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Ad Interim

von

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Jahr 1

Als du deine Augen schließt siehst du nur Blaupausen, vollgeschrieben mit Diagrammen unterschiedlicher Art, endlosen Kalkulationen; fühlst die Erschöpfung der letzten Tage – alles für die feine Strukturierung des neuen Bahnsystems. Du bist alles wieder und wieder durchgegangen, hast alles mehrmals durchgerechnet und überprüft. Nun brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen. Das Einzige, das du jetzt noch machen musst ist eine Schleife bei der Eröffnungszeremonie durchschneiden.
 

Du seufzt und öffnest deine Augen, deine Gedanken kreisen weiter. So viel dazu, morgen ausgeruht zu sein.
 

Mit dem zuknoten deiner Robe machst du dich auf dem Weg zu deiner kleinen Werkbank. Sie ist kein Vergleich zu denen in der Fabrik, aber für deine Hobbyprojekte - um einen klaren Kopf zu bekommen -ist sie dennoch völlig ausreichend.
 

Auf der schmalen Werkbank sind Lötkolben, Zangen und Schraubenzieher zusammen mit feinen Metallsplittern verstreut. Du räumst dir einen kleinen Bereich für deine Arbeit frei und setzt dich auf den Stuhl.
 

Du drehst dich herum – in der Hoffnung inspiriert zu werden – und dein Blick fixiert sich auf zerkratztes Metall und trockenes Leder; beinahe vollständig vergraben unter einer Ansammlung von Wochenblättern und Anleitungen.
 

Mit einer gekonnten Handbewegung befreist du ihn aus seinem Gefängnis und ziehst ihn an. Es fühlt sich gut an, das Gewicht auf deiner Hand; mächtig. Seitdem du den Handschuh damals das erste Mal getragen hast, hast du diese Waffe bewundert; auch wenn jemand den du geliebt hast sie gegen dich verwendet hat. Oder gerade deswegen. Probeweise bewegst du deine Finge.
 

Sie lassen sich nur schwer bewegen und beim Nachgeben quietscht das Metall. Die einst fein eingestellten Schrauben haben sich vom Rost umzingeln lassen und letzten Endes nachgegeben; sind nur in der Lage sich durch starken Einfluss von außen ein wenig zu entreißen und zu bewegen. Das Leder ist durch die vernachlässigte Pflege trocken und rissig geworden.
 

Als du deinen Arm mitsamt dem Handschuh nach vorne schwingst, in der Hoffnung ihn zu entladen, blitzt es nur ein wenig blau auf; die letzten Funken haben ihren Weg nach draußen gefunden. Der vertraute Geruch von verbrannten Kabeln schwebt in der Luft.
 

Du schüttelst deinen Kopf. „So also nicht.“ Du streifst den Handschuh ab und beginnst mit deiner Arbeit.
 

/////
 

Du bist dabei gewesen als Korra nachgegeben und ihren Eltern zugestimmt hat nach Hause zu kehren. Immerhin seid ihr die meiste Zeit zusammen gewesen.
 

Du drückst ihre Hand. „Es ist schon in Ordnung. In null Komma nichts bist du wieder zurück.“ Das hoffst du zumindest. Korra sieht dich nur ebenso an.
 

Du hast da gestanden und zugesehen als Korra mit dem Schiff in Richtung Südpol gefahren ist; du hast das Gefühl, dass ein Teil von dir mit ihr zusammen fortgeht.
 

Sich ‘Auf Wiedersehen‘ zu sagen ist in Ordnung, solange man selbst derjenige ist, der sich verabschiedet – man freut sich auf freut das Neue, Unbekannte; beschreitet ein Abenteuer. Ist man allerdings derjenige, der zurück gelassen wird…
 

Sie trennen sich. Du hast ihnen versprochen in Kontakt zu bleiben, die Kinder zum Abschied umarmt, Mako und Bolin einen Kuss auf die Wange gegeben und dich auf den Weg zurück nach Republica gemacht.
 

Dein Haus – Anwesen – ist riesig und leer und meistens bist du drinnen unterwegs; nutzt jedoch nur einen kleinen Teil und siehst dir die Welt von deinem Fenster aus an. Du hast dir einen Tag freigenommen. Dort läuft alles nach Plan und deine Hilfe wird zurzeit nicht benötigt.
 

Du legst den Handschuh wieder zur Seite. Nur bis es Korra wieder besser geht – von dem du dir sicher bist, dass es bald der Fall sein wird.
 

::
 

Das leere Blattpapier verwöhnt dich.
 

Du bist dir nicht sicher, was du schreiben sollst; allzu viel Zeit ist nicht ins Land gestrichen – genutzt hast du sie ungeachtet dessen nicht.
 

Liebe Korra, ich vermisse dich bereits. Bitte komme schnellstmöglich wieder. Alles Liebe, Asami.
 

Du stöhnst entnervt und wirfst den Brief in den Müll. Du wünschst dir, Korra wäre hier – ihr habt nie Probleme gehabt direkt miteinander zu sprechen.
 

Liebe Korra, ich hoffe, dir gefällt es am Südpol. Wir vermissen dich alle und wünschen dir eine schnelle Genesung. Asami.
 

Schon besser.
 

::
 

Briefe schreiben fällt dir inzwischen leichter und ‘Alles Liebe‘ hast du ebenfalls nicht mehr geschrieben; es ist ein Müh zu viel gewesen.
 

Du hast bisher allerdings keine Antwort von ihr erhalten.
 

Nachdem das Suchen nach einem Brief von ihr sich als vergebens bewiesen hat, seufzt du und liest dir die Tageszeitung durch. Du erfährst von Bolins neuem Job. Sein Name ist in der Liste der Bewohner Republicas gewesen, die sich Kuviras Spezialeinheit schließen möchten – die Zeitungen sind vorsichtig genug es nicht als Armee zu bezeichnen. Du runzelst die Stirn – hat Bolin nicht daran gedacht, dass du gerne eine Benachrichtigung bekommen hättest; sei es nur ein Brief. Aber dann hast du angefangen die Tage zu zählen und dir ist erst jetzt bewusst geworden, dass du die Jungs seit drei Monaten nicht mehr gesehen hast.
 

