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Der Wolfsprinz

Wenn das kälteste Eis zu schmilzen beginnt
von

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Ein Leben für ein Leben

Laut knallte der hölzerne Hammer auf den Tisch und gebot der Menge Ruhe. Nur widerwillig und nach und nach verstummten die Menschen, die sich in den Saal des Bürgershauses begeben und nun auf den Sitzbänken Platz genommen hatten. Unter ihnen war auch Rene mit seinen Eltern. Der Einbruch des weißen Schleiers hatte das gesamte Dorf in Aufruhr gebracht, denn jeder wusste, was es bedeutete und die Angst und die Sorge war mehr als nur spürbar. Immer wieder huschten nervöse Blicke umher. Es wurde getuschelt und getröstet, obwohl das schwere Los noch nicht gezogen wurde. Rene hielt auch an diesem Tag Floras Hand und spürte, trotz dass er sie festumklammert hielt, wie sie zitterte. Seine Großmutter saß neben ihm. Blickte mit steinerner Miene vor sich hin, während ihre Lippen stumm ein Gebet formten. Seine Mutter hatte das Gesicht in den Händen vergraben, während ihr Mann den Arm um ihre Schulter gelegt hatte und sie zu beruhigen versuchte.
 

Das Innere des Bürgerhauses erinnerte an das einer Kirche, mit den Sitzbänden und den hohen Wänden. Nur statt dem Gottesaltar, stand ein langer Tisch, hinter dem die obersten Bürger saßen. Pfarrer, Männer des Gesetzes und der Dorfälteste. Die Wände waren mit Gemälden behangen, auf denen die Vorväter des Dorfes verewigt waren. Nur die Stirnseite des Saals war nicht mit einem Gemälde behängt, sondern mit dem Fell eines Wolfes. Sein Fell war silbrig-grau. Die Augen waren zwei gelbliche Glasmurmeln ersetzt worden, die beim Schein der Fackeln schimmerten und den Eindruck erweckten, als würde Wolf immer noch leben und sie beobachten. Rene hatte bisher dieser Dekoration noch nie Beachtung geschenkt. Doch nun nach der Begegnung mit dem Dämon, sah er sich das aufgehängt Wolfsfell genauer an und ein Schauer rann ihm über den Rücken.

„Ruhe. Ich verlange Ruhe!“, hallte die Stimme des Dorfältesten und schaute streng in die Menschenmenge. „Ich kann gut verstehen, wieso Ihr alle aufgebracht seid. Der Winter ist dieses Mal sehr früh eingebrochen und was das zu bedeuten hatte. Aber es lässt sich nicht ändern. Ich muss Euch nicht sagen, was passiert, wenn wir den Pakt, den unsere Urväter schließen mussten, nicht einhalten!“

Ein stummes Zustimmen ging durch die Runde. Jeder wusste es und wollte dennoch nicht, dass auch dieses Mal ein Mädchen gehen musste. Aber was hatten sie schon für eine Wahl?

Entweder ihre Töchter oder sie alle.

„So lasst uns nun die Auswahl beginnen!“, sagte er. „Jeder nimmt ein Stück Papier und schreibt den Namen seiner Tochter auf. Mein Sekretär wird dann die Zettel einsammeln und wie werden dann den Namen ziehen!“

Die Finger von Renes Vater zitterten, als er auf einen abgerissen Stück Papier den Namen seiner Tochter schrieb und ihn dann in einen Korb warf, den ein hagerer Kerl mit Brille hinhielt. Es dauerte eine Weile, als jeder einen Namen in den Korb geworfen hatte. Die Anspannung wurde nun unerträglich. Keiner sagte ein Wort. Die Stille lag wie ein Tuch aus Blei über ihnen und keiner wagte es, laut zu atmen.

Das Rascheln, als der Dorfälteste die Papierstücke durcheinanderwirbelte, war ohrenbetäubend und unerträglicher als die Stille selbst. Flora drückte Renes Hand fester. So fest, dass er glaubte, sie würde sie ihm brechen wollen. Beruhigend strich er mit seinem Daumen über ihren Handrücken und flüsterte:„ Hab keine Angst. Du wirst es sicher nicht sein!“

Als endlich der Dorfälteste aufhörte und einen Zettel herauszog, hielte nun jeder den Atem an. Einige schlossen die Augen, andere wiederum schauten mit großen und Angst erfüllten Augen nachvorne und konnten die Spannung nicht mehr ertragen. Ebenso Rene und seine Familie. Der Dorfälteste begann den Zettel auseinander zu falten. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Seine Bewegungen waren so langsam, das es an Folter grenzte und Rene trieb ihn an schneller zu machen. Auch wenn er sich selber davor fürchtete, wesen Name darin stand. Aber er wollte endlich, dass diese Spannung und Angst ein Ende fand. Damit sie nachhause gehen und eine ruhige Nacht haben konnten.

Der Zettel war nun entfaltet und kurz schaute der Dorfälteste auf diesen. Las den Namen und schaute dann wieder in die Menschenmenge, die ihn erwartungsvoll ansah. Er öffnete den Mund und verkündete laut:„ Flora!“
 

Es fühlte sich für Rene wie ein Schlag ins Gesicht an und nur langsam drang das Wort in seinen Kopf, der sich anfühlte, als sei er mit Watte gefühlt. Aber dann als er sich bewusst wurde, wesen Name ausgesprochen wurde, wich alles Blut aus seinem Gesicht und er schaute in blinder Panik zu Flora, die ebenso weiß geworden war und wieder zu zittern begann.

Seine Mutter begann zu schluchzen und grub ihr Gesicht in das Hemd ihres Mannes, während dieser mit steinerner Miene vor sich hin schaute und sie fester in die Arme nahm. Die Großmutter schlug ein Kreuzzeichen und betete nun laut vor sich hin.

Die folgenden Worte des Dorfältesten, die Trost und Mut geben sollten, hörte Rene nicht mehr. Für klang ihn es wie undeutliches Murmeln und er wollte irgendwie nicht glauben, dass die Anteilnahme ehrlich war.

Die Angst und das Entsetzen wich nun Wut. Dieser Mann hatte gut reden. Seine Kinder waren allesamt Söhne. Uninteressant für den Dämon. Was also verstand er von der Trauer und Angst, die jede Familie erlitt, wenn sie ihr Kind-ihre Tochter-fortschicken mussten?

Wie an unsichtbaren Fäden erhob er sich und wollte die angeblich tröstenden Worte des Dorfältesten verpönen und ihn als einen miesen Lügner beschimpfen.

Doch seine Großmutter hielt ihn zurück. Als er sie wütend anschaute, schüttelte sie betrübt den Kopf und in ihren Augen las er die stille Botschaft, dass das nichts bringen würde.

Nach und nach strömten die Menschen aus dem Bürgerhaus und machten sich auf den Heimweg. Während einige dankbar waren, dass es sie nicht getroffen hat, bekundeten die wenigen Rene und seiner Familie, wie sehr es ihnen leidtat. Doch anstatt ihre Anteilnahme zu schätzen, dachte er nur:„ Lügner…allesamt Lügner!“

Sein Gesicht verfinsterte sich immer mehr und er wollte auch nichts essen. Sondern lieber ins Bett gehen und diesen Tag so schnell es ging vergessen.

Flora entging dies natürlich nicht.

Und es betrübte sie. Auch sie war darüber entsetzt, dass es sie traf. Aber es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen.

So oder so. Das Schicksal hatte es so bestimmt. Weder der Dorfälteste noch die Dorfbewohner. Es machte sie auch zum Teil wütend, dass ihr Tod das Leben der anderen retten würde. Dabei kannte sie hier kaum jemanden lange und gut genug. Für sie waren die meisten Bewohner nichts weiter als Fremde, die sie nur grüßte, damit sie nicht hinter ihrem Rücken redeten, wie sie es bereits bei ihrer Großmutter taten.

Aber auf sie wütend zu sein, würde nichts bringen. Stattdessen sagte sie sich, dass sie damit das Leben ihrer Familie redete. Die Menschen, die ihr wirklich was bedeuteten.

Ein seltsames Gefühl der Ruhe erfüllte sie. Nahm ihr die Angst. Es war merkwürdig, aber auch irgendwie erschreckend. War es Irrsinn, der sie so ruhig werden ließ oder das Wissen, dass sie sich sowieso nicht dagegen wehren konnte?

Flora vermochte es nicht zu sagen.

Und sie wollte auch nicht weiterdarüber nachdenken. Sondern mit Rene reden.

Wer weiß wieviel Zeit ihnen noch blieb, in der sie zusammen sein konnten. Sobald die Nacht der Lichtperle** anbrechen würde, würde man sie in den Wald bringen.

Und dann würde ihr Leben enden.

Keiner konnte sagen wie lange es bis dahin noch dauern würde. Aber Flora wusste, dass sie nicht zulassen würde, dass diese kurze Zeit, die sie mit ihrer Familie noch verbringen würde, von Kummer, Schmerz und Angst getrübt werden sollte. Besonders Rene sollte nicht so leiden.

Leise schritt sie über den Flur zu Renes Zimmer und klopfte dann leise an. Als keine Reaktion ihres Bruders kam, versuchte sie es erneut. Doch wieder erhielt sie keine Antwort. Also ging sie ohne weiteres hinein, auch wenn es nicht ihre Art war. Rene stand am Fenster und schaute hinaus. Schien sie nicht zu beachten. In der Fensterscheibe konnte sie sein Gesicht sehen, dass eine finstere Maske war. Er sah in diesem Moment so angsteinflößend aus, wie sie es noch nie an ihm gesehen hatte. „Re-Rene!“, flüsterte sie und trat zaghaft einen Schritt näher an ihn heran. Rene reagierte immer noch nicht, sondern schaute weiterhin aus dem Fenster in die Nacht.

Flora begann sich Sorgen zu machen. So kannte sie ihren Bruder nicht.

Aber war es denn ein Wunder?

Jeder andere würde genauso reagieren, wie es Rene tat, wenn er an seiner Stelle wäre. Aber dennoch sorgte sie sich um ihn. Sie kannte schließlich ihren Bruder gut genug und konnte sich vorstellen, dass er womöglich etwas Dummes unternehmen würde, um sie nicht gehen zu lassen.

„Rene…bitte. Sieh mich an!“, verlangte sie sanft von ihm. Legte ihm die Hand auf die Schulter und nach langem Zögern, drehte sich Rene zu ihr herum. Der finstere Ausdruck verschwand und seine Augen waren erfüllt von Trauer. „Es ist nicht fair!“, murmelte er dann und senkte den Kopf. Es war ihm selber bewusst, wie kindisch das klang. Er wusste ebenso so gut wie Flora, dass es früher oder später so gekommen wäre. Jedoch wollte er es nicht wahrhaben. Es gab noch andere Weiber in diesem Dorf. Die es vermutlich wirklich verdient hätten. Aber Flora…?

Sie war ein so wunderbarer Mensch. Warum nur sie?

„Ich weiß. Aber wenn ich nicht gehe, dann wird das gesamte Dorf dafür zahlen müssen!“

„Was kümmern mich die anderen. Du bist meine Schwester!“, sagte er aufgebracht.

„Und wie viele Brüder und Schwestern mussten ihren Schwestern lebe wohl sagen?“, fragte sie nun nicht minder aufgebrachter. „Denkst du, keiner von ihnen hat so gefühlt, wie du jetzt?“

Rene setzte zu einer Antwort an, schloss dann wieder doch wieder den Mund und schaute verlegen drein. Flora hatte Recht. Er war nicht der erste und einzige, der so reagiert hatte. Aber etwas gab es, was ihn wieder wütend machte.

