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Pirates of Japan

von

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Nach dem Sturm

Der raue Wind des Meeres wehte über das Schiff, blähte die Segel auf und riss an Itachis Haar, das lose im Nacken zusammengebunden war. Der Schwarzhaarige saß im Krähennest mit dem Rücken an den Mast gelehnt, eine Hand umfasste locker das Fernrohr in seinem Schoß. Aufmerksam beobachtete er die vom Sturm aufgewühlten Wellen. Das Unwetter war glücklicherweise abgeklungen, ohne die Akatsuki und ihre Crew zu versenken. Dafür waren sie alle vom heftigen Regen und den über die Bordwand geschwappten Wellen durchnässt worden. Noch immer klebten Hemd und Hose feucht an seiner Haut und hinterließen ein unangenehmes Gefühl. Wenigstens war es im südchinesichen Meer warm, ansonsten würde Itachi hier oben längst frieren.

Hauptsache das Schwarzpulver war trocken geblieben. Itachi erfüllte seine Aufgabe als Geschützmeister gewissenhaft. Noch nie waren die Fässer in der Pulverkammer unter seiner Aufsicht nass geworden. Für das Pulver, welches der Rest der Besatzung bei sich trug, war er nicht mehr verantwortlich. Sicherlich war Hidan wieder vergesslich genug gewesen und hatte sein Pulverhorn nicht richtig verschlossen. Doch das war nicht sein Problem.

Die Ruhe hier oben war herrlich nach den anstrengenden Stunden im Kampf gegen den peitschenden Regen und den riesigen Brechern. Man hatte seine eigenen Worte kaum noch verstanden, da waren sie schon vom unnachgiebigen Sturm fortgeweht worden. Eigentlich bevorzugte Itachi ein ruhiges Leben. In Japan konnte er jedoch nicht bleiben, war sein Gesicht als Clanmörder überall bekannt. Im Schutz einer Piratencrew überlegte man es sich zweimal, ihn dafür zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Und wenn sie nicht gerade in ein Gefecht gerieten oder eine der vielen Pirateninseln anliefen, war das Leben an Bord der Galeone recht friedlich. Hidans tägliches Geplärre musste man selbstverständlich ausblenden und die Eigenheiten der restlichen Crewmitglieder akzeptieren, aber dafür störten sie den Geschützmeister auch nicht, wenn er hier oben nach etwas Ruhe suchte.

Zudem machte Itachi sich zugleich nützlich, weil er Ausschau hielt, ob ein anderes Schiff oder Land am Horizont auftauchte. Kurz huschte sein Blick hinab zum Steuerrad. Der erste Offizier hielt dort momentan die Stellung. Ihr Steuermann und Navigator gönnte sich vermutlich etwas Ruhe, war es zu einem Großteil ihm zu verdanken, dass sie nicht gekentert waren. Der Mann wusste, wie er ein Schiff in die tosenden Wellen lenken musste, um einem nassen Grab zu entgehen.

Die schwarzen Augen richteten sich wieder auf das Meer. Itachi kniff die Lider leicht zusammen. Dort war eben etwas zwischen den Wellen aufgetaucht. Er hob das Fernrohr an das rechte Auge und begutachtete seine Entdeckung genauer. Eine winzige Dschunke schaukelte auf dem Wasser hin und her. Eine Person lag darin, soweit er die Sachlage aus dieser Entfernung beurteilen konnte.

Itachi schob das Fernglas wieder unter die schwarze Schärpe und zog sich am Tau hoch. Geschickt kletterte er die Wanten hinab und schritt über das Deck zur Treppe. Auf dem Achterdeck trat er zum ersten Offizier. „Konan, ich habe ein Boot entdeckt, direkt vor uns.“ Diese Dschunke als Schiff zu bezeichnen, wäre eine maßlose Übertreibung.

Angesprochene sah ihn aus den Augenwinkeln an. Auf vielen Schiffen waren Frauen an Bord eigentlich verboten, ihr Captain hatte es jedoch gestattet, sofern sie sich nützlich machte. Da kannte er auch bei seiner Geliebten kein Pardon. Konan trug ein aufwändig gearbeitetes hellblaues Kleid mit Rüschen und weißer Spitze, welches sie einer reichen amerikanischen Lady abgenommen hatte bei einem früheren Beutezug. Allerdings hatte sie das einst bodenlange Kleid knapp über den Knien abgeschnitten und an einigen Stellen waren bereits Risse in dem feinen Stoff. Darunter war sie wie die Männer in eine schlichte, aber robuste Hose und Stiefel gekleidet. Auch der praktische Gürtel auf der Hüfte wollte nicht zum eleganten Stil des Kleides passen. Nur ihre Pistole war sichtbar. Die restlichen Waffen waren in ihrer Kleidung verborgen oder steckten im blauen Haar als scheinbar harmlose Haarnadeln. So hübsch sie aussah, hinter der schönen Fassade verbarg sich eine grimmige Piratin.

„Fischer?“, fragte Konan ruhig.

Itachi deutete ein Kopfschütteln an. „Ich denke nicht. Es ist zwar eine Dschunke, doch sie ist zu klein, um wirklich hochseetauglich zu sein. Soweit ich erkennen konnte, war darin nur eine Person.“

Nachdenklich wurde er aus den orangefarbenen Augen angesehen. „Zu holen gibt es da garantiert nichts.“ Der Meinung war auch Itachi. Allerdings war da noch ein Detail, welches er nun offenbarte. „Die Person hat sich nicht bewegt. Vielleicht geriet das Boot ebenfalls in den Sturm.“

Der Schwarzhaarige sah über das Deck des Schiffes hinweg, an den Masten vorbei und auf das Meer vor ihnen. Inzwischen war die Dschunke auch ohne Fernglas gut erkennbar.