Du lehnst dich zurück. Dass die letzten drei Monate vergangen sind ist dir kaum aufgefallen. Und was hast du in der Zeit gemacht? Du hast gewartet. Darauf, dass Korra zurückkehrt und alles wieder so wie vorher wird. Bolin hat offenbar nicht gewartet und sich aufgemacht, sein eigenes Abenteuer zu beschreiten.
 

::
 

Es tut deinem Herzen gut Ikki und Meelo wieder zu sehen. Sogar Pokey ist zu dir geflogen und hat sich auf deine Schulter gesetzt.
 

„Hast du schon was von Korra gehört?“, fragt Ikki, ihr Gesicht in freudiger Erwartung.
 

Du schüttelst deinen Kopf. „Nein. Habt ihr?“
 

Beide Kinder lassen enttäuscht ihre Köpfe hängen und du runzelst die Stirn. Hat Korra wirklich zu niemand Kontakt gehalten?
 

Lange Zeit darüber nachzudenken hast du jedoch nicht, denn die Kinder ziehen dich hinter sich her in Richtung Haupttempel. Es ist wesentlich lebendiger als vorher mit den neuen Luftbändigerakolythen in ihren orangefarbenen Roben.
 

„Wo ist Jinora?“, fragst du.
 

Ikki dreht mit ihren Augen. „Meditieren. Oder mit Kai rummachen.“
 

Pema begrüßt dich herzlich und lässt euch in die Küche gehen. Welches Gericht auch immer sie gerade kocht duftet köstlich. Sie umarmt dich kurz bevor sie wieder sich wieder zu den Töpfen bewegt.
 

„Es ist schön dich wieder zu sehen, Asami. Wir haben dich alle vermisst, besonders nachdem Korra gegangen ist.“

„Es ist auch schön wieder hier zu sein. Vielen Dank für die Einladung.“ Du lächelst und setzt dich während du beobachtest wie Ikki Meelo durch den Raum jagt.
 

„Hast du zufällig etwas von ihr gehört?“, fragt Pema; ihr sorgloser Ton klingt gezwungen.
 

„Nein, leider nicht.“
 

„Ich bin mir sicher, dass sie sich auf ihre Genesung konzentriert.“ Zumindest Pema scheint etwas zuversichtlicher.
 

Du nickst. „Ja, das wird es sein.“
 

Die Tür fliegt auf und Jinora stürmt hinein. Es ist fantastisch zu sehen, dass ihre Haare schon wieder so lang sind; sie überschatten langsam aber sicher das hellblaue Tattoo.
 

„Wann ist das Essen fertig? Oh, hey, Asami!“
 

„Sobald du und deine Schwester den Tisch decken.“ Pema deutet auf das Besteck vor ihr.
 

Ikki fuchtelt mit ihren Armen. „Wie kommt es, dass Meelo nicht helfen muss?“
 

„Weil ich ein Mann bin!“, antwortet er schnell und klopft sich stolz auf die Brust.
 

„Nein“, korrigiert Pema. „Er wird mir beim Tragen des Essens helfen.“
 

Du versuchst dein Lachen so gut es geht zu unterdrücken. „Kann ich helfen?“
 

„Mach dir keine Gedanken, Liebes, du bist unser Gast.“ Sie überreicht Meelo die Schüsseln. „Und jetzt hopp hopp, Meelo.“
 

::
 

Als das Essen beendet ist und die Kinder ins Bett geschickt sind sitzt du noch zusammen mit Pema und Tenzin; die Stimmung ist gedrückt. Tenzins Stirn ist in Falten gelegt; die Situation im Erdkönigreich macht ihm schwer zu schaffen. Sie haben alle die Hoffnung gehabt, dass sich die Situation von alleine einpendelt, aber es scheint als wäre der Traum vom Roten Lotus wahr geworden – Chaos regiert und das Erdkönigreich zersplittert und jeder der ausreichend Kraft hat nimmt sich ein Stück. Nur wenige können sich vor Räubern schützen und ihren Abschnitt verteidigen.
 

Es klingt nicht wirklich ‘frei‘ in deinen Ohren.
 

„Warum wollte Su die Aufgabe nicht übernehmen?“ Du bist überrascht gewesen zu hören, dass sie den Posten nicht übernommen hat als sie gefragt worden ist. Sie hat Charisma und eine klare Vision.
 

Tenzin seufzt. „Sie hat sicher ihre Gründe.“
 

„Und ist stur wie alle anderen Beifongs“, fügt Pema trocken hinzu. Tenzin hebt eine Augenbraue und sieht sie an.
 

„Immerhin unternimmt Kuvira etwas“, ergänzt du.
 

„Aber genug von Politik. Was hast du die letzte Zeit gemacht?“
 

Einen Augenblick lang sitzt du nur da und bist dir nicht sicher, wie du antworten sollst.
 

Du hast eine Menge kurzer Briefe zum Südpol geschickt; deine Post jeden Tag zur selben Zeit – wie ein Ritual – überprüft; dein Unternehmen am Laufen gehalten.
 

„Nicht so viel“, gibst du zu. „Ich denke, ich habe gewartet.“
 

Beide werfen dir einen verständnisvollen Blick zu, während du in deinem Sitz hin und her rutscht.
 

„Es ist nur, was ist wenn ich ein großes Projekt beginne und Korra zurückkommt und wir, wie immer, die Bösen im Erdkönigreich besiegen müssen?“ Du versuchst es so leichtherzig wie möglich klingen zu lassen.

