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Muzukashii Sekai

MiA x Meto / Tsuzuku x Meto
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und Kapitel 2! Ich dachte, wenn ich die Geschichte schon bis Act 21 durch habe, kann ich auch mal eben die ersten Kapitel hier on stellen. Komplett anzeigen

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[meto] Act 2

Ich hatte ihn einfach stehen lassen. Wild abgeknutscht und war dann abgehauen, in der Menge abgetaucht und raus.

Wieso?

Weil ich das immer so machte. Ich blieb nie länger als bis nach dem Kuss.

Eigentlich ziemlich gemein, oder?
 

Aber dieses Mal war etwas anders gewesen. Anders als sonst, wenn ich jemanden zum Knutschen abschleppte. Ich hatte genau zwei Dinge grundlegend anders gemacht.

Erstens hatte ich MiA einen Zettel zugesteckt, mit dem Ort, an dem er mich tagsüber finden konnte.

Und zweitens: „Meto MiA lieb“ So etwas hatte ich noch zu keinem anderen, den ich auf diese Weise abschleppte, gesagt. Noch nie mehr bei dieser Knutscherei empfunden. Den Typen, der mir nur als Ablenkung gedient hatte, schon am nächsten Tag wieder vergessen.

Doch MiA schwirrte mir immer noch im Kopf rum. Ich mochte ihn irgendwie. Irgendwie sehr. Komisch, wo ich ihn doch gar nicht kannte.
 

Mit dem Kopf voller Gedanken ging ich die viel befahrene Straße entlang, in Richtung des Akutagawa-Parks. Dort angekommen zog es mich jedoch nicht zu den Gruppen von Leuten, die ähnlich aussahen wie ich, und herumsaßen und quatschten, sondern zur Fußgängerbrücke am hinteren Ende des Parks. Dort war das Schlaflager der Straßenpunks und ich war auf der Suche nach meinem besten Freund, der meist hier übernachtete.
 

Schon von weitem erkannte ich seine schwarze Tasche, die seinen gesamten Besitz enthielt, und sah ihn im abgewetzten Schlafsack daneben liegen. Ich ging zu ihm, hockte mich hin und berührte ihn an der Schulter.

„He, Tsuzuku, schläfst du noch?“

Er brummte schlaftrunken und drehte sich zu mir um.

„…Meto? Morg’n.“
 

Es war etwa vier Tage her, seit wir uns zuletzt gesehen hatten und ich war sicher, dass er wieder noch ein wenig schmaler geworden war, noch weiter abgenommen hatte.

Ja, Tsuzuku war krank. Ziemlich schwer krank sogar. Er hatte Probleme mit dem Essen. Psychische. Entweder bekam er fast nichts runter, oder er aß zu viel und erbrach es wieder. Das nennt man Bulimie, oder?

Das ging schon so, seit ich ihn kannte. Und ich konnte fast nichts tun. Außer, ihn zu besuchen, ihm zuzuhören und ihm, so gut es eben ging, ein wenig von meiner Kraft abgeben versuchen. Doch ich wusste, dass das nicht reichte.
 

Deshalb zog ich am Wochenende los, durch die Clubs. Weil ich diese Hoffnungslosigkeit, meine Angst und Sorge um Tsuzuku irgendwie vergessen und abbauen musste. Ablenkung. Damit ich stark blieb, für mich und für ihn.
 

Neben seinem Schlafsack, hinter der schwarzen Tasche, standen Plastikbecher mit Instant-Ramen, alle noch verschlossen. Er aß sie meist trocken, ohne Suppenpulver und ohne heißes Wasser. Mit solchen Sachen hielt er sich am Leben, wenn das wenige Geld nicht für richtiges Essen reichte.
 

Ich hielt ihm meine Hand hin, er ergriff sie und ich zog ihn hoch. Er sah schlecht aus, noch schlechter als sonst. Seine schulterlangen, schwarzen Haare waren strähnig und sein eigentlich sehr schönes Gesicht sah todmüde und fast ein wenig fiebrig aus.

