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Auszüge aus dem Leben

Don't judge my choices without understanding my reasons
von

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Schicksalsschlag [Jonas]

Die wenigen Wochen nach dem verheerenden Unfall in Jonas’ Leben verliefen unglaublich schnell.
 

Seine Mutter war mit ihm und seiner Zwillingsschwester Jennifer von der Schule nach Hause gefahren. Jonas verstand nicht, was genau passiert war. Er wusste nur, dass es auf einmal einen lauten Knall gegeben hatte - anschließend hatte sich das Auto mehrmals überschlagen. Dann folgte Schwärze. Erst grelles Licht und mehrere Stimmen um ihn herum, ließen ihn aus seiner Trance erwachen.
 

Aus Filmen wusste Jonas, dass er im Krankenhaus war. Er lag auf einer fahrbaren Trage und hatte eine Atemmaske auf seinem Gesicht. Alles schmerzte. Kein Stück seines kleinen Körpers tat nicht weh. Und ohne, dass er es wollte, driftete er wieder ab. Einzelne Worte blieben ihm selbst jetzt im Kopf.
 

“... seine Mutter … zu spät … Jennifer auch nicht … armer Junge … “
 

Erst nach mehreren Tagen wachte Jonas wieder auf. Sein Bein war fixiert und ein dicker Verband war um seinen Oberkörper geschlungen. Sein Kiefer schmerzte und als er die Hand hob und tastete, spürte er auch in seinem Gesicht Pflaster.
 

Sein Vater kam nicht. Jonas wusste, ohne groß darüber nachzudenken, dass seine Schwester, sowie seine Mutter, diesen Unfall nicht überlebt hatten. Niemand musste es ihm sagen. Vor seinem inneren Auge konnte er Bilder sehen, an die er sich nicht klar erinnern konnte.
 

Der Wagen, seitlich auf der Straße liegend, seine Mutter, leblos, halb im, halb aus dem Seitenfenster und somit teilweise vom Auto eingequetscht. Seine Schwester war nicht mehr im Auto. Sie lag einige Meter weiter auf der Straße, ihre Beine unmenschlich verdreht.
 

Diese Bilder, diese… Erinnerungen verfolgten ihn, vor allem Nachts. Manchmal war er so weit, dass eine Krankenschwester ihm Beruhigungsmittel verabreichen musste. Sonst hätte er nicht aufgehört zu schreien.
 

Tagsüber lag der Junge einfach da und sah teilnahmslos in den kleinen Fernseher an seinem Bett. Auch wenn seine liebste Serie lief, schaffte er es nicht, sich aufzurappeln und ihr wirklich zu folgen. Die Krankenschwester verfolgte das Ganze mit tiefer Sorge.
 

Selbst nach über einer Woche erschien sein Vater noch nicht. Jonas kümmerte sich nicht darum. Sein Vater mochte ihn nicht, das war kein Geheimnis. Er hatte seine Schwester geliebt. Jonas hatte sie aber auch beneidet. Im Gegensatz zu ihm, war sie der Schatz ihres Vaters gewesen. Jonas wusste nicht einmal, wieso.
 

Seine Mutter war anders gewesen. Sie hatte sie gleich behandelt. Immer, wenn er daran dachte, dass sie nicht mehr da war, stiegen ihm Tränen in die Augen. Aber er traute sich erst dann zu weinen, wenn er Abends alleine im Zimmer war. Seine Mutter war nicht mehr da um ihn zu trösten, also durfte er nicht weinen. Immer konnte er es nicht zurückhalten.
 

Nach drei Wochen durfte er nach Hause. Das war das erste Mal, dass Jonas ihn, seinen Vater, seit dem Unfall sah. Unliebsam, so wie er eben war, füllte er die Formulare aus - und überging dabei bewusst die Kommentare und Fragen der Krankenschwester, warum er erst jetzt hier auftauchte. Die Autofahrt verlief ebenso stumm und selbst, als Jonas hinter seinem Vater die Wohnung betrat, bekam der Junge keinerlei Aufmerksamkeit.
 

Der Geruch von Alkohol stieg Jonas in die Nase, nicht wissend, dass er diesen Geruch in den nächsten Jahren besser kennenlernen würde, als alles andere.



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