spioniert und alles Erdenkliche über sie in Erfahrung gebracht hatte. Und ihre Tante kam ihr ebenfalls wieder in den Sinn mit ihrer Idee eines Internats. Dort würde sie vor ihren Mitschülern nicht weglaufen können, pflegte sie immer wieder zu sagen. Für solche Äußerungen hatte Yumi nur noch ein zynisches Schmunzeln übrig. Was wusste ihre Tante schon? Nichts! Sie konnte es also genau so gut auch sein lassen und sich lieber den Gemeinheiten an ihrer jetzigen Schule aussetzen. Lange würde sie sie sowieso nicht mehr besuchen. Irgendwann würde sie ihren Abschluss machen und dann verschwand sie hier! Es hielt sich ja nichts. Niemand würde sie vermissen. Ihre Tante würde ihren Geschäften nachgehen und sie würde versuchen, ihr eigenes Leben zu leben, auch wenn sie noch nicht so recht wusste, was sie damit anfangen sollte.
 

Das Wetter wurde nun immer besser, aber das gab ihr auch keinen richtigen Trost. Die Kirschblüte war in vollem Gange und die Sonne schien aus Leibeskräften. Während sich die meisten Schüler auf dem Schulgelände, vor allem im Schulpark, aufhielten, blieb Yumi allein im Klassenzimmer zurück. Sie mochte die Stille während der Pausen. Sie konnte dann ihren Träumen hinterher hängen, die sie noch nicht aufgegeben hatte. Es waren Träume von Frieden und Freundschaft. Von einem ruhigen Leben, umgeben von Freunden die sie wirklich mochten. Sie würde Gutes tun in der Welt, auch wenn sie noch nicht genau wusste, was sie tun würde. Gedankenverloren saß sie an ihrem Platz am Fenster und sah hinaus. Der Wind wehte durch das geöffnete Fenster und ihr sanft durch die Haare. Die Hand hatte sie unter das Kinn gelegt. Das Rauschen der Bäume ließ sie träumen, zog sie in andere Welten und sie schloss für einen Moment die Augen, um wenigstens ein Gefühl von Freiheit genießen zu können in diesem kurzen Augenblick. Sie dachte an Kleith. Was er wohl gerade tat und wo er war?! Es war eigenartig, dass sie ihn nicht mehr aus dem Kopf bekam. Es war beinahe so, als hätte sich ihr Leben seither vollkommen verändert und auf den Kopf gestellt. Die Hänseleien ihrer Mitschüler konnte sie seitdem viel besser ertragen und teilweise sogar ignorieren, auch wenn es durchaus nicht weniger geworden waren. Sollten sie doch reden! Was wussten sie schon von ihr? Nichts! Genau wie ihre Tante! Keiner kannte sie wirklich und ihr Innerstes. Sie seufzte. Augenblicklich erschien Kleiths Gesicht vor ihrem geistigen Auge und Yumi lächelte, ohne es zu merken. Im selben Augenblick kam Sakura um die Ecke um zu schauen, wo Yumi blieb. Mit viel Schwung, wie es für sie üblich war, schob sie die Schiebetür zum Klassenzimmer zur Seite. Sie konnte sich schon denken, dass Yumi wie immer im Schulgebäude geblieben war. Sie schien heute je-doch gar nicht zu bemerken, dass Sakura das Zimmer betrat das war neu! Sie stellte sich genau vor Yumis Tisch, die Hände in den Seiten und sah ihre Freundin tadelnd an. »Hey, Yumi!«, rief sie dann. Yumi erschrak sich fast zu Tode und fuhr zusammen. Sie starrte ihre Freundin mit weit aufgerissenen Augen an, die direkt vor ihr stand. Sakura konnte hin und wieder sehr bedrohlich auf andere Menschen wirken und das wusste diese sehr gut! Sie nutzte ihre herrische Art und ihre Mimik nur allzu gern, um sich Respekt zu verschaffen. »Was machst du so allein hier drin? Das Wetter ist so herrlich. Wir sollten nach draußen gehen und uns ein wenig in den Schulpark setzen.« »Geh’ ruhig. Die anderen warten sicher schon auf dich.« »Und du?« »Ich bleibe hier und gehe meinen eigenen Gedanken nach, so wie ich es sonst auch tue. Wir führen dieses Gespräch beinahe jeden Tag, Sakura. Irgendwann musst du es doch mal leid sein, ständig einen Korb von mir zu bekommen.« Sakura gab sich damit nicht zufrieden. Sie seufzte, rückte den Stuhl eines anderen Tisches heran und setzte sich darauf, Yumi genau gegenüber und die Arme trotzig vor der Brust verschränkt. Jetzt nahm sie ihre Freundin fest ins Visier.

