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Geheimnisse Mordors

von

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Das seltsame Land

Einzelne, schwache Lichtstrahlen drangen in Frodo's Sichtfeld, drangen in seine nur halb geöffneten Augen und stachen in seinem Kopf.

Er schloss die Augen wieder, auch wenn er wusste, dass es Zeit war, weiterzugehen.

Was hatte ihn geweckt?

Dass es nicht Sam gewesen war, das machte das leise Schnarchen neben ihm bewusst; hatte er schlecht geträumt?

Schlechte Träume, murmelte Frodo wie in Trance in seinen Unterarm, auf dem er sich während seinen Schlafes gelegt hatte; schlechte Träume habe ich nicht gehabt.

Er drehte sich auf den Rücken und ließ seine wirren Träume nochmals Revue passieren. Da war Sam gewesen, und er, Frodo; sie hatten sich fest umklammert und küssten sich, kamen sich so nah wie sie es am Tag zuvor getan hatten. Die Küsse waren hitzig gewesen, anschmiegsam, und Frodo hatte keinerlei Scheu mehr empfunden. Sam hatte im Traum gesagt, wie sehr er Frodo schon immer begehrt hatte...

Mit einem Mal schlug Frodo seine Augen ganz auf, auch wenn ihm das Licht des Tages nach wie vor in den Augen stach.

So ein Schwachsinn, grummelte eine bittere Stimme in seinem Kopf; so einen Blödsinn hast du ewig nicht mehr geträumt. Was soll dieses Krakeele, du bist auf einer Mission! Und außerdem stehst du nicht auf Männer. Niemals.

Frodo schüttelte die Stimme einfach weg und setzte sich geruhsam auf. Sein Kopf pochte leicht.
 

Obwohl es ihm sträubte, drehte Frodo sich langsam zu Sam und betrachtete ihn kurz. Die blonden Locken waren ganz wüst vom Schlafen, und die Augenbrauen waren leicht zusammen gezogen, als stünde eine bittere Sorge dort. Trotz des Schnarchens schien Sam in einem sehr unruhigen Schlaf zu liegen, denn er wälzte sich von Zeit zu Zeit hin und her.

Frodo, der noch wusste, dass er diesen Trick von Bilbo gelernt hatte, legte seine Hand mit einer sehr leichten, geborgenen Bewegung kurz an Sam's Wange; ein leises „Shh“ flüsterte er, während er dabei zusah, wie Sam langsam wieder ruhiger wurde.

Als das Wälzen nachließ, stand Frodo auf und reckte sich im düsteren Sonnenlicht, dass niemals auch nur ganz durch die dichte Nebeldecke zu kommen schien.

Und auch heute roch das Moor wie immer, war drückend und stinkend und zeigte keinerlei Aussicht auf Besserung.

Frodo drehte sich einmal um, rund um die Achse, um einen kompletten Überblick zu bekommen. Doch außer den gleichen Tümpeln und Seen und Moraststätten fand er nichts.
 

Es dauerte eine Weile, bis auch Sam wach wurde; ruckartig setzte der etwas dickere Hobbit sich auf und sah sich panisch um, während der Schweiß ihm auf der Stirn stand.

„Herr Frodo!“, bellte er und schluckte; die Augen suchten hastig nach Frodo, bis sie auf ihm ruhen blieben. Frodo lächelte leicht.

„Ich bin hier, Sam, alles ist gut. Ich bin nur eher wach geworden.“

„Gott sei Dank, ich habe einen komischen, dunklen Traum gehabt und dachte schon, er wäre Wirklichkeit gewesen... Sag, Herr Frodo, was steht heute an?“

Frodo seufzte leise.

„Laufen, Sam. Laufen, laufen, laufen. Immer weiter in die Einöde hinein. Ich hoffe, wir finden heute zumindest ein bisschen aus dem Moor heraus.“

„Vielleicht, man kann es nie wissen. Aber ich denke doch schon. Wir sind immerhin schon seit Tagen unterwegs.“

Sam begann, in seinem Rucksack nach dem Lembasbrot zu suchen. Frodo kam sich unwohl vor. Hatte Sam denn gar keine seltsamen Gefühle wegen der Sache, die da unter dem Busch passiert war? Kam er sich denn gar nicht nervös vor, so wie Frodo?

