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note 1


 

note 1
 

»Kann ich Ihnen helfen?«
 

Der alte Mann tauchte so unvermittelt neben Elsa auf, dass sie vor Schreck das große, gelbe und äußerst hässliche Plüschtier fallen ließ. Sie war so vertieft in ihren Gedanken gewesen, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, wie er sich ihr genähert hatte. Mit zitternden Händen hob sie das gelbe Monstrum wieder auf und setzte es zurück in das Regal.
 

»N-nein, ich suche nur nach einem kleinen Geschenk.«
 

»Suchen Sie nach etwas Bestimmten?«
 

Elsa zuckte mit den Schultern und ließ ihren Blick unschlüssig über die Regale vor ihr gleiten. »Weiß ich nicht. Es soll nur etwas Kleines sein.« Ihr Blick blieb an einem kleinen Teddy hängen, der zwischen einem weißen Tiger und einem riesigen pinken Einhorn saß. Im Gegensatz zu den beiden Plüschtieren wirkte der Bär völlig unscheinbar. Er war hellbraun, hatte schwarze Knopfaugen und trug eine karierte Schleife um den Hals. Aber er war klein und niedlich, also beschloss Elsa, dass es dieser Bär wohl sein würde. Entschieden griff sie danach. »Den hier«, sagte sie an den Verkäufer gewandt, »den nehme ich.«
 

Der Alte kniff seine Augen zusammen, als sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. »Großartige Wahl, Miss! Der ist etwas ganz Besonderes, wissen Sie?« Er nahm ihr den Teddy aus der Hand und Elsa folgte ihm zur Kasse, während sie ihm zuhörte. »Den hat meine Enkelin selber gemacht. Er ist ein Einzelstück und einer meiner kleinen Schätze.«
 

»Ihre Enkelin macht Kuscheltiere?«
 

»Ja, und das sogar sehr gut. Der Bär war ihr erstes Exemplar. Ihr hat er nicht gefallen, aber ich fand ihn gleich wundervoll. Er hat etwas Besonderes an sich, finden Sie nicht auch?«
 

Liebevoll setzte der Verkäufer den Teddy auf dem Tresen neben der Kasse ab und ließ für Elsa eine Rechnung raus. Sie bezahlte und sah den Teddy in die Augen. Ja, der Verkäufer hatte Recht. Irgendetwas an dem Bären war besonders. Sie konnte nur nicht genau sagen, was es war.
 

»Möchten Sie eine Tüte dazu?«
 

Der Verkäufer wies auf zwei glänzende rote Tüten, die neben der Kasse standen und sehr weihnachtlich aussahen. Elsa nickte, so musste sie den Bären schon nicht in Geschenkpapier einwickeln. Auch wenn ihre Schwester es liebte, Geschenke auszupacken, fand sie es viel praktischer, einfach eine schöne Tüte zu nehmen. Vorsichtig löste der Verkäufer die eine Tüte von der anderen. Sie waren an den Seiten mit Klebeband zusammengeklebt worden und der Verkäufer achtete sorgfältig darauf, die Tüten nicht zu zerreißen. Er legte den Teddy in die Tüte und überreichte sie Elsa.
 

»Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dem Teddy. Frohe Weihnachten!«
 