»Seit deinem Unfall vor einem Monat bist du noch ruhiger als sonst. Was ist denn an dem Tag nur geschehen? Ich erkenne dich überhaupt nicht mehr wieder. Du bist so still und in dich gekehrt.« »Das habe ich dir doch schon erzählt. Ich bin gestolpert und leider Gottes auf die Straße gestürzt. Ein junger Mann brachte mich zu einem Arzt. Mehr war da nicht.« »Du weißt genau, dass ich dir kein einziges Wort davon glaube. Ich kann mir denken, wie es wirklich gewesen ist. Sicher waren es ein paar Schüler, die dich gestoßen haben. Das geht wirklich zu weit. Warum lässt du das mit dir machen? Du hättest zur Polizei gehen sollen. Das ist vorsätzliche Körperverletzung, wenn nicht sogar versuchter Mord! Dir hätte viel Schlimmeres geschehen können, Yumi. Ich mache mir doch nur Sorgen um dich. Du bist meine beste Freundin.« »Was soll ich denn bei der Polizei? Hätte ich ihnen vielleicht alles erzählen sollen? Was denkst du, würden diese Mädchen machen, wenn sie Polizeibesuch bekommen würden?! Ganz zu schweigen von ihren Eltern. Ich könnte mich hier nicht mehr blicken lassen. Die würden mich fertig machen. Vielleicht würden sie mich umbringen. Ich weiß nicht, wozu die noch fähig sind. Aber dass einige hier nicht ganz dicht sind, wusste ich ja schon vorher. Du weißt doch, wie die hier alle drauf sind. Und hör auf, zu übertreiben. Es ist ja nichts weiter passiert. Ich lebe schließlich noch und alle Knochen sind noch dran. Zumindest ist mir nichts Gegenteiliges aufgefallen.« dabei spreizte Yumi ihre Hand vor ihren Augen und betrachtete ihre Finger. »Zum Glück aber auch! Schön, dass du nach allem noch so zynisch sein kannst! Das hätte viel dümmer ausgehen können! Warum wechselst du dann nicht die Schule? Bist du diese ständigen Gemeinheiten denn nicht leid?«

»Sakura! Ich habe in den letzten drei Jahren fünf Mal die Schule gewechselt! Was, denkst du, hat mir das gebracht? Du solltest das doch nun wirklich besser als jeder andere wissen!«, fragend sah Yumi ihre Freundin an. »Natürlich nichts hat es mir gebracht! Erstens denken alle, ich wäre so eine aufsässige Schülerin, dass ich von sämtlichen Schulen geflogen wäre und wenn sie das nicht glauben, eilt mir mein guter Ruf voraus.«, dabei bedeutete Yumi mit ihren Fingern Anführungszeichen in der Luft. »Es ist also völlig egal, ob ich nun hier bleibe oder wieder mal in eine andere Stadt ziehe. Die kriegen ja doch wieder alles raus und dann geht das ganze Theater von vorn los. Also kann ich mir das auch sparen. Hier weiß ich wenigstens, woran ich bin.« »Aber so kann es nicht weiter gehen. Es tut mir so schrecklich leid, was sie dir antun. Ich komme so gut mit allen zurecht. Darum verstehe ich auch nicht, warum sie dich nicht leiden können. Du hast ihnen schließlich gar nichts getan.« »Vor jemandem wie mir haben die Leute einfach Angst. Ist doch normal. Ging dir doch genau so, als du mich das erste Mal getroffen hast.« »Mag sein, aber behandle ich dich immer noch so? Manchmal muss man auch bereit sein, neue Wege zu gehen! Schau mich an! Ich habe rote Haare! Ich sehe auch anders aus, als alle anderen hier. Auf mir treten sie deswegen nicht herum. Ich finde es unfair, wenn Menschen verurteilt werden, nur weil sie anders sind! Aber natürlich musst du dich auch zur Wehr setzen und etwas dafür tun, dass sie dich akzeptieren.« »Das ist doch was ganz anderes. Mit deinen roten Haaren bist du doch keine Gefahr. Alles, was sie nicht verstehen, macht ihnen Angst. Und alles, vor dem man Angst hat, muss vernichtet werden. Das war doch schon im Mittelalter so. Das war immer so und wird immer so sein.« Sakura seufzte. »Du scheinst dir das alles überhaupt nicht zu Herzen zu nehmen. Was, wenn sie eines Tages richtig ernst machen? Wenn du den ganzen Tag allein im Klassenzimmer hockst, gibt ihnen das doch erst recht die Gelegenheit, dir irgendetwas anzutun. Und ich kann mich nicht vor dich stellen, wenn ich nicht bei dir bin.«

