Kapitel 13: Strafe?
Ein Klicken.
Und noch eins.
Es wiederholte sich, dieses klickende Geräusch.
Sasuke wunderte sich, was es war. Es erinnerte ihn an seine Zeit bei Orochimaru. Er war oft mit ihm in dessen Labor gewesen und hatte ihm bei seinen zwielichtigen Experimenten zugeschaut. Und dort konnte er auch andauernd dieses Klicken hören. Es stammte von einer Maus. Von einem Computer.
~ Ein Computer? Hier in der Höhle? ~
Er öffnete seine Augen. Er lag in einem Bett, das im Vergleich zu der harten Höhlenwand so unglaublich bequem war, dass er meinte, nun zufrieden sterben zu können.
Warte, sterben? Was dachte er da nur?
Sasuke sah sich um, er lag in einem Krankenbett, ohne Ketten. Das war ihm suspekt, wo waren sie hin? Neben seinem Bett war ein Nachttisch, auf dem ein Glas Wasser und eine Suppe stand. Er fühlte seine trockene Kehle, aber noch schlimmer war sein Magen, der lautstark protestierte, sobald er die Suppe roch. Aber er konnte in seiner momentanen Situation nicht einfach etwas essen, von dem er nicht wusste wo es herkam.
„Es ist nicht vergiftet und wird dir auch nicht anderweitig schaden. Da du die letzten drei Tage nichts gegessen hast, kannst du noch keine feste Nahrung zu dir nehmen.“
Sasuke war zu sehr von der Suppe abgelenkt und hatte sich nicht einmal weiter in dem Raum umgesehen, geschweige denn Sakura, die an einem Schreibtisch, auf dem ein Computer stand, zu bemerken. Daher das klickende Geräusch. Er verfluchte sich innerlich dafür, seine Ausbildung so über den Haufen geworfen, und mal wieder seine Umgebung ausgeblendet zu haben. Seine fehlende Reaktion war wahrscheinlich der Grund, warum Sakura erneut das Wort an ihn richtete. Vom Bildschirm aufsehen tat sie dabei aber nicht und auch das Klicken der Maus ließ nicht nach.
„Jetzt iss schon endlich. Ich möchte auch mal fertig werden.“
~ Fertig werden? In einem Moment hänge ich in Ketten an der Wand und im nächsten liege ich in einem Bett und bekomme eine Suppe vorgetischt. Was ist hier los? ~
…
„Wo sind mein Bruder und Kakashi?!“ Rief er aus.
„Sie sind, ganz offensichtlich, nicht hier. Wenn du nicht mal mit dem Essen beginnst, prügel ich es dir rein.“
Sasuke klappte, zum wiederholten Male, der Mund auf. Er wollte etwas erwidern, aber was? Scheinbar konnte er momentan nicht sonderlich viel ausrichten.
~Moment, die Fesseln sind weg. Ich könnte kämpfen und dann Itachi und Kakashi suchen. ~
Er begann versuchshalber Chakra aufzubauen, und – Nada. „Das kannst du vergessen. Ich habe deine Chakrapunkte komplett blockiert.“ Kam es trocken von seiner ehemaligen Teamkameradin. Vom Bildschirm schaute sie dabei nicht auf. Gerade, als Sasuke sich fürs erste seinem Schicksal beugen, und die Suppe genauer betrachten wollte, öffnete sich die Tür in der Wand links von ihm und Ame trat in das Zimmer. Sie lief, ohne Sasuke auch nur einen Blick zuzuwerfen, an ihm vorbei auf Sakura zu, die sich an der Wand zu seiner Rechten am Schreibtisch befand. Sie blickte auf und drehte sich zu Ame um und diese kroch auf ihren Schoß. Dieses Bild war für Sasuke pures Gift. Er konnte dieses Kind nicht ausstehen und es war auch noch das Kind von der Frau, die er liebte, mit einem Anderen. Aber wem? Welcher Uchiha blieb denn noch übrig wenn sowohl er, als auch sein Bruder nicht in Frage kamen?
„Mutter, was tust du da? Ich dachte du würdest mein Training beaufsichtigen, wie es besprochen war.“
„Es tut mir leid, aber solange unser Neuzugang nicht isst, ist meine Aufgabe hier nicht getan.“ Sakura seufzte. Das passte so gar nicht zu ihrem neuen Ich.
„Zwing ihn doch.“ Schlug ihre Tochter vor.
„Na er sollte noch selbst essen können. Währenddessen kann ich meine Forschungsberichte, die in all der Zeit liegen geblieben sind, weiter schreiben.“ Antwortete Sakura.
„Kann ich irgendetwas tun, um das Alles zu beschleunigen?“ Fragte das kleine Kind.
