Wünsch´dir was
„HAPPY BIRTHDAY!“, buntes Konfetti flog durch die Luft, die Menge jubelte und lachte.
Nach Sakuras Gesichtsausdruck zu urteilen, war die Überraschungsparty gelungen.
Das Geburtstagskind konnte sich kaum zurückhalten mit ihren Emotionen und fiel zuerst der
nächst stehenden Person, Ino, um den Hals.
„Leute...ich danke euch“, brachte diese nach ein paar Sekunden zustande.
Für dieses Ereignis mussten Sakuras Eltern und die engsten Freunde, Ino und Naruto
miteinander kooperieren und alles genau nach Zeit schmieden.
Während Sakura vormittags zu ihren Eltern gerufen wurde, um Geschenke und
Umarmungen abzuholen, baten Freunde die nette Vermieterin um Wohnungsschlüssel, um
zu dekorieren.
Naruto kam anschließend auf seine beste Freundin zu und hob sie hoch, um sich einmal mit
ihr zu drehen.
Normalerweise würde sie ihn dafür schlagen und „Idiot“ nennen, lachte aber stattdessen.
Heute war das okay.
Hinata, die etwas abseits stand, kicherte und übergab ein Geschenk, das ordentlich und
dekorativ eingepackt war. Das konnte nur Hinatas Arbeit gewesen sein.
„Jetzt aber genug, lasst uns anstoßen!“, rief Ino fröhlich durch die Wohnung, der Rest
stimmte ein mit weiterem Jubel.
Es war etwas kuschelig eng hier auf einundvierzig Quadratmetern und wenn Sakura sich
nicht verzählte, müssten es insgesamt sechs Personen sein.
Und sie wäre nicht überrascht, wenn Sai hier nicht mehr auftauchen würde.
Vor ungefähr einer Woche, als Ino und Sakura endlich Klartext miteinander sprachen, wollte
man natürlich von Sai auch etwas hören.
Dieser hielt sich aber unschuldig und meinte, man darf ja mal mit einer anderen Person
seine Zeit verbringen. Seitdem gab es Funkstille, sogar Ino hörte oder las nichts mehr von
ihm.
Je später der Tag wurde, desto munterer und lustiger ging es zu.
Als Sakura vorhin von ihren Eltern kam, trug sie nur eine Jeans und einen dünnen Pullover.
Da sie aber nun überrascht wurde, hatte sie nicht einmal die Gelegenheit sich ins Schale zu
werfen. Deswegen sperrten sich Sakura und Ino im Schlafzimmer ein, um sich umzuziehen
und ein wenig aufzufrischen.
„Süße, willst du lieber ein Kleid oder doch was heißeres wie Lederhose?“, Ino hob die
Kleidungsstücke vom Boden auf, die die Auswahlrunde nicht bestanden hatten und
betrachtete sie.
Selbst bei dieser Frage fühlte sich Sakura heute überfordert und seufzte laut.
„Ich finde nichts gescheites! Oh, ich habs´“, und zog ein Stück Stoff, was hinten im Schrank
lag, raus.
Nach einer halben Stunde waren die Mädels endlich zufrieden. Sakura trug einen schwarzen,
luftigen Rock, der ein paar Zentimeter über ihren Knien endete. Zum Glück waren ihre Beine
heute früh schon rasiert worden.
Ihr beige Oberteil bestand aus Baumwolle und ein V- Ausschnitt und die Ärmeln aus
qualitativer Spitze.
Ino, die sich für ihr schlichtes, enges lila Kleid entschieden hatte, war hin und weg und stoß
mit ihrer besten Freundin mit dem dritten Sektglas an.
Nach reichem Gekicher und Geklapper waren die Zwei endlich bereit, das „Mädchenreich“ zu
verlassen und sich ins Getümmel zu stürzen und noch mehr Sekt zu trinken und die Nacht
einfach unvergesslich zu machen.
Wäre da nicht Sai, der im Türrahmen zum Wohnzimmer stand und sich momentan mit
Naruto unterhielt. Er trug ein graues Hemd, eine schwarze Anzugshose und rote, elegante
Lederschuhe. Ein kleines, quadratisches Geschenk lag in seiner Handfläche, das er sicher
hielt.
Sakura stand, ohne sich einen weiteren Zentimeter zu bewegen, in der Diele einfach da und
sie glaubte, all die guten Vorsätze wären jetzt in Luft aufgelöst.
Erst ihre blonde Freundin musste sie leicht am Oberarm ziehen, damit die andere sich
wieder fassen konnte. Wie konnte er einfach so mit lächelndem Gesicht Naruto belästigen
und so tun, als wäre alles in bester Ordnung?