»Du machst dir zu viele Sorgen, Sakura. Bei so einem Wetter bleibt keiner freiwillig drin. Hier ist der einzige Ort, an dem sie mich in Ruhe lassen. Die paar Jahre werde ich ja wohl noch aushalten. Außerdem bin ich inzwischen alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Du musst dich nicht schützend vor mich stellen. Ich komme schon klar. Immerhin bin ich es bisher auch oder?« »Das hat man ja gesehen, dass du auf dich allein aufpassen kannst. Du solltest an eine andere Akademie wechseln. Es bringt dir doch nichts, wenn du hier bleibst und nur gequält wirst.« »Ach, Sakura. Du verstehst das einfach nicht. Und das kannst du auch gar nicht, weil du nicht in meiner Haut steckst, aber daraus mache ich dir auch gar keinen Vorwurf. Du kannst mich sowieso nicht umstimmen. Vielleicht kommt ja irgendwann jemand, und dann ist alles nicht mehr ganz so schlimm. So lang ist es ja auch nicht mehr bis zu unserem Abschluss hier.« gedankenverloren blickte Yumi bei diesen Worten wieder aus dem Fenster. Ihre Augen strahlten, denn sie dachte dabei an eine ganz bestimmte Person. »Hey, Yumi.« Sakuras Stimme war sanfter geworden. Sie lächelte wissend. »Gibt es da etwas, das ich wissen sollte? Kann es vielleicht sein, dass du jemanden kennen gelernt hast? Bist du vielleicht sogar in ihn verliebt?« erstaunt sah Yumi wieder zu ihrer Freundin, dann lächelte sie.

Sie sagte jedoch nichts. Das war ihrer Freundin allerdings schon Antwort genug. »Aha! Erwischt! Und du erzählst mir nichts? Ich dachte, wir wären Freundin-nen. Ich bin wirklich enttäuscht von dir. Wie sieht er aus? Wie heißt er und wo kommt er her? Ist er auf unserer Akademie? Wie habt ihr euch kennen gelernt? Wart ihr schon zusammen aus?« »Es ist nichts weiter, Sakura. Mach nicht so einen Aufstand. Und vor allem, stell mir nicht so viele Fragen.« »Das kauf’ ich dir nicht ab. Sag’ schon. Wer ist es? Kenne ich ihn?« »Nein, du kennst ihn ganz bestimmt nicht. Ich kenne ihn ja selbst noch nicht einmal wirklich.« »Was? Sag’ mal, wen hast du denn kennen gelernt? Ich hoffe doch sehr, dass es nicht irgend so ein zwielichtiger Typ ist ohne Vergangenheit und so weiter. Lass dich bloß nicht auf irgendwelche krummen Sachen ein, Yumi!« »Ach Quatsch, was du dir wieder zusammenreimst. Es ist…«, Yumi vernahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel heraus und blickte aus dem Fenster auf den Schulhof. Ein Junge kam gerade durchs Schultor. Mit blonden Haaren und einer Schuluniform ihrer Akademie. Das halbmondförmige Wappen prangte auf seiner linken Brusttasche. Er ging direkt auf das Schulgebäude zu. Seine Tasche trug er mit einer Hand lässig über der Schulter. Das Hemd seiner Schuluniform hing über der Hose und bewegte sich ganz leicht im Wind. Yumi konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber ihr Herz machte einen Satz und mit einem Ruck hatte sie den Stuhl nach hinten geschoben und stützte sich mit den Händen auf den Fenstersims, um den Jungen besser sehen zu können. Mit einem lauten Krachen fiel der Stuhl um und Sakura erschreckte sich halb zu Tode.

»Yumi! Was ist denn los?« Yumi blickte dem Jungen mit großen Augen hinterher. Konnte das sein? War das wirklich möglich? Es war fast zu schön, um wahr zu sein! Träume konnten doch nicht einfach so wahr werden oder?! Sakura gesellte sich nun zu ihrer Freundin ans Fenster, um den Grund dieser Aufregung zu erfahren. Sie wollte unbedingt wissen, was Yumi da gesehen hatte. »Kleith. Das gibt’s doch nicht.«, flüsterte sie mit klopfendem Herzen und Sakura konnte den Namen gerade so verstehen. Um sich wieder zu beruhigen, legte Yumi die flache Hand auf die Stelle, wo sich ihr Herz befand. Sie schloss die Augen für einen Moment, aber sie fühlte deutlich das Glühen ihrer Wangen. Seine bloße Anwesenheit brachte sie derart aus der Fassung? Sie musste wirklich lernen, sich besser zu beherrschen!

