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Engel tragen nicht immer Flügel

von

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Beziehung?

Kapitel 8: Beziehung?
 

Den ersten Weihnachtsfeiertag war der erste Tag, den Lily seit langem wieder bei ihren Eltern verbrachte. Sie hatte Adam gefragt ob er mitkommen wollte. Doch dem schwarzhaarigen ging es wirklich schlecht. Er konnte sich kaum bewegen und Lily verstand, dass er nicht mit wollte. Sie hatte ihm das Frühstück ans Bett gebracht und ihm dann seine Schmerzmittel geholt. Eigentlich hatte sie ihn nicht alleine lassen wollen. Aber dann hatte er John angerufen und der hatte versprochen vorbei zu kommen, also hatte sie ihm alles in Reichweite gestellt und sich schweren Herzens von ihm verabschiedet.

„Hey Mama!“ Lily lächelt ihre Mutter an, als diese ihr die Tür öffnete. Lola und Mark wischten durch ihre Beine und liefen ins Haus.

„Opa, wir sind daaaaa!“ Jula sah ihren Enkeln lächelnd nach und wand sich dann an ihre Tochter.

„Hallo Schatz! Adam wollte nicht mit?“ Gemeinsam gingen sie rein und Lily hängte ihren neuen Wintermantel an die Garderobe.

„Ihm geht es nicht gut!“ Lily wusste, dass das noch untertrieben war. Sie hatte ihm am Morgen ins Bad helfen müssen. Ihm hatten vor Schmerz die Tränen in den Augen gestanden.

„Oh, hoffentlich erholt er sich schnell wieder!“ Lily sah die Schuld in den Augen ihrer Mutter, sagte aber nichts weiter dazu, sondern betrat die Küche, wo ihr Vater am Herd stand und versuchte die Kinder davon abzuhalten in die Töpfe zu schauen. Sie umarmte ihn von hinten und schnappte sich Mark, der gerade an dem Schrank hinaufkletterte.

„Ihr Schlingel, deckt den Tisch und dann werdet ihr schon sehen was es zu essen gibt!“ Mark schob seine Unterlippe vor und sah sie schmollend an, bevor er Teller aus einem Schrank holte.

„Du solltest aufhören so gut zu kochen, Paps. Dann würden die beiden nicht mehr versuchen sich in deine Kochtöpfe zu stürzen!“ Er lacht und küsst sie dann auf die Stirn.

„Hallo meine Kleine, wie geht es Adam?“ Sein ernster Blick sprach Bände. Der Bluterguss an seinem Kinn seine eigene Sprache.

„Nicht so dolle! Aber Jonathan, sein bester Freund ist bei ihm, sonst wäre ich nicht hier. Dann hätte ich ihn nie alleine gelassen.“ Sie waren alleine in der Küche. Robert sah seine Tochter fest an.

„Du magst Adam, nicht wahr?“ Lily nickte und lehnte sich an die Küchenzeile in ihrem Rücken.

„Sehr! Aber es ist nicht einfach. Er ist mein Chef!“ Sie biss sich auf die Zunge und fuhr sich übers Haar.

„Was? Wie kommt es, dass du bei deinem Chef wohnst?“ Ohne ihrem Vater in die Augen zu sehen hob nahm sie Besteck aus einer der Schubladen.

„Jonathan, sein bester Freund und rechte Hand hat mich angestellt. Wenn man´s genau nimmt, unterstehe ich ihm und nicht Adam. Aber momentan bin ich Adams Sekretärin. Meine Wohnung hat gebrannt und ich wusste nicht wohin. Adam hat mir angeboten bei ihm zu wohnen, bis ich etwas anderes gefunden habe! Und die Kinder mögen ihn, also habe ich zugesagt.“ Er umarmte seine Tochter und strich ihr über den Rücken.

„Pass auf, dass das nicht in die Hose geht. Ich mag ihn!“ Also gab er ihnen seinen Segen. Lächelnd nahm Lily einen der Töpfe und trug ihn schon einmal ins Esszimmer. Nach dem Gespräch mit ihrem Vater wurde nicht mehr über Adam geredet, oder über das was am Tag zuvor geschehen war. Sie aßen zu Mittag, spielten Karten und lachten viel zusammen. Plötzlich klingelte Lilys Handy. Nach einem kurzen Blick auf die Nummer stand sie vom Tisch auf und ging ran.

„Hallo, Adam?“ Sie stand im Wohnzimmer ihres Elternhauses und sah nach draußen in die aufziehende Dunkelheit.

„Ich bin´s Jonathan.“ Erschrocken weiteten sich ihre Augen.

„Ist mit Adam alles in Ordnung?“ fragte sie alarmiert.