Er fing an, seine Fingernägel leicht zu kauen, während er Sam beim Ein- und Auspacken seines Rucksacks zusah.

„Sollten wir hier herauskommen, werde ich uns ein Festmahl kochen, vielleicht fange ich ja ein Kaninchen oder so. Wir haben zwar nicht viel, aber etwas wird wohl zu finden sein“,, bemerkte Sam nebenbei, bevor er mit einem leichten Schnipser und einem recht freudigen Gesicht das Brot fand und es aus der Tasche holte.

Er warf Frodo ein Stück zu, der es fast fallen ließ, da er nach wie vor mit dem nervösen Kauen seiner Fingernägel beschäftigt war.

„Herr Frodo, kau lieber das Brot als deine Krallen. Das ist nicht gut, hat mein alter Ohm immer gesagt. Tut dir etwas weh?“

Frodo schüttelte den Kopf; er ließ von seinen Fingernägeln ab und biss ein trockenes Stück von dem Lembasbrot ab.

„Mir geht es gut. Ich möchte nur endlich aus diesem Dunst heraus.“

„Da bist du nicht der Einzige. Hast du heute Nacht noch etwas Seltsames gehört?“

„Nein, alles schien mir still zu sein, bis auf das manchmal auftauchende Platschen von Wassertropfen.“

„Ja, will ich auch so meinen, Herr Frodo...“

Schweigend aßen sie weiter.

Frodo kam nicht umher, Sam einen kurzen, verstohlenen Blick durch die Dünste zuzuwerfen. Es wunderte ihn, dass Sam so locker mit der angespannten Situation umging. Dass er nicht ein Wort über das Geschehene verlor. Dass es ihm vielleicht so vorkam, als wäre es nie passiert.

Als das Brot aufgegessen war, biss Frodo sich wehmütig auf die Unterlippe, die ein wenig angeraut von der wenigen Flüssigkeitszufuhr war.

Der Ring pochte kurz, und Frodo fuhr mit der freien Hand in seinen Nacken, um die brennenden Spuren der Kette, die die Schwere des Ringes geschnitten hatte, zu betasten.

Sie waren schon leicht verkrustet, jedoch taten sie immer noch weh.

„Lass uns weitergehen.“

Sam's Stimme schien von weit weg zu kommen, doch Frodo nickte und schnallte sich seinen Rucksack auf.
 

Es kam ihnen endlos vor, ein Weg über Tage und Nächte, die sie im Moor gingen; und doch kamen sie weiter, wie sie es erhofft hatten.

Das Moor wurde weniger neblig, und die matschigen und tief sackenden Stellen ließen allmählich nach und machten Platz für trockenen, dunklen Sandboden, der manchmal sogar mit leichten Grasstücken versehen war.

Die Laune der Hobbits stieg stetig, je mehr sie den Nebeln entflohen und anscheinend in einen Abschnitt des Landes kamen, in dem es endlich trinkbares Wasser gab und vielleicht einmal etwas Frisches zu essen.

Je näher sie dem offenbaren Ende des Nebels kamen, desto freier konnten sie mit einem Mal atmen, desto freier kam ihnen ihr Schicksal vor.

Sie lachten sogar hin und wieder einmal, zum Beispiel, als Sam aus alten Zeiten erzählte und über die Mätzchen, die er und der Ohm schon erlebt hatten.

Frodo fiel es mit einem Mal sehr viel leichter, den Ring zu tragen und neben Sam herzugehen, als seien sie wirklich nur Freunde und als wären diese dunklen Stunden nicht gewesen, die Frodo's Herz und Seele doch sehr erschwert hatten.

„... und einmal hatte mein alter Ohm sogar vergessen, dass ich die Kartoffeln schon aufgesetzt hatte, und heraus kam so viel Essen, wie man schon ewig nicht mehr bei uns gesehen hatte. Beste Töffken und mehr... Hmm... Ach, Herr Frodo, ich freue mich schon richtig auf die Heimkehr.“

Sam legte einen Arm um Frodo's Schultern und zog ihn leicht näher, während sie immer noch stetig weiterliefen und lachten.