Pema atmet kurz ein. „Ich glaube, dass es besser ist, wenn du dein Leben nicht danach versuchst zu planen, wann Korra vielleicht wiederkommt.“
 

Tenzin nickt zustimmend zu und erklärt weiter: „Mutter hat mir geschrieben. Es kann noch seine Zeit dauern bis sie zurückkehrt. Ihr geht es nicht gut und hat noch einen weiten Weg vor sich.“
 

Dein Herz wird schwer. „Das heißt nicht, dass wir sie vergessen sollten.“
 

„Das stimmt, aber du musst dein Leben in der Zwischenzeit weiterführen. Du bist jung und erfolgreich, du solltest dein Leben in vollen Zügen genießen.“
 

Du starrst intensiv in deine Teetasse und beobachtest wie sich die Blätter umher bewegen. Du fragst dich, ob es eine geheime Nachricht ist und du nur nicht weißt, wie du sie zu interpretieren hast.
 

Es ist nicht so, dass du dein Leben auf Eis gelegt hast; es liegt daran, dass du so viel Zeit mit Korra, Bolin und Mako verbracht hast, dass du dir nicht sicher bist, was du machen sollst, wenn ihr nicht gerade die Welt rettet.
 

„Ihr beide habt recht.“ Du lächelst warm.
 

Du siehst wie beide erleichtert ausatmen.
 

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Du sitzt in deinem dunklen Arbeitszimmer; nur das dimme Licht der Schreibtischlampe versucht den großen Raum zu erhellen.
 

Liebe Korra, heute bin ich auf der Insel der Lufttempel gewesen und habe Tenzin, Pema und die Kinder besucht.
 

Du möchtest nicht schreiben worüber ihr gesprochen habt – Korra muss nichts darüber wissen, das andere ihr Leben weiterführen; sie vergessen.
 

Am Rand zeichnest du einen Lemur. Du bist fasziniert von Pokeys Flügelform und wie sie ihn in immer höhere Lüfte tragen. Von der Luftfahrttechniksicht aus sind Lemuren faszinierende Wesen.
 

Du nimmst dir ein Blatt Papier und zeichnest Formen; ein paar grobe Diagramme und versuchst die Mechanik dahinter zu verstehen. Du hast dich gefragt, ob die bisherigen Ergebnisse hochgerechnet werden können. Die neuen Ergebnisse beweisen sich als nicht umsetzbar; unmöglich.
 

Unmöglich, außer man ist in der Lage, die Luft um sich herum zu manipulieren und für Auftrieb zu sorgen.
 

Du legst Korras Brief beiseite und beginnst ernsthaft mit deiner Arbeit.

Jahr 2

Die Eröffnungszeremonie vergeht ohne weitere Vorkommnisse.

 

Du schneidest die Schleife durch, lächelst höflich für ein Foto und entziehst dich so elegant es dir möglich ist einer Konversation mit Präsident Raiko.

 

Du bekommst Gänsehaut, wenn du ihn siehst – und nicht die wohlige Art. Er versucht dich immer wieder zu überreden Geld für seine Kampagne zu spenden oder einer Gesellschaft beizutreten. Er ist so ein… Politiker.

 

Prinz Wu hingegen ist der am wenigsten bemühte Staatsmann, den du bisher getroffen hast. Und du hast Korra kennengelernt.

 

Es ist beinahe etwas beleidigend – du bist hier in der Blüte deines Lebens und wirst von einem Teenager angebaggert – zumindest kommt es dir so vor. Als würde einem ein 13 jähriger Knirps hinterher pfeifen. Du wünschst dir deinen neuaufbereiteten Handschuh her; stattdessen ruht er sicher im Kofferraum deines Wagens.

 

Außerdem versucht er es zu sehr. Diese extreme, beinahe verzweifelte Art heterosexuell zu wirken erkennst du bereits aus großer Distanz.

 

„Es ist schon eine Schande“, sagst du zu Mako. Du guckst an seiner Schulter vorbei und siehst den Prinzen gestikulieren – prächtig ist eine akkurate Beschreibung.

 

Mako zieht seine Augenbrauen zusammen. „Eine Schande?“

 

„Du weißt schon, dass Schürzenjäger gehabe.“

 

„Wie meinst du das?“

 

Er blinzelt ein paarmal und schaut dich verwirrt an. Du bist zurzeit nicht in der Stimmung dem Meisterdetektiv alles zu erklären.

 

„Schon gut. Vergiss einfach, dass ich etwas gesagt habe.“

 

Manche Menschen bemerken auch gar nichts.

 

 

/////

 

 

Die große Standuhr tickt, beinahe melodisch, und gibt dir Hinweise, wann du deine Präsentation hast. Du kaust auf deiner Unterlippe, während du dein Portfolio erneut durchschaust.

 

„Hey, Asami!“ Mako ruft von der anderen Seite der Lobby.

 

Er sieht komplett verändert aus – die neue Uniform betont seinen Körper, seine Haare sind in Form gebracht. Du bist plötzlich unsagbar froh in wieder zu sehen; hast gar nicht gemerkt, wie sehr du ihn vermisst hast. Du entschuldigst dich kurz bei deinem Team – den Technikern und Designern, die mit dir zur Präsentation gekommen sind – und kommst Mako auf halbem Weg entgegen.

 

„Mako, wie geht’s dir?“ Ihr umarmt euch zur Begrüßung. „Es ist eine Ewigkeit her.“

 

Er nickt. „Beinahe ein Jahr.“

 

„Seitdem Korra nach Hause gegangen ist.“ Beendest du seinen Satz.

 

Er deutet mit seiner Hand hinter seinen Kopf. „Ich mag deine neue Frisur.“ Du berührst leicht deine fein säuberlich hochgesteckten Haare.