»Was, Kleith? Wer soll denn das sein? Was ist das überhaupt für ein merkwürdiger Name?«, wollte die Freundin wissen und sah sie an. »Yumi, du glühst ja richtig. Ist alles in Ordnung mit dir? Bist du vielleicht krank?«, wollte Sakura wissen, doch dann machte sie große Augen, als sie verstand. »Oh mein Gott. Das ist er o-der?« »Er war bei dem Unfall dabei. Ich glaube, das ist er, ja.«, konnte Yumi nur flüstern. Sie war zu aufgeregt um lauter sprechen zu können. Er schien sie nicht bemerkt zu haben, denn er ging stur geraden Wegs ins Schulgebäude, ohne nach rechts oder links zu schauen. »Willst du ihm nicht mal „Hallo“ sagen, wenn du ihn schon kennst?« »Ich weiß doch gar nicht, ob er es wirklich ist.« »Dann solltest du es herausfinden.« in dem Moment klingelte es. »Die Pause ist gleich um. So ein Pech aber auch.«, warf Yumi sarkastisch ein, erleichtert, dass Sakura sie nicht weiter bedrängen konnte mit diesem Thema. Nach und nach trudelten alle Schüler wieder in ihren Klassen ein und kurz darauf klingelte es zur Stunde. Sehnsüchtig sah Yumi immer wieder aus dem Fenster, aber sie konnte den Jungen nicht auf dem Schulgelände entdecken. Immer wieder blickte sie auf ihre Armbanduhr. Es war immerhin die letzte Stunde und sie konnte das Ende kaum noch erwarten. Sie war schon lange nicht mehr so aufgeregt gewesen und das damit verbundene Kribbeln im Bauch war irgendwie seltsam, aber auch schön. Nach dem Unterricht muss-te sie noch den Klassenraum in Ordnung bringen, aber das dauerte nicht allzu lange. Sie hoffte nur, eventuell auf den Jungen zu treffen. Sie musste einfach wissen, ob er es war! Sie würde sonst nicht ruhig schlafen können!

Endlich, um vier Uhr am Nachmittag, läutete es zum letzten Mal für diesen Tag und alle beeilten sich, ihre Sachen zusammenzupacken und nach Hause zu gehen. Die Schule konnte gar nicht schnell genug verlassen werden! Yumi ließ sich wie immer sehr viel Zeit dabei. Ihr ging es nicht so, wie den anderen. Auf sie wartete niemand, wenn sie nach Hause kam. Sie würde wie immer in eine verlassene Wohnung kommen, sich etwas zu Essen machen und darauf hoffen, dass ihre Tan-te aus irgendeinem Ausland anrief. Und wie immer würde sie vergebens darauf warten.

Denn ob sie nun schnell alles eingepackt hatte oder nicht, war einfach egal. Auf diese Weise hatte sie wenigstens ihre Ruhe. Einige Mitschülerinnen ließen noch ein paar spitze Bemerkungen fallen, als sie das Klassenzimmer verließen, aber Yumi achtete nicht weiter darauf. Mit einem Seufzer holte sie den Besen aus dem Schrank neben der Schiebetür und fegte den Klassenraum, nachdem sie alle Stühle nach oben gestellt hatte. Auch die Schultafel musste sie säubern. Inzwischen sank die Sonne langsam, aber stetig und verschwand hinter den Bäumen des Schulparks. Der Himmel färbte sich tiefgolden und rot und durch das Sonnenlicht erschien auch das Gelände der Schule in einem goldenen Ton. Noch ein letztes Mal blickte Yumi auf den Schulhof, als sie den Besen wieder wegstellte und zu ihrem Platz am Fenster gegangen war, um ihre Tasche zu holen. Da saß er! Der Junge mit den blonden Haaren saß auf einer Bank am Park und schien ein Buch zu lesen. Yumis Herz begann schneller zu schlagen. Sie schluckte. Wenn sie sich jetzt auf den Weg machte, würde sie auf jeden Fall an ihm vorbei gehen müssen. Was, wenn er es wirklich war? Was sollte sie ihm dann sagen?