„Mag sein. Aber es gab bisher auch keinen, der was dagegen unternommen hatte!“

„Du hast selbst erlebt, was das für ein Untier ist. Und ich habe gesehen, wie du vor Angst gelähmt warst!“, wandte Flora ein. Ja, Rene war vor Angst gelähmt gewesen und er wusste, dass es sich nicht ändern würde, sollte er diesem Tier wieder gegenüberstehen. Aber wenn er seine Schwester schützen wollte, musste er seine Angst überwinden. Mit Tränen in den Augen umfasste er ihre schmalen Schultern und sah sie entschlossen an. „Ich werde nicht zulassen, dass er dich bekommt. Ich werde es verhindern. Egal wie!“, versprach er. Flora verstand erst nicht, aber dann schüttelte sie den Kopf. „Was? Rene! Nein, tu das nicht. Du…das wird dir nicht gelingen!“, sagte sie. „Schon zu viele haben es versucht und sind gescheitert!“

Aber Rene hörte nicht auf sie. Er war festentschlossen seine Schwester zu beschützen.

„Dann werde ich der erste sein!“
 

Rene hatte, wie er nun feststellen musste, den Mund etwas zu voll genommen. Er hatte keine Ahnung, wie er sich gegen den Dämon behaupten und seine Schwester retten konnte. Aber vielleicht würde er etwas in der Bibliothek finden.

Immerhin wusste er, wo genau er nun suchen musste. Jedoch wurde er in keinem der Bücher, die er sich raussuchte, fündig. Irgendwann gab er es auf.

Niedergeschlagen verließ er die Bibliothek. Egal was er sich erhofft hatte, in den Büchern zu finden. Nichts davon stand darin. Es musste aber doch eine Möglichkeit geben!

Wenn sie von Ungeheuern erzählten, dann musste auch darin geschrieben stehen, wie man sie besiegte. Er hatte jedes Buch durchgelesen. Manche sogar zweimal. Aber vergebens.

Kurz dachte er daran die Dörfler zu fragen. Verwarf den Gedanken aber wieder.

Keiner der Dorfbewohner würde ihm was Hilfreiches sagen können dazu. Dafür waren sie zu

feige. Und sicherlich würden sie dann anfangen zu reden.

Nein, wenn ihm jemand weiterhelfen konnte, den er zudem noch vertrauen und schweigen konnte, dann war es seine Großmutter. Immerhin war sie damals dabei gewesen, als es das erste Mal geschehen ist. Das zumindest hatte sie immer oft erzählt. Also machte er sich auf den Weg.

Es wunderte seine Großmutter nicht, dass Rene vor ihrer Tür stand. Seit der Verkündung hatte sie die Anspannung ihres Enkels deutlich angesehen und dass er es nicht hinnahm, dass seine Schwester diesem Monster geopfert werden sollte. Sie bewunderte auf der einen Seite seine Entschlossenheit, aber sie machte sich auch Sorgen, dass er etwas Unvernünftiges anstellen würde. Er war jung. Und vorschnell.

Dass er nun vor ihrer Tür stand, ließ sie was Bestimmtes ahnen. „Rene!“, sagte sie mehr wissend, als verwundert und trat beiseite. „Komm rein!“

Rene trat ein, sah seine Großmutter dann mit gehobenen Brauen an. Es verwirrte ihn, dass sie ihn erwartet hatte. „Du scheinst dich nicht zu wundern, dass ich hier bin?“, fragte er. Seine Großmutter lächelte schwach und schloss die Tür hinter sich. „Nun, ich habe mir irgendwie gedacht, dass du was vorhast!“, sagte sie. „So? Was habe ich denn vor?“, fragte Rene unschuldig. Irgendwie behagte es ihm gar nicht, dass seine Großmutter ihn durchschaute. Sicherlich würde sie versuchen ihn aufzuhalten. Sie konnte sehr beharrlich sein. Seine Großmutter legte die Stirn in strenge Falten und sah ihn an, als habe sie ihn mit den Fingern in der Keksdose erwischt. „Irgendwie versuchen deine Schwester zu retten!“

„Weißt du denn was?“, fragte Rene mit gespielter unschuldiger Miene. Nun machte sich Sorge in ihrem Gesicht sichtbar und sie seufzte. „Ja, ich denke schon!“, sagte sie und bedeutete ihm Platz nehmen. Dann ging sie zur Feuerstelle und machte für sich und Rene einen Tee. Reichte ihm dem dampfenden Becher und setzte sich ihm gegenüber. Sie nahm ein zwei Schlucke und schaute nachdenklich vor sich hin. Schien nach den richtigen Worten zu suchen, die sie aber nicht fand. „Also? Was ist nun?“, fragte Rene und Ungeduld war in seiner Stimme zu hören. Nervös trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte. Seine Großmutter lächelte schwach. „Es…es ist schon so lange her. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an dem Tag, an dem es seinen Anfang nahm. Als der Herr der Wölfe ins Dorf kam und voller Wut war. Nie hätten sie diesen Fehler begehen sollen. Es war vorhersehbar, dass er Rache nehmen würde!“, begann seine Großmutter mit belegter Stimme. „Rache? Für was?“

„Das weiß ich nicht. Er sprach nur davon, dass sie büßen werden. Für das, was sie getan haben!“

Noch bevor Rene fragen konnte für was genau sie büßen sollten, tauchte das, an der Wand hängende Wolfsfell in seinem Kopf auf und ihm wurde es schlagartig kalt. „Das Wolfsfell! Großmutter. Kann es sein, dass sie damals einen Wolf getötet haben?“, fragte Rene dann und er umklammerte die Tischplatte, um das Zittern in seinen Händen unter Kontrolle zu bekommen. Seine Großmutter legte eine kummervolle Miene auf und nickte. „Ja, leider!“

„Aber wieso? Das einzige Fleisch, was wir essen, ist das von Gänsen, Schweinen und Kühen. Die Männer jagen ja nicht mal Kaninchen, Hirsche oder Eber. Geschweige denn trauen sie sich nicht in den Wald!“, wandte Rene ein. „Wieso haben Sie dann den Wolf getötet?“

„Ich weiß es nicht. Nur dass der Wolf dem jungen Prinzen sehr wichtig war und er über dessen Mord so wütend war, dass der eine Wiedergutmachung verlangte!“, erklärte seine Großmutter. „Die Töchter!“, sagte Rene und wieder nickte seine Großmutter.

„Aber wieso? Es waren doch die Männer, die ihn erlegten. Wieso also die Mädchen?“, fragte Rene, der das irgendwie nicht wirklich nachvollziehen konnte. „Das ergibt doch keinen Sinn!“

Dann hielt er inne. „Es sei denn…der Wolf war eine Wölfin. Vielleicht die Tochter?“

Nun hob die Großmutter ratlos die Schultern. „Das weiß ich nicht. Aber wer auch dieser Wolf war. Sein Mord brachte das Leid in unser Dorf!“, sagte sie mit belegter Stimme. „Wieso Mord?“, fragte Rene nun. Nach den ganzen Geschichten, die man ihm erzählt hatte und die man sich immer noch erzählte, waren Wölfe grausame Bestien. Menschenfresser. Die keine Gnade kannten und alles verschlangen, was sich ihnen in den Weg stellte. Er verfiel dem Glauben, dass die Männer keine andere Wahl hatten, als ihn zu töten. Nach der Größe des Fells, musste das ein richtiges Monster gewesen sein.

„Weil jeder weiß, dass die Wölfe, die in dem Wald leben, unter dem Schutz des Wolfsprinzen stehen und daher nicht getötet werden dürfen. Sie sind in gewisser Weise heilig!“

„Wölfe? Heilig? Großmutter, findest du nicht, dass du etwas übertreibst?“

„Für dich mag es seltsam klingen. Aber für den Wolfsprinzen zählt jeder Wolf, genauso viel wie ein Menschenleben. Sie sind seine Familie!“, sagte sie streng. „Und es liegt weder an dir noch an mir, darüber zu entscheiden, ob es richtig oder falsch ist!“

„Und dafür muss jedes Jahr ein Mädchen sterben? Wieso hat er sich nicht an den Männern gerächt, die den Wolf getötet haben?“

„Das hat er auch. Die ersten Opfer, waren die Kinder der Wolfsmörder!“, erwiderte sie. „Aber wenn er sich schon längst gerächt hat, wieso macht er weiter?“

„Sein Hass und seine Wut müssen so tief in ihm sitzen, dass er es nie vergeben und vergessen kann!“, murmelte sie betrübt. „Aber würdest du nicht genauso handeln? Wärst du nicht auch so voller Zorn, wenn man dir so etwas angetan hätte?“

Daraufhin sagte Rene nichts. Aber in seinem Gesicht war die unausgesprochene Antwort deutlich zu sehen. Natürlich würde er das. Aber er hütete sich, sich mit diesem Ungeheuer auf eine Stufe zu stellen. Er wollte nur seine Schwester retten und dafür war ihm jedes Mittel Recht. Außerdem war das, was vor Jahren oder noch länge geschehen war, nicht die Schuld seiner Schwester oder der anderen Mädchen, die später geboren wurden. Er fand es nicht gerecht, dass seine Schwester -seine Familie-für etwas bestraft wird, was sie nicht getan haben.

Wenn schon die anderen es nicht wagten, sich diesem Monster entgegen zu stellen, dann würde er es tun. Er würde keine Angst haben. Nach dem er nun wusste, was der Grund für dieses alljährliche Grauen war, war die Angst verschwunden und hatte großer Entschlossenheit und auch Zorn Platz gemacht. Und da kam ihm auch wieder in den Sinn, wieso er hier war.

„Gibt es eine Möglichkeit diesem Wolfsprinzen beizukommen?“, fragte er dann. Die Augen seiner Großmutter wurden schlagartig groß und sie sah ihn an, als hätte sie einen Geist gesehen. „Wieso fragst du das?“

„Weil ich Flora retten will!“, sagte er entschlossen. „Rene, ich weiß, dass du alles tun würdest, um ihr Schicksal ab zu wenden. Und ich kann dich verstehen. Aber sich mit dem Wolfsprinzen zu messen, ist Wahnsinn. Er würde dich töten, ehe du ein Messer oder Schwert ziehen könntest!“, warf seine Großmutter bestürzt ein. Doch Rene wollte ihre Warnung nicht hören. Für ihn stand es bereits fest. Es war im gleich, was aus ihm wurde.

Er wollte Flora vor diesem Scheusal beschützen. Selbst wenn es sein Leben kostete. „Es haben schon so viele versucht und sind kläglich gescheitert!“, sagte seine Großmutter und Rene horchte auf. „Ich bin also nicht der erste? Wie haben Sie es versucht? Was für Waffen hatten Sie dabei?“, sprudelte es aus ihm heraus und er beugte sich gespannt, wie ein Kind, das eine spannende Geschichte hörte, nachvorne. Seine Großmutter ahnte, dass es ein Fehler war, dies auszusprechen. Aber zurück nehmen konnte sie ihre Worte auch nicht. Geschweige denn sie als dummes Gerede abtun. Rene hatte bereits Feuer gefangen. Dass sah sie in seinen Augen. Er brannte förmlich darauf zu erfahren, wie sie es versucht hatten.

Die alte Freu seufzte niedergeschlagen. Hätte ich doch nur den Mund gehalten, dachte sie bitter. Sprach dann aber laut aus:„ Einige versuchten es mit einem Dolch oder einem Schwert aus Silber. In einigen alten Schriften steht geschrieben, dass geweihtes Silber die Kraft hat, dunkle Mächte zu vernichten. Andererseits erzählt man sich, dass Eisen gegen Übernatürliches hilft!“

„Silber oder Eisen!“, murmelte Rene nachdenklich. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Ein Schwert aus Silber würde er sich nicht leisten können. Außerdem konnte er nicht damit umgehen. Aber vielleicht einen Dolch aus Eisen. Diesen konnte er besser unter seinem Mantel verstecken, als ein Schwert. Und er war auch sicherlich handlicher.