„Nun, wir werden es sicher gleich erfahren. Wir halten genau darauf zu“, erwiderte Konan. Anscheinend hielt sie es nicht für notwendig, den Captain jetzt zu wecken. Vermutlich war es auch besser so, konnte Yahiko recht ungemütlich werden, wenn man ihn wegen einer Lappalie aus dem Schlaf riss, in den er erst wenige Stunden davor gefallen war.

„Hidan, Kakuzu!“, rief Konan mit kräftiger Stimme. Kakuzu und Hidan, die gerade ein paar gerissene Taue auswechselten, hielten in ihrer Arbeit inne. „Was gibt’s?“, hallte Kakuzus tiefe Stimme zum Achterdeck hinauf.

„Ich brauche euch. Holt die Strickleiter und haltet euch bereit.“

Undeutlich hörte Itachi das wohlbekannte Fluchen des Silberhaarigen, während Kakuzu das soeben ersetzte Tau festzurrte. „Übernimm das Steuer“, wies der erste Offizier ihn an. „Ay.“ Itachi löste Konan ab und hielt das Schiff auf Kurs. Die Blauhaarige stieg derweil die Treppe hinab auf das Hauptdeck und beugte sich über die Reling. Hidan und Kakuzu folgten ihr. Das kleine Boot musste bereits im Schatten der Akatsuki sein, da Itachi es von seinem Posten am Steuer nicht mehr sehen konnte.
 

Hidan schleppte die geforderte Leiter an und ließ sie an der äußeren Bordwand hinab, befestigte sie an der Reling. Sicherheitshalber prüfte Kakuzu, ob sie auch wirklich fest war und ihn trug. Manchmal war der Silberhaarige in seiner Arbeit nachlässig.

Dann schwang er sich über die Reling und kletterte hinab. Mit einer Hand hielt er sich fest, in die andere nahm er den mitgeführten Enterhaken und wartete, bis die Dschunke nah genug herangetrieben war. Gekonnt warf er seinen Enterhaken.

„Lass bloß nicht das Seil los“, warnte er Hidan. Der Jüngere knurrte ungehalten. „Ach, halt die Fresse, alter Mann.“ Wie erwartet wickelte sich der Enterhaken ein paar Mal um den schmächtigen Mast und verhakte sich schließlich im Holz. „Hidan!“

Wenigstens verstand dieser, was Kakuzu von ihm wollte. Er holte das Seil ein, zog die Nussschale von Dschunke näher an die Bordwand heran. Noch immer rührte sich die Person im Inneren nicht. Der Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um einen Mann. Kakuzu runzelte die Stirn. Über der hellen Hose trug die Person einen dunkelroten Yukata, den er wohl selbst gekürzt hatte, da der ausgefranste Saum nur noch bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Eine braune Schärpe hielt ihn zusammen. Die Füße waren bloß. Eine Pistole hatte der Mann bei sich, aber vielleicht versteckte er weitere Waffen unter der Kleidung.

Kakuzu schätzte ihn nicht größer als Sasori und der war einen ganzen Kopf kleiner. Das Gesicht wurde von einer wirren, blonden Mähne verdeckt.

„Ey, Kleiner, aufwachen.“ Ein Versuch war es wert. Vielleicht schlief Blondie nur besonders fest. Doch noch immer folgte keine Reaktion. Kakuzu stieg in die Dschunke, eine Hand an seinem Säbel, falls der Kleine auf die unsagbar dumme Idee kam, ihn anzugreifen.

Kakuzu kniete sich neben ihn. Seine große Hand legte sich auf die schmale Schulter und drehte ihn auf den Rücken. Ein Teil des langen Haares gab endlich das Gesicht frei. Eindeutig ein Mann, für eine Frau waren die Gesichtszüge zu kantig. Aber das war noch ein halber Junge. Wie alt mochte der Bengel sein? Vielleicht 17 Jahre?

Eine Platzwunde auf seiner Stirn störte das Bild. Aber er lebte noch. Gleichmäßig hob und senkte sich die Brust des Jungen. Kakuzu sah hoch zu dem Schilfsegel. Es hing nur noch in Fetzen am Mast. Wasser stand im Boot. Darin dümpelte ein Eimer. Ein aufgeweichter Kanten Brot schwamm ebenfalls im Boot herum. Und eine Flasche… Rum? Kakuzu griff nach der Flasche und öffnete sie, roch daran. Eindeutig Rum. Sorgfältig verschloss er die Flasche wieder. Der Bursche war ganz offensichtlich in den Sturm geraten. Ein Wunder, dass er das überlebt hatte in dieser Nussschale.

„Ein Junge, vielleicht 17 Jahre alt. Muss in den Sturm geraten sein. Lebt aber noch“, rief er zu Konan hoch. Einige Herzschläge hörte man nur das stetige Rauschen der See, dann erhob der erste Offizier die Stimme. „Schaff ihn rauf. Wir könnten ein weiteres paar Hände gut gebrauchen.“

Kakuzu sah zweifelnd auf den blonden Burschen hinab. Konnte der überhaupt richtig zupacken? Seiner Meinung nach hatten sie schon mehr als genug dieser halben Portionen an Bord. Was die Akatsuki brauchte, waren ein paar richtige Seemänner und keine dürren Jüngelchen, die sich hinter einem Pfeiler verstecken konnten.