Das Sektglas wurde in wenigen Sekunden geleert, ein Seufzen verließ ihre blass
gewordenen Lippen. „Bin gleich wieder da, Ino“, und übergab ihr leeres Glas, um sich auf
ihn zu stürzen.
Sai wusste von erster Sekunde an, als Sakura und Ino diesen, eigentlich gemeinsamen
Schlafraum verließen, dass er mit Blicken durchbohrt wurde. Doch dieser gab sich Mühe,
sich nichts anmerken zu lassen und sprach seinen Satz zu Ende, da tauchte die Rosahaarige
vor seiner Nase auch schon auf. Er musste zugeben, dass seine Freundin heute irgendwie
reizend aussah. Ihr gefärbtes, rosa Haar fiel in leichte Wellen, die Spitzen waren etwas mehr
gelockt. Ihr Makeup an sich wirkte untertriebenen, ihre grünen Augen besaßen einen
schmalen, schwarzen Lidstrich, ihre Lippen blieben jedoch erspart, soweit er beurteilen
konnte. Ihre Klamotten wirkten heute genauso schick, anders als sonst. Konnte sie so nicht
öfters rumlaufen?
Doch im Gegensatz zu Ino besaß sie kleinere Oberweite, färbte sich ihr Haar in einer
ungewöhnlichen Farbe und strahlte, öfters als ihm lieb war, eine merkwürdige Aura aus.
Anfangs faszinierte ihn das Ganze ein wenig, doch es wurde ihm klar, dass ihre
temperamentvolle Art ihm zum Verhängnis wurde.
„Hey, Sakura-chan. Alles Gute dir, ich habe etwas für dich mitgebracht. Wollen wir uns kurz
allein unterhalten?“
Sakura schien von der sanften und liebevollen Stimme irritiert zu sein. Es wunderte ihn
nicht, dass sie ihm misstraute. Er ärgerte sich ein bisschen darüber, dass er unachtsam war
und nicht vorsichtig genug bei der Sache war. Doch er würde dafür sorgen, den größeren
Teil wieder gerade zu biegen.
Alles, was Naruto tat, war das Schauspiel zwischen dem Paar zu beobachten und immer
wieder sich einen Schluck Weizenbier zu gönnen. Er schien aber zu bemerken, dass etwas
an dieser Situation nicht stimmte. Und Sakura hatte er noch nie so gesehen. Sie war richtig
aufgeladen und sah so aus, als müsste sie sich zurückhalten, ihm den Nacken nicht zu
brechen.
So tat Naruto sicherheitshalber einen Schritt zurück, da Erstens, er sich in ihrer Beziehung
nicht einmischen wollte und Zweitens, ihre grünen Augen konnten einen in Schockzustand
versetzen. Ihm ging es zumindest so.
Eigentlich wollte Sakura momentan nicht alleine mit ihm sein, doch es war eine gute
Gelegenheit, endgültig alle Karten auf den Tisch zu legen. Sie wünschte sich zwar ein wenig
mehr Zeit, um ihre Beziehung zu überdenken, doch es gab nichts mehr zu überlegen.
Sie wusste schon längst, was zu tun ist.
Durch einen leichten Alkohol intus, den sie hatte, fiel es ihr leichter, das hervorzubringen,
was ihr am Herzen lag. Sie wusste seit einer geraumen Zeit, dass es einfach nicht richtig
war. Sie war entschlossen, ihr Leben lieber allein ohne ihn fortzuführen.
Die Beiden gingen auf ihr Zimmer.
„Sai. Mir ist es wichtig, dass du mir jetzt zuhörst“, begann sie und lehnte sich an ihren
großen Kleiderschrank, um einen gewissen Halt zu bewahren.
Der Schwarzhaarige stand wenige Meter vor ihr, das noch eingepackte Geschenk hielt er nun
eisern in zwei Händen fest. Er starrte gerade aus und direkt in ihre Augen, widmete ihr
diese Aufmerksamkeit.
Heute hatte er alle Zeit der Welt.
Plötzlich bemerkte er, dass ihr Gesichtsausdruck sich veränderte und ihn jetzt entschlossen
ansah, sie wendete nun keine Sekunde den Blick von ihm ab.
„Ich kann dir nicht vertrauen und mir ist klar geworden, dass du nicht der Richtige für mich
bist... ich werde es beenden.“
Diese letzten Worten trafen ihn ein wenig, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass Sakura
diesen Mut aufbringt.
Es fühlte sich für Sakura an, als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen. Hatte sie dies
tatsächlich gesagt?
Sai blieb stumm für die ersten Sekunden.
Seine aufgerissenen Augen verwandelten sich ins Sanfte und er fing an, komisch zu kichern.
„Was redest du da? Jede Beziehung hat seine Höhen und Tiefen. Schließe bitte keine
voreiligen Schlüsse“, und während er sprach, packte er dieses Geschenkpäckchen aus und
schritt auf Sakura langsam zu.