Er würde zum Schmied gehen und nach einem Dolch aus Essen fragen. Bestimmt hatte er einen. Und wenn nichts würde er einen bei ihm bestellen. Sicher war noch bestimmt Zeit, bis er fertig war. Rene hoffte es.

„Rene, ich flehe dich an. Tu es nicht. Ich weiß, wie sehr du Flora liebst und dass du alles tun würdest, um sie zu retten. Aber wenn du dich ihm widersetzt, wird es uns aller Ende sein!“, versuchte es seine Großmutter erneut. Aber für Rene stand es fest: Er würde Flora retten!

Es war schon spät als Rene nachhause kam. Er hatte länger bei seiner Großmutter Zeit verbracht, als er gedacht hatte. Zumal sie immer wieder auf ihn eingeredet hatte und versuchte, ihm von diesen tollkühnen Plan ab zu bringen. Was natürlich nichts brachte. Irgendwann gab auch sie es auf. Versprach Rene aber, zu schweigen. Dafür hatte er auf sie eingeredet. Und das noch eindringlicher als sie es zuvor getan hatte. Jedoch legte sie Rene den guten Rat an Herz, es sich noch mal genau zu überlegen. „Sei nicht töricht, Rene. Was Flora zu stoßen wird, ist schlimm. Aber ich glaube nicht, dass sie es gut heißen wird, wenn du dein Leben aufs Spiel setzt!“

„Das ist mir gleich. Genauso wie es sicher dem Wolf gleich sein wird, in wessen Fleisch er seine Zähne schlagen wird!“, erwiderte er bitter. „Aber ich werde es ihm sicher nicht leicht machen. Wenn er mich töten will, muss er sich anstrengen!“

Mit diesen Worten war er aus der Haustür getreten.

Im Haus seiner Eltern war es beinahe dunkel. Abgesehen in der Wohnstube brannte nirgends Licht. Vermutlich schlief Flora schon und er sollte auch ins Bett gehen. Nicht dass seine Eltern ihn noch zu so später Stunde erwischten und Fragen stellten. Schnell eilte er den schmalen Gang entlang zur Treppe und wollte die Stufen hochsteigen, als er plötzlich ein Schluchzen hörte und inne hielt. Er lauschte genauer und schaute dann zur Wohnstube. Es hörte sich wie seine Schwester an. Offenbar schlief sie nicht. Wie denn auch?

Sie würde bald sterben. Wer konnte bei diesem Wissen ruhig schlafen?

Niemand!

Selbst er lag oft bei Nacht wach und hatte fieberhaft nach eine Lösung gesucht. Nun hatte er eine gefunden und wollte Flora davon berichten. Leise schritt er zur Tür und wollte ihr davon erzählen, als er wie erstarrt stehen blieb. In einem Sessel, vor dem Kamin, saß seine Mutter und nicht Flora. Mit Tränen in den Augen und schluchzend, nähte sie an etwas aus weißem Stoff. Rene konnte es nicht genau erkennen, aber er hatte eine schlimme Ahnung. Um sicher zu sein, blieb er im Schatten verborgen stehen und beobachtete seine Mutter weiterhin. Immer wieder unterbrach sie ihre Arbeit, um sich die Tränen weg zu wichen oder sich ihre Arbeit an zu sehen. Hin und wieder schüttelte den Haufen Stoff aus. Sortierte ihn neu und begann wieder zu nähen. Renes Magen verkrampfte sich, als er nun erkannte, an was sie da arbeitete. Ein Kleid!

Ein weißes Kleid!

Unfähig sich zu rühren blieb er stehen und blickte auf das Kleid, das unter anderen Umständen ein Hochzeitskleid gewesen wäre, aber in Wahrheit ein Todeskleid für seine Schwester war. Dieser Anblick bekräftigte ihn in seinen Entschluss. Und machte ihm bewusst, dass er keine Zeit zu verlieren hatte.
 

„Ein Dolch aus Eisen?“, fragte der stämmige Schmied Jaque, als Rene ihn am nächsten Tag aufsuchte und sein Anliegen vortrug. Rene nickte. „Ja, es ist sehr wichtig!“, sagte er.

Jaque legte die Stirn in tiefe Falten und sah den jungen Mann skeptisch an. „Wofür brauchst du einen Dolch aus Eisen?“

„Ich habe meine Gründe!“, erwiderte Rene trocken, weil es ihm nicht gefiel, dass der Schmied ihn so aushorchte und so anschaute. „Hat es was mit deiner Schwester zu tun?“, fragte Jaque dann und Renes Augen wurden groß vor Entsetzen. „W-Woher?“

„Jeder hier redet von nichts anderem. Ich mag zwar stämmig sein und ein Schmied, aber ich bin nicht dumm!“, lachte Jaque dann, ein wenig amüsiert über die Verblüffung des Bäckerssohnes. Dann aber wurde er ernst. „Dir ist bewusst, dass du in dein Verderben läufst?“

„Soll ich zu lassen, dass Flora stirbt?“, konterte Rene scharf die Frage des Schmieds. Eine Weile sahen sich die beiden nur an. Ein großer Mann, der mit Leichtigkeit einen gusseisernen Hammer schwingen konnte und ein Junge, der dabei war, ein Mann zu werden. Es war sei seltsames Bild und man könnte denken, dass der Schmied den jungen Burschen ohne Kraftanstrengung über das Knie legen könnte. Aber nichts dergleichen passierte. Jaque mochte Rene. Ebenso seine Familie. Als er erfuhr, dass es dieses Mal Flora sein würde, war er schüttert. Aber er wusste auch, dass er nichts dagegen tun konnte. Mochte er so stark sein, wie ein Bär. Nichts konnte sich gegen den eisigen Zorn des Wolfprinzen entgegen stellen.

Jörn sah, dass es Rene ernst war. Er nickte. „Nein. Ich kann verstehen, dass du sie retten willst. Ich mag sie ebenso!“, gestand der Schmied. Rene hob daraufhin die Brauen. „Du magst sie?“, fragte er und konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken. Jaque wurde rot. Was wirklich komisch aussah. „Nun…sie ist ein liebes Mädchen. Sie bringt mir immer leckeres Brot!“, sagte Jaque.

„Unser Brot ist immer lecker!“, kam es von Rene stichelnd. Es war komisch, dass Rene, der ihn um zwei Köpfe überragte plötzlich so verlegen war. Man sah es ihm zwar nicht an, aber er war trotz seiner Größe und Kraft in Floras Alter und arbeite in der Schmiede seines Vaters. Bisher hatte Rene sich nichts dabei gedacht, wenn Flora ihm das Brot gebracht hatte oder wenn er sich beiläufig bei ihm erkundigt hatte, wie es ihr ging. Nun aber verstand er es und war erstaunt. „Gib es zu, Jaque. Du hast dich in sie verliebt!“, neckte er ihn und Jaque wäre beinahe der Hammer aus seiner Hand gefallen. Ohne dass er es beabsichtigt hatte, hatte Rene laut seinen Verdacht ausgesprochen, so dass die vorbeilaufenden Menschen es gehört hätten. Doch keiner schien es gehört zu haben. Trotzdem presste Jaque seinem Gegenüber die Hand auf den Mund. „Musst du das laut rumposaunen?“, giftete er, nahm aber dann die Hand weg. Rene grinste nur. „Also jetzt wird mir einiges klar!“, sagte er nur spitzbübisch. Jaque machte ein angesäuertes Gesicht und nahm den Hammer wieder vom Boden. Drohend schwenkte er ihn vor Renes Nase herum. „Ein Wort und ich mache aus dir Muss!“, knurrte er und Rene hob beschwichtigend die Hände. „Ich werde nichts sagen!“, sagte Rene verschwörerisch. „Also, was ist jetzt? Schmiedest du mir diesen Dolch?“

Jaque zögerte kurz, dann aber nickte er. „Ich werde mich beeilen, ihn rechtzeitig fertig zu stellen!“, versprach er. „Komme in drei Tagen wieder!“

„Ich danke dir. Wieviel bekommst du von mir?“

Jaque winkte auf diese Frage ab. „Wenn es Flora rettet, ist er für umsonst!“
 

Das Warten auf den Dolch machte Rene verrückt. Unruhig lief er in seinem Zimmer auf und ab, wenn er allein war. Flora sagte er nichts. Er hielt es für das Beste. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie auch versuchen würde, es ihm aus zu reden. Vermutlich würde sie es ihren Eltern erzählen. Nein. Er musste es sich für sich behalten.

Verbissen versuchte er, sich seine Anspannung nicht anmerken zu lassen und so zu tun, als wäre nichts. Aber Rene wusste, dass es vergebens war.

Trotz dass er bei seinem Plan festhielt, nagte, je mehr Zeit verging, der Zweifel an ihm. Konnte wirklich ein eiserner Dolch helfen?

Würde der Wolfsprinz merken, dass er ihn angreifen wollte?

Und wenn ja, wie hoch standen seine Chancen?

Alle anderen waren schon gescheitert, wieso sollte es ihm also gelingen?

Doch Rene wollte nicht daran denken. Sondern sich auf das Kommende vorbereiten. Er musste es zumindest versuchen. Flora Zeit verschaffen, damit sie fliehen konnte. Und wenn er dabei sein Leben ließ, würde sich der Wolfsprinz damit sicherlich auch begnügen.

Ein Leben für ein Leben!

Als endlich die drei Tage rum waren, eilte Rene schnellen Schrittes zum Schmied. „Und? Hast du ihn fertig?“, fragte er ungeduldig. Jaque nickte und holte einer ledernen Tasche hervor. Reichte ihn Rene. „Ich habe ihn so leicht gemacht, dass du ihn ohne Probleme halten kannst. Geschliffen ist er auch schon. Sei vorsichtig, wenn du ihn auspackst!“, riet er ihm.

„Danke, Jaque. Du hast was bei mir gut!“ sagte Rene und steckte die Ledertasche umständlich weg. Jaque winkte erneut ab. „Komm einfach nur wohlbehalten wieder zurück!“

Rene wollte etwas sagen. Hielt aber inne. Es rührte ihn irgendwie, dass dieser große Kerl keine Gegenleistung haben wollte. Offensichtlich schienen die Gefühle, die er für Flora hegte, sehr groß und ehrlich zu sein. Und da kam Rene eine Idee.

„Magst du nicht mitkommen? Zu zweit hätten wir eine viel größere Chance?“, fragte Rene. Es war nicht Feigheit, die ihn diese Frage stellen ließ. Sondern der Gedanke, dass Flora Jaque sicherlich mehr als nur dankbar wäre, wenn er sie ebenso retten würde. Immerhin scheint er was für Flora übrig zu haben.

Und welcher Weg zum Herzen einer Frau wäre besser, als wenn man sie rettet?

Jaque scheint Renes Gedanken deutlich in seinem Blick zu lesen. Denn er lächelte. Jedoch beschämt. „Ich wäre dir keine große Hilfe!“, gestand er schließlich. Rene runzelte die Stirn. „Wieso nicht? So wie du gebaut bist, dürfte es für dich ein leichtes sein, den Schädel des Dämons zu zermalmen!“, sagte er und deutete auf den schweren Hammer. Jaque lachte. Geschmeichelt von den Kräften, die er ihm zutraute. „Das mag vielleicht auch so sein. Aber ich bin viel zu schwer. Meine Größe wäre ein größter Nachteil im Kampf gegen solch ein Monster, dass die Schnelligkeit eines Wolfes besitzt. Du hingegen bist klein und schnell!“

Rene wusste nicht, ob er das als Kompliment oder als Seitenhieb verstehen sollte. „So klein bin ich auch nicht!“, gab er dann verkniffen zurück. Jaque klopfte ihm auf den Rücken. „So war das auch nicht gemeint. Aber du hättest bessere Chancen als ich!“, sagte er beschwichtigend. „Außerdem wenn wir beide verschwinden, wird das sicher jedem hier auffallen. Und du weißt ja, wie die Menschen hier sind!“

Und ob das Rene wusste. Jaque hatte Recht.

