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Pirates of Japan

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine fleißigen Leser/innen :3
Heute habe ich ein kleines Anliegen, mit dem ich mich an euch wende. Pirates of Japan wird mit dem nächsten Kapitel beendet. Ich hatte schon mal erwähnt, dass ich mich allmählich um meine Buchprojekte kümmern möchte. Das heißt, dass ich auf FF.de und Animexx vermutlich nichts Neues mehr hochladen werde. Damit würden dann aber auch Informationen nicht mehr zu euch kommen. Und es ist mir wichtig, dass der Kontakt nicht abreißt, da Ihr mich so lange begleitet habt bei meinen Geschichten. Eure lieben und ausführlichen Kommentare haben mir Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und mich motiviert, wenn ich an mir gezweifelt habe. Und wenn euch auch meine zukünftigen Geschichten interessieren, möchte ich euch gern eine Plattform bieten, wo Ihr schauen könnt, wie es bei meinen Projekten vorangeht, wie es mit der Verlagssuche klappt und wann es dann tatsächlich zu einer Veröffentlichung kommt. Ich möchte euch quasi gern „mitnehmen“ auf meinem Weg zum Schriftsteller. Und nun überlege ich, welche Seite geeignet wäre. Nach meiner Recherche tendiere ich (mal wieder) zu Facebook, weil dort einfach die meisten Menschen angemeldet sind und die Möglichkeiten zur Interaktion am größten sind. Wie findet ihr das? :3 Komplett anzeigen

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Nach dem Sturm

Der raue Wind des Meeres wehte über das Schiff, blähte die Segel auf und riss an Itachis Haar, das lose im Nacken zusammengebunden war. Der Schwarzhaarige saß im Krähennest mit dem Rücken an den Mast gelehnt, eine Hand umfasste locker das Fernrohr in seinem Schoß. Aufmerksam beobachtete er die vom Sturm aufgewühlten Wellen. Das Unwetter war glücklicherweise abgeklungen, ohne die Akatsuki und ihre Crew zu versenken. Dafür waren sie alle vom heftigen Regen und den über die Bordwand geschwappten Wellen durchnässt worden. Noch immer klebten Hemd und Hose feucht an seiner Haut und hinterließen ein unangenehmes Gefühl. Wenigstens war es im südchinesichen Meer warm, ansonsten würde Itachi hier oben längst frieren.

Hauptsache das Schwarzpulver war trocken geblieben. Itachi erfüllte seine Aufgabe als Geschützmeister gewissenhaft. Noch nie waren die Fässer in der Pulverkammer unter seiner Aufsicht nass geworden. Für das Pulver, welches der Rest der Besatzung bei sich trug, war er nicht mehr verantwortlich. Sicherlich war Hidan wieder vergesslich genug gewesen und hatte sein Pulverhorn nicht richtig verschlossen. Doch das war nicht sein Problem.

Die Ruhe hier oben war herrlich nach den anstrengenden Stunden im Kampf gegen den peitschenden Regen und den riesigen Brechern. Man hatte seine eigenen Worte kaum noch verstanden, da waren sie schon vom unnachgiebigen Sturm fortgeweht worden. Eigentlich bevorzugte Itachi ein ruhiges Leben. In Japan konnte er jedoch nicht bleiben, war sein Gesicht als Clanmörder überall bekannt. Im Schutz einer Piratencrew überlegte man es sich zweimal, ihn dafür zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Und wenn sie nicht gerade in ein Gefecht gerieten oder eine der vielen Pirateninseln anliefen, war das Leben an Bord der Galeone recht friedlich. Hidans tägliches Geplärre musste man selbstverständlich ausblenden und die Eigenheiten der restlichen Crewmitglieder akzeptieren, aber dafür störten sie den Geschützmeister auch nicht, wenn er hier oben nach etwas Ruhe suchte.

Zudem machte Itachi sich zugleich nützlich, weil er Ausschau hielt, ob ein anderes Schiff oder Land am Horizont auftauchte. Kurz huschte sein Blick hinab zum Steuerrad. Der erste Offizier hielt dort momentan die Stellung. Ihr Steuermann und Navigator gönnte sich vermutlich etwas Ruhe, war es zu einem Großteil ihm zu verdanken, dass sie nicht gekentert waren. Der Mann wusste, wie er ein Schiff in die tosenden Wellen lenken musste, um einem nassen Grab zu entgehen.

Die schwarzen Augen richteten sich wieder auf das Meer. Itachi kniff die Lider leicht zusammen. Dort war eben etwas zwischen den Wellen aufgetaucht. Er hob das Fernrohr an das rechte Auge und begutachtete seine Entdeckung genauer. Eine winzige Dschunke schaukelte auf dem Wasser hin und her. Eine Person lag darin, soweit er die Sachlage aus dieser Entfernung beurteilen konnte.

Itachi schob das Fernglas wieder unter die schwarze Schärpe und zog sich am Tau hoch. Geschickt kletterte er die Wanten hinab und schritt über das Deck zur Treppe. Auf dem Achterdeck trat er zum ersten Offizier. „Konan, ich habe ein Boot entdeckt, direkt vor uns.“ Diese Dschunke als Schiff zu bezeichnen, wäre eine maßlose Übertreibung.

Angesprochene sah ihn aus den Augenwinkeln an. Auf vielen Schiffen waren Frauen an Bord eigentlich verboten, ihr Captain hatte es jedoch gestattet, sofern sie sich nützlich machte. Da kannte er auch bei seiner Geliebten kein Pardon. Konan trug ein aufwändig gearbeitetes hellblaues Kleid mit Rüschen und weißer Spitze, welches sie einer reichen amerikanischen Lady abgenommen hatte bei einem früheren Beutezug. Allerdings hatte sie das einst bodenlange Kleid knapp über den Knien abgeschnitten und an einigen Stellen waren bereits Risse in dem feinen Stoff. Darunter war sie wie die Männer in eine schlichte, aber robuste Hose und Stiefel gekleidet. Auch der praktische Gürtel auf der Hüfte wollte nicht zum eleganten Stil des Kleides passen. Nur ihre Pistole war sichtbar. Die restlichen Waffen waren in ihrer Kleidung verborgen oder steckten im blauen Haar als scheinbar harmlose Haarnadeln. So hübsch sie aussah, hinter der schönen Fassade verbarg sich eine grimmige Piratin.

„Fischer?“, fragte Konan ruhig.

Itachi deutete ein Kopfschütteln an. „Ich denke nicht. Es ist zwar eine Dschunke, doch sie ist zu klein, um wirklich hochseetauglich zu sein. Soweit ich erkennen konnte, war darin nur eine Person.“

Nachdenklich wurde er aus den orangefarbenen Augen angesehen. „Zu holen gibt es da garantiert nichts.“ Der Meinung war auch Itachi. Allerdings war da noch ein Detail, welches er nun offenbarte. „Die Person hat sich nicht bewegt. Vielleicht geriet das Boot ebenfalls in den Sturm.“

Der Schwarzhaarige sah über das Deck des Schiffes hinweg, an den Masten vorbei und auf das Meer vor ihnen. Inzwischen war die Dschunke auch ohne Fernglas gut erkennbar.

„Nun, wir werden es sicher gleich erfahren. Wir halten genau darauf zu“, erwiderte Konan. Anscheinend hielt sie es nicht für notwendig, den Captain jetzt zu wecken. Vermutlich war es auch besser so, konnte Yahiko recht ungemütlich werden, wenn man ihn wegen einer Lappalie aus dem Schlaf riss, in den er erst wenige Stunden davor gefallen war.

„Hidan, Kakuzu!“, rief Konan mit kräftiger Stimme. Kakuzu und Hidan, die gerade ein paar gerissene Taue auswechselten, hielten in ihrer Arbeit inne. „Was gibt’s?“, hallte Kakuzus tiefe Stimme zum Achterdeck hinauf.

„Ich brauche euch. Holt die Strickleiter und haltet euch bereit.“

Undeutlich hörte Itachi das wohlbekannte Fluchen des Silberhaarigen, während Kakuzu das soeben ersetzte Tau festzurrte. „Übernimm das Steuer“, wies der erste Offizier ihn an. „Ay.“ Itachi löste Konan ab und hielt das Schiff auf Kurs. Die Blauhaarige stieg derweil die Treppe hinab auf das Hauptdeck und beugte sich über die Reling. Hidan und Kakuzu folgten ihr. Das kleine Boot musste bereits im Schatten der Akatsuki sein, da Itachi es von seinem Posten am Steuer nicht mehr sehen konnte.
 

Hidan schleppte die geforderte Leiter an und ließ sie an der äußeren Bordwand hinab, befestigte sie an der Reling. Sicherheitshalber prüfte Kakuzu, ob sie auch wirklich fest war und ihn trug. Manchmal war der Silberhaarige in seiner Arbeit nachlässig.

Dann schwang er sich über die Reling und kletterte hinab. Mit einer Hand hielt er sich fest, in die andere nahm er den mitgeführten Enterhaken und wartete, bis die Dschunke nah genug herangetrieben war. Gekonnt warf er seinen Enterhaken.

„Lass bloß nicht das Seil los“, warnte er Hidan. Der Jüngere knurrte ungehalten. „Ach, halt die Fresse, alter Mann.“ Wie erwartet wickelte sich der Enterhaken ein paar Mal um den schmächtigen Mast und verhakte sich schließlich im Holz. „Hidan!“

Wenigstens verstand dieser, was Kakuzu von ihm wollte. Er holte das Seil ein, zog die Nussschale von Dschunke näher an die Bordwand heran. Noch immer rührte sich die Person im Inneren nicht. Der Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um einen Mann. Kakuzu runzelte die Stirn. Über der hellen Hose trug die Person einen dunkelroten Yukata, den er wohl selbst gekürzt hatte, da der ausgefranste Saum nur noch bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Eine braune Schärpe hielt ihn zusammen. Die Füße waren bloß. Eine Pistole hatte der Mann bei sich, aber vielleicht versteckte er weitere Waffen unter der Kleidung.

Kakuzu schätzte ihn nicht größer als Sasori und der war einen ganzen Kopf kleiner. Das Gesicht wurde von einer wirren, blonden Mähne verdeckt.

„Ey, Kleiner, aufwachen.“ Ein Versuch war es wert. Vielleicht schlief Blondie nur besonders fest. Doch noch immer folgte keine Reaktion. Kakuzu stieg in die Dschunke, eine Hand an seinem Säbel, falls der Kleine auf die unsagbar dumme Idee kam, ihn anzugreifen.

Kakuzu kniete sich neben ihn. Seine große Hand legte sich auf die schmale Schulter und drehte ihn auf den Rücken. Ein Teil des langen Haares gab endlich das Gesicht frei. Eindeutig ein Mann, für eine Frau waren die Gesichtszüge zu kantig. Aber das war noch ein halber Junge. Wie alt mochte der Bengel sein? Vielleicht 17 Jahre?

Eine Platzwunde auf seiner Stirn störte das Bild. Aber er lebte noch. Gleichmäßig hob und senkte sich die Brust des Jungen. Kakuzu sah hoch zu dem Schilfsegel. Es hing nur noch in Fetzen am Mast. Wasser stand im Boot. Darin dümpelte ein Eimer. Ein aufgeweichter Kanten Brot schwamm ebenfalls im Boot herum. Und eine Flasche… Rum? Kakuzu griff nach der Flasche und öffnete sie, roch daran. Eindeutig Rum. Sorgfältig verschloss er die Flasche wieder. Der Bursche war ganz offensichtlich in den Sturm geraten. Ein Wunder, dass er das überlebt hatte in dieser Nussschale.

„Ein Junge, vielleicht 17 Jahre alt. Muss in den Sturm geraten sein. Lebt aber noch“, rief er zu Konan hoch. Einige Herzschläge hörte man nur das stetige Rauschen der See, dann erhob der erste Offizier die Stimme. „Schaff ihn rauf. Wir könnten ein weiteres paar Hände gut gebrauchen.“

Kakuzu sah zweifelnd auf den blonden Burschen hinab. Konnte der überhaupt richtig zupacken? Seiner Meinung nach hatten sie schon mehr als genug dieser halben Portionen an Bord. Was die Akatsuki brauchte, waren ein paar richtige Seemänner und keine dürren Jüngelchen, die sich hinter einem Pfeiler verstecken konnten.

Genervt packte er den Burschen und warf ihn sich über die Schulter. Die Flasche Rum nahm er selbstverständlich mit. Zwar war sie bereits halb leer, aber als Pirat ließ man nichts zurück, was brauchbar war.

Mit seiner Fracht kletterte Kakuzu wieder an Deck. Dort legte er das blonde Bündel ab. Der wog auch nicht besonders viel. Beim nächsten Sturm spülte eine besonders hohe Welle ihn garantiert von Bord. Missbilligend sah er Konan an. „Wir brauchen richtige Männer, nicht noch so einen Hänfling wie Sasori.“ Knapp wandte er sich an Hidan. „Lös den Enterhaken. Die Nussschale brauchen wir nicht.“ Wenn sie den Bengel wirklich behalten wollten, war das halb zerstörte Boot nur unbrauchbarer Ballast. Eine Alternative hatte der Kleine sowieso nicht. Entweder er schloss sich ihnen an oder er konnte mit den Fischen am Grund des Meeres Freundschaft schließen.

„Immer muss ich die beschissenen Arbeiten machen“, maulte Hidan einmal mehr, wurde aber nicht weiter beachtet.

Konan ignorierte seinen Einwand, kniete sich stattdessen zu dem Jungen und strich ihm das Haar komplett aus dem Gesicht. Der Braunhaarige ahnte, worauf das hinaus lief. „Versorg seine Wunde und schaff ihn unter Deck. Sasori soll auf ihn aufpassen“, befahl Konan.

Brummend stieg Kakuzu durch die Hauptluke ins Innere der Galeone, um aus einem der Vorratsräume Verbandszeug zu beschaffen. Noch so ein halbes Hemd, das bei einem ausgewachsenen Sturm die Taue nicht mehr halten konnte. Einen Steuermann hatten sie bereits. Was sollte der Bursche denn tun? Er würde nur im Weg sein. Vielleicht konnte er ja kochen. Dann musste Kisame das nicht mehr übernehmen.

Auf dem Rückweg nahm er noch einen Eimer abgestandenes Süßwasser und einen Lappen mit. Kaum trat Kakuzu wieder an Deck, erhob Konan sich und nahm ihren Platz am Steuer wieder ein. Knurrend kniete der Braunhaarige sich neben den Blonden und wusch die Platzwunde grob aus. In solchen Momenten verfluchte er seine Funktion als Schiffsarzt. Hidan setzte sich zu ihm und griff freudig nach der halbleeren Rumflasche, die er von der Dschunke des Bengels mitgenommen hatte. Eilig riss er dem Silberhaarigen die Flasche aus der Hand. „Vergiss es! Du säufst sowieso schon zu viel.“

Hidan lehnte sich über den Bewusstlosen und versuchte sich die Flasche zurück zu holen. „Komm schon, Kakuzu-chan, jetzt hab dich nicht so. Ist sowieso nicht genug drin, um besoffen zu werden.“ Dreist grinste der Jüngere.

Kakuzu umfasste eisern das Handgelenk Hidans und verdrehte es. Jammernd folgte der Silberhaarige der Bewegung, verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Bengel. In diesen schien endlich Bewegung zu kommen. Er stöhnte leise. Sofort war auch Hidans Aufmerksamkeit wieder auf den Kleinen gerichtet und er erhob sich von ihm.

„Wenigstens ist er jetzt wach“, brummte Kakuzu. Die Flasche Rum stellte er beiseite und musterte das Bürschchen. Der Braunhaarige wechselte nun die Sprache. Erst mal mussten sie rausfinden, was er überhaupt verstand. Einen Japaner hatten sie jedenfalls nicht vor sich, er hatte die Augen eines Europäers. Also versuchte er es mit schlechtem Englisch. „Ey, Kleiner… hörst du?“ Hoffentlich verstand Blondie ihn, ansonsten musste er Zetsu rufen.
 

Hinter seiner Stirn hämmerte Schmerz. Und irgendwas Schweres lag auf ihm. Deidara stöhnte leise. Den Schmerzen nach zu urteilen lebte er. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war der heftige Sturm, der haushohe Brecher über seine Dschunke fegte. Einer dieser Brecher hatte sein Segel zerrissen, ein weiterer hatte ihn gegen den Mast gedonnert. Da war nur noch wütender Schmerz gewesen und danach nichts mehr. Aber wo war er jetzt?

Jemand sprach mit ihm. Englisch? Wie lange hatte er seine Muttersprache nicht mehr gehört? So lange, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte. Mühsam hob der Blonde die Lider, kniff sie aber sogleich wieder zusammen, als grelle Sonnenstrahlen in seine Augen stachen. Beim zweiten Versuch ging er vorsichtiger vor. Allmählich erkannte er Umrisse, die sich zu klaren Formen zusammensetzten.

Ein Mann mit Narben im Gesicht beugte sich über ihn. Grüne Augen blickten auf ihn herab. Ein dunkelgrünes Kopftuch hielt die braunen Zotteln zurück. Deidaras Blick wanderte weiter. Zu dem ebenfalls dunkelgrünen Hemd gesellte sich ein helles Halstuch. Eine braune Hose bedeckte die Beine. Der Mantel hingegen schien aus allerlei bunten Flicken zu bestehen, so oft musste er schon ausgebessert sein. Im Gürtel steckte ein großer Säbel.

Deidaras Blick huschte zu dem Mann auf der anderen Seite, der ihn aus violetten Augen etwas dümmlich angrinste. Das silberne Haar war nachlässig nach hinten gelegt. Über einem schmutzig weißen Hemd trug der Mann eine offene braune Weste, an der alle Knöpfe fehlten. Eine ähnlich dreckige graubraune Hose rundete das Bild zusammen mit Pistolen und einem Enterbeil im Gürtel ab.

War er auf einem Piratenschiff gelandet?

Die raue Stimme von Narbengesicht sprach ihn erneut an, dieses Mal nachdrücklicher. Mühsam stemmte Deidara sich auf. Sein Schädel hämmerte immer noch, der Alte könnte ruhig leiser reden. Er verstand ihn schon, einigermaßen zumindest.

„Du kannst japanisch reden, ich verstehe euch auch so, hm“, murrte er leise, wenn auch mit Akzent, den er wohl nie loswerden würde und auch gar nicht vermeiden wollte. Bei seiner Begutachtung war ihm aufgefallen, dass es sich um Japaner handelte. Ob ihm das recht sein sollte, wusste er noch nicht. Deidara hatte die Japaner hassen gelernt.

Überrascht wurde er angesehen. Aus den Augenwinkeln heraus fiel ihm etwas auf. Seine Rumflasche. Zielstrebig griff er danach, öffnete sie und stürzte den brennenden Alkohol hinter. Der Rum würde die Kopfschmerzen schon irgendwie betäuben. Und wenn nicht, fühlte er sich dann wenigstens etwas leichter.

Narbengesicht schnappte ihm die Flasche weg. „Noch so ein Säufer“, knurrte er, nun auf Japanisch. „Hör zu, Kleiner. Wir haben dich aufgelesen. Deine erbärmliche Nussschale ist weg. Und du wirst jetzt stillhalten, ansonsten kannst du deine Wunde selbst verarzten.“

Deidaras Augenbrauen zogen sich verstimmt zusammen. „Ich heiße Deidara, hm“, erwiderte er. Sollte er ihn beim Namen nennen. Erneut erntete der Blonde erstaunte Blicke. Aber er hielt still, damit Narbengesicht sich um die Wunde kümmern konnte. Fest presste er die Kiefer aufeinander. Sanft ging der Mann nicht gerade vor, als er den Verband anlegte.

„Wieso hast du einen japanischen Namen?“, fragte Narbengesicht. „Du siehst nicht wie ein Japaner aus.“ Deidara war nicht gewillt, diese Frage ehrlich zu beantworten. Er zuckte mit den Schultern. „Ist halt so, hm.“ Warum er einen japanischen Namen hatte, ging niemanden etwas an. An seinen ursprünglichen Namen erinnerte er sich aber nicht mehr, ansonsten hätte er ihn wieder angenommen.

„Wo bin ich eigentlich, hm?“

Ein letzter schmerzhafter Zug an dem Verband, dann ließ Narbengesicht von ihm ab. „Du bist auf der Akatsuki. Der Idiot da ist Hidan, mein Name ist Kakuzu.“

Deidaras rechte Augenbraue wanderte ein Stück in die Höhe, soweit das mit Verband möglich war. Skeptisch ließ er seinen Blick über das Schiff schweifen. Das hier war keine Dschunke, sondern ein westliches Schiff. Von der Akatsuki hatte er bereits gehört. Ein Piratenschiff. Die Crew sollte angeblich recht klein sein und dennoch waren sie in den asiatischen Meeren gefürchtet. Auf ihrer Flagge prangte kein Totenkopf wie bei vielen anderen Piratenschiffen, sondern nur eine rote Wolke mit einer weißen Umrahmung.

„Hast du mich gerade beleidigt, alter Mann?“, beschwerte Hidan sich etwas verspätet. Der schien wirklich nicht der Hellste zu sein. Kakuzu gab nur ein Knurren von sich.

„Ich hab gehört, die Akatsuki sei eine Dschunke, hm“, widersprach der Blonde. Hidan lachte. Der leicht irre Unterton jagte ihm einen Schauer den Rücken hinab. „War es auch. Aber beim vorletzten Raubzug haben die Schweine Löcher in unser Schiff geballert. Wir haben sie abgestochen und ihr Schiff gekapert.“ Und offensichtlich umgetauft.

Kakuzu verpasste dem Silberhaarigen eine Kopfnuss. „Du laberst zu viel.“ Langsam erhob Narbengesicht sich. Deidaras Blick folgte ihm. „Konan. Der Bengel ist wach. Was machen wir jetzt mit ihm?“

Interessiert sah der Blonde hinauf zum Achterdeck. Hinter dem Steuerrad stand eine Frau. War sie etwa der Captain? „Schaff ihn unter Deck. Er kann sich ausruhen bis der Captain wach ist. Dann wird entschieden, was mit ihm passiert.“ Nein, sie war nicht der Captain. Aber sie hatte Befehlsgewalt. Also der erste Offizier?

Kakuzu zerrte ihn am Arm hoch. Durch die Bewegung wurde ihm im ersten Moment schwindlig, dann begann er sich gegen die Behandlung zu wehren. Deidara hasste es, wenn man ihn wie ein Stück Ware herumzerrte. Lange genug hatte er sich das gefallen lassen, keine andere Wahl gehabt. Damit war Schluss! „Lass los, Narbengesicht“, fauchte er und zog einen Dolch unter seinem Yukata hervor.

Den Moment nutzte Hidan, sich die Flasche Rum zu krallen, die Kakuzu außer Acht gelassen hatte. Mit einem triumphierenden Lachen rannte der Silberhaarige davon, während Narbengesicht nach seinem Handgelenk griff und zudrückte, bis er den Dolch nicht mehr halten konnte und die Waffe auf die Planken fiel. Warnend bohrte sich der Blick des Größeren in ihn. „Pass auf, Bursche. Noch so ein Ding und ich schmeiß dich über Bord. Wüsste sowieso nicht, wozu du nützlich sein solltest. Bist dumm genug, mit einer Nussschale bei Sturm auf dem Meer rum zu schippern“, knurrte er. Kakuzu ließ seine Hand los und zog seine Pistole unter der Schärpe hervor, nahm sie an sich.

Wütend funkelte Deidara Narbengesicht an, schwieg aber vorerst. Er wusste, dass er schlechte Karten hatte. Die Piraten saßen am längeren Hebel und konnten über sein Leben entscheiden. Wieder hielt jemand anderes sein Leben in der Hand. Er hasste es!

Widerwillig ließ er sich von Kakuzu unter Deck zerren. Dieser öffnete eine Tür und schubste ihn hindurch. „Sasori, du hast Besuch. Pass auf, dass die kleine Ratte nichts Dummes anstellt, bis der Captain sich drum kümmert“, rief er in den schummrigen Raum.

Metall blitzte auf. Im nächsten Augenblick bohrte sich ein Dolch in den Türrahmen. „Verpiss dich“, zischte eine gereizte Stimme aus den Schatten.

„Mit Vergnügen“, knurrte Kakuzu und schlug die Tür zu. Deidara zuckte leicht, hallte der Knall in seinem Kopf schmerzhaft wider. Unruhig glitt sein Blick durch den Raum. Nur ein kleines Bullauge ließ etwas Licht hinein und zeichnete einen hellen Kreis auf den Boden. Der Rest versank im Zwielicht. Hängematten waren in unregelmäßigen Abständen aufgehängt. Kisten standen gut festgezurrt an den Wänden. Ein paar Teppiche bedeckten den Boden. Diverse Häufchen Klamotten lagen verstreut herum, dazwischen einige Decken. Warme, abgestandene Luft erfüllte das Quartier.

Jetzt war er also allein mit diesem messerwerfenden Piraten. In der Hängematte in der dunkelsten Ecke bewegte sich etwas. Dort war der Mann also. Instinkttief tastete Deidara nach seiner Pistole, aber die hatte Narbengesicht ihm ja auch abgenommen. Er war unbewaffnet. Noch ein Grund mehr, sich unwohl zu fühlen.

„Sei bloß leise“, wurde er angeknurrt. Ein Augenpaar funkelte ihn an. Dann schien sich der Mann, den Narbengesicht mit Sasori angesprochen hatte, wieder tiefer in seiner Hängematte zu vergraben.

Lautlos atmete Deidara durch und ließ sich unter dem Bullauge an der Wand nieder. Sein Blick schweifte ziellos umher. Ein wenig Ausruhen wäre angenehm, fühlte er sich erschöpft von dem Sturm und den anstrengenden Tagen davor. Irgendwie hatte er die Küste aus den Augen verloren. Wahrscheinlich wäre er verdurstet, hätten die Piraten ihn nicht aus dem Meer gefischt. Eine Kleinigkeit zu Essen wäre gut und Wasser. Rum würde es auch tun. Aber leider brauchte der Körper Wasser zum Überleben.

Doch Deidara wollte nicht hier und jetzt schlafen. Wer wusste, was der schlecht gelaunte Mann dort in der Ecke machte, während er schlief. Vielleicht wachte er nie mehr auf.

Mürrisch sah Deidara an sich hinab. Seine Kleidung war nass. Am liebsten würde er sie ausziehen, damit sie nicht auf seiner Haut trocknete. Allerdings kam diese Option nicht in Frage. Deidara fühlte sich momentan schon angreifbar genug. Nackt wollte er hier nicht sitzen. Außerdem hatte er nicht vor, jemandem das verhasste Tattoo auf seiner Brust zu zeigen. Vielleicht kamen die Piraten dann auf die Idee, ihn zu verkaufen. Alles würde wieder von vorn losgehen. Nein, das wollte er nicht.

Deidara lehnte seinen Kopf vorsichtig gegen die Wand hinter sich und schloss die Augen. Die Dunkelheit tat gut. Er wollte nicht schlafen, aber seinen Körper konnte er auch so etwas Erholung gönnen.
 

An Schlaf war nicht mehr zu denken, seitdem Kakuzu irgendeinen Streuner zu ihm in das Quartier gesperrt hatte. Waren ein paar Stunden Schlaf zu viel verlangt? Seine Arme taten noch immer weh und seine Handinnenflächen fühlten sich wundgescheuert an von dem hölzernen Steuerrad. Die Akatsuki war nicht in den Brechern untergegangen und so dankten sie es ihm. Indem sie ihn um seinen wohlverdienten Schlaf brachten.

Hoffentlich waren diese Banausen wenigstens intelligent genug gewesen, die Ratte zu entwaffnen. So recht traute er den anderen nicht, weswegen er nun lediglich noch etwas ruhte, sich aber keinen festen Schlaf mehr gestattete. Sie hätten den Gast in die Bilge sperren können. Dort musste niemand auf ihn aufpassen.

Immerhin verhielt sich die Ratte ruhig. Nach einer Weile drehte Sasori sich in der Hängematte um und beobachtete den Fremden. Blondes, langes Haar verdeckte eine Hälfte des Gesichtes vollständig. Um den Kopf war ein Verband gewickelt.

Das Schiff neigte sich etwas stärker, vermutlich in ein Wellental. Schlaff rutschte der Körper zur Seite und blieb liegen. Der andere war eingeschlafen. Ein Fehler, allein unter Piraten.

