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Verloren und Gefunden

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Lieber Leser, danke, dass du dich hierher verirrt hast. Das ist meine erste Fanfiction auf Animexx und meine erste Fanfiction, die ich als "Erwachsene" veröffentliche. Bitte verzeiht mir also eventuelle Formatschwierigkeiten. Lasst euch nicht von diesem Einstiegskapitel täuschen, die Fanfiction wurde nicht umsonst dem Darkfic-Genre zugeordnet. Es werden auch gelegentlich Adult-Szenen vorkommen, die aber keine wichtigen Storyinfos enthalten werden - man wird alles so aus der Geschichte erfahren (vielleicht eben erst zu einem späteren Zeitpunkt :P). Ich hoffe, euch gefällt mein Werk und bin für Tipps und Kritik dankbar. Komplett anzeigen

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Verloren

Dichtes Schneetreiben hatte St. Petersburg unter einer weißen, stillen Decke begraben. Wer nicht hinaus musste, verbrachte den Tag in eine Decke gekuschelt in der Nähe der Heizung. Missmutig schauten Tyson, Kenny, Max und Ray auf den Gehweg vor dem Hotel, sahen, wie die Konturen sich immer mehr verwischten und der Schnee sich immer höher auftürmte. Eigentlich hatten sie sich die Stadt anschauen wollen, Kai hatte ihnen immer erzählt, dass es hier sehr schön war. Es gab viele historische Gebäude und diese tollen bunten Zwiebeltürme, die hier in Russland weit verbreitet waren. Außerdem war hier der größte und schönste Park Russlands (zumindest hatte Kai das behauptet). Doch kaum waren sie in Russland angekommen, hatte der Schneefall eingesetzt und in den vergangenen Stunden stetig zugenommen. An eine Besichtigungstour war nicht zu denken und so waren die Bladebreakers in der kleinen Bar des Hotels gelandet. Schweigend tranken sie Tee, beobachteten die einzelnen Schneeflocken und hingen ihren Gedanken nach. Gelegentlich seufzte einer der Blader, aber ein Gespräch wollte nicht so recht zustande kommen. Selbst Dizzy, Kennys Bitbeast, war verdächtig still. Vielleicht spürte der Computer, dass die jungen Männer nicht gut drauf waren. Schließlich hielt Tyson die Stille nicht mehr aus und ergriff das Wort:

"Was er wohl macht?"

Die restlichen Teammitglieder zuckten zusammen, Tysons Stimme hatte sie überraschend aus ihren Gedanken gerissen.

"Wen meinst du?" Max hing immer noch seinen Gedanken nach. Wie viel hatte sich vor einem halben Jahr geändert?

"Kai...?" Leise hatte sich Ray in das Gespräch eingemischt. Ihn hatte Kais Verschwinden am meisten getroffen.
 

~~Flashback~~
 

Sie waren gerade Weltmeister geworden und die Party war in vollem Gange. Wie lange die Feier schon ging, war schwer zu sagen, niemand schien sich für die Uhrzeit zu interessieren. Sie waren Weltmeister! Der Traum eines jeden Beybladers, eines jeden Sportlers. Immer wieder ging der Pokal von Hand zu Hand, es wurden unzählige Fotos gemacht. Selbst der ewig grimmige Kai ließ sich zu einem Foto hinreißen und so posierte auch er mit einem breiten Grinsen und dem Pokal in den Händen. Auch ein Gruppenfoto konnte er als Teamcaptain nicht ablehnen. Es gab zu essen und zu trinken und die White Tigers, die AllStarz und sogar die Majestics, die unglücklicher Zweiter waren, feierten ihren großen Erfolg mit ihnen. Sie hatten gewonnen!
 