„Kannst du mir dann ein Gefallen tun, wenn ich es nicht überlebe?“, bat er dann doch. „Und der wäre?“

„Kannst du dich um meine Schwester kümmern?“

Jaque sah ihn einige Minuten an. Dann sagte er leise und im tröstenden Ton:„ Wenn deine Schwester nichts dagegen hat?“
 

Auf seinem Zimmer wickelte er den Dolch aus dem Lederumschlag und betrachtete ihn. Wie es Jaque ihm versprochen hatte, hatte er den Dolch so gefertigt, dass er kaum was wog. Die Klinge war daher sehr dünn, kaum dicker als ein einfaches Messer. Aber dennoch stabil um kräftig zu stechen zu können.

Der Griff hingegen war aus Holz und lag gut in der Hand.

Rene drehte ihn in seiner Hand und sah, wie das Licht der Kerze auf die Klinge und deren Schneidekanten fiel und sie schimmern ließ. Aus reiner Neugier strich Rene mit dem Finger leicht darüber und fühlte dennoch, wie scharf sie waren. Ein Schauer rann ihm über den Rücken. Und er fühlte sich nun wieder gefestigt, was sein Vorhaben anging. Siegessicher hielt er den Dolch vor sich und drehte ihn wieder, so dass die Klinge Lichtpunkte auf sein Gesicht warf.

Ein grimmiges Lächeln legte sich um seine Mundwinkel.

Mit diesem Dolch würde er diesen Wolfsdämon sicher bezwingen können.
 

Die Nacht der Lichtperle brach an. Floras Mutter half ihrer Tochter das Brautkleid anzulegen. Mit zitternden Händen strich sie ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sah ihre Tochter mit glänzenden Augen an. Hart presste sie die Lippen aufeinander und kämpfte gegen die neuen Tränen, die sie zu überwältigen drohten. Es war ein stiller und bedrückender Moment. Eigentlich hätte sie so ein Kleid bei ihrer Hochzeit tragen müssen und nicht an ihrem Todestag. Am liebsten hätte es ihre Mutter, gleich nachdem sie es fertig genäht hatte, ins Feuer geworfen. Sie sah darin nichts als Grausamkeit ein Mädchen festlich an zu kleiden und es in den Wald zu bringen, damit es dort einen noch grausameren Tod findet. Aber man erwartete es von ihnen. Damit der Pakt eingehalten und der Dämon zufrieden gestellt wird. Nur damit sie alle leben können. In diesem Moment teilte sie die Meinung ihrer Mutter. Die Dörfler waren allesamt Feiglinge. Aber was würde es bringen sich dagegen zu wehren?

Es hatte in der Vergangenheit genug Männer gegeben, die in den Wald gegangen waren, um diesem Untier und seinem Spiel ein Ende zu setzen und waren niemals mehr gesehen worden.

Nein. Die Bewohner hatten Angst. So große Angst, dass sie bereitwillig ein solches schweres Opfer brachten. Und nun würden es auch Floras Eltern bringen.

Flora sah das Zaudern und den Kampf, der in ihrer Mutter tobte. Auch wenn sie ebenso mit sich kämpfte und von Angst ergriffen war, wollte sie ihrer Mutter dennoch Kraft geben. Sie sagte sich, dass es keinen anderen Weg gibt und das es ein guter Preis war, wenn ihre Familie dadurch weiterleben durften.

Flora ergriff die Hände ihre Mutter und drückte sie. Blickte sie an und sagte ihr ohne ein Wort, dass alles gut wäre. Dass sie sich keine Sorgen machen müsste. Ihre Mutter konnte dies jedoch nicht trösten. Mit einem heftigen Schluchzen schlug sie die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Wandte sich ab und schüttelte den Kopf. „Mutter…bitte, mach es nicht noch schwerer!“, bat sie sie mit erstickter Stimme und kämpfte nun auch mit den Tränen. Wieder schüttelte ihre Mutter den Kopf. Flora ging zu ihr und umarmte sie. Ihre Mutter tat es ihr gleich. Beide fühlten sich hilflos. Ihre Mutter, weil sie ihr Kind nicht schützen konnte und Flora, weil sie nicht wusste, wie sie die Pein ihrer Mutter lindern konnte.

Floras Vater trat ins Zimmer und sah die beiden Frauen eng miteinander umschlungen. Auch für ihn war es schwer. Aber wie auch seiner Frau, waren ihm die Hände gebunden.

Ein Gefühl von Taubheit ergriff ihn. Machte es ihm schwer zu atmen. Seine Hände begannen zu zittern. Um dieses Zittern zu unterdrücken, verschränkte er die Arme vor der Brust und krallte seine Finger in die Ärmel seines Hemdes. „Das ist nicht richtig!“, dachte er finster. Doch er konnte auch nichts dagegen tun. Und es würde nicht lange dauern, bis es an der Tür klopfte und die Dörfler nach dem Opfer verlangten.

Am liebsten hätte er sie zum Teufel gejagt und die Tür verschlossen. Aber wenn er es versuchen würde, würde sie mit Sicherheit mit Gewalt eindringen und sie aus dem Haus schleifen. Womöglich würden sie sogar ihnen was antun.

Er traute ihnen einiges zu, wenn es darum ging, ihre eigene Haut zu retten. Elende Feiglinge!

Mit schwerem Herzen ging er zu seiner Frau und seiner Tochter. Umarmte sie. Drückte beide fest an sich. Versuchten den Moment lange genug zu halten. Lange blieben sie so stehen. Irgendwann lösten sie sich voneinander. Blickten sich noch einmal. Ihr Vater sah sie mit einem Blick an, der sie fragte, ob sie bereit war. Flora straffte die Schultern. Wollte ihre Angst nicht zeigen. Besonders nicht diesen Menschen, die draußen warteten und nur wenig bis gar keine Anteilnahme zeigten. Sondern froh waren, dass es sie nicht getroffen hatte.

Wenn ein Mädchen vor Flora erwählt wurde, hatten Renes Eltern die Familie getröstet. Sie meinten es ernst. Konnten nach empfinden, wie sich die Eltern der Mädchen fühlten.

Aber jetzt wo es sie nun selbst traf, war sich Flora sicher, dass das Mitgefühl der Dorfbewohner nur gespielt war und die Erleichterung, dass sie verschont wurden, verbarg.

Nein.

Sie würde in Gegenwart dieser Heuchler keine Angst zeigen. Würde sie nicht beachten. Nur ihre Familie vor sich sehen und ihnen zeigen, dass sie stark war.

Ihnen damit auch die Stärke geben, um den Kummer, durchzustehen, der sie ereilen würde.

Sie schaute noch einmal in die Gesichter ihrer Eltern. Runzelte dann die Stirn. „Wo ist Rene?“, fragte sie ein wenig verletzt. Sie hatte gedacht, dass ihr Bruder der erste werden würde, um sich von ihr zu verabschieden. Oder zumindest die letzten Minuten, in denen sie sich noch sahen, nutzte. Aber den ganzen Tag schon hatte sich Rene ferngehalten und sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Offenbar traf es ihn am schwersten, zumal er wusste, was sie erwartete. Einerseits konnte sie es verstehen, aber sie hatte auch gehofft, ihn ein letztes Mal zu sehen.

Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter wurde noch trauriger und sie schüttelte den Kopf. Flora verstand und war nun auch den Tränen nahe. Doch sie unterdrückte sie. Zu weinen würde nichts bringen. Auch wenn es schmerzte.

Sie nickte erneut. Und es war ein endgültiges.
 

Als sie aus die Haustür raustraten, stand der Vater bereits vor ihnen. Die Hände um eine Bibel geklammert. Er schaute betroffen zu Boden. Sah sie nicht an. Wie oft hatte er schon junge Mädchen bei ihrem Todesmarsch begleitet und musste den Eltern seelischen Beistand leisten?

Flora hatte irgendwie Mitleid mit ihm. Als er sie dennoch ansah und sich ihre Blicke trafen, sah Flora darin Bedauern. Ehrliches Bedauern. Sie lächelte zaghaft. Gab ihm dann mit einem Nicken dann zu verstehen, dass sie bereit war.

Der Pfarrer nickte ebenso und ging vor raus. Flora folgte ihm. Dann ihre Eltern. Ihre Großmutter gesellte sich zu und lief neben sie. Legte ihr den Arm um die Schulter. Ihr Vater stützte ihre Mutter und versuchte sie zu beruhigen.

Wie zu erwarten war, hatten die Bewohner des Dorfes eine Gasse gebildet, die von dem Haus ihrer Eltern zum Rand des Dorfes führte. Als gäbe es nur diesen einen Weg. Trotz dass die Dämmerung eingesetzt hatte und die Sonne ihre letzten Strahlen hinunterwarf, hielten einige Fackeln empor, die ihr Licht auf das Geschehen warfen und für ein unheimliches und bedrückendes Schattenspiel sorgten. Niemand sprach nur ein Wort. Nur das leise Gebet, was der Pfarrer sprach, war zu hören.

Hin und wieder schaute Flora in die einzelnen Gesichter. Doch kam dass sie jemanden ansah, wandte er den Blick an. Schaute entweder zu Boden oder grub das Gesicht in die Hände.

Doch sie suchte nicht nach Beistand in den Gesichtern. Sondern eigentlich nach Rene, der sich doch vielleicht unter die Menschenmenge gemischt hatte. Wenn er schon nicht in ihrem Elternhaus von ihr Abschied nehmen wollte, dann hatte sie immerhin gehofft, dass er es jetzt tat. Und auch wenn es nur ein Blick war. Mit einer Geste. Aber so angestrengt sie auch die Reihen absuchte, sie fand ihren Bruder nicht.

Dafür aber traf ihr Blick den des Schmiedesohnes. Jaque!

Flora blieb für einen Moment stehen. Blickte zu ihm hinüber und in diesem Moment schien die Zeit stehen zu bleiben. Schaute zu ihm hinüber und vergaß alles um sich herum.

Keiner sagte was, aber es reichten auch nur ihre Blicke.

Es gab so vieles, was sie ihm sagen wollte und doch nun niemals mehr die Gelegenheit dafür bekommen würde. Ein kleiner Teil in ihr trauerte darum. Aber sie sah ihn auch als gerettet, wenn sie in den Wald ging.

Ihr war bewusst, dass die Anwesenden merken würden, welch zartes Band sich zwischen sie entwickelt hatte, je länger sie sich ansahen und sicherlich würde man darüber reden.

Aber das war Flora egal.

Sie wollte nicht aus dieser Welt scheiden, bevor sie Jaque gezeigt hatte, dass sie genauso fühlte wie er. Sie hatte schon immer gewusst, dass er Gefühle für sie hatte und wollte ihn auch nicht drängen, sie ihr zu offenbaren. Sie wollte ihm Zeit lassen. Ihr erging es nicht anders. Er war lieb und freundlich. Zuvorkommend. Auch wenn er manchmal einen barschen Ton an sich hatte, aber sie wusste, dass er ein guter Mensch war und dass er für sie da sein würde.

Flora lächelte ihn an. Es war ein tröstendes und liebevolles Lächeln. Eines, was sie ihm oft geschenkt hatte, wenn sie unter sich waren und sie keiner sah. In Jaques Augen schimmerten Tränen und es brach Flora das Herz. Am liebsten hätte sie alles getan, um zu ihm zu gehen, die Tränen weg zu wischen und ihm zu küssen. Ihm alles zusagen, was ihr gerade durch den Kopf ging. Aber das konnte sie nicht. Nicht mehr.

