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Zwischen den Welten

Das Mary Sue-Projekt
von
Koautor:  Erenya

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ankündigung der Göttin:
»Liebe Shicchi, du bist aus der Hölle des Löwen – und ja, ich meine Hölle – entkommen. Auch wenn Luka manchmal wie ein Schmusekater wirkt, so scheint er doch etwas vor dir zu verbergen. Aber keine Sorge, alles wird sich aufklären... Irgendwann. Nur nicht im Gespräch mit Mari. ^___^«

Hmpf. Dafür gibt es ganz viel anderen Dialogkram. Mit ganz viel neuem Input, uff. Komplett anzeigen

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Wunschkiste

Die kalte Winterluft ist wie ein Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich schnaufe und ziehe den Reißverschluss meines Mantels bis zum Ansatz hoch. Es ist nicht diese stechende Art von Kälte, eher die, die einen packt und ins nächste Kühllager abschiebt. Nach Winter fühlt sich das nicht an, eher nach Spätherbst in Deutschland. Eine eklige Zeit. Tiefster Winter wäre mir fast lieber. Da weiß man wenigstens, worauf man sich einlässt.

Mein Blick geht hinauf zum Horizont. Alles grau, trist und trostlos da oben. Demotivierend. Kein Deut Sonne ist zu sehen. Möglich, dass es heute noch Regen geben wird. Schnee würde ich bevorzugen, aber darauf wage ich nicht zu hoffen. Egal was da noch kommen mag, ich wäre auf jeden Fall gern zu Hause, ehe es losgeht. Auf Niederschlag kann ich verzichten.

„Komm, hier lang!“

Mari ist mir einige Meter vorausgeeilt. Ihre Rufe treiben mich an, nicht länger wie verwurzelt dazustehen. Ich folge ihnen zügig. Mit jedem Schritt nehmen die Fragen in meinem Kopf zu. ‚Nur Geduld‘, rede ich mir zu. Bald werde ich die Antworten bekommen. Nicht mehr lang, nicht mehr weit.

 

Einige Straßen weiter biegt Mari in ein Parkgelände. Es erscheint mir nicht sehr groß, folge ich der Straßenführung, die wenige Meter weiter eine Biegung macht. Hohe Wohngebäude ragen hinter dem Grün hinauf. Ich kann abschätzen, wie groß die Fläche ist. Ein kleiner Stadtpark, mehr nicht. Wenn man es denn so benennen darf. Der zu Hause war jedenfalls größer gewesen, soweit ich mich erinnere. Mindestens um das Doppelte. In meiner Welt natürlich, bevor ich vor gut einem Jahr in die Nordstadt gezogen bin.

Nach wenigen Schritten wird ein Spielplatz erkennbar. Ebenfalls klein gehalten mit zwei Schaukeln im Sand, einer Wippe und Drehscheibe. Ein kleines Kletterhaus gibt es ebenfalls. Mari eilt sofort auf die Drehscheibe zu, wohin ich ihr folge. 

Ohne Kinderlachen wirkt der Ort irgendwie freudlos, was am Wetter liegen könnte. Ist wohl nicht die Zeit für Spielaktivitäten im Freien. Ich erkenne lediglich einen Jungen, der auf einer der Schaukeln sitzt. Als wir näher kommen, springt er herunter und eilt in unsere Richtung. Ich erkenne ihn, zu meinem Erstaunen.

„Du hast sie also gefunden!“

„Orion?“, frage ich verdutzt. Welch seltsamer Zufall, dass wir uns ausgerechnet hier wiederfinden. Wobei, vielleicht ist es gar kein Zufall? „Was machst du hier?“

„Ja, habe ich.“

„Ich hoffe, sie hat dir keinen Ärger gemacht“, wendet sich Orion an mich und verbeugt sich eilig. Ich weiß nicht, wofür er sich entschuldigt.

„Nein, hat sie nicht“, sage ich zögernd. „Allerdings frage ich mich, was das hier werden soll. Wieso bist du hier? Ich habe nicht mit dir gerechnet.“

„Ich habe Mari getroffen, während ich auf dich gewartet habe. Naja, eigentlich hat sie mich gefunden“, erklärt Orion, wobei er zu Mari sieht. „Sie sagte, dass sie mit dir reden muss und dass sie auf dem Weg zu dir ist. Ich wollte erst mitkommen, aber …“

„Ich wollte allein mit dir reden“, verkündet Mari von abseits, was Orion leise seufzen lässt.

„Im Gegensatz zu ihr kann ich gesehen werden“, erklärt er an mich gerichtet. „Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen, für den Fall, dass jemand misstrauisch geworden wäre und Fragen gestellt hätte.“

„Verstehe.“ Viel beantwortet es nicht, aber es ist ein Anfang.

Ich sehe zu Mari, die ihren Platz auf dem Rad der Drehscheibe gefunden hat. Vornehm sitzt sie da in ihrem grauen Kleid und mustert mich aus wachen Kristallaugen. Ihr eingehender Blick verschafft mir Unwohlsein.

„Also“, sage ich und lasse mich auf der Scheibe nieder. Sie bewegt sich unter mir, was ich mit festem Bodenstand stoppe. „Wir haben uns heute hier versammelt, um … hoffentlich nicht alles schlimmer zu machen. Also, was gibt‘s? Über was wolltest du mit mir sprechen?“

„Es geht um Luka“, eröffnet sie, was mich gequält stöhnen lässt. „Du darfst ihm nicht trauen. Er ist nicht gut.“

„Ernsthaft, Mari? Diese Leier?“

„Aber du hast es doch selbst gesehen! Ich habe es dir gezeigt. Vorhin, in seiner Wohnung.“

„Was? Etwa das Flatterchaos? Bist du das gewesen?“

„Ganz genau“, nickt sie und lächelt stolz. Im nächsten Moment kehrt ihr Ernst zurück. „Du hast sie gefunden, nicht wahr? Ich wusste, wo sie versteckt sind, deswegen habe ich –“

„Moment. Reden wir von den Zetteln, die in dem Karton lagen?“

„Ja, genau die! Hast du sie gesehen?“

Ich erinnere mich zurück. Die Zettel, die meine Handschrift aufwiesen und nach einer Geschichte aussahen. Die mir Luka schnell aus den Händen gerissen hat. Mich interessiert, was dahintersteckt.