Leise ließ Sasori sich aus der Hängematte gleiten. Bevor er sich hingelegt hatte, hatte er seine nassen Klamotten ausgezogen und eine trockene, schwarze Hose angezogen. Er suchte aus seiner Kiste einen frischen Gi heraus und streifte ihn über, band ihn mit einer roten Schärpe zusammen. Den noch klammen Jin Baori ließ er vorerst am Haken hängen. Seine Dolche verstaute er wie üblich in der Schärpe.

Dann näherte er sich dem Blonden. Knapp außerhalb seiner Reichweite hockte Sasori sich vor ihn und betrachtete ihn eingehend. Der war noch ziemlich jung. Braune Augen schweiften über den recht schmächtigen Körperbau. Wenigstens mal nicht so ein Muskelprotz. Eigentlich hatte Blondie ein recht hübsches Gesicht für einen Ausländer. Hoffentlich war der Bengel einigermaßen intelligent und nicht so einfältig wie Hidan. Noch einen von der Sorte ertrug er nicht.

Sasoris Augenbrauen zogen sich zusammen. Sie hätten den Bengel kaum in ihr Quartier gelassen, wenn nicht in Überlegung wäre, ihn zu behalten. Was sollten sie mit einem Ausländer? Alle an Bord stammten aus Japan oder hatten zumindest zu einem Teil japanisches Blut in sich und verstanden die Sprache. Der Junge hier sah überhaupt nicht japanisch aus. Verstand der denn überhaupt die Befehle des Captains?

Sasoris Blick blieb auf der nackten Haut haften. Der Yukata war durch die veränderte Lage weiter aufgeklafft. Schwarze Linien lugten unter dem Stoff hervor. Prüfend sah Sasori in das friedliche Gesicht. Er schlief. Behutsam schob der Rotschopf den feuchten Yukata des Blonden weiter auf. Ein Tattoo war in die Haut auf seiner linken Brust gestochen. Sasori kannte dieses Zeichen. Es handelte sich um ein Sklaventattoo, welches die Tokugawa benutzten.

Interessant. Der Bengel musste geflohen sein. Sicherlich kein leichtes Unterfangen. Auf ihr Eigentum achteten die mächtigen Tokugawa immer gut. Das bedeutete allerdings auch, dass er zumindest einigermaßen der japanischen Sprache mächtig war. Der Kleine war vielleicht doch ganz brauchbar. Und er konnte sich glücklich schätzen. Sie handelten nicht mit Menschen. Das war umständlich, weil die versklavten Gefangenen Nahrung brauchten, um am Leben zu bleiben. Sie fraßen ihnen nur die Haare vom Kopf. Leblose Ware war wesentlich praktischer. Sie wurde einfach eingelagert und entweder behalten oder im nächsten Hafen, den sie anliefen, unter der Hand verschachert.

Ein Ruck ging durch den Körper. Seine Hand wurde weggeschlagen und der Blonde setzte sich auf. Eilig zog er den Stoff über seine Brust. In den blaugrauen Augen spiegelten sich Schock, Misstrauen und Widerwillen.

Ein amüsiertes Schmunzeln umspielte Sasoris Mundwinkel. „Brauchst es nicht mehr zu verstecken. Ich hab’s schon gesehen“, sagte er ruhig. Die schlanken Finger gruben sich in den dunkelroten Stoff. „Werdet ihr mich verkaufen, hm?“ Wie bereits erwartet beherrschte er also ihre Sprache. Der wachsende Widerwille in den Augen des Blonden ließ die Vermutung zu, dass er sich das nicht einfach gefallen lassen würde.

Sasori beschloss, ihm ein wenig Angst einzujagen als Strafe, weil er seinen Schlaf gestört hatte. „Vielleicht.“

Der Blick des Bengels verhärtete sich, wanderte dann langsam an ihm hinab und blieb an seinen Dolchen haften. „Denk nicht mal dran, Kleiner“, warnte er ihn und erhob sich. Ehe der Blonde auch nur mit einem Finger einen seiner Dolche berührte, hätte er ihm selbigen schon abgeschnitten.

Schwere Schritte näherten sich dem Quartier. Wenige Augenblicke später flog die Tür auf und Kakuzu trat ein. „Der Captain will dich sehen, Kleiner.“ Die grünen Augen wanderten von dem Bengel zu ihm. „Und du kannst auch gleich mitkommen. Konan will abgelöst werden.“ Genervt erwiderte Sasori den Blick. Nicht mal für ein paar Stunden hatte man seine Ruhe. Da er jetzt aber eh wach war, konnte er auch genauso gut seiner Arbeit nachgehen. Zudem bekam er dann gleich mit, was mit dem Kleinen passieren sollte.

Sasori warf einen letzten Blick auf den Blonden, der sich neben ihm gänzlich aufrichtete. Ein unheilvolles Lächeln schenkte er dem Bengel noch, dann schritt er zur Tür. Seinen Dolch, den er vorhin geworfen hatte, um Kakuzu zu verjagen, zog er mit einem Ruck aus dem Holz und trat an dem Größeren vorbei auf das Geschützdeck.
 

Deidara sah dem Rothaarigen nach. Dessen Antwort auf seine Frage machte ihm Angst, aber er bemühte sich, dies nicht zu zeigen. Er wollte nicht wieder als Sklave schuften. Sicher erzählte er nun dem Captain davon.

„Bist du da angewachsen?“, knurrte Narbengesicht. Er kam auf ihn zu und zerrte ihn wie zuvor einfach mit sich. Deidara wusste, dass der Ältere mehr Kraft hatte, dennoch stemmte er sich dagegen. Es half nichts. Erbarmungslos stieß er ihn die steile Treppe hoch an Deck. „Ich kann selbst laufen, hm“, murrte Deidara, stemmte sich hoch und richtete seinen Yukata, damit nicht noch die anderen das Tattoo zu Gesicht bekamen.

Ein kurzer Rundblick jagte ihm einen Schauer den Rücken hinab. Er zählte acht Piraten und eine orangegestreifte Katze in den Armen eines Schwarzhaarigen, dessen Hand ruhig durch das Fell kraulte. Zwischen der hellgrauen Hose, dem dunkelblauen Hemd und der schwarzen Schärpe erschien das rote Halstuch wie ein Farbtupfer.

Auf einer der Kanonen saß Hidan mit dem zuvor schon gezeigten dümmlichen Grinsen.

Ein muskelbepackter Hüne lehnte am Hauptmast. Die Lippen verzog er zu einer Art Lächeln und zeigte dabei eine Reihe spitzgefeilter Zähne. An den Beinen trug er eine helle Hose, die an manchen Stellen bereits geflickt war. Das graublaue Hemd gab einen guten Blick auf die breite Brust frei. Hinter der gelben Schärpe steckte wie bei allen anderen auch eine Pistole. Das blaue Haar wurde von einem schwarzen Kopftuch zurückgehalten.

Den Kerl ganz in Schwarz hätte Deidara beinahe übersehen, hockte dieser im Schatten der Treppe. Hinter dem Steuerrad erkannte Deidara den kleinen Rotschopf von eben wieder. Die Frau lehnte derweil am unteren Ende des Treppengeländers. Wenn er sich richtig erinnerte, hieß sie Konan. Nicht weit von ihr stand ein Mann in einem blauen Marinemantel. Einige Abzeichen deuteten auf einen hohen Rang des Vorbesitzers hin. Unter dem Dreispitz schauten kurze orangene Strähnen hervor. Von dem grauen Hemd und der schwarzen Hose hob sich ansonsten lediglich eine grüne Schärpe ab, welche außer der Pistole zusätzlich noch ein Katana und Wakizashi an der Seite hielt.

Kakuzu hatte sich hinter ihm aufgebaut. Als ob Deidara irgendwohin abhauen könnte. Bevor Land in Sicht kam, würde er ertrinken. Er wusste ja nicht einmal, wo genau er war.

Der Mann mit dem Dreispitz kam gemächlichen Schrittes auf ihn zu. Seine gesamte Haltung machte deutlich, dass er daran gewöhnt war, Befehle zu geben. Das musste der Captain der Akatsuki sein. Deidara straffte sich und erwiderte den Blick dieser stoischen grauen Augen herausfordernd. Nie wieder wollte er sich wie ein Stück Vieh behandeln lassen. Eher akzeptierte er den Tod als weitere Jahre als Sklave.

Direkt vor ihm verharrte der Orangehaarige. Mit einer schnellen Bewegung packte er sein Kinn und drückte es hoch. Reflexartig schlug Deidara die Hand weg. Er wollte zurückweichen, stieß dabei aber gegen Narbengesicht und wich zur Seite aus. Deidara war erstaunt, dass es einfach zugelassen wurde. Er fühlte sich zumindest geringfügig weniger bedroht als zuvor. Sein Blick lag aber weiterhin auf dem Captain. Keinen Herzschlag lang ließ er ihn aus den Augen.

„Scheinst recht brauchbar zu sein“, begann der Captain. „Wie heißt er nochmal?“ Die Frage richtete er an Narbengesicht. „Deidara“, antwortete dieser. Zufrieden nickte der Captain.
 

„Also, Deidara. Du hast die Wahl. Du kannst dich uns anschließen oder ersaufen. Was ist dir lieber?“

Abwartend sah Yahiko auf den kleinen Blonden hinab. Er mochte diesen herausfordernden Ausdruck in seinen Augen. Der Captain kannte einen solchen Blick. Würde er den Jungen angreifen, wehrte dieser sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Solche Männer konnte er gut gebrauchen. Es war dem Kleinen ohnehin schon hoch anzurechnen, dass er noch so gerade stand und sich nicht vor Angst in die Hose pisste, allein unter Piraten.

Der störrische Blick des Blonden wandelte sich zu Nachdenklichkeit. Er überdachte sein Angebot. Nicht, dass er eine große Wahl hatte. Leben oder Sterben. Die Frage war nur, wofür er sich entschied.

„Was muss ich machen, wenn ich mich euch anschließe, hm?“, fragte der Blonde schließlich nach. Yahiko meinte einen lauernden Unterton in seiner Stimme zu hören. Der Kleine war wirklich nicht schlecht. Aber von Piraterie hatte er wohl noch keinen Schimmer.

„Du segelst unter meinem Befehl. Was dir aufgetragen wird, führst du aus. Die Beute unserer Raubzüge wird gerecht verteilt. Was du damit machst, ist deine Sache. Du hast das Recht, frei deine Meinung zu äußern. Aber bei einem Gefecht wird kein Widerspruch geduldet.“ Sollte der Bengel während eines Raubzuges auf die Idee kommen, seine Befehle zu verweigern und somit die gesamte Crew in Gefahr bringen, bekam er die neunschwänzige Katze zu spüren, sofern sie einen solchen Fehler überlebten.

Langsam entspannte sich die Haltung des Blonden etwas. Er machte nicht mehr den Eindruck eines in die Enge getriebenen Raubtiers. Yahiko empfand sein Angebot als beidseitigen Gewinn. Sie hatten dem Kleinen das Leben gerettet. Ohne sie wäre er gestorben. Deidara erhielt ein Leben als Pirat, konnte seinen Teil der Beute verprassen, sich mit Huren vergnügen und saufen, was auch immer er bei einem Landgang gern tun wollte. Dafür hielt er mit den anderen das Schiff in Schuss und kämpfte bei einem Raubzug mit. Sonderlich ängstlich wirkte Deidara nicht. Solche Männer brauchte Yahiko. Was sollte er mit einer verzagten Landratte, die allein bei dem Anblick von Piraten die weiße Flagge hisste?

„Und ich bekomme Essen und Trinken, hm?“

Yahiko nickte. „Wie die anderen. Ich brauche starke Männer, keine ausgehungerten Klappergestelle.“

Hidan brach in schallendes Gelächter aus. „Das ist doch schon ein Klappergestell, genau wie Sasori!“ Nur einen Augenblick später bohrte sich ein Dolch neben Hidans Fuß in die Planken. „Der nächste trifft“, warnte der Rotschopf. „Genug jetzt“, befahl Yahiko. Sie konnten sich später weiter streiten, wenn der wichtige Teil geklärt war.

„Deine Entscheidung“, forderte der Captain. Allmählich sollte der Blonde seine Wahl treffen. Er wollte keine Stunden warten, bis der Bengel sich entschieden hatte.

„Einverstanden, hm.“
 

So schlecht klang das Angebot nicht, fand der Blonde. Weit besser als alles andere, was er davor gekannt hatte. Er bekam Essen und einen Schlafplatz. Und sogar so etwas wie Lohn, den er ausgeben konnte. Das war sehr verlockend. Selbst wenn das hier ein Piratenschiff war und er somit zu einem Verbrecher wurde, erhielt er endlich die Chance auf eine Arbeit, für die er auch entlohnt wurde. Deidara musste sich nicht mehr für nichts die Hände wund schuften.

Zugegeben die Gesellschaft war gewöhnungsbedürftig, aber mit etwas Rum hoffentlich auszuhalten.

Der Captain nickte zufrieden. „Willkommen auf der Akatsuki.“ Eine Pause folgte, um den Worten mehr Gewicht zu verleihen. Dann sprach er weiter. „Sasori wird sich um dich kümmern.“ Unverzüglich folgte der Protest. „Wieso ausgerechnet ich?“ Gelassen wandte der Orangehaarige sich um und sah zu ihm hoch. „Zeig ihm, was man als Navigator und Steuermann wissen muss. Dann könnt ihr euch abwechseln.“

Glücklich wirkte der Rotschopf nicht. Deidara ging es nicht besser. Mit dem schlecht gelaunten Kerl sollte er seine Zeit nun verbringen? Er pustete eine kitzelnde Strähne beiseite. Na das konnte ja heiter werden.

Überfall

Die Akatsuki ankerte in der unbewohnten Bucht einer kleinen Insel. Am Tag waren sie an Land gegangen, um bei einem nicht weit entfernten See ihre Wasservorräte aufzufüllen. Die Arbeit war mühselig, aber Deidara fühlte sich zwischen diesem Haufen merkwürdiger Gestalten zunehmend wohler. Der Umgangston mochte rau sein, aber er hatte dieselben Rechte und durfte Hidan ebenso beleidigen wie dieser umgekehrt ihn beschimpfte.

In den Wochen, die Deidara bereits ein Teil der Piratencrew war, hatte er einen guten Einblick in die Verhaltensweisen der anderen erhalten. Man konnte sich auf dem Schiff schließlich kaum aus dem Weg gehen. Verrückt war jeder irgendwie, aber man akzeptierte dies einfach. Sie traten sich als Menschen gegenüber. Niemand wurde wie Abschaum oder ein niederes Wesen behandelt.

Inzwischen verstand er auch, warum die Katzen an Bord waren. Sie sollten die Ratten in Schach halten, die sich üblicherweise auf einem Schiff einnisteten. Der orangegestreifte Kater war einer von zweien, wenn auch der Unfähigere, denn Tobi galt als Schmusekater. Wollte man etwas Weiches streicheln, musste man Tobi nur rufen, ihn kraulen und schon hatte man ein schnurrendes Fellknäuel auf dem Arm. Den schwarzen Kater mit den giftgelben Augen hingegen hatte Deidara bisher nur wenige Male gesehen. Orochimaru nannten sie ihn. Das Mistvieh ließ sich höchstens mal von Itachi anfassen. Ansonsten fauchte es jeden an und verteidigte sich mit grausam scharfen Krallen.

Heute war das Abendessen sogar richtig abwechslungsreich. Meist stand auf dem Speiseplan nur allerlei Nahrung, die lange haltbar war. Aber auf der Insel hatte Zetsu ein Reh geschossen und so gab es frisches Fleisch zu eingelegten Gurken und Reis.

Gemütlich saß die Crew nach dem Essen im Salon zusammen. Vor jedem stand ein bronzener Becher Rum und Hidan gab ein Sauflied nach dem anderen zum Besten. Deidara fand es faszinierend, wie viele Lieder der Silberhaarige kannte. Mit jedem weiteren Becher des brennenden Gesöffs, den Hidan in sich rein schüttete, wurden die Texte derber und seine Stimme lauter.

Kisame sang munter mit, während Kakuzu den Text eher brummte. Wie üblich lauschten der Captain, Zetsu und Itachi nur still, hielten sich an ihrem Becher fest. Sasoris zunehmend genervten Blick beim allmählichen Anschwellen der Lautstärke ignorierte Deidara und schmetterte den Text eifrig mit. Konan beobachtete das Treiben amüsiert.

„Ne, ne, Blondie! Dad is der fallsche Deggsd“, lallte Hidan und sang ihm die Strophe noch mal vor. „Das haste dir doch grade ausgedacht“, widersprach Deidara empört. „Gibs zu, du weißt‘s nich mehr. Kannst ja nich mal mehr ein‘ Ton halten, hm!“

Lachend hob Hidan seinen Becher und stürzte den Inhalt hinunter. „Pah, so viel Rum jibs jar nisch!“ Geräuschvoll knallte er den leeren Becher auf den Tisch. „Hör mir jenau su.“ Und ein weiteres Mal wiederholte Hidan die Strophe. Deidara wollte aber nicht warten und stimmte einfach mit ein.

Wild fuchtelte Hidan mit den Händen. „Neee! Du singsd dad nisch rischtisch. Du mussd dad anderss bedonen!“ Und wie Hidan die Worte nun betonte. Er nahm nicht nur seine vom Alkohol ins Schwanken geratene Stimme, sondern seinen gesamten Körper zu Hilfe. Die Grimassen sowie das leidenschaftliche Gefuchtel mit den Händen waren einfach zu komisch. Vor Lachen hielt der Blonde sich den Bauch. „Du siehst sooo dämlich aus, hm.“

Deidara stemmte sich schwerfällig vom Stuhl hoch und nahm seinen Becher, um sich am Rumfass zu bedienen. Doch Sasori hielt ihn am Arm zurück. Mahnend bohrten sich braune Augen in ihn. „Du hast langsam genug“, sagte der Rotschopf leicht gereizt. Der Blonde zog eine Schnute. „Hidan hatte viel mehr, hm“, murrte er.

„Der verträgt auch deutlich mehr“, gab Sasori ungerührt zurück. Während der Ältere sich ebenfalls erhob, entwischte Deidara seinem Griff. Freudig fixierte er bereits das Fass, da wurde er unsanft am Kragen zurück gezerrt. „Jetz hab dich nich so, hm“, maulte Deidara. Aber Sasori ließ sich nicht erweichen. Er nahm ihm den Becher aus der Hand und stellte ihn auf dem Tisch ab. Entschlossen zog er ihn Richtung Tür.

„Sasssori, du elende Ratte! Lass ihn hier!“, schnauzte Hidan hinter ihnen. Im Türrahmen hielt der Rotschopf kurz inne und sah über die Schulter an Deidara vorbei zu Hidan. „Sauf mit wem anders. Hast genug Auswahl.“ Seinen eigenen Protest missachtete Sasori und schleppte ihn mit hinaus auf das Hauptdeck. Klare Nachtluft empfing sie. Die Sonne war schon lange untergegangen. Nur die Sterne und der Mond erhellten die Umgebung schwach. Ein paar Laternen tauchten das Schiff in ein sanftes, schaukelndes Licht.

„Sasoriii“, murrte Deidara erneut. „Was soll das, hm?“

Der Rotschopf steuerte die Treppe ins Innere des Schiffes an.

„Yahiko hat mir befohlen, mich um dich zu kümmern und genau das tue ich.“

Die frische Luft drängte seinen Rausch bedauerlicherweise ein wenig zurück. Deidara fühlte sich wieder etwas klarer und der Boden schwankte nicht mehr so stark. Vielleicht war das auch günstiger, denn Sasori nahm eine der zwei Laternen, die nahe der Treppe am Hauptmast hingen, und stieg zielstrebig die Stufen hinab. Da der Rotschopf ihn immer noch am Handgelenk festhielt, taumelte Deidara die Treppe hinunter und stieß am unteren Ende gegen Sasori.

Dieser drehte sich zu ihm um. „Pass auf, wo du hinrennst.“ Die Augen verdrehend befreite er sich von ihm. „Ich kann selber gehen, hm.“

Abschätzend betrachtete Sasori ihn. Dieser Blick. Er reizte Deidara. Manchmal würde er den Rotschopf gern als Zielscheibe für Schießübungen benutzen. Nur weil er älter war, musste er ihn nicht immer wie ein dummes Kind behandeln und ihn von oben herab ansehen.

„Dann geh. Du weißt, wo das Quartier ist.“ Sasoris Kopf ruckte leicht in die entsprechende Richtung. Dem Blonden schwirrten jedoch andere Dinge im Kopf herum. In dem orangegelben Licht der Laterne wirkte Sasoris helle Haut richtig warm. Sein rotes Haar glühte regelrecht wie Kohlen in einem Ofen. Als fördere das Kerzenlicht eine Seite von Sasori Zutage, die immer verborgen war in ihm.

Den genervten Blick vernachlässigte Deidara. Er kannte ihn zur Genüge. Der Anblick, welcher sich gerade in seinen Geist brannte, war viel interessanter. Sasori war nicht so grobschlächtig wie einige andere Kerle hier an Bord. Eigentlich war er sogar ziemlich attraktiv, ließ man seine arrogante Art beiseite.

Deidaras Blick blieb an den sanft geschwungenen Lippen hängen. Wie eine Puppe, schoss es ihm durch den Kopf. Der Rum brachte ihn auf seltsame Gedanken. Wie viel Leben wohl in dem anderen war? Das wollte er jetzt gern wissen.

„Wird’s bald oder brauchste ‘ne Wegbeschreibung?“ Der Blick aus den graublauen Augen haftete an Sasoris Lippen, während er sprach. Langsam kam Bewegung in Deidara. Allerdings nicht so, wie es gewünscht wurde. Neugierig überwand er den ohnehin geringen Abstand zwischen ihnen und presste seine Lippen gegen die des Rotschopfes. Es war anders als das Mal vor ein paar Monaten. Das hier wollte er. Und es war aufregend, die fremden Lippen gegen seine geschmiegt zu spüren.

Als er nun in die braunen Augen sah, spiegelte sich dort nicht mehr die so typische Genervtheit, sondern Überraschung. Deidara löste den Kuss. Einige Herzschläge geschah gar nichts. Sasori schien wie versteinert. Seine Lippen verzogen sich zu einem frechen Grinsen. „Hat’s dir die Sprache verschlagen, hm?“, hauchte er. Ob der Rotschopf wohl umfiel, wenn er ihn nun anstieß? Bevor er das austesten konnte, wanderte schließlich eine Augenbraue hoch unter die roten Strähnen, die ihm in die Stirn fielen. „Das soll ein Kuss sein?“

Die Laterne fand ihren Platz an einem der dafür vorgesehenen Haken. Im nächsten Moment drängte Sasori ihn gegen einen der Stützpfeiler. Dicht presste er sich an ihn. Erschrocken japste der Blonde. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Noch bevor er sich vollkommen bewusst wurde, dass er Sasoris kompletten Körper an seinem fühlte, vereinte dieser ihre Lippen zu einem weiteren Kuss. Überrumpelt ließ er Sasori gewähren. Es war überraschend, aber keineswegs schlecht. Hände stahlen sich in sein Haar und seinen Nacken. An seinen Lippen glitt Sasoris Zunge entlang. Ohne darüber nachzudenken, wohin das eigentlich führen sollte, gewährte er ihm Einlass. Seine Lider senkten sich.

Deidaras Finger gruben sich irgendwo in den Stoff des blutroten Jin Baori. Die feuchte Zunge an seiner eigenen war berauschend. Sasori schmeckte herrlich. Davon wollte er gern mehr. Angetan schlangen sich seine Arme um den Rotschopf, drängten ihn näher an sich.

Sasori brach den Kuss. Seine Hände zogen sich zurück. Entschieden löste er Deidaras Arme, um etwas zurück zu treten. Verwirrt blinzelte der Blonde. „Schlaf deinen Rausch aus. Nächstes Mal kommst du zu mir, wenn du nüchtern bist, Kleiner.“

Ein letzter Blick traf ihn, dann stieg Sasori die Treppe wieder hoch aufs Hauptdeck. Schwer atmend und an den Pfeiler gelehnt blieb Deidara zurück. Er starrte ins Dunkel vor sich, wo sich irgendwo die Tür zum Quartier versteckte. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust und so laut, dass es wohl jeder hören konnte, der auf das Geschützdeck kam. Noch immer hatte er das Gefühl, Sasori presste sich gegen ihn. Er war so warm gewesen, seine Zunge so weich und fest zugleich. Der Blonde leckte sich über die Lippen.

Sasori war definitiv keine Puppe. Leise lachte Deidara. Er sollte zu ihm kommen, wenn er nüchtern war? Das war absurd. Gerade von Sasori hätte er nie erwartet, dass er ihm so etwas anbieten würde. Wollte er das überhaupt? Der Gedanke war reizvoll. Als Sklave konnte man sich glücklich schätzen, wenn man nicht missbraucht wurde. Aber er war endlich frei und konnte selbst entscheiden. Ob Sasori sich auch in dieser Hinsicht um ihn kümmern würde?
 

Sasori stützte sich auf der Bordwand ab. Sein Blick schweifte zum Ufer rüber. Bleich hob sich der schmale Strand von dem im Schatten versinkenden Wald dahinter ab. Dumpf drang vor allem Hidans Stimme aus dem Salon.

Tief atmete er die salzige Luft ein. Dieser kleine, freche Bengel. Eigentlich hatte Sasori nie Hand an Crewmitglieder legen wollen. Das gab nur Ärger. Aber Deidara war eine Verlockung. Manchmal war er etwas zu dreist, aber ansonsten konnte man wirklich etwas mit ihm anfangen. Der Bursche war kein plumper Einfaltspinsel wie Hidan, lernte schnell und konnte gut Karten lesen. Obwohl er Yahiko anfangs verflucht hatte, weil er ihm dieses Balg aufgehalst hatte, war er doch hilfreich. Sasori konnte sich öfter für ein paar Stunden ausruhen, ohne befürchten zu müssen, dass einer der anderen das Schiff auf ein Riff steuerte.

Er verwettete seine Messer darauf, dass Deidara noch keine sexuellen Erfahrungen hatte. Der von ihm initiierte Kuss war schlichtweg unschuldig gewesen. Auch seine Reaktionen auf ihn deuteten darauf hin. Das machte alles nur komplizierter. Sasori hatte nicht genug Geduld, sich mit einer Jungfrau auseinander zu setzen. Nachher heulte der Kleine rum, weil sein Hintern wehtat. Auf das Gejammer verzichtete er liebend gern. Außerdem bekam er den Anschiss, wenn Deidara nicht richtig arbeiten konnte.

Der Rotschopf fuhr sich durchs Haar. Er würde jetzt viel dafür geben, Pfeife rauchen zu können. Allerdings hatten sie keinen Tabak mehr. Der letzte Raubzug war schon eine Weile her. Allmählich könnte ruhig mal wieder ein vollbeladenes Handelsschiff ihren Weg kreuzen. Und anschließend sollten sie endlich einen Hafen anlaufen. Dann konnte er sich von seinem Teil der Beute einen Lustknaben kaufen und musste sich nicht mehr in Enthaltsamkeit üben. Oder sich mit besoffenen Jungfrauen an Bord rumschlagen.

Wollte Deidara wirklich mit ihm ficken, sollte er nüchtern genug sein, um sich des Geschehens vollständig bewusst zu sein. Vielleicht während eines Landganges. Er könnte das Geld für den Lustknaben sparen. Zudem wurde meist sowieso nur gefeiert, sobald die Ware verkauft war, die sie nicht selbst behielten. Zwischen einem Haufen verkaterter Piraten, die vielleicht auch noch ein paar Prellungen von einer Schlägerei davongetragen hatten, interessierte sich keiner mehr für einen schmerzenden Hintern.

Die Tür zum Salon öffnete sich. Für diesen Augenblick breitete sich der gesamte Klangteppich aus dem Inneren auf dem Hauptdeck aus. Kaum fiel die Tür ins Schloss, sperrte sie die ausgelassene Geräuschkulisse wieder ein. Leise Schritte überquerten das Deck, strebten zum hinteren Teil des Schiffes. Sasori musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass es sich um Itachi handelte. Der Rotschopf konnte die Crewmitglieder anhand ihres Schrittmusters auseinander halten. Eine weitere Tür wurde geöffnet und geschlossen. Sasori war wieder allein mit seinen Gedanken.

