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Psychedelic Dream

Delic/Psyche
von

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Leben wir denn wirklich?

Wir sind lebendig, aber keine Lebewesen.

Wir denken, aber empfinden nichts.

Wir spüren keinen Schmerz, wenn wir verletzt werden.

… keine Freude, wenn etwas schönes geschieht.

… keine Trauer, wenn wir etwas verlieren.
 

Der Schwarzhaarige seufzte. Mit dem Kopf auf seinen Armen abgelegt stand er an der Brüstung eines Hochhauses und blickte auf die Menschenmassen herab, die sich ihren Weg durch Ikebukuro machten. Nicht fern von seinem Aussichtspunkt entfernt spielte sich ein nicht allzu unübliches Phänomen dieses Stadtteiles ab. Mit einem verbogenen Straßenschild verfolgte der stärkste Mann Ikebukuros, Shizuo Heiwajima, seinen geschworenen Erzfeind, den Informanten Izaya Orihara.

Das Geräusch von brechendem Glas hallte durch die Straßen, als ein Getränkeautomat seinen Weg auf den harten Asphalt fand. Ein spöttisches Lachen des Informanten und ein wutentbranntes Graulen seines Namens folgten.

Er wusste nicht mehr, wie oft er diese Aufeinander treffen bereits beobachtet hatte. Doch sie verwunderten ihn ein jedes Mal aufs neue. Kurz wanderte sein Blick zu dem Blonden, der seine Seite nicht verlassen hatte, seit sie erschaffen wurden, bevor er wieder wie hypnotisiert dem Katz-und-Maus-Spiel folgte.
 

Sind wir überhaupt dazu bestimmt zu Leben?

Wir besitzen ihr Aussehen, und Eigenschaften, die sie auszeichnen, doch wir sind nicht sie.

Wir haben keinen eigenen Willen, keine Aufgabe, keine Ziele.

Wir besitzen besondere Eigenschaften, ohne eine eigene Persönlichkeit zu haben.

Eigenschaften, die von diesen beiden Personen übernommen wurden.

Also sind wir als solche Fälschungen überhaupt bestimmt dazu, zu leben?
 

„Wenn wir in der Lage wären, so zu empfinden, wie sie es tun... glaubst du wir würden uns auch hassen?“, fragte Psyche nachdenklich und hob seinen Kopf, nur um ihn auf einer Hand abzustützen, wären die andere auf der Brüstung verweilte. Seine sonst so freudige Grundstimmung war getrübt durch die Gedanken, die der Anblick ihrer „Originale“ in ihm auslöste.

„Was meinst du damit?“, fragte eine tiefere Stimme. Sie gehörte zu dem groß gewachsenen Blonden Mann, der gelangweilt an der Mauer des Gebäudes lehnte. Sein weißer Anzug mit pinkfarbenem Hemd und die weiß-pinken Kopfhörer waren abgestimmt auf den ebenfalls in weiß gehaltenen Mantel des Kleineren.

„Man hat uns nach ihrem Vorbild erschaffen. Also sind wir ihnen ähnlich. Aber so etwas wie Hass können wir nicht spüren. Also glaubst du, wenn wir das könnten, würden wir uns dann auch hassen?“, erklärte sich Psyche. Sein Blick war noch immer auf das Schauspiel vor seinen Augen gerichtet.

„Du denkst viel zu viel nach. Glücklich bist du mir lieber“, grummelte Delic und zündete sich lässig eine Zigarette an.
 

Haben wir überhaupt eine Berechtigung dazu, an der Seite der Menschen zu Leben?

Wir sind nichts weiter als Puppen.

Puppen denen künstliches Leben eingeflößt wurde.

Unsere Intelligenz ist künstlich.

Unser Verhalten programmiert.

Sind wir als lebendige Gegenstände also dazu berechtigt zu leben?
 

Ein Moment verging, in dem keiner der beiden etwas sagte. Psyches Blick war weiterhin auf die gefährlichen Straßen Ikebukuros gerichtet und Delic beobachtete den kleineren, wie er in seinen Gedanken versunken auf die Stadt hinaus Blickte. Graue Wolken begannen sich über ihren Köpfen zu zu ziehen und ein kleiner Tropfen traf die Wange des Blonden, bevor sich vereinzelt immer weitere auf dem Boden des Daches verloren.