„Was hat das zu bedeuten?“, frage ich an Mari gewandt. „Was weißt du darüber? Kannst du mir mehr dazu sagen?“

„Luka ist nicht ehrlich zu dir“, sagt sie. Auf ihren kindlichen Zügen spielt ein besorgter Ausdruck. „Ich wollte dich warnen. Ich dachte, wenn du es siehst, würdest du mir glauben.“

„Den Verdacht hatte ich schon vorher“, entgegne ich gefasst. „Noch bevor ich euch begegnet bin. Du hättest dir wirklich nicht die Mühe machen müssen, um mir das zu verdeutlichen.“

„Aber wieso …?“

„Ich habe sie gewarnt“, spricht Orion ruhig von meiner Seite. Sitzend dreht er sich halb zu Mari herum. „Aber es hat nicht geholfen. Sie will sich selbst von seinen Absichten überzeugen.“

„Aber er ist gefährlich!“

„Das weiß sie nicht.“

„Sie hat es nur nicht gesehen.“

„Moment mal“, werfe ich ein. Mir gefällt nicht, in welche Richtung dieses Gespräch schlägt. „Ich weiß sehr wohl, dass er gefährlich ist. Wenn auch anders, als ihr es wahrscheinlich meint.“

„Wieso bist du dann noch bei ihm?“

„Wie könnte ich nicht?“, gebe ich spitz zurück. „Bedenkt mal bitte meine Situation. Ich weiß nicht, was los ist. Im Gegenteil, ich wurde einfach in etwas hineingeworfen und bekomme immer nur halbe Sachen an den Latz gepfeffert. Berechtigter ist also die Frage, wieso ihr mir nicht sagen wollt, was Sache ist. Warnungen schön und gut, aber was bringen sie mir, wenn ihr mir den Grund dafür verschweigt?“

„Bevor du da warst, hat Luka –“

„Mari-sama“, fällt Orion ihr schnell ins Wort. „Wir dürfen es ihr nicht sagen. Die Regeln …“

„Ach, auch noch Regeln?“, entkommt es mir. Vorwurfsvoll sehe ich zwischen den beiden hin und her.

„Es gibt Regeln“, sagt Mari und seufzt schwer. „Ich finde es nicht fair, dir nichts zu sagen … Es tut mir leid, aber ich darf nicht. Es könnte schlimme Folgen haben.“

Na super.

Ich werfe einen bösen Blick zu Orion. Hätte er nur nichts gesagt, dann wäre ich jetzt um eine Antwort reicher. Aber vermutlich kann ich ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Theoretisch.

„Was soll das bitte für Folgen haben?“, schnippe ich. Mein Geduldsfaden ist an einem Ende angelangt. „Ich wüsste, woran ich bin und könnte die Lage besser abschätzen. Ich wäre automatisch sicherer und ihr müsstet euch nicht dauernd solche Sorgen um mich machen. Zumal ihr Luka wie ein Monster darstellt mit diesen ständigen Anspielungen, die keiner begründen will. Und das, obwohl ihr ihn nicht einmal kennt, laut eurer Aussage. Muss das denn wirklich sein?“

„So ist es nicht“, beteuert Orion. Indem er die Hände hebt und mich eingehend besieht, versucht er wohl, mich zu beruhigen. „Wir wollen dich nur beschützen. Vielleicht wirkt es nicht so auf dich, aber bitte glaube uns. Wenn wir es dir sagen, besteht die Gefahr, dass sich die Dinge wiederholen.“

„Was dürft ihr mir überhaupt sagen?“, fahre ich aus. „Ihr dürft mir nicht sagen, was mit Luka ist. Ihr dürft mir nicht sagen, warum ich hier bin und was passiert ist –“

„Ah, doch!“, ruft Mari dazwischen. Sie wirkt ganz euphorisch. „Das darf ich dir sagen.“

Perplex sehe ich sie an. „Wie? Jetzt doch auf einmal?“

„Es war meine Schuld, also darf ich es dir sagen“, unterbreitet sie fröhlich. Ich verstehe nicht, wie sie dabei stolz lächeln kann.

„Mari-sama …“

„Ich weiß, ich weiß“, weist sie zurück, bevor sie sich an mich wendet. „Ich darf dir nicht alles sagen, aber ein bisschen. Wenn ich vorsichtig bin, wird dir nichts passieren. Du willst doch wissen, was passiert ist?“

„Ja?“

„Wünschst du es dir?“

Ich rolle die Augen. „Ja doch. Ich habe wirklich keine Lust mehr, blind an der Wand entlangzuhangeln. Wenn du mir wenigstens etwas sagen kannst, ist das immer noch besser als gar nichts.“

Sie lächelt erfreut. „Das kann ich machen. Diesen Wunsch kann ich dir erfüllen.“

Darauf gleitet sie von dem Rad herunter. Ich verspüre kein Ruckeln der Platte, als sie sich an meiner anderen Seite niederlässt.

Einen Moment lang sitzt sie nur still da und scheint zu überlegen. Dann beginnt sie zu erzählen: „Ich bin besonders, weißt du? Ich kann den Menschen ihre Wünsche erfüllen. Nicht alle, nur die, die gut sind. Aber ich bin noch nicht sehr gut darin“, gesteht sie, worauf sie unwohl mit den Beinen wackelt. „Es gibt Wünsche, die sind sehr groß und schwer zu erfüllen. Diese kann ich nicht. Aber die Kleinen, das klappt ganz gut.“

„Wie definiert ihr »kleine« und »große« Wünsche?“, möchte ich wissen.

„Nun ja …“ Sie überlegt. „Zum Beispiel, wenn du dir einen Hund wünschst. Das ist einfach. Oder etwas zu können, was du nicht kannst, aber könntest. Aber jemanden gesund zu machen, der sehr krank ist, das ist schwer.“

„Wie steht es darum, jemanden in eine andere Welt zu schicken?“

„Das ist einfach“, erklärt sie. „Allerdings, wenn derjenige in dieser Welt bleiben möchte, das ist schwer. Es gelten für solche Wünsche auch ganz bestimmte Regeln, damit das System seine Ordnung behält. Das Universum ist sehr sensibel.“

Na, dann war es ja ein Leichtes, mich in dieses Massaker hineinzuziehen. Ich kann nur vermuten, dass mich wieder herauszuholen das größere Problem darstellt.

„Bei dir war es aber etwas anderes“, ergänzt sie, als habe sie meine Gedanken gelesen. „Dass du hier bist … war notwendig. Ich hatte keine andere Wahl.“

„Was meinst du?“

Ruckartig hat das Beinewackeln ein Ende. Ihr Schweigen dauert mehrere Sekunden.

„Da war dieser Mensch“, erzählt sie mit trauriger Stimme. „Er war sehr unglücklich. Menschen leiden sehr, wenn ihre Gefühle nicht erwidert werden. Ich dachte, wenn ich helfe, wird alles gut. Ich wollte diesen Menschen glücklich machen und seinen Wunsch erfüllen.“ Sie seufzt, als wögen Tonnen auf ihren schmalen Schultern. „Aber es war schwerer, als ich gedacht habe. Ich brauchte sehr viel Zeit. Und dann habe ich nicht aufgepasst und alles ist schiefgegangen.“

Ich weiß nicht, ob ich etwas einwerfen soll. Ich komme mit ihrer Erklärung nicht ganz mit. Ob ich sie fragen sollte?