Ray wurde langsam müde. Die Aufregung hatte ihn ganz schön fertig gemacht; heute Morgen die spannenden Kämpfe, dann der große Triumph und danach wurden sie zuerst zu allen möglichen Presseterminen geschleppt, bis sie schließlich im Hotel gelandet waren. Die BBA hatte sich nicht lumpen lassen und einen der riesigen Konferenzräume in die Partyzone verwandelt. Mit katzengleicher Anmut streckte er sich und betrat die große Terrasse neben dem Saal. Der Unterschied zum Raum hinter ihm war gravierend: drinnen war es stickig und heiß, die Luft war überladen mit den verschiedensten Gerüchen nach Essen, Getränken, Rauch und Schweiß. Hier draußen war es wunderschön. Eine leichte Brise wehte durch die Bäume, und obwohl es Mai war, war es angenehm warm. Der Mond strahlte auf diese geheimnisvolle Weise, wie es nur der Neumond konnte, und vor ihm lag Moskau. In dieser eigentlich dunklen Nacht leuchteten die Laternen noch heller und verliehen den Gebäuden einen seltsamen Glanz. Ray ließ die Szenerie auf sich wirken. Eigentlich war es schade, dass sie morgen bereits nach Japan zurück fliegen würden, andererseits war er froh. Ihr Teamcaptain war noch schweigsamer als sonst und hatte sich noch mehr zurückgezogen. Umso mehr hatte sich Ray gefreut, als er Kai für die Fotos posieren sah. Es geschah nicht oft, aber wenn Kai lächelte, dann war es für ihn immer ein Ereignis. Zu sehen, wie der starre, kalte Ausdruck auf dem strengen Gesicht verschwand und sich seine Züge aufhellten, davon konnte Ray nicht genug bekommen. Er war förmlich süchtig nach diesem Lächeln und er provozierte es, so oft er konnte. Trotzdem konnte er es nur selten hervorlocken. Das war eigentlich traurig, denn Kai hatte so ein schönes Gesicht und man konnte sogar zwei feine Grübchen sehen, wenn er sich doch zu einem Grinsen hinreißen ließ.
 

"Na, ist es dir da drinnen auch zu laut geworden?"

Ray zuckte kurz zusammen, entspannte sich dann aber schnell wieder, als er sah, wer ihn angesprochen hatte. Kai hatte sich im Schatten an eine Wand gelehnt und war nun neben ihn getreten. Der Chinese musterte ihn verstohlen aus den Augenwinkeln. Kai trug wie immer zu Wettkämpfen und öffentlichen Auftritten seine blaue Hose und das schwarze Muskelshirt. Die roten Armschienen und der lange weiße Schal komplettierten das Outfit. Es stand ihm wahnsinnig gut, fand Ray, auch wenn die Armschützer ein wenig seltsam waren. Allerdings sah man Kai nie ohne die Dinger rumlaufen. Sein Blick wanderte weiter nach oben und betrachtete das fast schon entspannte Gesicht seines Captains. Natürlich hatten bei dem Weltmeisterschaftskampf die obligatorischen blauen Dreiecke in seinem Gesicht nicht fehlen dürfen. Sie passten eigentlich wunderbar zu seinen blauen Haaren; beides hatte den gleichen Farbton, obwohl mehrere silberne Strähnen seinen Pony durchzogen. Ray hatte sich schon immer gewundert, wie das Silber dorthin kam, aber eigentlich tat es dem Gesamtbild keinen Abbruch. Kai war wunderschön. Zumindest für ihn. Irgendwann hatte er angefangen, Gefühle für seinen eiskalten Teamcaptain zu entwickeln, aber er war sich unschlüssig, wie er damit umgehen sollte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kai das Gleiche für ihn empfinden würde. Immerhin war er ja auch ein Junge und bei den vielen Mädchen, die ihn umschwärmten, war es kaum denkbar, dass er sich nicht für sie interessierte. Trotzdem hatte er nie ein Mädchen irgendwie ermutigt. Meistens blitzte er sie streng und kalt an und dann nahmen die "Weiber" (so bezeichnete er sie) schnell Reißaus. Kai wollte seinem Eisblock-Image anscheinend treu bleiben.
 

Ray war das nur Recht. Er glaubte nicht, dass es ihm großartig gefallen würde, seinen Teamkollegen mit einem Mädchen im Arm zu sehen. Er war sich nicht genau bewusst, was seine Gefühle bedeuteten, aber dass sie über normale Freundschaft hinaus gingen, das war vollkommen klar. Zu sehr genoss er die Nähe des Anderen, wollte ihn mit einem Lächeln im Gesicht sehen, seine Stimme hören. Er wünschte sich, diesen wahnsinnig gutaussehenden jungen Mann anfassen zu können, mit seinen Händen über die muskulöse Brust zu fahren... Ach, es war verzwickt. Vielleicht sollte er alles auf eine Karte setzen und Kai alles gestehen? Aber dazu fehlte ihm einfach der Mut. Nicht auszudenken, was passieren würde. Wahrscheinlich würden sie nie wieder ein Wort wechseln. Darauf wollte Ray es nicht ankommen lassen; es war besser, seinen süßen Phönix nur von Weitem anzuhimmeln. Immerhin hatten die Bladebreakers die Weltmeisterschaft und in Japan erwartete sie ein Haufen Arbeit. Pressetermine, Fotoshootings - die BBA wollte sie einmal mehr ganz groß rausbringen. Viel Zeit, die das Team zukünftig zusammen verbringen würde. Und er würde jeden Moment nutzen.
 