„Ich möchte nicht, dass du mich hasst. Für die Menschen ist das ein schlechtes Gefühl“, murmelte der kleine Schwarzhaarige. Es lag keinerlei Emotion in den Worten, die ihm so traurig über die Lippen kamen. Er fühlte keine Traurigkeit in sich. Genau so wenig fühlte er Glück, wenn freudestrahlend umher wirbelte. Seine „Emotionen“ waren logisch programmierte und auf seine Eigenschaften eingestimmte Reaktionen.

Die vereinzelten Tropfen verwandelten sich in strömenden Regen, der innerhalb kürzester Zeit Pfützen auf dem rauen Belag des Daches bildete. Doch keinen von ihnen schien es zu stören. Weder die Nässe noch die Kälte machte ihnen etwas aus.

„Red keinen Schwachsinn“, seufzte der Größere der beiden als knappe Antwort. Er war niemand, der sonderlich große Reden schwang. Seine kühle und zu Zeiten freche Art ließ ihn wie der perfekte Mädchenschwarm wirken.

„Meinst du, es ist falsch, dass zu denken? Ich meine, so zu denken, als hätten wir einen eigenen Willen?“
 

Sind wir denn überhaupt in der Lage mit ihnen zu Leben?

Wir beobachten.

Niemals interagieren wir mit ihnen.

Wie könnten wir auch?

Wir haben nicht die Fähigkeit dazu, ihre Emotionen zu erwidern.

Also sind wir in der Lage, ohne sie zu verstehen, mit ihnen zu Leben?
 

„Wir sind so wir wir sind. Wir denken so, wie wir denken. Und es ist gut so, wie wir sind. Es ist gut so, wie wir denken. Und es ist gut, was wir sind, denn so sollten wir sein. Genau so, und nicht anders“, erhob der Blonde seine Stimme, während er sich von der Wand abstieß und langsam auf den Kleinen zu trat.

Er legte seine Arme um den schmalen Körper Psyches und drückte diesen leicht an sich, auch wenn er wusste, dass weder der Kleine, noch er in der Lage waren, die Berührung war zu nehmen. Sein Gesicht vergrub er in den seinen dunklen Strähnen, bevor er fortfuhr:

„Selbst wenn wir uns auf die Art hassen würden, wie sie es tun, wäre es okay. Es wäre nicht schlimm, denn selbst, wenn ich dich hassen würde, wärest du doch immer noch die wichtigste Person für mich. Und stellst du es dir nicht auch schön vor, jemanden zu wissen, der deine Gefühle genau so wie du erwidert?“

Der Schwarzhaarige lauschte den Worten Delics aufmerksam. Leise kichernd griff er nach den Armen, die vor seiner Brust verschränkt waren.

„Manchmal vergesse ich, wie schlau du eigentlich bist. Du weißt einfach immer, was du sagen musst!“, gab er fröhlich von sich und sein breites Markenzeichen-Grinsen legte sich auf seine Lippen.
 

So wie es ist, ist es okay.

So wie wir sind, ist es okay.
 

Nur kurz verharrten sie in dieser Position, bis die Hände Delics begannen den Oberkörper des Kleinen hinab zu wandern, der sich mit schockgeweiteten Augen aus dem Griff befreite und panisch einige Schritte zurück trat.

„Warum tust du das immer? Erst sagst du so wundervolle Sachen und dann machst du den Moment sofort zu Nichte!“, quietschte Psyche mit schriller Stimme, was nur mit einem Lachen des Blonden quittiert wurde.
 

Selbst wenn wir uns hassen würden, wäre es schön jemanden zu wissen, der diese Gefühle erwidert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: minowari
2015-01-31T20:12:21+00:00 31.01.2015 21:12
Was für ein schöner One-Shot, gefällt mir sehr!
Ich mag deinen Schreibstil und wie du die Gefühle oder auch die Atmosphäre beschreibst.




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