„Es ist meine Schuld“, flüstert sie und es klingt, als stünde sie den Tränen nahe. „Ich habe es nicht geschafft, diesen Wunsch zu erfüllen. Er war zu groß für mich. Aber ich wollte ihn nicht aufgeben. Ich wollte es möglich machen … Ich habe sie alle in Gefahr gebracht. Meinetwegen ist so viel Unglück passiert. Ich wollte alles wieder gutmachen, deswegen habe ich …“

Sie verstummt und lässt mich mit einem unwohlen Gefühl zurück. Unschlüssig, was ich tun soll, blinzle ich zu Orion hinüber. Wirklich ansprechbar wirkt er nicht, so wie er starr gen Boden stiert. Von ihm kann ich keine Hilfe erwarten. Schöne Schei…benschnitte.

„Ich nehme an, das hat alles noch etwas mit mir zu tun? Nicht, dass ich taktlos sein will oder so“, bemerke ich zögerlich.

„Hat es“, meint sie und sieht wieder zu mir auf. „Weißt du, ich musste dich holen. Ich brauche dich, um ihren Wunsch zu erfüllen. Ohne dich kann ich sie nicht retten. Und der erste Wunsch ist noch nicht erfüllt … Es tut mir leid, es ist alles meine Schuld.“

Ich seufze niedergeschlagen. „Schon gut. Es lässt sich jetzt eh nicht mehr ändern.“ Mein Blick geht zu Orion, der noch immer wie abwesend wirkt. „Ukyo hatte also gar nicht so unrecht mit seiner Vermutung“, merke ich in seine Richtung an.

Kurz sieht er hoch, dann wieder weg. Er nickt, sagt aber nichts.

Ich will ihn fragen, ob er es wusste. Bevor ich es kann, höre ich Mari neben mir wispern: „Bruder hatte recht. Hätte ich nur auf ihn gehört … Meinetwegen sind alle in Schwierigkeiten. Hätte ich den Wunsch nur nie so unterschätzt …“

„Hey“, sage ich sanft und will meine Schulter aufmunternd gegen die ihre drücken. Zu meiner Überraschung stoße ich auf keinen Widerstand. Ich brauche einen Moment, um zu verstehen, dass Maris Körper durchlässig ist. Klar, sie ist ja ein Geistwesen.

Ich lockere meine Haltung und scharre mit meinen Schuhen im Sand. Wie tröstet man jemanden, wenn einem nur Worte zur Verfügung stehen? Gar nicht so einfach in so einer Situation. Es kommt mir schmerzlich bekannt vor.

„Jetzt bin ich ja hier“, spreche ich ruhig. Nachdenklich sehe ich auf und wiege den Kopf langsam hin und her. „Was passiert ist, ist passiert. Du hast einen Fehler gemacht, aber du kannst ihn korrigieren. Es ist nicht zu spät dafür, richtig? Und wenn ich dir dabei helfen kann, werde ich es tun.“

„Wirklich?“

Ich sehe zu ihr und schenke dem Mädchen ein Lächeln. „Na klar. Ich habe eh nichts Besseres zu tun, oder? Dafür bin ich ja irgendwie hier.“

Ich erkenne Erstaunen in ihren großen Kinderaugen. Im nächsten Moment macht sie ein Gesicht, als wolle sie losweinen, doch es fließen keine Tränen. „Ich werde alles tun“, wimmert sie. „Ich werde alles wieder in Ordnung bringen. Das mit dir, ihr, Ori-pon und Bruder. Ich mache alles wieder gut, versprochen!“

Ori-pon?“ Verdattert wechsle ich die Seite. Orion hat sich offenbar ins Diesseits zurückgefunden, denn er mustert Mari aus großen Augen. Als er meinen Blick bemerkt, lächelt er verlegen, bevor er das Kinn senkt und sich mit einem Finger über die Wange kratzt.

„Ich fange sofort damit an!“

Ohne Vorwarnung springt sie auf ihre Beine. Als ich es bemerke, ist sie bereits in der Luft.

„Halt mal, Mari!“, rufe ich ihr nach und erhebe mich eilig. „Nicht so schnell, ich habe noch Fragen!“

„Ja?“

Gott sei Dank hält sie an und dreht sich zu mir herum. Etwas versetzt kehrt sie zurück und landet leichtfüßig vor mir im Sand. „Ja?“

„Ähm … Wo soll ich anfangen?“

Na großartig. Vorhin hatte ich so viele Fragen und jetzt … alles weg. Tolle Kiste. Zum Verrücktwerden!

„Da sind diese Träume“, beginne ich und studiere sie achtsam. „In denen tauchst du auf, in einigen von ihnen. Kommt das durch dich?“

„Träume? Ah, wenn du schläfst? Ja, das bin ich“, bestätigt sie und nickt. „Wenn ich das tue, kann ich mit dir reden, ohne dass es jemand bemerkt. Aber es ist sehr anstrengend, weißt du?“

„Dachte ich mir. Nun, die Sache ist die … Diese Träume sind ganz schön wirr und manchmal beängstigend. Könntest du daran etwas machen?“

Sie schiebt die Arme nach hinten und senkt betroffen den Blick. „Bitte entschuldige. Ich kann versuchen, es besser zu machen.“

„Danke. Und dann sind da diese Flaschbacks …“ Ich hadere. Wie soll ich das am besten formulieren, damit sie versteht, was ich meine? „Also diese Momente, in denen mir irgendwelche Bilder in den Kopf kommen. Oder Stimmen … Was ist damit? Was ist das?“

„Bilder?“

„Naja, zum Beispiel …“ Ich sinne nach, bevor ich meine Antwort formuliere. „Neulich zum Beispiel war ich mit Luka verabredet. Während ich dasaß und auf ihn gewartet habe, hatte ich das Gefühl, genau diese Szene schon einmal erlebt zu haben. Und dann habe ich Bilder gesehen, von Luka und mir, in denen er sich für irgendetwas entschuldigt hat. Sie waren genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen waren. Oder erst neulich war ich duschen und dann habe ich Stimmen gehört …“

„Oh, das“, stößt sie verstehend aus. Alle Verklemmung fällt von ihr ab und weicht einem hellen, unverhohlenen Interesse. „Du kannst sie also wirklich sehen? Weißt du, das sind ihre Erinnerungen. Sie kommuniziert mit dir!“

Sie?“ Mir wird ganz flau im Magen. „Du meinst, von meinem vorherigen Ich? Sie kann Kontakt mit mir aufnehmen?“

Grotesk!

„Hm, nicht direkt“, druckst sie. Unwohl dreht sie mit den Füßen im Sand, ohne mir auszuweichen. „Sie kann nicht mit dir reden, wie ich es kann. Aber es gibt eine Verbindung. Es war schwer, das zu machen, weißt du?“

Woah, das muss erst einmal sacken. Da bekommt dieses gepflogene »Selbstgespräche führen« plötzlich eine ganz neue Bedeutung.

