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Muzukashii Sekai

MiA x Meto / Tsuzuku x Meto
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und hier haben wir Kapitel 14.
Ich überlege immer, was ich in die Vor- und Nachworte schreiben soll, manchmal fällt mir was ein, aber manchmal auch nicht. Komplett anzeigen

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[Tsuzuku] Act 14

Ein paar Tage lang lief alles mehr oder weniger normal. Mir ging es relativ gut, Meto kümmerte sich wie üblich um mich und wir gingen wieder zusammen ins Badehaus.

Nur hatte sich eine Sache verändert: Ich sah meinen besten Freund jetzt mit anderen Augen. Verliebten, eifersüchtigen Augen. Ich spürte, dass meine Gefühle für ihn sich wirklich und nachhaltig verändert hatten und es fühlte sich viel zu gut an, um sich dagegen zu wehren.
 

Wir saßen zusammen im heißen Wasser und ich konnte nicht umhin, Meto anzustarren. Das Wasser sprudelte und durch die vielen kleinen Luftblasen war meine Hand nicht zu sehen, als ich sie unter Wasser ein Stück ausstreckte und wie zufällig Metos Knie berührte, um sie, als er mich fragend ansah, sofort wieder zurückzuziehen.
 

Ohne Make-up und Kontaktlinsen sah er zwar ganz anders, aber keineswegs weniger schön aus. Sogar noch anziehender. Am liebsten hätte ich, wenn wir alleine gewesen wären und er es auch gewollt hätte, mich augenblicklich auf ihn gestürzt und ihn von oben bis unten abgeknutscht, seinen nackten Körper an mich gezogen und …

Den nächsten Gedanken verbot ich mir. Sonst hätte er am Ende noch was gemerkt. Es war alles andere als einfach, doch ich musste mich beherrschen.
 

„Tsuzuku?“

„Hm?“

„Du bist heute irgendwie komisch…“

Ich zuckte mit den Schultern und tat, als hätte ich keine Ahnung, was er meinte. Und sofort flammte die noch kleine Flamme meiner Eifersucht auf, als ich daran dachte, dass er ja MiA hatte und deshalb nicht erfahren durfte, was ich für ihn empfand.
 

Er hatte mir erzählt, dass sie sich über irgendetwas ausgesprochen hatten, doch ohne mir zu sagen, worum es wirklich ging. Vorsichtig war er dabei gewesen und hatte wohl gehofft, dass ich nicht bemerkte, dass er den Grund dafür verschwiegen hatte, doch ich hatte es gemerkt.

Ich wusste, dass Meto mir nicht alles erzählte, doch da ich ja auch so einiges vor ihm verbarg, störte es mich eigentlich nicht besonders. Eigentlich. Denn seit diesem Traum und der Veränderung meiner Gefühle hatte sich das geändert. Auf einmal wollte ich alles wissen, störte mich daran, dass ich nicht mal irgendwas über Metos Familie wusste und dass er und MiA ein gemeinsames Geheimnis vor mir hatten. Mir wurde klar, wie wenig ich eigentlich über Metos Leben außerhalb unserer kleinen Gemeinschaft im Akutagawa-Park wusste.
 

Und wie ich nun mal war, sprach ich ihn sofort darauf an: „Was hast du mit MiA eigentlich neulich besprochen, als ihr am Fluss wart? Ich hab auf dich gewartet, aber du bist nicht zurückgekommen.“

Meto war deutlich anzusehen, dass ich ihn irgendwie erwischt hatte. Da war was und ich hätte nur allzu gern gewusst, um was es sich handelte. Doch was ich wusste, war: Wenn Meto nicht reden wollte, war nichts aus ihm herauszukriegen.
 

Als wir dann wieder angezogen in der Umkleide saßen und Meto mich wie sonst auch immer ein bisschen schön machte, bemerkte ich wieder, dass die Leute um uns herum uns anstarrten. Meto schien es egal zu sein, und mir eigentlich auch. Und auch wieder nicht. Dem Getuschel nach hielten uns die Leute nämlich für ein Paar. Bisher war mir das egal gewesen, schließlich stimmte es ja nicht. Aber jetzt, wo ich wollte, dass es stimmte, da verletzten mich die abfälligen Kommentare der anderen Menschen irgendwie.
 