Genervt packte er den Burschen und warf ihn sich über die Schulter. Die Flasche Rum nahm er selbstverständlich mit. Zwar war sie bereits halb leer, aber als Pirat ließ man nichts zurück, was brauchbar war.

Mit seiner Fracht kletterte Kakuzu wieder an Deck. Dort legte er das blonde Bündel ab. Der wog auch nicht besonders viel. Beim nächsten Sturm spülte eine besonders hohe Welle ihn garantiert von Bord. Missbilligend sah er Konan an. „Wir brauchen richtige Männer, nicht noch so einen Hänfling wie Sasori.“ Knapp wandte er sich an Hidan. „Lös den Enterhaken. Die Nussschale brauchen wir nicht.“ Wenn sie den Bengel wirklich behalten wollten, war das halb zerstörte Boot nur unbrauchbarer Ballast. Eine Alternative hatte der Kleine sowieso nicht. Entweder er schloss sich ihnen an oder er konnte mit den Fischen am Grund des Meeres Freundschaft schließen.

„Immer muss ich die beschissenen Arbeiten machen“, maulte Hidan einmal mehr, wurde aber nicht weiter beachtet.

Konan ignorierte seinen Einwand, kniete sich stattdessen zu dem Jungen und strich ihm das Haar komplett aus dem Gesicht. Der Braunhaarige ahnte, worauf das hinaus lief. „Versorg seine Wunde und schaff ihn unter Deck. Sasori soll auf ihn aufpassen“, befahl Konan.

Brummend stieg Kakuzu durch die Hauptluke ins Innere der Galeone, um aus einem der Vorratsräume Verbandszeug zu beschaffen. Noch so ein halbes Hemd, das bei einem ausgewachsenen Sturm die Taue nicht mehr halten konnte. Einen Steuermann hatten sie bereits. Was sollte der Bursche denn tun? Er würde nur im Weg sein. Vielleicht konnte er ja kochen. Dann musste Kisame das nicht mehr übernehmen.

Auf dem Rückweg nahm er noch einen Eimer abgestandenes Süßwasser und einen Lappen mit. Kaum trat Kakuzu wieder an Deck, erhob Konan sich und nahm ihren Platz am Steuer wieder ein. Knurrend kniete der Braunhaarige sich neben den Blonden und wusch die Platzwunde grob aus. In solchen Momenten verfluchte er seine Funktion als Schiffsarzt. Hidan setzte sich zu ihm und griff freudig nach der halbleeren Rumflasche, die er von der Dschunke des Bengels mitgenommen hatte. Eilig riss er dem Silberhaarigen die Flasche aus der Hand. „Vergiss es! Du säufst sowieso schon zu viel.“

Hidan lehnte sich über den Bewusstlosen und versuchte sich die Flasche zurück zu holen. „Komm schon, Kakuzu-chan, jetzt hab dich nicht so. Ist sowieso nicht genug drin, um besoffen zu werden.“ Dreist grinste der Jüngere.

Kakuzu umfasste eisern das Handgelenk Hidans und verdrehte es. Jammernd folgte der Silberhaarige der Bewegung, verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Bengel. In diesen schien endlich Bewegung zu kommen. Er stöhnte leise. Sofort war auch Hidans Aufmerksamkeit wieder auf den Kleinen gerichtet und er erhob sich von ihm.

„Wenigstens ist er jetzt wach“, brummte Kakuzu. Die Flasche Rum stellte er beiseite und musterte das Bürschchen. Der Braunhaarige wechselte nun die Sprache. Erst mal mussten sie rausfinden, was er überhaupt verstand. Einen Japaner hatten sie jedenfalls nicht vor sich, er hatte die Augen eines Europäers. Also versuchte er es mit schlechtem Englisch. „Ey, Kleiner… hörst du?“ Hoffentlich verstand Blondie ihn, ansonsten musste er Zetsu rufen.
 

Hinter seiner Stirn hämmerte Schmerz. Und irgendwas Schweres lag auf ihm. Deidara stöhnte leise. Den Schmerzen nach zu urteilen lebte er. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war der heftige Sturm, der haushohe Brecher über seine Dschunke fegte. Einer dieser Brecher hatte sein Segel zerrissen, ein weiterer hatte ihn gegen den Mast gedonnert. Da war nur noch wütender Schmerz gewesen und danach nichts mehr. Aber wo war er jetzt?

Jemand sprach mit ihm. Englisch? Wie lange hatte er seine Muttersprache nicht mehr gehört? So lange, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte. Mühsam hob der Blonde die Lider, kniff sie aber sogleich wieder zusammen, als grelle Sonnenstrahlen in seine Augen stachen. Beim zweiten Versuch ging er vorsichtiger vor. Allmählich erkannte er Umrisse, die sich zu klaren Formen zusammensetzten.

Ein Mann mit Narben im Gesicht beugte sich über ihn. Grüne Augen blickten auf ihn herab. Ein dunkelgrünes Kopftuch hielt die braunen Zotteln zurück. Deidaras Blick wanderte weiter. Zu dem ebenfalls dunkelgrünen Hemd gesellte sich ein helles Halstuch. Eine braune Hose bedeckte die Beine. Der Mantel hingegen schien aus allerlei bunten Flicken zu bestehen, so oft musste er schon ausgebessert sein. Im Gürtel steckte ein großer Säbel.