„Naja den Umständen entsprechend eben. Aber darum geht es nicht. Ich wollte nur fragen, wann du wieder kommst. Ich bin mit Juliana bei ihren Eltern eingeladen. Ich will nur wissen, ob ich gleich ganz absagen soll oder noch nachkomme.“ Liliana ging zur Garderobe und nahm ihre Jacke. Sie fragte nicht, aber sie ahnte, dass das nicht der Hauptgrund war, warum John sie anrief. Da war das Gefühl, dass sie für Adam da sein sollte.

„Ich bin in einer halben Stunde da!“ Dann legte sie auf und ging zurück zu ihren Eltern.

„Lola, Mark, kommt. Wir müssen los!“ Die Kinder sahen verwirrt von dem Kartenspiel auf.

„Aber Mama, warum?“ quängelte Lola. Robert sieht zu seiner Tochter.

„Du kannst die beiden auch hier lassen. Ich bringe sie dir morgen vorbei, wenn du möchtest!“ Flehend sahen die beiden Kindern sie an. Lily seufzte leise und nickte dann.

„Okay. Bis morgen ihr beiden. Macht euren Großeltern keinen Ärger!“ Sie umarmte ihre Kinder und verließ dann das Haus.
 

John saß auf Adams Bettkante und legte das Handy seines Freundes auf den Nachttisch. Adam lag auf dem Bett. Sein Gesicht war blass wie ein Laken und seine grauen Augen glasig.

„Ich glaube sie hat gemerkt, dass da noch was anderes ist als das Essen bei Lias Eltern. Du hättest ihr ja auch die Wahrheit sagen können. Nach dem was du mir von gestern erzählt hast, seid ihr doch zusammen. Und glaub mir es ist vollkommen normal, dass man seine Freundin bei sich haben möchte wenn es einem schlecht geht!“ Adam biss sich auf die Unterlippe.

„Ich weiß nicht, ob wir wirklich zusammen sind. Und ich möchte sie nicht damit belasten, dass ich…du weißt schon!“ John seufzte und schob Adam dann einen Arm unter die Schultern um ihm beim Aufsetzen zu helfen. Er reichte ihm das Glas vom Nachttisch.

„Hier trink!“ Adam wirkte alles andere als begeistert, nahm aber das Glas an.

„Du solltest auch etwas essen. Du hast schon das Mittagessen ausgelassen.“ Doch sein Freund schüttelte den Kopf. Er bekäme nichts herunter. Was zum Großteil an den Schmerzmitteln lag, denn sie schlugen ihm ziemlich auf den Magen. John seufzte und half Adam sich wieder hin zu legen. Die beiden Männer saßen schweigend nebeneinander. Plötzlich hörten sie die Haustüre. John stand auf und lief nach unten. Lily zog sich gerade die Schuhe aus.

„Wo hast du die Kinder gelassen?“ Sie hängte ihre Jacke auf und sah dann zu John.

„Bei meinen Eltern! Wie geht es Adam?“ Kurz zögerte John.

„Du musst noch einmal mit ihm reden. Wegen gestern! Seid ihr zusammen?“ Kam er direkt knallhart zum Punkt. Langsam nickt Lily. Adam und sie hatten zwar noch nicht wirklich darüber gesprochen, wie das mit ihnen ablaufen soll. Und okay, vielleicht war das nicht ganz so eindeutig rüber gekommen. Aber für Lily war die Sache klar.

„Ja, ja, das sind wir!“ John umarmt sie kurz.

„Kümmere dich gut um Adam! Und mach ihm klar, dass ihr zusammen seid! Er glaubt nicht wirklich daran!“ Nach einem kurzen Abschied verließ er das Haus. Klar ein wenig doof, aber wenn er wollte, dass Lily und Adam miteinander reden, dann musste er verschwinden. Sonst wäre er nur im Weg.

Liliana stieg die Stufen hinauf zu Adams Schlafzimmer und hob die Hand um an die Tür zu klopfen. Dann ließ sie sie allerdings wieder sinken. Adam und sie waren zusammen, sie musste nicht an die Tür klopfen. Es war ja nur das Schlafzimmer und nicht sein Büro. Vorsichtig schiebt sie die Tür auf und tritt an das Bett. Erschrocken sieht sie in Adams angespanntes und blasses Gesicht.

„Hey Adam!“ Sie beugte sich zu ihm hinab und küsste ihn sanft auf die Lippen. Einen Moment war er wie erstarrt, dann hob er die rechte Hand und legte sie in seinen Nacken, zog sie ein wenig näher an sich.

„Du willst mich also wirklich?“ Liliana streichelte ihm übers Haar und küsste ihn erneut.

„Das habe ich doch gesagt!“ Er zog sie so fest an seine Brust, dass Lily die Luft weg blieb.