„Alles okay?“, fragte Meto und ich drehte mich zu ihm um, damit er mir die Augen schminken konnte.

„Ja, alles gut“, antwortete ich. Irgendwie stimmte das auch, denn ich fühlte mich besser als sonst. Was waren schon ein paar blöde Kommentare fremder Menschen. Und im Vergleich zu meinen schlechten Tagen mit Übelkeit und Ritzdrang war das hier geradezu paradiesisch.

Meto lächelte. „Ich hab dich lieb, Tsu.“

„Ich hab dich auch lieb“, sagte ich leise und dachte: „Ich liebe dich.“ Es war das erste Mal, dass ich das so dachte, in diesen drei großen Worten.

„Und jetzt Augen zu.“
 

Wir verbrachten wieder den ganzen Tag zusammen, aber dieses Mal waren, als wir auf meinem Schlafplatz saßen, auch Haruna und Hanako dabei. Seit jenem Abend, an dem Haruna direkt mitbekommen hatte, wie es in mir aussah, fühlte ich mich ihr gegenüber etwas seltsam, doch sie tat, als wäre nie etwas passiert. Der Schnitt auf meinem Arm war fast verheilt und wir alle gingen dem Thema aus dem Weg. Ich, weil ich fürchtete, dadurch den Ritzdrang wieder zu wecken, und die anderen, weil sie mich nicht daran erinnern und es vielleicht auch selbst verdrängen wollten.
 

Wenn ich mir Haruna und Hanako so ansah, wie sie kicherten, sich Küsschen auf die Lippen hauchten und durchgehend Händchen hielten, wurde ich ein wenig neidisch. Meine Hand suchte dann Metos und er, nichtsahnend, nahm sie in seine und brachte damit mein Herz dazu, aufgeregte Hitze durch meinen Körper zu jagen. Ein eindeutiges Zeichen dafür, wie verliebt ich war.
 

Als Meto schließlich ging, sah ich ihm wieder lange nach und zum ersten Mal fragte ich mich wirklich, was er wohl machte, wenn er jetzt nach Hause kam. Wollte auf einmal wissen, wie sein Zimmer aussah, was seine Eltern für Menschen waren, all solche Dinge, die mich bisher nicht halb so sehr interessiert hatten. Bis jetzt war es immer so gewesen, dass es nur ihn und mich gab, wenn wir redeten. Wir sprachen nicht viel über andere, weder über Menschen in seinem Leben, noch welche, die es bei mir früher gegeben hatte.
 

Auf einmal hatte ich das Gefühl, meinen liebsten, besten, einzigen Freund zwar über alles zu lieben, jedoch eigentlich gar nicht wirklich zu kennen. Ich wusste ja, dass er Geheimnisse vor mir hatte, doch auf einmal störte mich das gewaltig. Und noch mehr störte mich, dass er diese Geheimnisse offenbar mit MiA teilte, aber nicht mit mir.
 

Was hatte dieser MiA, was ich nicht hatte, fragte ich mich und wusste dabei auch gleich die Antwort: Er war attraktiv, freundlich, und vor allem war er im Gegensatz zu mir gesund. Wer wollte schon mit einem Gestörten wie mir zusammen sein? Freundschaft, okay, dazu war ich wohl in der Lage und geeignet. Aber eine echte Beziehung? Nein, selbst Meto würde das nicht wollen.
 

Ich spürte, wie die Dunkelheit hochkam und in einem Versuch, rechtzeitig etwas dagegen zu tun, stand ich auf und ging zu Haruna und Hanako hinüber, die zusammen mit zwei Leuten, die ich hier noch nie gesehen hatte, auf der Bank um den größten Baum herum saßen.

„Hey, Tsu, setz dich doch zu uns.“ Haruna lächelte mich freundlich an.

Normalerweise ging ich Leuten und besonders Neuen aus dem Weg. Doch meine Angst, mir wieder etwas zu tun, wenn ich allein blieb, war zu groß, als dass ich es riskieren wollte, jetzt in der Nähe meines Messers auf meinem Schlafplatz zu sitzen.
 

