Zum Inhalt der Seite

Erinnerungen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich hätte niemals lieben dürfen.
 

Heute bin ich mir dessen bewusst. Mit meinen Gefühlen stürzte ich jenen ins Unglück, den ich liebte und den ich um jeden Preis beschützen wollte.
 

Doch damals war nur Zorn in mir. Zorn über dieses alberne Verbot, welches er uns auferlegte. Ein Verbot, das jedoch nicht verhinderte, dass wir solche Gefühle empfinden konnten. Ich sollte es als Probe sehen, sagten die anderen. Eine Probe meiner Willenskraft…
 

Als ob Wille allein über Gefühle entscheidet.
 

Der Zorn verleitete mich dazu andere zu verführen, um ihnen zu zeigen, dass Wille alleine ihnen nichts nutzte. Er ließ mir freie Hand. Während er jene verstieß, die mir nachgaben, hatte ich schon immer seine Erlaubnis zu tun und zu lassen, was ich will.
 

Und ich tat es. Ich ignorierte sein Verbot über Lust und körperliche Freuden, wann ich nur konnte.
 

Und ich konnte viele verführen.
 

Oh, es war ein Spaß. Die Verzweiflung in ihren Augen zu sehen, wenn sie erkannten, dass sie etwas Verbotenes taten. Die Angst vor der Entdeckung. Das Leid, wenn sie verbannt wurden.
 

Und die Lust, wenn sie sich mir hingaben.
 

Vor allem diese gefiel mir.
 

Wo war denn nun der viel beschrieene Wille, der verhindern sollte, dass wir uns seinem Verbot widersetzten? Keiner von ihnen schien über viel Willenskraft zu verfügen. Ich bekam jeden von ihnen, auch dann noch, als bereits bekannt war, was ich eigentlich tat. Und es waren mitnichten nur die jüngeren, die mir verfielen. Es gab auch ältere von unserer Art, die mir nachgaben. Doch auch diese verbannte er nicht, auch wenn er ihnen Strafen auferlegte. Lächerliche Strafen, verglichen mit der ewigen Verbannung. Was machen einem Erzengel schon 100 Jahre vollkommene Dunkelheit aus, wenn er doch weiß, dass er danach wieder sehen wird und immer noch das Himmelreich sein Heim nennen darf? Doch zumindest bestrafte er die Erzengel. Und die Elemente… Sie wurden nur gerügt. Oh ja, er hat seine Lieblinge. Und ich stand immer an erster Stelle. Ich wusste es und ich nutzte es aus.
 

Doch dann war er da.
 

Tariel.
 

Ich wollte ihn. Er war nur ein weiteres Opfer, welches ich in meinem Zorn auswählte, er bedeutete mir nichts.
 

Noch nicht.
 

Gerade frisch erschaffen war er ein Engel der Musik und der Kunst, mit der schönsten Stimme, die ich je vernommen hatte. Dass er ihn nicht sofort zu einem seiner Sänger erhoben hatte, wunderte mich, doch ich verfolgte diesen Umstand nicht weiter. Tariel sollte mein nächstes Opfer werden, alles andere war unwichtig.
 

Doch Tariel widerstand mir.
 

Ich versuchte es immer wieder, mal war ich sanft, dann wieder grob, doch er ließ sich durch nichts verführen. Zeitweise zweifelte ich an mir selbst, doch andere Engel verfielen mir immer noch. Nur er wollte mich nicht. Und dies führte zu unser beider Untergang. Ich begann Zeit mit ihm zu verbringen. Mich mit ihm zu unterhalten. Ihm näher zu kommen.

Tariel ließ sich darauf ein und schon bald war er immer an meiner Seite.
 

Ich hörte auf andere zu verführen. Es war mir nicht mehr wichtig mich gegen dieses alberne Verbot aufzulehnen. Nein, das war nicht der Grund. Zumindest jetzt kann ich ehrlich sein. Der Grund waren Tariels Augen, als er mich eines Tages sah, wie ich einen Engel küsste.
 