Aber sie konnte auch nicht einfach an ihm vorbei gehen und ihn ignorieren. Es war so ein eigenartiges Gefühl. Es war nicht direkt Liebe, was sie für ihn empfand, das wusste sie genau. Viel mehr war es eine tiefe Zuneigung, die schon Ewigkeiten zu bestehen schien und Sicherheit, wenn sie in seiner Nähe war. Es war fast so, als wäre sie ein Teil von ihm, auf ihn angewiesen. Und er war ebenso auf sie angewiesen. Er brauchte sie, auch wenn sie nicht wusste wofür. >Schicksal!<, ging es ihr durch den Kopf und entschlossen nahm sie ihre Schultasche und machte sich auf den Weg. Sie war eine der wenigen letzten Schüler, die gegen halb fünf am Nach-mittag die Schule verließen. Der Junge auf der Bank sah nicht auf, als sie aus dem Gebäude trat, doch sie ging zielstrebig auf ihn zu und das schien er zu bemerken. Yumi versuchte zu lächeln, aber sie war zu angespannt und so ging sie ernsten Schrittes immer weiter auf ihn zu. Der Junge sah zu ihr auf, als sie näher kam. Yumis Herz machte einen Sprung. Er war es tatsächlich! Kleith! Am liebsten wäre sie ihm entgegen gelaufen oder ausgerissen. Sie konnte sich noch nicht so recht für eines der beiden Dinge entscheiden. Es war, als wäre sie wieder vollständig.

Doch sie riss sich zusammen. Wie würde das denn sonst aussehen? Dass es ihm genauso erging in diesem Moment, das konnte sich Yumi zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen.
 

Kleith legte sein Buch zur Seite als er sie kommen sah, stand auf und ging einen Schritt in ihre Richtung. Etwas ungläubig starrte er sie an und einen kurzen Moment überlegte er tatsächlich, ob er einfach zu ihr rübergehen sollte oder nicht. Dann besann er sich eines Besseren und wartete. Er wollte Yumi nicht bedrängen, das war ihm schon einmal passiert. Und damals hatte sie die Flucht ergriffen. Ein zweites Mal wollte er diesen Fehler nicht machen. Seine amethystfarbenen Augen funkelten im Schein der untergehenden Sonne. Seine Hände waren in den Hosentaschen vergraben, das weiße Hemd der Schuluniform hing lässig über der Hose und wehte leicht in der Abendbrise, wie am Nachmittag, als er den Schulhof das erste Mal betrat. »Hallo, Kleith.«, sprach Yumi dann, als sie direkt vor ihm stand. Sie errötete etwas. Kleith lächelte sanft. »Ich sagte doch, man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Schön, dich wieder zu sehen. Wie geht es dir? Du siehst gut aus. Bedeutend besser als das letzte Mal, wenn ich das bemerken darf.«, sprach er, um seine Unsicherheit zu überspielen. Sonst sprach er nicht so viel und nun konnte er sich kaum beherrschen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würde er Yumi einfach schnappen und an sich drücken, aber das konnte er einfach noch nicht bringen! Nicht jetzt! Er sollte solche Gedanken eigentlich noch nicht einmal zulassen! Er wusste ganz genau, dass es sonst nicht gut ausgehen würde. Für keinen von ihnen.

»Es geht mir gut, danke.« Yumi holte tief Luft. >Jetzt geht es mir wieder gut.<, fügte sie in Gedanken hinzu. Aussprechen konnte sie das nicht. Es kostete sie einige Überwindung, Kleith direkt in die Augen zu sehen. Sie wusste, sie würde wieder in die Versuchung kommen, ihn anzustarren. »Und wie geht es dir? Was hast du so gemacht in den letzten Wochen?« Kleith drehte sich kurz von ihr weg, um sein Buch einzupacken. Dann warf er sich seine Tasche über die Schulter und schlenderte los. Yumi folgte ihm schweigend. So konnte sie wenigstens seinem Blick ausweichen. »Nicht viel. Ich wartete darauf, dich wieder zu sehen.« Yumi errötete noch mehr bei diesen Worten und war froh, hinter ihm zu gehen, damit er es nicht bemerkte. >Er hat also auch an mich gedacht?<, fragte sie sich im Stillen. »Du hättest vorbeikommen können. Du weißt doch, wo ich wohne. Aber es war deine Entscheidung, mir aus dem Weg zu gehen. Das hast du doch selbst gesagt.«, platzte es aus ihr heraus. »Mag sein. Ich wollte nicht, dass deine Nachbarn schlecht von dir reden. Was sollten sie denn sagen, wenn du Männerbesuch bekommst und wir zwei ganz allein in deiner Wohnung gewesen wären? Da ich wusste, an welcher Akademie du lernst, dachte ich mir, ich versuche es lieber auf diesem Weg. Außer-dem wollte ich dich nicht bedrängen. Wenn du mich wirklich sehen wolltest und ich dich, hätte uns das Schicksal früher oder später sowieso wieder zusammenge-führt.« »Du bist also wirklich der Meinung, so etwas wie Schicksal gibt es tatsächlich? Irgendwie eigenartig, das von einem Jungen zu hören. Und was macht es schon, wenn du in meiner Wohnung wärst?«