Frodo verschwieg und versuchte es inständig zu ignorieren, dass sein Herz raste vor Aufregung, als er diese unscheinbare Berührung spürte, die eigentlich so normal war.

Aber seit den Küssen fand Frodo keine Berührung mehr normal, auch wenn Sam es einfach anders sah als er.

Ein bisschen weh tat es ihm, und während er so dahinging, den Arm von Sam ganz nah, da wurde ihm bewusst, dass es vielleicht niemals wieder normal werden würde.

Halt deine Gedanken im Zaum, du übertreibst, du bist verwirrt, es ist der Ring, rasten die Gedanken in seinem Kopf, während sein Herz zu ignorieren versuchte, dass Sam's Hand seinen Nacken gestreift und eine Gänsehaut bei Frodo hinterlassen hatte.

„Gegen ein … ein paar Kartoffeln hätte ich auch nichts einzuwenden.“, versuchte Frodo abzulenken, indem er selbst an gebrutzelte Kartoffelscheiben dachte.

Einen Moment half das auch.

Die Hobbits gingen weiter.

Die Landschaft veränderte sich mit einem Mal umgehend: Die rauen Moore und der Nebel wichen einem schönen, leicht mediterranen Ausblick; hohe Tannen und Bäume, Sträucher und Berge waren mit einem Mal zu sehen, die sich so weit das Auge reichte tümmelten.

Man konnte Vögel zwitschern hören; der Boden war von festem Sand durchzogen, aber auch Wiesen konnte man in der Ferne erspähen. Ein Bach plätscherte irgendwo in der Nähe, und die Luft war frisch und sauber.

Die Sonne traf zum ersten Mal seit langem wieder auf die Haut der Hobbits; sie blieben einen Moment stehen, um die fantastische Aussicht zu genießen.

Frodo trug immer noch eine Gänsehaut.

„Unglaublich! Wie kann sich denn sowas hinter so einem ekligen, stinkenden Moor befinden? Das gibt es doch nicht... Wie, als wenn man nach Hause kommt!“, rief Sam freudig und konnte sich kaum satt sehen an der Natur, die sich plötzlich hier auftat.

Frodo runzelte die Stirn.

„Sam, natürlich ist es hier schön, aber du darfst nicht vergessen, dass dies hier immer noch Feindesland ist. Wir sind hier genauso unsicher wie an all den anderen Orten. Ich glaube zwar, ich weiß, was das hier für ein Landstrich ist, aber dennoch müssen wir auf der Hut sein...“

„Was ist dies denn für ein Land?“

Sam's neugieriger Blick streifte den von Frodo, der nur leicht lächelte.

„Es muss einmal ein Teil des Menschenreiches Gondor gewesen sein, bevor es dem Feind in die Hände fiel. Gandalf hatte es mal erwähnt, vor langer Zeit. Er meinte, nach dem Moor käme so ein schöner Abschnitt, in dem Einst eine riesige Schlacht getobt hatte, schon ein ganzes Zeitalter her. Er sagte, es sei von Spähern des Feindes durchzogen. Der schöne Schein trügt also. Sam, wir müssen unbedingt aufpassen.“

Sam nickte und sah Frodo mit leuchtenden Augen an; Frodo erwiderte den Blick nur kurz und errötete. Wann hörte dieses Herzklopfen endlich auf?

Sie gingen einen kleinen Hügel hinunter, der sie direkt ins Herz der Landschaft führte. Mit einem Mal wurde es erdrückend heiß.

Frodo konnte sich nicht erinnern, welche Jahreszeit eigentlich war und wann sie aufgebrochen waren. Es war schon so lange her... Oder doch nicht?

Den Hobbitfüßen tat der weiche Sand gut nach den matschigen und unwohlen Stellen, außerdem waren dort immer noch die ein oder andere Wunde von den Bergen davor.

Frodo spürte seinen Rucksack deutlich in seine Schultern schneiden, und an einem kleinen Hang, der ein wenig mit Gras bepflanzt war und der genügend Büsche zum sicheren Ruhen hatte, da ließ er sich nieder. Sam tat es ihm nach.

Die beiden genossen für einen Moment die aufsteigende Stille und das leise Zwitschern der Vögel; irgendwo in der Ferne röhrte ein Elch.