Er hatte sich doch hoffentlich keine Erkältung eingefangen! Das wäre zwar zu erwarten, wenn jemand wie er abgemagert auf der Straße lebte, aber eine mittelschwere Katastrophe. Denn natürlich besaß er die für Arztbesuche unerlässliche Krankenkassenkarte nicht.
 

Er zog seine Schuhe an und ich begann, die paar draußen liegenden Sachen in die schwarze Tasche zu packen. Heute war wieder unser ‚Waschtag‘, das hieß, wir gingen zu einem Waschsalon in der Nähe, ließen seine Sachen waschen und besuchten in der Zwischenzeit ein öffentliches Badehaus. Kein Onsen oder so, sondern ein modernes Schwimmbad, in dem sich niemand an unseren Tattoos störte.

An diesem Tag, den wir möglichst einmal in der Woche hatten, gab ich mir immer besondere Mühe, Tsuzuku aufzubauen und ließ dafür einen großen Teil meines Geldes springen. Ich tat absolut alles, was ich konnte, damit er sich gut fühlte.
 

Nachdem wir also seine Klamotten in die Wäscherei gebracht und seinen übrigen Besitz am Bahnhof eingeschlossen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Badehaus. Ich hatte alle nötigen Sachen für ihn dabei, wie immer, und schon in der Vordusche schien es ihm etwas besser zu gehen. Allerdings gab es mir einen ziemlichen Stich, als ich sah, wie dünn er war. Sein gestörtes Verhältnis zu seinem Körper und zum Essen war für jeden, der ihn sah, unübersehbar.
 

Im Bad verzogen wir uns in eine abgelegene Ecke, um in Ruhe reden zu können. Ich hatte es eigentlich aufgegeben, ihn direkt nach seinem Gewicht zu fragen oder danach, ob er auch hin und wieder richtig aß, doch heute war ich über sein Untergewicht so erschrocken, dass ich einfach nachfragen musste: „Tsu, hast du die letzten Tage mal richtig gegessen?“

Er nickte. „Ich bin okay.“

„Nein, das bist du nicht!“, dachte ich. „Tsuzuku, du bist krank, du brauchst echte Hilfe! Ich will dir nicht dabei zusehen, wie du kaputtgehst!“

Aber ich sagte nichts. Anscheinend resignierte ich bereits.
 

Das Schlimmste war: Ich kannte den Grund. Ich wusste, warum Tsuzuku krank war. Er hatte es mir erzählt. Ich kannte ihn seit einem Jahr, vor zweien hatte sein Absturz begonnen.

Früher hatte er mit seiner Mutter in einer normalen, kleinen Wohnung gelebt. Er hatte sie sehr gern gehabt und sich wohl auch gut mit ihr verstanden. Doch sie war nicht gesund gewesen, hatte irgendeine Herzkrankheit gehabt, und eines Tages war sie zusammengebrochen. Obwohl sie sofort ins Krankenhaus gekommen war, hat sie es nicht geschafft. An dem Tag ist für Tsuzuku die Welt zerbrochen. Er hat einen riesigen Hass auf sich selbst entwickelt, weil er seiner Mutter nicht hatte helfen können. Das war der Grund, warum er sich so zerstörte. Er lebte auf den Trümmern seines alten Lebens und bestrafte sich selbst.
 

Oft glaubte ich, dass er nicht mal mehr wusste, wie das ging, sich selbst zu mögen. Und dass er wahrscheinlich auch nicht wusste, was ich an ihm mochte. Dass ich sein wunderschönes Lächeln liebte, seine sensible, liebe Art, sein gefühlvolles Wesen.