Sie spürte schon die Hand ihres Vaters, der sie mit sanftem Druck nach vorne schob. Die Zeit drängte. Aber sie nahm sich dennoch Zeit, öffnete den Mund und formte mit den Lippen:„ Ich liebe dich!“

Jaque presste die Lippen aufeinander. Das Schimmern in seinen Augen wurde stärker und er blinzelte die Tränen weg. Öffnete dann auch den Mund und erwiderte tonlos:„ Ich dich auch!“

Floras Gesicht hellte sich auf. Schenkte Jaque noch einen letzten, langen Blick. Dann ging sie weiter.
 

Nur wenige Dörfler erklärten sich freiwillig bereit, die kleine Familie zu begleiten. Die Angst sah man ihnen deutlich in ihren Gesichtern an, als sie den Hang hinauf und zum Wald liefen. Als sie schließlich einer nach dem anderen eintauchten, war es, als wären sie von einem schwarzen Ungeheuer verschluckt worden. Die Fackeln reichten kaum aus, die Dunkelheit, die nach Einbruch im Wald herrschte, zu erhellen. Zuckten und tanzten unruhig, als würden sie die Gefahr spüren, die auf die Menschen lauerte. Warfen dabei bizarre Schatten auf die Bäume und den Schnee, der an einigen Stellen meterhoch war und verlieh dem Ganzen etwas Gespenstisches. Flora schauderte, als sie nun auch die bedrückende und unheilvolle Präsenz des Waldes spürte und verstand nun, wieso Rene so voller Angst war, nachdem er ihr von seinem kurzen Besuch in diesem erzählte. Sie konnte die Bedrohung förmlich körperlich spüren. Es war wie eine unsichtbare Macht, die sich gegen sie stemmte und sie zugleich immer stärker an sie zog. Sie glaubte sogar in der Dunkelheit etwas huschen zu sehen. Konnte spüren, wie tausend oder mehr Augen auf sie gerichtet waren und jeden ihrer Schritte beobachteten.

Doch sie versuchte ruhig zu bleiben. Schaute zu ihren Eltern, die ebenso diese Kraft spürten. Die Männer warfen sich immer wieder nervöse Blicke zu und das Gebet, was der Priester aufsagte wurde immer lauter und er war bemüht seine Stimme fest klingen zu lassen.

Aber Flora konnte das Zittern darin hören. Sie spürte die Angst. Aber vielleicht war es auch ihre eigene.

Tapfer marschierten sie weiter, bis sie auf eine Lichtung kamen, auf der ein Holzpfahl in den Boden getrieben war und dem Seile hingen. Flora durchfuhr es eiskalt. Man würde sie an diesen Pfahl fesseln. Sie praktisch wie auf dem Silbertablett servieren. Erst als sie auf der Lichtung stand und zum Pfahl blickte, wurde sie sich ihres Schicksals wirklich bewusst und sie spürte, wie ihre Entschlossenheit langsam zu bröckeln begann. Etwas in ihr schrie danach, sich dagegen zu wehren. Sich um zu drehen und fort zu laufen.

Aber dann würde das Ungeheuer sie alle holen. Es gab keinen Ausweg!

Wie betäubt, als würde sie gar nicht wirklich da sein, ließ sie sich an den Pfahl führen und an ihn fesseln. Den Blick starr nachvorne gerichtet. Nur dumpf hörte sie das nächste Gebet, was der Pfarrer nun ansprach und spürte, wie ihr Körper zu zittern begann. Trotz der beißenden Kälte, war ihr heiß und das einzige Gefühl, was sie nun erfüllte, war Angst. Todesangst!

Die Minuten dehnten sich zu Stunden, in denen ihre Eltern sich zum letzten Mal von ihr verabschieden wollten. Ihre Mutter umfasste ihr Gesicht zärtlich mit den Händen und drückte ihr mit bebenden Lippen einen Kuss auf die Stirn. Ihr Vater hingegen legte seine Arme, so gut es ging, um sie. Er sagte nichts. Aber das brauchte er auch nicht, da Flora wusste, was in ihm vorging.

Dann trat der Pfarrer vor sie und machte mit seiner Hand das Kreuzzeichen, um sein Schlussgebet damit zu beenden und Flora den Weg in das Licht zu weisen. Flora beobachtete dies wie aus weiter Ferne. Ihr Körper fühlte sich bereits tot an und in ihren Ohren rauschte es. Ihr Kopf war wie leer gefegt, zu keinem Gedanken fähig.

Ihrer Mutter fiel es mal zu al schwerer zu gehen, je länger sie auf der Lichtung verweilten. Irgendwann hielt es ihr Mann für das Beste, wenn sie jetzt gingen. Mit sanfter Bestimmtheit, legte er seiner Frau die Hände auf die Schultern und schob vor sich her.

Unfähig den Blick von ihrer Tochter zu nehmen, ließ sie es zu. Aber in ihren Augen stand deutlich, dass sie es nicht konnte. Sie wollte sie hier nicht allein lassen.

Schließlich nahm ihr Mann sie etwas fester an den Schultern und zwang sie nun weiter zu gehen. Flora sah ihnen nach. Sah wie erst die Männer, dann ihre Eltern und schließlich der Pfarrer verschwanden. Als die letzte Fackel die Lichtung verließ und die Dunkelheit wieder die Herrschaft über die Lichtung zurückerhielt, hatte Flora das Gefühl, ganz allein zu sein und doch spürte sie, dass außer ihr noch jemand oder noch etwas hier war. Was sie belauerte. Sie sich holen würde. Flora blickte sich um. Suchte nach dem, was sich vor ihr verbirgt.

Aber es blieb ihr verborgen. Sie konnte es höchstens hören. Ein huschendes Geräusch, wie von Pfoten oder Schritten, die durch den Schnee glitten. Das Rauschen von Atem, der durch die Blätter strich Oder war das der Wind?

Wolken jagten wie Geister über den Mond, verdunkelten ihn für einen kurzen Moment und entließen ihn dann aus ihrer Gewalt.

Floras Herz begann zu rasen und ihre Angst wuchs mit jedem Mal immer mehr, wenn eine Wolke erneut den Mond verdeckte. Sie fürchtete das, sobald es wieder hell wurde, sich das Ungeheuer zeigte. Aber nichts dergleichen passierte.

Machte es sich etwa einen Spaß daraus, sie zu ängstigen?

Fast schon wollte sie es anschreien. Aber da hörte sie etwas hinter sich durch den Schnee schleichen und ihr Atem stockte. Sie wusste, was da hinter ihr herschlich, aber sie versuchte dennoch den Kopf zu drehen, um etwas zu sehen. Doch die Fesseln ließen dies nicht zu. Schnitten sich in ihre Haut. Da tauchte neben ihr ein Schatten auf, der langsam näher kam und Flora konnte den Wunsch vor Angst zu schreien nicht unterdrücken.

Aber bevor sie den Mund aufmachen konnte, um nur einen Laut von sich zu geben, presste sich von hinten eine Hand auf ihren Mund und erstickte ihren Schrei. „Schhhht…sei still!“, zischte eine Stimme dicht an ihrem Ohr und Floras Herz setzte einen Schlag aus.

Diese Stimme…!

„Ich nehme meine Hand weg. Kein Laut!“, sagte Rene leise. „Verstanden!“

Flora nickte und ihr Bruder nahm die Hand von ihrem Mund. Trat dann neben sie. Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. Und Flora erging es nicht anders. Aber dann wurde sie wieder ernst und besorgt. „Was machst du hier?“, fragte sie aufgebracht. Schaute sich dann nervös um. Wie war er hierhergekommen?

Und vor allem, was machte er hier?

„Ich lasse nicht zu, dass dich dieses Ungeheuer bekommt!“, sagte Rene und machte sich sogleich an ihren Fesseln zu schaffen. Holte ein Messer hervor und begann damit die Stricke zu durchtrennen. „Rene…was?“, kam es stockend von ihr.

Rene arbeitete wie wild an den Fesseln und es schien so, als würden die Seile nicht nachgeben wollen. Es dauerte, ehe der erste Strick nachgab und mit einem lauten Knall riss. „Wie kommst du überhaupt hierher?“, fragte sie dann. „Ich bin Euch gefolgt!“

„Aber wie…?“

„Das spielt doch jetzt keine Rolle. Ich muss dich von hier wegschaffen, bevor dieses Monster kommt!“, sagte Rene und durchtrennte noch die letzten Stricke. Flora zu verwirrt, als das sie etwas sagen konnte. Rene zog sie von dem Pfahl weg und drückte ihr etwas an die Brust. „Hier zieh dir die Hose an und dann klettere hoch zu dem Baum da!“, sagte Rene hastig und deutete auf den besagten Baum. Flora setzte zu einer Antwort an, da aber drang das Heulen von Wölfen an sie heran und beide zuckten zusammen. „Los, mach schon!“, drängte nun Rene und Flora machte, dass sie die Hose anzog. Rene atmete etwas erleichtert auf und schob sie dann zudem Baum. „Was ist mit dir?“, fragte sie und schaute sich um. Noch war nichts von Wölfen zu sehen. Rene folgte ihrem Blick. „Ich werde schon klarkommen. Klettere hoch und komm nicht runter, ehe ich es sage!“

Flora wollte widersprechen, aber Ren erhob die Hand und verschränkte dann seine Finger ineinander, damit sie so nach oben klettern konnte. Flora zögerte noch einen Moment, dann aber fügte sie sich und setzte ihre Fuß auf die angebotenen Finger. Rene hievte sie hoch und Flora kletterte hoch. Suchte nach einem geeigneten Ast und setzte sich dann darauf. Blickte gespannt und auch nervös hinunter. Rene schien es ebenso ergehen. Immer wieder schaute er sich um. Vergewisserte sich ebenso oft, dass der Dolch in der Innentasche seines Mantels war und er ihn schnell genug rausholen konnte. Das Metall gab ihm ein Gefühl von Zuversicht, aber auch Sicherheit. Während seine Eltern sich von Flora verabschiedet hatten, hatte er immer wieder in seinem Kopf das Kommende abgespielt und sich überlegt, wie er das Monster am besten überrumpeln konnte. Er wollte sie in Sicherheit wiegen, so tun als würde er schutzlos sein und dann im entscheidendem Moment zu schlagen.

Ein schneller und fester Stich. Mehr würde es nicht brauchen.

Fast schon wurde er ungeduldig, mahnte sich aber ruhig zu bleiben. Er durfte jetzt keinen Fehler machen.

Aber er fragte sich auch, warum dieser Dämon nicht erschien. Hatte er etwa geahnt, was ihn erwartete?

Rene hoffte es nicht. Wie um seine Hoffnung nicht zu enttäuschen, hörte er wieder das Heulen. Dieses Mal klang es näher und Rene lief es kalt den Rücken hinunter. Wachsam schaute er sich in der Lichtung um.

Suchte nach Anzeichen von Wölfen, die sich hinter den Bäumen verbargen. Doch weder das verräterischer Aufblitzen ihrer Augen war zu sehen, noch ein Hecheln zu hören.

Hatte er sich geirrt?

Haben seine überreizten Sinne einen Streich gespielt?

Eine Wolke schob sich langsam vor den Mond und tauchte die Lichtung in Dunkelheit. Rene schnappte nach Luft. Es war als habe man eine Decke über den Wald gelegt, die alles erstickte. Sogar der Wind ebbte ab und es blieb nichts weiter als Stille. Nur das Wummern seines Herzen konnte er noch hören und schaute sich nun nervös um. Doch egal wie sehr er sich bemühte. Seine Augen konnten die Dunkelheit nicht durchdringen. Die Wölfe jedoch schon. Für sie war es ein leichtes, ihn in dieser Finsternis zu sehen und sicherlich genauso leicht, ihn an zufallen. In dieser unheimlichen Stille vernahm Rene ein Huschen von hinten und drehte sich schnell um. Aber nichts war da!