"Ja, du kennst doch Tyson und Michael. Sobald sie Essen sehen, drehen sie durch. Außerdem nervt mich Mariah..." verschmitzt lächelte Ray Kai an. "Hmpf." Nun grinste auch dieser leicht. "Ich kann es mir bildlich vorstellen." Trotz des Grinsens war sein Ton kalt, doch Ray hatte bemerkt, dass es verschiedene Nuancen in seinem Tonfall gab. Wenn Kai mit Tyson schimpfte, war seine Stimme einem Schneesturm gleich, wenn er mit Kenny eine neue Taktik analysierte, war er sachlich, aber frostig, und als er mit den Demolition Boys und diesem Boris gesprochen hatte, da war selbst Sibirien ein warmer, kuschliger Ort. Wenn er mit Ray sprach, dann war seine Stimme zwar kalt, aber so sanft wie frisch gefallener Schnee. Das gefiel ihm besonders. Sein Captain war vielleicht kalt, aber nicht so gefühllos, wie die Leute immer dachten. Deswegen unterhielt er sich gerne mit ihm. Und manchmal hatte Ray auch den Eindruck, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie sprachen über alles Mögliche, jedoch immer nur belanglose Dinge - das Wetter, Musik, die neusten Beyblades. Oft teilten sie sich auf den Reisen ein Zimmer und so bekam nie jemand etwas von diesen Gesprächen mit. Kai erzählte ihm nie private Dinge, aber das war Ray egal. Ihn freuten diese kleinen, geheimen Momente, die nur die Beiden miteinander teilten. Außerdem fand er die geheimnisvolle Aura, die Kai umgab, wahnsinnig anziehend. Er musste gar nicht alles wissen - wenn diese violetten Augen ihn anfunkelten, dann waren ihm die Umstände völlig egal.
 

"Wirst du es vermissen?"

"Was?"

"Russland..." Ohne darüber nachzudenken, hatte er Kai zum ersten Mal eine persönliche Frage gestellt. Es war ihm einfach so rausgerutscht und er schalt sich selbst dafür, doch es war zu spät. Gespannt wartete Ray auf eine Antwort, doch als die Pause immer länger wurde, verließ ihn die Hoffnung. Er wollte sich schon entschuldigen, als er überrascht wurde: "Ja und nein. Ich werde die Schönheit des Landes vermissen, das ja. Aber es gibt andere Dinge, die ich ganz sicher nicht vermissen werde." Damit hatte Ray nicht gerechnet. Er wusste gar nicht, was ihn mehr verwunderte - die Tatsache, dass der eiskalte Russe überhaupt etwas von sich verraten hatte, oder dass er davon gesprochen hatte, die Schönheit seines Heimatlandes zu lieben. Ray freute sich darüber. Das unerwartete Geständnis zeigte, dass die Beziehung zwischen ihnen enger als je zuvor war.
 

Plötzlich wurde er sich auch der Nähe zu seinem Captain bewusst. Ob es absichtlich war oder nicht, Kai war so nah herangerückt, dass sich ihre Arme leicht berührten. Die ungewohnte Berührung löste Seltsames in Ray aus: Ein leichtes Kribbeln breitet sich von dort aus, zog weiter und fand den Weg zu seinem Bauch, in dem sich augenblicklich Schmetterlinge breit machten. Außerdem war da noch etwas anderes.
 

"Ray?"

"Hm? Ja, was?" Der Angesprochene hatte sich ganz in dem neuartigen und sehr angenehmen Gefühl verloren, das durch die Berührung ausgelöst wurde.

"Ich wollte dir etwas sagen..."

"Was denn?"

"Also, eigentlich, weißt du...?"
 