Wenn er nicht lächelte, so wie meistens, dann fehlte mir etwas. Ich erzählte dann irgendwelche Sachen, von denen ich hoffte, dass sie ihn lächeln ließen und manchmal klappte das auch. So wie heute. Ich erzählte ihm von einem Video über Katzen, eines dieser vielen selbstgemachten aus dem Internet, in denen Katzenbesitzer die lustigen Ideen ihrer Lieblinge veröffentlichten, und tatsächlich lächelte Tsuzuku, als ich von einer Katze erzählte, die fast schon sprechen konnte.
 

Doch dann rutschte mir die Sache mit dem Lautsprecher vom vergangenen Abend raus.

Tsuzukus Lächeln verschwand, er sah mich entsetzt an. „Sag mal, spinnst du, Meto?! Dir hätte ja sonstwas passieren können!“

„‘tschuldige…“

„Mach das nie wieder, hörst du? Nie wieder!“ Er packte mich an den Schultern und sah mir in die Augen.

„Okay…“, kam es eingeschüchtert von mir.

„Versprich es, Meto. Ich hab nur noch dich. Ich will dich nicht auch noch verlieren, hörst du?“

„Okay, versprochen, ich mach das nicht noch mal.“

„Und auch nichts anderes Gefährliches, ja?“

Ich nickte ergeben. Natürlich sah ich irgendwie ein, dass diese Sache ein Fehler gewesen war, doch in jenem Moment, als ich über das Geländer geklettert war, hatte ich einzig und allein daran gedacht, MiAs Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich hatte ihn nämlich schon den ganzen Abend beobachtet. Und als ich diese Dummheit machte, hatte ich keine Sekunde an Tsuzuku gedacht oder daran, dass solche Aktionen gefährlich waren.
 

Ja, dummes Meto, sehr dummes Meto. Wie hatte ich auch nur einen Moment lang vergessen können, wie wichtig ich für Tsuzuku war! Dass ich der Einzige war, der ihn einigermaßen aufrecht hielt!

In diesem Augenblick, als er mich so entsetzt und ängstlich ansah, hätte ich mich dafür selbst ohrfeigen können.

Ich stand auf, stieg aus dem Wasser und ging mein Handtuch holen. Tsu folgte mir, wir gingen zusammen zu den Duschen zurück und abgetrocknet und angezogen von da in den Raum mit den Föhngeräten an den Wänden. Zum ‚Waschtag‘ gehörte auch, dass ich Tsuzuku ein wenig hübsch machte. Er achtete ohnehin so gut es eben ging auf sein Äußeres, doch einmal in der Woche schminkte ich ihn, machte seine Haare schön und versuchte so, sein Körpergefühl ein wenig zu verbessern.
 

Übrigens war Tsuzuku der einzige Mensch, mit dem ich normal reden konnte. Ihm gegenüber hatte ich diesen Sprachfehler, also dass ich nur wenig sprach und diese wenigen Worte nicht vernünftig zu Sätzen formen konnte, nicht. Mit Fremden, also Verkäufern in Läden und so weiter, sprach ich gar nicht, da verließ ich mich auf Zeichensprache oder schrieb, und mit allen anderen, also Punks, VKs oder den Typen, die ich in Clubs kennen lernte, redete ich eben mit Sprachfehler.

Ich wusste selbst nicht recht, woher dieser Fehler kam, hatte ihn schon mein Leben lang und meine Eltern hatten mich in unzähligen Therapien behandeln lassen – bisher ohne Erfolg. Die Therapeuten nannten es „sekundäre Folge einer verdeckten Angststörung“, was auch immer das bedeutete. Tsuzuku gegenüber hatte ich dieses Problem jedenfalls nicht. Vielleicht, weil wir Seelenverwandte waren.
 

Kurz darauf, als wir beide mit noch feuchten Haaren in Richtung Waschsalon gingen, bemerkte ich, dass Tsuzuku mir irgendwas mitteilen wollte. Seine Hand suchte meine, er wirkte leicht aufgeregt und nachdenklich zugleich. Doch ich hakte nicht nach. Egal, was es war, er würde zu gegebener Zeit die Worte finden, um es mir zu sagen.
 