 

„Nur etwas, dass ich mal ausprobieren wollte. Ich mag deine Uniform. Die steht dir richtig gut.“

 

Er schaut verlegen zur Seite. „Und was hat dich hierher geführt?“

 

„Hast du schon mitbekommen, dass das Verkehrsnetzwerk erneuert werden soll?“ Er nickt dir zu. Es ist eine Neuigkeit, die schwer zu verpassen gewesen ist; eine der Hauptpunkte von Raikos Wiederwahlprogramm. „Future Industries stellt seine Pläne vor.“

 

Er schenkt dir ein kurzes Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass du sie überzeugen wirst.“

 

Ein humorloses Lachen entkommt deinen Lippen. „Danke, aber du bist so ziemlich der Einzige, der an mich glaubt.“

 

„Was? Wer ist gegen dich?“ Schnell aufgebracht wie immer. Es ändert sich also nicht alles.

 

Du winkst seine Frage ab. Es gibt schönere Themen und Gedanken kurz vor einer Präsentation. „Nur lächerliche Richtlinien und Bürokratie.“ Dein Blick wandert zur Standuhr. „Ich sollte wieder zurück.“

 

„Wir sollten zusammen zu Abend essen. Du weißt schon, der alten Zeiten wegen.“

 

Du fängst unwillkürlich an zu lächeln. „Kwongs Cuisine? Gegen 8?“ Wie früher.

 

„Gegen 8.“

 

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Es könnte schrecklich nach hinten losgehen, denkst du dir. Du trägst ein dezentes Lipgloss auf. Was, wenn er denkt, dass dies ein richtiges Date ist?

 

Du hast Mako zwar für sein mehr als dämliches Verhalten vergeben, aber du bist nicht versessen auf eine weitere Runde. Hoffentlich wird er es verstehen und sich nicht der Nostalgie hingeben.

 

Liebe Korra, heute habe ich den neuen Vertrag bekommen, auch wenn es hieß eine Stunde lang Präsident Raiko in den Hintern zu kriechen.

 

In Gedanken Briefe an Korra zu schreiben ist zur Gewohnheit für dich geworden. Du machst es, während du dir die Zähne putzt oder kurz bevor du Schlafen gehst. Zwar schreibst du nur einen Bruchteil dessen nieder; das Meiste ist zu trivial und nicht von Bedeutung. Das schafft es vielleicht in den Brief.

 

Es fühlt sich noch immer merkwürdig an, ein bisschen als würde man ins Dunkle werfen, aber erhält nie eine Antwort. Du wirst weiter, in der Hoffnung dein Ziel zu treffen.

 

Den Lipgloss schminkst du wieder ab. Nicht, dass der falsche Eindruck entsteht.

 

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Mako sitzt bereits am Tisch – ein wenig verkrampft - als du ankommst. Du nimmst dir einen Augenblick ihn genauer anzusehen und die Tatsache, dass er sich nach 2 Jahren einen schicken Anzug leisten kann, erfüllt dich mit Freude und Stolz.

 

„Asami.“ Er ist nervös. Du hast das Gefühl, dass er über seine eigenen Worte stolpern wird. „Ich hoffe, dass wir Freunde bleiben können, aber ich konzentriere mich wirklich auf Karriere und…“

 

Du fängst – etwas zu laut – an zu lachen. Scheinbar habt ihr beide dieselbe Angst gehabt. Er hört inmitten seiner Rede auf und sieht dich verdächtig an.

 

Du beruhigst dich langsam. „Ich auch. Die Einladung ist wirklich nur freundschaftlich gemeint.“

 

Er entspannt sich sichtbar und lehnt sich in den Sitz. „Phew.“

 

Du winkst einen Kellner zu euch. „Lass uns schon mal Getränke bestellen. Ich habe etwas zu feiern.“

 

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Arm in Arm begleitet er dich bis zu deinem neuen Apartment.

 

Es ist ein schönes Apartment. Gemütlich und zeitgleich im Zahn der Zeit und viel wichtiger: Es erinnert dich nicht früher. Vor sechs Monaten bist du dort eingezogen. Das Anwesen hast du einer reichen Erdkönigreich Familie verkauft, die dem Wahnsinn Ba Sing Ses entkommen konnten und sich nicht weiter für deine Familiengeschichte interessiert.

 

Du kicherst in Makos Schulter.

 

„Und dann stand er da, gefasst und Ernst – Tenzig eben - und bewegt sich in dem hautengen Outfit.“ Du schnappst nach Luft. „Und ich durfte nicht lachen.“

 

Mako stimmt mit einem herzlichen Lacher ein. „Immerhin sind sie ein Erfolg.“

 

Du schließt die Tür auf, trittst zwei Schritte rein und hältst die Tür für Mako offen.

 

„Ich werde eingeladen?“ Er lächelt verschmitzt und die haust ihm auf seinen Oberarm.

 

„Natürlich.“

 

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Ihr macht es euch auf der Ledercouch gemütlich. Zwei Tassen heißen Tees stehen auf dem kleinen Glastisch vor euch. Der Raum ist dunkel gehalten – nur eine Lampe spendet dem Raum Licht. Helleres Licht würde der entspannten Atmosphäre stören.

 

Du nippst an deinem grünen Tee.

 

„Ich vermisse Korra.“

 

Mako schaut hoch, seine Haare vom langen Abend zerzaust. „Was?“

 

„Ich vermisse Korra“, wiederholst du. Du wolltest es nicht sagen, aber es ist so über dich gekommen. Der Abend mit Mako hat dich an die alten Abenteuer erinnert.

 

„Ich auch“, gesteht Mako. „Es kommt mir so vor, als wären alle gegangen. Bolin schickt mir zwar Unmengen an Briefen, aber es ist nicht dasselbe. Wir waren zu lange unzertrennlich, weißt du? Du fantastischen Bändiger-Brüder.“ Er wedelt mit seinen Armen rum. „Und jetzt ist er weg und hilft dem Erdkönigreich.“

 

„Hat sie dir je zurückgeschrieben?“ Du brauchst nicht zu konkretisieren, wer ‘sie‘ ist.