Fast hätte er den Dolch herausgezogen und sich womöglich verraten. Aber im letzten Moment konnte er dies verhindern. Unruhig schaute er sich um. Dann hoch zum Mond, der sich quälend langsam hinter der Wolkendecke vorschob. Es kam ihm vor, als würde die Zeit zäh wie Gummi sich dahinziehen und er trieb innerlich die Wolke an, schneller vorbei zu ziehen. Es war kindisch, aber diese Dunkelheit war mehr als nur bedrückend. Sie raubte ihm den Atem und machte ihn wahnsinnig vor Angst.

Als dann endlich der Mond wieder zum Vorschein kam, atmete er erleichtert auf. „Rene!“, rief Flora alarmierend und deutete an eine Stelle vor Rene. Rene folgte ihrem ausgestreckten Finger und erstarrte. Auch wenn es dunkel war und er nichts sehen konnte, hätte er sie hören sollen.

Aber sie waren so lautlos gekommen, dass Rene sie für Geister gehalten hätte. Als er jedoch das bedrohliche Funkeln in ihren Augen sah und das tiefe Knurren, wusste er, dass sie wirklich waren.

Rene zählte sie. Es waren zwanzig. Zwanzig Wölfe, die einen Kreis um ihn gebildet hatten und ihn nun ansahen, als würden sie sich gleich auf ihn stürzen wollen. Rene biss sich auf die Unterlippe und ihm brach kalter Schweiß aus. Mit einem Male wurde ihm bewusst, dass er sich überschätzt hatte. Niemals könnte er so viele Wölfe auf einmal besiegen. Geschweige denn überhaupt welche.

Und wenn er schon bei normalen Wölfen keine Chance hatte, wie sollte er denn gegen einen Wolfsdämon ankommen?

Was hatte er sich nur dabei gedacht?

Aber zurück konnte er nicht mehr. Rene wagte einen Blick zu dem Rand der Lichtung, der sich nur wenige Zentimeter hinter den Wölfen befand und dachte darüber nach, ob er es bis dahin schaffen würde, wenn er schnell genug war. Er müsste sie nur weglocken, damit Flora vom runterklettern und dann ins Dorf rennen konnte. Doch er verwarf den Gedanken wieder. Die Wölfe würden ihn zu Boden reißen, noch bevor er die Bäume erreichen konnte. Und sicherlich würden sie sich dann auf die Jagd nach Flora machen.

Das einzige, was er tun konnte, war stehen zu bleiben und zu hoffen, dass seine Eltern seine Abwesenheit merken würden, um daraufhin mit einigen Männern wieder in den Wald zu gehen und sie holen würden. Vielleicht war es dann für ihn zu spät, aber dann würde Flora verschont bleiben.

Plötzlich drehten sich einige Wölfe herum, schauten hinter sich in den Wald, aus dem etwas heraustrat. Rene spannte sich an. Erwartete dass der Wolfsdämon nun auf die Lichtung trat, doch statt das Stampfen von Pfoten, hörte er das Knirschen von Schritten und wenige Minuten später trat ein hochgewachsener Mann die Lichtung. Es verschlug Rene den Atem.

Mit allem hatte er gerechnet. Aber damit nicht.

Mit ruhigen Schritten trat der Mann auf die Lichtung, hielt jedoch den Blick unentwegt auf Rene gerichtet. Als einer der Wölfe zu ihm hochschaute und tief knurrte, legte er nur die Hand auf den Kopf des Tieres und es wurde wieder ruhig.

Rene sah ihn sich genauer an. Er hatte ein schmales, feingeschnittenes Gesicht, das vom langen, rabenschwarzen Haar umrahmt wurde. Eine gerade schmale Nase und ebenso schalle, aber wohlgeformte Lippen. Strahlendblaue Augen blickten zu ihm und schienen ihn von oben bis unten zu mustern. Rene konnte es deutlich spüren und er trat etwas unwohl zumute zurück. Versuchte sich nichts anmerken zu lassen und sah ihn sich weiter an.

Er musste zugeben, dass dieser Fremde gut aussah. Er hatte etwas Geheimnisvolles, Düsteres und anziehendes an sich. Aber auch etwas, was einen davor warnte, ihn zu unterschätzen.

Gekleidet war er in einem bodenlangen Mantel aus weißem Fell, mit einem Pelzkragen.

Wer auch immer er auch war. Jemand aus einem anderen Dorf konnte er nicht sein. Das nächste Dorf war mehrere Tage von hier entfernt. Ein einfacher Bauer war er auch aber nicht, dafür war er zu gut gekleidet.

Rene ließ nun den Blick über den Kreis der Wölfe wandern und sah, wie sie demütig dastanden und sich nicht rührten. Das wilde Funkeln in ihre gelben Augen war verschwunden und etwas wie Gehorsamkeit war darin zu lese. Rene war verwirrt, aber dann stieg in ihm eine ungute Ahnung auf.

Seine Gedanken überschlugen sich.

Konnte es sein, dass dieser Mann der Wolfsprinz war?

Rene wollte es zuerst nicht glauben, aber als er sah wie gelassen er dastand und keine Angst vor den Wölfen hatte. Sogar einige streichelte, wusste Rene, dass er wirklich derjenige war, um den sich diese ganzen Geschichten rankten.

Augenblicklich wurde seine Kehle trocken und er spürte, wie seine Knie weich wurden. Wo er schon vorher daran gezweifelt hatte, sich gegen die Wölfe wehren zu können und seine Chancen schwinden sah, wurden diese nun vollends zerstört. Seine Hand tastete wieder nach dem Dolch und umfasste ihn fester als zuvor.

Da erst schien der Wolfsprinz wieder seine ganze Aufmerksamkeit Rene zu schenken.

Lauernd und auch irgendwie erstaunt sah er ihn wieder an.

Legte den Kopf erst auf die linke, dann auf die rechte Seite. Als schien er über etwas nachzudenken.

Rene fühlte sich mal zu mal unwohler, während er ihn so betrachtete. Ihm kam es vor, als würde er darüber nachsinnen, wie er ihn am besten in seine Einzelteile zerlegen sollte.

Da huschte ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen, als hätte er sein Unbehagen gespürt. „Kann sein das ich mich irre, aber…sollte es nicht deine Schwester sein, die hier stehen sollte?“

Seine Stimme klang wie Eis. Kalt und schneidend. Ein enormer Kontrast zu seinem engelsgleichen Antlitz. Rene schauderte. Täuschte er sich und war da ein Knurren aus seiner Kehle zu hören?

Trotz dass sein Gegenüber es wohl wie eine Frage klingen lassen wollte, hörte Rene deutlich einen drohenden Unterton darin. Und er konnte nun nachvollziehen, wieso die anderen solch eine Angst vor ihm hatten und es nicht wagte, sich ihm entgegen zu stellen. Obwohl er lächelte, sah Rene das gefährliche Blitzen in seinen Augen, wie zuvor bei den Wölfen. Das verräterischer Anzeichen, dass er zuschlug, wenn man es nicht erwartete.

„Ich…ich bin an ihrer Stelle hier!“, sprach Rene weiter und kämpfte gegen das Zittern in seiner Stimme.

„So?“, fragte der Wolfsprinz und hob eine Braue. Einer der Wölfe knurrte wieder und sah Rene an, als wolle er ihn gleich anfallen. Hatte er etwa das Eisen des Dolches gewittert?

Sofort machte er einen Schritt zurück.

Der Wolfsprinz hingegen hob nur die Hand. Gebot dem Wolf, sich zurück zu halten. Sah ihn mit einem stummen Befehl an, dann wandte er sich wieder Rene zu und das Lächeln war verschwunden. Nun lag ein prüfender Ausdruck darin. Aber auch warnend. „Du weißt sicherlich, dass schon einige versucht haben, mich zu hintergehen und auch was aus ihnen wurde?“

Rene schluckte. Und wie er das wusste. Aber er hütete sich davor seine Angst offen zu zeigen.

„Das weiß ich auch. Ich habe nicht vor, dich zu hintergehen. Darauf gebe ich mein Wort!“, sagte Rene und straffte die Schultern.

Nochmals maß der Wolfsprinz ihn einem ernsten Blick. „Du bist der erste, der den Platz mit einem der Mädchen tauschen will. Freiwillig, wohl gemerkt. Da frage ich mich, wieso…?“

In Rene stieg kurz Ärger auf. War das so verwunderlich, wenn er einen nahestehenden Menschen schützen und sich somit opfern will?

Fast schon wollte er diese Frage lautsprechen, aber dann erinnerte er sich daran, dass er etwas anderes vorhatte. „Ich liebe nun mal meine Schwester. Ich würde alles für sie tun, wenn es sie und meine Eltern rettet!“, sagte er stattdessen, da dies auch der Wahrheit entsprach.

„So? Auch für sie sterben?“, fragte der Wolfsprinz bohrend und der Blick seiner eisblauen Augen schienen bis tief in Renes Seele zu blicken. Er konnte deutlich spüren, wie die Kälte, die in ihnen lag, sich durch seinen Körper bahnte und seinen Geist berührte.

Rene zuckte etwas zusammen.

„Wenn es sein muss!“, sagte er mit schwacher Stimme. Du bist der einzige, der sterben wird, dachte er hingegen mit einer Spur von Groll und seine Hand schloss sich so fest um den Dolch.

„Wie wirst du mich töten?“, fragte er dann schließlich, wobei ihm bei dieser Frage übel wurde. Eigentlich wollte er es nicht wissen, aber er musste Zeit gewinnen. Der Wolfsprinz trat nun näher. Ohne Blick nicht von Renes Gesicht nehmend. Ren wäre eigentlich vor ihm zurück gewichen, mit jedem Schritt den der Wolfsprinz auf ihn zu machte. Aber er zwang sich stehen zu bleiben und ruhig zu bleiben. Die Wölfe beobachteten sie beide ganz genau. Aber Rene spürte, dass ihre Blicke hauptsächlich auf ihn gerichtet waren und er versuchte die Drohung nicht darin zu beachten.

Nur einen Schritt blieb der Wolfsprinz vor ihm stehen und die Kälte, die von ihm ausging, war nun noch unerträglicher. Ebenso der Blick, der in diesen Augen lag. Diese eiskalten, blauen Augen.

Rene kamen sie bekannt vor. Er hatte sie schon einmal gesehen. Doch ihm wollte nicht einfallen wo. Dabei hatten sie sich so tief in seine Erinnerung gegraben, dass er immer noch von ihnen träumte, wenn er geglaubt…gehofft hatte, sie vergessen zu haben.

Und dann durchfuhr es ihn wie einen Hammerschlag, bis ins Mark.

Es waren die gleichen Augen, die ihn aus dem Spiegel angeblickt hatten!

Nun wich er doch zurück.

Dem Prinzen entging das nicht. „Hast du Angst?“, fragte er und fast glaubte Rene, einen tröstenden Ton in seinen Worten zu hören. So als würde er ein verängstigtes Kind trösten wollen. Aber war dieses Ungeheuer dazu fähig, oder war das nur Fassade?

Rene wollte nicht darüber nachdenken, geschweigen denn sich davon einwickeln lassen. Für ihn stand fest: Er würde diesem Ungeheuer das Handwerk legen!

„Ein wenig!“, flunkerte er daher, weil er ihn im Glauben lassen wollte, es leicht bei ihm zu haben.

„Brauchst du nicht. Es wird sehr schnell gehen!“, sagte der Wolfsprinz wieder, im gleichen sanften Ton und es klang schon wie ein Versprechen, das er nicht brechen würde.

Aber Rene wusste, dass er log. Jemand, der Jahr für Jahr eine Tochter nach der anderen holte und dem es gleich war, wie sehr die Angehörigen darunter litten, ihren Schmerz nicht teilte und von Rache getrieben war, konnte nicht anders als grausam sein. Da bin ich sicher, dachte Rene bitter und machte sich bereit.