Genervt schnaufte er. Also brauchte er Konan gar nicht mehr fragen, ob er in ihrer Kajüte schlafen durfte. Itachi war schneller gewesen. Und jeder wusste, was Sache war, wenn der Schwarzhaarige allein schlafen wollte. In ein paar Minuten, spätestens in einer Stunde, huschte Kisame zu ihm in die Kajüte. Die beiden hatten heute noch ihren Spaß, während er sich mit ein paar Fantasien zufrieden geben musste. Ätzend.

Es war praktisch, dass Konan immer bei dem Captain in der Kajüte nächtigte. Sofern man sie vorher fragte, erlaubte sie einem, für eine Nacht in der Offizierskajüte zu schlafen. Nur Itachi und er selbst machten von diesem Zugeständnis regelmäßig Gebrauch, waren sie die einzigen, die ab und an ihre Ruhe brauchten, selbst wenn man wie Itachi nur ungestört vögeln wollte.
 

Schweißgebadet fuhr Itachi hoch. Im nächsten Augenblick machte er schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Boden. An diese Hängematte musste er sich erst noch gewöhnen. Der Schwarzhaarige verkniff sich ein Keuchen, während er sich aufrappelte und über seine malträtierte Hüfte rieb.

Itachi sah sich im Quartier um. Leises Schnarchen fraß sich durch den stickigen Raum. Augenscheinlich hatte niemand der anderen seinen Sturz mitbekommen. An Schlafen war nun aber nicht mehr zu denken. Mit leisen Schritten verließ er das Quartier, durchquerte das Geschützdeck und stieg an Deck. Kühler Wind empfing ihn.

Alle Laternen waren gelöscht. Ruhig lag die Dschunke nahe einer kleinen Insel bei Kyûshû vor Anker. Irgendwo im Mastkorb hockte Zetsu, der üblicherweise die Nachtwache übernahm. Ansonsten war er völlig ungestört.

Itachi trat an die Reling und lehnte sich dagegen. Der Blick aus den schwarzen Augen verlor sich in dem schwachen Glitzern der dunklen Wellen. Das beständige Rauschen beruhigte seinen aufgewühlten Geist. Immer wieder holte seine Vergangenheit ihn ein. Schon ein Jahr war seit seinem Massaker vergangen, aber diese eine Nacht verfolgte ihn hartnäckig. Er hatte nur einen Verrat verhindern wollen. Ihr Fürst war ein guter Mann. Er gehörte nur leider einem Clan an, den die Uchiha hassten. Itachis Clan war der Meinung gewesen, ihnen stünde die Herrschaft zu. Obwohl er einfach nur ein ruhiges Leben wollte, hatten sie ihn trotzdem mit hinein gezogen.

Einen Krieg hatte Itachi verhindern können. Doch der Uchiha-Clan bestand nur noch aus seinem kleinen Bruder und ihm selbst. Sasuke war als einziger unwissend gewesen, weswegen er ihn nicht hatte umbringen können. Der Kleine war unschuldig.

Und Itachi konnte seitdem nicht mehr richtig schlafen. Nacht für Nacht quälten ihn die Bilder von seinen toten Eltern und Verwandten, die mit schrecklichen Wunden in ihrem Blut lagen, und von Sasukes völlig aufgelöstem Gesichtsausdruck, als er ihn gesehen hatte. Der Fürst hatte Itachi versprochen, sich um seinen Bruder zu kümmern. Hoffentlich war der Kleine nicht allzu einsam. Er war ihm doch immer nachgelaufen. Vielleicht hatte er sogar ein paar Freunde gefunden. Sicher hasste Sasuke ihn für das, was er getan hatte, und konnte nicht verstehen, warum er ihr Zuhause zerstört hatte. Der Gedanke schmerzte tief in seiner Brust, weil er seinen kleinen Bruder liebte.

„Kannst du nicht mehr schlafen?“

Kaum merklich zuckte Itachi zusammen. Sein Kopf ruckte zu Kisame, der sich neben ihn auf der Bordwand abstützte. Er hatte ihn nicht bemerkt. Musternd lagen die grünlichen Augen des anderen auf ihm, welche ihn immer an Raubtieraugen erinnerten, die ihre Beute fixierten. Dabei war Kisame einer der angenehmeren Zeitgenossen auf der Akatsuki.

Itachi sah hinüber zu der kleinen Insel und schwieg. Von Kindesbeinen an hatte man ihn gelehrt, stark und tapfer zu sein. Der Weg des Samurai war erfüllt von Tugenden, die er alle verinnerlicht hatte. Doch wie sein Clan war auch er nicht perfekt. Seinen Verwandten hatte es an Loyalität gegenüber ihrem Fürsten gemangelt. Ihm hingegen fehlte die Härte und Kaltblütigkeit. Andernfalls würde ihm die Vergangenheit keine schlaflosen Nächte bereiten.

„Also ja“, kommentierte Kisame.

Itachi spürte seinen Blick auf sich. Wenn der Hüne sich die Frage selbst beantworten konnte, musste er sie doch nicht mehr bestätigen, fand er.

„Dir muss ziemlich viel Scheiße passiert sein.“ Innerlich fluchte Itachi, ließ aber nichts von seinen Gefühlen nach außen dringen. So grobschlächtig Kisame wirkte, er schien ein aufmerksamer Beobachter zu sein. Wahrscheinlich hatte er bemerkt, dass er regelmäßig aus dem Schlaf schreckte, ausgenommen er dröhnte sich mit Rum oder Sake zu. Allerdings konnte er das nicht jeden Abend durchziehen, waren die Nachwirkungen nicht erstrebenswert, vor allem nicht, wenn er an Bord seine Aufgaben ordentlich erfüllen wollte.

Genaugenommen sollte ihn seine Vergangenheit überhaupt nicht mitnehmen. Es war seine Entscheidung gewesen, seinen Clan für das Wohl einer ganzen Region zu töten. Ein Grund mehr, warum er diese Bürde allein tragen musste.

Müde fuhr Itachi sich mit der Hand durchs Gesicht. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, wie es war, erholt aus dem Schlaf zu erwachen und nicht gerädert und mit vom Schweiß klammer Kleidung aufzustehen.

„Du denkst zu viel, Kleiner“, meinte Kisame unbekümmert. „Was passiert ist, kannst du eh nicht mehr ändern. Vergiss es und genieß das Leben.“

Irritiert weiteten sich Itachis Augen, als der andere nach seiner Hand griff und ihn zu sich heran zog. Ein Arm schlang sich um ihn, drängte ihn dicht an Kisames muskulösen Körper. Kräftige Finger legten sich um sein Kinn und drückten es hoch. Zwei Reihen spitzgefeilter Zähne wurden bei einem anrüchigen Grinsen entblößt.

„Was wird das?“, fragte Itachi bemüht ruhig. Er wusste, dass Kisame sich mit beiden Geschlechtern vergnügte. Meist nahm er sich an Land Huren, aber wenn ein hübscher Kerl dabei war, störte er sich nicht an der flachen Brust und dem Penis zwischen den Beinen. Ab und an waren ihm dessen zweideutige Blicke in seine Richtung aufgefallen, jedoch hatte er ihn noch nie angerührt.

„Wir könnten ein bisschen Spaß haben“, erwiderte Kisame verheißungsvoll. Er beugte sich zu seinem Ohr hinab und flüsterte: „Das lenkt dich vom vielen Grübeln ab.“

Itachi hatte bisher kein gesteigertes Interesse an Sex gehabt, weder mit Frauen, noch mit Männern. Auf praktische Erfahrungen konnte er nicht zurückgreifen, um eine anständige Erklärung vorzubringen, dass es ihm beispielsweise nicht gefallen hätte. Er wollte schlichtweg nicht.

Kisame hingegen musste die Aussicht, mit ihm intim zu werden, ziemlich erregend finden, denn er spürte dessen Härte durch die Hose gegen seinen Unterleib drücken.

Es lenkte ab, hatte Kisame gesagt. Vielleicht konnte er für ein paar Augenblicke einfach alle Gedanken aus seinem Kopf verbannen. Ob noch mehr möglich war? Itachi ließ sich hinreißen. „Ich will einfach mal wieder durchschlafen.“ Nur leise kamen die Worte über seine Lippen. Kisame konnte seinen Wunsch sicherlich nachvollziehen. Wer bevorzugte nicht einen erholsamen Schlaf?

„Ich kann dir da zur Hand gehen. Ein ordentlicher Fick wirkt Wunder.“ Kisames Hand glitt mit Druck über seinen Rücken hinab. Langsam schloss Itachi die Augen und atmete hörbar aus. Er ließ zu, dass Kisame ihn auf diese Art anfasste. Hauptsache er konnte endlich mal wieder richtig schlafen.
 

Itachi ließ sich auf dem Bett nieder und streckte sich darauf aus. Hängematten waren auf einem Schiff praktisch, aber er bevorzugte einen Futon oder zumindest ein Bett wie dieses hier in der Offizierskajüte. Der Schwarzhaarige schloss die Augen und konzentrierte sich mehr auf das sanfte, stetige Schaukeln des Schiffes.

Seit seinem ersten Mal waren ein paar Jahre vergangen. Es hatte höllisch wehgetan, als hätte Kisame ihm den Arsch aufgerissen. Itachi hatte beim besten Willen nicht verstehen können, was am Sex so gut sein sollte. Aber er hatte in diesem Moment an nichts anderes mehr gedacht und hatte danach ruhig geschlafen. Dafür war er Kisame sehr dankbar gewesen.

Später war Itachi mit Kisame eine Art Symbiose eingegangen. Wenn seine Alpträume ihn mal wieder zu intensiv plagten und er etwas Erholung von seiner Vergangenheit brauchte, fragte er Konan, ob er in ihrer Kajüte schlafen konnte. Kisame verstand diesen Wink und folgte ihm stets, denn der andere erhielt so die Gelegenheit, sich sexuell etwas auszutoben, obwohl sie nicht an Land waren. Sie benutzten sich gegenseitig.

Allerdings hatte er Kisame ein paar Regeln auferlegt. Der Ältere durfte ihn nur noch ficken, wenn er Öl benutzte und ihm etwas Zeit ließ, sich an die Beanspruchung zu gewöhnen. Immerhin sollte er am nächsten Tag arbeitsfähig sein.

Nach diesem Arrangement klappte es ganz gut. Itachi musste sich nicht mehr besaufen, um Schlaf zu finden. Der Sex hinterließ deutlich weniger unangenehme Nachwirkungen. Eigentlich fühlte es sich inzwischen sogar ganz gut an. Dem Schwarzhaarigen fiel es mit der Zeit leichter, sich Kisame hinzugeben. Bis zu einem gewissen Grad tat es gut, ihn machen zu lassen. Zur Abwechslung wurde nichts von ihm erwartet.

Kisame mochte das. Er hatte ihm mal erzählt, dass er keim Ficken nicht gern um die Oberhand kämpfte. Itachi verstand sein Verhaltensmuster. Kisame beanspruchte den aktiven Part für sich und duldete keinen Kampf im Bett.

Itachi würde zwar nichts vermissen, würde er damit wieder aufhören, aber er brauchte es, um etwas Ruhe zu finden. Den Kopf für einige Momente komplett frei zu kriegen, war ein Segen. Und danach traumlos bis zum Morgen durchzuschlafen, vielleicht sogar ein paar Tage gut schlafen zu können, schätzte er mehr als irgendwas sonst.

Die Tür der Kajüte öffnete sich. Itachi hob die Augenlider und stemmte sich auf die Ellenbogen hoch, während Kisame eintrat und die Tür ins Schloss drückte. Der andere klopfte nie an. Es war auch gar nicht notwendig. Zum einen war es nicht ihre Kajüte, zum anderen folgte Kisame ihm sowieso hier rein.

Der Hüne kam zu dem schmalen Bett und setzte sich auf die Kante. Ein Grinsen umspielte seine Lippen. Auf die meisten wirkte dieses Grinsen aufgrund der spitzen Zähne dämonisch, doch Itachi war an den Anblick von Schlimmerem gewöhnt.

„‘s ist also mal wieder so weit“, sprach Kisame. Itachi musste ihm nichts erklären. Ansonsten würde das hier nicht funktionieren. Es war irgendwann durchgedrungen, was er getan hatte, warum er nur noch Verbrecher sein konnte. Auf einem Piratenschiff war egal, wer man vorher gewesen war, was man getan hatte, solange man nützlich war. Aber lästige Fragen nach Details hätte er unnachgiebig von sich gewiesen.

Kisame beugte sich zu ihm und griff in seinen Nacken, zog ihn näher. Gierige Lippen pressten sich gegen seine. Lautlos seufzend ging Itachi auf den Kuss ein, der so rau war wie der Mann, der ihn herbeigeführt hatte. Es war diese direkte und einnehmende Art von Kisame, die es ihm ermöglichte, seine Gedanken loszulassen und nur noch zu fühlen.
 

Frischer Wind fegte über das Deck, verfing sich in den Segeln und trieb die Akatsuki zügig über das Meer. Deidaras Hände umgriffen das Steuer. Da die See ruhig war, gestaltete sich das Steuern als einfache Arbeit. Bei schwerem Wellengang überließ Sasori ihm diese Verantwortung noch nicht. Aber es war eine angenehme Abwechslung zu den Karten, die er studieren musste, und besser als Deck schrubben.

Aus einer Schublade der Kommode im Salon hatte Sasori für ihn ein paar Geräte zur Berechnung ihres aktuellen Standortes und des Kurses gekramt. Die Funktionsweise von Kompass, Sextant, Chronometer, Abgleichzirkel und den anderen Gerätschaften war einfach zu verstehen. Aber viel interessanter war dieses Instrument, das Sasori selbst benutzte. Er nannte es astronomisches Kompendium. Es vereinte Kompass, Sonnenuhr, Markierringe für Sternen- und Sonnenstand und sogar den Stellring zur Bestimmung der Tiden in sich. Zudem war es unglaublich praktisch, da man es zusammenklappen konnte. Sasori behütete das Kompendium wie einen Schatz. Nicht einmal anfassen durfte er das Gerät, weil es sehr selten und somit von unschätzbarem Wert war.

Zwischen den aufgeblähten Segeln tat sich etwas. Itachi kletterte die Wanten hinab und verschwand hinter der Tür des Salons. Wenig später verließ der Captain mit dem Schwarzhaarigen im Schlepptau den Raum und kam festen Schrittes auf das Achterdeck. „Fernglas.“ Fordernd hielt er Itachi seine Hand hin, der ihm sogleich Verlangtes übergab. Yahiko hob das Gerät an sein rechtes Auge und schaute konzentriert nach Backbord. „Holländische Flagge“, kommentierte Yahiko. „Sie sind ziemlich langsam. Vermutlich ein Handelsschiff.“

Er drückte Itachi sein Fernglas in die Hand und wandte sich dem Geländer vor dem Steuer zu. Aufmerksam beobachtete Deidara, was nun geschah. Yahiko brüllte quer über die Akatsuki: „An Deck mit euch, ihr lahmen Hunde, und gefechtsbereit machen. Es gibt fette Beute!“

Auf dem Schiff brach vorfreudige Hektik aus. Türen flogen auf. Eilige Schritte stampfen über die Planken. Nur kurze Zeit später waren alle Mitglieder auf dem Hauptdeck versammelt. Deidara blieb hinter seinem Steuer stehen, musste der Posten schließlich besetzt bleiben. Das war eines der ersten Dinge, die Sasori ihm beigebracht hatte. Niemals gedankenlos das Steuer freigeben.

Aufregung breitete sich wie eine Rauchwolke in Deidara aus. Das war sein erster Raubzug auf einem Schiff. Während seiner Flucht vor den Tokugawa hatte er ab und zu Nahrung und Kleidung geklaut, aber was jetzt kommen würde, war ganz anders. Durch die gemeinsamen Abende war ihm viel zu Ohren gekommen. Zumindest theoretisch wusste er, wie solch ein Überfall ablief. Doch nun erlebte er selbst einen. Das war spannend.

„Verflucht noch eins! Endlich mal wieder ein paar Kielschweine, denen wir die Schädel wegblasen können!“, rief Hidan begeistert.

Ein strenger Blick von Yahiko und der Hellhaarige verstummte. „Kisame, Zetsu. Lasst ein paar von den schweren Kochtöpfen und die alte Matratze aus dem Lager ins Wasser. Wir sind zu schnell. Konan, du hisst die holländische Flagge. Itachi, Hidan, Kakuzu und Deidara, alle Waffen zum Entern bereitlegen. Sasori übernimmt das Steuer.“ Der Captain richtete sich an alle. „Und zieht eure Stiefel an. Wer eindeutig japanisch aussieht, hält sich zurück, bis wir uns zu erkennen geben.“ Nach einer kurzen Pause brüllte er: „Los los, bewegt eure Ärsche!“
 

Deidara stellte die Kiste mit Krähenfüßen auf dem Deck ab. Vier Eisenspitzen ragten in gleichmäßigem Abstand sternförmig voneinander ab, sodass eine Spitze immer nach oben zeigte. Nachdem Kakuzu ihm erklärt hatte, dass sie diese kleinen Dinger auf das Deck des gegnerischen Schiffes warfen, verstand er den Grund, warum sie Stiefel tragen sollten. Meist liefen alle an Deck barfuß rum, weil es in dieser Gegend ziemlich warm war. Die fremde Crew war nichtsahnend und würde keine Fußbekleidung tragen. Ein falscher Schritt und ein Krähenfuß steckte in der blanken Fußsohle.

„Fertig“, kommentierte Kakuzu und schob sich zwei Pistolen unter den Gürtel, der seinen Säbel hielt. Deidaras Blick huschte über die vielen Pistolen, Entermesser, Dolche, Beile, Handgranaten, Schwefelbomben, Schwerter und Enterhaken. Ebenso waren Kanonenkugeln und Schwarzpulver bereit gestellt, falls ihnen keine andere Wahl blieb. Er hatte gewusst, dass viele Waffen an Bord waren, aber sie auf einem Haufen zu sehen, war durchaus beeindruckend. Nachdenklich zogen sich seine Augenbrauen allerdings bei dem Anblick des Zanbatô zusammen. Mit diesem übergroßen Schwert konnte man ein Pferd enthaupten. Auf einem Schiff war es doch äußerst unhandlich. „Wozu haben wir ein Zanbatô, hm?“, fragte er.

„Das ist Kisames“, antwortete Kakuzu knapp. Wenige Augenblicke später kam der Blauhaarige und schulterte den Pferdeschlächter als handele es sich um ein leichtes Katana. Dass Kisame stark war, hatte er sich gedacht, aber offenbar hatte er ihn deutlich unterschätzt.

Der Blonde legte den Kopf in den Nacken und schaute in den blauen Himmel hinauf. Am Hauptmast flatterte die holländische Flagge. „Warum hissen wir nicht die Piratenflagge, hm?“, fragte er Kakuzu. Hidan lachte. „Bist du dumm? Die ballern mit ihren Kanonen auf uns, wenn wir ihnen jetzt schon zeigen, dass wir Piraten sind. Die schwarze Flagge hissen wir erst, wenn sie uns nicht mehr entkommen können.“ Wie ein Lausbub grinste Hidan. Kakuzu brummte derweil nur zustimmend.

„…Hm.“ Ergab natürlich Sinn. Deidaras Aufmerksamkeit richtete sich auf das fremde Schiff. Sie näherten sich seiner Meinung nach geschickt von steuerbord und boten kaum Angriffsfläche für Kanonenkugeln. Zudem hatten sie an Fahrt verloren durch die Kochtöpfe und die Matratze, die sie nun unter Wasser ausbremsten.

Schritte näherten sich ihnen. Als Deidara sich umwandte, weiteten sich seine Augen. Yahikos Haut war so weiß wie eine gestrichene Wand. Dieser Anblick war unheimlich. Der Captain wirkte wie ein Geist in einer fleischlichen Hülle mit den grauen Augen. Und er war offensichtlich nicht der einzige, der mit Farbe sein Äußeres einschüchternder gestaltete. Zetsu hatte seine linke Körperhälfte komplett in Schwarz getaucht, während die andere Seite weiß eingefärbt war. Mit der ebenso schwarzen Kleidung und dem wallenden Umhang erschien er wie ein Dämon.

Yahiko betrachtete die Waffen und nickte zufrieden. Ruhig wandte der Captain sich ab und erklomm die Stufen zum Achterdeck.

Hidan stieß Deidara mit dem Ellenbogen in die Seite. „Schminken sich wie Weiber… aber sieht gruseliger aus als Itachis Haori oder Sasoris dämlicher Skorpion. Hat sich schon so mancher Seemann in die Hosen gepisst.“

Deidara dachte an den dunkelblauen Haori mit dem Fächer auf der Rückseite, den er heute zum ersten Mal an Itachi sah. Sonderlich furchteinflößend war das wirklich nicht. Auch der schwarze Skorpion auf Sasoris Jin Baori machte nicht viel her, fand er. Aber es war das Wappen des Rotschopfes.

„Was soll der Vergleich? Du kannst so ein Wappen nicht mit Farbe vergleichen, hm.“

Kakuzu sah ihn schief von der Seite an. „Das wirst du schon noch mitkriegen.“

Yahiko unterband jede weitere Frage, als er quer übers Deck rief: „Konan, halt unsere Flagge bereit.“ Leicht neigte sich das Schiff. Sie waren dem fremden Schiff nun nahe genug, um zu drehen, sodass sie längsseits gehen konnten. Bis auf Sasori und Konan versammelten sich alle auf dem Hauptdeck und griffen nach einem Enterhaken. Deidara bückte sich nach einem Enterhaken, aber Yahiko hielt ihn auf. „Du wirst mit ihnen reden.“ Irritiert sah der Blonde den Captain an. „Warum?“, fragte er. Wozu sollte er mit den Männern vom anderen Schiff reden? Sie wollten die Mannschaft überfallen.

„Du siehst harmlos aus und könntest garantiert aus Holland kommen.“

Deidaras Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. „Aber ich kann deren Sprache nicht. Ich kann noch einigermaßen englisch, aber mehr nicht, hm.“

Yahiko deutete ein Nicken an. „Das reicht schon.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. „Es ist Brauch, sich zu grüßen und den Abfahrts- und Zielhafen zu nennen. Auf die Art werden auf See Botschaften ausgetauscht. Sag ihnen, wir kommen von Dejima und wollen nach Amsterdam. Das wird sie ablenken.“
 

Schweigend lauschte Yahiko dem kleinen Blonden, der in ziemlich gutem Englisch mit den Holländern sprach. Neben ihm stand Hidan. Der Rest hielt sich momentan im Hintergrund. Deidara war wirklich praktisch. Denn Hidan sprechen zu lassen, wäre ein fataler Fehler. Kisame, Zetsu, Kakuzu und er selbst machten bereits den Eindruck eines Piraten und Konan als Frau würde auch unnötig auffallen. Zuvor hatten sie meist Itachi sprechen lassen, aber da sie nun vorgaben, Holländer zu sein, fiel er aus. Manchmal hatte auch Sasori diese Aufgabe übernehmen müssen. Allerdings war der Rotschopf ziemlich ungeduldig und daher für Ablenkungsmanöver ungeeignet.

Der Captain gab Konan das Zeichen, die Flagge zu wechseln. Das schwarze Tuch mit der roten Wolke drauf war bereits am Seil befestigt, sodass sie den Jolly Roger nur noch hissen musste. Parallel senkte sich die holländische Flagge ab.

Für den Rest der Crew war dies das Signal zum Angriff. Mit freudigem Gebrüll stampften sie zur Reling. Pistolen und Schwerter wurden gezogen und drohend präsentiert. Yahiko trat erhabenen Schrittes an die Bordwand. Ein geschickter Sprung folgte. Seine Hand schloss sich um eines der Seile in den Wanten, um sich daran festzuhalten. Stoisch überblickte er ihre aufgeschreckte Beute, die mit wilden Beschimpfungen und angsteinflößenden Drohungen bedacht wurde.

Das war kein normales Handelsschiff. Die Hälfte der Besatzung war japanisch. Anhand der Haartracht und der Haltung erkannte er sofort, dass es sich um Samurai handelte. Samurai verließen nie ohne triftigen Grund das Land. Sie begleiteten garantiert eine hochrangige Persönlichkeit. Dieser Überfall versprach wirklich fette Beute.

„Ergebt euch und wir verschonen eure mickrigen Leben!“ Wenn sie kein Theater machten. Aber bei den grimmigen Gesichtern der Samurai stellte er sich vorsichtshalber auf eine größere Auseinandersetzung ein. „Enterhaken“, befahl Yahiko. Nur einen Herzschlag später flogen die Enterhaken auf das Schiff und wurden an den Seilen zurückgezogen. Die Haken verkeilten sich in den Wanten und im Holz der Bordwand, sodass sich die Seile fest zwischen ihren Schiffen spannten. Seine Crew war ein eingespieltes Team. Er musste keinen weiteren Befehl geben. Langsam zogen sie die Schiffe näher aneinander. Kurz sah er zu dem kleinen Blonden. „Nimm dir ein paar der Schwefelbomben. Aber noch nicht werfen“, sagte er leiser, sodass die fremde Mannschaft ihn über den allgemeinen Lärm nicht hören konnte. Deidara kam seiner Anweisung nach und er wandte sich wieder ihrer Beute zu.

Einer der Holländer deutete nach oben zum Hauptmast der Akatsuki, wo der Jolly Roger im Wind wehte. „Piraten!“ Schockiert wehte die Stimme zu ihnen herüber. „Die Akatsuki“, spezifizierte einer der Samurai. Wie erwartet blieben die Japaner ruhig und machten sich kampfbereit, während der Rest der Besatzung in Panik verfiel. Leider blieb der Captain des anderen Schiffes von kopfloser Angst unberührt. „Kappt die Seile! Macht die Kanonen klar! Verteidigt das Schiff!“

Leise seufzte Yahiko. Das war die falsche Reaktion. Hätten sie sich kampflos ergeben, hätten sie mit Gnade rechnen können. „Konan, bereite die rote Flagge vor.“ Sollte die andere Mannschaft weiter Gegenwehr leisten wollen, gab es keine Gnade mehr. Gab er den Befehl, die rote Flagge zu hissen, war jeder Mann an Bord des anderen Schiffes des Todes.

Noch bevor die ersten Kugeln aus den Pistolen seiner Crew schossen, um die Männer am Kappen der Seile zu hindern, flog ein Dolch an Yahiko vorbei und bohrte sich tief in das linke Auge des fremden Captains. Wie ein gefällter Baum fiel er zu Boden. Nur einen Augenblick später drang ein zweiter Dolch in den Hals des Steuermannes ein. Röchelnd sackte der Mann in sich zusammen. Das Steuer blieb verwaist zurück. Deswegen ließ Yahiko ihren Messerwerfer nicht mit der fremden Mannschaft sprechen. Sasori brachte nicht die Geduld dafür auf, aber jetzt demoralisierte er ihre Gegner. Denn ohne Kopf konnte ein Raubtier nicht beißen.

„Sasori, nicht den ersten Offizier. Den brauchen wir noch“, erinnerte er ihren ersten Steuermann. Ein geknurrtes „Ja“ erreichte seine Ohren.

„Deidara, die Bomben!“, befahl Yahiko. Der Kleine zündete die erste Schwefelbombe an und warf sie. Yahiko beobachtete den Fall, bis die Bombe in einer der Luken verschwand. Es knallte und Augenblicke später drang dichter Rauch aus der Luke. Cleveres Bürschchen. So verhinderte er, dass unter Deck die Kanonen klar gemacht werden konnten. Hustend taumelten die ersten Männer die Treppe hoch. Die Ratten verließen ihren Posten zu seiner Zufriedenheit.

Weitere der Schwefelbomben flogen nun auf das andere Deck und hüllten das Schiff in eine stinkende Nebelwolke. Ein Ruck ging durch die Akatsuki, als die Schiffe gegeneinander stießen. Die Seile wurden vertäut. „Entern!“, rief Yahiko. Hidan sprang irre lachend auf die Reling. Mit einem großen Satz landete er auf dem anderen Schiff. Kakuzu, Zetsu und Kisame folgten ihm auf dem Fuße. Etwas langsamer sprang Itachi auf das fremde Deck, zog sein Katana und verschwand im Nebel. Eine Windböe riss den dichten Rauch auseinander. Fetzen von Schleiern blieben zurück, aber nun hatte Yahiko wieder einen besseren Blick auf ihre Gegner.