„Obwohl ich mich kaum bewegen kann? Und du wegen mir den Tag mit deinen Eltern abgebrochen hast?“ Lily verdrehte die Augen.

„Adam jetzt hör mir ganz genau zu! Es ist mir so was von scheiß egal, dass du im Rollstuhl sitzt! Ich mag dich, okay? Und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich mich vielleicht etwas öfter um dich kümmern muss als es in einer normalen Beziehung üblich ist. Du kümmerst dich ebenso um mich und die Kinder. Also hör bitte auf an dir selbst zu zweifeln!“ Lily streckte sich neben ihm auf dem Bett aus, sobald er ihr etwas Freiraum gab.

„Das ist nicht so einfach!“ flüsterte Adam und beobachtete ihre Finger, die sanft über seine Brust strichen. Lily betrachtete sein verschlossenes Gesicht genau. Irgendetwas bedrückte ihn.

„Du kannst jederzeit mit mir reden!“ Er nickte nur und schloss dann die Augen. Anscheinend wollte er nicht jetzt reden. Lily beließ es dabei und ließ ihre Hand über seine Seite hinunter zur Hüfte wandern. Adams leises Wimmern ließ sie zurückschrecken. Hatte sie ihm weh getan? Doch der Schwarzhaarige griff nach ihrer Hand und legte sie zurück auf sein Bein.

„Bitte…“ flüsterte er leise. Ganz vorsichtig begann Lily sein Bein zu massieren. Strich behutsam über die steinharte, verspannte Muskulatur. Adam wand sich unter ihrer Berührungen, doch jedes Mal wenn sie die Finger zurückziehen wollte hielt er sie zurück. Irgendwann spürte sie wie die Spannung in seinem Oberschenkel nachließ und er sich langsam entspannte. Lilys Hand lag wieder ruhig auf seiner Hüfte.

„Geht’s dir besser?“ Er nickte und verbarg das Gesicht an ihrer Schulter.

„Wie war es bei deinen Eltern?“ Lily richtete sich bei seiner Frage ein wenig auf.

„Ganz gut, wir haben gegessen und Karten gespielt. Die Kinder bleiben heute Nacht bei meinen Eltern. Sie wollten noch nicht los, als John angerufen hat.“ Dann war es für lange Zeit zwischen ihnen still und Lily lauschte Adams ruhigem, gleichmäßigen Atem. Unausgesprochene stand zwischen ihnen, dass zwar nicht die Kinder, aber Lily sofort zu Adam gewollt hatte, als John angerufen hatte. Und sie geahnt hatte, dass irgendetwas nicht stimmte. Wie hatte der Schwarzhaarige es nur geschafft in der kurzen Zeit in der sie sich kannten, ihr so ans Herz zu wachsen. Auf der einen Seite war er so stark und auf der anderen so hilfsbedürftig und verletzlich. Sie wollte ihn beschützen. Er war so ein wundervoller Mann.

„Seit Majas Tod habe ich versucht eine Beziehung zu führen. Die Frau war allerdings weniger an mir interessiert, als an meinem Geld.“ Sagte er irgendwann leise. Sehr leise und Trauer schwang in seiner Stimme mit. Nach allem was er erlebt hatte musste diese Frau ihm das letzte bisschen Vertrauen genommen haben. Die letzten Jahre müssen wirklich sehr schwer für ihn gewesen sein.

„Nur um das klar zu stellen! Ich bin nicht hinter deinem Geld her!“ Adam lächelte schwach.

„Das weiß ich!“ Er setzte sich auf. Noch immer waren seine Bewegungen mühsam und etwas angestrengt. Aber es ging ihm wesentlich besser als noch am Morgen.

„Können wir vielleicht etwas essen?“ fragte er vorsichtig und sah sie zögernd an. Lily erhob sich und half Adam in seinen Rollstuhl.

„Klar und dann machen wir uns einen gemütlichen Abend!“ Sie küsste ihn auf die Wange. Adam lächelte noch immer etwas unsicher.

„ Ein Liebesfilm und Kuscheln?“ Mit hochgezogener Braue sah Lily den Schwarzhaarigen an. Hatte er das gerade wirklich gesagt und noch dazu in einem wirklich fast schon bettelnden Ton? Welcher Mann tat sich schon freiwillig einen Liebesfilm an? Aber seine grauen Augen sahen sie vollkommen ernst an. Er wollte es also wirklich. Er wollte ihr wirklich nahe sein. Und diese Beziehung.

„Wohnzimmer oder Schlafzimmer?“ Bei ihrer Antwort begannen seine Augen zu funkeln. Glücklich. Friedlich.

„Suchs dir aus!“



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