Ray wartete, doch das Schweigen zog sich immer länger hin. Verdammt, diese Neugier. Was wollte Kai ihm sagen? Er hatte nervös geklungen. Wollte er ihm noch mehr von sich erzählen und traute sich nur nicht? Oder war es etwas völlig Belangloses? Oder vielleicht... vielleicht wollte er ihm auch genau das sagen, wozu er sich selbst nicht traute. Eventuell empfand Kai ja doch mehr für ihn als vermutet? Vielleicht hatte er sich in Ray verliebt und wartete nur auf den richtigen Augenblick, um etwas zu sagen? Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Der Schwarzhaarige seufzte innerlich. Wie kam er denn auf die Idee, Kai würde sich ausgerechnet in ihn verlieben? Sie hatten so etwas wie eine Freundschaft zueinander aufgebaut, aber das ging wirklich zu weit. Die fixe Idee, dass sie beide sich hier und jetzt einfach ihre Gefühle gestanden und dann für immer glücklich zusammenbleiben würden, war absurd. Und das wusste er. Aber konnte man etwas gegen seine Wünsche tun? Langsam war die Spannung nicht mehr auszuhalten. Warum sagte sein Captain nichts?
 

"Ich, also..."

Doch weiter kam Kai nicht. Im gleichen Moment kam eine ziemlich aufgedrehte, laute Chinesin mit bonbonrosa Haaren auf die Terrasse geplatzt und warf sich überschwänglich in Rays Arme.
 

"Hier bist du! Ich hab' dich überall gesucht. Du kannst doch nicht so einfach verschwinden, wenn ich mit dir tanzen will."

Fast schon unerträglich aufdringlich schmiegte sie sich an Rays Brust an. Sie hatte ein bisschen zu viel getrunken - das hatten sie alle - und Mariah war sich sicher, dass sie heute endlich eine Chance hatte, Ray erneut in ihr Bett zu bekommen. Die Euphorie des Sieges, gepaart mit Alkohol und ihrem katzengleichen, geschmeidigen Körper - wer würde da schon nein sagen? Sie hatte sich ein bisschen (viel) Mut angetrunken und sich dann auf die Suche nach ihrer heimlichen Flamme gemacht. Und dann hatte sie ihn entdeckt, zusammen mit diesem Eisklotz.
 

Ray war im ersten Moment zu perplex, um zu reagieren. Im einen Augenblick hatte er auf Kais Statement gewartet, im nächsten Augenblick wurde er in eine Wolke aus rosafarbenen Haaren und schweren, süßen Parfum gehüllt. Genervt schloss er seine goldgelben Augen. Dieses Weib hatte ihm gerade noch gefehlt. Er wusste, was Mariah von ihm wollte, aber er konnte es ihr einfach nicht geben. Er liebte nun mal einen Mann. Liebte? Das war ein starkes Wort, aber er wusste einfach, dass es stimmte. Er mochte Kai nicht nur, er liebte ihn sogar. Verglichen mit dessen muskulösen und harten Körper, konnte seine Freundin aus Kindheitstagen nur verlieren. Umso deprimierender war es, dass sie nie ihre Gefühle gestehen würden. Mariah hatte sich in diese intime Situation gedrängt. Wahrscheinlich würde er nie erfahren, was genau Kai ihm hatte sagen wollen. Wahrscheinlich würde es Wochen dauern, bis sie wieder soweit waren, das Gespräch an genau dieser Stelle fortzusetzen. Mariah war mit ihrer Annäherung noch nicht fertig und drückte im nächsten Moment ungeniert ihre Lippen auf seine. Ray war von diesem Kuss völlig überrumpelt und konnte nur hilflos dastehen und auf das Ende dieser ungewollten Zurschaustellung von Leidenschaft warten. Hilfesuchend sah er sich nach Kai um, doch ein antarktischer Blick ließ ihn auf der Stelle festfrieren. Bis zum ungeplanten Auftritt der jungen Frau hatte der kühle Captain der Bladebreakers einen sanften, fast liebevollen Glanz in den Augen gehabt. Jetzt war kaum zu unterdrückende Wut und Hass an deren Stelle getreten.
 

Rays Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen; es gefiel ihm nicht, wenn Kai ihn so wütend anschaute. Abrupt kam wieder Leben in seine Bewegung. Genervt beendete er den Kuss und versuchte Mariah los zu werden. Als er sich endlich losmachen konnte, war der Russe war bereits mit einem eiskalten "Ich gehe ins Bett!" verschwunden.

Nein! Sie hatten einen einzigartigen Moment geteilt und diese dumme Kuh hatte alles ruiniert. Jetzt platzte ihm wirklich der Kragen.
 

"Verdammt, Mariah, was sollte das? Spinnst du?" Er musste sich zusammenreißen, um ihr nicht den Hals umzudrehen. Ein Bombeneinschlag hätte die Situation zwischen den beiden jungen Männern nicht effektiver beenden können.
 