„Ergebt euch!“ Vermutlich war das der erste Offizier, der zwangsweise das Kommando übernommen hatte. Die Holländer legten tatsächlich ihre Waffen nieder. Aber die Samurai kämpften. Interessant, jedoch äußerst lästig. Die Krähenfüße brauchten sie nicht mehr. Samurai trugen selbst an Bord Schuhwerk, da sie nicht die Arbeit eines Seemannes übernahmen.

„Deidara, du bleibst hier und jagst jedem eine Kugel in den Kopf, der die Seile kappen oder auf unser Schiff kommen will.“ Konan würde ihn dabei unterstützen.

Mit einem kraftvollen Sprung begab sich Yahiko in den Kampf. Er richtete seine Pistole auf den ersten Samurai und schoss ihm direkt zwischen die Augen. Anschließend legte sich seine Hand um den Griff seines Katana. In einer flinken Bewegung zog er es aus der Saya und trennte einem weiteren Krieger den Kopf sauber von den Schultern.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er Itachi, der mit tödlicher Präzision seine Klinge führte. „Uchiha“, keuchte einer der noch lebenden Samurai, der aller Wahrscheinlichkeit nach das Wappen auf Itachis Rücken gesehen hatte. Dennoch ergab sich kein Krieger. Versagen bedeutete ritueller Selbstmord für einen Samurai. Sie kämpften bis zum Tod. Eine Tugend in Japan, aber für Piraten waren diese Krieger einfach nur ärgerlich. Yahiko kannte diese Verhaltensweise allerdings zur Genüge, war er selbst einmal Samurai gewesen.

Wieder zischte einer von Sasoris Dolchen durch die Luft und blieb zielsicher in der Brust eines Kriegers stecken. Yahiko fühlte jemanden hinter sich. Ruckartig wandte er sich um, das Schwert zum Parieren erhoben. Es klirrte, als ein Katana gegen seine Klinge prallte. Den Schlag ließ Yahiko abgleiten. Eine Hand löste er von dem Schwertgriff, zog unter seiner Schärpe einen Dolch hervor und rammte die kurze Klinge von unten zwischen die Rippen, genau ins Herz. Die Augen seines Gegners weiteten sich. Dann erschlaffte der Widerstand. Yahiko stieß den Sterbenden von sich. Mit einem schnellen Blick erfasste er die aktuelle Situation. Kakuzu zertrümmerte dem letzten Samurai den Schädel und ließ ihn wie einen Sack Reis auf die Holzplanken fallen. Die Holländer standen zitternd nahe des Hauptmastes. Der Kampf war vorbei.

Im lockern Halbkreis bauten sich die Piraten vor den verängstigten Seemännern auf. Yahiko schob sein Katana in die Saya zurück und trat einen Schritt vor. „Da wir das endlich geklärt haben, können wir zu dem interessanten Teil kommen“, begann er mit ruhiger Stimme und in Englisch, damit die Männer ihn überhaupt verstanden. „Wer ist der erste Offizier?“

Zuerst gab sich der gesuchte Mann nicht zu erkennen, bis Hidan ganz nah an die Besiegten herantrat. Der starre Blick und das irre Grinsen bei solchen Überfällen machte den Silberhaarigen zu einem äußerst unangenehm Gegenüber und das war noch die harmlose Seite an ihm. „Haltet euch wohl für besonders schlau, euren gottverdammten ersten Offizier nicht rauszurücken, was? Ich sag euch was. Ich schneide jedem, einem nach dem anderen erst die Finger ab und dann die Zehen…“ Hidan zog ein altes, rostiges Messer unter seiner Kleidung hervor. Sein Grinsen wurde noch widerlicher. „…hiermit. Und das ist nur der Anfang. Danach schlitze ich euch den Bauch auf und nagel eure Gedärme an den Mast.“ Ein wahnsinniges Lachen erscholl. Selbst Yahiko spürte den Schauer jedes Mal wieder, wenn Hidan sich derart gehen ließ. In schlechtem Englisch klangen seine Drohungen noch abstoßender. Der Silberhaarige würde seine Worte auch in die Tat umsetzen, sollten die Männer sich weiterhin weigern zu kooperieren. Manchmal fragte Yahiko sich, wo diese Brutalität herrührte. Viele Piraten waren rachsüchtig wegen der Leiden, die sie selbst hatten ertragen müssen. Aber niemand wusste genau, was Hidan zu diesen Foltermethoden antrieb. Seine Vergangenheit war ihnen weitgehend unbekannt. Nichtsdestotrotz waren dessen Worte wie meist von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Die Mannschaft verriet ihren ersten Offizier.

Der völlig verängstigte Mann wurde aus dem Kollektiv gestoßen. Er stolperte über seine eigenen Füße und fiel vor Yahiko auf die Planken. Wie ein aufgeschreckter Hase schaute er zu ihm hoch. Der Captain packte ihn am Hals und zerrte ihn auf die Beine. „Du wirst mir jetzt sagen, was ihr an Bord habt. Wenn nicht, überlasse ich dich Hidan.“ Ein eisiger Unterton schwang mit, der den Mann noch tiefer in die Angst treiben sollte, um jede Aussicht auf Widerstand zu ersticken.

Stotternd und um Luft ringend begann der erste Offizier seine Aufzählung. „Sei..de. T…tee un… und Taba…k.“ Yahikos Finger schlossen sich fester um den Hals des Mannes. Wie ein Fisch an der Luft japste er. „Das ist nicht alles. Was habt ihr noch an Bord? Oder besser: wen?“ Einige Herzschläge ließ er den Mann noch röcheln, dann lockerte er seinen Griff weit genug, damit er ihm antworten konnte.

Der erste Offizier sollte nicht auf die Idee kommen, ihn anzulügen. Das Hiersein der Samurai war wie ein Leuchtfeuer, dass sich jemand aus hohen Kreisen an Bord befand.

„Gaa…ra. Ich glaube, so… haben die… Samu…rai ihn… genannt“, stammelte der Mann schnaufend.

Yahikos Augenbrauen zogen sich zusammen. Konnte das wirklich sein? Handelte es sich um den Gaara, an den er dachte?

„Wo ist er?“ Scharf durchschnitt Yahikos Stimme die Luft. Einer der Seemänner antwortete für den ersten Offizier. „Die Samurai haben ihn unter Deck geschickt“, erklärte er vorsichtig.

„Kisame, Itachi, findet ihn und schafft ihn her“, befahl Yahiko. Krachend stieß Kisame sein Zanbatô in die Planken. Leicht wippend blieb es stecken. Die ohnehin verstörten Männer zuckten zusammen. Grinsend zeigte der Blauhaarige seine spitzgefeilten Zähne, ehe er Itachi unter Deck folgte.

Den Offizier stieß er gegen den Rest der Holländer. „Festbinden.“ Hidan maulte. „Darf ich ihnen nichts abschneiden? Nicht mal einen kleinen Finger?“ Mahnend sah er den Silberhaarigen an. Mürrisch brummte er und machte sich mit Kakuzu an die Arbeit. Sie nahmen eins der dicken Taue, die an Deck lagen und fesselten den verbliebenen Rest der Crew an den Hauptmast.

Yahiko sah zur Akatsuki. „Deidara, Sasori. Lasst den Anker runter und kommt rüber.“ Es kostete viel Zeit, das Schiff bis in die Bilge zu durchforsten und alles, was brauchbar oder verkäuflich war, auf die Akatsuki zu schaffen. Je mehr halfen, desto schneller waren sie fertig und konnten ihren erfolgreichen Raubzug feiern.

Während sie warteten, begutachtete Yahiko das Werk von Kakuzu und Hidan. Die Männer konnten sich kaum noch rühren. Nun reichte eine Person aus, die auf ihre Gefangenen achtete, während der Rest mit anpacken konnte.

Deidara gesellte sich zu ihnen. Ein kurzer Seitenblick zu Sasori offenbarte dem Captain, dass der kleine Rotschopf seine Dolche einsammelte und fein säuberlich an der Kleidung der Toten das Blut abschmierte.

Itachi und Kisame kehrten an Deck zurück. Der Hüne schleifte einen jungen Mann am Arm neben sich her. Schwungvoll stieß er ihn in Yahikos Richtung. „Der Kleine hat sich im Quartier versteckt“, berichtete Kisame amüsiert.

Musternd glitt sein Blick über Gaara. Das Haar war ähnlich rot wie Sasoris. Viel größer als der Messerwerfer konnte er auch nicht sein. Der schlanke Körper steckte in kostbarer Kleidung. Jadefarbene Augen blickten ihn an, ohne Angst. Diese Augen würde er immer wieder erkennen. Es mussten mindestens zehn Jahre vergangen sein, als er ihn zuletzt gesehen hatte. Yahiko rechnete kurz nach. Der Bursche war vermutlich so alt wie Deidara. Seine grauen Augen blieben einen Augenblick an der Narbe auf Gaaras Stirn hängen. Eine Narbe in Form eines Kanji war sehr ungewöhnlich. Doch momentan nicht von Bedeutung.

„Es ist lange her, Prinz.“ Yahiko sprach mit dem Prinzen japanisch wie er es mit seiner Mannschaft tat.

Überraschendes Raunen erklang. Wahrscheinlich erinnerte Gaara sich nicht einmal an Yahiko. Der Rotschopf war damals ein Kind gewesen und er nur einer von vielen Samurai des Kaisers. In Gedanken ging er die sich bietenden Möglichkeiten durch. Sie konnten vom Kaiser ein Lösegeld erpressen. Allerdings war fraglich, ob dieser bezahlen würde. Als ehemalige Geliebte hatte Konan mitbekommen, dass Gaara ein ungeliebtes Kind war. Kurz nach seiner Geburt war die Kaiserin wegen nicht enden wollenden Blutungen verstorben und der Kaiser gab seinem Letztgeborenen die Schuld. Der Schutz war passend spärlich gewesen. Ein Prinz würde unter normalen Umständen nicht auf einem Handelsschiff reisen, sondern auf einem schwer bewaffneten Schiff mit weiteren Kriegsschiffen als Geleitschutz.

Der junge Bursche hielt sich tapfer, das musste er ihm lassen. Seine stolze Haltung und sein stoischer Blick machten seinen hohen Stand in der Gesellschaft deutlich.

„Den hier nehmen wir mit“, entschied Yahiko. „Mal sehen, ob dein Vater bereit ist, für dein Leben zu zahlen.“ Einen Versuch konnten sie wagen. Sollte der Kaiser nicht zahlen, könnten sie Gaara als Sklaven verkaufen oder ihn zwingen, Pirat zu werden.

Kisame packte Gaara wieder am Arm und grinste den jungen Prinzen an. „Wenn du versuchst, Ärger zu machen, hack ich dir die Beine ab.“

Eine Sache musste definitiv noch klargestellt werden. „Er bleibt in einem Stück, bis ich etwas anderes sage.“ Kisame zuckte nur mit den Schultern. Aber Hidans freudiges Grinsen wandelte sich zu einer enttäuschten Fratze. Yahiko kannte seine Crewmitglieder. Wenn er solche Details nicht eindeutig klarstellte, überlebten Gefangene bei ihnen nicht lange. Meist machten sie nicht einmal Gefangene. Nachdem sie das Schiff komplett ausgeraubt hatten, ließen sie die Seemänner samt ihrem Schiff zurück. Mit etwas Glück gelang es ihnen, sich von den Fesseln zu befreien und sie erreichten einen Hafen oder Land, bevor sie verdursteten. Aber der Prinz war vielleicht eine Goldgrube. Ihn zurückzulassen, wäre dumm.

Betont langsam richtete sich Yahikos Aufmerksamkeit auf den ersten Offizier des gekaperten Schiffes. „Sperr die Lauscher auf. Wir nehmen den Prinzen mit. Richtet dem Kaiser von Japan aus, dass er für das Leben seines Sohnes bezahlen muss, wenn er ihn in einem Stück zurückhaben will.“ Wie die Holländer diese Forderung in die Tat umsetzen würden, war ihm egal. Leicht dürfte das Unterfangen nicht sein, da kein Europäer ohne Sondergenehmigung einen Fuß auf japanischen Boden setzen durfte. Nur auf Dejima konnten sie sich aufhalten. „Irgendwann laufen wir Singapur an. Dort erwarten wir das Lösegeld.“ Yahiko nannte eine hohe Summe.

Singapur war eines von vielen Piratennestern. Ein Handel wie dieser fiel dort nicht weiter auf.

„Aber… wie sollen… wir dem Kaiser… das sagen?“, fragte der erste Offizier verzweifelt.

Ein abfälliger letzter Blick traf den Holländer. „Das ist euer Problem.“ Yahiko wandte sich an seine Piraten. „Deidara, pass auf die Kielratten auf. Wer versucht, sich zu befreien, den kannst du abknallen.“ Gerade jetzt benötigte er die kräftigen Männer. Sasori setzte er für diese Aufgabe ungern ein, weil der Steuermann ungeduldig genug war, dass nach ein paar Stunden keiner mehr lebte und ein Aufpasser nicht mehr von Nöten war. Und Konan koordinierte die Warenverladung auf der Akatsuki und fiel für diese Aufgabe auch aus. „Der Rest schafft alles auf die Akatsuki, was wir gebrauchen oder verkaufen können. An die Arbeit! Bis zum nächsten Sonnenaufgang will ich hier weg sein.“
 

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Dejima war eine kleine künstliche Insel in der Bucht von Nagasaki. Während der Edo-Zeit (1603 bis 1868) war sie der einzige Ort des direkten Handels und Austauschs zwischen Japan und Europa.

Eine Dschunke ist ein typisch asiatisches Segelschiff mit Schilfsegeln.

Die Galeone war ein ursprünglich im Spanien des 16. Jahrhunderts entwickelter meist dreimastiger Segelschiffstyp. Es handelt sich um ein für die damalige Epoche schnelles, wendiges und hochseetaugliches Kriegsschiff. Aufgrund ihrer überlegenen militärischen Eigenschaften wurde die Galeone von nahezu allen seefahrenden Nationen Europas übernommen und eigenständig weiterentwickelt.

Jolly Roger: die Piratenflagge

Hongkong

Deidara stieg die steile Treppe beim Hauptmast hinunter. In einer Hand trug er eine Laterne, in der anderen eine Schüssel Reis mit eingelegtem Kohl. Der muffige Geruch von abgestandenem Wasser schlug ihm entgegen. Sacht schwappten Pfützen bei jedem Wellental umher. Angestaute Hitze erschwerte ihm das Atmen. Der Lichtkreis der Lampe erhellte nur wenige Schritte in die Bilge hinein. Genervt seufzte der Blonde und stapfte nach achtern. Schmieriges Holz unter den bloßen Fußsohlen mahnte ihn, sich nicht zu hastig zu bewegen.

Er hatte keine Lust, dem Gefangenen seinen Fraß zu bringen. Viel lieber würder er weiter mit Hidan saufen und Lieder singen.

Rechts von ihm erhoben sich Eisengitter, die zwischen Hauptmast, Besanmast und Schiffswand eingezogen waren. Die Laterne hängte Deidara an einen der dafür in das Holz gehämmerten Haken. Unheilvolle Schatten flackerten hinter den Gitterstäben. In einer Ecke der Brig hockte der feine Sohn des Tennô. Unbewegt sah Gaara ihn an.

In dem matten Lichtschein wirkte das rote Haar wie Strähnen getrockneten Blutes. Dagegen schimmerte der goldene Jin Baori unbeeindruckt, als seien Fäden aus Licht hineingewoben.

Deidara zog den handgroßen Schlüssel aus dem Yukata, den Yahiko ihm nur für diese Aufgabe geliehen hatte.

„Essenszeit, Prinzlein, hm.“

Er schloss die Gittertür auf. Unverzüglich zog er die Pistole unter der braunen Schärpe hervor. Den Lauf richtete er auf Gaara. Geübt spannte er den Hahn. „Du kennst das ja. Sei brav und ich puste dir nichts weg, hm.“ Mit einem warnenden Blick bedachte er ihren Gefangenen. Nervigerweise durfte Deidara ihn nicht töten, wenn er aufmuckte. Yahiko wollte ja unbedingt ein Lösegeld vom Kaiser Japans. Das einzig Wertvolle an diesem Bengel waren seine Kleider. Die kostenbaren Stoffe verlangten von jedem anderen Menschen, dass der Träger gefälligst mit Achtung behandelt werden sollte. Total bescheuert. In Lumpen schenkte dem Burschen niemand Beachtung.

Deidara hockte sich vor Gaara und stellte die Schüssel auf den Boden. Die Pistole war weiterhin auf den Rotschopf gerichtet. Die ganze Zeit über starrte der Prinz ihn aus diesen unnatürlich hellen Augen an. Emotionslos. Deidara hasste das. „Zur Hölle, was gibs zu glotzen? Mach endlich das Maul auf, hm!“

Bislang hatte Gaara kein Wort gesagt. Der Blonde provozierte ihn mit Beleidigungen. Er erzählte ihm, was Hidan am liebsten mit einem Prinzen des Tennô anstellen würde. Aber nicht einmal ein Messer an der Kehle verleitete ihn zu einer Reaktion. Das kaiserliche Söhnchen sah ihn nur weiter mit diesem undurchdringlichen Blick an. Als habe er keinerlei Angst. Als könne nichts ihm Schaden zufügen. Als hielte er sich für etwas Besseres. Das machte Deidara rasend. Er wollte ihm nur eine einzige Emotion entlocken. Gaara war nicht mehr wert als ein Pirat. Nur die Kleidung zeigte seinen Status.

Ein dreistes Grinsen legte sich auf Deidaras Lippen. Dieser edle Jin Baori gehörte nicht in das finsterste Loch eines Schiffes. Für ein solches Kleidungsstück musste ein Bauer sein Leben lang schuften. Ob der Prinz endlich reagierte, wenn er ihn seiner Statussymbole beraubte?

„Los, ausziehen, hm“, forderte Deidara knurrend. Genaustens beobachtete er den Rotschopf.

Minimal weiteten sich Gaaras Augen. Eine Reaktion. Zugegeben, sein Befehl erweckte den Eindruck eines gänzlich anderen Ziels. Die Mehrdeutigkeit öffnete allerlei Unsicherheiten die Tür. Deidara hatte soeben eine Möglichkeit gefunden, Gaara Emotionen zu entlocken. Das würde er ausnutzen.

Das Prinzlein kam seiner Aufforderung nicht nach. „Wirds bald, Prinzessin? Oder muss ich nachhelfen, hm?“, blaffte er den Rotschopf an.

Zögerlich hob Gaara die Hände zum Jin Baori. Deidara grinste triumphierend. Oh ja, das gefiel ihm. Der adlige Bengel hatte Angst. Er versuchte, seine Furcht zu verbergen, aber die zaghafte Bewegung und der veränderte Blick verrieten ihn. Da war ein banger Glanz in den hellen Augen. „Nicht so schüchtern, hm.“ Deidara genoss den Anblick. Jemand wie Gaara hatte nie die Hilflosigkeit erlebt, die in jedem Sklaven wütete. Der Blonde ergötzte sich an der Genugtuung, sich endlich für den Verlust seines freien Willens und die Demütigungen rächen zu können. Jetzt saß er am längeren Hebel und Gaara war machtlos. Es gab keinen Ausweg.

Langsam streifte der junge Prinz das kostbare Kleidungsstück ab. Mit einer flinken Bewegung langte Deidara nach dem Jin Baori und zerrte ihn zu sich. „Besten Dank, Süße“, hauchte er anrüchig. Vergnügt stemmte er sich hoch und sah auf Gaara herunter. Er ließ den Anblick auf sich wirken. Da saß der dritte Sohn des heiligsten Menschen Japans in der Brig eines Piratenschiffes auf feuchtem Holz und schaute mit einem verwirrten Glanz in den Augen zu ihm auf.

Deidaras Blick schweifte über den Burschen. Auf den ausladenden Ärmeln des rostroten Kimonos breiteten schwarzgestickte Kraniche ihre Flügel aus. Dunkle Feuchtigkeitsflecken durchzogen den Stoff. Unter dem edlen Kimono blitzte die Blende eines goldgelben Yukata hervor. Ein schwarzer Hakama bedeckte Gaaras Beine. Die Füße steckten in Waraji. Selbst im Halbschatten erkannte Deidara die hochwertige Verarbeitung der geflochtenen Sandalen. Nach Tagen in der Brig waren sie garantiert unangenehm vollgesogen mit brackigem Wasser.

Den Jin Baori warf Deidara sich über die Schulter. Dann bückte er sich zu der leeren Schüssel der Morgenmahlzeit und nahm sie an sich. „War doch ganz nett für den Anfang. Zum Frückstück machen wir damit weiter, hm.“ Genüsslich beugte der Blonde sich zu Gaara runter. „Kannst dir bis dahin überlegen, was du als nächstes ausziehen willst.“

Bedächtig ließ er den Lauf seiner Pistole sinken, erst auf Brusthöhe, dann tiefer, bis er auf Gaaras Schritt deutete. „Mal sehen, wie viele Klamotten so eine Prinzessin trägt, bis du nackt bist.“

Der Rotschopf versteckte sich erneut hinter dieser emotionslosen Fassade. Wie eine Puppe. Er hatte sich augenscheinlich gefangen. Doch Deidara wusste jetzt, wie er ihn verunsichern konnte. Und das würde er als Waffe einsetzen.

„Und danach werde ich etwas Spaß mit dir haben, hm.“ Obszön grinste der Blonde.

Da war es wieder. Gaaras Augen weiteten sich leicht und der beklommene Glanz trat in dessen Iriden. Volltreffer. Deidara wandte sich zufrieden ab. Sorgfältig schloss er die Zelle ab. Seine Pistole steckte er gesichert an ihren Platz hinter der Schärpe zurück. Er nahm die Laterne vom Haken und machte sich auf den Weg an Deck.

Deidara hatte einen Zeitvertreib gefunden, das ihm diese lästige Aufgabe etwas versüßte. Mal sehen, was man mit dem Prinzlein so alles spielen konnte.
 

Sasori tauchte das Zündholz in den Pfeifenkopf. Tief sog er an der langstieligen Pfeife. Der herbe Geschmack von Tabakrauch erfüllte seinen Mund. Mit einem entspannten Seufzen atmete er aus. Heller Rauch schwebte gemächlich davon.

Das Zündhölzchen schnippte Sasori über die Reling. Gemütlich lehnte er sich gegen die hölzerne Brüstung. Sein Blick schweifte durch die Bucht, in der die Akatsuki ankerte.

Auf ihrem morgendlichen Weg den Himmel hinauf passierte die Sonne weiße Wolken. Auf dem Sand am Ufer lag das Beiboot, mit dem der Captain und ihr Geschützmeister die Galeone verlassen hatten. Leichter Wind verfing sich in dem luftigen Baumwollstoff seiner Kleidung. Das beständige Schaben von Borsten über Holz und der heitere Gesang der anderen Crewmitglieder wehte zu ihm.

Yahiko und Itachi sollten sich gefälligst mit den Verhandlungen beeilen. Sie suchten Käufer für die gekaperten Waren. Einen Teil behielten sie für sich, nützliches Frachtgut wie Reparaturzeug und eine Kiste Tabak.

Sasori schätzte, dass Hongkong zwei oder drei Wegstunden entfernt lag. Der Captain und Itachi würden nicht vor Einbruch des Abends zurückkehren. So lange auf dem Schiff zu warten, nervte ihn. Sie beschäftigten sich mit langweiligen Aufgaben wie Deckschrubben. Diese lästige Pflicht überließ er gern den anderen. Leider achtete Konan in Yahikos Abwesenheit penibel darauf, dass niemand faul auf den Planken lag. Hin und wieder eine Pause akzeptierte sie, aber wer sich vor der wichtigen Arbeit drückte, bekam die neunschwänzige Katze zu spüren.

„Ist seine kaiserliche Majestät so gnädig und schrubbt mit uns das Deck?“ Hidans Frage erhaschte Sasoris Aufmerksamkeit. Der Rotschopf drehte sich um und musterte seine Kameraden. Kisame, Kakuzu und Zetsu scheuerten das Deck. Hidan richtete sich mit der Bürste in der Hand auf und grinste Deidara dümmlich an. Der kleine Bengel trug den kostbaren Jin Baori ihres Gefangenen. Wie Gold schimmerte der edle Brokat. Mit gleichfarbigem Faden war die stilisierte Chrysantheme, das Wappen der kaiserlichen Familie, auf die Rückseite gestickt. Auf den ersten Blick fiel das spezielle Symbol nicht auf, da es sich kaum vom Jin Baori abhob. Sah man genauer hin, entfalteten sich die 32 Blütenblätter wie eine Sonne auf dem Rücken des Trägers. Dreister Bursche. Das Piratenleben hatte Deidara verdammt schnell verinnerlicht. Er nahm sich, wonach ihm der Sinn stand. Nur von anderen in der Bande durfte nicht gestohlen werden.

Deidara hielt auf seinem Weg zur Kombüse inne. Mit der leeren Essschüssel wandte er sich Hidan zu. Ein freches Grinsen zierte das Gesicht des Blonden. Übertrieben verbeugte Deidara sich. Die Arme breitete er zur Seite aus. „Mit dem größten Vergnügen, sobald ich meine anderen Pflichten erledigt habe, hm.“ Lachend lief er weiter und verschwand in der Messe.

„Mach hinne“, rief Hidan ihm nach.

Sasori drehte sich wieder dem Ufer zu. Der Tabak in seiner Pfeife wollte ausgiebig genossen werden und entspannte angenehm. Hoffentlich gestattete der Captain morgen einen Landgang. Je länger Deidara ihm direkt vor der Nase herum lief, desto stärker wurde der Drang, ihn in eine Vorratskammer zu zerren und dort zu vögeln. Jedes Mal, wenn Deidara soff, strahlte ein lüsterner Glanz in den blaugrauen Augen, einem Leuchtfeuer gleich. Der Blonde hatte ihn nicht wieder geküsst. Er hielt sich an Sasoris Worte, sich ihm nicht betrunken zu nähern. Doch nüchtern zeigte Deidara keinerlei Anzeichen von Interesse.

Es frustrierte Sasori ungemein, die Möglichkeit zur Befriedigung seiner Triebe genau vor der Nase zu haben, aber nicht nachgeben zu können. Deidara fiel in sein Beuteschema. Der schlanke Körper mit den fein definierten Muskeln regte die Fantasie an. Wie er sich schwitzend unter ihm vor Lust wand. Das blonde Haar zerzaust. Mit der tiefen Stimme klang Deidaras Stöhnen sicher verdammt erotisch.

Sasori musste sich dringend einen Lustknaben suchen, um die angestaute Begierde abzubauen. Anfangs hatte er sich gefreut, dass sie endlich mal keinen beknackten Muskelprotz aufnahmen. Jetzt verfluchte er diese Lage. Sasori hatte sich geschworen, nie mit einem Crewmitglied zu ficken. Das war nur umständlich. Bei Itachi und Kisame funktionierte es seit Jahren. Aber die waren anders. Itachis besonnener Charakter und Kisames gluckenartiges Verhalten harmonierten. Sasori wollte nur seine Lust befriedigen. Mehr nicht. Alles, was darüber hinaus ging, war lästiger Ballast.

Mürrisch schnaufend entließ der Rotschopf den letzten Rauch aus der Lunge. Sorgfältig klopfte er die Pfeife aus und säuberte sie mit einem Lederlappen. Dann verstaute er sie in der roten Schärpe.

Zurück an die Arbeit. Sasori schritt zu den anderen. Bedächtig kniete er sich neben den Eimer. Er angelte die Bürste aus dem Wasser. Mit gleichmäßigem Druck schrubbte er die Planken, befreite sie vom Salzwasser. Wenigstens lenkte die eintönige Schinderei vom sexuellen Frust ab.
 

Zur Feier des Tages gestattete Yahiko seiner Bande einen Landgang. Zusammen mit Itachi hatte er einen Käufer für die gekaperte Ware gefunden. Der Handel war vor wenigen Stunden vollführt worden. In ihren Geldbörsen klimperten wieder reichlich Münzen. In einer der vielen Hafengarküchen wurde das erfolgreiche Geschäft gebührend gefeiert.