»Eine ganze Menge. Du bist noch jung. Du willst sicher irgendwann heiraten. Du sagtest selber, dass dann alle reden würden, wenn ich bei dir wäre.« »Ich hab’s nicht eilig mit dem Heiraten. Ich habe alle Zeit der Welt und ich bin noch jung.« »Zeit ist relativ. Mal scheint sie still zu stehen und mal zerrinnt sie wie Sand zwischen den Fingern. Wie kommt es überhaupt, dass du deine Meinung auf einmal geändert hast in dieser Hinsicht? Haben deine Eltern niemanden für dich gesucht? Sie müssen doch bereits einen Partner für dich ausgesucht haben. Oder ist das inzwischen nicht mehr üblich? Bin ich nicht mehr auf dem neusten Stand?« Yumi schwieg. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, wollte Kleith wissen. »Nein, schon gut. Weißt du…ich habe keine Eltern mehr.« »Das…tut mir leid.« »Das muss es nicht. Das konntest du ja nicht wissen. Ich wohne schon ei-ne ganze Weile bei meiner Tante. Ich komme gut zurecht. Ich habe gelernt, für mich allein zu sorgen. Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Daher kann ich mir auch aussuchen, wen ich will.« »Gibt es denn niemanden, der sich um dich kümmert? Du sagtest doch, deine Tante wäre auch noch da.« »Natürlich, meine Tante. Aber du scheinst die Gerüchte über mich noch nicht zu kennen.« »Ich höre zur Zeit genug über mich selbst. Und wenn ich ehrlich sein soll, gebe ich nicht sonderlich viel auf das Gerede der anderen.« »Was erzählen sie denn?«, fragte sie neugierig. »Das spielt keine Rolle. Sie reden doch nur über dich oder andere, weil sie neidisch sind. Jeder, der sein eigenes Leben langweilig findet, redet über das der anderen. Wir beide wissen, wie geistreich das in Wirklichkeit ist. Ich glaube, deine Schule ist nicht sehr offen, Neuem gegenüber.« »Das liegt wohl eher an den Schülern. Die Schule an sich ist wirklich in Ordnung. Die Lehrer sind sehr nett.« »Ich habe bemerkt, dass du die ganze Zeit allein im Zimmer saßt. Liegt das auch an den Schülern?« »Das stimmt so nicht. Meine Freundin war bei mir. Ich war also nicht allein.« »Ach, du meinst das Mädchen mit den roten, gelockten Haaren?!« »Ja. Sakura und ich sitzen oft zusammen.«

»Sie war nur in der Mittagspause bei dir. Was hast du in den anderen Pausen gemacht?« »Du bist wirklich seltsam, weißt du das? Spionierst du mir etwa hinterher oder warum weißt du soviel über mich? Ich habe nur nachgedacht.« »Gibt es denn soviel, worüber es sich nachzudenken lohnt? Ich würde mir nicht zu viele Gedanken machen. Dann werden sie nur noch trübsinniger. Ein Lächeln steht den Menschen viel besser zu Gesicht, als eine Trauermine. Sei es ein Lächeln aus Freude oder Dummheit, weil nichts im Schädel drin ist. Ist auf jeden Fall immer noch besser, als mit Regenwettergesicht durch die Gegend zu wandern. Außerdem bekommt man vom zu vielen Grübeln nur graue Haare und Falten im Gesicht.« »Wirklich sehr charmant von dir.« Yumi schmunzelte. Kleith tat dermaßen neunmalklug, da konnte sie einfach nur schmunzeln. Jetzt war ihr klar, was ihr immer so sehr gefehlt hatte. »Was ist?«, wollte Kleith wissen. »Ach nichts.« die beiden blieben stehen. »Ich muss jetzt in eine andere Richtung.«, meinte Kleith und zeigte Richtung Norden, als sie an einer Kreuzung hielten. »Gut. Dann werden wir uns ja sicher morgen sehen. So, wie es aussieht, bist du ja jetzt Schüler an unserer Akademie. Ich denke, wir werden uns ab jetzt wohl häufiger über den Weg laufen.«, meinte Yumi daraufhin. Sie war etwas verlegen und wusste nicht recht, was sie sonst sagen sollte. Kleith nickte und machte sich auf den Weg. Yumi ging das letzte Stück bis zu ihrer Wohnung allein. Als sie um eine Ecke gebogen war, kamen ihr zwei Jungen aus ihrer Stufe entgegen. Yumi schluckte. Sie kannte sie.