Mariah verstand die Aufregung nicht. Sie hatte ihren geliebten Ray doch vor Mr. Eisklotz gerettet, warum regte er sich dann so auf? Schon seit Jahren hatte sie auf so eine günstige Gelegenheit gewartet, obwohl sie so oft versucht hatte, ihn herumzukriegen. Eigentlich hatte sie immer vermutet, dass er einfach nur schüchtern war und deswegen nie auf ihre Avancen einging.
 

"Was hast du denn, mein Hübscher, ich habe dich doch nur vor dem Eisblock retten wollen. Und ich habe dich gesucht, weil ich mit dir tanzen wollte.", dabei setzte sie ein freches, anzügliches Grinsen auf.

Das war zu viel! Seit Jahren schon baggerte sie ihn an, aber er hatte sie nie ermutigt und jedes ihrer Angebote, gleich welcher Art, ausgeschlagen. Ging das nicht in ihren Schädel hinein, dass er nichts, absolut gar nichts von ihr wollte? Anscheinend musste er ihr wirklich dringend den Kopf waschen, damit sie es endlich verstand.
 

"Mariah...", seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut, aber die junge Frau schien das völlig zu überhören. Mit leuchtenden Augen strahlte sie ihn an und wartete zweifellos auf die ersehnte Antwort oder sogar ein kleines Liebesgeständnis.

Stattdessen wurde sie mit Worten regelrecht bombardiert. Ihre goldenen Augen starrten Ray schockgeweitet an und bei jedem weiteren Wort der Tirade füllten sich ihre Augen mehr mit Tränen. Nie hätte sie gedacht, dass Ray zu solchen Worten fähig war und so mit ihr sprechen würde. Mariah fühlte sich, als würde er ihr Herz nehmen und es direkt vor ihren Augen zerbrechen. Wie konnte er so grausam sein? Heftig schluchzend wartete sie gar nicht auf das Ende seines Ausbruchs, sondern rannte wortlos an ihm vorbei, durch den Saal und in ihr Zimmer.
 

Ray atmete schwer, als er sich endlich wieder beruhigte hatte. Prompt kam ihm auch ein schlechtes Gewissen. Zugegeben, Mariah musste endlich verstehen, dass zwischen ihnen nichts laufen würde, aber das hätte er ihr auch anders sagen können, oder nicht? Er hatte sich so furchtbar aufgeregt über die verpasste Gelegenheit, mit Kai zu sprechen, dass er seine ganze Wut an ihr ausgelassen hatte. Das war eigentlich nicht fair. Trotz ihrer Nerv tötenden Art hatte sie es doch nur gut gemeint. Es war schön zu wissen, dass es einen Menschen gab, der in ihm mehr als nur einen Kameraden oder Freund sah. Leider war sie nicht die richtige Person gewesen. Er sollte sich wirklich bei Mariah entschuldigen. So behandelt zu werden hatte sie nicht verdient. Morgen früh würde er noch einmal mit ihr sprechen und sie um Verzeihung bitten. Jetzt tat es ihm wirklich leid. Der Abend war nicht ansatzweise so verlaufen, wie er sich das gewünscht hatte. Vielleicht sah morgen für die Welt ein wenig besser aus.
 

~~Flashback Ende~~
 

"Ray? Rahay? Bist du wach? Lebst du noch?" Eine Hand, die vor seinen Augen rumfuchtelte, holte ihn aus seinen Gedanken. Er hatte, wie so oft, an die verhängnisvolle Nacht von vor sechs Monaten gedacht. Natürlich hatte er sich am nächsten Morgen nicht mehr bei Mariah entschuldigen können. Der ganze Morgen wurde vom Kais Verschwinden überschattet und er hatte nicht einen Gedanken an Mariah verschwendet. Dass Kai ohne eine Spur verschwunden war, nahm all ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Den Abschied der anderen Teams hatten sie kaum mitbekommen. Seitdem hatte er kein Wort mehr mit den White Tigers gewechselt. Sie waren sich danach nur einmal begegnet, aber Ray war seit dem Vorfall immer weit weg in seinen Gedanken. Er hatte kaum wahrgenommen, dass sich die Teams zum Essen verabredet hatten. Er wusste nicht mal, ob sie danach dort gewesen waren oder nicht. So Vieles hatte sich geändert...
 

"Ray!"