Yahiko lehnte gemütlich an einem der Holzpfeiler, die das Dach des Gebäudes trugen. In der Hand hielt er eine Schale mit chinesischem Schnaps. Über den Rand des kleinen Keramikgefäßes beobachtete er seine Crew. Kisame, Kakuzu, Hidan, Zetsu und Deidara schlangen ihre üppigen Mahlzeiten hinunter. Nachgespült wurde mit einem kräftigen Schluck Schnaps. Ein paar leere Flaschen des klaren Gesöffs lagen bereits auf dem Tisch. Die meisten gingen auf Hidans Rechnung.

Sasori hatte sich auf dem Weg zur Garküche von ihnen getrennt, um sich was zum Ficken zu suchen. Yahiko verstand dessen Ungeduld nicht. Nach dem Essen würde er auch noch einen Stricher finden. Aber das war nicht sein Problem. Wenn sie auf die Akatsuki zurückkehrten, wartete dort Konan auf ihn. Seine tödliche Göttin. Die Angebote der billigen Huren, die um diese späte Stunde dreist genug waren, in den Garküchen am Hafen ihre Dienste feilzubieten, erschienen verlockend, doch er wollte nur bei einer Frau liegen.

Zusammen mit Itachi bewachte Konan die Akatsuki und den adligen Gefangenen. Der Schwarzhaarige mochte Städte ohnehin nicht und bevorzugte die Galeone, wenn er die Wahl hatte zwischen einem Hafen, vollgestopft mit stinkenden Seemännern, und einem nahezu leeren Schiff.

Yahikos Blick ruckte zu Deidara, der einen Brocken von seiner Mahlzeit ausspuckte. „Scharf, hm.“ Das Jammern des Blonden versank inmitten des Lachens der anderen. Unsinnigerweise griff der Blonde zum Schnaps, um das Brennen zu besänftigen. Einen Moment später prustete er diesen Hidan ins Gesicht.

„Blondie, du bist widerlich!“ Hidans Stimme polterte durch die halbe Garküche. Ein paar Gäste wandten sich kurz zu ihnen um, verloren aber schnell das Interesse. Sie waren nur ein weiterer Haufen lärmender Seemänner.

„Die chinesische Küche ist oft scharf.“ Zetsus Kommentar kam zu spät.

Ein genervter Blick traf ihren Dolmetscher. Deidara streckte die Zunge raus und fächelte ihr Luft zu.

„Iss Reis. Das hilft“, brummte Kakuzu knapp.

Hidan lange mit dem Holzlöffel in die Reisschale. „Ich helf dir!“ Den Reis warf er nach Deidara. Unübersehbar die Revanche für die Schnapsdusche. Der junge Bursche zuckte, doch zu spät. Reiskörner klebten in seinem Gesicht und an den Haaren.

Er schnitt eine angewiderte Grimasse. Die Körner wischte Deidara sich aus dem Gesicht. Dann schob er sich etwas Reis vom Teller in den Mund. Mit einem finsteren Ausdruck langte er nach der Soßenschale. Yahiko sollte einschreiten, bevor die Situation eskalierte und mehr Lebensmittel durch die Luft flogen.

„Verschwendet das Essen nicht.“ Yahikos Stimme durchschnitt die Szene wie ein scharfes Katana. Augenblicklich hielten alle am Tisch inne und sahen zu ihm.

„Deidara, stell die Schale hin. Heute keine Essensschlacht.“ Die Letzte war erst ein paar Tage her.

Grummelnd knallte Deidara die Schale auf den Tisch. Etwas Soße schwappte über den Rand. Auf dem gefleckten Holz bildete sich eine dunkle Pfütze. Ein warnender Blick aus den grauen Augen traf Hidan, damit dieser die Anweisung nicht doch ignorierte. Angriffslustig riss der Silberhaarige seinen gegarten Entenfuß auseinander und biss das Fleisch ab. Auf das Getue gab der Captain nichts.

In einem Zug leerte Yahiko die Schale Schnaps und ließ sie von Zetsu nachfüllen.

Die Bande wandte sich in angemessener Manier wieder den Speisen zu. Deidara pulte sich nebenbei die Reiskörner aus den Haaren. Der kleine Blonde war ein ordentlicher Pirat. Er hatte sich schnell eingelebt und im Gegensatz zu Sasori bereitete er keine Umstände. Die Allüren des Rotschopfes waren anstrengend, aber er war der beste Steuermann. Daher musste Yahiko sich mit den Launen abfinden. Ein wenig Konkurrenz seitens Deidara würde Sasori nicht schaden.

Abgesehen von einem Ersatzsteuermann verbesserte der Bengel sich im Umgang mit Waffen. Er war ein äußerst talentierter Schütze. Nach ein paar Hinweisen von Sasori traf er fast immer das Ziel. Und seit dem Überfall auf das Handelsschiff entwickelte er ein ausgeprägtes Interesse an Sprengstoff. Er hatte sich beibringen lassen, wie man Handgranaten herstellte.

Yahikos Gedanken ruderten in die Gegenwart zurück. In den Schalen und auf den Tellern verblieben lediglich kärgliche Reste. Der Schnaps erhielt nun die ungeteilte Aufmerksamkeit. Zetsu lehnte sich still nach hinten, nippte von seinem Schälchen und lauschte den Gesprächen um sie herum. Die restlichen Vier stimmten eines der vielen Sauflieder an. Und mit jeder weiteren Flasche chinesischen Schnapses trafen sie weniger Töne.

Die Huren ließen sich von dem schiefen Gejaule anlocken. Besoffene Seemänner verhießen in der Regel ein einträgliches Geschäft. Zwei Kurtisanen, deren Ausschnitt einen großzügigen Blick auf ihren festen Busen gewährte, näherten sich ihnen. Sie waren recht dürr. Die Größere hatte im Gesicht ein auffälliges Muttermal über der linken Augenbraue. Sie verneigten sich höflich. „Wünscht Ihr Gesellschaft?“, fragte die Kleinere der beiden.

Hidan packte erfreut eine der Frauen am Handgelenk und zog sie auf seinen Schoß hinab. Ein erschrockener Laut entkam ihr, aber sie wehrte sich nicht gegen den Griff. Es wäre eh zwecklos gewesen. „Nimm dir heud nischt mehr vor, Kleine. Isch beschorgs dir so hard, dasch du morgen nich mehr schidzen gannsd.“

Manchmal fragte Yahiko sich, wie Hidan nach so vielen Flaschen Schnaps überhaupt noch das Loch fand.

Die andere Hure setzte sich neben Deidara und lächelte ihn gewinnend an. Dieser runzelte die Stirn. „Verschwinde, hm“, meinte er angewidert. Die dürre Frau erhob sich mit unbeeindrucktem Gesichtsausdruck und warf einen auffordernden Blick in die Runde. Kakuzu reagierte wie üblich nicht. Narbengesicht hortete seine Schätze. Er gab nur für Essen, Trinken und Alkohol Geld aus. Alles andere nahm er sich ohne Bezahlung. Und Menschen weckten sein Interesse nur, wenn sie ihm eine dickere Geldbörse verschaffen konnten.

Zetsu ging diskret vor. Während Landgängen verschwand er oft stunden- oder tagelang. Er kam stets mit neuen Informationen zurück. Wo er sie her hatte, gab er nicht preis. Kurtisanen waren eine nicht unübliche Quelle. Sollte er bezahlte Liebesdienste in Anspruch nehmen, so verheimlichte er dies.

Der einzige, der die Hure offen anglotzte, war Kisame. Dem großen Kerl mit den spitz gefeilten Zähnen schien sie nicht sonderlich zugetan. Sie wartete, in der Hoffnung, einer der anderen am Tisch würde sich ihrer erbarmen. Ein verheißungsvoller Blick traf Yahiko. Er schüttelte verneinend den Kopf. Sie ergab sich in ihr Schicksal und ließ sich neben Kisame nieder. Überschwänglich legte er den Arm um ihre schmalen Schultern und grub ungeniert die große Pranke in ihre rechte Brust.

Zetsu stieß ihn unauffällig in die Seite und deutete zur Eingangstür. Soeben betraten neue Gäste die Garküche. Bei dem Anblick des Schwarzhaarigen, der die Schar anführte, stieg Groll in Yahiko auf. Orochimaru, sein früherer erster Offizier. Nach der erfolglosen Meuterei hatten sie ihn auf einer einsamen Insel ausgesetzt. Der Orangehaarige war davon ausgegangen, die alte Schlange sei verdurstet.

Der Captain der Akatsuki musterte die Gestalten, die Orochimaru hinterher dackelten. Schräg hinter ihm hielt sich ein kurz geratener Weißhaariger. Sah aus wie ein Albino-Japaner. Ihm folgten eine rothaarige Frau, ein dunkler Typ mit zerzaustem Zopf, ein fast kahler Fettwanst und zwei Burschen, die wie ein Reiskorn dem anderen glichen. Die jungen Gesichter ließen annehmen, dass sie keine zwanzig Winter erlebt hatten.

Der zusammengewürfelten Kleidung und den Waffen nach zu schlussfolgern hatte Orochimaru jetzt genau das, was er wollte. Eine eigene Piratenbande. Wie lästig.

Der Meuterer bemerkte sie und kam mit diesem schauderhaften Lächeln zu ihrem Tisch. Die anderen wurden ebenfalls auf die neuen Gäste aufmerksam. Hidan zeigte seine Überraschung über den lebenden Orochimaru offen. „Wasch machd die alde Schlange denn hier? Du scholldesd dod sein!“

Der Schwarzhaarige sah auf Hidan hinab, dann zu Yahiko. „Dass der Hohlkopf sich noch nicht das Gehirn weggesoffen hat, ist höchst erstaunlich.“

„Verpiss dich oder ich beende, was wir angefangen haben.“ Das war die einzige Warnung, die er Orochimaru zugestand. Wenn der Mistkerl nicht schnell einen gehörigen Abstand zu ihnen aufbaute, gab es hier drin eine ausgewachsene Schlägerei. Den Huren wurde die kippende Stimmung zu heikel. Eilig zogen sie sich zurück.

Die Zwillinge schoben sich neben die Rothaarige. „Wie willste das denn schaffen, alter Mann? Wir sind acht, ihr nur sechs!“ Der Bursche, der gesprochen hatte, streckte ihm dreist die Zunge raus.

Deidara schaute fragend in die Runde. „Wer sin die, hm?“

„Der frühere erste Offizier. Orochimaru. Hat gemeutert. Wir haben ihn dafür auf einer einsamen Insel ausgesetzt, zum Sterben.“ Kakuzu fasste in wenigen Sätzen das Wichtigste zusammen.

„Orochimaru? So heißd doch das schwarze Mistvieh, hm.“

Kisame nickte bestätigend. „Das Katschenviech ham wir nach ihm aufgesammelt, von nem anderen Schiff. Der Name hat gepasst. Und es hängt an Itachi, wie die alte Schlange.“ Der kräftige Pirat schüttelte sich. Die einschmeichelnde Art Orochimarus fand jeder auf der Akatsuki abstoßend. Vor allem die Beharrlichkeit, wie er dem Geschützmeister hinterher gelechzt hatte. Der erste und einzige Versuch, Itachi anzufassen, hatte für Orochimaru mit einem Messer in der Hand geendet.

„Apropos Itachi. Wo habt ihr den denn gelassen? Versteckt er sich wieder auf dem Schiff?“ Eine Antwort schien Orochimaru nicht zu erwarten. Er beugte sich zu Deidara runter und tätschelte seinen Kopf. „Wie goldig. Ein Ausländer.“

Deidara ballte die Faust und schlug den fremden Arm weg. Im nächsten Moment sprang der Blonde auf und hielt die Granate in der Hand. „Fass mich nich an, hm!“

Orochimaru sah amüsiert auf die runde Keramikkugel hinab, dann in Deidaras Gesicht. „Jungchen. Man zündet nicht in einem Raum eine Granate, in dem man sich selbst aufhält.“

Yahiko gab dem Schwarzhaarigen in gedanklich Recht. Deidara war ein cleverer Bursche. Aber manchmal ließ er sich zu leicht provozieren. „Deidara, keine Handgranaten hier drin.“

Der Blonde knurrte und tauschte das explosive Geschoss durch seine Pistole aus.

„Der Ausländer hat einen japanischen Namen?“ Mit neuem Interesse musterten die schlangengleichen Augen Deidara.

Der reckte trotzig die Nase. „Problem damit, Schneewittchen, hm?“

Alle Augenpaare zuckten mit einem verständnislosen Ausdruck zu dem Blonden. Hidan, der auffällig mit seinem rostigen Messer spielte, stellte die Frage, die den Piraten ins Gesicht geschrieben stand. „Wasch?“

Deidara sah sich um. „Schneewittchen, das Märchen. Nie davon gehörd? Is in meiner Heimad ziemlich beliebd.“ Er deutete auf Orochimaru und grinste belustigt. „Sie is ne Prinzessin, die nur durch einen Kussch der wahren Liebe aus ihrem Schlaf geweckd werden kann. Ihre Haud is so weiß wie Schnee, ihr Haar so schwarz wie Ebenhols und ihre Lippen so rod wie Blud, hm.“

Orochimarus Augenbrauen zogen sich zusammen. Empörte Rufe drangen aus seinen Reihen. Kakuzu und Zetsu schmunzelten. Yahiko fand die Vorstellung amüsant, zeigte aber keine Emotion nach außen. Hidan reagierte zuletzt, dafür jedoch am heftigsten. Laut lachend schlug er die flache Hand auf den Tisch.

„Prinscheschin Orochimaru!“

Eine Kellnerin näherte sich und bat sie höflich, Meinungsverschiedenheiten vor der Tür zu regeln. In den Hafengarküchen war man mit dem handfesten Gebaren der Seemänner vertraut und wollte von vornherein meiden, dass sie das Mobiliar zerstörten und die Gäste verscheuchten.

Yahiko erhob sich besonnen. „Gehen wir vor die Tür.“ Fest sah er dem schwarzhaarigen Widersacher in die Augen, während er die nächsten Worte an seine Leute richtete. „Und schieben ihnen unsere Pistolen so tief in den Arsch, dass sie das Schwarzpulver schmecken können!“

„Na endlisch!“, rief Hidan begeistert. Deidara holte seine Handgranate wieder hervor und grinste triumphierend. Kakuzu, Zetsu und Kisame erhoben sich, griffen zu ihren Waffen, ebenso wie die gegnerische Piratenbande.

Die Bedienung war umsichtig genug, sie jetzt nicht um die Zeche zu bitten. Aufgestachelte Seemänner reagierten in solchen Moment höchst ungehalten und könnten ihre Wut gegen die Kellnerin richten. Wie eine Vorsuppe und anschließend kam der Hauptgang.

Yahiko deutete mit einer erhabenen Geste Richtung Tür. Orochimarus Bande Vollidioten war dieser näher und sollte gefälligst vorausgehen. Dessen Haufen Halbstarker wandte sich auf ein Kopfnicken Orochimarus ab und verließ die Garküche. Der Schwarzhaarige selbst schritt rückwärts, behielt den Gegner im Auge. Auf ihn mussten sie am genausten achten.

Yahiko passierte langsam Deidara. Auf seiner Höhe hauchte er einen knappen Befehl. Die Lippen bewegte er kaum. „Granate. Sobald wir draußen sind.“ Minimal nickte der Kleine. Das irre Glitzern in den graublauen Iriden wurde sichtbar. Dann trat der Captain an dem Burschen vorbei. Die Crew der Akatsuki folgte ihm.

Yahiko wollte keinen seiner Männer verlieren, nur weil sich im Kampf eine Kugel von einem übereifrigen Bengel Orochimarus verirrte. Aus kurzer Distanz war niemand in der Lage, dem Geschoss auszuweichen. Er würde das zügig beenden. Deidaras Begeisterung für Sprengstoff und Fernwaffen brachte großen Nutzen mit sich. Der Blonde sollte diese alberne Piratenbande aufscheuchen und ein paar ernste Verletzungen verursachen. Dann war der Kampf entschieden. Piraten waren meist feiges Pack und zogen sich zurück, sobald sich im Nachteil auftat. Orochimaru stellte keine Ausnahme dar. Mit dem einzigen Unterschied, dass er schwer zu töten war und wie eine Katze mehrere Leben zu haben schien.

Silbriges Mondlicht begrüßte sie vor dem Gebäude. Kleine Lichter verstreuten sich überall im Hafen, erleuchteten Schiffe, Boote und die hölzernen Piere. In einigen Metern Entfernung hielt die feindliche Piratenbande an. Orochimarus Haufen wandte sich ihnen kaum zu, da flog Deidaras Granate in ihre Richtung. Die brennende Zündschnur zog einen winzigen Schweif hinter dem Geschoss her. Es war erstaunlich, wie schnell der Kleine ein Zündholz entfachte.

„Auseinander!“, rief Orochimaru geistesgegenwärtig. Dessen Umsicht, sie nicht aus den Augen zu lassen, half wenig. Das Unheil flog unaufhaltsam näher. Die Piraten stürzten davon, zum Hafenpier. Yahiko und seine eigenen Leute duckten sich, die Arme schützend um den Kopf gelegt.

Es krachte ohrenbetäubend. Grelles Licht stach selbst durch die geschlossenen Lider. Schreie vermischten sich mit dem Knall der Explosion. Die harte Druckwelle riss Yahiko von den Füßen. Sie waren zu nah an der Detonation. Das charakteristische Fiepen setzte in den Ohren ein.

Der Captain zwang seinen schmerzenden Körper zur Bewegung. Jetzt durfte keine Zeit verstreichen. Sonst war ihr Vorteil zunichte. Der Orangehaarige erhob sich. Unter dem Marinemantel zog er die Pistole vor. Allmählich zerrupfte der Wind die Staubwolken der Explosion. Ihre Feinde blieben ohne Deckung. Der Fettwanst und die Stachelfrisur lagen reglos am Boden. Am Rücken war die Kleidung verkohlt. Kleine Flämmchen züngelten am verbliebenen Stoff. Darunter verunstalteten frische Brandwunden die bloßen Körper. Benommen rutschten die Zwillinge über den sandigen Grund. Am glimpflichsten waren das Mädchen, der Albino und Orochimaru selbst davon gekommen. Sie stemmten sich unverkennbar schwankend auf die Beine.

Aus den Augenwinkeln registrierte Yahiko, wie sich seine eigene Truppe aufrappelte. Keiner von ihnen dürfte ernsthaft verletzt sein. Ein paar oberflächliche Wunden von herumfliegenden Keramik- und Holzsplittern, eventuell ein Knalltrauma. Für schwerere Blessuren waren sie zu weit weg gewesen.

Yahiko zielte auf Orochimaru. Minimal schlingerte seine Umgebung. Der Zeigefinger bog sich um den Abzug. Unangenehm hallte der Rückstoß im Handgelenk nach. Die Kugel verfehlte die alte Schlange knapp.

Zusammen mit den verbliebenen Anhängseln schwankte Orochimaru hastig zu den Häusern. Er flüchtete in die Deckung. Die schwer verletzten Kameraden ließen sie zurück.

Neben ihm richteten Kakuzu, Kisame, Hidan, Zetsu und Deidara die Pistolen auf ihre Feinde. Das vertraute Klacken beim Entsichern erschien unnatürlich dumpf. Weitere Kugeln flogen donnernd durch die Luft. Die Zwillinge zuckten, dann regten sie sich nicht mehr. Orochimaru und sein Albino retteten sich in die schmale Seitenstraße. Eine Kugel erwischte die Rothaarige. Sie taumelte, fing sich allerdings und erreichte die Gasse.

„Hinderher“, brüllte Hidan euphorisch. Er rannte los. Doch weit kam er nicht. Der Alkohol und die Nachwirkungen der Explosion brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Er stürzte schwer auf den Pier. Ein gequältes Stöhnen entkam ihm.

„Lasst sie.“ Yahiko hatte keine Lust auf eine nervige Verfolgungsjagd durch die Straßen von Hongkong. Er deutete auf die vier Leichen. „Nehmt mit, was wir gebrauchen können. Und dann weg hier.“ In ein paar Minuten würde die Stadtwache eintreffen, angelockt vom Krach. Bis dahin wollte er weit weg sein.
 

Deidara nahm die Treppe zur Bilge hinab. „Na los, beweg deinen Arsch, du Missgeburt!“ Hidans frustrierte Stimme schallte ihm entgegen. Was trieb der denn hier? Er sollte doch die Essensreste, die vorrangig aus abgenagten Knochen bestanden, entsorgen.

Aber anstatt sie über Bord zu werfen, hatte er eine amüsantere Art gefunden, die Reste zu nutzen. Deidara erreichte das untere Ende der Treppe. Am Haken hing eine Laterne und erleuchtete das Szenario. Hidan hielt den Eimer in der einen Hand, mit der anderen warf er Knochen durch das Gitter. Einer traf den Rotschopf am Kopf. Weitere Knochen verteilten sich auf ihm und über den Boden.

Wut stieg in Deidara auf. Der Blonde stellte die eigene Laterne und die Schüssel mit Gaaras Abendessen auf einem Fass ab. Mit wenigen Schritten war er bei Hidan und riss ihm den Eimer aus der Hand. „Hidan, was soll der Scheiß, hm?“

„Ey, Blondie! Ich will bloß ein bisschen Spaß haben. Mir is langweilig. Du hast doch auch deinen Spaß mit dem Prinzchen!“

Den Eimer ließ Deidara los. Mit einem Poltern landete er auf den Holplanken. Einem glücklichen Zufall war es zu verdanken, dass er nicht umkippte und die übrigen Reste sich über die Planken ergossen. Der Blonde zog die Pistole unter der Schärpe hervor. Mit dem Lauf drückte er Hidans Kinn hoch. „Such dir was anderes. Der gehört mir.“ Mit einem leisen Klacken spannte er den Hahn. Die Augen des Silberhaarigen weiteten sich erschrocken. Hidan sollte nicht glauben, er ließe sich umstimmen.

„Entspann dich, Blondie. Er gehört nicht dir allein.“

Deidara griff unter seinen Yukata und fische den Schlüssel hervor, hielt ihn Hidan vors Gesicht. „Ich hab den Schlüssel. Ich bin für ihn verantwortlich. Also verpiss dich oder ich jag dir eine Kugel durch deinen hässlichen Schädel, hm.“ Die letzten Worte waren nur noch ein warnendes Knurren.

Hidan verleierte die Augen und schnaufte genervt. Störrisch erwiderte er Deidaras bohrenden Blick. Erst nach einigen Herzschlägen gab er sich geschlagen und hob beschwichtigend die Arme. „Is ja gut.“ Langsam ließ Deidara die Hände sinken, zielt aber weiterhin mit der Pistole auf seinen Kameraden. „Und nimm den stinkenden Kübel mit, hm.“

„Ja ja“, murrte Hidan. Grummelnd griff den Henkel des Eimers und schlurfte davon. Deidara sicherte die Waffe. Er nahm Gaaras Mahlzeit vom Fass. Ein letzter Blick glitt zur Treppe, um sich zu vergewissern, dass Hidan tatsächlich abgezogen war. Dann schloss er die Gittertür auf und trat ein.

Der Blonde hockte sich wie üblich vor Gaara und stellte die Schüssel ab. Er musterte den Sohn des Tennô. Ein paar Knöchlein hingen am goldgelben Yukata. An der linken Schläfe nahe der kanjiförmigen Narbe sickerte etwas Blut aus einer kleinen Platzwunde. Trotz der Erniedrigung von Hidan zeigte sich keine Regung in seinem Gesicht.

Die Emotionslosigkeit nervte Deidara gewaltig. Deshalb hatte er überhaupt angefangen, dem Rotschopf zu jeder Mahlzeit ein Kleidungsstück wegzunehmen, wenn er hier runter kam. Das Spiel verlor allerdings zunehmend an Reiz. Und Hidan hatte ihm mit dieser albernen Aktion verdeutlicht, warum.

Deidara kannte das Gefühl von Hilflosigkeit, sich nicht gegen seinen Peiniger zur Wehr setzen zu können. Er hatte sich rächen wollen für die langen Jahre in Sklaverei. Aber Gaara war der Falsche. Der Prinz gehörte nicht zu den Tokugawa. Vermutlich besaß die Familie des Tennô auch Sklaven. Der Rotschopf war sicher nicht unschuldig. Und doch empfand er kein Vergnügen, den anderen zu quälen. Deidara wusste zu genau, wie es sich anfühlte, das Opfer zu sein.

Trotzdem reizte es ihn, wie teilnahmslos der Sohn des Kaisers in der Ecke der Brig saß und alles mit geschehen ließ. Der Blonde beugte sich mit einem frustrierten Schnaufen vor. Seine Finger legten sich um Gaaras Unterkiefer. Grob drehte er dessen Gesicht zu sich. Die hellen Augen ruckten zu ihm. Absolut egal war ihm offensichtlich nicht, was um ihn herum geschah. „Halt still, das kannst du doch so gut, hm“, brummte Deidara. Er hob die andere Hand und wischte mit dem Ärmel des roten Yukatas die dünne Blutspur weg. Sein Blick blieb einmal mehr an der seltsamen Narbe hängen. Der Blonde konnte nicht lesen und schreiben. Einem Sklaven brachte man derlei nicht bei. Aber dass es sich um ein Kanji handelte, erkannte selbst er. Wie das wohl geschehen war?

Deidara strich versonnen mit den Fingerspitzen über die Narbe. Im nächsten Augenblick wurde er kräftig zurückgestoßen. Unsanft landete er mit dem Hintern auf dem feuchten Boden. „Was soll der...“, knurrte Deidara. Bei Gaaras Anblick verstummte er. Dessen Augen waren schreckgeweitet. Der Atem ging panisch. Es war nicht zu übersehen, dass er mit der Narbe eine schreckliche Erinnerung verband so wie er selbst mit dem Sklaventattoo.

Deidara seufzte. Er griff nach der Schale und hielt sie dem Rotschopf hin. „Hier, iss.“ Neben dem Reis und eingelegtem Gemüse hatte Deidara eine Hühnerkeule mitgehen lassen. Das sollte als Friedensangebot hoffentlich ausreichen.

Gaara beruhigte sich nur langsam. Zögerlich nahm er ihm die Schüssel aus der Hand. Einige Minuten starrte er auf die Nahrung hinunter, ehe er zu essen anfing.

Deidara ließ sich im Schneidersitz nieder und beobachtete ihn schweigend. Bisher war er nicht geblieben, bis Gaara seine Mahlzeit beendet hatte. Aber er konnte sich vorstellen, dass es ätzend war, im Dunkeln eingesperrt zu sein. Es gab keine Chance, den Himmel zu sehen und frische Luft zu atmen. Die Zeit dehnte sich in solchen finsteren Löchern aus wie ein See nach der Regenzeit im Sommer.

Die leere Schüssel stellte Gaara neben sich ab. Deidara band den Wasserschlauch von seiner Schärpe los und legte ihn vor den Prinzen. Dann sammelte er das benutzte Geschirr ein. Er kehrte besser an Deck zurück, bevor die anderen misstrauisch wurden. Niemand sollte in Erwägung ziehen, er sympathisierte mit ihrem Gefangenen. Sonst entzog Yahiko ihm vielleicht die Aufgabe, sich um ihn zu kümmern.

Deidara verließ die Brig und schloss hinter sich sorgfältig die Gittertür zu.

„Danke.“ Nur leise drang das Wort zu ihm. Überrascht sah Deidara auf. Gaara sprach zum ersten Mal. Bisher hatte niemand an Bord der Akatsuki einen Laut aus ihm heraus bekommen. Seine Stimme klang kratzig, aber die Tonlage schmeichelte wohltuend den Ohren. Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf Deidaras Lippen aus. Er hatte den Prinzen zum Reden gebracht.

Tumult in Singapur

Sasori stand mit verschränkten Armen vor dem massigen Tisch der Messe. Die Seekarten lagen sorgfältig aufgefaltet vor ihm. Der prüfende Blick aus den braunen Augen folgte Deidaras Händen. In den schlanken Fingern hielt der Bursche einen Abgleichzirkel und einen Winkelfasser. Er sollte die beste Route nach Singapur berechnen. Bisher stellte er sich passabel an. Die schwierigen Gewässer hatte er sich gemerkt und suchte einen geeigneten Weg, sie zu umschiffen.

