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Keine Kompromisse

Kaiba gegen die Yakuza
von

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Erinnerungen

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Es ist Sonntag, kurz nach 6:00 Uhr und ich bin tatsächlich schon wach, obwohl mich niemand geweckt hat und es Frühstück erst um 7:00 Uhr gibt. Was hat mich aufgeweckt? Ach ja. Dieser immer wiederkehrende Albtraum von dem Tag, als meine kleine Schwester fast vergewaltigt wurde und ich in Folge dessen das erste Mal gemordet habe, mit 13.
 

Wenn ich heute darüber nachdenke, dann würde ich es wieder so tun. Der Typ war ihr verdammter Lehrer! Klassenlehrer sogar. Meine Schwester hat ihm vertraut. Sie hatte dem Kerl erzählt, wer unser Vater war und er war so verständnisvoll, Shizuka hat so von ihrem Lehrer geschwärmt. Dabei war alles, was der Kerl gesagt hat, nur Heuchelei. In Wirklichkeit sah er uns nur als unteren Abschaum der Gesellschaft, der vergewaltigt und ausgemerzt gehörte.
 

Ich bin so froh, dass ich damals mit Hirutani zu ihrer Schule gegangen bin, um sie abzuholen und mir den Lehrer mal genauer zu betrachten. Ich hab damals ihre Schreie aus der Sporthalle gehört. Shizuka konnte verdammt laut werden, wenn sie Angst hatte oder wütend war, aber ich werde nie diesen panischen Schrei vergessen! Nie! Und das Bild, das sich mir bot, als ich sie fand.
 

Ihre Schuluniform war teilweise zerrissen, man konnte ihr kurzes, weißes Top sehen und ihr weißes Höschen, das sie Gott sei Dank noch trug. Ihr Lehrer kniete über ihr, während sie am Boden kauerte und bis in die hintere Ecke des offenen Geräteraumes gerobbt war.
 

Ich hab nur noch rot gesehen vor Zorn. Ich hatte mein Messer schneller draußen, als ich denken konnte und hab dem Kerl die Kehle aufgeschnitten, bevor der überhaupt noch schreien konnte. Ohne eine Sekunde zu zögern. Mir war nicht klar, dass noch ein paar Schüler und Lehrer dem panischen Schrei meiner Schwester gefolgt waren und sich in der Sporthalle versammelt hatten, während ich dem Lehrer die Kehle aufschnitt.
 

Hirutani stand wie angewurzelt mitten in der Halle und starrte auf den toten Lehrer zu meinen Füßen, während Shizuka mir einfach nur heulend um den Hals fiel. Niemand wagte sich in unsere Nähe, weil ich noch immer das blutige Messer in der Hand hielt und alle mit einem mörderischen Blick bedachte, während ich meine kleine Schwester schützend an mich presste.
 

Es war für alle Umstehenden offensichtlich, was sich in der Sporthalle zugetragen hatte, aber alle starrten mich hasserfüllt an, als wäre nicht der Lehrer, der meine Schwester angerührt hatte, das Monster, sondern ich, der ihn dafür bestraft hatte. In ihren Augen war ich ein Mörder, ein eiskalter Killer, Abschaum. Irgendwer musste die Polizei gerufen haben, die mich später abführte. Die ganze Zeit über klammerte sich meine Schwester an mich und ließ sich von niemandem sonst anfassen.
 

Es war unsere Mutter, die Shizuka dann auf dem Revier abholte, während man mich wegen Mordes dabehalten wollte. Zwei Tage saß ich in Untersuchungshaft, bis die genauen Umstände geklärt waren. Irgendein Richter hat dann sein Urteil gefällt, ohne dass ich einer Verhandlung beiwohnen musste. Shizuka hatte bei der Polizei eine genaue Aussage gemacht, die mich vermutlich vor dem Knast rettete, zusätzlich zu der Tatsache, dass die meisten Cops und Richter Angst vor meinem Vater hatten oder von ihm bestochen wurden.
 

Als ich nachhause kam, war meine Mutter fort und meine Schwester ebenso. Mein Vater hat getobt und mich das erste Mal zusammengeschlagen. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Bis ich anfing, mich gegen ihn zu wehren und seine Männer Respekt vor mir bekamen und mir, ebenso wie ihm, zu gehorchen. Erst dann fing auch mein Vater an, mich zu respektieren.
 