»Ihnen auch«, antwortete Elsa und ging mit der Tüte aus dem Laden. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit, als sie den Laden verließ, doch sie konnte nicht genau sagen, woher es kam oder was es zu bedeuten hatte. So schnell es ihr möglich war, ging sie nach Hause. Erfreulicherweise hatte sie schneller ein Geschenk gefunden, als sie sich erhofft hatte. Und sie war noch erfreuter, als sie am Ende der Fußgängerzone ein Taxi stehen sah, welches offensichtlich gerade frei war. Erleichtert setzte sie sich auf die Rückbank, nannte dem Fahrer ihre Adresse und der schlängelte sich geschickt durch den dichten Verkehr der Innenstadt. Nach einer ganzen Weile hielt der Wagen schließlich vor dem Wohnhaus, in dem Elsa lebte, und sie bezahlte den Fahrer. Die automatische Schiebetür öffnete sich lautlos, als sie näher trat, und sie schritt durch den weißen und makellosen Flur in Richtung Aufzug. Sie wohnte im fünfzehnten Stockwerk und die Fahrt nach oben dauerte ganze zwei Minuten. Die typische Aufzugmusik schwang ihr entgegen, als sich die Türen öffneten. Sie drückte auf den Knopf mit der dicken 15 und mit einem Klingeln schlossen sich die Türen und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Sie beobachtete die Anzeige über der Tür, wie sie sich ständig änderte. Im achten Stock hielt der Aufzug einmal an und eine ältere Dame trat ein, die einen Stock weiter schon wieder ausstieg. Dann nach einigen Sekunden hielt der Aufzug im fünfzehnten Stock und Elsa trat heraus. Sie schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf, zog sich in ihrem Flur Jacke und Schuhe aus und lief durch das Wohn- ins Schlafzimmer, wo sie die rote Tüte aufs Bett warf. Achtlos blieb sie dort erst einmal liegen und Elsa kehrte in die Küche zurück, um sich einen Tee zu machen. Da Weihnachten praktisch schon vor der Tür stand, entschied sie sich für einen Früchtetee, der nach Weihnachten roch. Feine Aromen nach Zimt, Apfel und Orange durchfluteten zuerst die Küche und anschließend den Rest der Wohnung, als Elsa mit der Tasse in der Hand durch die Wohnung lief. Sie war wieder im Schlafzimmer und stellte die Tasse auf ihrem Nachttischchen ab, legte sich bäuchlings aufs Bett und angelte sich die Tüte. Sie wollte nach dem Teddy greifen, doch statt des weichen Bären ergriff sie einen harten Gegenstand. Verblüfft zog sie ihre Hand aus der Tüte hervor und musterte den bunten Karton in ihren Händen.
 

»Was zum ...«
 

Auf dem Karton war eine Schneekugel abgebildet, in der ein Pinguin vor einem Iglu stand. Ratlos sah Elsa auf das Bild. Sie hatte doch einen Teddy gekauft! Sie hatte doch gesehen, dass der Verkäufer den Bären in die Tüte gelegt hatte! Von dem fehlte allerdings jede Spur. Er lag weder in der Tüte noch auf dem Bett oder auf dem Boden. Auch im Rest der Wohnung war er nicht auffindbar. Ob irgendjemand den Bären aus der Tüte genommen und stattdessen diesen Karton hineingelegt hatte? Aber wann hätte das denn passieren sollen? Sie hatte die Tüte die ganze Zeit über in den Händen gehalten, sie hätte es gespürt, wenn sich jemand daran zu schaffen gemacht hätte. Was war da los? Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht.
 

Elsa seufzte. Eigentlich sollte sie zurück in diesen Laden gehen, um ihren Bären wiederzuerlangen, doch sie hatte nicht wirklich Lust darauf. Und Anna wäre wohl auch mit so einer Schneekugel zufrieden, obwohl Elsa den Bären um einiges niedlicher gefunden hatte. Was auch immer da schief gelaufen war, sie beschloss es als gegeben hinzunehmen und platzierte den Karton mit der Schneekugel wieder in der roten Tüte. Doch wie sie auf den Karton sah, wie er auf dem Boden der Tüte ankam, so verschwand er einfach. Löste sich in Luft auf. War nicht mehr da. Erschrocken holte Elsa Luft und griff in die Tüte, doch da war nichts. Sie berührte den dünnen Pappboden der Tüte ohne Hindernisse. Elsa riss die Tüte hoch, doch auch unter ihr kam nichts zum Vorschein. Der Karton mit der Schneekugel war weg. Hatte sich in Luft aufgelöst.
 

Elsa stand vom Bett auf und ging auf und ab, dabei ließ sie die Tüte keine Sekunde lang aus den Augen. Hatte sie Halluzinationen? Sie bildete sich das doch bloß ein. Oder? Sie nahm einen Kugelschreiber, der auf ihrer Komode lag und ließ ihn in die Tüte fallen. Wie zuvor der Karton verschwand auch der Kugelschreiber, sobald dieser den Boden der Tüte berührte. Unmöglich. Entgeistert starrte Elsa die Tüte an. Das war doch nicht normal! Ein Lippenstift folgte dem Kugelschreiber und anschließend eine Packung Taschentücher. Alles verschwand einfach so. Es war zu verrückt, als dass Elsa das verstehen konnte. Sie hockte sich auf den Boden und beobachtete die Tüte genau. An ihr war nichts Außergewöhnliches. Sie sah aus wie jede andere Tüte auch. Nur dass sie scheinbar ein schwarzes Loch beherbergte, was alles verschlang, was es kriegen konnte.
 