„Wenn wir eine Verbindung haben“, greife ich auf und zögere, den Gedanken zu Ende zu spinnen. „Heißt das, sie ist noch hier? Wo ist sie? Was ist mit ihr passiert?“

Bestürztheit überschattet Maris hübsches Gesicht. Ich erkenne es, bevor sie den Kopf von mir abdreht und betroffen zu Boden stiert. „Naja, sie –“

„Mari-sama!“

„Mann, du bist gemein!“, trotzt sie an Orion zurück. Eingeschnappt bläht sie die Backen. „Warum darf ich es ihr nicht sagen? Das ist nicht fair!“

„Vergesst die Regeln nicht. Niel-sama hat gesagt –“

„Die Regeln sind doof!“, plärrt sie weiter. „Ich weiß ja, aber sie sind trotzdem doof. Ich will ihr doch nur helfen! Bruder sagt immer, wir sollen für unsere Taten Verantwortung übernehmen!“

„Schon, aber …“

„Bruder übernimmt nie die Verantwortung.“ Auf ihren eigenen Kommentar rümpft sie die Nase und wirft den Kopf aufmüpfig zur Seite. „Wie damals, als er diesem Kind diese Augen gegeben hat. Der Junge wollte nur von den Mädchen geliebt werden, die ihn immer geärgert haben. Und was ist passiert? Bruder hat sich nie mehr um ihn gekümmert.“

Huh? Kommt mir diese Geschichte nicht irgendwoher bekannt vor?

„Redet ihr von Ikki?“

„Ahaha“, lacht Orion auf. Es dauert nur kurz, dann verstummt er und lässt gedemütigt die Schultern nach vorn fallen.

„Ich werde nicht so wie Bruder“, resultiert sie. Entschieden tritt sie an meine Seite und baut sich zu ihrer vollen Größe auf. „Ich passe auf sie auf. Ich bin für sie verantwortlich. Ihr wird nicht dasselbe passieren!

Allerdings“, wendet sie sich an mich. Ich erkenne tiefes Bedauern in ihren hellblauen Augen. „Ich darf dir wirklich nichts sagen. Ich darf nicht bestraft werden, bis ich ihre beiden Wünsche erfüllt habe. Ich habe es Bruder versprochen … Wenn doch, kommst du vielleicht nie mehr nach Hause. Das will ich nicht …“

Ich schlucke. Dass die Lage so ernst ist, damit hätte ich nicht gerechnet. Und dass ich auf Mari angewiesen bin, ob sie scheitern wird oder nicht … Nein, das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.

Dennoch nicke ich zustimmend. Welch andere Wahl habe ich?

„Ich muss jetzt los“, verkündet sie und steigt abermals empor. Ein letztes Mal dreht sie sich nach mir herum und schenkt mir ein aufbauendes Lächeln. „Bitte warte auf mich. Ich werde tun, was ich kann, um alles wieder richtig zu machen. Du darfst nicht sterben.“

Ja, toll. Genau diesen Zuspruch habe ich jetzt gebraucht. Vielen Dank auch für diese netten Aussichten, Mari. Wirklich sehr aufbauend …

 

„Sag mal“, wende ich mich Orion zu, während wir die Straßen entlanglaufen. „Wie viel von dem hast du gewusst, was Mari uns erzählt hat?“

„Nicht viel“, antwortet er leise. Seit Maris Aufbruch ist es das erste Mal, dass er wieder spricht. „Niel-sama hat mir erzählt, dass sie sich einem Wunsch angenommen hat und dass sie deswegen in dieser Welt ist. Das war, nachdem ich dir begegnet bin. … Also nicht dir, du weißt schon.“

Ich nicke und wende meinen Blick nach vorn. In meinem Kopf wirbelt der Input, den ich heute errungen habe. Zusammen mit dem, was ich zuvor hatte, wird mir noch manches zu ordnen bleiben. Zu einem ruhigeren Zeitpunkt.

„Ich weiß nicht, wessen Wunsch es war“, erzählt er weiter, „aber Niel-sama sagte, dass er für Mari zu groß war. Deswegen ist er hier, um ihr zu helfen. Weißt du, Maris Kräfte sind weit geringer als seine.“

„Ja, das sagtest du schon.“

„Aber es ist nicht so einfach“, erklärt er mit einem Seufzen. „Ein Wunsch, der einmal erfüllt wurde, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Regeln sind sehr streng. Nicht einmal Niel-sama kann sich darüber hinwegsetzen.“

„Aber ich denke, der Wunsch wurde nicht erfüllt?“

„Das nicht, aber Mari hat eingegriffen. Damit kann das, was sie verändert hat, nicht mehr rückgängig gemacht werden. Und sie kann nicht zurück in unsere Welt, bis der Wunsch richtig erfüllt ist.“

„Hm. Ist das nicht anstrengend für sie?“

„Mh“, bestätigt er. „Niel-sama sagt, dass es anstrengender wird, je länger es dauert. Mari war viel in der Welt der Menschen, bevor das passiert ist, deswegen ist sie an sie gewöhnt. Aber sie hat noch nie einen Wunsch dieser Größe erfüllt. Niel-sama sagt, dass er viel Zeit braucht, was viel Kraft kostet.“

„Hm.“ Ich lasse mir das Gehörte einen Moment auf mich wirken. „Machst du dir Sorgen um Mari?“, frage ich, wobei ich ihn ansehe.

Er nickt. „Ja, große. Aber ich kann nichts tun.“

„Das tut mir leid“, sage ich mitfühlend. Ratlos suche ich den grauen Asphalt nach einer Lösung ab, was ich tun soll. „Ich würde gern helfen, aber wie? Wenn ich nur wüsste, was das für ein Wunsch war …“

Orion dreht seinen Kopf zu mir. Es vergeht ein stiller Moment, bis er das Gesicht wieder abwendet, ehe er spricht: „Weißt du, als du vorhin sagtest, dass du Mari helfen willst, hat sie sehr glücklich ausgesehen.“

„Huh? Findest du?“

 „Ich glaube, du hast sie überrascht. Nach allem, was passiert ist, dachte sie wohl nicht, dass du ihr vergeben würdest. Dass du ihr stattdessen sogar helfen willst, muss ihr viel bedeutet haben.“

„Naja, eigentlich hat es nicht viel mit Vergeben zu tun“, murmle ich, ohne ihn anzusehen. Seine Worte stimmen mich verlegen. „Ich meine, gut, da ist wohl etwas schiefgelaufen, aber sie hat es ja nicht böse gemeint letztendlich. Sollte ich ihr daraus wirklich einen Vorwurf machen?“

„Heißt das, du bist ihr wirklich nicht böse?“

„Sagen wir, mir ist es wichtiger, dass alles wieder ins Lot kommt. Ich habe daran ein mindestens so großes Interesse wie ihr. Außerdem … ein wenig freue ich mich ja schon.“ Diesen Satz flüstere ich lediglich. Ich weiß nicht, ob Orion es gehört hat. Es ist mir auch egal, solange er es nicht aufgreift.