Er gab mir Leselektüre und Lernvideos über Buchhaltung, Steuern, Löhne, Zollwesen und ich lernte bis zum Umfallen, während ich mir weiterhin durch Kämpfe in den eigenen Reihen und auf der Straße Respekt verschaffte und Morde beging, um Typen wie Shizukas Klassenlehrer und schlimmere Individuen zu bestrafen. Mit jedem Mord wurde ich kälter und raubtierartiger und schneller beim Töten. Meine Sinne wurden schärfer, meine Stimme eisiger, wenn ich auf der Jagd war.
 

Doch wozu das alles? Um meinem Vater zu gefallen? Um zu verhindern, dass jemand anderes das durchmachen musste, was Shizuka durchlitt? Was ihr fast passiert wäre? Oder waren diese ganzen Strapazen der vielen Jahre dazu da, endlich meinem Vater und der ganzen Yakuza zu trotzen und mit ihnen den größten Abschaum Dominos auszumerzen?
 

Wer weiß.
 

Ich habe meine Entscheidung getroffen und ich werde diesem Seto Kaiba helfen, seine Brüder und seine Firma vor meinem Vater oder wem auch immer zu beschützen.
 

Koste es, was es wolle!
 

Es klopft an meiner Zimmertür. Ob das der Weckdienst ist? Ich richte mich im Bett etwas auf.
 

„Herein?“
 

Eine zierlich wirkende junge Frau steckt zögerlich ihren Kopf durch einen kleinen Türspalt, vermutlich eins von den Dienstmädchen der Villa.
 

„Das Frühstück ist angerichtet, Herr Katsuya.“
 

„Nur Katsuya, ohne Herr.“
 

Die junge Frau errötet, nickt dann aber.
 

„Wie Sie wünschen, Katsuya. Master Seto erwartet Sie bereits, ebenso wie Mokuba und der heute sehr früh eingetroffene Gast Hiroto.“
 

„Hiroto Honda?“
 

Die junge Frau schaut mich überrascht an.
 

„Sie kennen ihn?“
 

Ich grinse breit.
 

„Und ob ich ihn kenne! Ich bin in 10 Minuten soweit.“
 

Die junge Frau nickt.
 

„Ich warte vor der Tür und geleite Sie dann ins Esszimmer.“
 

Sie schließt die Tür und ich springe fast aus dem Bett, nur um vor Schmerz zusammenzuzucken.
 

„Autsch.“
 

Ach ja. Ich hab mich ja vor wenigen Stunden von Kaiba in der Hündchenstellung durchvögeln lassen und er wollte mir aufgrund dessen den Kosenamen Hündchen verpassen, wie widerlich niedlich.
 

‚Du bist niedlich.‘
 

Argh! Blöder Idiot! Was denkt sich der Kerl eigentlich?
 

Mürrisch marschiere ich ins Badezimmer, putz mir die Zähne, wasch mir den Schlaf aus den Augen und bring meine Frisur in Ordnung, auch wenn sie nach wenigen Minuten meist so aussieht, als wäre ich durch einen Sturm marschiert. Ich zieh mir die neuen Sachen an, die mir Kaiba nach unserem Techtelmechtel noch gegeben hat. Alles aussortierte Kleidung von Noah Kaiba, der ungefähr meine Körpergröße und Statur hat.
 

Ich fühl mich mehr als unwohl in dieser schwarzen Anzugshose und dem weißen Herrenhemd. Gott sei Dank ist es keines von diesen Hemden, die mit Manschettenknöpfen versehen werden und eine Krawatte muss ich ebenfalls nicht tragen oder ein Jackett. Und ich werde mit Sicherheit auch keine von diesen eleganten Herrenschuhen tragen, meine schwarzen Turnschuhe passen sicher genauso gut.
 

Noch etwas müde öffne ich die Tür zu meinem Zimmer, draußen im Gang steht die junge Frau, dessen Name mir noch unbekannt ist.
 

„Wie heißt Du eigentlich?“
 

Die junge Frau errötet schon wieder. Mach ich sie etwa nervös?
 

„Ich heiße Sakura. Sakura Watashi.“
 

„Sakura? Wie die Kirschblüte?“
 

Sie nickt und wird noch eine Spur röter. Meine Güte, was für ein schüchternes Persönchen! So eine Frau habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich kenne sonst nur Yakuza-Bräute, die um meine Bandenmitglieder herumschleichen oder Strichmädchen, von denen ich schon etliche retten musste, weil deren Freier brutale Arschlöcher waren. Und meine Schwester, die ich aber schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe.
 