„Nun, es wäre hilfreich wenn er essen würde. Du kannst ihm dann ja auch mal näherbringen, was er hier soll. Bisher ist er Ahnungslos.“
„Wenn es nur das ist. Sollte machbar sein.“
Ame rutschte vom Schoß der schönen Kunoichi herunter und trat auf Sasuke zu, der jede ihrer Bewegung musterte. Am Bett angekommen kletterte sie auf dieses und saß dann am Fußende im Schneidersitz.
Sasuke besah sich dieses kleine Kind genauer. Es hatte schwarze Haare, die in einem geraden Schnitt über ihren Schultern endeten und von einem Seitenscheitel ausgingen. Ihre Kleidung erinnerte, mit Netzstrumpfhosen und Top, sowie einer Kunaitasche an ihrem linken Bein, an eine Ninja Uniform. Den kurzen, schwarzen Yukata, den sie darüber trug, schmückten rote und weiße Nähte. Auch die passenden Ninjasandalen trug sie in Schwarz und das Uchiha-Wappen war in ihr Stirnband, was sie an ihrem roten Obi geknotet trägt, graviert.
„Hör mal, Sasuke.“ Sagte das kleine Mädchen. Dieses Uchiha-Balg. „Es wäre gut wenn du jetzt etwas essen würdest. Meine Mutter hat dich soweit aufgepäppelt, dass du danach mit mir kommen und ich dir dein neues Zuhause zeigen kann. Du wirst nämlich ab sofort hier mit uns leben. Das hat mein Vater beschlossen, schließlich bist du auch ein Uchiha.“
Sasuke konnte sich nicht helfen. Dieses kleine Mädchen mit seinem Befehlston konnte er einfach nicht ernst nehmen. Aber Ames kleiner Vortrag warf in Sasuke einige Fragen auf.
Wieso ließen sie ihn tagelang an dieser Felswand hängen, um ihn danach wieder aufzupäppeln?
Wo waren die Anderen und was meinte diese Göre mit ‚Neues Zuhause‘?
Warum sollte er mit ihnen leben wollen und wer war denn nun dieser mysteriöse Uchiha, der mit seiner Sakura ein Kind hatte?
„Nun tu was sie sagt und du wirst es erfahren.“ Sagte Sakura und klang nun leicht aggressiv.
Sasuke seufzte und langte nach dem Suppenteller.
~Wenn ich mit der Kleinen alleine bin, werde ich sie als Geisel nehmen und die Anderen befreien können. ~
„Bist du wirklich so dumm? Ich kann immer noch deine Gedanken empfangen. Ich habe übrigens ein Jutsu an dir angewendet. Ich erfahre sofort, falls du etwas planst und kann dich, egal aus welcher Entfernung, lokalisieren und dir Entweder Schmerz zufügen, oder dich auf der Stelle umbringen. Sei also artig.“ Sakura zwinkerte ihm zu. Sasukes Motivation hingegen sank auf den Nullpunkt. War das seine Strafe? Das was ihm gebührte für all das, was er verbrochen hatte? Und was würden sie ihn erleben lassen, während er hier seine Strafe, für was-weiß-er wie lang, absitzen musste?
Er hatte aufgegessen, und auch das Glas Wasser war nun in einem Zug geleert. Es schmeckte eigenartig. War es etwa doch - .
„Mineralien. Und jetzt hau ab. Ich muss das hier fertig bekommen um danach endlich Mutter sein zu können.“ Nuschelte Sakura den Bildschirm an.
~Sie konzentriert sich auf diese komischen Berichte, beobachtet mich und auch meine Gedanken. Wie weit kann sie eigentlich denken? Aber dieses Jutsu nehm‘ ich ihr auch nicht ab. Per Fernzünder oder was? ~
„Ja, so ähnlich.“
Ein pochender Schmerz machte sich in Sasukes Brust breit.
~Mein Herz! Es platzt gleich! ~
„Glaubst du mir jetzt?“
~Sie hat nicht ein Fingerzeichen gemacht, während sie tippte, meine Gedanken las und mein Herz fast zum explodieren brachte. Was ist sie nur? ~
„Ich bin stinksauer.“ Murmelte sie und Ame ging mit einem „Folg mir.“ Aus dem Raum. Sasuke hielt sich noch immer die Brust, in der er vor kurzem noch diesen gewaltigen Schmerz verspürt hatte. Er würde sich wohl seinem Schicksal fügen und mitspielen.
~Vorerst. ~
Er folge Ame den Gang entlang, der nur durch die offene Tür des Raumes, aus dem sie gekommen sind, erhellt wurde. Als diese sich von allein knarrend bewegte und ins Schloss fiel, war es abermals schwarz.