 

Sein Blick wandert zu Boden und er schüttelt langsam den Kopf. „Nein, nicht einmal. Kann ich aber verstehen, ich kann keine Briefe schreiben.“

 

Du denkst an den Brief, der in deiner Schreibtischschublade liegt; die Ecken zerknickt und weich vom vielen Lesen. Du entscheidest dich, ihn nicht zu aufzubringen.

 

Er seufzt. „Ich vermisse sie auch. Aber falls es ihr noch nicht besser geht, wird das bestimmt bald der Fall sein.“

 

„Und was, wenn das nicht passiert? Niemals? Heißt das, dass sie nicht zurückkehrt?“

 

Er zuckt kurz. „Sag sowas nicht. Sie erholt sich wieder, dass hat sie bisher immer gemacht.“

 

„Was aber, wenn das dieses Mal nicht der Fall nicht?“ Du wirst lauter; deine Gefühle kochen langsam hoch. „Das passiert so oft, Menschen werden krank und sie erholen sich nicht. Aber das heißt nicht, dass sie den Menschen fern bleiben muss, die sich um sie sorgen.“

 

Du spürst wie Tränen an deinen Wangen entlang laufen und in deine Teetasse tropfen.

 

Mako bewegt sich unbehaglich zu deiner Seite und hebt seine Arme um sie um dich zu legen. Statt sich an ihn zu lehnen stehst du auf und wanderst im Raum herum. Mako schaut dir kurz hinter her und sieht seine Teetasse an. Der Tee ist lange ausgekühlt.

 

„Und, wie ist es so ein Detective zu sein?“, fragst du schnell. Den offensichtlichen Versuch, das Thema zu wechseln versteckst du nicht weiter.

 

Er kontert mit einer Gegenfrage. „Wie ist denn, der CEO von Future Industries zu sein?“

 

Du setzt dich wieder auf die Couch. Der Tee macht dich müde – oder ist es die Wirkung vom langen Abend?

 

Er legt sanft eine Hand auf deine Schulter. Du machst dieses Mal keine Anstalten sie wegzubewegen. „Korra wird wiederkommen“, sagt er mit fester Stimme. „Sie springt immer zurück.“

 

„Liebst du sie noch?“ Du weichst seinem Blick aus.

 

Er legt sich auf die Couch, verschränkt seine Arme hinter seinem Nacken und starrt die Decke an. In dem sanften Licht sieht er sanfter aus; sein Gesicht ist sichtbar entspannter im Gegensatz zu seiner sonst so ernsten Miene.

 

„Ich glaube nicht, dass ich die jemals nicht lieben werde, aber es hat einfach nicht zwischen uns funktioniert.“ Seine Stimme wird immer leiser und verschwindet im dimmen Licht des Raumes. „Ich habe nicht gelogen als ich gesagt habe, dass ich mich jetzt auf meine Karriere konzentriere. Ich mache meinen Job zurzeit gut und möchte jetzt nichts kaputt machen.“

 

Er gähnt laut und bedeckt seinen Mund nur halbherzig. „Siehst du jemanden?“ Er gähnt wieder und kämpft gegen seine schweren Lider.

 

„Nicht wirklich. Future Industries ist momentan wichtiger.“

 

Es fühlt sich nicht richtig an; die Worte blechern. Letztes Jahr hat es ein paar Gelegenheiten gegeben, natürlich. Einige sind sogar interessant gewesen. Dich hat jedoch etwas zurückgehalten, etwas das dich bisher nicht losgelassen hat.

 

„Ich glaube, ich bin in Korra verliebt“, sagst du und nimmst den letzten Schluck deines Tees. Du hast es bisher nicht laut ausgesprochen, hast den Gedanken bisher nicht gefasst, aber es ist da gewesen und hat schwer auf deinem Herzen gelegen. „Es ist fast witzig; du, ich und sie.“ Du lachst nicht.

 

Nachdem du ein schweres, regelmäßiges Atmen vernimmst drehst du dich in Makos Richtung. Sein Gesicht hat sich inzwischen in die Kissen gedrückt. Seufzend nimmst du die Teetassen und legst eine Decke über Mako.

 

Liebe Korra, heute ist mir etwas bewusst geworden. Es ist allerdings etwas, dass ich dir lieber persönlich sagen sollte. Bitte, komme wieder zurück.

 

Ein weiterer Brief den du nicht versenden wirst.

 

::

 

Nach einem sehr ruhigen Frühstück mit Mako begleitest du ihn zur Tür und verabschiedest dich von ihm.

 

Dein Geständnis verdrängst du vorerst, immerhin hat es niemand gehört. Es ist beinahe so, als hättest du es nie gesagt.

Jahr 3


 

"Letting go. Everyone talks about it like it’s the easiest thing. Unfurl your fingers one by one until your hand is open. But my hand has been clenched into a fist for…years now; it’s frozen shut."


 

— Gayle Forman, Where She Went

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Den Handschuh hast du nicht etwa mitgenommen, weil du ihn brauchst – Korra besucht nur aus zeremoniellen Gründen – sondern vielmehr, weil es zur Gewohnheit geworden ist. Ein Stück von früher; ein Symbol für alles was passiert ist und ihr gemeinsam durchgestanden habt. Es hat sich viel verändert – es ist viel Zeit ins Land gezogen – und du möchtest zumindest ein wenig Beständigkeit in deinem Leben.
 

Pema gibt dir eine herzliche Umarmung zur Begrüßung. „Was hast du dir dabei gedacht, uns so lange nicht zu besuchen?“ Sie drückt dich erneut.
 