Und so setzte ich mich zu ihnen und hörte erst einmal zu, worüber sie sprachen.

Die Neuen, ein Mädchen und ein junger Mann etwa in meinem Alter, sahen genauso bunt und anders aus wie alle hier, vielleicht ein wenig fröhlicher. Sie hatte weißblondes, er hellrosa Haar und beide trugen Kleidung, die irgendwo zwischen Pastelgoth und Oshare Kei lag.

„Das sind Mikan und Koichi“, stellte Hanako mir die beiden vor, wandte sich dann an sie und stellte mich ihnen vor.

„Hi, Tsuzuku.“ Der mit Namen Koichi lächelte mich strahlend an. „Schön, dich kennen zu lernen.“

Und ich lächelte zurück, so gut ich eben konnte. Sofort spürte ich diese Anspannung, die mich immer befiel, wenn ich jemanden neu kennen lernte und nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Am besten war es für mich immer, erst einmal eine gewisse Distanz zu wahren, doch selbst das machte mich nervös und aufgeregt.
 

Ich wusste nicht, warum ich das nie wirklich gut hinbekam mit dem sozialen Kontakt, aber es war schon immer so gewesen. Früher war ich dann auf der anderen Seite vom Pferd gefallen, hatte keine Distanz wahren können und die Leute teilweise ziemlich überfallen, doch seit Mamas Tod ging ich mehr in die andere Richtung, mehr auf Abstand. Ich konnte niemanden außer Meto so wirklich an mich heranlassen.
 

„Tsuzuku?“, fragte Haruna leise und tippte mir an die Schulter. Ich drehte mich zu ihr um, sie hatte mein Messer in der Hand und flüsterte: „Kann ich dir das zurückgeben, ohne dass du damit Dummheiten machst?“

Ich zögerte. Es war mein Messer, eine Erinnerung an früher, fast eine Art Glücksbringer für mich, deshalb wollte ich es schon gern zurückhaben. Doch andererseits wusste ich selbst gut genug, dass ich mich wieder damit verletzen würde, wenn ich es einmal wiederhatte, und ich war gerade klar genug im Kopf, um zu wissen, dass das nicht gut war.

„Nee, weißt du was? Ich geb’s morgen Meto“, sagte Haruna. „Der ist doch dein bester Freund und kann gut drauf aufpassen.“

Ich nickte. Damit konnte ich leben.
 

Haruna steckte mein Messer wieder ein und ich wandte mich wieder Koichi und Mikan zu, die sich mit Hanako über irgendwelche Kleidung unterhielten. Ich konnte natürlich nicht mitreden, obwohl mich Visual Kei durchaus interessierte und ich diesen Stil früher auch getragen hatte.

Aber bald wurde es mir einfach zu viel mit zwei neuen Leuten und so ging ich erst zu meinem Platz zurück und trank einen Schluck Wasser, dann ging ich zu meiner Lieblingsbank am Fluss, zog die Knie hoch und schaute eine Weile einfach den Booten hinterher.
 

Irgendwann legte ich den Kopf in den Nacken und beobachtete statt der Boote die Wolken, die vom spätsommerlichen Wind über den Himmel getrieben wurden. Der Himmel tagsüber hatte nicht dieselbe Wirkung wie der nächtliche, doch auf seine eigene Weise beruhigte auch er mich irgendwie.
 

Und da war sie wieder, die Frage, was eigentlich mit mir los war. Die Frage danach, warum ich so schlecht mit Menschen zurechtkam, warum es mir so selbstverständlich erschien, mich zu verletzen und durchweg negativ zu denken. Mir war klar, dass das nicht normal war, dass mit mir etwas nicht stimmte. Nur hatte mir bisher niemand sagen können, was es war.

Früher, als ich noch offener und sehr viel impulsiver gewesen war, war das in der Schule mal aufgefallen und ich war in der Folge ein paar Mal beim Psychologen gewesen, der irgendwas von ADHS erzählt hatte. Doch damit hatte ich mich nie wirklich identifizieren können. Und es war auch nichts weiter passiert, keine Therapie oder dergleichen, was mein Verhalten geändert hätte.