"Mh, was? Was ist los?" Fast schon ärgerlich hatte ihn Max in die Seite geknufft. Alle wussten, wie es um ihn stand, also waren sie geduldig mit ihm. Manchmal war aber auch ihre Langmut am Ende.

"Wir wollen ins Bett gehen, es macht ja doch keinen Sinn, hier nur rumzusitzen. Kommst du mit?" Max, Kenny und Tyson waren aufgestanden und schauten ihn erwartungsvoll an.

"Ähm, aber klar. Ich komme mit." Auch Ray erhob sich und folgte seinen Freunden durch die Lobby zu den Aufzügen. Wahrscheinlich würden sie nicht viel schlafen, die ungewohnte Zeitzone und die psychische Belastung des Turniers morgen würden sie sicher erfolgreich wach halten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls Fragen auftreten, werde ich die gerne in den Kommentaren bzw. per PN beantworten. Ich möchte, dass die Geschichte in einem Fluss gelesen werden kann, ohne dass man vor jedem Kapitel 2 Seiten Autorenkommentar durcharbeiten muss.
Man möge mir eventuelle geografische Ungenauigkeiten verzeihen.

Letzte Anmerkung: Ich bin nicht mehr mit dem Canon vertraut, da ich die Serie zuletzt vor 10(?) Jahren gesehen habe. Bitte nagelt mich also nicht auf Canonfehler fest, ich habe versucht, das einfach unbeachtet zu lassen und keines der Ereignisse zu erwähnen, so dass dort keine Stolpersteine liegen. Auch hier würde ich mich über eine kleine Rückmeldung freuen, wenn es nicht passt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Prinzessin-Zelda
2016-12-18T10:22:44+00:00 18.12.2016 11:22
Hallo Wintersonne, deine Beyblade Fanfic bzw. das erste Kapitel gefällt mir. Du hast sie so geschrieben, dass man sie ohne Probleme lesen und es sich bildlich vorstellen kann - so mag ich es besonders gerne, da in meinem Kopf immer alles direkt bildlich erscheint. Auch der Anfang der Geschichte ist gut gewählt, dann der Übergang zu den Charakteren ist gelungen. Alles ist sehr ausführlich und detailliert beschrieben. Und die Szene mit Kai und Ray ist sowas von toll *_*

Mach weiter so!

lg Zelda
Von:  Phase
2015-05-31T15:36:12+00:00 31.05.2015 17:36
Die Geschichte selbst klingt doch schoneinmal recht interessant. Der Einstieg mit dem plötzlichen Verschwinden Kais weckt Interesse und viele Fragen beim Leser, dazu ist dein Schreibstil angenehm zu lesen (für mich persönlich gibt es allerdings ein wenig zu oft Kosenamen für die Figuren; Phönix, Eisklotzt... das ist nicht so mein Fall).
Ein wenig Schade finde ich persönlich die Darstellung der Beziehung von Mariah und Ray - in der Serie merkt man deutlich, wie viel den beiden aneinander liegt (nicht mal unbedingt auf sexueller, sondern auf freundschaftlicher Ebene) und Rays Art davon zu sprechen wie nervig sie sei, finde ich persönlich schon etwas zu abfällig. Bei Rays heftiger Reaktion ob Mariahs eindeutigem Fehlverhalten habe ich mich jedoch gefragt, ob Ray tstächlich die Fronten (also, dass er keinerlei Interesse an einer intimen Beziehung mit ihr hat) geklärt hat. Denn ehrlicherweise sieht es mir beim Lesen doch klar nach einem Missverständnis aus, dass daraus erwachsen ist, dass der gute Ray den Mund nicht aufbekommen hat. ö__ö
Mariah tut mir zugegeben deshalb ziemlich leid. Ich wette Ray wäre auch nicht angetan gewesen, wenn Kai ihn so angefahren hätte. :-/

Ich finde es schön beschrieben, wie die Bladebreakers vom Weggang ihres Freundes und Captains so betroffen sind. Es fehlt ihnen etwas, aber sie wissen, dass es nicht so leicht wieder zu beschaffen ist. Und nachdem Ray Kai wohl zuletzt gesehen und sie sich ja doch ziemlich nah gewesen waren, ist zu verstehen, dass er besonders verunsichert ist und darunter leidet, dass Kai weg ist. Für mich als Leser stellt sich da schon die Vermutung ein, dass da ein Zusammenhang besteht, der eben auf Kais Gefühlen basiert... Aber ob das auch stimmt? Dazu müsste ich sicherlich weiterlesen, um die genauen Hintergründe für Kais Verschwinden zu erfahren. :-)
Du schaffst mit dem Kapitel einen guten Ausgangspunkt für eine Geschichte und weckst neben Erwartungen, die der Leser entwickelt, auch einige Fragen, die geklärt werden müssen. Das regt natürlich zum Weiterlesen an. Ein schönes Kapitel!

