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Schlangenherz und Löwenmähne

von

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Wunden heilen seltsam

Der Gedanke an Hermine Granger ließ ihn trotz seiner Wut und seinem Hass auf sie jedoch nicht los; was musste er ihr auch ständig über den Weg laufen? Sie sahen sich in den Kerkern bei Zaubertränke, in Arithmantik, wo sie zu allem Übel auch noch relativ nah beieinander saßen; in den Pausen, in der Bibliothek... einfach überall. Sie schafften es, sich gegenseitig so heftig zu ignorieren, dass es gar nicht auffiel; fast war es wie immer. Nur die Stacheleien hatten nachgelassen. Draco konnte es schon immer gut, Leute mit Ignoranz zu strafen; das Hochhalten seiner Nase hatte er von seiner Mutter, die Arroganz von seinem Vater. Er hielt sich daran. Eine Weile klappte es ganz gut; er kam zügig mit seiner Aufgabe voran und benötigte nur noch ein paar Zaubersprüche, die zur Verbannung dienen sollten. Schleunigst schlug er also am Dienstagabend den Weg in die Bibliothek ein; die Hemdsärmel lässig hochgekrempelt, ein Grinsen auf dem Gesicht, da war er wieder, er selbst. Der Draco, der sich nicht von irgendwelchen kleinen, miesen Schlammblütern zur Weißglut treiben ließ.

Er fand das Buch jedoch nicht so leicht. Sämtliche Abteilungen hatte er durch, und nirgends schien sich auch nur eines der gewünschten Wirkungen nachlesen zu lassen. Als er es satt hatte, sich in alten, staubigen Büchern zu wälzen, legte er seinen Kopf auf die Tischplatte in der Bibliothek und stöhnte. Seine Hände vergrub er tief in seinen blonden Haaren; die Stimme der Bibliothekarin ertönte.

„Noch zehn Minuten, dann gehen Sie alle bitte. Ich werde später kontrollieren!“

„Jaja, du alte...“

Sein Gemurmel wurde von einem Rascheln unterbrochen; er hob den Kopf, sah jedoch nichts. Jetzt war es so weit, Draco, du wirst verrückt. Mit einem Seufzer erhob er sich, schob den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, beiseite und schlurfte Richtung Ausgang. Plötzlich krachte er jedoch mit jemandem zusammen. Ein beiderseitiges „Autsch, verdammt!“, folgte, und Draco rieb sich die Schulter. Bis er sah, mit wem er da zusammen geprallt war; und ebenso wurde er fassungslos angestarrt.

„Du. Na toll.“ Dracos Stimme klang genervt. Hermine, die sich ebenfalls den Kopf rieb (Draco war doch ein wenig größer als sie), hob die Augenbrauen.

„Unter allen Leuten, die ich nicht sehen möchte, bist ausgerechnet du es, mit dem ich hier wieder festsitze.“

„Danke, Granger. Für manche Leute wäre das eine Ehre. Ich bin derjenige, der sich hier beschweren sollte...“

Sie stieß ein beleidigtes „Tss!“ aus. Einen Moment herrschte angespannte Stille zwischen den beiden.

„Draco Malfoy, du bist und bleibst einfach nur der übelste und mieseste Mensch, der mir je begegnet ist. Ich hoffe, deine was auch immer geht schief.“

Draco hob eine Augenbraue an.

„Und du, Granger, bist das dümmste und hassenswerteste Wesen... und eine Schlammblüterin... Blutsveräterin...einfach nur so...“

Er fand keine Worte mehr. Die Stimme von der Bibliothekarin erscholl erneut aus weiter Ferne. „Raus da jetzt!“

Sie gingen nebeneinander her, beide mit so düsteren Mienen wie nie zuvor. Auf dem Flur, der sterbensleer waren, gerieten sie erneut aneinander. Wilde Schimpfwörter flossen, sie stritten wegen Kleinigkeiten, und zwar heftig. Harte Worte fielen. Und als sie sich gerade voller Feinseligkeit anstarrten, Draco blickte hinab zu Hermine und sie hoch zu ihm, die Arme verschränkt, da passierte es. Es war eine klitzekleine, unbeholfene Berührung, die den letzten Damm zum Brechen brachte, die das letzte böse Brennen und Funkeln plötzlich in ein Inferno verwandelte; es war nur so wenig. Hermines Hand hatte Dracos gestreift. Und mit einem Mal waren sie so fest ineinander verkrallt, dass es nicht mal mehr weh tat. Die Luft blieb weg, der Atem ging nur stoßweise, und doch fielen sie übereinander her, als wären sie ausgehungerte Hunde. Hermines Hand hatte sich in Dracos Nackenhaar fest versenkt, die harten und atemlose Küsse, denen sie sich hingaben, verfestigten diesen Griff noch. Draco hielt sie so fest in seinen Armen, er spürte genau, wie sie unter dem Druck zitterte und nach Luft schnappte; jedoch ließen sie keine Sekunde voneinander ab. Zwischen zwei Küssen platzte Draco heraus:

„Wir... nicht hier...“

„Ja..“, japste Hermine, griff seine Hand und zog ihn mit sich; Draco kannte diesen Gang nicht so gut, doch irgendwo am Ende fanden sie ein kleines Zimmer, das früher einmal ein Klassenzimmer gewesen sein musste. Kaum war die Tür verschlossen, drückte Draco Hermine gegen die kühle Steinwand und küsste sie so hart, dass ihre Beine ganz zittrig wurden. Sie erwiderte den Druck. Es dauerte keine zwei Sekunden, da gab er sich ihrem Hals hin, biss sie leicht, was ihr ein Stöhnen entlockte, ein leises, melodisches Stöhnen, welches Draco so in Rage versetzte, dass er sich direkt daran machte, ihren Pullover über ihren Kopf zu ziehen. Die Klamotten fielen schneller als geplant; alles ging schneller als geplant. Die Küsse ließen nicht ab, nicht ein einziges mal; beide waren erhitzt, obwohl es im Raum bitterkalt war. Die Körper so eng es ging aneinander gedrückt, hob Draco Hermine an und drückte sie auf den nächstbesten Tisch, der ihm in die Quere kam. Sie zitterte, jedoch nicht vor Kälte oder Angst. Als die letzten Stücke gefallen waren, hielt beide nichts mehr zurück. Zwei heftige Küsse später waren sie ganz miteinander verbunden, und Hermine entglitt ein derart anregendes Stöhnen, dass Draco nicht mehr wusste, wie ihm geschah. Es war hart, fordernd und lustvoll, ohne Hemmungen, da war nichts zwischen ihnen, nicht einmal ein Atmen. Alles schien so unwirklich und doch so echt, ihr perfekter Körper unter ihm, das Gefühl zwischen Ihnen, die heftige Lust, die grobe Art, mit der sie sich küssten und anfassten und aneinander zerrten. Die Leidenschaft forderte seinen Tribut; bei beiden dauerte es bis zum Höhepunkt nicht lange, und er konnte nicht einmal hinausgezögert werden; doch es war ihnen egal. Dracos Höhepunkt war so heftig, dass er für kurze Zeit ein Flimmern sah. Es dauerte eine Weile, bis beide sich ein wenig erholt hatten und wieder fähig waren, irgendetwas zu tun.

Und plötzlich passierte etwas; nichts sichtbares, und doch, irgendetwas hatte den Bann zwischen den beiden gebrochen. Hermine kicherte, als sie sich immer noch schwer atmend ihre Klamotten anzog.

„Oh, Draco... Du bist ein böser Junge.“

„Ich? Ausnahmsweise mal. Ansonsten ein eher guter.“

Sie sahen sich an und lächelten, zum ersten Mal. „Gehen wir?“

„Ja.“

Der Gang zurück war leicht; irgendwie war die bösartige Spannung für einen Moment gegangen. Als sie an den Punkt kamen mit der Säule, wo sie sich auch das letzte Mal getrennt hatten, sahen sie sich kurz an; Hermine lächelte. Draco wollte etwas sagen, doch noch bevor er ein Wort aussprechen konnte, sagte sie: „Ich weiß, niemand darf es wissen...“

Ein letzter Blick, und Hermine machte sich mit rosigen Wangen auf den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum. Draco stutzte, sah ihr nach und dachte: Nein, das hatte ich nicht sagen wollen... Gute Nacht, wollte ich sagen.
 

Als er selbst sich in seinem weichen Himmelbett befand, zutiefst befriedigt und überaus entspannt wie seit Wochen nicht mehr, ließ er sich alles durch den Kopf gehen. Hermine Granger also. Sie war nicht seine erste gewesen; er erinnerte sich eher weniger fröhlich an das eine Mal mit Pansy Parkinson, das unruhige Gezappel von ihr, die Unbeholfenheit, diese Kühle. Pansy hatte sich eher affig benommen und ließ danach und seitdem gar nicht mehr von Draco ab. Hermine jedoch... ganz anders. Leidenschaftlich. Und, was ihm am meisten Angst einjagte: Es hatte einfach gepasst. Keine Gedanken, kein Stress.

Er schloss die Augen.

Zwei Fragen schossen ihm in diesem Moment durch den Kopf: Wie würde das nur weitergehen? Und: Seit wann war ich dazu übergegangen, sie selbst in meinen Gedanken nicht mehr Granger, sondern Hermine zu nennen?



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