Dass ich mich so zurückzog, war erst seit Mamas Tod gekommen. Irgendetwas in mir war zerbrochen und auf einmal hatte ich Angst vor Menschen, traute mir sozialen Kontakt nicht mehr zu und fühlte mich schnell überlastet.
 

„Hey“, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. „Alles klar bei dir?“

Ich hatte die Augen geschlossen gehabt, öffnete sie nun wieder und erblickte Koichi, der neben meiner Bank stand und mich etwas besorgt ansah.

„Äh… ja, wieso?“

„Weil du auf einmal weg warst… Und jetzt siehst du so traurig aus.“

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Schließlich kannte ich diesen Typen nicht, auch wenn er mir für den Anfang relativ sympathisch war. Aber das war noch lange nicht genug, um ihm irgendwas über meine Gedanken zu erzählen.
 

Stattdessen spielte ich meine harte Schale aus und fragte ziemlich abweisend: „Was willst du?!“

Doch statt zu verschwinden, setzte Koichi sich neben mich und sagte nur: „Ich würde dich gern etwas näher kennen lernen, Tsuzuku.“

Und ich, von diesen Worten endgültig durcheinander, stand auf und ging schnell zu meinem Schlafplatz zurück. Was zum Teufel war das denn gerade gewesen?! Was wollte dieser Koichi von mir? Was meinte er mit ‚näher kennenlernen‘? Wie kam er drauf, sich ausgerechnet mit mir anfreunden zu wollen?
 

Und dann ließ er mich nicht mal in Ruhe. Er war mir gefolgt und stand nun neben meinem Schlafsack, besah sich meinem mageren Vorrat an Instantnudeln und fragte sich sicher, warum ich so ein offensichtliches Problem mit Essen hatte.

Auf mein erneutes und noch etwas bissigeres Fragen, was er denn von mir wollte, wiederholte er nur, dass er mich eben kennenlernen wolle. Dass ich ihn interessiere. Und ging einfach nicht weg.

„Verschwinde!“, fuhr ich ihn an und wusste im selben Moment, dass es zu spät war, dass ich jetzt an ihn denken würde, auch wenn er ging. Und natürlich ging er nicht.

Stattdessen setzte er sich im Schneidersitz vor mir auf den Boden und sagte: „Haruna meinte, du könntest ein paar mehr Freunde gebrauchen. Und ich biete mich da an.“

Ich warf einen giftigen Blick in Harunas Richtung, den sie jedoch nicht bemerkte, da sie mit Hanako am Rumturteln war. Aber, ja verdammt, sie hatte Recht. Ich war wirklich so sehr auf Meto fixiert, dass ich das Interesse an so gut wie allen anderen Menschen verloren hatte. Das sah ich ja ein.
 

Was nichts daran änderte, dass ich in diesem Moment überfordert war und am liebsten allein sein wollte. Doch gleichzeitig hatte ich auch Angst davor, jetzt hier allein herumzusitzen, auch wenn Haruna mein Messer hatte.

„Du musst nicht mit mir reden oder so“, sagte Koichi. „Lass mich einfach ein bisschen bei dir sein.“
 

Wenn es ihm nicht schon längst gelungen wäre, mich zu verwirren, dann hätte er es spätestens jetzt vollends geschafft. Und unfähig, mich noch weiter zu wehren, gab ich schließlich auf und ließ ihn eben da sitzen und versuchte einfach, ihn zu ignorieren, was mir aber schon wegen seines Äußeren nicht gelang. Selbst in unserem Park der schrägen Vögel gab es keinen anderen Kerl mit pastellrosa Haaren und derartig femininer Kleidung wie ihn.
 

Immer noch nicht wissend, was er eigentlich genau von mir wollte (Näher-Kennenlernen war ja ein eher weit gefasster Begriff), versuchte ich, irgendwie mit der Situation zurechtzukommen, indem ich dem Blick seiner von blauen Kontaktlinsen verdeckten Augen auswich und fieberhaft überlegte, worüber wir denn reden könnten, was mich aber wiederum noch aufgeregter machte.
 