Deidaras Blick huschte zu dem Mann auf der anderen Seite, der ihn aus violetten Augen etwas dümmlich angrinste. Das silberne Haar war nachlässig nach hinten gelegt. Über einem schmutzig weißen Hemd trug der Mann eine offene braune Weste, an der alle Knöpfe fehlten. Eine ähnlich dreckige graubraune Hose rundete das Bild zusammen mit Pistolen und einem Enterbeil im Gürtel ab.

War er auf einem Piratenschiff gelandet?

Die raue Stimme von Narbengesicht sprach ihn erneut an, dieses Mal nachdrücklicher. Mühsam stemmte Deidara sich auf. Sein Schädel hämmerte immer noch, der Alte könnte ruhig leiser reden. Er verstand ihn schon, einigermaßen zumindest.

„Du kannst japanisch reden, ich verstehe euch auch so, hm“, murrte er leise, wenn auch mit Akzent, den er wohl nie loswerden würde und auch gar nicht vermeiden wollte. Bei seiner Begutachtung war ihm aufgefallen, dass es sich um Japaner handelte. Ob ihm das recht sein sollte, wusste er noch nicht. Deidara hatte die Japaner hassen gelernt.

Überrascht wurde er angesehen. Aus den Augenwinkeln heraus fiel ihm etwas auf. Seine Rumflasche. Zielstrebig griff er danach, öffnete sie und stürzte den brennenden Alkohol hinter. Der Rum würde die Kopfschmerzen schon irgendwie betäuben. Und wenn nicht, fühlte er sich dann wenigstens etwas leichter.

Narbengesicht schnappte ihm die Flasche weg. „Noch so ein Säufer“, knurrte er, nun auf Japanisch. „Hör zu, Kleiner. Wir haben dich aufgelesen. Deine erbärmliche Nussschale ist weg. Und du wirst jetzt stillhalten, ansonsten kannst du deine Wunde selbst verarzten.“

Deidaras Augenbrauen zogen sich verstimmt zusammen. „Ich heiße Deidara, hm“, erwiderte er. Sollte er ihn beim Namen nennen. Erneut erntete der Blonde erstaunte Blicke. Aber er hielt still, damit Narbengesicht sich um die Wunde kümmern konnte. Fest presste er die Kiefer aufeinander. Sanft ging der Mann nicht gerade vor, als er den Verband anlegte.

„Wieso hast du einen japanischen Namen?“, fragte Narbengesicht. „Du siehst nicht wie ein Japaner aus.“ Deidara war nicht gewillt, diese Frage ehrlich zu beantworten. Er zuckte mit den Schultern. „Ist halt so, hm.“ Warum er einen japanischen Namen hatte, ging niemanden etwas an. An seinen ursprünglichen Namen erinnerte er sich aber nicht mehr, ansonsten hätte er ihn wieder angenommen.

„Wo bin ich eigentlich, hm?“

Ein letzter schmerzhafter Zug an dem Verband, dann ließ Narbengesicht von ihm ab. „Du bist auf der Akatsuki. Der Idiot da ist Hidan, mein Name ist Kakuzu.“

Deidaras rechte Augenbraue wanderte ein Stück in die Höhe, soweit das mit Verband möglich war. Skeptisch ließ er seinen Blick über das Schiff schweifen. Das hier war keine Dschunke, sondern ein westliches Schiff. Von der Akatsuki hatte er bereits gehört. Ein Piratenschiff. Die Crew sollte angeblich recht klein sein und dennoch waren sie in den asiatischen Meeren gefürchtet. Auf ihrer Flagge prangte kein Totenkopf wie bei vielen anderen Piratenschiffen, sondern nur eine rote Wolke mit einer weißen Umrahmung.

„Hast du mich gerade beleidigt, alter Mann?“, beschwerte Hidan sich etwas verspätet. Der schien wirklich nicht der Hellste zu sein. Kakuzu gab nur ein Knurren von sich.

„Ich hab gehört, die Akatsuki sei eine Dschunke, hm“, widersprach der Blonde. Hidan lachte. Der leicht irre Unterton jagte ihm einen Schauer den Rücken hinab. „War es auch. Aber beim vorletzten Raubzug haben die Schweine Löcher in unser Schiff geballert. Wir haben sie abgestochen und ihr Schiff gekapert.“ Und offensichtlich umgetauft.

Kakuzu verpasste dem Silberhaarigen eine Kopfnuss. „Du laberst zu viel.“ Langsam erhob Narbengesicht sich. Deidaras Blick folgte ihm. „Konan. Der Bengel ist wach. Was machen wir jetzt mit ihm?“

Interessiert sah der Blonde hinauf zum Achterdeck. Hinter dem Steuerrad stand eine Frau. War sie etwa der Captain? „Schaff ihn unter Deck. Er kann sich ausruhen bis der Captain wach ist. Dann wird entschieden, was mit ihm passiert.“ Nein, sie war nicht der Captain. Aber sie hatte Befehlsgewalt. Also der erste Offizier?