Plötzlich ging ein Ruckeln durch die Tüte und Elsa hüpfte erschrocken nach hinten. Was war jetzt passiert? Vorsichtig kam sie wieder näher und lugte über den Rand auf den Boden. Verwirrt griff sie in die Tüte und holte all das Zeug hervor, welches sie zuvor in die Tüte geworfen hatte. Der Kugelschreiber, der Lippenstift, die Taschentücher. Mit einem Unterschied. Die Gegenstände waren mit einem weißen Puder beschmiert. Mehl? Elsa kam der Verdacht, dass da jemand am anderen Ende der Leitung sitzen könnte und sich genauso wunderte wie sie, warum die rote Tüte plötzlich verschiedene Artikel ausspuckte.
 

Elsa ging zu ihrem Nachttischchen und öffnete die Schublade. Sie nahm sich einen roten Filzstift und gelbe Haftnotizen und warf sich auf das Bett. Zögerlich schrieb sie auf das erste Blatt: Wer bist du? Hinter die Notiz klebte sie ihren Kassenzettel, den sie in der Hosentasche hatte und warf beides in die Tüte. Beides verschwand wie erwartet. Es dauerte nicht lange, da ging wieder ein Ruckeln durch die Tüte und Elsa griff hinein. Sie holte einen Zettel hervor, genauer gesagt ihren eigenen Kassenzettel. Mit einem blauen Stift hatte die andere Person einen Namen quer über das Papier geschrieben: Jack. Sie hatte es also mit einem Mann zu tun. Elsa nahm sich erneut einen Zettel. Rote Tüte? Sie warf ihn hinein und erhielt schnell eine Antwort. Dieses Mal war es wieder ein Kassenzettel, vermutlich der von diesem Jack, auf dem die Schneekugel ausgeschrieben war. Anscheinend hatte dieser Jack kurz nach ihr in dem gleichen Laden diese Schneekugel gekauft und wie sie auch eine der roten Tüten mitgenommen. Auch auf diesen Kassenzettel hatte er etwas geschrieben. Er hatte ein Häkchen gemalt und daneben ein 100/100 P gesetzt. Sie musste lachen. Sie nahm sich einen weiteren gelben Zettel und malte einen Smiley. Auf einen anderen Zettel schrieb sie ihren Namen. Elsa. Und es dauerte keine halbe Stunde, da war ihr Bett zugepflastert mit gelben Notizzetteln.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend, ihr lieben Menschen!
Ich präsentiere euch hier eine kurze Minigeschichte, die relativ spontan entstanden ist. Sie wird allerhöchstens drei Kapitel haben, aber ich hoffe, sie gefällt euch! Sie wird voll sein mit Weihnachtszauber ♥ Inspiriert wurde ich von einem indischen Kurzfilm, Inbox. Anschauen, wenn es euch interessiert :)
Lasst mich wissen, was ihr denkt :)
Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Kapitelchen :)
Liebe Grüße ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Cassandra13
2014-12-16T14:21:16+00:00 16.12.2014 15:21
Eine Spannende FF .Schön geschrieben

Liebe Grüße Cassandra13
Antwort von:  HellyKitto
17.12.2014 19:13
Danke :)
Von:  Arthuria_Kingsley
2014-12-14T17:41:57+00:00 14.12.2014 18:41
Hey * grins*
Ich finde deine Geschichte einfach klasse. Das erste Kapitel ist einfach Super toll. <3
Mit den Zetteln ist eine tolle Idee. * grins*
Ich hoffe du schreibst bald weiter. Ich kann es kaum erwarten, weiter zu Lesen. <3
Also schreib bald weiter. ^-^

Lg Arthuria
Antwort von:  HellyKitto
14.12.2014 20:10
Hallo, Arthuria!
Vielen Dank für dein Kommentar, ich freue mich echt total drüber!
Ich habe schon weiter geschrieben, das neue Kapitelchen wartet nur noch auf Freischaltung :)


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