Übrigens gab es nur zwei Dinge, die Tsuzuku nicht über mich wusste: Erstens, wo ich wohnte und was meine Eltern für Leute waren, und zweitens die Sache mit meinem Geknutsche in Clubs. Beides behielt ich sorgfältig für mich. Nicht, weil mir Vertrauen fehlte, sondern weil ich ziemlich sicher war, dass ihn dieses Wissen verletzen würde.
 

Wir holten die Sachen ab, dann die vom Bahnhof, und gingen in den Akutagawa-Park zurück. Tsuzukus Schlafplatz war noch frei, wir bauten sein kleines Lager wieder auf und setzten uns hin. Ich hatte Reisbällchen und Kekse dabei und bot ihm etwas davon an.

Zuerst schüttelte er den Kopf, doch so schnell gab ich dann doch nicht auf: „Komm, Tsu, für mich, okay? Wenn ich dir versprochen hab, keine Dummheiten mehr anzustellen, dann versprichst du mir auch, dass du ein bisschen was isst und auch bei dir behältst, ja? Dann muss sich keiner von uns Sorgen um den anderen machen.“

„Das kann ich nicht, Meto.“

„Doch, du kannst. Ein halbes Reisbällchen und ein paar Kekse, das schaffst du.“ Ich teilte eins der Reisbällchen in der Mitte durch und hielt es ihm hin. Sah den Widerwillen in seinen Augen, als er die Hälfte entgegennahm und einen kleinen, zögerlichen Bissen nahm. Betete, dass er es doch irgendwann schaffte, wieder ein halbwegs gesundes Verhältnis zu sich selbst aufzubauen. Und verzweifelte ein Stückchen mehr, weil ich wusste, dass die Chance dafür jeden Tag weiter sank.

Tsuzuku! Hör bitte, bitte, bitte endlich auf, dich kaputt zu machen!

Aber in diesem Moment aß er. Zwar langsam und widerwillig, doch er tat es und es gefiel mir wesentlich besser, als wenn ich ihm beim Herunterschlingen von Kuchen und dergleichen zusah, immer in dem Wissen, dass er es nicht bei sich behalten würde. Ich fand, wenn man das denn so denken durfte, Magersucht erträglicher anzusehen als Bulimie. Doch Tsuzuku, mein bester und einziger richtiger Freund, hatte Zweiteres.
 

Ich beschloss, diesen ganzen Tag bei ihm zu verbringen und aufzupassen. Denn obwohl hier eine Menge Leute herumhingen, war Tsuzuku immer allein. Keiner von denen kannte ihn näher, er hielt Distanz zu ihnen, weshalb sich auch keiner von ihnen um ihn kümmerte. Das hing allein an mir.
 

Ich aß die andere Hälfte des Reisbällchens und sah mich dabei um. Einige der Leute hier kannte ich näher, was man so gute Bekannte nannte, und hing ab und zu mit ihnen ab, wenn Tsuzuku irgendwo anders in der Stadt war.
 

Doch dann sah ich jemanden den Park betreten, den ich trotz des Papierfetzens, den ich ihm in die Hand gedrückt hatte, nicht erwartet hatte: MiA.

Er sah sich suchend um, schritt auf die nächstbeste Gruppe zu und fragte etwas. Eine meiner Bekannten, ein grünhaariges Mädchen namens Hanako, antwortete und zeigte in meine Richtung. MiA schaute her, unsere Blicke trafen sich und er ging auf Tsuzuku und mich zu. Rasend schnell versuchte ich, mir eine Erklärung zurechtzulegen.
 

„Hey“, sagte MiA, als er vor mir stand. „Ich wollte nur mal wissen, was das sollte, gestern.“

Na klasse! Die Erklärung war wie aus meinem Kopf gefegt, MiAs großen Augen sahen mich fragend an und Tsuzuku wirkte ziemlich… irritiert.