Es waren ziemliche Raufbolde. Sie machten immer nur Ärger und zettelten Schlägereien an in der großen Pause. Niemand schien ihnen das Wasser reichen zu können. In der Vergangenheit waren sie ihr auch schon öfter zu nahe getreten. Aus irgendeinem Grund spürte Yumi aber sehr genau, dass heute etwas anders war. Etwas Bedrohliches ging von ihnen aus. Noch bedrohlicher als sonst. Wenn sie ihnen so entgegenblickte schienen sie geradezu von einer schwarzen Aura umgeben zu sein und das jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Nach einem kurzen Blick, den sich die beiden zuwarfen, kamen sie mit schnellen Schritten auf Yumi zu. Diese schluckte. Sie hatte ein ungutes Gefühl und wollte so schnell wie möglich verschwinden, aber es gab keine Seitenstraße, auf die sie ausweichen konnte. Die Jungen packten sie jeweils an einem Arm und zogen sie blitzschnell in eine dunkle Sackgasse. Auf ihrem Weg stolperte sie über eine leere Glasflasche, welche davon-rollte und klirrend an der gegenüberliegenden Hauswand zu Bruch ging. Die Mülltonnen hier schienen schon seit Ewigkeiten nicht mehr geleert worden zu sein. Es stand abscheulich! Einer hielt ihr den Mund zu, damit sie nicht schreien konnte. Yumi erstarrte vor Angst und fühlte sich wie in einem dieser schlechten Horrorfilme in welchem immer eine Szene in einer solchen Straße vorkam, kurz bevor jemand umgebracht wurde. Kaito ließ von ihr ab und Shouri drückte sie mit seinem Körper gegen eine Mauer, während er ihr den Mund weiter zuhielt. Sie stand mit dem Rü-cken zu ihm. »Ich an deiner Stelle würde mich ruhig verhalten, damit wir die Sache schnell hinter uns bringen können. Dir hilft ja sowieso niemand.« vorsichtig nahm er die Hand von ihrem Mund ab. Yumi war so schockiert, dass sie keinen Laut her-vor brachte. Sie atmete flach. Sie wollte Shouri von sich wegstoßen, doch schnell drehte er ihr die Arme auf den Rücken und hielt sie fest. Sie konnte sich kaum noch rühren.

»Zu was anderem bist du doch sowieso nicht gut. Keiner will dich hier haben. Aber wir beide könnten ein bisschen Aufmerksamkeit gebrauchen. Ich bin sicher, damit kennst du dich aus.« das Grinsen des Kerls wurde immer breiter und der zweite, der hinter ihm stand, Kaito, leckte sich lüstern die Lippen.

»Zeig mal, was du so zu bieten hast.« mit diesen Worten riss er Yumi das Oberteil der Schuluniform auseinander. Yumi wollte schreien, doch Shouri, der Kerl der sie festhielt, blickte sie drohend an, so dass ihr dieser Schrei noch in der Kehle erstarb. Aus dem Augenwinkel konnte sie genug erkennen um zu sehen, dass sie lieber nichts sagen sollte. Er machte sich an seiner Hose zu schaffen und griff ihr unter den Rock und in ihren Slip. Jetzt konnte Yumi nicht mehr anders. Es platzte aus ihr heraus und sie schrie aus Leibeskräften nach Kleith. Sie versuchte nach den bei-den Jungs zu treten und sich loszureißen, aber sie verletzte sich dabei nur selbst. Sie hörte nicht auf, nach Kleith zu rufen. Auch wenn es sinnlos erschien, da dieser vermutlich schon längst zu Hause war und außer Hörweite, aber etwas Besseres fiel ihr einfach nicht ein. Sein Gesicht war alles, was ihre Gedanken jetzt noch beherrschte! Und irgendetwas musste sie doch tun! Er war der Einzige, der ihr einfiel. Shouri tat ihr weh, indem er ihr den Arm verdrehte und sie kniff ihre Beine zusammen, damit er nicht noch weiter gehen konnte. Sie wollte das nicht. Diese beiden Jungen waren schon immer Raufbolde gewesen aber so nah waren sie ihr bisher noch nie gekommen. Yumi hatte große Angst. »Zier dich nicht so! Und halt endlich deine Klappe!«