„Du, sag mal“, ergänze ich nach einiger Zeit, „dass ich hier bin, hat doch etwas mit diesem Wunsch zu tun? Kannst du mir nicht sagen, was ich tun kann?“

„Nein, du bist nicht deswegen hier“, widerspricht er leise. Kurz überlegt er, was er sagen soll. „Du bist ihretwegen hier, soweit ich weiß. Niel-sama sagt, dass es zwei Wünsche gibt.“

„Ach ja, stimmt ja“, gebe ich geknickt zurück. Mutlos seufze ich. „Mari sagte ja so etwas. Aber dann hatte mein anderes Ich mit diesem Wunsch zu tun. Und da ich an ihrer Stelle stehe, so irgendwie … Oder verwechsle ich da was?“

„Ich weiß es nicht genau“, beteuert er und sieht zu mir auf. „Wirklich. Aber mach dir keine Sorgen. Mari hat dir versprochen, dass sie alles tun wird, um dir zu helfen. Und Niel-sama hilft ihr dabei. Du wirst sehen, es wird alles gut werden.“

Na, ich weiß nicht. Zwei Chaotengötter auf einem Haufen, ob das wohl gut geht? Zumal ich noch immer nicht weiß, was dieses »alles wird gut« in meinem Fall überhaupt zu bedeuten hat. Werde ich nach Hause kommen? Und wenn, wie geht es dann weiter?

„Ne, Ori-pon“, lenke ich vom Thema ab. Ich kann mir ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. „Hast du vielleicht Hunger? Du hast seit dem Mittag nichts mehr gegessen. Was hältst du von einer Pause?“

„Ich habe ihr gesagt, dass sie mich nicht so nennen soll“, springt er an. Ich erkenne, dass seine Wangen eine rote Farbe angenommen haben. Ah, zu niedlich!

„Wieso nicht? Ist doch süß.“

„Es ist aber nicht mehr angemessen.“

„Nicht mehr? Also standet ihr euch mal nahe?“

„Mari war vorher wie ich, bevor sie eine Göttin wurde. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht.“

„Hm, verstehe. Also deswegen benutzt du die Höflichkeitsform nur, wenn du direkt mit ihr sprichst.“

Er nickt vorsichtig. „Es ist noch ungewohnt, aber so ist es richtig“, flüstert er.

„Wie funktioniert das eigentlich?“, möchte ich wissen. „Ich meine Niel ist ein Gott, wenn du sagst, dass er und Mari gleich sind. Aber jetzt sagst du, dass Mari vorher wie du war. Und du bist kein Gott, richtig? Also wie funktioniert das?“

„Nein, ich bin kein Gott. Ich wurde von Niel-sama erschaffen und diene ihm. Götter können das, wir nennen sie »Könige« in unserer Welt. Es gibt viele von ihnen. Jeder kann ein Gott werden, wenn er es will.“

„Echt? Einfach so?“

„Nein, so einfach ist es nicht. Hm, wie soll ich dir das erklären?“ Nachdenklich legt er den Kopf zur Seite. Er überlegt einige Zeit, ehe er fortsetzt: „Du musst einen sehr starken Wunsch haben und du musst stark daran gebunden sein. Wenn du dann … Hm, so genau weiß ich das eigentlich nicht. Niel-sama sagt, es ist wie eine zweite Geburt. Naja, also eigentlich unsere Erste. Wir werden ja nicht geboren so wie ihr.“

„Verstehe ich nicht.“

„Ich auch nicht“, meint er und lacht, worin ich einstimme.

„Ist ja auch egal. Also, wie sieht es aus? Ich lade dich ein. Wir sollten schauen, dass du regelmäßig isst. Das ist wichtig für einen heranwachsenden Jungen und so.“

Als wolle er meine Anregung bestätigen, gibt Orions Magen ein langes, lautes Grummeln ab. Es bewirkt, dass sich Orion beide Arme um den Bauch schlingt. Erneut schleicht ihm die Röte auf die Wangen, was mich auflachen lässt.

„Okay, das war eindeutig. Also, sag schon. Worauf hast du Lust?“

 

Kurz darauf haben sich Orion und ich auf einer der Stadtbänke niedergelassen. Eine flache Pappschale wärmt meine ausgekühlten Hände. Sicher wäre bei diesem Wetter ein ruhiges Plätzchen in einem der vielen Imbissrestaurants besser gewesen, aber … Verdammt, dieser Duft war einfach zu verlockend gewesen!

Skeptisch mustere ich die kleinen Teigbällchen auf meiner Schale. Sie sind mit dicken Salzkrümeln überstreut, wie der Verkäufer es mir empfohlen hat. Von ihnen geht ein schwacher Geruch aus, der typisch für Gebackenes ist. Auch sehen sie wenig eindrucksvoll aus, schlicht hellbraun mit etwas dunkleren Flecken hier und da. Viel spannender dürfte ohnehin das Innere sein. Mich überkommt ein mumliges Gefühl, ob meine Wahl nicht doch einen Ticken zu mutig war.

„Und du hast so etwas wirklich noch nie gegessen?“

Ich schüttle auf Orions Frage den Kopf. „Nein. So etwas gibt es bei uns in Deutschland nicht.“

Takoyaki. Runde Teigbällchen mit Oktopusstückchen, hat mir der Verkäufer auf meine Nachfrage erklärt. Ein beliebter Snack, der ursprünglich aus Osaka stammt. Gerade wenn man es noch nie gegessen hat, müsse man es probieren. Man würde den besonderen Geschmack, der von dem angemengten Dashi kommt, nie mehr vergessen. Er sei unvergleichbar auf der ganzen Welt, versprach er.

Ich habe keine rechte Ahnung, was Dashi ist. Allerdings glaube ich mich zu erinnern, dass es sich dabei um eine wichtige Gewürzzugabe handelt. Sie wird in allem Möglichen verwendet, unter anderem in Misosuppe. Hatte ich irgendwann einmal gelesen, aber so genau weiß ich es nicht mehr.

Ich pflocke eines der Bällchen auf meinen kleinen Holzspieß. Er geht ganz leicht durch die weiche Masse. Kurz überlege ich, ob ich mir das ganze Stück in den Mund schieben soll. Der Vorsicht halber  entscheide ich, fürs Erste nur vorsichtig abzubeißen.

„Heich!“, keuche ich aus. Hektisch schnaufe ich gegen das dampfende Stück auf meiner Zunge an. Verdammt, konnte mich keiner vorwarnen, dass es so dermaßen heiß ist?

„Und?“, will Orion wissen. „Ist es gut?“

Ich versuche, den Bissen einigermaßen zu kühlen, ehe ich kaue. Ein mild-würziger Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Das Innere ist weich, nahezu cremig und zergeht auf der Zunge. Irgendwo dazwischen schmecke ich einen Anteil Fisch heraus. Es erinnert mich entfernt an Garnele, aber doch anders. Der Geschmack ist dezent und vermengt sich angenehm mit dem Rest.

„Mh, das ist echt gut“, bestätige ich, nachdem ich geschluckt habe. Überrascht sehe ich auf den übrigen Rest meines Bällchens, bevor ich diesen als Nächstes verputze. Eine erneute Welle des Genusses überkommt mich und ich seufze verzückt.

„Das sieht man“, kommentiert Orion amüsiert. Darauf imitiert er mein Vorgehen, beißt vorsichtig in eines der Bällchen, was nach kurzer Prozedur ein vergnügliches Jauchzen zur Folge hat. „Lecker!“

„Was ist das?“, werde ich auf etwas aufmerksam, während ich ihn beobachte. Unmissverständlich deute ich mit meinem Spieß auf seinen Handrücken.