Kakuzu zerrte ihn am Arm hoch. Durch die Bewegung wurde ihm im ersten Moment schwindlig, dann begann er sich gegen die Behandlung zu wehren. Deidara hasste es, wenn man ihn wie ein Stück Ware herumzerrte. Lange genug hatte er sich das gefallen lassen, keine andere Wahl gehabt. Damit war Schluss! „Lass los, Narbengesicht“, fauchte er und zog einen Dolch unter seinem Yukata hervor.

Den Moment nutzte Hidan, sich die Flasche Rum zu krallen, die Kakuzu außer Acht gelassen hatte. Mit einem triumphierenden Lachen rannte der Silberhaarige davon, während Narbengesicht nach seinem Handgelenk griff und zudrückte, bis er den Dolch nicht mehr halten konnte und die Waffe auf die Planken fiel. Warnend bohrte sich der Blick des Größeren in ihn. „Pass auf, Bursche. Noch so ein Ding und ich schmeiß dich über Bord. Wüsste sowieso nicht, wozu du nützlich sein solltest. Bist dumm genug, mit einer Nussschale bei Sturm auf dem Meer rum zu schippern“, knurrte er. Kakuzu ließ seine Hand los und zog seine Pistole unter der Schärpe hervor, nahm sie an sich.

Wütend funkelte Deidara Narbengesicht an, schwieg aber vorerst. Er wusste, dass er schlechte Karten hatte. Die Piraten saßen am längeren Hebel und konnten über sein Leben entscheiden. Wieder hielt jemand anderes sein Leben in der Hand. Er hasste es!

Widerwillig ließ er sich von Kakuzu unter Deck zerren. Dieser öffnete eine Tür und schubste ihn hindurch. „Sasori, du hast Besuch. Pass auf, dass die kleine Ratte nichts Dummes anstellt, bis der Captain sich drum kümmert“, rief er in den schummrigen Raum.

Metall blitzte auf. Im nächsten Augenblick bohrte sich ein Dolch in den Türrahmen. „Verpiss dich“, zischte eine gereizte Stimme aus den Schatten.

„Mit Vergnügen“, knurrte Kakuzu und schlug die Tür zu. Deidara zuckte leicht, hallte der Knall in seinem Kopf schmerzhaft wider. Unruhig glitt sein Blick durch den Raum. Nur ein kleines Bullauge ließ etwas Licht hinein und zeichnete einen hellen Kreis auf den Boden. Der Rest versank im Zwielicht. Hängematten waren in unregelmäßigen Abständen aufgehängt. Kisten standen gut festgezurrt an den Wänden. Ein paar Teppiche bedeckten den Boden. Diverse Häufchen Klamotten lagen verstreut herum, dazwischen einige Decken. Warme, abgestandene Luft erfüllte das Quartier.

Jetzt war er also allein mit diesem messerwerfenden Piraten. In der Hängematte in der dunkelsten Ecke bewegte sich etwas. Dort war der Mann also. Instinkttief tastete Deidara nach seiner Pistole, aber die hatte Narbengesicht ihm ja auch abgenommen. Er war unbewaffnet. Noch ein Grund mehr, sich unwohl zu fühlen.

„Sei bloß leise“, wurde er angeknurrt. Ein Augenpaar funkelte ihn an. Dann schien sich der Mann, den Narbengesicht mit Sasori angesprochen hatte, wieder tiefer in seiner Hängematte zu vergraben.

Lautlos atmete Deidara durch und ließ sich unter dem Bullauge an der Wand nieder. Sein Blick schweifte ziellos umher. Ein wenig Ausruhen wäre angenehm, fühlte er sich erschöpft von dem Sturm und den anstrengenden Tagen davor. Irgendwie hatte er die Küste aus den Augen verloren. Wahrscheinlich wäre er verdurstet, hätten die Piraten ihn nicht aus dem Meer gefischt. Eine Kleinigkeit zu Essen wäre gut und Wasser. Rum würde es auch tun. Aber leider brauchte der Körper Wasser zum Überleben.

Doch Deidara wollte nicht hier und jetzt schlafen. Wer wusste, was der schlecht gelaunte Mann dort in der Ecke machte, während er schlief. Vielleicht wachte er nie mehr auf.

Mürrisch sah Deidara an sich hinab. Seine Kleidung war nass. Am liebsten würde er sie ausziehen, damit sie nicht auf seiner Haut trocknete. Allerdings kam diese Option nicht in Frage. Deidara fühlte sich momentan schon angreifbar genug. Nackt wollte er hier nicht sitzen. Außerdem hatte er nicht vor, jemandem das verhasste Tattoo auf seiner Brust zu zeigen. Vielleicht kamen die Piraten dann auf die Idee, ihn zu verkaufen. Alles würde wieder von vorn losgehen. Nein, das wollte er nicht.

Deidara lehnte seinen Kopf vorsichtig gegen die Wand hinter sich und schloss die Augen. Die Dunkelheit tat gut. Er wollte nicht schlafen, aber seinen Körper konnte er auch so etwas Erholung gönnen.
 

An Schlaf war nicht mehr zu denken, seitdem Kakuzu irgendeinen Streuner zu ihm in das Quartier gesperrt hatte. Waren ein paar Stunden Schlaf zu viel verlangt? Seine Arme taten noch immer weh und seine Handinnenflächen fühlten sich wundgescheuert an von dem hölzernen Steuerrad. Die Akatsuki war nicht in den Brechern untergegangen und so dankten sie es ihm. Indem sie ihn um seinen wohlverdienten Schlaf brachten.