„Das tut mir Leid“, antwortest du ehrlich. „Es ist wirklich zu lange her.“
 

„Dann wiederum bist du so beschäftigt gewesen. Man sagt, dass das neue Schienensystem das Beste weltweit ist.“
 

„Wollen wir erst mal sehen, wie es nach einem Tag aussieht“, lachst du. „Kannst du mir vielleicht den Weg zum Waschraum zeigen? Ich bin seit heute Morgen auf den Beinen.“
 

„Aber natürlich“, sagt Pema und deutet darauf ihr zu folgen.
 

Es ist simpel eingerichtet, ohne viel Dekoration, ohne dabei zu ungemütlich zu wirken und sogar ein wenig heimisch. Du betrachtest dein Make-up in einem kleinen Spiegel, der über dem Waschbecken hängt. Einen Moment lang spielst du mit dem Gedanken, deine Haare aus ihrem Zopf zu lösen. Den Gedanken verwirfst du so schnell wie er aufgetaucht ist; es fühlt sich nicht ehrlich an.
 

Du gehst wieder raus und machst dich auf den Weg zur Menschenmenge, die bereits auf Korra wartet. Dein Herzschlag beschleunigt sich bei dem Gedanken daran, sie nach all den Jahren wieder zu sehen.
 

Du fragst dich, was du ihr sagen wirst, wenn du sie wieder siehst und was sie dir im Gegenzug antworten wird.
 

/////
 

Der Barhocker und ein volles Glas Rotwein sind deine Begleiter seit ein paar Stunden; du versuchst allen auszuweichen, die dich kennen und dich in ein Gespräch verwickeln könnten.
 

Es fühlt sich falsch an Präsident Raikos brillanten Erfolg des Transportsystem zu feiern, wenn es noch Wochen dauern wird bis die Arbeiten als abgeschlossen gelten. Deine Angestellten gehen erschöpft und schmutzig von der Arbeit, während Republicas High Society sich hier in Szene setzt.
 

Kosten sind für die Festivität nicht gespart worden. Du schaust dir die wunderbar verzierte Decke von Republicas prunkvollstem Ballsaal an. Die Musik der Bigband sorgt für Schwung, das Essen ist hervorragend und die Auswahl an Getränken vielfältig und exquisit. Du nimmst einen Schluck von deinem Wein und machst dich mental auf unvermeidbare Begegnungen bereit. So wie das Designen und Organisieren zu deinen Aufgaben gehört, ist auch dein Aufenthalt bei solchen Veranstaltungen gefragt. Lieber würdest du zu Hause sein und an einer deiner Basteleien weiterarbeiten.
 

Ein tiefes Lachen fängt deine Aufmerksamkeit ein und du schaust in die Richtung aus der es gekommen ist. Eine junge Frau – wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als du - drückt ihren Zeigefinger in Raikos Brust und lacht, wenn auch verhaltener, mit ihm. Sie kommt dir bekannt vor, du bist dir jedoch nicht sicher woher.
 

Die junge Frau bemerkt, dass du sie beobachtet hast; ihr Blick findet deinen und sie sieht dir direkt in deine Augen. Sie hebt eine feine Augenbraue – dein Blick wendet sich ab und du schwenkst leicht den Wein in deinem Glas. Als dein Blick wieder hoch wandert, siehst du wie sie etwas in Raikos Ohr flüstert und in deine Richtung zeigt.
 

Beide machen sich auf den Weg zu dir; lassen sich von der Menschenmenge nicht lange aufhalten.
 

„Miss Sato, darf ich Ihnen Miss Mirza vorstellen.“
 

„Bitte“, fängt sie an und streckt dir ihre Hand entgegen. „Nenne mich Kunik.“
 

„Asami“, antwortest du dir, ihre Hand entgegen nehmend. Dir fällt auf, wie sie ihren Kopf leicht nach unten senkt, um ihre Wimpern zu betonen – obwohl sie bereits kleiner ist als du -, eure Hände länger verweilen lässt als angebracht und üblich. Du ziehst deine Hand langsam zurück und umfasst erneut dein Glas.
 

„Kuniks Vater ist ein alter Freund meinerseits“, erklärt Raiko. Einen Augenblick lang studierst du ihr Gesicht; es dämmert dir woher du sie kennst.
 

„Du bist die Geschäftsführerin von Mirza Make-Up, oder?“ Ihr Gesicht ziert unterschiedliche Zeitschriften und Magazine.
 

Ihre Augen fangen augenblicklich an zu glitzern, ein zufriedenes Lächeln umspielt ihre Lippen. Du hast das Gefühl, eine unausgesprochene Prüfung bestanden zu haben. „Gut aufgepasst.“ Ihre Stimme ist rauchig.
 

„Eines Morgens bin ich aufgewacht und habe mich gefragt, warum diese ganzen alten und langweiligen Männer einem Produkte verkaufen, von denen ich viel mehr verstehe. Warum nicht ein wenig Geld damit machen?“
 

Du lachst höflich, während Raiko sich unbehaglich umsieht. Sie ist definitiv schön – ihre langen, beinahe schwarzen Haare liegen elegant auf ihrer Schulter, ihre tiefbraunen Augen glänzen mit Freude, wenn sie spricht und werden mit einem Lidstrich hervorgehoben. Ein dezentes Make-up rundet ihre elegante Ausstrahlung ab.
 

„Die größte Kosmetikfirma des Landes aufzubauen ist also keine große Sache gewesen?“
 

Sie hebt leicht ihre Schultern. „Nicht wirklich.“
 

„Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich werde woanders benötigt“, unterbricht Raiko euch. Er beugt sich runter um Kuniks Hand zum Abschied einen höflichen Kuss zu geben. Du beobachtest das Schauspiel bis er weg ist und Kunik seufzt. Schnell ist ihre Aufmerksamkeit wieder auf dich gelenkt.
 