„Hm? Das? Das sind nur Kratzer.“

„Wo hast du die her?“

„Auf dem Spielplatz war eine Katze, mit der ich gespielt habe. Aber als Mari kam, hat sie Angst bekommen. Sie hat mich gekratzt, als sie versucht hat, davonzulaufen.“

„Lass mal sehen“, sage ich und lege mein Schälchen zur Seite. Gründlich besehe ich mir die roten Striemen, die zweireihig unter dem Zeigefinger durch seine blasse Haut ziehen. „Hm, tut es weh? Du hättest mir etwas sagen können.“

„Nein, es tut nicht mehr weh. Brennt nur, wenn man es anfasst.“

„Wir sollten eine Apotheke aufsuchen, nur für den Fall. Ich habe leider keine Pflaster dabei. Katzen können alles Mögliche unter ihren Krallen haben, egal ob sie drinnen oder draußen sind.“

Orion nickt, womit wir uns einig sind. Wir genießen noch den Rest unsere Portionen, bevor wir uns auf die Suche nach Verarztung machen.

Eine Apotheke ist bald gefunden und ich weine über die Preise, die man für ein medizinisches Pflaster verlangt. Doch es ist für Orion, versuche ich mich zu trösten. Das Geld könnte wesentlich schlechter investiert sein. In Zigaretten, zum Beispiel. Gott, wie schön es ist, sich selbst zu sabotieren. Darauf gleich mal eine verbrauchen!

 

Auf unserem Rückweg zum Bahnhof reden wir über meinen Besuch bei Luka. Ich erkläre Orion, was es mit den Zetteln auf sich hat, von denen Mari gesprochen hatte. Auch berichte ich von Lukas Verhalten und was ich bezüglich unseres angeblichen Streits in Erfahrung bringen konnte. Das Buch, welches ich entwendet habe, verschweige ich. Es lohnt sich nicht, die Pferde scheu zu machen, bevor ich den Inhalt kenne. Zumal Orion so schon nicht gut auf Luka zu sprechen ist. Ich will ihm wirklich keinen Extragrund geben, mir eine weitere Sorgenpredigt zu halten.

„Mir graut es wirklich davor, Rika gleich anrufen zu müssen“, sage ich, während wir auf unseren Zug warten. Ich unterstreiche meine Worte mit einem wehleidigen Seufzen.

„Das glaube ich. Aber ist es nicht gut, dass sie sich geirrt hat?“

„Schon. Wobei es mich echt ärgert, dass sie sich überhaupt einmischt. Ich meine, wie alt sind wir? Luka kann ja wohl für sich selbst sprechen, wenn ihn etwas kratzt.“

„Vielleicht denkt sie, dass er für dich zu sehr zurücksteckt?“

„Er und zurückstecken?“ Ich lache anzweifelnd. „Ich denke nicht, dass er dafür der Typ ist. Die einzige Person, für die er das tun würde, wäre Rika. Aber bestimmt nicht für mich, das hat er bereits bewiesen.“

„Ich mache mir Sorgen wegen der Ausstellung.“

„Ich auch“, stimme ich zu und runzle die Stirn. „Wenn auch aus anderen Gründen. Eine Buchmesse wäre mir lieber gewesen.“

Orion sagt nichts. Sein Schweigen lässt mich vermuten, dass dieses Thema Befangenheit in ihm auslöst.

„Wie ist deine Crêpe? Lecker?“

„Mh, sehr“, bestätigt er und nickt. Anbietend hält er die zarte Gebäcktüte mit dem sahneumrahmten Schokoeis in der Mitte zu mir hoch. „Magst du wirklich nicht probieren?“

Ich winke mit einem Lächeln ab. „Danke, aber ich bin noch satt von den Takoyaki. Es sieht sehr gut aus, aber lass es dir mal schmecken. Ich mag wirklich nicht.“

„Na gut“, meint er und dreht sich zurück nach vorn. Still schmunzelnd beobachte ich, wie er genüsslich an seiner Portion mümmelt.

„Oh, Entschuldigung“, höre ich eine Frau irgendwo hinter mir sagen. Über die Schulter drehe ich mich herum und bemerke einen kleinen Tumult vor einem Blumenladen. Dort hat eine junge Frau mehrere Einkaufstüten aus den Händen verloren und ist eilig dabei, ihre Habseligkeiten wieder einzusammeln. Zwei Passanten und ein Angestellter helfen ihr dabei.

Ich beobachte die Gruppe, wobei mein Interesse auf dem Angestellten ruht. Irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor. Ich könnte mich irren, aber dieser junge Mann sieht aus wie …

„Unser Zug kommt“, ruft Orion aus, was mich nach vorn sehen lässt. Sekunden später fährt die U-Bahn ein und es wird lebhaft um uns herum. Ich werfe noch einen Blick zurück, doch die Aufregung vor dem Blumengeschäft hat sich inzwischen gelegt. Von dem Angestellten ist nichts mehr zu sehen.

Mit gemischten Gefühlen folge ich dem Menschenstrom. Mein Verdacht lässt mich nicht los und ich wüsste zu gern, ob er berechtigt ist. Wenn ja, hätten wir künftig eine Sorge weniger. Es wäre zwar eine lustige Fügung, aber hey, laut Laters ist es gar nicht so abwegig. Und ehrlich gestanden, ich würde es sogar begrüßen, wenn dem so wäre.

Wir finden einen Vierersitz und ich lasse mich Orion gegenüber sinken. Er verputzt noch den Rest seiner Crêpe, während ich überlege, ob ich ihm von meiner Beobachtung erzählen soll.

„Ich glaube, ich habe gerade Niel gesehen.“

Überrascht sieht er zu mir auf. „Wirklich? Wo?“

„In dem Blumenladen am Bahnhof. Ich könnte mich allerdings auch irren, aber ich glaube, er war es.“

Ich beobachte, wie es in dem Jungen arbeitet. Gern wüsste ich, mit welchen Gedanken er spielt.

„Was hältst du davon, wenn wir demnächst noch einmal vorbeikommen und uns vergewissern?“, schlage ich vor. Aufmunternd lächle ich. „Ich habe schließlich noch eine Entschuldigung offen. Und bestimmt gibt es Dinge, die ihr noch besprechen wollt?“

Er nickt, womit es beschlossen ist. Ich drehe den Kopf ab und bette das Kinn auf meinen aufgestützten Arm.

Den Rest der kurzen Fahrt lasse ich einfach alles an mir vorbeiziehen, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Nicht an mein anstehendes Telefonat mit Rika, nicht an das Buch in meiner Tasche. Alles Nervenfresser. Später, aber nicht jetzt.

 

Endlich zu Hause und des klammen Mantels befreit, kehre ich sofort in die Küche ein. Ich fühle mich halb erfroren und sehne mich einem warmen Cappuccino entgegen. Den habe ich mir verdient, bin ich der Meinung. Dazu noch ein wenig Ruhe, bevor ich mich der nächsten Tortur stellen darf.