„Du hast tolles Haar“, sagte Koichi auf einmal und lächelte mich an. „Wie machst du das, dass es so gepflegt aussieht?“ Er zeigte auf die Brücke, auf meine Sachen und das alles, meine mehr als armselige Umgebung, in der es so schwer war, sich schön zu halten.

Eigentlich war die Antwort einfach. Ich hätte einfach nur sagen müssen, dass ich einen sehr guten Freund hatte, der mich ein- bis zweimal in der Woche ins Badehaus schleppte und dafür sorgte, dass man mir das Leben auf der Straße kaum ansah.

Aber genau diese Antwort fiel mir seltsam schwer. Etwas in mir wollte nicht über Meto reden, wollte nicht, dass jemand Fremdes etwas über die Nähe in unserer Freundschaft erfuhr.

Doch als Koichi mich wiederum anlächelte, kam die Antwort einfach, ohne nachzudenken, über meine Lippen: „Ich hab einen guten Freund, mit dem gehe ich regelmäßig ins Badehaus beim Bahnhof.“

„Aha, das ist ja schön“, sagte Koichi, und dann, als wäre es das Normalste von der Welt, so etwas zu Jemandem zu sagen: „Das muss ja ein toller Freund sein, wenn deine Augen so leuchten, sobald du an ihn denkst.“
 

„Alles klar“, dachte ich. „Da ist wohl jemand mehr als offen.“ Mein Bild von Koichi, innerhalb der guten Stunde, die ich ihn jetzt kannte, entstanden, setzte sich folgendermaßen zusammen: Bunt, freundlich, nett, aber ziemlich aufdringlich und übertrieben offen.

Die letzteren beiden Eigenschaften hatten früher auch auf mich zugetroffen, jedoch anders als es nun bei meinem rosahaarigen Gegenüber der Fall war.
 

Mal dazu, dass er Recht hatte mit dem ‚Deine Augen leuchten‘: Ich fühlte mich ertappt. Es war schließlich nicht normal, beim Gedanken an einen guten Freund das Leuchten in die Augen zu kriegen und so glaubte ich mich schon erwischt dabei, wie ich innerlich ins Schwärmen von Meto geriet.
 

Koichi grinste mich an: „Ein Freund? Oder der Freund?“ Er betonte das ‚der‘ absolut eindeutig, sodass ich fast rot wurde. Aber nur fast, immerhin war ich nicht der Typ, der errötete.

„Mein bester“, antwortete ich und fügte in Gedanken hinzu: „Mein allerbester, süßester, wundervollster, liebster Freund…“

Koichis Grinsen wurde breiter, er lachte leise. „Jemand sollte dir mal sagen, dass man dir deine Gefühle an den Augen ablesen kann, Tsuzuku.“

Er stand auf. „Wir sehen uns.“ Rief seiner Mikan etwas zu, sie kam auf ihn zu und die beiden verließen den Park.

Doch lange blieb ich nicht alleine. Hanako kam auf mich zu.

„Woher kennst du die beiden?“, fragte ich sie.

„Von einer Visual Con in Tokyo. Sie sind nett, oder?“

„Ja, total nett“, brummte ich sarkastisch. „Ich würde Koichi eher aufdringlich nennen.“

Sie lachte. „Haha, ja, ein bisschen schon. Aber sieh’s mal so, er scheint dich ja zu mögen.“

Ja, schön. Nur dass ich damit nicht viel anfangen konnte und noch immer nicht wusste, was diesen Typen dazu brachte, sich gerade mit mir anfreunden zu wollen.

Aber okay, dachte ich mir und beließ es dabei. Vielleicht war es ja doch irgendwo gut…
 

Es war schon relativ dunkel und so beschloss ich, schlafen zu gehen.

Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil ich fror. Es wurde langsam herbstlich und ich würde mir demnächst wieder einen Platz in einer Unterkunft suchen müssen.

Zitternd vor Kälte erhob ich mich und kramte meinen wärmsten Pullover aus meiner Tasche, zog ihn über und ging dann, weil ich nicht wieder einschlafen konnte, zum Fluss und schaute in den Nachthimmel.
 