Sam biss sich auf die Lippen und starrte den Hügel hinab; doch kurze Zeit später fand er Frodo's Blick, der diesen mit glühenden Wangen erwiderte.

„Schön hier, nicht wahr, Herr Frodo? Endlich mal ein bisschen Glück.“

Frodo nickte und lehnte sich zurück, die Augen geschlossen, und atmete die gut tuende Luft ein.

Ein Ästeknacken erscholl plötzlich.

Die beiden Hobbits schoben sich sofort und ohne Absprache tiefer in den Busch hinein. Die Zweige raschelten leise, als sie diese zur Seite drückten.

Eng aneinander gedrückt und lauschend warteten sie, ob sie erneut ein Geräusch hörten, und tatsächlich...

Es waren eindeutig schwere Schritte zu hören, die in dem Sand stampften und in ihrer Nähe waren. Frodo krallte sich mit einer Hand an Sam fest, der ebenso heftig atmete wie er.

Die Nähe tat Frodo unheimlich gut.

Die Schritte kamen näher; wie von schweren Stiefeln getragen.

Doch es konnten keine Orks sein, denn diese trieben sich meistens nicht bei Tag herum. Doch was war es dann?

Und plötzlichen ertönten dunkle und männliche Stimmen ganz in der Nähe. Waren es Menschen? Die beiden Hobbits rückten noch näher zusammen.

„Wo sind sie hin? Ich habe sie hier noch gerade gesehen.“

„Du fantasierst, Elomel.“

„Nein, wenn ich es dir doch sage! Es waren winzige Gestalten. Vielleicht Mordor- Orks. Wer weiß das schon?“

„Orks findest du hier nicht bei Tag. Vielleicht war das nur ein Tier.“

„Nein, ich hab es deutlich gesehen!“

Die Stimmen und Schritte kamen eindeutig immer näher. Die Hobbits drängten sich so eng zusammen, wie es nur ging, doch das brachte nicht viel. Denn Frodo stieß gegen einen derart trockenen Ast, der sofort zerbrach und ein lautes Knacken von sich gab.
 

Einen Moment herrschte wieder bittere Stille. Nichts war zu hören außer der schönen Natur um sie herum. Schweiß stand Frodo auf der Stirn, und zitterte so heftig, dass es Sam unwillkürlich ansteckte. Einige heftige Herzschläge spürte Frodo noch, bevor er mit einem Mal inklusive Sam aus dem Gebüsch hoch in die Sonne gerissen wurde.

Die Hobbits zappelten wild und schlugen um sich; als die Panik sich ein wenig gelegt hatte, blickte Frodo in die Augen eines hochgewachsenen Menschen, der ihn mit einem Ausdruck von Verwunderung musterte.

„Elomel, was ist das denn? Das sind keine Orks.... Was seid ihr? Kinder?“

Sam versuchte an eine seiner Pfannen zu kommen, und fiel dem größeren der beiden Menschen fast aus den Armen, die ihn kräftig im Zaum hielten. Frodo war mittlerweile zu erschöpft, um sich weiter zu wehren, zumal ihm der feste Griff des Menschen die Luft abschnitt.

„Wir- sind- Hobbits- ihr widerlichen--“, keuchte Sam, und der Mensch lachte.

„Hobbits? Noch nie was davon gehört.“

„Kein Wunder, wir kommen auch von weit her... Nehmt eure dreckigen Finger von Herrn Frodo und mir!“

„Wir sollten dem Hauptmann Meldung machen. Fessel sie.“

Und Frodo und Sam wurden beide abgesetzt und so straff an den Händen gebunden, dass das Seil unweigerlich in die Haut schnitt. Frodo stöhnte.

„Der Hauptmann wird entscheiden, was mit euch passieren wird. Solange...“

Den Hobbits wurden straffe Binden vor die Augen getan, damit sie nichts mehr sehen konnten und von nun an blind waren für den weiteren Weg;

„.... werdet ihr diese Binden tragen.“

Frodo schlug das Herz bis zum Hals. Was hatten sie vor? Und vor allem... Waren diese Menschen auf der Seite des Guten oder waren sie doch in eine aussichtslose Falle getappt...?



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