»Lass mich in Ruhe!«, schrie sie ihn an und versuchte sich aus Shouris Griff zu befreien. Es gelang ihr schließlich irgendwie und sie kratzte ihn im Gesicht, sodass sich drei rote Striemen quer über seiner linken Gesichtshälfte abzeichneten, doch der zweite Junge – Kaito – packte sie schnell und hielt sie wieder fest. Er verdrehte ihr die Arme auf dem Rücken und ein greller Schmerz schoss ihr bis in den Kopf. Sie versuchte zu treten und wand sich unter seinem Griff. Shouri lachte hämisch auf und kam wieder auf sie zu. »Du kleines Miststück!« »KLEITH!«, schrie Yumi in panischer Verzweiflung. Sie weinte bittere Tränen und war starr vor Angst. Sie konnte kaum noch atmen.

Sie erwartete schon, das Shouri den nächsten Schritt tat und wehrte sich nicht mehr – denn dazu fehlte ihr inzwischen die Kraft – doch plötzlich sackte dieser vor ihr zusammen. Kaito wich von Yumi zurück und gab sie somit frei und starrte in Richtung der großen Straße, auf der Yumi vor ein paar Minuten noch gegangen war. Kraftlos und mit Tränen in den Augen rutschte Yumi an der Wand herunter und kauerte sich auf den Boden. Sie hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu, denn ein unheimliches Geräusch erfüllte die Luft. Ein merkwürdiger Schrei, der unglaublich weh tat in den Ohren und auch in ihrem Herzen, erfüllte die Luft um sie herum. Es war beinahe wie ein Summen, das auf unangenehme Weise in ihren Kopf drang und sie beinahe wahnsinnig machte. Durch den Schleier ihrer Tränen konnte Yumi eine Gestalt in der Gasse stehen sehen. Sie sah merkwürdig aus, etwas war auf deren Rücken, groß und bedrohlich. Und doch hielt sie in der Hand die Jacke ihrer Akademieuniform. Das Licht, welches durch die Öffnung der Gasse trat, ließ die Gestalt in einem eigenartigen Glanz erscheinen. Kaito bekam es mit der Angst zu tun, denn nachdem er einen kräftigen Kinnhaken verpasst bekommen hatte, woraufhin er zu Boden ging und auf seinem Weg dahin Mülltonnen mitriss, rappelte er sich auf und verschwand. »Lass dich nie wieder in ihrer Nähe blicken oder ich reiße dich in Stücke!«, schrie die Gestalt hinter Kaito her und es klang irgendwie ein wenig danach, als würde sie die Zähne dabei fletschen, dann ging sie auf Yumi zu. Sie überschlug hastig ihre Bluse vor ihrem Oberkörper und verschränkte dann schützend die Arme davor. Sie wollte so nicht gesehen werden. Von niemandem! Nicht in diesem Zustand. Es war ihr einfach peinlich und sie schämte sich für das, was geschehen war. Und sie zitterte am ganzen Körper!

Die Augen der Gestalt funkelten rot und wechselten dann zu einem sanften Amethystfarbenen Ton. Zumindest bildete sie sich ein, dass dem so war als er sie ansah. Langsam hockte sich die Gestalt vor sie und Yumi konnte sehen, dass er zwei Flügel auf dem Rücken trug und diese nun langsam verschwanden. Sie lösten sich einfach auf. Nur ein paar einzelne Federn blieben noch zurück, die lautlos zu Bo-den sanken. Jetzt, da sie sich der ganzen Situation bewusst wurde, brach sie in Tränen aus und konnte sich nicht mehr beruhigen. Sie zitterte am ganzen Kör-per. »Yumi.«, sprach Kleith mit sanfter Stimme zu ihr, aber sie konnte sich nicht beruhigen. Es ging einfach nicht, so sehr sie sich auch bemühte. Er nahm die Jacke seiner Schuluniform und legte sie um ihre Schultern. »Es ist alles gut. Sie sind weg. Du musst keine Angst mehr haben. Ich bin jetzt da.« Yumi wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte und die Worte blieben ihr im Hals stecken. »Scht, es ist alles in Ordnung. Ich passe auf dich auf, versprochen.« behutsam nahm Kleith Yumi in die Arme um sie zu trösten und strich ihr beruhigend über den Kopf. »Komm, ich bringe dich nach Hause.« vorsichtig zog er sie auf die Beine. Yumi, welcher der Schreck sehr tief in den Knochen steckte und sich gerade aus-malte, was geschehen wäre, wenn Kleith nicht aufgetaucht wäre, sackte in seinen Armen zusammen und wurde ohnmächtig.



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