Die Enttäuschung in seinen Augen zerriss mich beinahe innerlich und statt diesen Engel wie so viele davor zu verführen und in sein Verderben zu stürzen, ließ ich ihn stehen und folgte Tariel. Ich fand ihn am See der Tränen, jenem Ort, an dem die Engel aus dem Himmelreich verbannt wurden. Er wollte freiwillig in die Verbannung gehen, doch ich hielt ihn davon ab. Er blieb und ich hörte auf die anderen in ihr Verderben zu schicken.
 

Es hätte alles so schön sein können.
 

Ich versuchte nicht mehr Tariel zu verführen und er blieb an meiner Seite. Die Blicke der anderen und ihr Getuschel ignorierte ich. Was interessierten mich die anderen, wenn ich Tariel hatte? Doch es blieb nicht lange so friedlich. In einem unbedachten Moment entschlüpften mir Worte, die ich noch nie gesagt hatte, da ich noch nie so empfunden hatte. Tariel war der erste, der mein Herz in dieser Weise berührt hatte. Und es war ja nichts dabei. Ich liebte ihn, aber daran war nichts Verwerfliches. Für mich zumindest nicht. Mich würde Gott niemals verstoßen.
 

Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass Tariel meine Gefühle erwidern könnte.
 

Er hatte mir immer widerstanden. Anfangs hatte er mich stets zurückgewiesen und später war es nur Freundschaft, die sich zwischen uns entwickelte. So dachte ich zumindest. Aber Tariel erwiderte meine Gefühle. Und als er es mir sagte, waren sie da.
 

Vier Wächter, die ihn mitnahmen zum See der Tränen.
 

Und wieder war da Zorn. Rasend, glühend durchfuhr er mich, ließ mich den Wächtern folgen und etwas tun, was selbst ich bis dahin nicht getan hatte.
 

Ich tötete die Wächter.
 

Niemand sollte mir Tariel nehmen, ich würde es verhindern. Das Blut der Engel an meinen Händen jedoch dämpfte für einen Moment meinen Zorn und ich konnte Tariel sehen, der sich enttäuscht von mir abwandte und sich freiwillig in den See der Tränen stürzte. Ich folgte ihm, doch der Weg durch den See blieb mir verschlossen. Wie oft ich mich auch in den See stürzte, ich fand mich an seinem Ufer wieder.
 

Gott ließ mich immer noch nicht gehen.
 

So fanden mich die Elemente. Und sie waren es, die mir sagten, wie ich entkommen konnte. Oh, sie wollten nicht, dass ich ging. Aber sie spürten meine Verzweiflung und wussten, dass ich niemals Ruhe gegeben hätte, bis ich nicht bei Tariel war. Ihr Rat war simpel und ich schob es auf meine Verzweiflung und den Zorn, der in mir wütete, dass ich nicht von selbst darauf gekommen war.
 

Ein einziger Satz und ich stürzte aus dem Himmelreich, meine weißen Schwingen waren schwarz wie die Nacht geworden und ich war nicht länger ein Engel.
 

Doch Tariel war fort. Ich konnte ihn nicht spüren, ihn nicht finden und irgendwann, nach langer Zeit der Suche, kam ein Bote eines Elementes und teilte mir mit, dass Tariel gestorben war, nachdem er in die Verbannung geschickt wurde. Er war nicht getötet worden.
 

Er hatte sich selbst gerichtet.
 

Und ich drehte durch. Ich tötete den Boten, wütete und mordete im Reich der Gefallenen und schließlich auch im Reich der Dämonen. Mein Zorn fegte über alles hinweg, niemand hatte mir etwas entgegen zu setzen und als mir die Herrschaft über das Reich der Dämonen angeboten wurde, nahm ich sie mit einem einzigen Ziel: Rache.
 

Rache für Tariels Verbannung.
 

Und so begann der Krieg gegen die Engel.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück