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Teamwork

"Anfang und Ende"
von

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Dornenfall

Wer einem Seher in die Augen schaute, würde eines gewaltsamen Todes sterben.

Das war es, was König Isik seit seiner Geburt eingeprägt worden war.

Sein Vater hatte ihm immer die Geschichte von seinem Urgroßvater erzählt.

Dieser hatte sich in eine junge Frau verliebt, welche sich im Nachhinein als Seherin herausgestellt hatte. Selbstverständlich war es zu direktem Blickkontakt gekommen, und kurz darauf hatte er auf tragische Weise sein Leben verloren.

Noch nicht einmal ein glorreicher Tod war es gewesen, er hatte sich auf dem Weg zurück von einem Schlachtfeld befunden als eine Steinlawine sich an einem der Steilhänge gelöst hatte, die sie passieren mussten. Isiks Großvater war gemeinsam mit einigen seiner Soldaten von ebendieser erfasst worden. Augenzeugen hatten berichtet, wäre ihm nicht der Gnadenstoß gewährt worden, hätte sein Urgroßvater noch über Stunden hinweg auf seinen Tod warten müssen.

Seitdem war die königliche Familie natürlich bedacht darauf gewesen, Seher nicht in die Nähe des Herrschers zu lassen. Zudem waren scharfe Gesetze erlassen worden, die hohe Strafen auf Wahrsagerei und ähnliche Professionen legten. Die harten Gesetze und ihre rigorose Durchsetzung hatte zur Flucht von begabten Sehern aus dem Land geführt. Dort waren sie nicht mehr sicher.

Gleichzeitig hatte sich auch eine radikale Gruppe unter den Sehern abgespalten, die sich für die Abschaffung der Gesetze stark machte - wenn auch nicht über Diplomatie.

Und so sah sich Isik nur in seltenen Fällen damit konfrontiert, ein Urteil in Anwesenheit der zu verurteilenden Person zu fällen.

Generell war seine Anwesenheit nur bei schweren Verbrechen vonnöten, er hatte einen Stab von Richtern, die seine Gesetze für ihn durchsetzten, aber auch bei besonderen Fällen wurde er hinzugezogen.

Dies war ein solch besonderer Fall, da es sich bei der zur verurteilenden Person um ein Kind handelte. Als Isik dies gehört hatte, war ihm unwohl zumute gewesen. Ein Gefühl, welches sich nur verstärkt hatte, als er gehört hatte, was dem Jungen vorgeworfen wurde.

Angeblich hatte der Junge - der sich geweigert hatte ihnen seinen Namen zu nennen, laut den Nachbarn aber Yalan hieß - schien an diesem Morgen den Entschluss gefasst zu haben, dass er seine Eltern nicht mehr brauchte, und hatte sie im Schlaf erstochen. Nachbarn hatten die leblosen Körper gefunden, nachdem der Vater nicht wie vereinbart bei einem Treffen erschienen war, bei welchem er den Vorsitz hatte führen sollen. Da man den Jungen mit dem Messer in der Hand und blutverschmierten Händen gefunden hatte, waren die Zusammenhänge für alle Beteiligten schnell klar gewesen.

Da sie das erste Mal mit einem solchen Fall zu tun hatten, hatten Isiks Richter beschlossen, ihn mit in die Entscheidung mit einzubeziehen.

Und so betrachtete Isik nun den Jungen, den man in seinen Thronsaal führte.

Der Junge konnte nicht älter als fünfzehn Jahre sein, zumindest war das Isiks Eindruck. Und in seinen Augen sah jemand, der seine Familie auf dem Gewissen hatte, nicht so unschuldig und verloren aus. Vielleicht schien dem auch nur so zu sein, weil er zwischen den breitschultrigen Wachen und hochgewachsenen Richtern so klein und zierlich wirkte.

„Du weißt warum du hier bist, richtig?“, fragte Isik. Der Junge schien sich einige Zeit zu nehmen um zu antworten, es war als suchte er nach den richtigen Worten.

Und dann hob Yalan den Kopf und sah Isik direkt an. Die Augen des Jungen waren von einem unnatürlichen Blau, von einer Nuance, die Isik an die Geschichten erinnerte, die sein Vater ihm vom Meer erzählt hatte.

„Majestät“, sagte der Junge. Isik konnte seinen Blick nicht von dem Jungen lösen, es schien, als würde sich seine Welt auf diese Augen konzentrieren.

Die Konturen seines Thronsaals begannen um ihn herum zu verschwimmen. Isik wollte aufstehen, doch er konnte es nicht, es war, als würde er von einer unsichtbaren Kraft an seinem Platz gehalten.

Mit einem Mal begann auch der Junge zu verschwimmen, es war, als hätte jemand einen Eimer Wasser über ein frisch gemaltes Gemälde geschüttet, und Isik war dazu verdammt dem langsamen Zerrinnen der Farben zuzuschauen...
 

Die Welt um ihn herum roch nach Rosen.

Isik konnte sich nicht erklären, wie dies möglich war, er besaß keine Rosen in seinem Schloss oder in dem dazugehörigen Garten.

Um ihn herum war alles in ein mattes Licht getaucht, sanfte Rosatöne dominierten die Landschaft. Obwohl, wenn er es sich genau anschaute, dann war da gar keine Landschaft.

Isik nahm sich die Zeit, sich einmal um die eigene Achse zu drehen, um seine Situation einzuschätzen.

Augenscheinlich befand er sich in einem Raum, immerhin konnte er Begrenzungen ausmachen. Er beschloss sich diese erst einmal genau anzusehen. Seine Schritte machten dumpfe Geräusche, während er den kurzen Weg zu einer der Wände überbrückte. Sie waren ein wenig gewölbt, sodass der Raum nach oben hin spitz zuzulaufen schien.

Isik war neugierig, aus welchem Material sie wohl sein würde, und als er die Wand berührte - oder besser das, was er bis dahin für eine Wand gehalten hatte - war er erstaunt, wie weich sich diese anfühlte.

Der Geruch nach Rosen war intensiver geworden und Isik beschloss, die Stabilität dieser Begrenzung auszutesten. Doch egal, wie sehr er sich dagegen warf oder dagegen drückte, die Wand bewegte sich kein Stück. Das einzige, was er feststellen konnte war, dass es sich augenscheinlich um sehr stabile Rosenblätter handelte.

Tok.

Isik wandte seinen Kopf um zu sehen, woher das neue Geräusch gekommen war, auch wenn er immer noch auf makabere Art fasziniert von der Stabilität der Rosenblätter war, die augenscheinlich eine Glocke über ihm bildeten.

Tok.

Ungefähr in der Mitte seines Gefängnisses sah Isik etwas, das vorher nicht da gewesen war. Es waren etwas kopfgroße Gegenstände, die er von seinem jetzigen Standort aus nicht wirklich erkennen konnte.

Vorsichtig näherte er sich den Gegenständen.

Tok.

Augenscheinlich fielen diese Gegenstände von oben herab, und dieses Mal rutschte einer von ihren in Isiks Richtung. Was er sah, machte ihm Angst.

„Deine Zeit läuft ab“, hörte er plötzlich eine Stimme, während er immer noch fassungslos den Dorn anstarrte.

In dem Moment, in dem er begann Angst zu verspüren, schien auch der Moment zu sein, in dem die Dornen schneller zu fallen schienen.

Erst, als der nächste Dorn bis zu seinen Füßen schlitterte und ein anderer ihn am Arm erwischte, löste sich Isik aus seiner Starre. Er musste hier weg, er musste hinaus aus diesem Gefängnis aus Rosen. Wenn er das nicht schaffte, dann würde er...
 

Isik saß kerzengrade in seinem Bett. Sein Atem ging heftig, die Panik, die ihn noch Momente zuvor fest im Griff gehalten hatte, war noch immer deutlich zu spüren. Es hatte sich alles so real angefühlt...

Seine Hände verkrampften sich in seiner Bettdecke, während er versuchte, sich selbst durch kontrolliertes Atmen zu beruhigen. Augenscheinlich war sein Erwachen nicht unbemerkt geblieben, denn Momente später hörte er jemanden an der Tür klopfen.

„Majestät?“, fragte eine seiner Wachen. „Ist alles in Ordnung?“

Isik nahm sich einen Augenblick Zeit für die Antwort, er wollte sich sicher sein, dass er seiner Stimme trauen konnte.

„Alles in Ordnung“, ließ er ihn wissen. Er verzichtete auf weitere Erklärungen, es war nicht seine Aufgabe, sich vor seinen Untergeben zu erklären, wenn er in der Nacht aufwachte.

Statt sich weiter darum zu kümmern versuchte er herauszufinden, was es nun mit dem auf sich hatte, was er gesehen hatte.

Er konnte sich nicht erinnern, sich in seine Schlafgemächer begeben zu haben. Das letzte, was ihm im Gedächtnis geblieben war, waren diese blauen Augen.

Isik kam ins Grübeln. Hätte es einen Zwischenfall mit einem Seher gegeben, hätte man ihn doch direkt darüber informiert, was aus dem Kind geworden war, oder nicht? Immerhin war er ja der Geschädigte, und der König noch dazu!

Doch nichts dergleichen hatte sich abgespielt, und Isik konnte nicht erklären warum, aber diese Erkenntnis sorgte dafür, dass er sich mit der Minute unwohler fühlte.

Hatte sich sein Verstand all dies nur zusammengereimt? War dies alles nur ein Traum gewesen?

Dimensionsgewaber

Es fühlte sich seltsam an, in das Nichts in seinem Kleiderschrank zu treten.

Der Forscher in ihm versuchte, Worte für die Empfindungen und Gefühle zu finden, die ihn erfassten, aber es wollte ihm nicht gelingen.

Erst, als das unbeschreibliche Gefühl aufhörte, öffnete Jeremy die Augen. Was er sah, ließ eine seiner Augenbrauen langsam in die Höhe wandern.

Er befand sich wieder in seinem Zimmer. Oder zumindest an einem Ort, welcher wie sein Zimmer aussah. Minus seiner kunstvollen Kleidungstürme, verstand sich. Und die - wenn auch spartanisch gehaltene - Dekoration seinerseits war auch nicht zu erblicken.

Stattdessen wirkte der Raum beinahe verwahrlost, als hätte schon seit Jahren niemand mehr hier gelebt.

Jeremy betrachtete die Szene mit offenen Mund. Wo genau war er denn hier gelandet?

Natürlich schalt er sich beinahe im gleichen Moment selbst: In einer anderen Dimension, das war doch wohl klar! Die Frage, die ihn viel eher beschäftigen sollte war: Was würde er in ihr vorfinden?

Obwohl ihm eigentlich nach Jubel zumute sein sollte war Jeremy mit einem Mal doch etwas mulmig zumute. Er war in einer anderen Dimension. Das war ein Durchbruch! All seine Experimente hatten zu nichts und wieder nichts geführt, und dann fand er die Lösung seines Problems einfach so in seinem Kleiderschrank? Nun, vielleicht nicht die Lösung an sich, aber zumindest den Beweis dafür, dass seine Theorie stimmte. Oder zumindest eine Grundlage hatte. Eine weitere Dimension bewies schließlich noch nicht, dass es ein ganzes Sammelsurium davon gab.

Aber es war ein Anfang.

Beinahe ehrfürchtig machte er einen Schritt auf das Bett zu, welches ihm so bekannt und gleichzeitig so fremd vorkam. Eine Matratze hatte dieses Bettgestell schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und geschlafen hatte laut dieser Schlussfolgerung auch schon lange niemand mehr hier. Und doch … da war diese Kerbe.

Jeremy erinnerte sich noch gut daran, wie sie entstanden war. Er war gerade dabei gewesen, sich wohnlich einzurichten und hatte gemeinsam mit seiner Mutter - sein Vater hatte sich geweigert, ihm bei seinem Umzug zu helfen - Kisten um Kisten in seine neue Wohnung zu schleppen.

Und dabei war es passiert. Er wusste nicht genau, was er gegen den Holzfuß des Bettes gehauen hatte, aber er erinnerte sich noch viel zu gut daran, dass er in das abgesplitterte Holzstück getreten war. Noch heute hatte er von dieser unerfreulichen Begegnung eine kleine Narbe an seinem Fuß.

Jeremy ging in die Hocke, um die Kerbe aus der Nähe zu betrachten.

Tatsache, dachte er während er die Kerbe in dem dunklen Holz genauer in Augenschein nahm. Das ist meine Kerbe.

Aber was hieß das für seine Theorie? War es so, dass es gewisse Fixpunkte gab, die selbst in anderen Dimensionen zu finden waren? Und wenn dem so war, gab es eine „Ursprungswelt“, in der sich diese Fixpunkte festschrieben um dann in anderen Dimensionen wiederholt zu werden? Welche war dann diese Ursprungswelt?

Es war, als würden seine Gedanken auf der Welle von Euphorie reiten, die ihn gerade zu überfallen drohte, und zu Höchstleistungen auffahren.

So viele Fragen, so wenige Antworten.

Aber der Anfang war gemacht! Da war Jeremy sich sicher.

Er stand auf, um sich nach weiteren solcher Ähnlichkeiten umzusehen. Doch auch wenn seine Euphorie über die Entdeckung ihn zu noch so genauer Begutachtung einzelner Möbel verleitete, seine Hoffnungen wurden ziemlich schnell enttäuscht. Zumindest in diesem Raum hatte er keine weiteren Übereinstimmungen mit seinem eigenen Zimmer gefunden.

Was allerdings zutage getreten war, war ein kleiner, unscheinbarer Notizblock gewesen. Erst hatte Jeremy ihn einfach an seinem Platz belassen wollen, seine Meinung hatte sich allerdings sehr schnell geändert, als er diesen aufgeschlagen und seine eigene Schrift erkannt hatte.

Es schien so, als wäre er wirklich derjenige gewesen, der für die Kerbe im Bettpfosten verantwortlich war. Oder zumindest sein Ich in dieser Dimension.

Nach einigem hin und her hatte er nun beschlossen, sich erst der Lektüre der Notizen zu widmen, bevor er weitere Räume erkundete.

Jeremy setzte sich an seinen Lieblingsplatz - auf dem Boden und gegen die Wand gelehnt direkt unter dem großen Fenster des Raumes - und schlug die erste Seite auf.

 

Irgendetwas komisches ist im Gange.

Es verschwinden ständig Socken aus meiner Waschmaschine. Sie sind auch nicht im Sieb, oder sonst irgendwo auffindbar - sie sind einfach weg. Manchmal frage ich mich, ob ich vielleicht doch in die Forschungsrichtung hätte gehen sollen, anstatt auf meinen Vater zu hören. Dann würde ich vielleicht schlau daraus werden. Habe heute Yvonne gefragt, ob sie vielleicht mal was mit mir essen gehen will. Gelacht hat sie. Und gefragt, warum das so lange gedauert hat, mit dem Fragen.

 

Jeremy brauchte einige Momente, um diese Informationen zu verdauen. Und das war erst die erste Seite gewesen von dem, was augenscheinlich ein vergessenes Tagebuch war!

Dass sein Ich dieser Dimension es geschrieben hatte, war umso erstaunlicher. Augenscheinlich hatte er hier tatsächlich den Weg des Jurastudiums eingeschlagen, so wie sein Vater es gewollt hatte. Und damit wie es aussah seine Popularität bei den Frauen ungemein gesteigert. Wenn Yvonne mit ihm ausging… Das würde sie in seiner Dimension vermutlich nie tun.

Er blätterte eine Seite weiter. Die Schrift sah krakeliger aus.

 

Habe beschlossen, Liste zu führen darüber, was aus meiner Waschmaschine verschwindet. Das ist doch nicht mehr normal.

Inzwischen zähle ich neben Socken auch mindestens zwei Hemden und ein T-Shirt zu den Vermissten. Habe mich mit dem Waschmaschinenhersteller in Verbindung gesetzt, bezüglich Fertigungsfehlern. Vielleicht liegt es ja daran.

 

Inzwischen war Jeremy davon überzeugt, dass sich auch in der Waschmaschine dieser Wohnung ein Portal zu einer anderen Dimension befand. Anders war nicht zu erklären, dass auch in dieser Dimension dieselben Probleme auftraten wie in der Seinen. Auch, wenn es bei ihm noch nicht zu Hemd- und Shirtverlusten gekommen war.

Beinahe begierig schlug er die Seite um, scheinbar hatte er in dieser Dimension die Angewohnheit entwickelt, nur eine der Seiten zu beschreiben und dann direkt auf die nächste Doppelseite zu springen.

 

Langsam wird es unheimlich. Jetzt verschwinden die Dinge auch noch aus meinem Schrank. Vermisse den Pulli, den Yvonne mir geschenkt hat. Muss dringend herausfinden, wo sie den her hatte, sonst wird sie noch fuchsig. Ist sie sowieso in letzter Zeit immer öfter.

 

Jeremy konnte sich nicht mehr von diesem Notizbuch losreißen. Erlebte er gerade etwa das Leben, was ihm geblüht hätte, wenn er sich für den Weg entschieden hätte, den sein Vater für ihn vorgesehen hatte? Das ließ sich sicher in seine Forschungsarbeit aufbauen.

Als er die nächste Seite las, wurde ihm jedoch etwas unwohl.

 

Ich will hier ausziehen. Die Waschmaschine macht komische Geräusche. Manchmal denke ich, dass es sich um ein dreckiges Lachen handelt. Aber das kann nicht sein. Das ist nicht möglich.

Und dann knarzt der Schrank auch noch so komisch. Ich komme gar nicht mehr zum Schlafen, wie soll ich so ordentlich ausgeruht sein für meine Prüfungen?

Irgendwas ist an dieser Wohnung faul. Das würde auch den spottbilligen Preis bei dieser Lage erklären.

 

Nun packte Jeremy doch die Neugierde. Den Schrank würde er sich später anschauen, immerhin ging er davon aus, dass dieser auch sein Weg nach Hause sein würde. Aber er hatte die Waschmaschine noch nicht gesehen.

Er stand auf und steckte das kleine Notizbuch in seine Tasche. Mitnehmen würde er das nämlich auf jeden Fall.

Beinahe selbstständig trugen ihn seine Füße zu dem Raum, in welchem er die Waschmaschine wusste. Dort erwartete ihn jedoch eine weitere Enttäuschung. Das Gerät stand dort, aber…war einfach eine Waschmaschine. Eine ganz normale Waschmaschine. Kein dreckiges Lachen. Keine Geräusche. Noch nicht einmal einer seiner Socken - zumindest das hätte ihm das Schicksal doch in die Hand spielen können, oder?

Vielleicht war es diese Entdeckung, vielleicht aber auch etwas anderes, was ihn schlagartig das Interesse daran verlieren ließ, diese Dimension weiter zu erforschen. Genau das hätte ihn eigentlich stutzig machen müssen, aber er hinterfragte es nicht. Hätte er den Socken gehabt, hätte er einen definitiven Beweis gehabt. Zumindest für sich selbst.

Doch dem war nicht so.

Jeremy zuckte mit den Schultern. Es war sowieso Zeit, zurückzukehren. Das nächste Mal würde er mit einigen seiner Versuchswerkzeuge zurückkehren. Dann würde er auch das Abenteuer in die Außenwelt dieser Dimension wagen, das nahm er sich fest vor.

Nach einem abschließenden enttäuschten Blick auf die Waschmaschine machte Jeremy sich auf den Weg zurück zu dem Schrank, der ihn hierhergeführt hatte.

Als er dessen Tür öffnete, empfing ihn ein wohliges Wabern. Wie vertraut ihm dieses Nichts schon schien, dabei war er doch erst einmal hindurch gereist.

Mit einem Lächeln schritt Jeremy durch die Wand, die eigentlich ein Portal war. Er würde es schon allen zeigen. Das war jetzt sicher. Und mit diesen Gedanken verschwand er ins Nichts.

 

Der junge Mann, der auf den Namen Jeremy hörte, hatte gerade sein Kunststudium begonnen.  

In der Stadt waren gut gelegene und vor allem erschwingliche Wohnungen schlecht zu bekommen, sodass er sich eigentlich einen wahren Glückspilz nennen konnte, dieses kleine Prachtstück gefunden zu haben. Sogar das Mobiliar hatte er übernehmen können!

Natürlich hatte er die Geschichten gehört. Die Geschichten über den Studenten, der in dieser Wohnung gelebt hatte und der eines Tages einfach verschwunden war. Keine Spur von ihm, nur ein leergeräumter Kleiderschrank und Stapelweise Kleidung in der Wohnung verteilt.

Das war es zumindest, was in den Medien gestanden hatte.

Doch wenn er ehrlich war, um die ganzen Spuk- und Geistergeschichten, die seitdem gesponnen worden waren, konnte er sich keine Gedanken machen. Er brauchte eine Wohnung, und diese hier konnte er sich leisten. Ende der Geschichte.

Jeremy zog also in die Wohnung, so, wie er es gewollt hatte.

Und wenn beim Waschen immer mal wieder eine Socke auftauchte, dann war das halt so. Auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte, ein solches Sockenpaar jemals besessen zu haben…



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2015-01-26T09:16:32+00:00 26.01.2015 10:16
Also, erstmal: ENDLICH *___* Ich hab mich so drauf gefreut. Und Vorfreude macht ja immer erst richtig Lust darauf.
Dann: Es ist komplett anders geworden, als ich gedacht hatte. Das find ich unglaublich cool, weil es einfach auch für mich eine völlige Überraschung war.
Ich mag die Art sehr, wie du Jeremy aufgegriffen hast und die Idee mit den verschiedenen Dimensionen finde ich unglaublich klasse. Vor allem, wie sie miteinander verwoben sind; das ist so cool gemacht und darauf muss man erstmal kommen! Ich mag diese "Was wäre wen...?" Dinge der anderen Dimensionen. Aber ich muss sagen, ich war wirklich traurig, dass es so schnell vorbei war, ich hätte davon noch stundenlang lesen können ;) Natürlich spielt da auch dein sehr angenehmer Schreibstil mit hinein, der einfach sehr kurzweilig sich lesen lässt.

Alles in allem ein wirklich unglaublich toller Abschluss. Ich habs gleich zweimal gelesen, weil ich auch das Gefühl hatte, beim ersten Mal gar nicht alle Details mitbekommen zu haben. Und ich frag mich ja jetzt auch gerade, wie die anderen Dimensionen bei mir wohl aussehen...
Antwort von:  konohayuki
26.01.2015 10:33
Hey :)

Ich hab viel zu lange gebraucht, bis ich mal zur Vollendung gekommen bin... da muss ich mich auch nochmal in aller Form bei dir entschuldigen.
Freut mich, dass es dir gefallen hat und dass die Fortsetzung nicht so war, wie du gedacht hast, dass sie ist. Darf ich fragen, was du dir so vorgestellt hast?
Ich hatte erst überlegt, noch irgendwie die Sockenzombies mit reinzunehmen, das wäre dann aber viel zu überdreht geworden, glaube ich. :D
Aber die "Was wäre wenn"-Geschichte musste einfach sein. Bei den Anspielungen in deinem Anfang :)
Mein Kommentar zu deinem Anfang kommt auch noch. Wenn die Klausuren weg sind, dann setze ich mich dran. Schiebe ich auch schon viel zu lange vor mir her >.< (Mit so ein bisschen Zeit mehr könnte ich tatsächlich gut arbeiten :D)
Freud mich aber, dass es dir so gefallen hat :)
Antwort von: abgemeldet
26.01.2015 10:44
Kein Ding, ich hab ja auch mehr Zeit gebraucht ;)

Ich hatte tatsächlich eher an eine Dimension gedacht, wo eben alle "Monster" leben, die wir so kennen - Sockenzombie, Das Monster im Schrank, unter dem Bett, usw. Sowas in der Art. Ich hatte gar nicht dran gedacht, dass man es auch mit den Dimensionen als Menschen lösen könnte. Aber mir gefällt der Ansatz und sogar irgendwie besser als meine Idee! Richtig gut! :)


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