Hörte er überhaupt zu?
„Schau mal, ich habe gestern etwas geholt für dich. Gefällt es dir?“
Etwas glitzerndes erschien vor ihrem Auge. Eine kleine, dunkelblaue Box war geöffnet und
man sah ein schmales, silbernes Kettchen, das aufgrund der fein verarbeiteten Steinchen
strahlte.
„ein Svarovski für dein Handgelenk. Wird dir sicher gut stehen.“
Tickte er noch richtig? Sie war gerade imstande die Beziehung zu beenden und was tat er?
Sie mit etwas glitzerndem blenden und alles böse sei wieder vergessen und vergeben?
Sakura verstand dann, dass Sai sich Mühe gab, einen anderen Weg einzuschlagen und sie
durch diesen Wert, das er in seiner Hand hielt, für sich wieder zu gewinnen.
Sie verspürte das Gefühl, darüber zu lachen und sich einzubilden, dass dieses Theater ein
blöder Traum war.
„Hast du eigentlich mitgekriegt, was ich sagte?“
Sie konnte nicht glauben, was da gerade geschah. Während sie wie gelähmt vor Schock war,
nutzte Sai die Gelegenheit, um ihr noch ein wenig näher zu kommen.
Da er begriff, dass weitere Mühe keinen Wert mehr hatte, warf er die kleine Box ins nächste
Eck.
„Du findest keinen anderen, der dich so nimmt wie du bist... du machst einen Fehler“,
Sakura spürte seinen Oberkörper gegen ihren gepresst und sie konnte fühlen, wie seine
Fingerspitzen ihre Gesichtskante strichen.
Reflexartig drückten ihre Handflächen gegen seine harte Brust.
„Ich weiß, was ich will...und das bist nicht du!“,
das, was Sakura sagte, kümmerte ihn gar nicht, denn seine neue Priorität war nämlich, sie
wieder auf seine Seite zu ziehen. Um jeden Preis.
„Mach mich nicht traurig...“, hauchte dieser, bevor er seine Lippen gegen ihre presste und
seine Zunge hineinschob.
Es war nicht die Erregung, die Sakura einen Schauer über ihren Rücken laufen ließ, sondern
dieser Ekel. Wie konnte ein „Nein“ nicht akzeptiert werden und weiter drängen?
Spätestens, als sie seine Hand zwischen ihren Schenkeln fühlte, fuhr ein Adrenalin durch
ihren Körper und sie verpasste ihm mit aller Kraft eine schellende Ohrfeige, der richtig saß.
Sein Kopf fuhr ruckartig nach rechts, anschließend hielt er seine empfindliche Wange und
schenkte ihr den kältesten Blick, den sie je gesehen hatte.
Sie musste raus.
Die Tür wurde aufgerissen.
„Sakura-chan...?“, ihre Blicke müssten nur stumm ausgetauscht werden, da verstand Ino,
was zu tun war.
„Verschwinde aus meiner Wohnung, du Mistkerl.“, knurrte Sakura ihn an, der mittlerweile
sein Pokerface aufgesetzt hatte und sich runter bückte, um sein Schmuck mitzunehmen.
Mittlerweile tauchte Naruto hinter Ino auf, da er Sakuras Namen hörte und sich
vergewissern wollte, ob alles in Ordnung war.
„Er hat sie wie Scheiße behandelt“, nuschelte die Blonde ziemlich wütend und enttäuscht
ihrem Freund zu, dieser anschließend realisierte, warum die ganze Situation so geladen war.
Sai würdigte keinen von den Leuten eines Blickes, er konzentrierte sich nur noch darauf, die
Wohnung hinter sich zu lassen.
Die besten Freunde traten zur Seite, um ihn durchzulassen. Soweit sie das Zuknallen der
Wohnungstür wahrnahmen, kamen sie ins Zimmer und schließen die Tür.
Die ganze Zeit rührte sich Sakura nicht vom Fleck. Wieso hatte sie mit dem Menschen ihre
Zeit vergeudet? Die Tränen, die sie eine Weile zurückhielt, ließ sie freien Lauf. Es war kein
Schluchzen zu hören, und sie hörte auch nicht zu, was Naruto oder Ino sagten. Als sie von
ihrer Freundin in die Arme geschlossen wurde, drückte sie ihre Stirn in die Halsbeuge und
ließ sich Trost spenden.
Am Rande bekam Sakura nur noch mit, wie Naruto mit wütender Stimme sagte:
„Ich lasse ihn doch nicht einfach so davon kommen! Bin gleich wieder da Freunde.“
Ehe eine von den Mädels eingreifen konnten, hörten sie die Wohnungstür zuschlagen.