„Na denn, Sakura, Du schöne Kirschblüte, weise mir den Weg!“
 

Sie kichert leise, nickt und geht nach links den Gang entlang. Ich folge ihr und betrachte sie etwas genauer. Mit ihren hellbraunen schulterlangen Haaren, ihren hellbraunen leuchtenden Augen und ihrem schwarzweißen Dienstmädchenoutfit wirkt sie wie ein zierliches Püppchen in dieser riesigen Villa. Sie ist sicher noch keine 18, aber fragen werde ich nicht, denn man fragt eine Frau nicht nach dem Alter, auch in Yakuza-Kreisen nicht, oder vielleicht besonders dort nicht…
 

In Gedanken versunken betrete ich das Esszimmer, während mir Sakura die Tür offen hält. Und da ist er, mein bester Freund, der mich breit angrinst und mir mit der gerade angehobenen Kaffeetasse zuprostet, als wäre er hier zuhause. Links, ihm schräg gegenüber, sitzt ein schwarzhaariger Junge, den man von hinten glatt für ein Mädchen halten könnte, aufgrund der wirklich langen Haare. Wenn er sich nicht umgedreht hätte, hätte ich mich echt gefragt, ob Mokuba ein Mädchen ist, das nur so tut als wäre es ein Junge.
 

Der Junge grinst genauso breit wie mein bester Freund Hiroto, allerdings prostet er mir mit keiner Kaffeetasse zu, sondern steckt sich nur Sekunden später eine Weintraube in den Mund und schafft es dennoch dabei dieses breite Grinsen nicht zu verlieren. Das nenne ich niedlich! Ich starre an dem Jungen vorbei nach links und auf Seto Kaiba, der an der linken Stirnseite des langen Esstisches sitzt. Zumindest nehme ich an, dass es Seto Kaiba ist, denn außer einer aufgeschlagenen Tageszeitung mit der Aufschrift „Domino Sonntags-Tipp“, ein paar braunen Haaren, oberhalb der Zeitung und schlanken Fingern, mit denen die Zeitung festgehalten wird, sehe ich nicht viel von der Person.
 

Ich bleibe etwas unschlüssig zwischen der Zimmertür und dem Esstisch stehen und starre auf die Zeitung, während ich die Blicke von Hiroto und Mokuba auf mir spüre. Die Zeitung selbst ist dabei aber völlig uninteressant, viel mehr interessiert mich, was sich hinter dieser Zeitung versteckt. Ganz plötzlich wird die Zeitung ein Stück gesenkt und leuchtend blaue Augen starren mich an. Hat er gemerkt, dass ich in seine Richtung schaue?
 

„Setz Dich.“
 

Er macht eine Kopfbewegung nach rechts und deutet somit auf einen freien Platz genau gegenüber von Mokuba. Ich grinse breit und nicke. Er hebt die Zeitung wieder vor sein Gesicht und ich gehe einmal hinter ihm um den Tisch herum, um mich links von ihm auf den freien Stuhl niederzulassen. Hiroto, der links neben mir sitzt, boxt mir in die Rippen, ich kontere mit einem Ellenbogencheck und greife dann nach einem Brötchen aus einem Brötchenkorb, den mir ein anderes Dienstmädchen reicht. Das Dienstmädchen sieht nicht so schüchtern und zierlich aus wie Sakura, sondern eher so stolz und erhaben wie Seto Kaiba selbst, was aber natürlich auch an ihrer blauen Augenfarbe und ihren braunen Haaren liegen kann. Außerdem ist sie mit ihren langen Haaren und in ihrer schwarzweißen Uniform auch wesentlich hübscher.
 

„Kaffee?“
 

Und eine hübschere Stimme hat sie auch!
 

„Name?“
 

Sie schaut mich verwirrt an.
 

„Vom Kaffee?“
 

Ich schüttle grinsend den Kopf.
 