Heute waren nur vereinzelte Sterne zwischen den Wolken zu sehen und die unendliche Weite des Universums, die mir beim letzten Mal so ein beruhigendes Gefühl geschenkt hatte, nur zu erahnen. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie hoch der Himmel war und wie weit alles dahinter. Dass es das größte war, was überhaupt existierte und gegen das alles hier unten so unvorstellbar klein und allein deshalb schon unwichtig sein musste.
 

Und dann kam mir ein Gedanke, den ich zuvor nie so bewusst im Kopf gehabt hatte: In diesem gewaltigen Universum konnte doch nichts wirklich verloren gehen. Alles war noch auf irgendeine Weise irgendwo vorhanden, auch wenn man es nicht mehr sah.

Vielleicht, wenn es da draußen so etwas wie einen Gott und einen Himmel für die Toten gab oder etwas anderes, wo sie noch da waren…
 

Auf einmal war da Mamas Stimme in meinem Kopf. Ich hatte schon geglaubt, ihren Klang vergessen zu haben, aber nun, da ich sie von irgendwo aus den Tiefen meiner Erinnerung hörte, war sie wieder ganz klar.

„Genki“, sagte sie und mir sprangen Tränen in die Augen, weil mich seit zwei Jahren niemand mehr bei meinem wahren Vornamen genannt hatte. Mehr sagte sie nicht und verschwand dann wieder ins Nirgendwo. Und ließ mich, ein wenig gestärkt, zurück, mit einem winzig kleinen Versprechen, nicht ganz weg zu sein.
 

Ich wollte mir vorstellen, dass sie irgendwo da oben war, bei den Sternen, wollte wie ein kleiner Junge an einen Gott glauben, doch es gelang mir nicht. Ich stand auf, ging zu meinem Schlafplatz zurück und versuchte lange, einzuschlafen …


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war Koichis erster Auftritt in dieser Geschichte. Hope u like it ^^
Übrigens wird Ko bei dieser ganzen Pärchensache außen vor bleiben. Sein "Job" hier wird sein, Tsuzuku zu unterstützen und dessen durch das Straßenleben halt ziemlich kaputtes Selbstbewusstsein wiederherzustellen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: daietto_usagi
2015-02-08T01:06:52+00:00 08.02.2015 02:06
>Mein Bild von Koichi, innerhalb der guten Stunde, die ich ihn jetzt kannte, entstanden, setzte sich folgendermaßen zusammen: Bunt, freundlich, nett, aber ziemlich aufdringlich und übertrieben offen.<

--> Oh gott ich kann nicht mehr. XD Jaaa das klingt SEHR nach Koichi. Zu geil.
Ich mag es wie Koichi mit, zumindest ein wenig, in die Geschichte nun kommt. *schnell weiter les*
Antwort von: Harulein
08.02.2015 05:14
Hab ihn also gut getroffen? Schön ^^
Danke für die Kommis, das hat mir gleich den Morgen versüßt ^^
Von:  Tesla
2015-02-01T07:47:42+00:00 01.02.2015 08:47
Und mit dem letzten Absatz hast du mich zum heulen gekriegt. Ich kann das grade so gut nach fühlen.
Antwort von: Harulein
01.02.2015 10:21
Sorry ;_;
Nya, dramatische Darkfic und so ...
Antwort von:  Tesla
01.02.2015 10:26
Alles gut. Hat mich halt nur erwischt.
Von: abgemeldet
2015-01-31T00:25:37+00:00 31.01.2015 01:25
na da scheint ja jemand eine frohnatur zu sein :-)
Antwort von: Harulein
31.01.2015 06:32
Jap ^^ ich finde, Koichi gibt allgemein einen schönen Kontrast zu Tsuzuku ab.
Von:  Enoka
2015-01-29T14:56:25+00:00 29.01.2015 15:56
Koichi ist ja mal ein ganz offener Mensch^^
Er kann Tsu bestimmt helfen, damit er wieder offener wird und es ihm besser geht.
Ich freu mich schon, wenn er das nächste mal vorkommt!
Antwort von: Harulein
29.01.2015 17:07
Ja. Tsuzuku wird wegen Koichi einen ziemlichen Schritt nach vorn machen ;)


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