Was das Bild in der Charakterübersicht angeht, finde ich zugegeben die Quellenangabe ungenügend. Das wäre, wie wenn jemand deine FF nimmt, sie irgendwo hochlädt und dann dazu schreibt "gefunden auf Animexx". Ich würde da - notfalls über die Google-Bildsuche - nach dem Zeichner suchen und zumindest den Usernamen noch ergänzen.

Liebe Grüße
Phase

Weil Animexx mit Kommentaren mehr Spaß macht!
Von:  Ray-chan
2015-03-26T22:28:02+00:00 26.03.2015 23:28
Der Anfang ist schon mal sehr vielversprechend. Du hast geschrieben, dass man sich hier nicht täuschen lassen soll, was die Darkfic betrifft und ich bin echt gespannt, wie du dieses Thema in den weiteren Kapiteln umsetzen wirst/umgesetzt hast.

Ich mag diese Gedankenspielchen. Ray hat nie über seine Gefühle gesprochen und hat dies bisher auch noch nicht vorgehabt. Wahrscheinlich hat sich jeder schon mal in so einer Situation befunden und ich kann ihn absolut nachvollziehen. Es hängt zu viel daran, als dass er es so einfach ausplaudern könnte.

Dein Schreibstil ist sehr angenehm und ich habe es genossen, das erste Kapitel zu lesen. Die Gefühle hast du sehr gut beschrieben und ich habe mit Ray gelitten und gefiebert, als auf einmal Mariah aufgetaucht ist und alles zunichte gemacht hat. Diese blöde Kuh... ich hasse sie. Ich hoffe Ray hat ihr die passenden Worte an den Kopf geknallt! Und es macht absolut nichts, dass er sich dafür nicht entschuldigt hat. Wenn er alle anderen Annäherungsversuche bereits ausgeschlagen hatte... manche Leute brauchen halt direkte Worte, um zu verstehen, dass sie nicht willkommen sind bzw. man kein Interesse hat. Aber es wäre wohl auch nur halb so spannend, wenn Kai gesagt hätte, was ihm auf der Seele brennt. Nur warum ist er nun verschwunden? Hat es etwas damit zu tun, dass sich Mariah Ray an den Hals geschmissen hat? Seine Reaktion lässt etwas darauf schließen... aber vielleicht hat ihn auch einfach nur das Bild angewidert, welches sich ihm bot (man weiß es halt nicht so genau ;)).
Die Beschreibung von Kai gefällt mir besonders gut. Du hast diese kalte Wand/Aura wunderbar beschrieben und es geschafft, ein paar positive Gefühle mit einfließen zu lassen - ohne, dass er weich wirkt. Der Vergleich mit den Naturereignissen (kann man das so sagen?) gefällt mir auch sehr gut.

Es ist wirklich so wunderbar und schön geschrieben, dass es mir total Spaß macht, in diese Geschichte hinein zu tauchen. Ich bin echt auf den Verlauf gespannt und wann es "düsterer" wird. Vermutlich wird es ja was mit Ray und seinen Gefühlen zu tun haben, aber ich lasse mich mal überraschen :)

Zum Schluss noch mal ein dickes Lob! Eine wirklich wirklich schöne Geschichte bisher und ich freue mich wahnsinnig darauf, die nächsten Kapitel zu lesen (was leider nicht mehr heute sein wird).

Liebe Grüße
Antwort von:  Winterwolke
27.03.2015 16:37
Uff, oh Gott ^^

Ich hatte nicht mit so vielen netten Worten gerechnet - und du bist erst beim ersten Kapitel ^^
Es freut mich, dass es dir gefällt und ich hoffe, ich entäusche dich genre-technisch nicht.
Viel Spaß bei den restlichen Kapiteln :)
Von:  _Risa_
2015-02-14T15:08:37+00:00 14.02.2015 16:08
Huhu Winterwolke. =)
Hui, ich hab schon lange nicht mehr Beyblade gesehen, mir sind aber die geilen Viecherl in Erinnerung geblieben und dass ich Kai immer großartig fand. :D Boys Love, Kai, Beyblade, yippie ^^

Förmliches zuerst: Flashback Anfang und Flashback Ende finde ich nicht besonders schön, muss ich sagen.