„Magst du auch etwas trinken?“, rufe ich nach Orion aus. Ich vermute den Kleinen im Flur, was sich bewahrheitet, als er von dort auf mich zukommt.

„Darf ich etwas von deinem Cappuccino haben?“

„Na klar“, sage ich und lächle ihn an. Eine zweite Tasse gesellt sich zu meiner. „Setz dich solange doch schon mal ins Wohnzimmer. Du kannst den Fernseher anmachen, wenn du magst. Aber nicht zu laut. Ich glaube, Ukyo schläft noch.“

Orion nickt und entfernt sich. Meine Gedanken driften zu Ukyo ab, während ich auf das Wasser warte. Seine Jacke wie seine Mütze hatten an der Garderobe gehangen, was bedeutet, dass er zu Hause ist. Da ich ihn noch nicht gesehen habe, wird meine Vermutung wohl richtig sein. Gut wäre es, er hatte am Morgen wirklich nicht gut ausgesehen.

Auf meinen Weg ins Wohnzimmer werfe ich einen verstohlenen Blick zur Uhr. Kurz vor halb vier. Lange sollte ich mein Telefonat mit Rika nicht mehr hinauszögern. Sicher brennt sie schon auf ein Update von mir. Besser, ich bringe es bald hinter mich.

Die beiden Tassen verteilt, lasse ich mich auf einem der Stoffhocker sinken. Ich nehme einen ersten Schluck von meinem geliebten Heißgetränk, bevor ich es zur Seite stelle. Im Austausch angle ich mir mein Handy vom Tisch und wähle mich in die Liste der letzten Anrufe. Rika hatte von einer unbekannten Nummer aus angerufen. Besser, ich speichere sie ab, nur für den Fall. Man kann nie wissen, wann es einem zum Vorteil genügt.

„Sag mal“, fange ich Orions leises Gemurmel auf. Ich sehe hoch und erkenne, wie er im Schneidersitz auf dem hellen Polster wippt und unruhig mit seiner Tasse spielt.

„Was ist?“

„Also, ich will dich das eigentlich schon die ganze Zeit fragen.“ Er zögert noch einen Moment, dann rückt er seine Haltung zurecht. Aus offenen, wenn auch zweifelnden Augen sieht er mich an. „Magst du Luka eigentlich wirklich?“

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Wie kommst du jetzt darauf?“

„Mir ist nur aufgefallen, dass du ihn vorhin verteidigt hast. Liebst du ihn wirklich?“

Seine Frage erschüttert mich.

„Nur weil ich jemanden verteidige, heißt das noch lange nicht, dass ich irgendwelche Gefühle für ihn hege“, brumme ich missmutig. Ich wende mich wieder meinem Handy zu, einfach, um mich abzulenken. „Ich hielt es nur nicht für fair, wie ihr immer über ihn redet. Da konnte ich nicht länger meine Klappe halten. Aber das hatte nichts mit Luka per se zu tun. Ich hätte das bei jedem anderen genauso getan.“

Stille kehrt ein, die wenige Sekunden dauert.

„Und wenn ich dir sage, dass Luka in der Vergangenheit sehr schlimme Dinge getan hat?“

Ich seufze gedehnt. „Und was, wenn ich dir sage, dass es mich nicht schocken würde? Ich sagte doch, dass ich weiß, dass er gefährlich ist. Glaub es mir einfach. Ich sagte das nicht ohne Grund.“

Den ich ihm allerdings nicht nennen kann, wie ich weiß. Wie auch? Sollte ich ihm etwa erzählen, was außerhalb dieser Zeit im Rahmen eines Spiels vorgefallen ist? Zumal es ein ganz anderes Universum betrifft, womit es für diese Welt von keinem Belang ist. Die Umstände sind auch komplett andere. Welchen Anlass sollte es geben, um eine Realisierung zu triggern?

Nein, ich muss den Teufel nicht an die Wand malen. Das hier ist nicht das Crowd-Jokerverse und Luka ist längst nicht nur ein Lückenbüßer, der für einen unsinnigen Kick herhalten muss. Er ist so viel mehr, real und ein individueller Charakter, wie jeder andere auch. Er hat eine Chance verdient. Und sollte er die vergeigen … Nun, dann habe ich mich wohlmöglich geirrt, aber ich habe es zumindest versucht.

„Interpretiere das bitte nicht falsch, ich bin einfach so. Und jetzt muss ich Rika anrufen. Drück mir die Daumen, dass wir das schnell über die Bühne bringen.“

 

Es tutet ganze drei Mal, ohne dass etwas passiert. Beim vierten Tuten überlege ich, einfach aufzulegen und es später erneut zu versuchen, als endlich angenommen wird: „Ja, bitte? Hier spricht Rika.“

„Hier ist Shizana. Tut mir leid, dass es so spät geworden ist.“

„Shizana-san, ich habe deinen Anruf bereits erwartet.“

Urgs, genau das hatte ich befürchtet …

Ich reiße mich zusammen, sachlich zu bleiben. „Ich sollte mich melden, sobald ich mit Luka-san gesprochen habe. Ich war bei ihm und es ist alles in Ordnung, wie ich gesagt habe.“

„Ja, ich hörte bereits. Ich bin beruhigt, dass alles nur ein Missverständnis war“, verkündet sie handzahm. Wäre ich eine Katze, mir würde vor Wut und Entsetzen das Nackenfell zu Berge stehen. „Ich hörte auch, dass mein verehrter Bruder dich zu der anstehenden Kunstausstellung eingeladen hat. Du wirst uns also begleiten?“

Huch, Moment mal. „Uns?“

„Selbstverständlich“, schnurrt sie am anderen Ende, als sei es selbstergebend. „Es ist ein wichtiges Ereignis für meinen Bruder, natürlich ist es auch mir wichtig. Sein Glück und sein Erfolg liegen mir am Herzen. Ihn in einem solchen Moment begleiten zu dürfen, ist mir eine große Freude.“

Na toll, so viel dazu. Wer hätte gedacht, dass ich meine Entscheidung so schnell bereuen würde. Hätte man mich vorgewarnt, dass Rika mit von der Partie ist, ich hätte mir meine Zusage fünfmal überlegt.

„Da du uns begleiten wirst, werde ich mich selbstverständlich im Hintergrund halten. Sei unbesorgt, ich werde meinem Bruder und dir nicht im Wege stehen. Ich bin mir darüber bewusst, wie viel es ihm bedeutet, dich an seiner Seite zu wissen. Und für dich ist es eine Ehre, du solltest es genießen dürfen.“

„Danke.“

„Nicht doch, ich danke dir“, säuselt sie lieblich. „Ich freue mich, dich auf der Veranstaltung zu sehen. Du wirst ganz hinreißend an der Seite meines Bruders sein. Zieh dir bitte etwas Schickliches an.“

„Ich werde es versuchen“, sage ich, wobei ich in Gedanken meinen Kleiderschrank durchgehe. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich habe noch etwas zu erledigen. Ist es in Ordnung, wenn wir das Gespräch beenden?“

„Aber natürlich. Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast.“

„Keine Ursache, und gleichfalls. Ich wünsche dir dann noch einen schönen Abend.“

„Dir ebenfalls, Shizana-san.“ – Klick, und damit ist es vorbei.