Als der Wolfsprinz nun den letzten Schritt nachvorne machte, um das letzte bisschen Abstand zwischen sich und Rene zu überwinden, nutzte Rene dies und machte einen Satz nachvorne. Zog dabei den Dolch aus seiner Manteltasche und hielt ihn so hoch, sodass er genau auf das Herz des Wolfsprinzen zielte.

„Stirb Monster!“, schrie er und wollte den Dolch tief in die Brust des Prinzen stoße. Doch der Prinz wich blitzschnell aus. Zu schnell das Rene reagieren konnte. Dennoch setzte er nach. Renes Arm folgte seinem Kopf. Drehte sich dabei so schnell, dass er beinahe von seinem eigenen Schwung das Gleichgewicht verlor und im Schnee gelandet wäre. Er stolperte einige Schritte nachvorne, ehe er sein Gleichgewicht wiedergewann. Dabei bemerkte er nicht, wie der Dolch auf das Gesicht des Prinzen zielte und die Spitze der Klinge die Wange des Prinzen anritzte. Kaum das die Spitze des Dolches das Fleisch berührte, begann es zu zischen, wie Wasser auf einem zu heißen Stein. Der Wolfsprinz stieß einen wütenden Schmerzensschrei aus. Nun gab es für die Wölfe keinen Halt mehr. Um ihrem Herrn zu helfen sprangen sie nach vorne und stürzten sich auf Rene.

Rene schaffte es gerade noch die Arme hoch zu reißen, um sich zu schützen. Ansonsten hätten sie scharfen Reißzähne sogleich in sein Gesicht gegraben und es zerfetzt. Dafür aber griffen sie ihn am Rücken, Armen und Beinen an. Wie Dolche gruben sich ihre Zähne in seinen Mantel und seine Hose und in das darunter liegende Fleisch. Drohten es trotz der Kleidung in Fetzen zu reißen. Rene schrie. Trat und schlug um sich, um sich die Bestien vom Leibe zu halten. Doch egal wohin er auch schlug oder trat: Entweder wichen sie ihm ebenso blitzschnell aus, wie es der Wolfsprinz getan hatte, oder straften sein Handeln, in dem sie ihn bissen. Jeder Biss war, als würde er in eiskalte Splitter greifen und ließ ihn erneut aufschreien.

Schon spürte er warmes Blut über seine Hände, Arme und Beine fließen und auch wie er immer schwächer. Flora sah dies mit wachsender Angst. Sie wollte schon den Baum hinuntersteigen um ihrem Bruder zur Hilfe zu eilen, aber als sein Blick für einen kurzen Moment hochfuhr, schüttelte er den Kopf. Gab er so zu verstehen, da oben zu bleiben.

Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie sah, wie die Gegenwehr ihres Bruder immer schwächer wurde und der Schnee unter ihm sich mit seinem Blut, dass aus seinen Wunden floss, rot verfärbte.

Als Rene sich kaum noch rührte, zogen sich die Wölfe zurück. Bis auf einen. Den größeren des Rudels. Er schritt auf den schwachen Menschen, als habe er alle Zeit der Welt. Seine Augen funkelten voller Vorfreude, dass er diesen Menschen für seinen Frevel an seinem Herrn bestrafen wird und leckte sich über die Schnauze. Keiner der anderen Wölfe wagte es, sich ihm in den Weg zustellen. Sie wussten, dass es sein Privileg war.

Er würde den endgültigen Biss, der dem Jungen den Tod bringen würde, ausführen. Und damit die Strafe vollenden.

Trotz dass Rene den Wolf auf sich zukommen sah und alles in ihm danach schrie, weg zu laufen, konnte er es nicht. Mit dem Blut verließ ihn auch die Kraft seinen Körper und als er versuchte sich aufzurichten, zitterten seine Arme, ehe sie unter ihm wegbrachen. Ein Stöhnen drang aus seiner Kehle. Wirbelte den Schnee unter ihm. Seine Augenlider wurden schwer, doch er kämpfte dagegen an, dass sie zu fielen. Blickte unentwegt zu dem Wolf, der nun vor ihm stand und ihn fixierte. Die Zeit stand kurz still, in der sich Mensch und Wolf ansahen und Rene konnte deutlich den Zorn in diesen Wolfsaugen sehen. Komischerweise hatten diese Augen etwas Menschliches an sich. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein, in den letzten Minuten, die er noch lebte. Dennoch hatte er das Gefühl, als wollten ihm die Augen sagen:„ Dein Tod wäre wesentlich schneller und schmerzloser gewesen!“

Rene verstand und spürte so etwas wie Reue. Wollte etwas sagen.

Da öffnete der Wolf sein Maul und wollte seine Zähne in Renes Hals schlagen…

„Nein!“

Die Stimme hallte laut über die Lichtung und alles um sie herum verstummte. Die Wölfe, der Leitwolf und auch Rene drehten die Köpfe zu der Person, die ihre Stimme erhoben hatte und sahen zum Wolfsprinzen, der mit wütenden Augen und zusammengepressten Lippen auf sie zuging. Nein, zu Rene zuging. Der Leitwolf wich vor ihm zurück, wie es zuvor die anderen Wölfe getan hatten. Doch sein Blick blieb stets auf Rene geheftet, als er wartete er, dass sich der Mensch doch noch erheben würde. Rene versuchte vor dem Prinzen zurück zu weichen, doch er schaffte nur wenige Millimeter. Schon stand der Wolfsprinz über ihm. Mit einem ebenso wütenden und entschlossenen Blick wie der Wolf ihn hatte.

Renes Blick wanderte zu der Wange, die er mit dem Dolch verletzt hatte und sah den Schnitt, den er ihm zu gefügt hatte. Die Ränder waren getrötet und nässten. Darunter sah er das rote Fleisch schimmern. Fast schon wurde ihm übel bei diesem Anblick, aber er fühlte auch eine Spur von Genugtuung, dass er ihn immerhin etwas verletzten konnte. So sah er, dass er nicht unverwundbar war. Doch sicherlich würde seine Familie den Preis dafür zahlen.

Kälte erfasste ihn. War es der nahende Tod oder die Angst, seine Familie doch noch dem sicheren Tode überlassen zu haben, vermochte er nicht zu sagen. Vielleicht war es beides. Aber was spielte es schon für eine Rolle. Er würde gleich sein Leben verlieren.

Der Wolfsprinz blieb vor ihm stehen, schaute ihn eisig an und Rene rechnete damit, dass er ihn sogleich tötete. Stattdessen sank er in die Knie und griff nach Renes Kopf. Wie Stahlklauen gruben sich seine Finger in seine Haare und Kopfhaut und zog seinen Kopf hoch, sodass er ihn ansehen musste. Rene stöhnte auf. Wollte schreien, doch dazu fehlte ihm die Kraft. Er war kurz davor endgültig das Bewusstsein zu verlieren. Aber ein kleiner Teil in ihm wollte nicht in die gnädige Bewusstlosigkeit dahin gleiten. Ließ ihn hoch schauen und in diese kalten Augen blicken. Rene Atem zitterte und er hätte schwören können, dass sein Herz einen Schlag aussetzte. Da beugte sich der Wolfsprinz zu ihm hinunter und er spürte seinen Atem über seine Wange streichen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, was er schon gar nicht mehr für möglich gehalten hatte. „Ich sollte dich töten, für das was du vorhattest. Nichts anderes verdienst du. Du bist genauso verlogen, wie die, die es vor dir versucht haben!“, hörte er ihn dicht über seinen Ohr flüstern und sein Körper krampfte sich zusammen. „Aber ich werde Gnade vor Recht ergehen lassen. Unter einer Bedingung: Ich lasse deine Schwester am Leben. Dafür gibst du mir das deine. Bis der weiße Schleier endet. Bis dahin darfst du weiterleben. Solltest du aber auch nur ein Wort darüber verlieren, dann werde ich jeden deiner Familie töten und dich zwingen zu zusehen. Nimm meinen Vorschlag an, oder lasse es. Es liegt ganz bei dir!“

Jedes seiner Worte hallte in den Ohren Renes nach und sie verfehlten ihre grausame Wirkung nicht. Zugleich fragte er sich, wieso der Wolfsprinz ihn nicht sofort tötete, sondern ihm dieses Angebot machte. Seine Stimme gehorchte ihm nicht mehr, sodass seine Lippen nur das Wort: „Wieso?“, formte. Doch der Wolfsprinz beachtete dies nicht, sondern zog fester an seinen Haaren. „Entscheide dich! Mein Angebot währt nicht lange. Entweder stirbst du jetzt, vor den Augen deiner Schwester oder später…was wäre dir lieber!“, flüsterte er und Rene wünschte sich nun doch das Bewusstsein zu verlieren, denn so würde der Wolfsprinz nicht merken, wie ihn die Angst erfasste. Er wusste, dass Flora hier war?

Wusste er das die ganze Zeit und hatte er nur mit ihm gespielt?

Sein Blick glitt zu seiner Schwester, die sicher im Baum saß und wiederum zu ihm hinunter blickte. Obwohl er schwach war und kaum noch die Augen offen halten konnte, konnte er deutlich die Angst und das Entsetzen in ihrem Gesicht sehen. Wenn er hier, vor ihren Augen sein Leben aushauchte, würde sie sicherlich hinuntersteigen, um ihm zur Hilfe zu kommen und dabei selbst ihr Leben verlieren. Er wusste, dass der Wolfsprinz sie ebenso nicht verschonen würde. Als Strafe für sein Vergehen. Also war sein Angebot eigentlich nicht schlecht. Lieber wollte er noch ein Jahr leben und in Abgeschiedenheit sterben, als hier vor den Augen seiner Schwester. So nahm er das letzte bisschen Kraft zusammen und nickte.

Als Zustimmung für das Angebot.

Der Wolfsprinz nahm dies zur Kenntnis und ließ endlich Renes Kopf los. „Dann steht unser Handel!“, sagte er. „Und damit du es nicht vergisst!“

Mit diesen Worten griff er nun nach dem Ärmel seines linken Armes, riss ihn hoch und presste seine Hand auf die nackte Haut. Beißende Kälte bohrte sich in sein Fleisch, wie tausend Dolche. Rene gab ein schmerzhaftes Stöhnen von sich und glaubte sein Arm würde im eiskalten Feuer verbrennen. Der Schmerz war so groß, dass er den Mund öffnete und nun doch schrie. Es klang hohl und dumpf. Doch in Renes Ohren gellte er unerträglich, sodass er glaubte, taub zu werden. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, ehe es vorbei ging und die Kälte verschwand.

Als der Wolfsprinz seinen Arm losließ, richtete er sich auf und sah ihn noch einmal warnend an. Dann wandte er sich herum und wollte die Lichtung verlassen, doch da hielt er inne und drehte sich noch einmal zu Rene. Doch statt zu ihm, schaute er nun hinauf zu Flora und in seinen Augen funkelte es. Und obwohl er nichts sagte, wusste sie, was er ihr damit sagen wollte: Ein Wort und Ihr sterbt!

Dann ging er und ließ sie allein.

Als sich Flora sicher war, dass er und seine Wölfe verschwunden waren und nicht wiederkommen würde, kletterte sie schnell den Baum hinunter und rannte zu ihrem Bruder.

Rollte ihn auf den Rücken und beugte sich über ihn, um zu hören, ob er noch atmete. Er tat es, aber schwach.

Hilflos schaute sich Flora um. Was sollte sie tun?

Sollte sie ins Dorf rennen und Hilfe holen?

Aber würden nicht andere wilde Tiere kommen und ihn sich holen?

Vielleicht sollte sie ihn schultern und ins Dorf tragen. Aber reichten ihre Kräfte dafür aus?

