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War

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass ich euch so lange habe warten lassen, aber ich hoffe eure Erwartungen werden nicht enttäuscht ;) Komplett anzeigen

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Sacrifices

Ihre entsetzten Blicke wandern hektisch über die leblosen Körper zahlreicher unbekannter, aber bei jedem Paar toter Hyuuga-Augen, das ihnen entgegen starrt, verschwimmt ihr verzweifelter Blick...
 

Der erste bekannte Körper, der ihnen ins Auge fällt, ist ausgerechnet der von Shinzo. Jemand hat sich die Zeit genommen seine Augen zu schließen, sodass man sich einreden könnte, der willensstarke Riese würde nur schlafen, wenn sein blutüberströmter Körper nicht vollkommen reglos wäre.

Naruto würgt beinahe an seiner überschwappenden Panik, als er verzweifelt über dem verstümmelten Leichnam des eindrucksvollen Mannes verharrt. „Neji!“

Aber sein Teamkamerad sucht längst den Platz ab und verharrt beinahe im selben Moment, als die hysterische Stimme eines Mannes ihre Aufmerksamkeit einige hundert Meter weiter auf den einzig Lebendigen weit und breit lenkt.
 

„Du miese, kleine Schlampe, komm raus!“

Der Mann dreht sich unfokussiert im Kreis und verliert erheblich viel Blut aus einer tiefen Torsoverletzung. Die drei ANBU, die sich ihm lautlos nähern, scheint er in keinster Weise wahrzunehmen.

„Es ist-“

Doch bevor Neji seinen Satz vollenden kann, erscheint sie aus dem Nichts und enthauptet den Mann mit einem längst durchgängig blutgetränktem Katana.

Es ist Sakura.
 

Sasuke steht mit einem Satz direkt vor ihr und seine blutroten Augen fahren hyperfokussiert über jeden Zentimeter ihres mitgenommen Körpers, doch er macht keine Anstalten sie in irgendeiner Art und Weise zu berühren. „Was ist passiert?“

Er sieht den lodernden Zorn in ihren dunklen Augen und es dauert nicht lange, bis sie ihren stummen Vorwurf in lautstarke Worte kleidet.

„Was passiert ist?!“ Die talentierte Medic-nin zieht sich grob drei Wurfnadeln aus der Haut, die sich tief in ihren rechten Oberschenkel gebohrt haben und verzieht im Gegensatz zu den drei Männern keine Miene. „Was passiert ist, ist dass eure verfluchte Mission uns nicht nur fünf Jahre gekostet hat, sondern auch noch offensichtlich vollkommen umsonst war! Ihr seid losgezogen, um einen Krieg zu verhindern und habt ihn direkt vor unsere Haustür gebracht!“ Sie breitet die Arme aus, um das Schlachtfeld hinter sich zu erfassen. „Also herzlichen Dank auch dafür!“

Sie stößt ihn hart vor die Brust, aber alles was Sasuke interessiert ist die Tatsache, dass das Blut an ihren Händen nicht ihr eigenes zu sein scheint. Sie ist am Leben. Solange es bedeutet, dass er sie nicht verliert, kann sie ihn gerne anschreien.

Er umfasst dennoch übermäßig sanft ihre Oberarme und hätte beinahe hörbar geseufzt, als sie sich seiner Berührung nicht weiter entzieht. „Wann hat es angefangen?“

Die Anspannung steckt spürbar in ihrem ganzen Körper, aber er fühlt auch das minimale Schwanken ihrer schmalen Gestalt, das grenzenlose Erschöpfung verrät.

„Vor zwanzig Stunden? Vielleicht mehr, vielleicht weniger. Nachdem die Sonne auf- und wieder untergegangen ist, ist mir irgendwann das Zeitgefühl abhanden gekommen.“
 

Naruto tritt einen hektischen Schritt auf seine beste Freundin zu und die tiefe Erleichterung darüber sie in einem Stück anzutreffen, ertrinkt in der anhaltenden Panik in seinem Magen. „Weißt du, wo Hinata und Tenten sind?“

Er ringt erneut mit dem Impuls sich zu übergeben, als Sakura verzweifelt die Augen schließt. „Ich habe die beiden schon vor Stunden aus den Augen verloren. Wir waren lange zusammen, aber dann ist irgendwo eine Explosion hochgegangen und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.“

„Ich sehe Hinata.“

Narutos panischer Blick fährt sofort zu Neji herum.

„Sie lebt.“ Aber allein die Tatsache, dass der talentierte Hyuuga nicht mehr sagt, lässt sie alle stumm wissen, dass es dennoch nicht gut ist.
 

~
 

Sie lebt.

Sie kniet am Boden, umgeben von einem See toter Körper.

Aber als er erkennt, vor wem sie kniet, hält sogar Naruto inne.

Hinata dreht sich nicht zu ihnen um, obwohl die Adern um ihre Augen klar ihr Bluterbe verraten. Der Kopf ihres Bruders ruht in ihrem Schoß und ihm allein gilt in diesem Moment ihre Aufmerksamkeit.

Sakura fällt lautlos neben den beiden Geschwistern auf die Knie und hebt vorsichtig die Decke, die den Oberkörper des jüngeren Hyuugas bedeckt, doch seine tiefen Verletzungen lassen sogar die talentierte Medic-nin betroffen die Augen schließen. Es ist hoffnungslos.

Ihr geschultes Auge erkennt schnell, dass Hinata das Nervensystem ihres Bruders lahm gelegt hat, um zumindest die qualvollen Schmerzen von ihm zu nehmen. Tsunades ehemalige Schülerin wippt erschöpft zurück auf ihre Fußballen, frustriert von der unerträglichen Hilflosigkeit die darin liegt, nichts tun zu können.
 

„Sag meiner Mutter, dass ich sie liebe und dass es... mir leid tut, dass wir sie alleine lassen. Und sag unserer Schwester, dass ich sie gerne kennen gelernt hätte.“ Yokiri verzieht kurz reumütig das Gesicht. „Nur erzähl ihr nicht alles. Sie soll nicht wissen... was für ein Idiot ich gewesen bin.“

„Ich werde ihr von dir erzählen“, schwört Hinata leise und wischt die stummen Tränen von ihren Wangen, nur um sie im nächsten Moment durch neue zu ersetzen. Der dunkelhaarige Hyuuga hebt schwach eine Hand zur blassen Wange seiner älteren Schwester.

„Weine nicht um mich, Schwester, wir wissen beide, dass ich das nicht wert bin.“

„Ich liebe dich!“ Sie unterdrückt ein kummervolles Schluchzen und lehnt ihre Stirn verzweifelt gegen die ihres Bruders, dessen rasselnder Atem immer langsamer wird.

„Ich liebe dich auch. Ich- bin so froh, dass... ich- dich – kennen lern-“ Sein Kopf fällt mit seinem letzten Atemzug zur Seite, bevor er den Satz beenden kann.
 

Nein! Nein, nein, nein, nein, nein!“ Es ist lediglich ein Flüstern, das mit ihren bebenden Schultern ihren tiefen Kummer verrät, als sie sich schluchzend über den reglosen Körper ihres Bruders beugt.

Auch Sakura wischt sich wütend stumme Tränen von den Wangen und greift blind nach Sasuke, als er von hinten die Arme um sie schlingt und sie sanft auf die Beine zieht.

Naruto tritt einen Schritt nach vorne und sinkt lautlos in die Hocke, aber er traut sich nicht die Hand nach seiner trauernden Verlobten auszustrecken und verharrt nur stumm in ihrer Nähe.
 

Die junge Clanerbin fällt nur dreißig Sekunden direkt vor ihren Augen auseinander, bevor das Zittern ihres zierlichen Körpers schlagartig aufhört und ihre Tränen versiegen. Sie küsst ihren Bruder zärtlich auf die kühle Stirn und bettet seinen Kopf so sanft auf dem Boden, als könnte er es noch fühlen.

Sie erhebt sich ruckartig und wischt die offensichtlichsten Spuren ihrer Trauer mit ihrem zerfetzten Ärmel fort.

Aber als Naruto sich ebenfalls erhebt und auf sie zutritt, weicht sie zurück. „Hinata-“

Doch seine sanftmütige Verlobte schlingt haltsuchend die Arme um sich selbst und schüttelt entschuldigend den Kopf. „Bitte, nicht! Es- es tut mir leid.“

Als sie schon im nächsten Moment jegliches Gefühl aus ihrer Miene verbannt, begreift er auch warum sie seiner Berührung ausweicht und seinen Trost nicht ertragen kann. Die Tatsache, dass sie das Gefühl hat ihre Trauer unterdrücken zu müssen, verstärkt seine ungute Vorahnung, dass die ganze Sache noch nicht ausgestanden ist.

Aber bevor er den Mund öffnen kann, tritt Neji vor. „Hinata?“

Die junge Hyuuga hebt den Kopf und erkennt die kaum verborgene Verzweiflung im Blick ihres Cousins und verschwendet keine Sekunde, um ihn zu beruhigen. „Sie ist in der Schutzhütte, in der wir ein paar Verletzte untergebracht haben.“

„Sie ist verletzt?!“

„Sie hat gekämpft, bis sie das Bewusstsein verloren hat. Vor knapp zwei Stunden würde ich schätzen, aber ich habe schon vor einer ganzen Weile den Überblick verloren. Ich hab sie dorthin getragen, aber ich konnte nicht bleiben. Zu der Zeit waren immer noch knapp fünfzig Angreifer übrig und nur noch sieben von uns.“ Ihre Stimme klingt abwesend, als ihr Blick über das verwüstete Schlachtfeld fährt.
 

„Was ist mit dir?“, will Naruto besorgt wissen.

Hinata hebt schulterzuckend die Arme und besieht sich gleichgültig die zahlreichen kleineren und größeren Verletzungen, die Wunden in ihre Haut geschlagen haben. „Ich habe irgendwann nur aufgehört sie zu heilen.“

Sakura stimmt ihr tonlos zu. „Es war es einfach irgendwann nicht mehr wert.“

Die Adern um Hinatas Augen treten noch prominenter hervor, als sie ihr Bluterbe antreibt den ganzen Platz zu überblicken. „Das war es.“

Ihr Blick fährt noch einmal über die reglose Gestalt ihres Bruders, bevor sie die Schultern strafft und sich wortlos umdreht.

Sakura greift stumm nach Sasukes Hand, bevor sie ihrer Freundin folgt und Neji und Naruto flankieren Hinata auf beiden Seiten, während sie sie zu einer von zahlreichen Schutzzaubern umgebenen Holzhütte im Schatten der Bäume führt.

Sasuke dreht den Kopf fragend zu Sakura. „Wo habt ihr die Kinder versteckt?“

„In einer Höhle abseits des Dorfes, zusammen mit den Alten und anderen Kampfunfähigen. Sie sind dort in Sicherheit.“
 

Hinata löst den Schutzwall mit ein paar geübten Handgriffen auf, was stumm verrät, dass sie sich sicher ist, dass weit und breit keine Gefahr mehr droht.

Aber als sie die Tür öffnet, rauscht Neji zuerst in den kleinen stickigen Raum. „Tenten!“

Die talentierte Waffenexpertin hat ihr Bewusstsein scheinbar zurückerlangt, aber die tiefe Verletzung an ihrer Hüfte blutet immer noch sichtbar und sie ist erschreckend blass.

„Neji“, flüstert sie erschöpft, als der dunkelhaarige ANBU panisch neben ihr auf die Knie fällt, mit seinen Augen hektisch über ihren schmalen Körper wandert und ihr vorsichtig eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.

Sakura kniet sofort mit Hinata auf Tentens anderer Seite und untersucht die tiefe Verletzung ihrer braunhaarigen Freundin, während Hinata ihre Erklärung leise fortführt. „Sie ist von irgendeinem Jutsu getroffen worden und die Blutung ließ sich einfach nicht stillen.“

Tsunades ehemalige Schülerin nickt und fängt bereits an fremde Fingerzeichen zu schließen. „Es ist ein verdammt hinterhältiges Jutsu. Aber ich bin schlauer. Aber sie wird eine Bluttransfusion brauchen.“

Hinata nickt seufzend und wandert mit ihren hellen Augen kritisch durch den Raum der keine fünfzehn Leute fasst. Dreizehn. So viele Kämpfer haben den heutigen Tag überlebt. 13 von 48. Sie schüttelt es ab. „Naruto hat dieselbe Blutgruppe wie Tenten.“

Der Blondschopf kniet bereits neben ihr. „Sag mir nur, was ich machen soll.“

Hinata greift sanft nach seiner Hand, die neben ihrer auf dem Holzboden ruht und drückt sie kurz dankbar dafür, dass er hier ist und sie gleichzeitig nicht unter Druck setzt, bevor sie einen zustimmenden Blick mit Sakura wechselt und sich dann erhebt. „Ich werde solange versuchen den anderen zu helfen.“
 

Tenten zuckt ein wenig unter Sakuras Behandlung, verliert aber kein Wort, während sich ihre Finger in Nejis Hand verkrampfen. Der sonst so stoische Hyuuga senkt seine Stirn verzweifelt gegen ihre. „Es tut mir so leid!“

Der bekannte Schalk in ihren Augen ist schwach, aber dass er überhaupt da ist, rollt ihm einen Granitfelsen vom Herzen. „Nicht alles dreht sich um dich, mein Guter, also hör auf so melodramatisch zu sein.“

Sie rollt die Augen, als Sakura aus einem der versteckten Arzneikoffer zwei Injektionsnadeln und einen Schlauch zieht, um eine direkte Bluttransfusion durchzuführen und sowohl ihr als auch Naruto befiehlt „Bewegt euch nicht, bis ich wieder komme!“
 

~
 

Ein paar Minuten später
 

Hinata streicht ihrer besten Freundin beruhigend über die Schultern und sieht zu, wie Neji ihr vorsichtig auf die Beine hilft, bevor sie sich an eine der jungen Hyuugas wendet, mit der sie vor ein paar Tagen noch trainiert hat und deren schwere Verletzungen gerade provisorisch von Sakura versorgt werden. „Soya, wie geht es dir?“

Die schöne Kunoichi ist nur wenige Jahre jünger als sie und eine tapfere Kämpferin, aber Hinata bevorzugt es sie erschöpft aber lebend zu sehen, auch wenn sie ihre entfernte Verwandte mit viel Widerstand vor ein paar Stunden in diese Hütte gezerrt hat, um ihr Leben zu retten.

Soya nickt nur schwach und unterdrückt ein Stöhnen, als sie sich mühsam aufsetzt. Um eine weitere Bewegung zu verhindern, sinkt Hinata schnell neben ihr in die Hocke. „Hör zu, wir müssen noch dringend etwas erledigen. In ein paar Minuten wird die Unterstützung aus Konoha hier eintreffen und mit ihr medizinische Versorgung. Sie sollen mit der Bergung unserer Leute anfangen, wenn sie euch versorgt haben. Es ist ein Hyuuga unter den Toten, der... nicht zu uns gehört hat. Aber sie werden ihn erkennen... Nur die Hokage, die musst du uns bitte zu dem alten Bunker schicken. Und Soya, falls wir nicht zurückkommen“, sie zieht ein Kunai und führt es unzeremoniell über ihre Handfläche und lässt das dunkle Blut in ein umstehendes Glas tropfen, „das hier wird euch die Felswand öffnen.“

Soya nickt, ohne weitere Fragen zu stellen und hebt Neji seine mitgenommene Freundin vorsichtig auf seine Arme.

„Neji-“

Aber der talentierte Hyuuga unterbindet ihren schwachen Protest energisch. „Du hast zwei Möglichkeiten, Tenten. Entweder ich trage dich oder du bleibst, wo du bist.“

Sein gewohnter Starrsinn entlockt der brünetten Kunoichi ein müdes Schmunzeln. „Ich habe doch gar nichts gesagt.“

Sie verlassen den Unterschlupf und folgen den Frauen einmal mehr zu einem unbekannten Ziel.
 

„Von wem hast du gesprochen“, will Sakura leise wissen und Hinata wendet ihr fragend den Kopf zu. „Als du zu Soya gesagt hast, dass unter den Toten noch ein Hyuuga ist.“

Der Blick der jungen Clanerbin richtet sich stoisch wieder nach vorne, bevor sie gelassen antwortet. „Meinem Vater.“

„Was?!“

Während sich die Fassungslosigkeit sogar in Nejis Gesichtszügen spiegelt, richtet sich Hinatas ruhiger Blick stur nach vorne.

„Er ist vor ein paar Stunden hier aufgetaucht und eine Weile später im Kampf... gefallen. Er muss beobachtet haben wie ihr Konoha gleich wieder verlassen habt, hat herausbekommen wann ihr zurückkommt, euren Reiseweg verfolgt und sich den Rest selbst zusammengereimt.“

Sakura und Tenten fluchen beinahe im selben Atemzug und die ehemalige Schülerin der Hokage wischt sich unwirsch eine verdreckte Haarsträhne aus der Stirn. „Wie hoch standen wohl die Chancen, dass das Dorf, das jahrzehntelang verborgen war, am selben Tag von einer Überzahl Feinden angegriffen und von deinem verfluchten Vater gefunden wird?!“

„Hat er dir was getan?“, will Naruto mit einem drohenden Unterton wissen und bald hart die Fäuste, um sein Temperament im Zaun zu halten. Er kann sich nicht helfen. Nicht einmal das Wissen, dass ihr Vater ihr nie mehr weh tun kann, beruhigt ihn in diesem Moment.

Doch seine schweigsame Verlobte schüttelt lediglich verneinend den Kopf.

„Was ist passiert“, will Tenten sanft wissen und offenbart dadurch, dass sie und Sakura auch nicht mehr mitbekommen haben wie das Oberhaupt des Hyuuga-Clans aufgetaucht ist.

Ihre langjährige Freundin zuckt betont gelassen mit den Schultern. „Er ist mitten im Kampfgetümmel aufgetaucht, wir haben uns also nicht ausgiebig unterhalten.“

„Wie... ist er gefallen?“ Es ist Neji, der das notwendige Übel in Worte kleidet, auch wenn er sich dafür einen vorwurfsvollen Blick von seiner angeschlagenen Freundin einfängt.

„Mhm... er hat eine Weile mit uns gekämpft. Aber als er versucht hat Yokiri zu schützen, ist er tödlich verwundet worden.“ So emotionslos sie sich auch gibt, es schwingt kein Funken Bitterkeit über das Ableben ihres Vaters in ihrer Stimme wieder. Aber als Naruto einen Schritt näher an sie herantritt, weicht sie ihm schon wieder aus und plötzlich verzerrt eine vollkommen andere Emotion ihre schönen Züge.

„Muss ich es unbedingt aussprechen?! Das einzige Gefühl, das ich über den Tod meines Vaters empfinde ist Erleichterung!“ Und man sieht ihrem bitteren Gesichtsausdruck an, dass sie selbst die einzige ist, die sich dafür verurteilt.

Während Naruto hilflos die Hände zu Fäusten ballt, weil sie ihm die einzige Möglichkeit des Trosts, die er ihr in diesem Moment bieten kann, verwehrt, bemüht sich Neji um einen Themenwechsel.

„Welche Felswand?“

Sakura unterstützt ihn mit einer ungewohnt ausgiebigen Antwort. „Wir haben die Kinder und die Alten sowie alle anderen Kampfunfähigen mit unzähligen, hochkomplexen Jutsus hinter einer Felswand, in einer Höhle in den Bergen versteckt.“

„Warum nicht in den Bunkern?“

Sakura dreht ihren Kopf leicht zu Sasuke. „Weil das viel zu offensichtlich gewesen wäre.“

Dennoch führen sie die Männer genau dorthin.

Obwohl er kurz zögert, stellt Sasuke die offensichtliche Frage nach dem Warum. „Wenn die Kinder nicht dort sind, warum wollt ihr dann zu den Bunkern?“

Der Blick den Sakura mit den anderen beiden Frauen wechselt, bevor sie ihm antwortet, gefällt ihm ebenso wenig wie seinen beiden Teamkameraden, die die Konversation angespannt verfolgen.

„Weil dieser verfluchte Tag für uns noch nicht zu Ende ist.“

Noch eine kryptische Aussage mehr.
 

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Wenige Minuten später
 

Hinata hat sie wortlos in einen der tiefsten Bunker geführt und gleichzeitig Kreidemerkmale hinterlassen, was die Männer daran erinnert, dass sie ihre Verwandte gebeten hat ihnen Tsunade nachzuschicken. Zu spät begreifen sie, was das impliziert.

Hinata sieht von Tenten, die erschöpft in Nejis Armen verweilt zu Sakura. „Ich werde mit Tenten gehen.“

Sie sieht zu den Männern, aber Sakura nickt schon, ohne dass die junge Hyuga ihre Bitte ausgesprochen hat. „Ich werde die Ehre übernehmen sie aufzuklären.“

Hinata nickt und legt ihrem Cousin bittend eine Hand auf die Schulter. „Komm mit mir.“
 

Sakura wartet, bis die anderen drei in einem der hinteren Schutzräume verschwunden sind, bevor sie sich mit einem schweren Seufzen an ihre beiden ehemaligen Teamkameraden wendet und die beiden Männer, die ihr so viel bedeuten, einen Moment lang stumm mustert und sich in Gedanken die zynische Frage stellt, warum man sich immer an den Anfang zurückerinnert, wenn das Ende naht.

Die zuckende Augenbraue ihres Verlobten, die stumm verrät, dass der berüchtigte Clanerbe kurz davor ist die Beherrschung zu verlieren, ringt ihr in diesem Moment lediglich ein Schmunzeln ab, das sie jedoch wohlweislich verbirgt.

„Willst du uns jetzt endlich erklären, was hier läuft?“

Plötzlich fühlt sie einfach nur bleierne Müdigkeit und jegliche Ironie verflüchtigt sich aus ihren Gedanken. „Sobald ich mich entschieden habe, wo ich anfangen soll.“
 

~
 

Hinata schließt die Tür hinter sich, lehnt aber nahe der Halterung und nimmt die Hand nicht von dem Griff. Ihre besorgten Augen ruhen auf ihrer besten Freundin, die blass und sichtlich mitgenommen an Neji lehnt. Doch dann schlägt die erfahrene Waffenexpertin die Augen auf und ringt sich ein überzeugendes Lächeln ab. „Hina, würdest du uns einen Moment allein lassen?“

Nicht einmal Neji kann an der verschlossenen Mimik seiner Cousine ablesen, was sie denkt, denn die schöne Clanerbin nickt lediglich und schlüpft lautlos durch die Tür zurück nach draußen. Seinem unguten Gefühl folgend, verschwendet der talentierte Anbu keinen Moment, um seine Besorgnis auf den Punkt zu bringen. „Verdammt, Tenten, was läuft hier?

Das müde Lächeln auf den Lippen seiner Freundin ist weit von überzeugend entfernt und schürt seine Besorgnis nur weiter. „Lass es uns eine weitere Komplikation nennen.“

„Tenten-“

Doch schneller und kräftiger, als er es ihr in ihrem geschwächten Zustand zugetraut hat, legt die talentierte Waffenexpertin beide Hände an seine Wangen, streckt sich auf ihren Zehenspitzen zu ihm und bringt ihn mit einem wilden Kuss zum Schweigen. Überrumpelt hält Neji für eine winzige Sekunde inne, bevor er ihre Berührung mit einem stummen Seufzen zu erwidern beginnt.

Tenten fährt mit einer Hand sanft über sein Schlüsselbein zu seiner Brust, weil sie seinen Herzschlag noch einmal unter ihren Fingern spüren will, doch stattdessen ertastet sie etwas anderes.

Sie löst sich irritiert von ihm und runzelt fragend die Stirn. „Was-“

Ihr Freund schließt seufzend und irgendwie ertappt die Augen. „Ich wollte dich nicht so fragen.“

„Mich was fragen?“

Selten begriffsstutzig versteht sie es immer noch nicht, als er sie leicht von sich schiebt.

Doch als er in seine Jackentasche greift und vor ihr auf die Knie sinkt, kristallisiert sich sein Vorhaben zweifellos heraus.

„Das ist definitiv der unpassendste Moment dich das nach all den Jahren zu fragen, aber nachdem bei uns sowieso nie etwas nach Plan zu laufen scheint... Unser Leben ist das Gegenteil von einfach, das war es schon immer und der heutige Tag... aber solange du bei mir bist, spielt das alles keine Rolle. Diese Stunden heute in denen ich nicht wusste, wie es dir geht und als Hinata gesagt hat, dass du verletzt bist... Ich weiß ich bin ein Idiot und ich verdiene dich nicht, aber ich kann nicht ohne dich, Tenten. Ich liebe dich über alles und ich will mich nie mehr von dir trennen. Heirate mich, Ten.“

Sie weint schon seit er das erste Mal in seiner rührenden Bekundung gestockt hat und eine fiese Stimme in ihrem Hinterkopf erinnert sie daran, was sie ihm gleich erklären muss. Aber für diesen einen Moment, lauscht sie nur ihrem wilden Herzschlag und sieht mit verschleiertem Blick auf den Mann, den sie schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit jeder Faser ihres Herzens liebt und der gerade seinen höchst geschätzten Stolz für sie riskiert. Und es kann nur eine Antwort geben. „Ja!“

Sie ignoriert das brennende Gefühl in ihrer Brust und schlingt haltsuchend die Arme um ihn.
 

Sie beobachtet mit einem sanften Lächeln, wie er ihr den Ring an den Finger schiebt und stiehlt sich eine Minute. Eine Minute, um dieses pure Glück auszukosten, bevor sie es eigenhändig zerstört.

Es kostet sie schon zu viel Überwindung erneut seinen Blick zu suchen, doch er überrascht sie erneut, indem er sich vorbeugt und ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen haucht. „Ich habe nicht vergessen, dass uns noch ein weiteres Hindernis bevorsteht. Also sag es mir, damit wir es zusammen hinter uns bringen und unsere Tochter holen können.“

Wenn es doch nur so einfach wäre.

Beinahe treten erneut heiße Tränen in ihre Augen, doch dieses Mal haben sie nichts mit fröhlichen Glücksgefühlen zu tun.

„Das was gleich passiert, wird dir unheimlich weh tun und es tut mir leid, aber-“ Eine heiße Schmerzwelle überkommt sie und nimmt ihr beinahe die Sicht. Mit ihrem Chakra spürt sie ihr Bewusstsein schwinden und damit auch ihre Chance ihm das ganze in Ruhe zu erklären. Verzweifelt greift sie nach seiner Hand. „Sieh mich an! Ich habe allen Grund für dieses Leben zu kämpfen. Du und Yuki ihr seid alles für mich und ich verspreche, ich komme zu euch zurück!“

Sein verständnisloser Blick ist das letzte, was sie sieht, bevor sie sich in grenzenloser Schwärze voller Schmerz verliert.
 

Als Tenten ohne jegliche Vorwarnung im Schmerz zu schreien beginnt greift er beinahe im Reflex nach ihrem zitternden Körper und bemerkt nicht einmal, dass Hinata zurückgekommen ist und neben ihm kniet.

Im Nachhinein kann er nicht einmal mehr sagen, ob er etwas anderes getan hat, als immer wieder verzweifelt ihren Namen zu rufen, bis sie in seinen Armen das Bewusstsein verliert. Er wird nie vergessen, wie sein Herz gestockt hat, als er eine Sekunde lang befürchtet, dass er sie endgültig verloren hat, bevor er ihren schwachen Puls findet.

„Tenten-“

Eine kleine Hand schiebt sich sanft in seine und ankert ihn in der grausamen Wirklichkeit. „Ich werde dir zeigen, wie du sie retten kannst“, verspricht ihm seine Cousine leise.
 

~
 

Währenddessen bei den anderen
 

Unter den angespannten Blicken ihrer beiden Teamkameraden fährt sich Sakura angespannt durch ihre langen Haare. „Okay, ich muss euch etwas sehr kompliziertes in der ausführlichsten Kurzfassung erklären, also tut uns allen den Gefallen und lasst mich ausreden. Es hat einen Grund warum wir Drei zu den einzigen gehören, die dieses Massaker überlebt haben. Und das hat leider mit Glück rein gar nichts zu tun, denn davon scheint uns momentan sowieso nicht allzu viel zu Teil zu werden...

Wir haben vor gut zwei Jahren festgestellt, dass wir einen Plan B brauchen. Denn trotz all unserem Training, egal wie stark wir auch wurden, war da doch diese lauernde Gewissheit, dass sich uns eines Tages ein Feind präsentieren würde, gegen den uns auch all unser guter Wille nichts nutzen würde. Was im Nachhinein betrachtet ebenso vorausschauend wie naheliegend war. Also haben wir eine Entscheidung getroffen. Und in der Konsequenz haben Hinata und ich das Dorf ein einziges Mal außerhalb unserer Sunareisen verlassen. Wir sind nach Otogakure gereist und haben in den Überresten ein paar Schriftrollen ausgegraben.“

„Was?!“ Die beiden Teamkameraden sind ungewöhnlich synchron in ihrem entgeisterten Ausruf, aber Sasuke macht außer sich einen Schritt nach vorne und umfasst den Arm seiner Verlobten gröber als nötig. „Was zur Hölle habt ihr euch dabei gedacht?“

Aber Sakura sieht die Sorge, die seine schwarzen Augen schon beinahe rot färbt. „Du kannst mich in aller Ausführlichkeit anschreien, wenn wir das hier überstanden haben, okay? Aber was ich euch jetzt sagen werde, wird dir noch weniger gefallen.“

Seine Augen funkeln blutrot und als er keinen Anstand macht sie loszulassen, fährt sie seufzend fort. „Wir haben auf der Grundlage des Mals eine Technik entwickelt-“

„NEIN!“ In seiner Verzweiflung schüttelt der aufgebrachte Clanerbe sie grob, als könnte er so die Zeit zurückdrehen und seine Fehler ungeschehen machen.

Doch die ehemalige Schülerin der Hokage fährt schonungslos fort. „Wir haben eine Technik entwickelt, um Chakrareserven in unserem eigenen Körper wegzuschließen. Es entzieht einem beinahe vollständig das Chakra und es dauert Stunden, bis man sich davon erholt hat, weswegen wir es immer abwechselnd ausprobiert haben. Jede von uns hat die Technik dreimal durchgeführt-“

„Sakura-“

Aber die talentierte Medic-nin unterbricht ihren Verlobten energisch. „Du wirst mir jetzt einmal in deinem Leben zuhören! Wir sind heute komplett durch unsere Reserven gegangen. Und wir alle wissen nur zu gut, dass jedes Jutsu dieser Art einen hohen Preis hat.“ Sie sieht Sasuke fest in die Augen, als sie ruhig ihr Urteil fällt. „In wenigen Minuten wird uns das Jutsu all unser verbleibendes Chakra entziehen. So viel, bis es nicht einmal mehr zum Überleben reicht. Und es gibt nur eine Möglichkeit, wie wir das eventuell überleben können: Ihr müsst uns eurer Chakra übertragen. Normalerweise würde eine Chakraübertragung in diesem Ausmaß nicht funktionieren, weil der Körper zu lange brauchen würde, um es anzunehmen und so viel Zeit haben wir nicht. Aber da wir alle schon einen Teil von eurem Chakra in uns haben, könnte es eventuell funktionieren.“
 

„Könnte?“ Narutos entgeisterte Stimme ist nur ein heiseres Flüstern und sogar der berechnende Uchiha erstarrt in seinem Zorn.

Ihre frühere Teamkameradin ringt sich ein müdes Lächeln ab. „Es ist nicht so, dass wir ausgewogene Studien über die Erfolgschancen zu verzeichnen haben.“ Sie sucht den Blick in Sasukes dunkle Augen, in denen das Rot mit seinem Zorn erloschen ist und die Verzweiflung, die ihr begegnet verrät ihr untrüglich, dass seine Gefühle für sie aufrichtig sind. Wo sie diese erlösende Gewissheit an jedem anderen Tag mit einem unermesslichen Hochgefühl erfüllt hätte, bricht es ihr heute das Herz. Denn das bedeutet, dass ihr Tod ihn möglicherweise zerstören wird. „Es könnte uns genauso gut umbringen. Aber es ist unsere einzige Chance.“

In diesem Moment öffnet sich die Tür hinter ihnen und Hinata tritt vor ihrem Cousin zurück in den Flur. Der braunhaarige ANBU hat den Blick auf seine Arme gesenkt, in denen er seine bewusstlose Freundin trägt.

„Tenten!“

Hinata wechselt einen Blick mit Sakura und ein Blick in die Augen der Hyuga verrät Tsunades ehemaliger Schülerin, dass es schlimm war. Die junge Clanerbin muss ein Schweigejutsu über den Raum gelegt haben, denn wenn sie eines wissen, dann dass das bevorstehende bestimmt nicht ruhig von statten gehen wird.

Hinata bedeutet ihrem aufgewühlten Cousin ihr zu folgen und Sakura sieht den beiden einen Moment lang nach, wie sie in einem anderen verlassenen Nebenraum verschwinden, bevor sie sich an ihre ehemaligen Teamkameraden wendet. „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Hinata wird Neji zeigen, was er zu tun hat, aber bei einer von uns wird es niemanden mehr geben, der es euch erklären kann, also tut einmal in eurem Leben, was ich euch sage...“

Die beiden Männer sind so fassungslos angesichts dessen, was sie ihnen gerade eröffnet hat, dass sie widerspruchslos verharren, während Sakura in ihren Erklärungen fortfährt.
 

~
 

Neji sinkt erschöpft zurück auf seine Fußballen, doch er greift beinahe unbewusst nach der erschlafften Hand seiner bewusstlosen Freundin, die sich kühl und klamm in seiner anfühlt.

Er nimmt nur verschwommen war, dass Hinata ihm noch etwas zuflüstert, bevor sie den Raum verlässt. Er hat ihre Anweisungen genau befolgt, er hat alles getan, aber dass er jetzt dazu verurteilt ist nichts tun zu können, außer zu beten und zu flehen, treibt ihn immer wieder an den Rande des Wahnsinns.

Und in Gedanken verspricht er ihr alles. Alles, wenn sie nur zu ihm zurückkommt.

„Ich liebe dich!“

Bitte, fleht er stumm. Bitte, komm zurück zu mir!
 

~
 

Bevor Sasuke und Naruto auch nur angefangen Sakuras unheilvolle Offenbarungen zu verdauen, kehrt Hinata zurück – dieses Mal allein. Für einen Moment stockt Naruto überrascht, als sie ohne Vorwarnung fest beide Arme um ihn schlingt, bevor er ihre innige Umarmung besorgt erwidert.

„Hina-“ Seine eigene Stimme klingt so erstickt, dass sie ihm selbst fremd erscheint, doch seine Verlobte lässt ihn nicht ausreden.

„Es tut mir leid! Ich will dir nicht weh tun, aber wir schaffen auch das noch irgendwie! Und ich wollte dich vorhin nicht zurückweisen, aber ich konnte nicht... Yokiri zu verlieren und all die anderen...“

„Shh, ich weiß, ist schon gut." Er ringt um die Worte, die ihn in seiner Verzweiflung verlassen. Als er spürt wie ihr Körper kaum merklich zu zucken beginnt, kann er sie nur fester halten, solange es geht. Es ist nicht fair. Sie hat heute schon so viel verloren und er kann sie nicht verlieren, er kann-

„Du darfst nie daran zweifeln, dass ich dich liebe!“ Sie küsst ihn fest und dreht sich dann zu Sakura um, in deren Augen ebenfalls knapp zurückgehaltene Tränen schwimmen.

„Wag es ja nicht zu sterben!“

Hinata grinst schwach und zieht ihre Freundin in eine feste Umarmung. „Das würde mir nie einfallen.“

„Nein, im Ernst. Wir können die Erziehung unserer Kinder doch nicht den drei Helden da drüben überlassen. Denk doch nur an die katastrophalen Folgen.“

Hinata drückt sie nur fester. „Du erinnerst dich noch daran, dass das meine dumme Idee war, ja?“

Sakura lässt sie los, nimmt aber Hinatas Hände in ihre. „Wir schaffen das!“

Hinata verdreht die Augen. „Klar, das wird ein Spaziergang.“ Aber ihr ganzer Körper zuckt schon und sie tritt einen Schritt zurück. „Mal sehen, ob man für einen Trip in die Hölle auch ein Rückreiseticket bekommt.“

Sakura ringt sich noch ein letztes Grinsen ab. „Ich hab uns drei Plätze reserviert.“

Und Hinata konzentriert sich, um es zu erwidern. „1. Klasse?“

„Mit Fensterblick.“

Dann verschwindet ihr Lächeln und Hinata verschränkt die Arme, das Gesicht schmerzverzerrt. „Ich hab dich lieb!“

Sakura schluckt den Kloß in ihrem Hals vergeblich. „Ich dich auch!“

Dann wirft Hinata die Tür zu und gleich darauf hört man sie schreien.

Sakura lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür. Die Zähne tief in ihrer Unterlippe vergraben und die Augen fest zusammengekniffen, greift sie sich mit einer Hand grob in die Haare, um den Schmerz in ihrem Inneren zu betäuben.

Es ist wieder Sasuke, der Naruto zurückhalten muss. „Dobe, du kannst ihr jetzt nicht helfen!“

Er sieht den Schmerz in den Augen seines besten Freundes, während ihnen Hinatas Schreie in den Ohren klingen.
 

Als mit dem Verstummen von Hinatas Schreien auch Narutos schwacher Widerstand gegen seinen Griff erstirbt, sieht Sasuke zu Sakura. In wenigen Minuten wird sie es sein, die schreiend unter der Macht des Jutsus zusammenbricht. Und er hat keine Ahnung wie er diesen Anblick ertragen soll. Schon zu ihrer Zeit als Genin unter Kakashi – so sehr sie ihm auch auf die Nerven gegangen ist – hat er von Anfang an das Bedürfnis verspürt, sie zu beschützen. Und jetzt, wo er sterben würde, nur um sie zu schützen, verlangt sie, dass er tatenlos mit ansieht, wie sie Qualen erleidet, deren Grausamkeit er sich nur zu gut ausmalen kann.
 

Sakura reißt sofort die Tür auf und sie erkennen schockiert, dass Hinata regungslos auf dem Boden liegt und im ersten Moment wirkt sie beinahe leblos. Aber Sakura fühlt ihren schwachen Puls und wendet sich an ihren besten Freund, der wortlos auf der anderen Seite seiner Verlobten auf die Knie gefallen ist und aussieht, als müsste er sich jeden Moment übergeben.

Sakura ringt selbst mit den ersten Auswirkungen des Jutsus und sie unterdrückt einen Fluch, weil sie die grausame Erinnerung nicht braucht, um zu wissen, dass ihnen die Zeit davonläuft. „Naruto, reiß dich zusammen und hör mir zu! Du musst eine Hand auf ihre Stirn legen und die andere über ihr Herz. Konzentrier dich, verdammt! Und dann musst du dein Chakra in sie fließen lassen! Du darfst dich nicht zurückhalten, hörst du? So schwer dir das auch fallen muss, aber nur so kannst du sie retten!“

Naruto starrt immer noch regungslos auf seine bewusstlose Freundin und Sakura ringt mit dem Impuls ihn zu ohrfeigen, um ihn aus seiner Starre zu reißen, als er mit einem schwachen Nicken die Hände hebt und ihrer Aufforderung nachkommt.

Das feuerfarbene Chakra des Fuchses erleuchtet den Raum und geht ohne zu zögern von Narutos Körper auf Hinatas über. Es sind harte, schweigsame Minuten, bis Sakura ihren besten Freund erst bedeutet aufzuhören, als dieser bereits unter der Anstrengung keucht. Die roshaarige Medic-nin umfasst den Oberarm des blonden ANBU und seine Verzweiflung ist das einzige, was ihr erlaubt, ihn ohne jede Gegenwehr auf die Beine und mit sich aus dem Raum zu ziehen. Sie schließt die Tür und begegnet Sasukes Blick. Sie weiß, dass sie ihm nicht erklären muss, was er zu tun hat. Aber es gibt etwas anderes, was sie ihm sagen muss, bevor sie vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu hat. Also streckt sie sich auf die Zehenspitzen und nimmt sein Gesicht zärtlich in ihre schmalen Hände. „Wenn das hier schief gehen sollte-“

Sie hat seine barsche Unterbrechung erwartet. „Wage es nicht, Sakura! Du kannst mich nicht verlassen! Du-“

Seine unterdrückte Verzweiflung bricht ihr das Herz. „Ich weiß, es wird dir schwer fallen über mich zu reden. Aber ich bitte dich: Erzähl unserem Sohn von mir. Erinnere ihn daran, wie sehr ich ihn geliebt habe. Und zweifle nie daran, dass ich immer geglaubt habe, dass du ihm ein guter Vater sein wirst. Und-“ Sie streckt sich noch ein bisschen weiter, bis sie ihre Stirn gegen seine lehnen kann und ihr ersticktes Schluchzen zerreißt ihn. „Wenn du jemanden findest, der dich versteht – und bei Kami das ist wirklich nicht einfach, Uchiha – dann stoß sie nicht weg. Ich will nicht, dass du dein Leben allein verbringst.“

Sie sieht den Widerspruch in seinen Augen, aber sie gibt ihm keine Gelegenheit, ihn in Worte zu fassen. Sie küsst ihn fest und verzweifelt. „Ich liebe dich!“

Und bevor er nach ihr greifen, sie aufhalten kann, stößt sie ihn von sich, tritt in den Raum hinter sich und wirft die Tür zu.

„Sakura!“ Sasuke hämmert gegen die Tür, aber er hält inne, als sie auf der anderen Seite anfängt im Schmerz zu schreien.
 

~
 

Er zählt die Sekunden, bis sie endlich aufhört zu schreien. Die 198 Schlimmsten seines Lebens, bis er hört wie ihr Körper zu Boden fällt. Sasuke reißt in einer Bewegung die Tür auf und kniet in derselben neben Sakuras lebloser Form. Er spürt den widerlichen Geschmack von Blut im Mund, als er sich hart auf die Zunge beißt und er würgt beinahe bei dem Gedanken mit seinem dunklen Chakra ihr helles Wesen zu trüben. Es ist seit Jahren seine größte Angst, dass seine Dunkelheit auf das einzige Licht in seinem Leben übergreifen könnte. Und wie jede andere Angst, die er je hatte, wird jetzt auch diese schreckliche Wirklichkeit.

Aber er zögert nicht, sein Chakra in ihren Körper fließen zu lassen. Er ist der letzte Mensch, den man je als Optimisten bezeichnen würde, aber in diesem Moment muss er einfach glauben, dass die Möglichkeit besteht, dass er sie wirklich damit retten kann.

Sasuke ist sich nicht sicher, wie lange er sein Chakra in sie leiten soll, aber nach ein paar Minuten lässt Tentens schwache Stimme ihn und Naruto zum Türrahmen herumfahren. Die braunhaarige Kunoichi lehnt sich haltsuchend an Neji, dessen Augen verdächtig gerötet aussehen und dessen besorgter Blick nur einen Moment zu der leblosen Gestalt seiner Cousine wandert, bevor er zurück zu seiner Freundin huscht, als müsste er sich versichern, dass sie noch da ist.

„Das ist genug. Ihr müsst raus aus diesem Raum, sofort!“

Sasuke sieht zu seinem besten Freund, aber dieser folgt den Worten von Hinatas bester Freundin mechanisch. Also erhebt er sich ebenfalls und schließt widerstrebend die Tür hinter sich.
 

~
 

In diesem Moment stürzt eine gehetzte Tsunade um die Ecke und ihr panischer Blick bleibt an Tenten hängen. „Tenten, Kami-sama sei Dank! Was zum Teufel ist passiert?! Man hat mir nur gesagt, ich soll so schnell wie möglich hierher kommen? Ich habe alle anderen zurückgelassen, um den Überlebenden Dorfbewohnern zu helfen und die Verwundeten zu versorgen, aber-“ Ihre Stimme verliert sich, als ihr Blick durch die Glasscheibe auf die regungslosen Gestalten von Hinata und Sakura fallen. „Um Himmels Willen, was ist passiert?!“

Tenten lehnt weiterhin erschöpft gegen Neji, während sie der Hokage eine leise Zusammenfassung der letzten Stunden gibt.
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir nähern uns dem Ende^^
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  XxGirlyxX
2015-10-18T18:39:09+00:00 18.10.2015 20:39
Oh mein GOTT, soooo spannend 😆😆😆
Wieder einmal Super geschrieben, kann man nicht meckern 👍
Aber du darfst keine sterben lassen bitte ja? 😰😰😰
Ich freue mich schon wenn's weiter geht
Glg XxGirlyxX
Von:  AmayaInuzuka
2015-10-13T10:50:02+00:00 13.10.2015 12:50
OH MAN, soo spannend :OOOOOO
ich hab wirklich kurz mal gegrübelt ob du es übers Herz bringst und eine der 3 umbringst, aber ich hoffe doch nicht, wir alle lieben doch happy ends ;D
wahnsinns kapitel mit einer nicht erwarteten Wendung.
Diese unerwarteten Wendungen macht deine FF zu einer der besten die ich bisher gelesen habe. *daumen hoch*
Bittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebitte​bittebittebittebittebittebittebitte
lass uns nicht zu lange schmorren :)
Von:  blackholmes94
2015-10-12T15:17:01+00:00 12.10.2015 17:17
Oh mein Gott ... !!!
Du verschonst unsere Helden auch mit gar nix ^^
Ich hatte schon am Anfang mit dem Schlimmsten gerechnet und dann war Saku auf einmal da und ich dachte schon ... ok calm down ... everything's gonna be fine
Mir ist regelrecht ein Stein vom Herzen gefallen als die anderen Beiden auch wohlauf waren *erleichtert sei*
... und dann kam der nächste Schock :o
Hoffentlich überleben die anderen Beiden das jetzt auch noch ... die MÜSSEN das überleben sonst sonst ... DESHALB!!!
Bin gespannt auf das nächste Kapitel !!! ... Du machst es echt spannend ^^
Liebe Grüße :**
Von:  Cosplay-Girl91
2015-10-11T22:32:03+00:00 12.10.2015 00:32
Tolles Kapitel :)
Ich hoffe die Mädels überleben es...
Besonders jetzt wo sie eine Familie haben!!
LG
Von:  fahnm
2015-10-11T21:35:33+00:00 11.10.2015 23:35
Hammer Kapitel
Hoffentlich geht es gut aus.
Freue mich schon aufs nächste kapitel
Was den Bruder angeht: So ein Ende habe ich mir nicht für ihn Gewünscht. Das hat mich schon Traurig gemacht.
Von:  DarkBloodyKiss
2015-10-11T18:53:26+00:00 11.10.2015 20:53
Hi Nabend ^^

Das Kappi hast du wirklich super mega toll geschrieben !!!!
Es ist meiner Meinung nach ein sehr Heftiges Kappi !!!!
Bei den Kappi sind die Tränen nur so gelaufen !!!!
Das Muss für die drei Männer das wohl schlimmste sein was sie je durchgemacht haben !!!!
Soviel Angst um die Frauen zu haben die Ihnen alles bedeuten !!!!
Das die drei Frauen so Experimentierfreudig mit einem Gefährlichen Jutsu sind hätte eigentlich Klar sein müssen !!!!
Hoffentlich wird alles gut werden Hilfe ist ja jetzt auch da !!!!
Tsunade wird 1000 % alles geben damit es den dreien wieder gut geht !!!!
Nur auf Tsunades Standpauke die hinterher Gewiss noch kommen wird können sie garantiert eher verzichten !!!!
bin gespannt wen die Hokage noch alles zur Verstärkung mitgebracht hat und wie diese auf all das reagieren !!!!
bin sehr gespannt wie es weiter geht !!!!
freue mich riesig aufs nächste Kappi !!!!


gglg & einen ganz tollen rest Sonntag DarkBloodyKiss ^^

Von:  Suta98
2015-10-11T18:30:36+00:00 11.10.2015 20:30
O Gott
Das ist bis jetzt das krasseste Kapitel in der Story
Ich hatte wirklich Tränen in den Augen bei der Szene von Hinata und ihrem Bruder
Ich bin so mega gespannt wie es weiter geht
Und die Mädels werden sich wohl von ihren Verlobten was anhören müssen wenn alles vorbei ist und dazu werden sie wohl auch von Tsunade was zu hören bekommen
Von:  Scorbion1984
2015-10-11T18:24:22+00:00 11.10.2015 20:24
Oh,oh ich habe richtig mit gefiedert ,mach bloße schnell weiter ! Die Spannung ist kaum aus zuhalten !!!
Von:  Kleines-Engelschen
2015-10-11T18:15:47+00:00 11.10.2015 20:15
oh himmel, wieder an so einer stelle aufzuhören ist der horror o.0 ich bin gespannt wie es weitergeht.

greetz
Von:  a-z-0
2015-10-11T16:05:31+00:00 11.10.2015 18:05
Oh mein gott
Das ist zu viel für meine nerven.
Ein heftiges kapitel aber super geschrieben.
Warum mussten die drei mädels auch mit jutsus rumexperementieren? Die jungs machen grad die hölle durch.
Ich warte schmerzhaft und ungeduldig auf dein nextes kapitel
Glg aline


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