Hoffentlich waren diese Banausen wenigstens intelligent genug gewesen, die Ratte zu entwaffnen. So recht traute er den anderen nicht, weswegen er nun lediglich noch etwas ruhte, sich aber keinen festen Schlaf mehr gestattete. Sie hätten den Gast in die Bilge sperren können. Dort musste niemand auf ihn aufpassen.

Immerhin verhielt sich die Ratte ruhig. Nach einer Weile drehte Sasori sich in der Hängematte um und beobachtete den Fremden. Blondes, langes Haar verdeckte eine Hälfte des Gesichtes vollständig. Um den Kopf war ein Verband gewickelt.

Das Schiff neigte sich etwas stärker, vermutlich in ein Wellental. Schlaff rutschte der Körper zur Seite und blieb liegen. Der andere war eingeschlafen. Ein Fehler, allein unter Piraten.

Leise ließ Sasori sich aus der Hängematte gleiten. Bevor er sich hingelegt hatte, hatte er seine nassen Klamotten ausgezogen und eine trockene, schwarze Hose angezogen. Er suchte aus seiner Kiste einen frischen Gi heraus und streifte ihn über, band ihn mit einer roten Schärpe zusammen. Den noch klammen Jin Baori ließ er vorerst am Haken hängen. Seine Dolche verstaute er wie üblich in der Schärpe.

Dann näherte er sich dem Blonden. Knapp außerhalb seiner Reichweite hockte Sasori sich vor ihn und betrachtete ihn eingehend. Der war noch ziemlich jung. Braune Augen schweiften über den recht schmächtigen Körperbau. Wenigstens mal nicht so ein Muskelprotz. Eigentlich hatte Blondie ein recht hübsches Gesicht für einen Ausländer. Hoffentlich war der Bengel einigermaßen intelligent und nicht so einfältig wie Hidan. Noch einen von der Sorte ertrug er nicht.

Sasoris Augenbrauen zogen sich zusammen. Sie hätten den Bengel kaum in ihr Quartier gelassen, wenn nicht in Überlegung wäre, ihn zu behalten. Was sollten sie mit einem Ausländer? Alle an Bord stammten aus Japan oder hatten zumindest zu einem Teil japanisches Blut in sich und verstanden die Sprache. Der Junge hier sah überhaupt nicht japanisch aus. Verstand der denn überhaupt die Befehle des Captains?

Sasoris Blick blieb auf der nackten Haut haften. Der Yukata war durch die veränderte Lage weiter aufgeklafft. Schwarze Linien lugten unter dem Stoff hervor. Prüfend sah Sasori in das friedliche Gesicht. Er schlief. Behutsam schob der Rotschopf den feuchten Yukata des Blonden weiter auf. Ein Tattoo war in die Haut auf seiner linken Brust gestochen. Sasori kannte dieses Zeichen. Es handelte sich um ein Sklaventattoo, welches die Tokugawa benutzten.

Interessant. Der Bengel musste geflohen sein. Sicherlich kein leichtes Unterfangen. Auf ihr Eigentum achteten die mächtigen Tokugawa immer gut. Das bedeutete allerdings auch, dass er zumindest einigermaßen der japanischen Sprache mächtig war. Der Kleine war vielleicht doch ganz brauchbar. Und er konnte sich glücklich schätzen. Sie handelten nicht mit Menschen. Das war umständlich, weil die versklavten Gefangenen Nahrung brauchten, um am Leben zu bleiben. Sie fraßen ihnen nur die Haare vom Kopf. Leblose Ware war wesentlich praktischer. Sie wurde einfach eingelagert und entweder behalten oder im nächsten Hafen, den sie anliefen, unter der Hand verschachert.

Ein Ruck ging durch den Körper. Seine Hand wurde weggeschlagen und der Blonde setzte sich auf. Eilig zog er den Stoff über seine Brust. In den blaugrauen Augen spiegelten sich Schock, Misstrauen und Widerwillen.

Ein amüsiertes Schmunzeln umspielte Sasoris Mundwinkel. „Brauchst es nicht mehr zu verstecken. Ich hab’s schon gesehen“, sagte er ruhig. Die schlanken Finger gruben sich in den dunkelroten Stoff. „Werdet ihr mich verkaufen, hm?“ Wie bereits erwartet beherrschte er also ihre Sprache. Der wachsende Widerwille in den Augen des Blonden ließ die Vermutung zu, dass er sich das nicht einfach gefallen lassen würde.

Sasori beschloss, ihm ein wenig Angst einzujagen als Strafe, weil er seinen Schlaf gestört hatte. „Vielleicht.“

Der Blick des Bengels verhärtete sich, wanderte dann langsam an ihm hinab und blieb an seinen Dolchen haften. „Denk nicht mal dran, Kleiner“, warnte er ihn und erhob sich. Ehe der Blonde auch nur mit einem Finger einen seiner Dolche berührte, hätte er ihm selbigen schon abgeschnitten.

Schwere Schritte näherten sich dem Quartier. Wenige Augenblicke später flog die Tür auf und Kakuzu trat ein. „Der Captain will dich sehen, Kleiner.“ Die grünen Augen wanderten von dem Bengel zu ihm. „Und du kannst auch gleich mitkommen. Konan will abgelöst werden.“ Genervt erwiderte Sasori den Blick. Nicht mal für ein paar Stunden hatte man seine Ruhe. Da er jetzt aber eh wach war, konnte er auch genauso gut seiner Arbeit nachgehen. Zudem bekam er dann gleich mit, was mit dem Kleinen passieren sollte.