Kommen wir zum Wichtigsten, zum Inhalt: Eigentlich heißt es, fang nie mit einer Wetterbeschreibung an. Aber ich mag Wetterbeschreibungen und vor allem deine ^^ Ich kann es mir richtig gut vorstellen, wie St. Petersburg unter einer Schneedecke liegt.
Find die Einleitung zum Flashback gut gemacht und auch die Einleitung im Flashback ^^ Sie haben gerade die Weltmeisterschaft gewonnen, Feierlaune!
An und für sich finde ich die Gefühle der Jungs, hab leider nur ein weniger hilfreiches Bild ihrer Persönlichkeiten mehr vor Auge, gut beschrieben.
Haha, in Beyblade kommen eh nicht viel Mädels vor und dann wird die Arme noch so behandelt x)
Was du meiner Meinung nach reduzieren könntest, sind Synonyme wie Chinese, Russe, Schwarzhaariger und Kai wird meiner Meinung nach etwas zu oft als Eisklotz bezeichnet. Kann mich erinnern, dass er das war, aber, wie du eben schreibst, nicht gefühllos. ^^ Wollte eigentlich sagen, dass Kai etwas zu nett rüberkommen könnte und die Assoziation mit einem Eisklotz in diesem Kapitel gar nicht erst aufkommt, aber ich kann mich an Stellen erinnern, in denen Kai einfach auch ein normaler, freundlicher Junge war.
Was ich gut finde ist, dass Ray etwas skeptisch ist und selbst ahnt, dass es ja absurd sein könnte, dass sie hier und jetzt zusammenkommen. Allerdings sollte er langsam ahnen, dass er schwul sein könnte und das Kind beim Namen nennen, auch wenn es ihm noch nicht so recht zu passen scheint. ^^

Und zum Abschluss:
Schweigend tranken sie Tee, beobachteten die einzelnen Schneeflocken und hingen ihren Gedanken nach.
Teeee? Die trinken ernsthaft Tee? In Russland trinkt man Vodka! Ne, joke ^^

LIEBE SCHREIBZIEHERGRÜSSE
aus dem Feedbackclub,
LG Chari, so und jetzt hab ich hoffentlich nichts vergessen xD

Von:  Sakurachan57
2015-02-10T20:20:31+00:00 10.02.2015 21:20
als erstes muss ich sagen... ich habe ewig schon kein Beyblade mehr gesehen, genau wie du, also es ist gar nicht schlimm, wenn Canonfehler drin sind. :D

Für den Anfang deiner ff ist es wirklich gut, ich konnte mich wirklich gut in die Situation zwischen Kai und Ray hineinversetzen, als sie da auf der Terrasse gestanden haben und Kai doch wirklich versucht hat ihm seine Liebe zu gestehen :) Es war schon süß.
Worüber ich mich allerdings gefreut hätte wäre gewesen, wenn Ray wirklich Mariah beschimpft hätte, also wenn du diese Unterhaltung ausgeschrieben hättest und nicht einfach überflogen hättest. Das hat mir an der Stelle schon ein bisschen gefehlt.

Ab und zu habe ich auch ein paar kleine Rechtschreibfehler gesehen (was aber nicht weiter schlimm ist) und auch, dass du einige Wörter mit einem Bindestich getrennt hast, wozu soll das sein? Weißt du nicht ob man das Wort zusammen oder auseinander schreibt?

Es ist ein guter Anfang, schreib bitte weiter, ich werde sie weiter verfolgen ;)

lg saku- chan ♪♫
Antwort von:  Winterwolke
12.02.2015 17:16
Die Bindestriche lagen an der automatischen Silbentrennung vom Word, ich hab das mal schnell korrigiert und mache sie einfach beim nächsten Mal nicht an ^^

Die Szene mit Mariah kann ich ganz einfach erklären. Ich wollte etwas dazu schreiben, aber weil ich sie absolut nicht mag, sind reichlich unfreundliche Dinge herausgekommen... alledings würde ein guter Freund, der nur für ein bisschen Klarheit sorgen will, nicht unbedingt so sagen. Deshalb wollte ich es der Fantasie des Lesers überlassen :P
Von: abgemeldet
2015-02-08T20:42:24+00:00 08.02.2015 21:42
Der Anfang war schon mal spannend.
Bitte schreib schnell weiter.

LG^^Alien^^


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