Sasoris Augen glitten von den fremden Fingern ab über die dünnen Linien auf dem Papier. Die Karten hatte er eigens angefertigt. Bei den gepfuschten Darstellungen der ach so hoch geschätzten Meister entsprachen die Maßstäbe nicht annähernd seinem Bedürfnis nach Perfektion. Gutgläubige Seemänner liefen Gefahr, auf See zu verdursten, bevor sie einen sicheren Hafen ansteuerten. Oder sie manövrierten ihr Schiff geradewegs in einen tödlichen Strudel. Es war immer besser, sich auf die eigenen Fähigkeiten zu verlassen. Sasoris Berechnungen waren exakt.

Deidara beugte sich tiefer über den Tisch. Die blonden Haarspitzen streiften federleicht das Papier. Langsam trat der Steuermann näher zu seinem Schützling. Sein Blick wanderte an dessen Rücken hinab zu dem kleinen Hintern, der unter dem Stoff verborgen lag. Der Bengel war garantiert unberührt. Allein der Gedanke an die betörende Enge löste einen gierigen Schauer in ihm aus. Genervt schnaubte Sasori.

Deidara hielt inne und wandte sich zu ihm um. „Hab ich was falsch gemacht, hm?“, fragte er.

Dieser fragende Ausdruck in den blaugrauen Augen reizte ihn. Der Bursche stellte mit diesen widersprüchlichen Signalen seine ohnehin geringe Geduld gehörig auf die Probe. Betrunken küsste er Sasori, aber nüchtern benahm er sich wie jedes andere Mannschaftsmitglied. Der Rotschopf wollte sich nicht länger von einem 16jährigen Bengel an der Nase herumführen. Als Kind hatte er über ein Jahr auf Mutter und Vater gewartet, weil seine Oma zu feige gewesen war, ihm die Wahrheit zu sagen. Sie waren nie heimgekehrt. Seitdem wartete Sasori auf niemanden mehr. Und das sollte Deidara nun lernen. Zur Hölle mit der eigens auferlegten Regel, kein Mannschaftsmitglied anzurühren.

Mit einem flinken Schritt trat er dicht vor Deidara. Die Hände stützte er links und rechts neben ihm auf die dicke Tischplatte. Verwirrung flackerte in dem sichtbaren Auge. Der Blonde lehnte sich nach hinten.

„Was wird das, hm?“ In der tiefen Stimme schwankte Unsicherheit. Krampfhaft umschlossen die Hände vor Deidaras Oberkörper Abgleichzirkel und Winkelfasser.

„Ich nehme mir, was du mir in Aussicht gestellt hast.“ Sasoris Arm legte sich um Deidaras Taille und zog ihn an sich. Der Körper des Blonden spannte sich fühlbar an. Die Hände mit den Werkzeugen zum Kartenlesen stemmten sich gegen Sasoris Brust. Das blaugraue Auge war schreckgeweitet.

„Ich hab dir gar nichts in Aussicht gestellt. Lass gefälligst los, hm!“

Sasoris Griff um die schmale Taille festigte sich. Er löste die Hand von der Tischplatte und vergrub die Finger unnachgiebig zwischen den langen Strähnen in Deidaras Nacken. „Du hast mich geküsst.“ Er lehnte sich weiter vor, brachte sein Gesicht nah an das des Jüngeren. Hektischer Atem streifte Sasoris Lippen. „Wenn du nicht ficken willst, darfst du anderen kein Interesse signalisieren.“ Die Worte waren nur noch ein dunkles Flüstern.

Der Rotschopf ließ Deidara keine Zeit zu antworten. Mit einem harten Ruck überwand er den letzten Abstand. Gierig presste Sasori seinen Mund gegen Deidaras. Im Geist erstrahlten ersonnene Bilder eines nackten Deidara, der sich verschwitzt und rau stöhnend unter ihm wand. Das wollte er sehen, jetzt.

Zähne gruben sich in Sasoris Unterlippe. Vom scharfen Schmerz gepeinigt zuckte er zurück. Der metallische Geschmack von Blut entfaltete sich in seinem Mund.

Deidaras Auge hatte sich zu einem wütenden Schlitz verengt. Die Hände zwischen ihnen bewegten sich. Schmerzvoll Sasori keuchte und ließ endgültig von dem Blonden ab. Der freche Bengel hatte den Abgleichzirkel als Waffe missbraucht. Polternd fiel das Messgerät auf den Holzboden. Die Spitze des Zirkels war nicht groß, aber in der Brust triezte sie ihn dennoch unangenehm.

Sein Schützling holte aus und warf den Winkelfasser nach ihm. Instinktiv duckte Sasori sich zur Seite. Haarscharf entging er dem ungewöhnlichen Wurfgeschoss.

„Tu das nie wieder, hm!“ Deidaras Worte drangen zornentbrannt an Sasoris Ohren. Abrupt drehte er sich um und rannte aus der Messe. Die Tür flog krachend hinter ihm gegen die Wand.

Mürrisch schnaufend lehnte der Rotschopf sich an den großen Tisch. Er sah an sich hinab. Auf dem schwarzen Stoff des Gi sah man Blutflecken nicht. Behutsam wischte er über die malträtierte Lippe. Der Anblick des frischen Blutes an seinen Fingern zügelte das brodelnde Verlangen.

Da war nicht nur Zorn in Deidara gewesen. Hinter dieser Flucht verbarg sich etwas anderes. Der Schreck in dem graublauen Auge gab ihm einen Hinweis. Hatte der kleine Bengel Angst? Doch wieso näherte er sich betrunken, wenn ihm genau das nüchtern Furcht einjagte. Sasori gab sich die Antwort selbst. Alkohol enthemmte. Tief in seinem Inneren wollte Deidara mit ihm ficken. Aber etwas hinderte ihn. Das hier war nur ein unbedeutender Rückschlag.

Frustriert fuhr Sasori sich durch das kurze Haar. Er hatte keinen Bock auf diesen Gefühlsquatsch.
 

Deidara rannte an Hidan und Kakuzu vorbei, zum Bug. Das irritierte Geplärre des Silberhaarigen ignorierte er. Schwer atmend stützte er sich auf die Reling. Sein Blick senkte sich hinab auf die Wellen, die am Schiffsrumpf weiße Schaumkronen erschufen.

Ein flaues Gefühl krallte sich hartnäckig im Bauch fest. Die blonden Strähnen rahmten sein Gesichtsfeld. Sie zitterten leicht. „Scheiße“, fluchte Deidara verhalten. Er ließ die Stirn auf die Reling sinken.

Der Schreck saß tief. Sasoris plötzliche Nähe, seine Worte jagten ihm selbst jetzt noch einen kalten Schauer über den Rücken. Könnte er doch abhauen, wie ein Vogel. Aber auf einem Schiff kam er nicht weit. Ihre Wege kreuzten sich zwangsläufig.

In jenem Moment, als der Rotschopf ihn an sich gepresst und seine Lippen eingenommen hatte, waren die Erinnerungen an den Verwalter der Tokugawa hochgeschossen. Der fette Alte hatte ihn genauso bedrängt. Deidara hatte sich das nicht gefallen lassen und ihn abgewehrt. Einem Sklaven war ein solches Benehmen nicht gestattet. Für diese Dreistigkeit hatte er die Strafe kassiert. Mit dem Bambusstock war er so lange geschlagen worden, bis er bewusstlos zusammengebrochen war. Wochenlang hatte er nur auf dem Bauch liegen können, bis Fleisch und Haut verheilt waren.

Deidara war weggelaufen. Die Wachen hatten nicht bemerkt, wie er sich von den anderen Sklaven entfernt hatte. Offenbar waren sie davon ausgegangen, dass er sich nach einer solch harten Strafe keine neue Dummheit beging. Es war reines Glück gewesen, dass die Flucht geglückt war. Immer weiter war er gelaufen, bis das Meer ihn aufhielt. Von einem Fischer hatte er ein Boot gestohlen, mit dem festen Ziel vor Augen, aus diesem grässlichen Land zu entkommen.

Deidara hatte angenommen, als Pirat passiere ihm so etwas nicht mehr. Und doch hätte Sasori ihn gegen seinen Willen genommen, hätte er ihm nicht Einhalt geboten. Was geschah jetzt? Welche Konsequenzen kamen jetzt auf ihn zu? Kleine Streitereien regelte die Mannschaft unter sich. Nur, wenn keine Einigung zustande kam, griffen Yahiko und Konan ein.

Und wie begegnete er Sasori nach diesem Vorfall? Bis vor wenigen Minuten hatte er den eigenwilligen Rotschopf gern gehabt. Er erinnerte ihn an eine biestige Katze, meist übel gelaunt, schnell mit den Messern bei der Hand, aber grandios in seinen Fähigkeiten. Es machte Spaß, von ihm zu lernen.

Deidara war sich bewusst, was er betrunken getan hatte. Das Verlangen in ihm hatte ihn gedrängt, Sasori zu küssen. Dessen Forderung, er solle nüchtern zu ihm kommen, hallte wieder und wieder in seinem Kopf nach.

Unsicherheit hielt Deidara zurück. Der Tokugawa-Verwalter hatte mit ihm gespielt. Er war ein Sklave gewesen, ein Rechtloser. Und Sasori zeigte mit seinem Verhalten, wie wenig er andere Personen schätzte. Der arrogante Blick, die abwertenden Aussagen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Sasori einen gleichberechtigten Menschen in ihm sah.

Deidaras Fingernägel schabten über das harte Holz. Er war niemandes Spielzeug oder Eigentum sein. Er wollte gleichwertig behandelt werden. Und Sasori zeigte mit seinem Verhalten vor allem eins, dass ihm alle auf die Nerven gingen.

„Deidara.“ Kisames Stimme schallte zu ihm herüber.

Tief atmete der Blonde durch, um sich zu sammeln. Dann richtete er sich auf. Es war Zeit für die Gefangenenfütterung. Er schlug den Weg zur Kombüse ein. Ein misstrauischer Blick huschte Richtung Tür zur Messe. Diese blieb geschlossen. Er nahm die linke Tür zur Schiffsküche. Kisame hatte die Hände im Eimer und spülte das Geschirr. Er blickte über die Schulter. „Essen steht da.“ Mit dem Kopf ruckte er zur Anrichte. Dort stand wie üblich die Schüssel für Gaara.

„Hm.“ Deidara griff nach dem Gefäß und machte sich durch die Luke auf den Weg hinab in den Schiffsbauch. An der Treppe hing eine Laterne bereit. Er entzündete sie und nahm sie mit. Unten in der Brig angelangt empfing ihn der muffige Geruch von brackigem Wasser. Die Lampe fand ihren Platz am Haken.

„Hey, Gaara“, begrüßte er den Rotschopf. Deidara schloss die Zelle auf und trat ein. Die Schüssel reichte er dem Prinzen. Dann hockte er sich zu ihm. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die Schiffswand. Er drohte Gaara nicht mehr mit der Pistole. Selbst wenn er zu fliehen versuchte, kam er auf dem Schiff nicht weit. Bevor er die Treppe erreichte, würde Deidara ihm ins Bein schießen.

Still beobachtete er Gaara beim Essen. Dessen Anwesenheit lenkte Deidara von Sasori ab. Ab und an unterhielten sie sich. Der Prinz sprach nicht viel, sondern packte das, was er sagen wollte, in wenige Worte. Dessen Stimme empfand er als angenehm beruhigend. Sie hatte einen harmonischen Klang. Anfangs hatte ihn die stoische Art bis aufs Blut gereizt, jetzt entspannte sie ihn sogar.

„Sag mal, wie viele Sklaven hat deine Familie, hm?“, fragte Deidara. Er konnte die schrecklichen Erinnerungen nicht wieder in eine dunkle Ecke seines Geistes verbannen, nachdem Sasori sie herausgezerrt hatte.

Gaara sah von der Mahlzeit auf. „Die königliche Familie hat keine Sklaven.“

Verdutzt zogen sich Deidaras Augenbrauen zusammen. „Aber ihr seid die mächtigste Familie Japans. Ihr müsst doch Sklaven haben, so wie die Tokugawa, hm.“

Langsam ließ Gaara die Schüssel in den Schoß sinken. „Die Shogune verfügen über Macht. Der Tennô hat kaum Einfluss auf politische Entscheidungen.“ Nach einer kurzen Pause fuhr der Prinz fort. „Es ist eine Ehre, der königlichen Familie zu dienen. Wir haben viele Diener. Es sagt nichts Gutes über einen Herrscher aus, der Sklaven besitzt.“

Deidara blinzelte. Mit dieser Erklärung hatte er nicht gerechnet. Es klang zu anständig. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein einflussreicher Klan sich dagegen aussprach, Menschen wie Eigentum zu behandeln. Die Adligen hielten sich doch für etwas Besonderes. Nur Gaara wirkte anders. Er sah ihn beim Sprechen direkt an. Und er ging auf das ein, was Deidara sagte. Obwohl Gaara ein Gefangener war und er jeden Grund hatte, den Blonden zu hassen für das, was er anfangs getan hatte, sprach er mit ihm, als seien sie auf derselben Ebene.

„Warum warst du eigentlich auf dem Schiff? Die anderen haben gesagt, für einen Prinzen war der Schutz echt armselig, hm.“

Gaaras Blick senkte sich zu seinem Essen. „Ich befand mich auf Bildungsreise.“ Dann hob er die Schale und aß weiter. Kein Kommentar zu der geringen Bewachung. Gaara wollte darüber nicht sprechen. Das musste ein wunder Punkt sein, so wie die seltsame Narbe auf der Stirn.

„Ist deiner Familie egal, was mit dir passiert, hm?“ Für Deidara war es leichter, sich nicht mit seinen eigenen Sorgen zu beschäftigen.

Für einen Moment hielt der Rotschopf inne, ehe er weiter kaute. Dieses Zögern reichte, um zu wissen, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

Er gab Gaara keine Zeit mehr, um doch zu antworten. „Kriegen wir dann überhaupt Geld für dich, hm?“

Erneut sank die Schüssel in Gaaras Schoß. Seine Schultern fielen nach vorn. Der Prinz versuchte, Haltung zu bewahren, aber es gelang ihm nicht.

Deidara fragte sich, was für ein Mann der Tennô sein musste, der den eigenen Sohn ohne genügend Schutz in die Welt segeln ließ und sich nicht um sein Verschwinden kümmerte. Was für ein grausamer Vater. Wie Gaaras normales Leben aussah? Deidara war sehr klein gewesen, als man ihn den Eltern geraubt hatte. Aber die Erinnerungsfetzen, die er wie einen Schatz hütete, gaukelten ihm ein liebevolles Elternhaus vor. Daran hatte er sich all die Jahre festgeklammert. Er fragte sich oft, ob seine Familie noch lebte und wie er sie finden konnte. Sein einziger Anhaltspunkt war London. Dort hatte er gelebt, bis die Menschenhändler ihn gefangen und verschleppt hatten.

„Das ist ziemlich scheiße, hm“, stellte Deidara auf das Schweigen des Prinzen fest. Der Blonde rückte näher und drückte mit den Fingern Gaaras Kopf höher. Unweigerlich sah dieser ihm in die Augen. „Wenn dein Alter dich nicht will, kannst du Pirat werden, hm.“ Deidara grinste. Verblüffung zeichnete sich in Gaares Gesicht ab. Es gab weitaus Schlimmeres als das Leben eines Piraten. Er fand es aufregend.

Deidara erhob sich. Das Gespräch hatte seine aufgebrachten Nerven besänftigt. Vor Sasori weglaufen konnte er ohnehin nicht. Und als Mannschaftsmitglied hatte er Rechte. Wenn der Navigator ihm noch mal ohne sein Einverständnis zu nahe kam, würde er ihm die Eier wegblasen.
 

Itachi mochte Singapur nicht. In Japan herrschte eine solch hohe Luftfeuchtigkeit nur in der Regenzeit. Aber in diesem Teil der Welt war es das ganze Jahr heiß und feucht. Auf dem Schiff war das Klima ertragbar, da stetig eine frische Brise über das Deck wehte. An Land jedoch staute sich die Hitze zwischen den Häusern und Bäumen. Kaum hatten sie die Akatsuki verlassen und schritten durch den belebten Hafen, klebten Haarsträhnen und Kleidung unangenehm auf der Haut.

Zetsu war heute auf der Galeone zurückgeblieben, um diese zu bewachen. Yahiko hatte ihm befohlen, am Landgang teilzunehmen mit dem Argument, dass er sich nicht immer auf der Akatsuki verstecken sollte.

Dabei war Itachi gern auf dem Schiff. Er vermisste nichts aus seinem früheren Leben. Außer Sasuke. Die Akatsuki gewährte ihm die Illusion, vor den Konsequenzen seines Handelns davon zu segeln. Nur vor den eigenen Gedanken und Schuldgefühlen konnte er nicht flüchten.

Die verschiedensten Menschen passierten die kleine Mannschaft. Müde Fischer, ungewaschene Freibeuter, nach billigem Duftwasser stinkende Huren, wohlhabende Kaufleute. Singapur war eine blühende Handelsstadt mit zwielichtigem Ruf, denn sie galt als Piratennest. Der Herrscher gestattete den Piraten, in seinem Hafen zu ankern und Geschäfte zu machen. Sie mussten nur den Waffenstillstand beachten.

Entsprechend viele Sprachen summten in Itachis Ohren. Chinesisch, Englisch, Malaiisch und Tamil erkannte er. Es waren nur wenige Sprachen von denen, die man hier hörte.

Yahiko steuerte auf eine der Tavernen an. Über der Tür baumelte ein Holzschild mit der Aufschrift „Zum goldenen Löwen“. Die gelbe Farbe war an einigen Stellen aufgeplatzt und gab darunter von Sonne und Regen verschont gebliebenes Holz frei.

Die Tür stand weit offen. Ausgelassene Stimmen schallten ihnen entgegen. Das Lokal war ordentlich gefüllt. Hidan stampfte eifrig auf den freien Tisch in der Mitte des großen Raumes zu. Niemand beachtete ihn. Obwohl der Grauhaarige zwei Jahre auf der Akatsuki verbrachte, merkte er sich einfach nicht, dass Yahiko immer einen Platz in Wandnähe bevorzugte, weil er auf die Art einen besseren Überblick hatte.

Hidan wurde ignoriert und sie nahmen den anderen freien Tisch in Beschlag. Motzend folgte der Grauhaarige ihnen und pflanzte sich zu Kakuzu.

Itachi ließ sich wie üblich neben Kisame auf einem Sitzkissen nieder. Sein Blick streifte durch die Taverne. Eine Bande Piraten prahlte lautstark vor leicht bekleideten Frauen mit ihren Abenteuern. Ein paar müde Seemänner nahmen ihre abendliche Mahlzeit zu sich. Eine Gestalt, in einen unscheinbaren grauen Umhang gehüllt, schlüpfte durch die Tür ins Freie. Vermutlich ein Spion. Diese waren stets darauf bedacht, kein Aufsehen zu erregen. Itachi fielen sie gerade durch das unauffällige Verhalten auf, denn er war laute, polternde Piraten und Seeleute gewöhnt.

Eine in die Jahre gekommene Wirtin schwirrte zu ihnen. Das Haar war zu einem strengen Zopf gebunden. Ein paar graue Strähnen durchzogen das satte Schwarz. Sie nahm ihre Bestellung auf und nur wenige Minuten später standen gefüllte Metallbecher mit weißer Schaumkrone auf dem Tisch. Itachi verzichtete auf dieses ausländische Gebräu namens Bier.

„Itachi, du Spießer“, blaffte Hidan. Der Schwarzhaarige ignorierte ihn und goss aus der Kanne etwas von dem heißen Tee in seine Schale. Wenn alle anderen dem Alkohol zusprachen, sollte wenigstens einer einen klaren Kopf behalten.

„Lass ihn, der hat doch sowieso nie Spaß, hm.“

Behutsam nahm der Geschützmeister die Teeschale in die Hand. Er pustete und nippte von der heißen Flüssigkeit. Der grüne Tee hätte etwas länger ziehen können.

„Doch, mit Kisame, regelmäßig. Wenn man drauf steht, was im Arsch stecken zu haben.“

Itachi hob den Blick und sah Hidan über die Schale hinweg an. Der Ausdruck in seinen Augen versprach grausame Schmerzen. Der Grauhaarige verstand die nonverbale Warnung. Es wäre nicht das erste Mal, dass Itachi sich auf dem brachialen Weg Respekt verschaffte. Oft reagierte er nicht umgehend auf eine Beleidigung oder Herausforderung. Aber die Revanche folgte, dann, wenn derjenige es am wenigsten erwartete. Einmal hatte er Hidan bei Sturm über Bord gehen lassen. Das rettende Seil hatte er ihm erst zugeworfen, als er kurz vorm Ersaufen gewesen war.

Deidara grinste Hidan frech an. „Im Gegensatz zu dir hat er wenigstens wen zum ficken, hm.“ Der Blonde streckte dem Grauhaarigen die Zunge raus. Der Metallbecher krachte auf Holz. „Deidara…“

Drohend erhob sich Hidan.

„Hidan, hinsetzen, sofort!“ Yahikos Stimme schwappte wie ein Tsunami über den Tisch. Augenblicklich sank Hidan wieder auf seinen Hintern. Frustriert grummelte er vor sich hin.

Die unangenehme Stille wurde von der Wirtin durchbrochen. Sie stellte Schalen mit Reis, Gemüse und Fleisch vor ihnen ab. Teller und Besteck wurde ihr von Hidan aus der Hand gerissen. Als ob er gleich verhungerte, wenn er nicht zwei Sekunden wartete, bis sie alles serviert hatte.

In der Gruppe fiel der grauhaarige Schreihals immer zuerst auf. Mit Deidara hatte Hidan endlich einen Kumpel, mit dem er sich streiten, prügeln und albern sein konnte. Sasoris Seitenblicke zu Hidan zeigten deutlich, wie sehr er das Geplänkel hasste. Denn die beiden putschten sich gegenseitig hoch. Alkohol verstärkte den Effekt. Die meisten in der Piratenbande waren eher stille Zeitgenossen. Hidan und Deidara, die jüngsten, brachten die Energie von balgenden Frischlingen in die Gruppe. Als müssten sie einen Ausgleich schaffen. Bisweilen empfand Itachi das anstrengend.

Er nahm sich etwas von den aufgetragenen Speisen und aß.

„Für den Fraß kriegt die Alte nicht den vollen Preis“, murrte Kakuzu. Es wäre völlig egal, ob er ein Gericht von einem angesehenen Koch oder von einer Hausfrau zu sich nahm. Er handelte jeden runter.

Ein lautes Scheppern wie von einem berstenden Krug erfüllte den Raum. Itachi sah sich um. Im nächsten Moment wallte dichter, schwarzer Rauch vom Boden auf, breitete sich aus und verschluckte in wenigen Augenblicken Tische und Menschen. Hastige Rufe und Husten züngelten im Nebel. „Raus hier.“ Yahikos Stimme drang an Itachis Ohren. Sehen konnte er nichts mehr. Der Dunst raubte den Atem. Itachi zog sich das rote Tuch, welches locker um den Hals hing, über Mund und Nase. Ein grässliches Brennen setzte in den Augen ein. Er kniff die Lider zusammen.

Der Geschützmeister erhob sich. Eine Hand legte sich an den Griff seines Katana, mit der anderen tastete er sich durch den Raum vorwärts. Jederzeit war er auf einen Angriff gefasst. Jemand hatte eine Rauchgranate in eine Taverne geschmissen. Das Ziel war unweigerlich, die Personen darin in Panik zu versetzen und wie Hasen aus ihrem Bau zu treiben. Der Angreifer wartete draußen, bereit, sein orientierungsloses Opfer hinterhältig zu erledigen.

Menschen taumelten auf ihrem Weg durch den Rauch gegen ihn. Mehrfach stieß Itachi gegen einen flachen Tisch und fiel beinahe. Er rettete sich mit einem Ausfallschritt. Es wäre fatal, jetzt hinzufallen. Die panischen Menschen nahmen keine Rücksicht auf die, die am Boden lagen und trampelten jeden nieder.

Itachis Hand ertastete eine Wand vor sich. An dieser schob er sich entlang, bis er Glas erfühlte. Mit den Fingern spürte er nach dem Rahmen. Er fand den Riegel und stieß das Fenster auf. Eilig kletterte er hindurch. Der Rauch folgte ihm ins Freie und wurde dünner. Itachi erkannte Schemen. Mit schnellen Schritten entfernte der Schwarzhaarige sich von der Taverne. Mit jedem Meter klarte die Luft auf. Das Brennen in den Augen ließ nach. Er konnte das Tuch von der Nase herabziehen. Die Silhouetten formten sich zu klaren Häuserstrukturen. Er sah sich um. Weitere flüchteten mit ihm. Doch aus seiner Mannschaft war niemand in der Nähe.

Eine kleine Gruppe aus vier Menschen mit grauen Umhängen stellte sich ihn den Weg. Die anderen Flüchtenden wichen angstvoll zurück. Itachi verharrte, das Katana kampfbereit in den Händen. Der mutmaßliche Spion von vorhin hatte genauso einen Überwurf getragen.

Einer der Fremden trat vor, vermutlich der Anführer. Er hob langsam die Arme und schob die Kapuze nach hinten. Itachis starrte sein Gegenüber fassungslos an. Ein eisiger Schauer durchfuhr ihn. Schwarze Augen blickten ihn voller Hass an. Er war gewachsen und doch erkannte er in dem jungen Mann sofort seinen kleinen Bruder Sasuke.

„Was tust du hier, Sasuke?“ Itachi ließ die innere Aufgewühltheit nicht nach außen dringen.

Sein Bruder öffnete den Umhang. Der graue Stoff fiel zu Boden. Nun griff auch er zu seiner Waffe. In einer wilden Bewegung zog er das Katana aus der Saya und verharrte in Angriffsposition.

„Ich nehme Rache für das, was du unserem Clan angetan hast!“

Mit einem wütenden Schrei stürmte Sasuke auf ihn zu. Itachi riss seine Klinge hoch. Metall prallte klirrend aufeinander. Er ließ die fremde Waffe routiniert abgleiten. Mit einer fließenden Bewegung brachte er sich hinter seinen kleinen Bruder.

Kälte grub sich in den Schwarzhaarigen. Er hatte Sasuke ein unbeschwertes Leben ermöglichen wollen, frei von den Intrigen und Zwängen ihres Clans. Doch sein Bruder hatte die Rache vorgezogen. Heute war also der Tag gekommen, an dem er nicht mehr vor den Konsequenzen seines Handelns davon segeln konnte. Er musste sich ihnen stellen und das Monster, welches er erschaffen hatte, aufhalten.

Die Klinge sauste nieder. Sasuke wich knapp aus. Im Ärmel klaffte ein Schnitt.

„Geh zurück nach Japan!“, befahl Itachi.

Der Hass in Sasukes Augen schmerzte entsetzlich in seinem Herzen. Die bedingungslose Liebe, mit der er Itachi früher angesehen hatte, war erloschen. Diese Erkenntnis riss tiefere Wunden, als eine Klinge je imstande wäre.

„Wenn du tot bist!“, zischte sein kleiner Bruder wild entschlossen.
 

„Hör endlich mit der Flennerei auf!“, herrschte Kakuzu Hidan an und versenkte die Nadel in den Wundrändern. Trotz des Beißklotzes zwischen den Zähnen jaulte Hidan, als würde er ihm nüchtern mit einem rostigen Küchenmesser ein Bein absäbeln.

Er zog den Faden fest. Die Wunde schloss sich allmählich. Zwei Stiche später verknotete er die Naht sorgsam.

Der Grauhaarige spuckte das Holz aus. Klappernd landete es auf dem Holztisch, auf den er Hidan für die Behandlung verfrachtet hatte. Mit zittrigen Fingern griff er nach der Rumflasche und schüttete den Inhalt in sich hinein. Ein Rinnsal lief an seinem Hals hinab und versickerte in dem blutbeschmierten Hemd. „Du bisdn scheis Arsd.“

Genervt knurrte der Schiffsarzt. Wie lange musste er sich das Geheule noch anhören? Er nahm einen Verband und wickelte ihn fest um Hidans Unterschenkel. Er ging gröber vor als notwendig, um dem Burschen eine Lektion zu erteilen. „Wer nicht richtig kämpfen kann, muss mit Verletzungen leben.“

Die Tür zur Messe wurde aufgestoßen. Kisame trat keuchend ein und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Wo ist der Rest?“, fragte Kakuzu. Er fixierte den Verband und wandte sich gänzlich Kisame zu. Hidan setzte sich auf dem Tisch auf und nölte beduselt vor sich hin.