Sie winkt einen Kellner zu euch. „Solche Veranstaltungen sind ziemlich langweilig, findest du nicht auch?“
 

„Definitiv“, antwortest du leicht abgelenkt. Du kämpfst damit deine Augen von ihren Lippen abzuwenden; der Linie ihres Halses zu folgen, als sie einen Schluck von ihrem Wasser trinkt. Ihr unterhaltet euch ein wenig – über Raiko, eure Aufgaben als Geschäftsführer - und im Laufe der Konversation lehnst du dich langsam immer näher an sie heran; begibst dich in ihre Umlaufbahn. Dein Herz schlägt unregelmäßig – etwas zu schnell – und du fühlst dich magisch zu ihr hingezogen.
 

Kunik lehnt sich dir entgegen, legt ihre Hand einen Müh zu hoch auf deinen Oberschenkel.
 

Ihre Lippen berühren gerade so deine Ohrmuschel und du kannst ihren Atem spüren als sie dir ins Ohr flüstert. „Möchtest du von hier verschwinden?“
 

Du drehst deinen Kopf leicht um sie anzusehen; ihr Gesicht ist deinem gefährlich nah. Du bist dir sicher, ihre Signale richtig zu deuten – ihr Lächeln ist kokett, ihre Augen auf deine Lippen gesenkt; du bemerkst erst jetzt, dass du auf deine Unterlippe nervös zwischen deinen Zähnen hältst.
 

Zögernd musterst du sie. Es ist zu lange her.
 

Kunik grinst dich an und geht ein paar Schritte von dir weg. Sie dreht sich um, wirft dir einen kurzen, aber intensiven Blick über ihre Schulter zu. Du schaust ihr kurz hinter her, siehst, wie elegant sie durch den Saal geht.
 

Dein Glas trinkst du mit einem beherzten Schluck leer und folgst ihr.
 

::
 

Kunik folgt dir nach Hause. Die dunklen Straßen sind leer und ruhig.
 

Sie verschwendet keine Sekunde, zieht dich in einen feurigen Kuss und vergräbt ihre Hände in deinen Haaren als du die Tür hinter euch schließt. Gänsehaut breitet sich über deinen Körper aus und du stöhnst in ihren Kuss, lässt dich gegen die Wand drücken; ihr Körper gegen deinen ist eine willkommene Abwechslung. Deine Hände zittern leicht und finden ihren Weg auf Kuniks Hüften und verstärken ihren Griff, als sie hauchzarte Küsse entlang deines Halses verteilt. Du bist dir sicher, dass sie deinen Puls pochen spürt.
 

Oh.“ Du holst scharf Luft als sie an deinem Nacken zu nippen beginnt; das Gefühl breitet sich schlagartig in deinem ganzen Körper aus. Sie lacht verrucht auf und drückt ihr Becken an deines.
 

„Nimmst du immer jemanden von Feiern mit?“, fragst du außer Atmen. Du lehnst deinen Kopf zur Seite, bietest ihr weiteren Spielraum, willst mehr spüren.
 

„Nur wenn ich jemand besonders faszinierend finde“, antwortet sie und löst sich von dir. Du beobachtest jede noch so kleine Bewegung ihrerseits als sie ihre Pumps auszieht und ihr Kleid langsam von ihren Schultern gleitet. Sie lehnt sich wieder an dich und beißt verführerisch auf ihre Lippe; du spürst die Wärme von ihrem Körper auf deiner Haut.
 

„Und was ist mit dir? Gehst du immer mit Fremden, die dir ins Ohr flüstern?“, fragt sie dich und löst endgültig deine Haare aus ihrer Frisur.
 

„In letzter Zeit nicht, nein.“ Du umfasst ihr Gesicht in deinen Händen und küsst sie langsam, nimmst Geschwindigkeit aus dieser sich viel zu schnell entwickelnden Situation. Dein Körper sehnt sich jedoch nach mehr.
 

„Nun“, flüstert sie und lächelt in den Kuss hinein. „Da es ein besonderer Anlass ist, sollte er sich lohnen.“
 

Langsam – qualvoll langsam – wandert sie deinen Körper hinab.
 

::
 

Am nächsten Morgen wachst du auf und streckst dich. Vorsichtig streichst du über deinen empfindlichen Hals. Dein Körper erzittert bei den Erinnerungen an die letzte Nacht – du hast gelernt, dass Kunik äußerst talentiert ist, was ihren Mund betrifft. Die nächsten Tage wirst du einen Schal tragen müssen.
 

Die Frau selbst ist verschwunden, nur der Duft ihres Parfüms in den Laken und ein kleiner Zettel auf deinem Kopfkissen sind alles was von letzter Nacht verbleiben. Es ist eine Entschuldigung, dass sie bereits gegangen ist und ihre Telefonnummer. Lächelnd gehst du in dein Badezimmer und lässt heißes Wasser in die Badewanne laufen.
 

::
 

Liebe Korra, letzte Nacht habe ich mir mit einer fremden Frau das Bett geteilt. Sie ist aufmerksam und reizend gewesen, aber ich bezweifle, dass sich zwischen uns mehr entwickeln wird.
 

Du spielst mit dem Zettel in deiner Hand und dem Gedanken, die Nummer zu wählen. Die Begegnung letzte Nacht mit ihr ist aufregend gewesen und dein Körper erinnert sich jetzt noch an ihre Berührungen. Außerdem hast du seit über einem Jahr kein Wort mehr von Korra gehört und sie beinahe drei Jahre nicht mehr gesehen. Es ist absurd nach so langer Zeit noch daran festzuhalten, aber du kannst dich nicht überwinden komplett loszulassen.
 

Das Telefon beginnt zu klingeln.
 

„Hallo?“
 

„Asami, ich bin es, Tenzin. Ich habe letzte Nacht bereits versucht es dir zu erzählen, aber ich konnte dich nirgendwo finden“, sagt er.
 