Das hast du ja wieder toll hingekriegt, Meto!

„Wer ist das?“, fragte Tsu.

Völlig durcheinander, verfiel ich in meinen Sprachfehler und stotterte: „Meto Party, MiA da… kennen gelernt. Name von Park gegeben.“

„Die Party, auf der du diesen Mist mit dem Lautsprecher gemacht hast?“, fragte Tsuzuku ziemlich bissig. Ihn schien das immer noch aufzuregen.

„Meto leid. Macht so was nicht wieder, versprochen.“

Verdammt, wie sollte ich denn jetzt MiA die Knutscherei erklären, ohne dass Tsu etwas davon mitbekam?

Ja, Meto dumm, Idiot, weiß das.
 

Okay, Versuch Nummer Eins: „Tsu, ich geh mal eben mit MiA ein Stück und erklär ihm das mit dem Lautsprecher und so“, flüsterte ich ihm zu. Er schien damit halbwegs zufrieden zu sein und so stand ich auf und sagte zu MiA: „Wir ein bisschen gehen, ich erklär dir.“

Verdammter Sprachfehler! Schon gestern Abend hatte ich mich innerlich aufgeregt, als MiA mich falsch verstanden hatte, nur weil ich offenbar nicht in der Lage war, mich vernünftig verständlich zu machen. Ich hätte mich ohrfeigen können!
 

MiAs erste Frage, als wir uns auf den Weg machten, den Fluss hinter dem Park entlang zu gehen, war dann auch gleich: „Sag mal, weshalb redest du so…“
 

Meto, jetzt reiß dich mal zusammen und versuch zumindest, ordentlich zu reden! So schwer kann das doch nicht sein!
 

Ich nahm mich, so gut ich irgend konnte, zusammen und brachte so folgenden Satz zustande:

„Merkwürdig? Ist …Sprachfehler, …kommt immer dann, …wenn ich aufgeregt bin… Schon immer.“

MiA lächelte kurz, so ein Ach-so-aber-schaffst-du-schon-Lächeln, dann fragte er weiter:

„Wer ist denn der mit den schwarzen Haaren da eben?“

„Tsuzuku. So was wie… bester Freund… wohnt da… sozusagen…“

„Auf der Straße?“, fragte mein Gegenüber erschrocken. „Und du?“

Wieso musste er gleich so was fragen?! Okay, er konnte ja nicht wissen, dass ich gern für mich behielt, wo ich herkam. Ich erzählte nie jemandem, wo ich wohnte. Einfach weil ich Grund zu der Befürchtung hatte, dann in eine blöde Schublade gesteckt zu werden.

„Nein, bei mein‘ Eltern“, antwortete ich, bekam fast einen richtigen Satz hin.

„Und du hilfst Tsuzuku?“, fragte MiA weiter. Er klang so nett und neugierig, wirkte freundlich, offen und entspannt. Und das war genau das, was ich an ihm so anziehend fand.

Ich nickte.

„Für jemanden, der auf der Straße lebt, sieht er ziemlich gut aus“, bemerkte MiA.

„Heute unser ‚Schönheitstag‘“, antwortete ich. „Da ich ihn immer schön mach, is gut für ihn.“

Ich hatte das Gefühl, mich mit diesem bescheuerten Sprachfehler vor ihm komplett zu blamieren, doch ihn schien das nicht zu kümmern. Vielleicht war er ja wirklich so nett, wie er rüber kam. Trotzdem hatte ich mir noch nie so sehr gewünscht, diesen Fehler endlich irgendwie loszuwerden.
 

Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich deswegen fast gar nicht mehr gesprochen habe. In der mein Sprachfehler mir so unsäglich peinlich war, dass ich einfach beschloss, gar nichts mehr zu sagen. Das war vor einem Jahr gewesen.
 