„Sauf weiter“, murrte Kakuzu. Er drückte dem Grauhaarigen eine volle Flasche in die Hand. Wenn Hidan besoffen einschlief, schnarchte er nur und ging ihm nicht mehr auf den Sack.

Der Schiffsarzt wischte sich das Blut von den Händen.

„Es sind alle wieder da, nur Itachi fehlt noch.“

Ein verstehendes Brummen entrang sich Kakuzus Kehle, während er Kisame genau musterte. An einigen Stellen war seine Kleidung blutbeschmiert. Bei einem fachkundigen Tasten stellte sich heraus, dass es nicht sein eigenes Blut war. Bis auf ein paar oberflächliche Schrammen hatte der Blauhaarige keine Verletzungen davon getragen.

„Ist noch jemand verletzt?“

Kisame fuhr sich mit einer Pranke durch das zerzauste Haar. „Der Captain hat einen Streifschuss abgekriegt.“

Kakuzu nickte verstehend. „Soll zu mir kommen.“ Er sah zu Hidan. „Schaff den Trottel ins Quartier und leg ihn auf den Boden.“ Mit einem verletzten Bein und stockbetrunken kam der nicht mehr in eine Hängematte. Warum musste er sich auch ausgerechnet den Unterschenkel verletzen lassen. Ein lahmer Pirat war ein Klotz am Bein. Konan verdonnerte ihn garantiert zum Küchendienst, damit Kisame Hidans Arbeit übernehmen konnte. Allein bei dem Gedanken an Hidans armselige Kochversuche drehte sich ihm der Magen um.

Kisame erhob sich. Er packte Hidan in der Taille und schwang sich den Grauhaarigen wie einen Sack Reis über die Schulter. Erschrocken plärrte der Betrunkene. Die Flasche rutschte ihm aus der Hand. Mit einem Klirren zerbarst sie. Die Reste des Inhaltes bildeten eine Pfütze am Boden.

Tief durchatmend schloss Kakuzu die Augen und rieb sich die Schläfen. Kaum fiel die Tür hinter Kisame zu, verstummte Hidans nerviges Quaken. Eine Wohltat für seine geschundenen Ohren.

Er wandte sich den Utensilien zu und reinigte diese vom Blut. Sorgfältig verstaute er sie in der Ledertasche.

Die Tür öffnete sich erneut. Yahiko betrat den Raum. Der Captain musste nichts sagen. Kakuzu sah den aufgerissenen Ärmel und die offene Abschürfung darunter. „Zeig her“, forderte er.

Yahiko setzte sich zu ihm. Langsam streifte er den blauen Marinemantel ab und knöpfte das Hemd auf, schob es weit genug herab, dass der Streifschuss gut sichtbar wurde. Blut sickerte träge aus der Verletzung.

Kakuzu betastete die Wundränder. „Ich hab nicht viel mitgekriegt bei dem Chaos. Was genau war los?“, fragte er. Der Dunkelhaarige griff zur Rumflasche und kippte den Alkohol großzügig über die Wunde, um sie zu desinfizieren. Yahiko zischte.

„Der Angriff galt uns. Die Lakaien des Kaisers wollten sich nicht an den Deal halten.“

Der Schiffsarzt nahm einen frischen Verband und wickelte den Stoff sorgfältig um Yahikos linken Oberarm.

Wie vermutet waren sie das Ziel gewesen. „Wir sitzen in der Scheiße.“ Mit diesem hinterhältigen Angriff in Singapur war der Waffenstillstand gebrochen. Die Wache des Herrschers eröffnete auf jeden die Jagd, der in einen Kampf involviert war. Obwohl Akatsuki sich nur verteidigt hatte, mussten sie jetzt erst mal abhauen.

„Sobald Itachi zurück ist, lichten wir den Anker.“ Yahikos Stimme klang angespannt. Ansonsten merkte man ihm den Schmerz nicht an.

„Was wird aus dem Deal?“ Kakuzu knotete die Enden des Verbandes zusammen. Mit dem Handrücken wischte er sich über die feuchte Stirn.

Der Captain schnaubte abfällig. „Hinfällig.“

Das bedeutete, sie hatten einen nutzlosen Esser in der Brig sitzen. „Was wird aus dem Prinz...“ Die Tür flog auf und krachte gegen die Wand. Beide Köpfe ruckten herum. Kisame schob Itachi vor sich hinein. Der Schwarzhaarige schien im Blut seiner Widersacher gebadet zu haben. Nur wenige Stellen der hellen Haut waren nicht besudelt. Die Kleidung klebte an ihm. In nassem Rot glänzte die ehemals hellgraue Hose.

Kisame drückte Itachi auf einen freien Stuhl. Kakuzu runzelte die Stirn und trat zu dem Geschützmeister. Er beugte sich hinab und sah ihm in die Augen. Itachi sah an ihm vorbei. Sein Blick schien regelrecht leer, als sei sein Geist weit weg.

„Itachi.“ Kakuzu wartete ein paar Sekunden, dann wiederholte er nachdrücklicher den Namen. Es folgte keine Reaktion. Der Schiffsarzt legte die Hände auf Itachis Schultern und schüttelte ihn. Der Schwarzhaarige war wie eine willenlose Puppe in seinem Griff. Mit einem Schnaufen ließ er ihn los. Ein kurzer Blick auf seine blutigen Handinnenflächen bestätigte die Vermutung, dass auch der dunkelblaue Haori und das Hemd darunter mit Blut getränkt waren.

Da er von Itachi keine Reaktion erwartete, fragte er ihn gar nicht erst, was geschehen war und wo er Schmerzen hatte. Kakuzu zog dem Geschützmeister die Kleidung bis auf die Unterhose aus. Selbst auf dem Kleidungsstück schimmerten rote Flecken. Aber es war nicht Itachis Blut. Kakuzu fand keine offenen Wunden. Sicherheitshalber tastete er den dürren Körper des Schwarzhaarigen ab, um innere Verletzungen auszuschließen. Sein Blick huschte immer wieder zu Itachis Gesicht. Dieser verzog die Meine nicht einmal. Entweder verspürte er keine Schmerzen oder er war komplett weg.

Zumindest stellte Kakuzu nichts fest. Seufzend richtete er sich auf. „Ich kann nichts machen. Körperlich hat er nichts.“

Kakuzu und Yahiko sahen zu Kisame. „Weißt du irgendwas?“, fragte der Captain. Der Blauhaarige schüttelte den Kopf.

„Ich hab ihn eben vom Pier aufgelesen. Er hat auf keine Frage geantwortet. Er scheint mich nicht mal wahrzunehmen.“

Einmal mehr wischte Kakuzu sich die blutverschmierten Hände an einem Tuch ab. „Der nimmt aktuell niemanden wahr.“

Yahiko stemmte sich von seinem Stuhl hoch. „Darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Kisame, bring Itachi unter Deck. Wir legen ab. Ich will hier weg sein, bevor die Soldaten mitkriegen, dass wir in diesen Angriff involviert waren.“
 

Sasori erklomm die Treppe zum Achterdeck. Sein Blick erfasste den blonden Bengel. Die Stirn runzelnd trat er näher. Deidara sollte das Schiff steuern, aber er hing an dem großen Steuerrad wie ein loses Tau. Die Finger krampften sich um die Holzgriffe, er lehnte mit dem Oberkörper gegen das Holz, die Haut war bleich und schweißüberzogen. Er keuchte.

„Du siehst scheiße aus.“ Sasori verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist los?“

Zwei Tage war ihre Flucht aus Singapur her und bisher hatte Deidara einen ordentlichen Eindruck gemacht. Er hatte eine Schramme von dem Kampf davongetragen, aber mehr nicht. Es wäre ätzend, wenn noch ein Mannschaftsmitglied ausfiel. Yahiko hatte den grauhaarigen Schreihals mit seinem lahmen Bein in die Kombüse verbannt, obwohl Hidans Kochkünste dem eines Kleinkindes glichen, das mit Matsch spielte. Was für eine Verschwendung von Speisen. Und Itachi benahm sich wie eine seelenlose Puppe. Er saß die meiste Zeit in der dunkelsten Ecke des Quartiers, eine Decke um den Körper geschlungen, und starrte teilnahmslos vor sich hin. Kisame bewies eine Engelsgeduld mit ihm. Sasori hätte nicht die Nerven dafür, einen Menschen zum Essen und Trinken zu bewegen, der geistig in einer anderen Welt schwebte. Itachi sollte nicht so ein Theater veranstalten. Was konnte schon bitte so grauenvoll sein? Sie waren nicht zum ersten Mal angegriffen worden und Mord war ihr täglich Brot.

„Bin nur etwas müde, hm.“

Sasoris Augenbraue wanderte steil in die Höhe. Das glaubte er ihm nicht, aber er war nicht Deidaras Mutter. Wenn er nicht reden wollte, war ihm das egal. „Ruh dich aus.“

Er legte die Hände an das Steuerrad, um den Posten des Steuermanns zu übernehmen. Deidara löste seine verkrampften Finger von den Griffen. Dann sackte er neben ihm zusammen. Reglos blieb der Blonde auf den Planken liegen.

Sasori sah auf das Bündel hinab. Genervt seufzte er. Ausgezeichnet. Noch ein nutzloser Pirat. Sein Blick richtete sich zum Horizont. Die Strecke kannte er. Hier gab es keine gefährlichen Strömungen oder Riffe. Der Himmel war klar, der Wind beständig. Für ein paar Minuten konnte er seinen Posten verlassen. Sasori verknotete ein Tau sorgfältig am Steuerrad, damit es die Position behielt.

Der Rotschopf beugte sich hinab und lud sich Deidara auf die Arme. Kurz schwankte er, bis er einen festen Stand hatte. Mit der schweren Last nahm er den Weg über das Deck zur Messe. Dabei sah er sich nach Kakuzu um. In den Wanten hängend und ein Segel flickend fand er ihn. „Kakuzu, Arbeit für dich!“

Ein Brummen drang an Sasoris Ohren. Er schob die Tür zur Messe mit dem Ellenbogen auf und legte Deidara auf dem Tisch ab. Erleichtert atmete er auf.

Der dunkelhaarige Schiffsarzt erschien in der Tür. „Was ist…?“ Sein Blick fiel auf Deidara. „Verstehe.“ Der knurrige Unterton verschwand aus Kakuzus Stimme. Er schlurfte zum Tisch und begann routiniert die Untersuchung. Dabei öffnete er den Yukata. Kurz haftete seine Aufmerksamkeit an dem Sklaventattoo, dann bemerkte er den Verband am Bauch. An der rechten Seite hatte sich der helle Stoff rot verfärbt. Kakuzu schnaufte grantig. „Wie oft hab ich gesagt, ihr sollt eure Wunden nicht selbst verloren? Sasori, pass auf ihn auf, ich hol mein Zeug.“

Sasoris Augenbrauen zogen sich zusammen. „Mach hinne. Ich muss das Schiff steuern.“

Kakuzu verließ die Messe. Leise hörte er noch das Murmeln: „Alles Idioten.“

Mürrisch ließ Sasori sich auf einem Stuhl nieder. Die Finger trommelten auf die Tischplatte. Er sah in das fahle Gesicht des Blonden. Warum hatte er sich nicht gleich von Kakuzu behandeln lassen? Dann wäre ihnen dieser Ausfall erspart geblieben.

Immer wieder huschten Sasoris Augen zur Tür. Was brauchte Kakuzu denn so lange? So groß war das verdammte Schiff nicht! Sasori hasste warten. Es erinnerte ihn unweigerlich an seine Vergangenheit.

Sasoris Eltern betrieben eine Apotheke und waren regelmäßig Kräuter sammeln gegangen. Manchmal stiegen sie sogar in der Nacht auf einen Berg, weil spezielle Heilpflanzen nur zu einem gewissen Zeitpunkt geerntet werden durften, damit sie ihre Wirkung entfalteten. In dieser Zeit passte die Oma auf das Geschäft und den kleinen Jungen auf. Doch von einem Ausflug kamen seine Eltern nicht zurück. Ein Jahr erzählte Sasoris Oma, sie wären auf einer langen Reise, um seltene Kräuter für die Apotheke zu holen. Er hatte ihr geglaubt und brav gewartet. Eines Tages hatte er die Nachbarn miteinander reden gehört. Hinter einem Busch versteckt, war Sasori unbemerkt geblieben. Mutter und Vater waren bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen. Der Schmerz des Verlustes der zwei wichtigsten Menschen hatte sich tief in sein Herz gegraben. Von da an war jeder Tag bei der Oma und in der Apotheke eine Qual gewesen. Alles erinnerte ihn an ein sorgloses Leben mit seinen Eltern. Mit fünfzehn Jahren packte er die wenigen Habseligkeiten und kehrte seiner Heimat den Rücken. Er brauchte einen klaren Schnitt. Und er wollte nie mehr warten. Ziellos war er umher gewandert. Eines Tages erreichte er das Meer und heuerte auf einem Schiff an. Schnell war er zu einem herausragenden Steuermann geworden. Und wenn es langweilig wurde, nahm er sich die Karten vor, überprüfte sie und zeichnete neue, bessere. Es war eine Aktivität, der er stundenlang nachging. Und jetzt saß er hier sinnlos herum und musste auf einen bewusstlosen Bengel aufpassen, der sowieso nicht weglief.

Endlich öffnete sich die Tür. Sasori sprang auf und eilte an dem Schiffsarzt vorbei. Er konnte sein Steuerrad nicht länger unbeaufsichtigt lassen.
 

Angst strahlte durch Deidaras gesamten Körper. Der kahlköpfige Verwalter der Tokugawa packte ihn. Fest presste er den jungen Mann an den fetten Leib. Der saure Geruch nach altem Menschen stieg Deidara in die Nase. Er drehte sich weg. Dicke Wurstfinger umfassten seinen Kiefer und drückten den Kopf zurück. Fremde Lippen zwangen sich ihm auf.

Der Blonde wand sich in dem Griff, stemmte die Hände gegen die wabbelige Brust des Verwalters. Eine feuchte Zunge schob sich zwischen seine Lippen. Für einen Moment erstarrte Deidara, als habe jemand einen Eimer mit Eiswasser über ihn geschüttet. Dann biss er zu. Der metallische Geschmack von Blut verteilte sich in seinem Mund. Grob wurde er zurückgestoßen. Deidara fiel auf den harten Holzboden.

„Dreggiger Schklave“, spuckte der fette Verwalter undeutlich. Blut lief an dem Doppelkinn herab. „Wachen!“ Obwohl schwer verständlich, wallte die Stimme kräftig über den Flur. Nur wenige Sekunden später erschienen zwei Samurai. Der Tokugawa-Verwalter zeigte mit dem Finger auf ihn. „Schperrd ihn weg. Er had mich angegriwen.“

Die Krieger packten ihn an den Armen und zerrten ihn hoch. „Lüge!“, brüllte Deidara, aber niemand beachtete, was ein Sklave sagte. Die folgenden Tage verbrachte er in einem dunklen Verlies. Er verlor jegliches Zeitgefühl. Nach einer gefühlten Unendlichkeit ließ man ihn raus, doch nur, um ihn zu bestrafen. Mit einem Bambusrohr schlug der Vollstrecker wieder und wieder auf seinen Rücken. Feurige Schmerzen fluteten ihn. Jeder weitere Schlag nährte den grausamen Brand, bis er das Gefühl hatte, sein Rücken bestand nur noch aus Schmerz und blutigen Fleischfetzen.

Die Schmerzen begannen zu wandern. Vom Rücken krochen sie zur rechten Seite und ballten sich dort…

Keuchend schreckte Deidara auf. Augenblicklich fluteten Schmerzen ihn. Kraftlos sackte er zurück. Jeder hektische Atemzug versetzte ihm einen Stich in der Flanke. Ach ja, die Wunde. Was war passiert? Er hatte Sasori das Steuer übergeben und jetzt lag er irgendwo. Sein Körper fühlte sich unendlich erschöpft an, fast als wäre er noch einmal durch diese Hölle gegangen, die sein Geist hervorgezerrt hatte.

Langsam hob er die schweren Lider und sah sich um. Das vertraute Halbdunkel des Mannschaftsquartiers umgab ihn. Neben ihm schwebte eine der Hängematten. Er lag auf dickem Teppich. Der Kopf war auf eine zusammengeknorkelte Decke gebettet. Über ihm lag eine weitere Decke.

Deidara stemmte sich mühsam auf die Ellenbogen. Sofort protestierte der Schnitt schmerzhaft in seiner Seite. Geschafft sah er sich um. In der Ecke sah er die Schemen von Itachi. Ansonsten war niemand hier.

Behäbig schob er die Decke hinab. Der Yukata war schlampig geschlossen. Das verhasste Sklaventattoo lugte hervor. Ein prüfender Blick glitt zu dem Geschützmeister. Der bemerkte das wahrscheinlich nicht. Trotzdem zog er den Stoff über die tätowierte Haut. Die rechte Seite zog er langsam zurück. Um seinen Bauch war ein frischer Verband gewickelt. Die Schwertwunde pochte wütend, aber es war ein anderes Pochen als davor.

Dabei hatte er die Wunde doch ausgewaschen und verbunden. Wieso hatte sie sich entzündet? Seufzend schloss er den roten Yukata komplett und ließ sich zurücksinken. Sobald er lag, entspannte sich sein Körper und der Schmerz pulsierte nur noch dumpf.

Hatte Kakuzu ihn behandelt? Dann wusste der jetzt, dass er ein Sklave gewesen war. Wer hatte es außer dem Schiffsarzt erfahren? Was geschah nun? Kam die Piratencrew auf die Idee, dass man ihn verkaufen konnte? Der Prinz würde niemals einen brauchbaren Sklaven abgeben. Der konnte sich bestimmt nicht einmal die Sandalen selbst binden.

Sein Blick glitt zum Bullauge. Warme Strahlen der Abendsonne wurden von umher schwebenden Staubkörnern reflektiert. Er wollte nicht wieder wie Eigentum behandelt werden, das keinen freien Willen besaß. Nur weil er den Übergriff des fetten Verwalters abgelehnt hatte, war er halb tot geprügelt worden. Es war ein Wunder, dass seine Flucht geglückt war. Vermutlich hatte niemand erwartet, dass er sich mit den teilweise verheilten Blessuren am Rücken bewegen konnte.

Deidara war über das Meer geflüchtet, um dieses elende Dasein hinter sich zu lassen. Und jetzt holte ihn die Vergangenheit ein. Er wollte nicht sein restliches Leben als Sklave verbringen.

Die Tür öffnete sich und Sasori trat ein. Der Rotschopf hockte sich neben ihn. In der Hand trug er eine Schüssel. „Endlich bist du wach“, brummte der Ältere. Die Schale hielt er ihm hin. „Iss.“

Mühsam stemmte Deidara sich hoch und lehnte sich gegen die Bordwand. Sofort wuchs der Schmerz in der Seite wieder.

Der Blonde nahm die Schüssel. Reis mit eingelegtem Gemüse und verbranntem Fleisch. Er rümpfte die Nase. Das hatte Hidan gekocht. „Mach schon.“ Sasori wurde ungeduldig.

Deidara griff nach dem Löffel und begann zu essen. Es schmeckte zwar nicht, aber wenigstens füllte es den Magen.

Trotzdem ließ ihn dieser eine Gedanke keine Ruhe. „Wie geht es jetzt weiter, hm?“

Sasori sah ihn schief an. „Was meinst du?“

Sein Blick senkte sich auf die linke Brust hinab. „Na Kakuzu hat es doch …gesehen, hm.“

Verächtlich schnaufend winkte der Rotschopf ab. „So wichtig bist du nicht. Es interessiert hier niemanden, wo du herkommst und was passiert ist, bevor du auf das Schiff gekommen bist. Solange du nützlich bist, gehörst du zur Mannschaft.“

Deidara hob erleichtert den Blick. In Sasoris Augen spiegelte sich ungeduldige Aufforderung, wie er es von ihm kannte. „Also mach hinne mit essen. Wir können uns nicht noch mehr Ausfälle leisten!“

Finale Entscheidungen

Yahiko senkte die Hand mit dem Fernglas. „Sie folgen uns immer noch.“ Das Binokel reichte er an Konan. Schwer stützte er sich auf die Reling des Achterdecks und sah auf die Dschunke, die ihnen seit Tagen folgte. Sie mussten etwas gegen die Wachhunde des Kaisers unternehmen. Das wurde allmählich lästig.

„Was planst du?“ Die Stimme des ersten Offiziers schwappte gelassen über das Plätschern des Meeres an seine Ohren.

Der Captain seufzte. Drei Mannschaftsmitglieder waren nicht kampffähig. Itachi hockte unverändert apathisch im Quartier. Hidan war nicht in der Lage zu laufen und Deidara erholte sich nur langsam von der Stichwunde in die Seite. Es blieben sechs, die im Kampf taugten. In einem gewöhnlichen Seegemetzel würden sie unterliegen. Mit einer aggressiven, unvorhersehbaren Taktik konnten sie einen Vorteil erzwingen.

„Es wird Zeit, die Bugkanonen zu testen.“ Die Entscheidung zum Gefecht war längst gefallen. Einen Plan hatte Yahiko entwickelt. Und seine Crew war verrückt genug, diesen umzusetzen. Das Manöver war nicht ungefährlich, schaffte ihnen aber bei erfolgreicher Durchführung die lästigen Verfolger vom Hals. Der Captain holte tief Luft. Dann schallte die tiefe Stimme durchdringend über die Akatsuki. „An Deck, Ihr Kielratten! Wir spielen Schiffe versenken.“

Hektisches Treiben wallte auf, nur der Steuermann blieb an seinem Platz wenige Meter von Yahiko entfernt. Sasori wandte sich ihm halb zu, die Hände gewissenhaft am Steuerrad. „Und wie sollen wir das mit den paar Leuten anstellen?“ Den beißenden Spott ignorierte er. Dieser Tonfall gehörte zu Sasoris normalem Umgangston.

„Das erklär ich gleich.“ Yahiko wartete, bis alle kampffähigen Männer auf dem Deck versammelt waren. Ohne Hidan, Deidara und Itachi sah die verbliebene Meute kläglich aus. Ein Grund mehr, diese Aktion durchzuführen. Eine Handvoll Piraten reichte dafür.

Der Captain stützte sich auf die Reling des Achterdecks. „Wir schicken unsere Verfolger jetzt auf den Grund des Meeres. Macht die Bugkanonen fertig.“

Verwirrung spiegelte sich in den Gesichtern. „Die sehen doch, wenn wir drehen. Bevor wir die Akatsuki in Position gebracht haben, haben die lange genug Zeit, uns eine Breitseite zu verpassen. Das ist Selbstmord.“ Kakuzu verschränkte mürrisch die Arme vor dem muskulösen Oberkörper.

„Nicht, wenn wir den Backboard-Anker runterlassen.“

Selbst über den Wind hörte er Sasoris scharfes Einatmen. „Du willst was?“ Der Rotschopf ließ ihm keine Zeit zur Wiederholung. „Haben dir die Möwen ins Hirn geschissen? Wenn wir den Anker bei voller Fahrt runterlassen, reißen wir uns die halbe Boardwand auf!“

Auch das hatte der Captain einkalkuliert. „Nur oberhalb der Wasseroberfläche. Den Schaden können wir reparieren.“

„Macht ja überhaupt keine Arbeit… und kostet nichts“, brummte Kakuzu vor sich hin.

„Mit der plötzlichen Wende können wir unsere Verfolger überraschen. Wir lassen sie näher kommen, drehen und setzen sofort unsere Bugkanonen ein. Die Dschunke besitzt keine Bugkanonen. Also können sie das Feuer nicht erwidern. Mit ein paar gezielten Schüssen versenken wir sie und halten unseren eigenen Schaden gering.“

Konan trat neben ihn und nickte ihm zustimmend zu. Sie erkannte die erdachte Strategie dahinter, mit den vorhandenen Gegebenheiten das Meiste herauszuholen.

Von seinen Männern kamen keine weiteren Einwände. Demnach war es beschlossen. „Kakuzu, Kisame, Zetsu. Holt die vorderen Segel ein. Das Hauptsegel und die hinteren Segel bleiben.“ Ihre Verfolger durften nicht sehen, warum Sie weniger Fahrt machten. Er wollte sie im Glauben einer gewöhnlichen Verfolgungsjagd lassen. „Wenn ihr damit fertig seid, macht die Kanonen klar. Nehmt die Kugeln mit der größten Zerstörungskraft. Und zielt genau! Setzt ein paar Kugeln knapp unter die Wasseroberfläche.“

Ein einstimmiges „Aye“ erschallte. Die drei eilten davon und erklommen die Takelage.

„Konan, sag den anderen Bescheid, dass wir gleich kämpfen und sie sich gut festhalten sollen.“ Yahiko tauschte einen kurzen Blick mit seiner Liebsten. Sie nickte. Zügig schritt Sie zur Luke und verschwand im Inneren der Akatsuki.

Blieb nur noch Sasori. „Brauchst du Hilfe?“ Der Rotschopf war ein exzellenter Navigator, aber wenn das Steuerrad bei der Wendung durchdrehte, brauchte er eine Menge Kraft, um es wieder zu halten.

Abfällig schnaufte der Kleine. „Ich hab genug Stürme überstanden. Das hier schaff ich auch noch.“

„Ich werde prüfen, ob man mit unserem Prinzen was anfangen kann.“ Yahiko begab sich ebenfalls ins Innere des Schiffes. Als Captain führte sein Weg ihn selten hinab in die Bilge. Abgestandene, modrige Luft schlug ihm entgegen. Mit einer Laterne in der Hand trat er zur Brig. Wenige Herzschläge betrachtete er den jungen Rotschopf, der seinen Blick emotionslos erwiderte.

„Der Deal mit deinem Alten ist geplatzt. Sie haben sich nicht an unsere Abmachung gehalten“, erklärte der Pirat. Genauesten achtete er auf jede Regung ihres Gefangenen. Gaara zeigte keine Reaktion. Hatte er Gefühle in einem derartigen Ausmaß unter Kontrolle zwingen oder überraschte es ihn nicht? Ersteres war eine nützliche, doch für andere eine gefährliche Fähigkeit. Letzteres hinterließ einen traurigen Beigeschmack. „Seine Handlanger verfolgen uns. Dir bleiben jetzt also zwei Möglichkeiten. Du hilfst uns, sie zu ersäufen oder du gehst schwimmen.“

Der Kerl hatte garantiert noch nie im Leben schwer gearbeitet. Darauf nahm Yahiko keine Rücksicht. Sie brauchten jeden kampffähigen Mann an Deck, den sie hatten.

Der junge Prinz schien nachdenklich. „Wenn ich euch helfe, was macht ihr anschließend mit mir?“

Eine berechtigte Frage. Der Bursche besaß genug Grips, weiter zu denken als Hidan einen Stein warf. „Da du für uns als Geisel keinen Wert mehr hast, kannst du bei uns bleiben, als Pirat unter meinem Kommando. Oder du verlässt die Akatsuki, wenn wir das nächste Mal Land anlaufen. Vorausgesetzt, du hilfst uns.“

Weigerte Gaara sich, sie bei dem Manöver zu unterstützen, lernte er die Rachsucht von Yahikos Mannschaft kennen.

Langsam erhob der Rotschopf sich und trat näher an das Gitter. Der Captain sah hinab in die hellen Augen. Es war unmöglich, darin zu lesen. Yahiko bevorzugte es, wenn ein Blick in das Gesicht seiner Untergebenen genügte, um ihren Gemütszustand einzuschätzen. Aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen.

„Ich helfe euch.“ In Gaaras Stimme hatte sich nichts verändert, sie wirkte nach wie vor klar und frei von Gefühlen.

Der Captain deutete ein zufriedenes Nicken an. Er zog den Schlüsselbund unter der grünen Schärpe hervor und schloss die Zelle auf. Den Schlüssel hatte er sich von Deidara zurückgeholt, nachdem dieser zusammengebrochen war. Jemand musste sich um die Geisel kümmern, selbst wenn sie nutzlos geworden war. Mit einem Quietschen schob er die Gittertür auf und gab den Weg frei.

Der Prinz trat hinaus. Die Brig verschloss Yahiko sorgfältig.

„Folge mir“, wies er den Rotschopf an. Sie erklommen die steilen Treppen zum Deck. Die frische Meerluft begrüßte sie. Tief atmete der Captain durch. Der modrige Gestank in der Bilge war abscheulich.