Du räusperst dich kurz. „Ich bin früher gegangen. Aber was wolltest du mir erzählen? Ist alles in Ordnung?“
 

„Es ist alles wunderbar. Ich habe exzellente Neuigkeiten: Korra soll nächsten Monat nach Republica kommen.“
 

Dein Atem stockt und dir schwellt eine Hoffnung heran, die du in Jahren nicht gespürt hast. Leise nimmst du Tenzin am anderen Ende der Leitung wahr.
 

„Das sind fantastische Neuigkeiten“, atmest du aus. Dir ist nicht aufgefallen, dass du den Atem angehalten hast.
 

„Tonraq hat geschrieben, dass er und Korra gemeinsam zu Prinz Wus Krönung anreisen.“
 

Kuniks Nummer bleibt vergessen liegen.
 

/////
 

Dein Herz ist schwer in deiner Brust. Du schaust hinaus auf das Wasser, hörst dir das sanfte Rauschen der Wellen an; spürst wie die Luft kühler um die herum wird.
 

Korra ist verschwunden. Sie muss ihre Eltern angelogen haben – oder noch schlimmer: sie wollte herkommen und ihr ist unterwegs etwas zugestoßen, oder-
 

Nein, das kannst und willst du dir nicht vorstellen.
 

Nachdem euch die Nachricht erreicht hat ist Raiko schlecht gelaunt in sein Büro zurückgekehrt; Tenzin hat sich angeregt mit Tonraq unterhalten und während Pema die Kinder rein geschickt hat. Mako hat versucht dich zu trösten – vielleicht hat er dich damals doch gehört oder du hast deine Gefühle in dem Augenblick zu offen getragen – du hast in jedoch abgewimmelt.
 

Du hältst den Brief in deinen Händen. Du hast ihn mitgebracht; kannst dich nicht von ihm lösen. In den letzten Jahren hast du es bewältigt dein Leben und Future Industries wieder auf die Beine zu stellen, hast versucht nicht zu verharren, aber jetzt möchtest du nichts sehnlicher als Korra all dies zu erzählen und deine Erfahrungen mit ihr zu teilen; ihr die Lücke zeigen, die sie hinterlassen hat und niemand Anderes zu füllen vermag.
 

„Wo bist du?“, fragst du in die Nacht hinein. Du sitzt auf einer Bank und schaust in den Sternenhimmel. In der Hoffnung, dass sie, wo auch immer sie jetzt sein mag, sicher ist.
 

Dass sie eines Tages heil zurückkehren wird.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kunik (Inuit): Kuss

Puh, das war's dann wohl. Erste Fanfiction abgeschlossen, die mehr als ein Kapitel hat. Ihr wisst gar nicht, wie lange ich nach einem Namen für die gute Frau gesucht habe. Ich hoffe, dass der Name zumindest vom Klang halbwegs in Avatar Universum passt. Sonst ist die ganze Suche umsonst gewesen .__.

Wie immer ist Feedback in sämtlichen Formen gerne gesehen :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Dark777
2015-02-16T11:30:10+00:00 16.02.2015 12:30
Verdammt, ich könnte heulen T_T! Ich gönne Asami diese Nacht von Herzen, da sie sich all die Jahre nach Korra verzehrt. Dieses Ende hatte ich nicht erwartet und es nimmt mich etwas mit. Wie immer unterstreichst du die Sehnsucht und Tristesse sehr gut mit deinem Schreibstil. Es hat sich wie immer gelohnt deine Geschichten zu lesen, auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte.

V(~_^)
Von:  fahnm
2015-02-02T01:54:49+00:00 02.02.2015 02:54
Klasse Kapitel
Von:  Dark777
2014-11-27T13:59:38+00:00 27.11.2014 14:59
Asami und Mako scheinen zumindest oberflächlich das bisher erlebte einigermaßen zu verdauen und ihrem neuen Lebensweg zu folgen. Das überraschende Geständnis von Asami zum Schluss und die geistigen Briefe an Korra machen wiederum sehr deutlich, dass man die Vergangenheit eben nicht so einfach überbrücken und weiterleben kann. Ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht so sicher, ob Mako beim Geständnis wirklich schlief oder dies aus Taktgefühl nur vorgab. Es ist schön miterleben zu dürfen, dass sich Asami ihrer Gefühle zuvor nicht sicher wahr bzw. diese nicht eingestanden hat und der Leser diesen Aha-Moment miterleben darf. Es herrscht noch immer eine bedrückte Stimmung, aber ich habe das Gefühl sie lichtet sich langsam. Ich bin sehr gespannt, wie du die Geschichte zum Abschluss bringen wirst. Wie immer sehr schön geschrieben.

V(~_^)
Von:  fahnm
2014-11-27T11:43:31+00:00 27.11.2014 12:43
SUper Kapitel^^
Von:  Dark777
2014-11-11T15:15:13+00:00 11.11.2014 16:15
Wenn man bedenkt, dass tatsächlich 3 Jahre ins Land ziehen bis Korra endlich antwortet...... Man kann nicht erwarten, dass andere ihr Leben nicht weiterleben (erst recht wenn keine Nachricht erfolgt), dennoch trifft es einen unvorbereitet. Ich schätze mal Korra ist, so lange sie an den Rollstuhl gefesselt ist, auch geistig sehr labil und hätte ihr Asami geschrieben wie sich alles verändert und auseinander driftet, hätte Korra vielleicht nie die Kraft aufgebracht sich zu regenerieren. Dieses Kapitel hat wieder einen melancholischen Zug und ich schätze mal auch das nächste wird mit einem solchen aufwarten. Wie immer sehr einprägsam geschrieben, freue mich auf den nächsten Lesestoff!

V(~_^)
Von:  fahnm
2014-11-11T02:05:31+00:00 11.11.2014 03:05
Klasse Start.
Die Geschichte ist Super


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