Sasori warf einen letzten Blick auf den Blonden, der sich neben ihm gänzlich aufrichtete. Ein unheilvolles Lächeln schenkte er dem Bengel noch, dann schritt er zur Tür. Seinen Dolch, den er vorhin geworfen hatte, um Kakuzu zu verjagen, zog er mit einem Ruck aus dem Holz und trat an dem Größeren vorbei auf das Geschützdeck.
 

Deidara sah dem Rothaarigen nach. Dessen Antwort auf seine Frage machte ihm Angst, aber er bemühte sich, dies nicht zu zeigen. Er wollte nicht wieder als Sklave schuften. Sicher erzählte er nun dem Captain davon.

„Bist du da angewachsen?“, knurrte Narbengesicht. Er kam auf ihn zu und zerrte ihn wie zuvor einfach mit sich. Deidara wusste, dass der Ältere mehr Kraft hatte, dennoch stemmte er sich dagegen. Es half nichts. Erbarmungslos stieß er ihn die steile Treppe hoch an Deck. „Ich kann selbst laufen, hm“, murrte Deidara, stemmte sich hoch und richtete seinen Yukata, damit nicht noch die anderen das Tattoo zu Gesicht bekamen.

Ein kurzer Rundblick jagte ihm einen Schauer den Rücken hinab. Er zählte acht Piraten und eine orangegestreifte Katze in den Armen eines Schwarzhaarigen, dessen Hand ruhig durch das Fell kraulte. Zwischen der hellgrauen Hose, dem dunkelblauen Hemd und der schwarzen Schärpe erschien das rote Halstuch wie ein Farbtupfer.

Auf einer der Kanonen saß Hidan mit dem zuvor schon gezeigten dümmlichen Grinsen.

Ein muskelbepackter Hüne lehnte am Hauptmast. Die Lippen verzog er zu einer Art Lächeln und zeigte dabei eine Reihe spitzgefeilter Zähne. An den Beinen trug er eine helle Hose, die an manchen Stellen bereits geflickt war. Das graublaue Hemd gab einen guten Blick auf die breite Brust frei. Hinter der gelben Schärpe steckte wie bei allen anderen auch eine Pistole. Das blaue Haar wurde von einem schwarzen Kopftuch zurückgehalten.

Den Kerl ganz in Schwarz hätte Deidara beinahe übersehen, hockte dieser im Schatten der Treppe. Hinter dem Steuerrad erkannte Deidara den kleinen Rotschopf von eben wieder. Die Frau lehnte derweil am unteren Ende des Treppengeländers. Wenn er sich richtig erinnerte, hieß sie Konan. Nicht weit von ihr stand ein Mann in einem blauen Marinemantel. Einige Abzeichen deuteten auf einen hohen Rang des Vorbesitzers hin. Unter dem Dreispitz schauten kurze orangene Strähnen hervor. Von dem grauen Hemd und der schwarzen Hose hob sich ansonsten lediglich eine grüne Schärpe ab, welche außer der Pistole zusätzlich noch ein Katana und Wakizashi an der Seite hielt.

Kakuzu hatte sich hinter ihm aufgebaut. Als ob Deidara irgendwohin abhauen könnte. Bevor Land in Sicht kam, würde er ertrinken. Er wusste ja nicht einmal, wo genau er war.

Der Mann mit dem Dreispitz kam gemächlichen Schrittes auf ihn zu. Seine gesamte Haltung machte deutlich, dass er daran gewöhnt war, Befehle zu geben. Das musste der Captain der Akatsuki sein. Deidara straffte sich und erwiderte den Blick dieser stoischen grauen Augen herausfordernd. Nie wieder wollte er sich wie ein Stück Vieh behandeln lassen. Eher akzeptierte er den Tod als weitere Jahre als Sklave.

Direkt vor ihm verharrte der Orangehaarige. Mit einer schnellen Bewegung packte er sein Kinn und drückte es hoch. Reflexartig schlug Deidara die Hand weg. Er wollte zurückweichen, stieß dabei aber gegen Narbengesicht und wich zur Seite aus. Deidara war erstaunt, dass es einfach zugelassen wurde. Er fühlte sich zumindest geringfügig weniger bedroht als zuvor. Sein Blick lag aber weiterhin auf dem Captain. Keinen Herzschlag lang ließ er ihn aus den Augen.

„Scheinst recht brauchbar zu sein“, begann der Captain. „Wie heißt er nochmal?“ Die Frage richtete er an Narbengesicht. „Deidara“, antwortete dieser. Zufrieden nickte der Captain.
 

„Also, Deidara. Du hast die Wahl. Du kannst dich uns anschließen oder ersaufen. Was ist dir lieber?“

Abwartend sah Yahiko auf den kleinen Blonden hinab. Er mochte diesen herausfordernden Ausdruck in seinen Augen. Der Captain kannte einen solchen Blick. Würde er den Jungen angreifen, wehrte dieser sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Solche Männer konnte er gut gebrauchen. Es war dem Kleinen ohnehin schon hoch anzurechnen, dass er noch so gerade stand und sich nicht vor Angst in die Hose pisste, allein unter Piraten.

Der störrische Blick des Blonden wandelte sich zu Nachdenklichkeit. Er überdachte sein Angebot. Nicht, dass er eine große Wahl hatte. Leben oder Sterben. Die Frage war nur, wofür er sich entschied.