„Mist. Ich wusste nicht, dass Rika auch kommt“, fluche ich leise. Ich lege das Handy auf dem Tisch ab und erhebe mich von meinem Platz. „Kann ich dich hier vorne allein lassen? Ich müsste etwas in meinem Zimmer überprüfen.“

„Na klar. Verlief das Gespräch gut?“

„Bis auf den Punkt, dass ich auf der Veranstaltung zwischen beiden Geschwistern stehen werde“, grummle ich. „Das kann ja was werden. Ich bin hellauf begeistert.“

„Kannst du nicht noch absagen?“

Ich schüttle den Kopf. „Dafür ist es zu spät. Rika würde mich in Fetzen reißen. Außerdem wäre es Luka gegenüber nicht fair.“

„Also gehst du trotzdem? Wirklich?“

„Ja. Vorausgesetzt, ich finde etwas zum Anziehen.“

 

Genau diesen Punkt prüfe ich ab, als ich kurz darauf in meinem Zimmer stehe. Wie nicht anders erwartet, gibt mein Kleiderschrank nicht viel her. Jedenfalls nichts, was mir für eine Ausstellung angemessen erscheint. Abgesehen von dem, was ich mit Luka erworben habe, sticht nichts heraus, das »für besondere Anlässe« brüllt.

„Großartig“, murre ich ernüchtert. „Im schlimmsten Fall muss ich schon wieder shoppen gehen. Wie ich das hasse. Ich kann mir diesen Firlefanz nicht leisten!“

Niedergeschlagen lasse ich die Schranktüren zufallen. Anschließend wende ich mich dem Bett zu, auf welchem ich meine Tasche zuvor lieblos abgeladen habe. Sie ist zugeklipst und zeigt nichts von ihrem Inhalt. Allein bei der Erinnerung spüre ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigt.

Die Matratze gibt leicht nach, als ich mich setze. Indem ich mir die Tasche auf den Schoß hebe, öffne ich den Deckel und lange ins Innere. Der harte Lederverband fühlt sich regelrecht ausgekühlt unter meinen Fingern an. Ich streiche einmal über die glatte Frontfläche, ehe ich das Buch auf eine zufällige Seite aufschlage.

Wieder begegnet mir meine vertraute Handschrift. Wenige Sätze genügen, um mir zu bestätigen, dass die Texte in diesem Buch rein persönlicher Natur sind. Mir kommt erneut die Frage, wie Luka in den Besitz von etwas so Privatem gelangen konnte. Wenn das hier wirklich so eine Art Tagebuch von »mir« ist, wieso befindet es sich dann nicht geschützt in meiner Reichweite? Ich verstehe es nicht.

Abweisend schüttle ich den Kopf. Nein, ich verstehe es wirklich nicht, und vielleicht werde ich es auch nie erfahren. Sehr wohl aber, was mein vorheriges Ich bewegt hat. Zumindest hoffe ich das, sofern ich mit meiner Vermutung richtig liege. In diesem Buch könnten Antworten verborgen sein. Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich nicht, ob ich mich ihnen wirklich stellen will. Was, wenn ich etwas erfahre, das meinen Standpunkt komplett in Zweifel stellt?

„Ich brauche eine Zigarette“, beschließe ich und erhebe mich. Vorsorglich schiebe ich das Buch unter mein Kopfkissen, bevor ich das Zimmer verlasse.

Orion ist im Wohnzimmer nicht auszumachen, woraus ich schlussfolgere, dass er im Bad ist. Soll ihm wohl zustehen. Ich für meinen Teil schnappe mir Schachtel und Feuerzeug und ziehe mich auf dem Balkon zurück.

Kaum draußen, bereue ich, nicht in der warmen Stube geblieben zu sein. Es ist noch kälter geworden, der Regen hat eingesetzt und in der Ferne bahnt sich ein Unwetter an. Eigentlich die perfekte Gelegenheit, Vernunft walten zu lassen. Aber bleibe ich ehrlich: die Gewohnheit überzeugt.

Die Flamme vor dem Wind abschirmend, zünde ich meine Zigarette an. Ich nehme einen tiefen Zug und lege den Kopf zurück, den Blick zum Himmel gerichtet. Wirklich zu blöd. Ein Tag im Winter ist schon zu kurz, da brauchen wir nicht noch so hässliche, dicke Quellwolken, die alles verfinstern. Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis etwas aufzieht. Besser, ich beeile mich ein wenig.

Übel gelaunt lehne ich mich über die Mauer. Sie ist feucht vom Regen und fühlt sich unter den Ärmeln unangenehm kalt an. Ich mummle mich in meinen Pulli und ziehe an meinem Glimmel, doppelt so eifrig, als ich es für gewöhnlich täte. Bloß schnell fertig werden und dann nichts wie rein. Der Wind nimmt zu, oder bilde ich mir das ein?

Ich bin beim letzten Zug, als mich ein heftiger Windstoß trifft. Er ist so stark, dass ich taumle und einen Schritt seitwärts weiche. Was, bitte, war das gerade?

Ich drehe mich von der Brüstung weg, als eine zweite Welle kommt. Dieses Mal trifft sie mich frontal und ich schaffe es nicht, mich ihr entgegenzustemmen. Meine Schulter schmerzt, als sie gegen die harte Seitenmauer aufschlägt. Dann folgt ein Knacken, ein Bröckeln und ich bemerke zu spät, wie der Halt in meinem Rücken auseinanderbricht.

Auf einmal ist da nichts mehr, das mich hält.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgaben:

1. Schreibe das Gespräch mit Mari. Es findet auf einem Spielplatz statt, auf dem auch Orion ist. (Inhalt nach zusätzlichen Vorgaben)
2. Geh mit Orion durch die Stadt bummeln. Ein Imbissstand bietet günstig Takoyaki an, ein anderer japanische Crêpe. Probiert euch durch, es ist schließlich Mittagszeit.
3. Auf dem Rückweg kommt ihr an einem Blumenladen vorbei. Bei einem kurzen Blick in den Laden siehst du einen Mitarbeiter, der verdächtig nach Niel aussieht. Gehe weiter.
4. Gönn dir zu Hause etwas Gutes und rauch eine Zigarette auf dem Balkon. Ein starker, unvorhergesehener Windzug reißt sie dir aus der Hand und drückt dich gegen das Geländer, welches just in diesem Moment nachgibt.

Es gab noch zusätzliche Aufgaben, die optional waren, wie eine Katze einzubringen, die Entstehung von Göttern aufzudecken und natürlich das Telefonat mit Rika. Ich habe alles untergebracht, was ich wollte, und darauf bin ich zugegeben sehr stolz. Wenn es auch für sehr viel Extradialog gesorgt hat, uff.
Das Kapitel hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht. Ich kann es kaum erwarten, dass es weitergeht! Komplett anzeigen

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