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At the end...

Red x Green
von

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Ich hatte meinen alten Herrn selten so erfreut gesehen. Er hatte sogar noch meinen Namen im Kopf, was beeindruckend war. Der alte Mann lachte so sehr, dass er beinah weinte, als er begann, die Kindheitsgeschichten von Red und mir zu erzählen. Leider waren sie nur für Daisy und ihn lustig, wir waren zu sehr damit beschäftigt, uns in Grund und Boden zu schämen, als dass wir hätten lachen können.
 

Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen. Ich war jetzt 19, so alt wie Red. Ich hatte studiert, und würde vielleicht auch einmal Professor werden. Aber nicht hier, Alabastia war mir zu klein. Jedoch schien alle Professoren etwas für kleine Häuseransammlungen zu haben, mir Ausnahme von Professor Platan, der in Illumina City ein beträchtliches Anwesen besaß. Was Red wohl vor hatte?
 

Es war Abend geworden, die Sonne war bereits untergegangen und es wurde Zeit, wieder nach Vertania City zurück zu gehen. Wir waren in Begriff, unsere Jacken anzuziehen, als mich meine große Schwester an Ärmel zurück zog. "Ich hab hier was für dich", wisperte sie mir zu, ehe sie mir einen Briefumschlag in die Hand drückte. Ich stockte. Was war das? Ich blickte den Umschlag an. Die wunderbar geschwungenen Lettern, die Daisys Namen bildeten, kamen mir bekannt vor.
 

Red. Es war Reds Schrift.
 

Ein heißer Stich aus purer Wut und Schmerz durchschoss mich. Ich fühlte, wie ich zu zittern begann, Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und das ebenmäßige weiße Papier zerknitterte unter meinen angespannten Fingern.
 

Was sollte das? Wie konnte er nur?! Mich endlos lange, drei Jahre hier unten versauern zu lassen, sich nicht mal zu melden, aber Stille Post mit Daisy konnte er spielen, oder was?! Was machte sie so wichtig, dass sie es wert war, Briefe von ihm zu bekommen?! Und was hatte ich getan, dass ich keine bekam? Das unzufriedene Knurren, das sich meine Kehle hinaufschleichen wollte, unterdrückte ich nur mit Wut.
 

Mein Blick wanderte zurück zu Daisy. In ihren Augen lag Verständnis und der Wunsch nach Vergebung. So verletzt hatte sie mich noch nie angesehen. Ich musste schlucken, da mein Hals unangenehm zu kratzen begonnen hatte. Meine Zähne mahlten aneinander, und ich konnte das Knirschen bis in meine Kopfhaut fühlen. Es verursachte mir Gänsehaut.

Eine kühle Hand auf meiner Schulter lenkte mich ab. Ich wirbelte herum, und sah in Reds Augen. Sie waren kalt. Meine Umwelt verschwamm, ich erkannte nur noch Red. Seine roten Augen, die Emotionslosigkeit, die... Gleichgültigkeit.
 

Als meine Faust seinen Kiefer traf, hörte ich nichts, sah nichts. Ich hörte Daisys Aufschrei nicht, ich sah das verschreckte Gesicht meines Opas nicht. Ich sah nur Red. Wie seine Augen sich weiteten, endlich Emotionen zeigten. ich sah, wie der Schmerz sichtbar wurde, wie seine blassen Lippen aufsprangen und von Blut besprenkelt wurden. Ich sah, wie sie seine Kappe hinab fiel, seine unordentlichen Haare den Weg zu seiner Stirn fanden. Und ich fühlte, wie sein Gesicht zur Seite ruckte. Und es hätte sich nicht besser anfühlen können.

Als er zurück stolperte, rannte ich an ihm vorbei, mich dafür schämend, dem Brennen in meinen Augen nachzugeben.
 

Die Luft war kühl, als ich auf Route eins rannte. Ich fühlte, wie die Kälte sich in meiner Haut fest biss, wie ein wild gewordenes Bissbark. Ich achtete nicht auf meine Schritte, noch konnte ich genau sehen, wohin ich lief, die Tränen versperrten mir alle Sicht. Ich vertrat mich mehrfach und knickte schließlich mit meinen rechten Fuß um. Der Schmerz, der mein Bein hinaufschoss, ließ mich aufjaulen, ehe ich in den Schnee fiel. Meine Jacke sog den schmelzenden Schnee unter mir auf, meine roten Hände bildeten ein wunderbares Ebenbild zum Schnee. Die Tränen, die meine Wangen verließen, tropften auf den Schnee hinab und hinterließen kleine Krater.
 

Ich ließ mich zur Seite fallen, mir war es egal, ob ich nun krank werden würde oder nicht. Es war einfach alles egal. Einfach alles. Ich schniefte, als ich beinah das Gefühl hatte, zu ersticken. Meine Hände brannten aufgrund der Kälte, sodass ich sie in meiner Jackentasche vergrub. Ich sog scharf Luft ein, als ich einen Fremdkörper in meiner linken Tasche verspürte. Schnell zog ich meine Hand wieder hervor, und betrachtete den kleinen Zettel. Ich hatte das Gefühl, ein Gewicht auf meiner Brust zu tragen, nachdem ich die Worte gelesen hatte. Sie

waren von Red.
 

Ich brauche dich.


 

Ich sprang auf und wirbelte herum. Ich hatte es gewusst. Keiner besaß einen so derart schneidenden Blick wie er. Mein Fuß schrie vor Schmerz auf, meine Kleidung war vollgesogen, meine Socken durchnässt.
 

Aber all das zählte nicht mehr, als ich zu Red rannte. So wie früher. Als ich mich so wie früher in seine Arme warf und er mich fest an sich drückte. Das Pochen seiner Wange war nebensächlich, so wie der lilafarbende Bluterguss, als ich sie mit meiner Hand umschloss. Das Blut schmeckte metallisch, als ich ihn küsste. Und seine Lippen waren rau, als er meinen Kuss erwiderte.
 

Hier standen wir also. In einer sternenklaren Nacht, auf der Route, mit der alles begonnen hatte. Ich, völlig durchnässt und mit einer todsicheren Erkältung, und er, blutig und mit blauen Flecken übersät. Aber es war perfekt.
 

Am Ende wurde es doch immer noch perfekt.



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