„Nein, Deiner!“
 

Hiroto prustet in seine Kaffeetasse, Mokuba verschluckt sich an seinem Brötchen und fängt an zu husten und die Zeitung rechts neben mir zittert verdächtig, was wohl heißen soll, dass selbst ein Seto Kaiba sich manchmal das Lachen verkneifen muss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Onlyknow3
2015-03-24T18:05:11+00:00 24.03.2015 19:05
Das nenn ich dann mal ein gelungenes Frühstück mit Vorstellungsrunde des Personals.
Joey schafft es doch immer wieder die Leute zu verblüffen mit seinen Aktionen.
Eine echt witzige Situation das mit dem Kaffee und dem Namen. Hat mir sehr gut gefallen
musste mir vor lachen den Bauch heben. Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von: abgemeldet
2015-03-22T17:27:41+00:00 22.03.2015 18:27
Geil ich musste am ende so lachen XD
Antwort von:  Nightprincess
22.03.2015 18:28
dann hab ich ja genau das erreicht, was ich wollte ^^
Von:  Lunata79
2015-03-22T08:14:30+00:00 22.03.2015 09:14
Tolles Kapitel.
Von:  Niua-chan
2015-03-21T14:36:45+00:00 21.03.2015 15:36
Also nein, da ist Joey ja mal direkt^^
Eine schöne Morgenscene die du da beschrieben hast, die Einnerungen von Joey davor hingegen fand ich sehr traurig und erschreckend, passen aber zur Umgebung in der er aufgewachsen ist
ein gutes Kapitel^^
Antwort von:  Nightprincess
21.03.2015 16:38
Ich danke Dir. ^^

Die Erinnerungen von Katsuya (Joey) hatte ich eigentlich zu allererst anders schreiben wollen. Als ich das 3. Kapitel geschrieben habe, an der er über seinen ersten Mord nachdenkt, da hatte ich eine ganz andere Szene im Kopf und zwar sollte die versuchte Vergewaltigung und der Mord in irgendeiner Gasse stattfinden, aber ich hab das wieder verworfen und halt diese Szene hier geschrieben. Es wird da noch ein Nachspiel haben und zwar während der "ersten" Begegnung zwischen Anzu (Tea) und Katsuya (Joey), denn Anzus Eltern sind ja in meiner Geschichte Lehrer und das auch noch ausgerechnet in der Schule, in der Shizuka (Serenity) gewesen ist und Anzu ging damals auf die gleiche Schule oder zumindest im selben Schulkomplex, in dem Grund- und Mittelschule in zwei Gebäuden unterteilt ist. So zumindest mein Gedanke.

Vielleicht kann man schon alleine daraus erahnen, was da passiert ist, es waren ja bei Katsuyas erstem Mord Lehrer und Schüler anwesend ^^
Antwort von:  Niua-chan
21.03.2015 16:58
Toll bei dem "Mord" (ich würde ja eher Totschlag oder so sagen, schließlich war es nicht geplant und er hat seine Schwester verteidigt) waren alle da aber bei der versuchten Vergewaltigung nicht... ich kann die Reaktion der Anwesenden nicht verstehen, wenn einer die Betitelung Monster verdient hätte dann ja wohl der Lehrer. Nicht das ich damit das Töten von diesem als harmlos oder so antun möchte aber mal ehrlich Katsuya war 13, er wusste weniger über die Konsequenzen seines Handelns als der wunderliche Lehrer...
Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weiter geht, und diese Art von Katsuyas erstem Mord ist besser als in einer Gasse denke ich... da kann man noch mehr darauf aufbauen
Antwort von:  Nightprincess
21.03.2015 17:11
Ja, wirklicher "Mord" war es ja nicht, das haben zumindest auch die Richter entschieden, wie bereits in Kapitel 3 erwähnt: ‚Tötung im Affekt‘ und ‚ein Jahr auf Bewährung' ohne Knastaufenthalt. Aber wie gesagt, man kann es so und so sehen. Ich persönlich würde mich in so einer Szene nur fragen, was einen Jungen dazu getrieben hat, einen Lehrer zu töten und was ich für das kleine Mädchen in seinen Armen tun kann, das ja offensichtlich total verstört ist, ich mein, wenn Katsuya zu dem Zeitpunkt 13 war, dann war Shizuka erst 10, nicht wahr?

Mord ist sicher keine Lösung, aber Tötung im Affekt in diesem Fall durchaus verständlich und sicher nicht nur, weil er dabei erst 13 war. Als Mutter oder Vater hätte man vermutlich ebenso reagiert in so einem Moment. Aber wer kann das schon sagen?
Antwort von:  Nightprincess
21.03.2015 17:26
Ich find die Schulszene als ersten Mord auch besser, deshalb hab ich es halt geschrieben, auf diese Weise wirkt Katsuya nicht wie das Monster, obwohl er von der Yakuza ist, er wirkt hier einfach menschlicher und man kann seine späteren Morde auch besser nachvollziehen...


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