Es war ein weiter Weg bis dorthin. Sie würde es nicht schaffen.

Aber was konnte sie tun, um ihren Bruder zu retten?

Sie blickte auf ihn nieder. Sah wie sich seine Lippen blau verfärbten und sein Gesicht immer blasser wurde. Ihnen blieb nicht viel Zeit. Nur was sollte sie tun?

Da wollte er sie retten und nun musste er selber sterben.

„Brüderchen!“, schluchzte sie und strich ihm über die Wange. Rene gab nur ein Stöhnen von sich. Seine Augenlider, die geschlossen waren, zitterten und sein Atem wurde immer schwächer.

Flora spürte, wie sein Körper immer kälter wurde und das Leben aus ihm wich. Heiße Tränen rannen ihr die Wangen hinunter. Sie legte sich mit ihrem Oberkörper auf ihn, in der Hoffnung, ihn doch irgendwie vor dem Tod zu bewahren und weinte immer bitterlicher.

Irgendwann erhellte der Schein einer Fackel das Dickicht des Waldes und drang immer weiter vor Lichtung. Als der Schein auf Flora fiel, schaute sie auf und glaubte, ihre Augen würden ihr einen grausamen Streich spielen. Doch als sie einige Male blinzelte, um den Schleier von Tränen vor ihren Augen auf zu lösen und die Stimmen ihrer Eltern erkannte, dankte sie dem Herren. „Mama! Papa!“, rief sie heiser und erhob sich. Stolperte zu ihren Eltern. Direkt in ihre Arme. Umarmte sie stürmisch, ebenso ihre Eltern.

„Flora, was…?“, brachte ihre Mutter nur hervor. Doch Flora schüttelte den Kopf. Gab ihr so zu verstehen, dass nicht die Zeit dafür war. Sie zeigte mit zitterndem Finger auf Rene, der im Schnee lag und ihre Mutter schlug entsetzt die Hände vor dem Mund.

Floras Vater vergeudete keine einzige Minute und befahl den Männern, ihm zu helfen, seinen Sohn ins Dorf zu bringen.
 

In den Bergen, die sogar noch den Wald überragten, stand ein Schloss. Es war aus dem Stein und Eis, das sie bedeckte, geschlagen und wirkte verlassen. Zahlreiche Türme und Zinnen regten sich in den Himmel und schienen sich in den tief hängenden Wolken zu verlieren.

Ebenso unzählige Brücken verbanden einen Turm mit dem anderen und fast jeder von ihnen besaß einen Balkon, dessen Brüstungen mit kunstvollen, ineinander verschlungenen Mustern geschmückt waren, die ein Überbleibsel aus alten Zeiten waren. Aus einigen der Fenster strahlte warmes Licht.

Das Herzstück des riesigen Schlosses aber war eine große Halle, mit einem Kuppeldach, das sich wie ein Bogen aus silbernem Licht vor der Dunkelheit der Berge erhob.

Die Fassade des Schlosses war mit spiegelglattem Eis überzogen und durch das darauf fallende Mondlicht wirkte es, als würde es von innen her leuchten. Es wäre schön anzusehen, wenn es nicht gefürchtet wäre, wie sein Besitzer.

Dieser stand auf einem der größeren Balkone, der einen Blick auf den Wald und das Dorf darunter gewährte. Er sah das Licht einzelner Fackeln, die sich erneut ihren Weg durch den Wald suchten und nach wenigen Minuten zurück ins Dorf glitten. Trotz der Entfernung konnte er sehen, wie einige der Dörfler eine Trage hielten, auf der sich der regungslose Körper des Jungen befand. Dick zu gedeckt mit Fellen.

Mandariels Augen wurden schmal und seine Finger tasteten nach dem Kratzer, den er ihm mit dem eisernen Dolch zugefügt hatte. Die Wunde pochte und brannte immer noch. Mit zusammen gepressten Lippen, holte er den Dolch aus seinem Gewand hervor und betrachtete ihn. Eigentlich hätte er ihn am liebsten weggeschmissen, sodass weder dieser Narr noch jemand anderes dessen habhaft wurde und einen weiteren Versuch, ihn zu töten unternehmen konnte. Aber er behielt ihn. Sagte sich, dass er diesen Dolch als stille Mahnung nehmen sollte. Dass jeder im Dorf, und sei er noch so harmlos an zusehen, ihn irgendwann hinterging.

Dabei wunderte er sich, woher dieser Junge das Wissen hatte, dass Eisen ihm schaden konnte. Von den Dörflern konnte er dies nicht haben. Er wusste um die Feigheit dieser Menschen und konnte sich nicht vorstellen, dass er einen von ihnen gefragt hatte.

Also blieben nur zwei Möglichkeiten. Entweder hatte dieser Narr einfach nur richtig geraten, oder er hatte es irgendwie rausbekommen.

Zwar wollte er sich darüber keine Gedanken machen. Was geschehen war, war geschehen. Aber dennoch interessierte es ihn ein wenig. Und er konnte nicht leugnen, dass er den Mut dieses Jungen irgendwie bewundernswert fand. Zwar haben es schon einige versucht aus ihm den Garaus zu machen. Seiner Schreckensherrschaft ein Ende zu machen, aber nie hatten sie es aus Liebe zu einem anderen getan. Er hatte es deutlich in ihren Augen gesehen. In den Augen des Jungen jedoch hatte er was ganz anderes gesehen.

Noch ehe er sich jedoch Gedanken darüber machen konnte, was es war, hörte er jemanden hinter sich sagen:„ Du hast ihn am Lebe gelassen? Wieso? Normalerweise hättest du ihn auf der Stelle getötet?“

Mandariel drehte sich nicht um. Er wusste auch so, wer da hinter ihm stand. Er hob nur die Schultern und steckte den Dolch vorsichtig in sein Gewand zurück. Eine Frau mittleren Alters trat neben ihn. Sie war, wie er in edle Stoffe und in einem Pelzmantel gekleidet und zog sich diesen enger um sich, als ein kalter Lufthauch aufkam. Ihr dunkles, langes Haar war mit Bändern zu zwei dicken Zöpfen zusammengebunden und ihre Stirn wurde von einem filigranen, silbernen Diadem geschmückt. Obwohl sie nicht mehr jung war, war sie immer noch schön und ihre Augen strahlten einen jugendlichen Glanz aus. Und aus diesen Augen sah sie ihn forschend an. „Wieso hast du ihn am Leben gelassen? Das ist doch sonst nicht deine Art?“, fragte sie neugierig. Noch immer sagte Mandariel nichts, sondern schaute mit finsterer Miene weiterhin hinunter ins Dorf. Irgendwann gab sie es auf und seufzte ergeben. Drehte sich um und wollte gehen, doch da sagte Mandariel:„ Weil ich ihn sowieso töten werde!“

„Und wieso nicht jetzt?“

„Ich lasse ihm noch genug Zeit, ehe ich mir sein Leben nehme!“, knurrte er unheilvoll und die Frau sah ihn unglücklich an. „Und wie lange gedenkst du ihm weiterzuleben?“

„Bis zum Ende des weißen Schleiers!“

„Und dann wirst du noch eine Tochter holen?“

„Du kennst die Antwort!“, kam es von Mandariel nun und die Frau schauderte. Und ob sie sie kannte.

Sie trat wieder neben ihm und legte beherzt die Hand auf seinen Arm. Drückte ihn. „Wie lange soll das noch gehen, Mandariel? Wann wirst du endlich aufhören, deine Rache an diesen Menschen zu nehmen?“, fragte sie verzweifelt. Mandariel schenkte ihr keinen Blick. Entriss ihr schroff seinen Arm. „Ich werde ihnen niemals vergeben. Sie sollen dafür büßen, was sie getan haben!“, sagte er kalt.

„Es ist schon so lange her…!“, wandte sie ein, doch Mandariel war für ihre gutgemeinten Worte taub. „Ich werde Ihnen niemals vergeben!“, sagte er noch einmal, dieses Mal in einem kalten, schneidenden Ton und machte ihr so klar, dass es nichts mehr zu diesem Thema zu sagen gab. Wie immer, wenn sie versuchte, ihn von seiner Rache ab zu bringen.

Mittlerweile müsste sie wissen, dass er sich nicht erweichen ließ. Dafür lag der Hass, den er auf die Dorfbewohner hatte, zu tief. Aber sie wusste auch, dass es irgendwann jemanden geben wird, der sich gegen ihn auflehnen wird. Dass es ein Jüngling geschafft hatte ihn zu verletzen, war erstaunlich und auch bewundernswert. Und es sollte ihm zeigen, dass sich nicht jeder vor ihm fürchtete. Mandariel aber schien auch das nicht sehen zu wollen, sondern wollte ihn strafen. Sie wollte noch etwas darauf erwidern, auch wenn sie wusste, dass er es nicht hören wollte. Dazu kam es aber nicht mehr, da er sich umdrehte und ging.

Lira sah ihm nach und seufzte. Schaute dann hinunter ins Dorf, in dem der Junge lebte. Im Gegensatz zu ihrem Sohn verspürte sie keinen Groll. Was ihr damals angetan wurde, war grausam gewesen, ja. Mehr als das. Und sie hatte auch diese Menschen verwünscht. Aber diese waren längst verstorben und ihre Nachkommen hatten keine Schuld an dem, was geschehen ist. Doch für Mandariel spielte dies keine Rolle. Er war so in seinem Zorn auf diese Menschen verbohrt, dass er keinen Unterschied zwischen Schuldige und Unschuldige machte. Und dieser Junge war unschuldig. Ebenso seine Schwester. Dennoch musste er sterben. Lira sah nun Mandariel nach. Auch wenn sie wusste, dass er sie nicht mehr hören konnte, fragte sie dennoch:„ Was würde dein Vater nur davon halten?“
 

Eigentlich wollte ich Euch einen Streich spielen, passend zum ersten April, in dem ich euch sage, dass ich die Fanfic erstmal aufs Eis lege. Habe mich aber dagegen entschieden, weil ich euch nicht ein Messer in den Rücken rammen wollte und weil Anime das neue Kapitel erst heute freigestellt hat...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  furaushi
2015-04-03T13:16:28+00:00 03.04.2015 15:16
Ich vermute mal man hat seinen vater getoetet? Aber warum will er dann die toechter - fragen ueber fragen....

das kapitel war wieder super geschrieben. All die szenen und emotionen♡ Flora und der schmied taten mir leid. Erst in diesem moment seine gefuehle offenbaren zu koennen ohne aussicht sich nochmal richtig zu verabschieden... aber vielleicht gibt es doch ein happyend zwischen den sanften riesen u der mutigen elfe ^^

Rene hatte wirklich glueck das mandariel ihn noch vor dem tot bewahrte. Das dies nur der fall war, weil rene seiner schwester helfen wollte ohne sich selbst der naechste zu sein glaube ich nicht. Das haben sicher vorher auch viele brueder, geliebte,.. vor seinen augen getan. - und es war ihm egal... xD in meinen augen war es sein tiefer allwissender instinkt, gepaart mit einem hauch schicksal welches ihn so handeln lies.. ♥♡

Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht. Wie der rat, der aelteste u die anderen buerger nun mit der rueckkehr von flora u dem , ich nenn es mal 'verfluchten' rene, reagieren. Was diesem letztendlich angetan wurde, und wie das leben weiter geht bis der naechste winter und das unvermeidbare naht....

ps

ich bin froh das du den aprilscherz nicht gemacht hast!!! Die story ist einfach zu fantastisch!♡

liebe gruesse und ein erholsames wochenende ^-^


Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
03.04.2015 17:14
Es freut mich immer, wenn meine FF oder jeder Kapitel gut ankommen. Das lässt mich weitermachen und den Spass am Schreiben nicht verlieren.


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