Dann hatte ich auf einem Straßenfest Tsuzuku kennen gelernt. Er war da gewesen, um ein bisschen was vom Reichtum und Glück der anderen abzubekommen, ich hatte mich mit irgendwelchen Leuten getroffen. Durch meine Unachtsamkeit waren wir zusammengerasselt und dabei waren seine gesammelten Münzen zu Boden gefallen. Natürlich hatte ich ihm geholfen, alles wieder einzusammeln und, locker wie Geld bei mir sitzt, hatte ich ihm noch 1000 Yen draufgegeben. Sein süßes, dankbares Lächeln daraufhin hat mich so berührt, dass ich trotz meines sonstigen Schweigens ein Gespräch mit ihm anfing und feststellte, dass ich auf einmal ganz normal mit ihm reden konnte.

So ging das los mit uns.
 

MiA und ich gingen noch eine Weile am Flussufer entlang. Er schien genau zu merken, dass mir Sprechen mal wieder zu viel wurde und so fragte er nichts weiter. Doch hin und wieder sah er mich an und lächelte. Ein verdammt hübsches, liebes Lächeln.

Ob das mit ihm und mir irgendwas werden konnte? Ich konnte es nicht sagen, hatte doch noch nie eine richtige Beziehung gehabt. Wusste ich überhaupt, wie so was geht?
 

Auf einem kleinen Umweg gingen wir in den Park zurück und MiA verabschiedete sich wieder.

„Ich finde dich hier, oder?“, fragte er.

Ich nickte.

„Gut. Bis bald!“ Er lächelte und ging davon.
 

Ich kehrte zu Tsuzuku zurück, der noch immer auf seinem Schlafsack saß und aus der Entfernung die anderen beobachtete. Die Kekse lagen noch da und er sah, obwohl ich ihn heute besonders hübsch gemacht hatte, wieder so müde und fiebrig aus.

„Alles okay, Tsu?“, fragte ich.

Er schreckte aus irgendwelchen Gedanken hoch und sah mich ein wenig verwirrt an. „…Hm? Ähm, ja, klar, alles gut…“

In letzter Zeit kam das irgendwie öfter vor, dass er so unkonzentriert war. Vielleicht, weil er so wenig aß und trank. So was ging ja auf Dauer auch aufs Gehirn und so.

Ich holte meine Wasserflasche aus meiner Umhängetasche und hielt sie ihm hin. „Hier, trinken.“

Wieder war da dieser Widerwille in seinen Augen. Doch ich hielt mit einem nachdrücklichen Blick dagegen und forderte: „Jetzt.“

Schließlich nahm er die Flasche und trank sie, wenn auch zuerst zögerlich, dann doch halbleer.

„Kannst sie behalten“, sagte ich.

Irgendwann kurz darauf machte ich mich auf den Weg nach Hause. Na ja, so richtig mein Zuhause war es nicht. Meine Eltern lebten dort, ich hatte mein Zimmer und ohne dieses Zuhause hätte ich nicht die Mittel, um Tsuzuku immer wieder so zu helfen, doch im Grunde war es nicht meine Welt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hope u like it. Wenn das hier freigeschaltet ist, lade ich das nächste hoch ^^

lg
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tesla
2015-01-15T07:01:20+00:00 15.01.2015 08:01
Das fängt ja echt traurig an. Und wieder muss der kleine happy end suchti mit großen hundeaugen gucken. " du tust meinem jungs doch nix böses, oder?" mieps
Antwort von: Harulein
15.01.2015 08:30
Hm... Ich weiß ja nicht, was du als "Böse" ansiehst, aber das hier ist eine dramatische Darkfic. Irgendein halbwegs gutes Ende wird es geben, es wird keiner sterben oder so, aber Leid ist schon drin.
Antwort von:  Tesla
15.01.2015 09:02
solange du keinen umbringst kann ich mit allem leben. Ich mag darkfics ja sehr. nur auf Chara death komm ich nicht klar^.^


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