Im Tageslicht betrachtete er ihren adligen Helfer eingehend. Die kostbaren Gewänder waren verdreckt und eingerissen. An einigen Stellen hing sie schwer und dunkel vom Brackwasser. Die Füße steckten nicht mehr in Sandalen. Schmutz klebte an der hellen Haut. Der faulige Geruch der Bilge haftete ihm an. Wenn Gaara seine Aufgabe erfüllte, erhielt er frische Kleidung und durfte sich waschen. Auf hoher See mit einem begrenzten Wasservorrat war Waschen ein Luxus und je länger sie kein Land anliefen, desto schlimmer stank die gesamte Mannschaft. Aber der Gestank, der wie eine penetrante Wolke den Prinzen umgab, war ein anderes Kaliber.

Der erste Offizier kehrte aus der Kombüse zurück. Hinter ihr wehten wüste Beschimpfungen von Hidan her. Diese brachen mit dem Zufallen der Tür ab. Zweifellos ärgerte sich Hidan, weil er durch die Verletzung nicht aktiv am Geschehen mitmischen konnte. Aber mit dem kaputten Bein war er ihnen nur im Weg, kam es im Kampf auf jede Sekunde an.

„Konan, auf mein Zeichen lässt du den Anker fallen.“ Sein erster Offizier neigte verstehend den Kopf. Sie steuerte den Bug des Schiffes an. Um den Anker auszulassen, benötigte man nur eine Person. Ihn wieder einzuholen mehrere, weil er aus massigem Metall bestand.

„Du lässt dann das Steuerrad los.“ Sasoris Blick tränkte sich in seine typische Überheblichkeit. „Ich bin ja nicht blöd.“

„Ein schlichtes Aye hätte gereicht“, mahnte er den Rotschopf. Manchmal brauchte der einen Dämpfer, wenn er zu anmaßend wurde. Sasori knirschte zwar mit den Zähnen, schwieg jedoch.

Yahiko griff zu dem fein säuberlich aufgerollten Seil. In regelmäßigen Abständen befanden sich Knoten. An der Reling warf er das Seil ins Wasser hinab, hielt es nur am Ende fest. Nach kurzer Zeit holte er es wieder ein und zählte die nassen Knoten. Sie machten aktuell 30 Knoten Fahrt. Das war zu schnell für diese scharfe Wende. Sie mussten unter 20 Knoten kommen, um sich nicht selbst umzubringen.

Der Captain sah hinauf zu den Segeln. Seine Männer hatten die vorderen Segel eingeholt. Sie sollten allmählich an Fahrt verlieren.

„Unter 18 Knoten“, hörte er Sasoris Knurren. Heute ging ihm der kleine Steuermann besonders auf die Nerven, aber dessen Fähigkeiten waren mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen. Er manövrierte sie selbst durch die schlimmsten Stürme und ließ an heimtückischen Riffen Verfolger auflaufen während die Akatsuki geschmeidig hindurchsegelte.

Jetzt hieß es ohnehin warten. Yahiko wandte sich nach achtern. Stoisch behielt er die Dschunke im Blick. Zuerst kaum merklich, näherte sich das fremde Schiff später schneller. Schwere Schritte erklommen die Treppe. „Es ist alles bereit.“

Der Captain drehte sich zu Kakuzu um, der Gaara misstrauisch beäugte. „Gut. Nimm ihn mit. Er unterstützt uns.“

Der Schiffsarzt rümpfte abfällig die Nase. „Der steht doch nur im Weg.“ Ja, das war durchaus möglich. Aber Yahiko gewährte Gaara eine Chance, wenn er sich bemühte. Gute Männer waren schwer zu finden. Und sein Instinkt sagte ihm, dass der Prinz ihnen nützlich werden konnte.

„Dann gib ihm leichte Aufgaben“, wies der Captain an. „Auf eure Posten und haltet euch fest. Wir wenden bald.“ Die Ware und alle Waffen wurden ohnehin immer vertäut, damit sie bei heftigem Seegang keinen Schaden anrichteten.

Kakuzu schnaufte unzufrieden. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er Gaara, ihm zu folgen. Der Rotschopf verließ mit dem Braunhaarigen das Achterdeck. Yahiko prüfte erneut ihre Geschwindigkeit. Das Wasser durchtränkte das Seil bis zum achzehnten Knoten. „17 Knoten“, sagte er an Sasori gerichtet. Der Feind war nahe genug.

„Gut“, meinte Sasori einsilbig. Der kleine Navigator band sich ein Seil schräg um den Brustkorb und führte es über die Schulter. Das Ende fixierte er an einem Haken neben dem Steuerrad, damit er bei der harten Wende nicht weggeschleudert wurde.

Yahiko tat es ihm nach. Er wickelte sich ein Tau fest um den Arm. Die andere Hand umgriff die Reling.

„Konan, Anker!“, brüllte er über das Deck. Augenblicklich stellte er sich auf den kommenden Ruck ein, der unweigerlich folgte. Das Klacken des befreiten Ankers hörte er bis auf das Achterdeck. Mit einem lauten Platschen versank er im Wasser. Die Kette rasselte beim Abrollen.

Seine Muskeln spannten sich. Wann der Anker auf Widerstand traf und das Schiff herumriss, konnte niemand genau sagen. Sasoris Finger lagen nur noch locker am Steuerrad, um es sofort loszulassen, damit er die Wende nicht behinderte.

Holz barst ohrenbetäubend. Ein harter Ruck riss ihn von den Füßen. Er rutschte nach Backbord. Nur das Tau rettete ihn vor einer wilden Rutschpartie über das Deck.

Wie hielt sich Sasori nur auf den Beinen? Das Steuer drehte durch. Yahiko spürte die Spannung im gesamten Schiff. Schwerfällig neigte sich die Akatsuki und gab dem Zug des Ankers nach. Unter lautem Rauschen wendete das Schiff. Weitere Planken krachten unter der Eisenkette des Ankers.

Sasori, der bisher still gestanden und die Schräge ausbalanciert hatte, schnellte wie ein Skorpion vor. Seine Finger umgriffen fest das Steuerrad. Mit einem gequälten Keuchen stemmte er sich gegen die ungeheure Kraft des Meeres. Das Steuer kam zum Stillstand. Langsam legte sich das Schiff wieder in die Waagerechte. Yahiko zog sich an der Reling hoch. Die Macht der Wende vibrierte in den Knochen. Dagegen fühlte man selbst sich machtlos.

„Feuer!“, schrie er aus Leibeskräften, den Blick fest auf die Verfolger vor ihnen gerichtet.

Wenige Sekunden später donnerte die erste Kanonenkugel aus dem Bug. Wasser spritzte direkt vor der Dschunke auf. Man sah den Schaden zwar nicht, aber Yahiko war sich sicher, dass sie getroffen hatten. Kurz darauf erscholl der nächste Schuss. Knapp über der Wasseroberfläche schlug die eiserne Kugel ein riesiges Loch in den gegnerischen Bug. Weitere Kanonenschüsse folgten. Manche trafen direkt unterhalb der Wasserlinie, andere durchlöcherten die Bugwand. Mit Erleichterung beobachtete Yahiko, wie sich der Bug des Schiffes allmählich tiefer ins Wasser neigte.

Kleine Gestalten liefen hektisch an Board der Dschunke umher. Ihr Schicksal war besiegelt. Die Einschusslöcher unter der Wasseroberfläche brachten Ihnen den Untergang.

Ein weiterer Schuss folgte. Im Flug öffnete sich die Kugel zu zweien Hälften, verbunden durch eine Kette. Sie sauste über das Deck und prallte gegen den Hauptmast, zerbarst ihn. Als hätte eine höhere Macht die Zeit verlangsamt, neigte sich der große Mast mit den Segeln zuerst nur millimeterweise, dann immer schneller. Taue und Halterungen rissen. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen brach der Mast durch die Steuerboardwand der Dschunke und teilte das Meer für wenige Sekunden. Laut klatschten die Segel auf das Wasser.

Ein perfekter Schuss. Ihre Verfolger waren erledigt. Diejenigen, die sich rechtzeitig ins Meer retteten, überlebten nicht lange. Entweder wurden sie vom Sog des sinkenden Schiffs in die Tiefe gezogen oder die Pistolenkugeln seiner Männer gaben ihnen den Rest. Sie hatten gewonnen.
 

Gefangen in einer endlosen Zeitschleife spielte sich das Szenario vor Itachis innerem Auge ab. Die scharfe Klinge des Katana schnitt durch die Sasukes Kehle. Das gurgelnde Geräusch bei dem vergeblichen Versuch zu sprechen, drang bis in den tiefsten Winkel seiner Seele. Die helle Haut glänzte vom roten Blut. Aus den schreckgeweiteten Augen wich allmählich das Leben. Die Waffe entglitt den Händen seines Bruders. Das Klirren von Metall auf Steinboden hallte in Itachis Ohren nach. Sasuke sackte wie ein leerer Sack zu Boden. Dessen Begleiter stürmten mit wütenden Schreien auf Itachi los. Instinktiv bewegte er sich. Die Hand führte sein Katana so sicher als wäre es ein Teil von ihm. Im Kopf herrschte nur ein Gedanke. Er hatte seinen kleinen Bruder getötet.

Viele Menschen hatten den Tod durch Itachis Hand gefunden, nicht wenige davon waren Clanmitglieder. Sogar ihre Eltern hatte Itachi umgebracht. Bei keinem anderen gingen seine Empfindungen derart tief.

Sasuke war sein geliebter Bruder, für den er sich eine bessere Zukunft gewünscht hatte, ohne den drückenden Einfluss ihres intriganten Clans. Sasuke hätte ein schönes Leben unter ihrem Daimyô führen können, mit einer liebevollen Frau an seiner Seite und Kindern. Sein kleiner Bruder hätte die Schande vom Namen der Uchiha fortgewaschen und ihm zu neuem Glanz verholfen.

Doch er hatte sich für die Rache an Itachi entschieden. Der Geschützmeister hatte sich zurückgehalten. Seine Klinge führte er stets mit Bedacht. Das Ziel war es, seinen Bruder nach Japan zurückzutreiben. Aber dessen letzte Finte hatte Itachi nicht vorhergesehen. Sein Bruder war ihm regelrecht ins Schwert gesprungen. Mitten in der Bewegung gab es keine Möglichkeit, die Richtung zu ändern. Itachi hatte hilflos mit angesehen, wie der scharfe Stahl durch die ungeschützte Kehle fuhr. In diesem Moment glaubte er, sein eigenes Schwert zu spüren, wie es durch sein Herz schnitt. Der Hals des Schwarzhaarigen war trocken wie eine ausgedörrte Pflanze. Er hatte seinen kleinen Bruder getötet...

Was war sein Leben jetzt noch wert? Itachis einziger Lebensinhalt war von ihm selbst zerstört worden. Wofür existierte er?

„Bru...der“, murmelte er tonlos vor sich hin, sich nicht bewusst, dass er sprach.

„...Itachi?“

Träge fokussierte sich der Blick der schwarzen Augen. Kisame stand vor ihm, beugte sich zu ihm hinab. Itachi fühlte sich, als sei er aus einem langen Schlaf aufgewacht. Das leise Blubbern eines kochenden Topfes drang an seine Ohren. Der Geruch von eingelegtem Ingwer wehte zu ihm.

„Itachi, hörst du mich?“

Kisames Stimme wurde klarer. Langsam sah Itachi an dem Blauhaarigen vorbei. Er war in der Kombüse. Wie war er hergekommen? Das Letzte, woran er sich erinnerte, war die Seitenstraße der Taverne, in der Sasuke röchelnd zusammengebrochen war.

Eine große Hand umfasste seinen Unterkiefer. Itachi sah müde zurück zu Kisame.

„Itachi... was ist mit deinem Bruder?“, fragte Kisame ernst.

Die Lippen des Geschützmeisters bebten. Die Bilder von Sasukes letzten Augenblicken stachen wieder und wieder in tief in ihn. Warum starb er davon nicht? „...tot“, brachte Itachi rau hervor.

Kisame atmete auf. Die Pranken des Piraten legten sich schwer auf seine Schultern. „Endlich bist du wieder bei uns.“

Itachi verstand nicht. Er war wieder bei ihnen? War er denn lange weg gewesen? Wie war er zur Akatsuki zurückgekehrt? Und wieso? Er konnte sich niemals verzeihen, seinen kleinen Bruder umgebracht zu haben. Itachi hatte den Tod verdient.

„Ich... habe meinen... kleinen Bruder getötet... töte mich.“ Flehend sah er Kisame an. Dieser blinzelte. Dann hockte er sich direkt vor ihn. „Hör zu. Was passiert ist, kannst du nicht rückgängig machen. Auch nicht mit deinem eigenen Tod. So hart das klingt, du wirst damit leben lernen. Und wir brauchen dich. Du bist Teil der Crew.“

Itachi nahm die Aussage auf. Sie waberten in der Leere des Geistes umher, schienen ihn zu verhöhnen. Ihm wurde bewusst, dass Kisame Recht hatte. Und doch füllten dessen Worte nicht das schwarze Loch, das er selbst gerissen hatte, als seine Klinge durch die Kehle Sasukes geglitten war wie ein Messer durch Papier.

„Mein Leben... ist sinnlos.“ Wie das kümmerliche Flüstern des Windes in den Segeln kam die Erkenntnis über Itachis Lippen.

Kisame seufzte. Dann umschlangen ihn die kräftigen Arme des anderen und er wurde fest an den muskulösen Körper gedrückt. „Das wird schon wieder.“ Warmer Atem streifte sein Ohr. Albern kam ihm die Bemerkung vor. Ein Impuls schoss durch seinen Körper, er solle sich dagegen wehren. Doch Itachi fehlte jegliche Kraft dazu. Er fühlte sich so erschöpft wie nach einem harten Kampf. Kisame hielt ihn. Er bewahrte ihn davor, in den schwarzen Abgrund zu fallen, der unter seinen Füßen waberte.
 

Mit gleichmäßigem Druck führten Deidaras Hände die Bürste. Er hasste Deckschrubben, aber die Abneigung gegen diese Arbeit scherte das Meer nicht. Die Planken mussten frei von Salz gehalten werden, damit das Holz nicht angegriffen wurde.

Wenigstens hatte sich jeder an der Aufgabe zu beteiligen. Außer der Captain, wie unfair. Hidan trällerte gemeinsam mit Kisame derbe Seemannslieder während Kakuzu, Gaara, Sasori und Itachi schweigend scheuerten. Deidara war erstaunt, dass der Geschützmeister wieder wie ein lebendiger Mensch agierte und nicht wie eine leblose Puppe. Er hatte Kisame gefragt, wie er das hinbekommen hatte. Ein ratloses Schulterzucken war die Antwort. Deidara war sich sicher, dass Kisame eine deutlich engere Beziehung zu dem Schwarzhaarigen führte als diese Sexbeziehung, die auf dem Schiff allseits bekannt war. Warum sonst sollte Itachi ausgerechnet wieder in die Gegenwart zurückgefunden haben, nachdem Kisame mit ihm allein gewesen war?

Es dauerte garantiert eine Weile, bis Itachi zu seinem alten Selbst zurückfand. Er war höchst wortkarg und schwankte zwischen endloser Arbeit und Apathie. Letztens hatte Deidara ihn dabei beobachtet, wie er beim Einholen der Segel die eigenen Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt hatte. Als wolle er aus der Höhe auf das Deck stürzen. Der Tod wäre ihm gewiss.

Obwohl Deidara den Kerl nicht leiden konnte, weil er mit seinem kalten Blick auf alle anderen hinab sah, wollte er wissen, was ihn so aus dem Gleichgewicht geworfen hatte.

„Deidara, du sollst schrubben, nicht träumen.“ Sasoris knurrige Stimme erinnerte ihn an die lästige Beschäftigung. Mit einem unwilligen Seufzen tunkte er die Bürste in den Eimer mit abgestandenem Süßwasser. Gelangweilt widmete er sich wieder der eintönigen Arbeit.

Aus den Augenwinkeln linste der Blonde zu dem Nagivator hinüber. Die Gesichtszüge waren angespannt verzerrt. Der Hass für diese Aufgabe war an den braunen Augen ablesbar. Sasori verabscheute das Schrubben genauso wie er. Deidara würde lieber über den Karten hocken und den Kurs berechnen. Das war anspruchsvolle Arbeit.

Unweigerlich blitzte Sasoris rabiate Annäherung im Geist des Blonden auf. Ein kalter Schauer rann vom Nacken die Wirbelsäule hinab. Deidara warf die Bürste in den Eimer und erhob sich. Seine Schritte führten ihn zur Reling. Mit einem Seufzen stützte er sich darauf. Den Blick ließ er über die ruhigen Wellen schweifen.

Sasori übte eine gewisse Anziehungskraft auf ihn aus. Doch durch dieses massive Drängen war sie mit Angst behaftet. Deidaras Hände ballten sich zu Fäusten. Dass seine Vergangenheit ihn immer noch so sehr beeinflusste, störte ihn gewaltig. Er war jetzt frei und konnte über sein Leben selbst bestimmen. Sasori hatte ihn verstanden. Seit dem missglückten Versuch, ihn gegen seinen Willen zu vergewaltigen, hielt der Navigator sich zurück. Deidara spürte die verlangenden Blicke auf sich, aber Sasori bedrängte ihn nicht mehr. Es gab ihm eine gewisse Sicherheit, dass sein Wunsch respektiert wurde. Eine nagende Unruhe harrte dennoch wie ein Moor in ihm aus. Es wartete nur darauf, dass etwas passierte und er in dem Schlick der eigenen Furcht versank.

„Willst dich drücken?“ Deidara zuckte bei dem Klang von Sasoris Stimme zusammen. Mürrisch sah er zu dem Rotschopf neben sich. Dieser stopfte seine Pfeife, entzündete sie und nahm einen tiefen Zug. Augenblicklich entspannten sich dessen Gesichtszüge. Man könnte ihn fast als friedvoll bezeichnen, wenn man ihn nicht näher kannte. Warum gesellte sich der andere Gedanken ausgerechnet jetzt zu ihm?

„Nur ne kurze Pause, machst du doch auch, hm“, erwiderte Deidara. Das graublaue Auge richtete sich wieder auf das Wasser. Er öffnete seine Hände und ballte sie erneut zur Faust. Es reichte! Er würde sich nicht länger von der Vergangenheit beeinflussen lassen und wie ein verschrecktes Kaninchen in seinem Bau hocken. Er entschied, wer ihn anfasste. Und wann derjenige das durfte. Deidara wollte nicht das restliche Leben darauf verzichten, nur weil er Angst hatte, dass sich wieder jemand über ihn hinweg setzte. Jetzt war er stark und hatte Waffen. Er könnte Sasori den Schwanz abschneiden, wenn er etwas tat, was ihm nicht gefiel. Und Deidara wollte wissen, wie ficken war. Die anderen schwärmten ständig davon.

Mit einem Ruck wandte er sich Sasori zu. Forsch griffen seine Finger in den Stoff des schwarzen Gi und zogen ihn zu sich heran. Die braunen Augen weiteten sich überrascht. Sasoris Mund öffnete sich, zweifellos um zu protestieren. Deidara verschloss die weichen Lippen. Nach ein paar Herzschlägen wich die Verblüffung aus dem Blick des Navigators. Unter den hellen Haaren grub sich Sasoris freie Hand in seinen Nacken. Die fremde Zunge schlüpfte in Deidaras Mund. Ein hitziger Tanz entfachte.

Jäh wurden sie von einer fliegenden Holzbürste unterbrochen, die Deidaras Arm traf. Polternd fiel das Gerät auf den Boden. „Ficken könnt ihr später!“ Hidans frustrierte Stimme wehte zu ihnen.

Sasori löste sich von dem Blonden. Sein Gesicht blieb nur wenige Zentimeter entfernt. Der begierige Blick bohrte sich in ihn. Deidara erkannte die unausgesprochene Frage darin. Sasori wollte erfahren, was diese plötzliche Aktion zu bedeuten hatte. Der Ältere erinnerte sich genauso klar an ihre kurze Auseinandersetzung wie er. Musste echt schmerzhaft für ihn gewesen sein.

„Wenn wir allein sind, hm“, hauchte Deidara gegen die schmalen Lippen. Ohne eine Reaktion abzuwarten, ließ er von Sasori ab. Sich wieder auf das Deck kniend, wandte er sich höchst konzentriert der langweiligen Arbeit zu. Mit festen Zügen schrubbte er über das Holz.

Sein Herz raste. Was zur Hölle hatte er getan? Er hatte Sasori sein Einverständnis gegeben, mit ihm zu ficken, sobald sie alleine waren. Ein Wirbelwind an Gefühlen warf ihn im Inneren hin und her. Angst und Aufregung brausten durch jede Faser seines Körpers.

Entschlossen atmete er durch. Deidara nahm die Worte nicht zurück. Er wollte mit seiner Vergangenheit abschließen. Und das würde er tun!
 

Gaara saß im Krähennest an die Spitze des Mastes gelehnt. Die jadefarbenen Augen streiften über das Meer. Bis auf Wasser, die Sonne und vereinzelte Wolken am Himmel sah er nichts. Sie waren allein hier draußen. Den ehemaligen Prinzen beruhigte diese Tatsache.

Die Wochen der Gefangenschaft waren grausam gewesen. Im Bauch eines Schiffes ausharren zu müssen, nicht zu wissen, ob Tag oder Nacht war. Die Abhängigkeit von den Piraten war für ihn weniger furchterregend. Seit er denken konnte, hatte sein Vater, der Kaiser, sein gesamtes Leben bestimmt. Gaaras erste freie Entscheidung war die Bildungsreise. Mit dem Angriff der Gesetzlosen hatte sie ein jähes Ende gefunden. Doch auf andere Art hatte er in den letzten Monaten vieles gelernt.

Beispielsweise, dass sein Gefühl korrekt war und er seinem Vater nichts bedeutete. Obwohl er es immer geahnt hatte, tat die Erkenntnis nach wie vor weh. Gaara hatte glücklicherweise nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Nur wenn er in der Koje lag oder hier oben Wache schob, damit sich ihnen kein Schiff ungesehen näherte.

Bis vor dem Angriff der Akatsuki hatte er Piraten für eine Bande Räuber ohne jede Moral gehalten. Und ausgerechnet diese Menschen behandelten ihn mit einem Respekt, den seine Familie nie aufbringen könnte. Sie erledigten die anfallenden Arbeiten gemeinsam, aßen zusammen, lachten über derbe Witze und sangen Lieder. Der raue Umgangston war ungewohnt für Gaara und er tat sich mit den Aufgaben an Bord eines Schiffes schwer, doch er fühlte sich zum ersten Mal im Leben frei. Bei den Piraten wusste er immer, woran er war. Keine Lügen, keine Intrigen. Für eine ordentlich erledigte Arbeit bekam er ein Kopfnicken. Seine Bemühungen wurden anerkannt. Sie behandelten ihn wie ein gleichwertiges Crewmitglied. In der Familie war er der Schuldige gewesen, der die Kaiserin getötet hatte. Ein Blick in Gaaras Gesicht hatte Vater und seine Geschwister an diese Tragödie erinnert. Darum waren sie ihm immer ausgewichen.

Die Piratenbande schien die Vergangenheit des Prinzen nicht zu interessieren. Sie fragten nicht. Und sie schauten ihm direkt in die Augen. Gaara hatte nie erwartet, dass es so gut tat, Beachtung zu finden.

Eine dunkle Linie am Horizont weckte seine Aufmerksamkeit. Der Rotschopf nahm das Fernglas zur Hand und sah hindurch. In weiter Entfernung breitete sich ein Streifen Land aus. Ob das ihr Ziel war?

Der Captain hatte beschlossen, Madagaskar anzulaufen. Dort sollten die Geschäfte prächtig laufen. Außerdem musste über das Gemetzel in Singapur Gras wachsen, bevor die Akatsuki sich in diesem Teil der Welt wieder zeigen durfte.

Fürs Erste schloss Gaara sich den Piraten an. Seine Bildungsreise nahm eine ganz eigene Wendung. Jetzt lernte er das Leben kennen ohne die Fesseln eines goldenen Käfigs. Und vielleicht war er in ein paar Jahren bereit, seinen eigenen Weg zu gehen, ohne die Piraten.

Gaara ließ das Fernglas sinken und beugte sich über den Rand des Krähennestes. Tief holte er Luft. „Land in Sicht!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo :3

Ich hab mal wieder zu viel Fluch der Karibik geschaut und hatte dann die Idee, dass es doch ganz interessant wäre, Akatsuki mal in diese Zeit zu versetzen und zu sehen, was passiert. Vielleicht gefällt es ja auch dem ein oder anderen? :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsch euch allen ein frohes neues Jahr :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach vier Jahren geht es auch endlich bei Pirates of Japan weiter, obwohl ich zwischendurch abgebrochen hatte. Ich habe so viel Zeit damals mit der Recherche und der Ausarbeitung verbracht, dass es schade wäre, die Story nicht zu Ende zu bringen. Darum werde ich jetzt weitermachen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nun ist Pirates of Japan offiziell beendet. Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen so viel Spaß wie ich beim Schreiben :3
Ab jetzt wird es bis auf Weiteres keine Fanfics mehr von mir geben. Ich werde mich auf meine eigenen Schreibprojekte konzentrieren. Wer dies gern verfolgen möchte, kann dies an zwei Stellen tun :)
Facebook: https://www.facebook.com/ElisaScribo/
LovelyBooks: https://www.lovelybooks.de/mitglied/ElisaScribo/
Bei zweiterem kenne ich mich noch nicht sehr gut aus, aber das wird mit der Zeit sicher besser werden :) Beide Seiten sind noch ziemlich neu, daher gibt es aktuell noch nicht viel, aber das wird sich mit der Zeit auch ändern, wo ich aktiv für meine Projekte arbeite :3
Ich freue mich sehr, den ein oder anderen von euch dort begrüßen zu dürfen. Vielleicht kommen sogar spannende Unterhaltungen zustande! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2017-05-22T19:00:48+00:00 22.05.2017 21:00
Du musst unbedingt weiter schreiben.
Von: abgemeldet
2017-05-21T23:35:21+00:00 22.05.2017 01:35
Du musst unbedingt weiter schreiben
Von:  Kalinka
2015-12-20T20:13:17+00:00 20.12.2015 21:13
Hui^^
Bin eben über deine Geschichte gestolpert und muss sagen, dass sie mir wahnsinnig gut gefällt!
Ich finde es großartig, wie du die Charaktere darstellst (besonders Sasori als Messerwerfer finde ich spitze!) und auch die Idee der Akatsuki Organisation als Piratenbande finde ich klasse. Und es ist dazu noch hervorragend umgesetzt. Die Bezeichnungen wie zum Beispiel 'Jolly Roger' zeigen, dass du Ahnung von dem Thema hast und das macht die Geschichte noch angenehmer zu lesen.
Freu mich schon aufs 3. Kapitel!

lg
Kalinka
Von:  Sakami-Mx
2015-01-06T11:07:08+00:00 06.01.2015 12:07
super cooles kapi^^ freu mich das gaara jetzt auch in der ff auftaucht xDD bin schon sehr gespannt auf das nächste kapitel :D
Von:  Cara_
2014-11-26T20:17:38+00:00 26.11.2014 21:17
dem kommi schließ ich mir nur an. das ist echt super wie du das gemacht hast. man kann es gut und flüssig lesen. außerdem finde ich die idee mit der skaverei und dem piratenschiff allein schon klasse! Könntst du mir vllt. ne Ens schicken wenns weiter geht?

LG Cara_
Antwort von:  Bambusbesen
03.01.2015 17:34
Vielen Dank, freut mich, dass es dir so gut gefällt :3 Aber sry, ich schicke schon seit Jahren keine Ens mehr. Man kann das auf der persönlichen Startseite einstellen, dass man sehen kann, wenn ein neues Kapitel rauskommt.

LG Deianeira
Von:  Sakami-Mx
2014-11-16T14:45:29+00:00 16.11.2014 15:45
also der anfang war schonmal richtig super^^ die ff wird bestimmt richtig toll werden. freu mich schon sehr auf das nächste kapi xD
Antwort von:  Bambusbesen
03.01.2015 17:33
Freut mich :3 Ich werd mir Mühe geben, dass der Rest auch toll wird ;3


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