„Was muss ich machen, wenn ich mich euch anschließe, hm?“, fragte der Blonde schließlich nach. Yahiko meinte einen lauernden Unterton in seiner Stimme zu hören. Der Kleine war wirklich nicht schlecht. Aber von Piraterie hatte er wohl noch keinen Schimmer.

„Du segelst unter meinem Befehl. Was dir aufgetragen wird, führst du aus. Die Beute unserer Raubzüge wird gerecht verteilt. Was du damit machst, ist deine Sache. Du hast das Recht, frei deine Meinung zu äußern. Aber bei einem Gefecht wird kein Widerspruch geduldet.“ Sollte der Bengel während eines Raubzuges auf die Idee kommen, seine Befehle zu verweigern und somit die gesamte Crew in Gefahr bringen, bekam er die neunschwänzige Katze zu spüren, sofern sie einen solchen Fehler überlebten.

Langsam entspannte sich die Haltung des Blonden etwas. Er machte nicht mehr den Eindruck eines in die Enge getriebenen Raubtiers. Yahiko empfand sein Angebot als beidseitigen Gewinn. Sie hatten dem Kleinen das Leben gerettet. Ohne sie wäre er gestorben. Deidara erhielt ein Leben als Pirat, konnte seinen Teil der Beute verprassen, sich mit Huren vergnügen und saufen, was auch immer er bei einem Landgang gern tun wollte. Dafür hielt er mit den anderen das Schiff in Schuss und kämpfte bei einem Raubzug mit. Sonderlich ängstlich wirkte Deidara nicht. Solche Männer brauchte Yahiko. Was sollte er mit einer verzagten Landratte, die allein bei dem Anblick von Piraten die weiße Flagge hisste?

„Und ich bekomme Essen und Trinken, hm?“

Yahiko nickte. „Wie die anderen. Ich brauche starke Männer, keine ausgehungerten Klappergestelle.“

Hidan brach in schallendes Gelächter aus. „Das ist doch schon ein Klappergestell, genau wie Sasori!“ Nur einen Augenblick später bohrte sich ein Dolch neben Hidans Fuß in die Planken. „Der nächste trifft“, warnte der Rotschopf. „Genug jetzt“, befahl Yahiko. Sie konnten sich später weiter streiten, wenn der wichtige Teil geklärt war.

„Deine Entscheidung“, forderte der Captain. Allmählich sollte der Blonde seine Wahl treffen. Er wollte keine Stunden warten, bis der Bengel sich entschieden hatte.

„Einverstanden, hm.“
 

So schlecht klang das Angebot nicht, fand der Blonde. Weit besser als alles andere, was er davor gekannt hatte. Er bekam Essen und einen Schlafplatz. Und sogar so etwas wie Lohn, den er ausgeben konnte. Das war sehr verlockend. Selbst wenn das hier ein Piratenschiff war und er somit zu einem Verbrecher wurde, erhielt er endlich die Chance auf eine Arbeit, für die er auch entlohnt wurde. Deidara musste sich nicht mehr für nichts die Hände wund schuften.

Zugegeben die Gesellschaft war gewöhnungsbedürftig, aber mit etwas Rum hoffentlich auszuhalten.

Der Captain nickte zufrieden. „Willkommen auf der Akatsuki.“ Eine Pause folgte, um den Worten mehr Gewicht zu verleihen. Dann sprach er weiter. „Sasori wird sich um dich kümmern.“ Unverzüglich folgte der Protest. „Wieso ausgerechnet ich?“ Gelassen wandte der Orangehaarige sich um und sah zu ihm hoch. „Zeig ihm, was man als Navigator und Steuermann wissen muss. Dann könnt ihr euch abwechseln.“

Glücklich wirkte der Rotschopf nicht. Deidara ging es nicht besser. Mit dem schlecht gelaunten Kerl sollte er seine Zeit nun verbringen? Er pustete eine kitzelnde Strähne beiseite. Na das konnte ja heiter werden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo :3

Ich hab mal wieder zu viel Fluch der Karibik geschaut und hatte dann die Idee, dass es doch ganz interessant wäre, Akatsuki mal in diese Zeit zu versetzen und zu sehen, was passiert. Vielleicht gefällt es ja auch dem ein oder anderen? :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Cara_
2014-11-26T20:17:38+00:00 26.11.2014 21:17
dem kommi schließ ich mir nur an. das ist echt super wie du das gemacht hast. man kann es gut und flüssig lesen. außerdem finde ich die idee mit der skaverei und dem piratenschiff allein schon klasse! Könntst du mir vllt. ne Ens schicken wenns weiter geht?

LG Cara_
Antwort von:  Bambusbesen
03.01.2015 17:34
Vielen Dank, freut mich, dass es dir so gut gefällt :3 Aber sry, ich schicke schon seit Jahren keine Ens mehr. Man kann das auf der persönlichen Startseite einstellen, dass man sehen kann, wenn ein neues Kapitel rauskommt.

LG Deianeira
Von:  Sakami-Mx
2014-11-16T14:45:29+00:00 16.11.2014 15:45
also der anfang war schonmal richtig super^^ die ff wird bestimmt richtig toll werden. freu mich schon sehr auf das nächste kapi xD
Antwort von:  Bambusbesen
03.01.2015 17:33
Freut mich :3 Ich werd mir Mühe geben, dass der Rest auch toll wird ;3


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