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Wolfskinder

DoflamingoXCrocodile (AU)
von

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Part II: Vorbereitung

Unruhig kaute Crocodile auf seiner Unterlippe herum. Während Doflamingo in der naheliegenden Stadt unterwegs war, um die Besorgungen für die Babies zu machen, feilte Crocodile an seinem Plan. Derzeit dachte er sich einen sicheren Unterschlupf für sich und die Kindern nach, doch bisher war ihm noch kein passender Ort eingefallen.

Ideal wäre eine Höhle, doch Crocodile wusste, dass die allermeisten Höhlen hier im Wald längst von irgendwelchen Tieren oder anderen wild lebenden Gestaltenwandler besetzt worden waren. Und auch wenn er in den letzten zwei Jahren deutlich an Muskelmasse zugelegt hatte, besaß Crocodile nur wenig Erfahrungen im Kampf. Außerdem stellte sein Tiergeist einen entscheidenden Nachteil dar. Im Zweifelsfall käme er gegen einen anderen Gestaltenwandler oder ein wildes Raubtier wohl nicht an.

Crocodile wurde aus seinen Gedanken gerissen, als einer der Welpen zu schreien begann; es war das Mädchen. In einer geübten Bewegung nahm Crocodile seine Tochter hoch und versuchte sie zu beruhigen, was ihm glücklicherweise auch recht schnell gelang.

Er konnte seinen Plan nur dann durchführen, wenn er eine geeignete Unterkunft für sie fand. Draußen war es viel zu gefährlich für die Kleinen. Jeder Schrei und jedes laute Weinen könnte gefährliche Tiere oder Gestaltenwandler anlocken, die ihnen nicht wohlgesonnen waren. Und dass den Babies etwas Schlimmes zustieß, wollte Crocodile auf gar keinen Fall riskieren. Es ging darum die Drillinge zu beschützen; nicht darum sie in Gefahr zu bringen.

Gerade als Crocodile seine Tochter zurück zu ihren beiden Brüdern legte, fiel ihm ein Ort ein, der womöglich infrage kam. Es handelte sich um eine Höhle, die etwa fünfunddreißig, vierzig Kilometer entfernt war. Crocodile schluckte. Der Eingang ebenjener Höhle wurde durch einen steilen Felshang geschützt. Gestaltenwandler, die mit schwerfälligen Tiergeistern gesegnet worden waren, kämen niemals dort hinauf.

Crocodile benetzte seinen Handrücken mit Speichel und wischte ihn sich anschließend über die Narbe in seinem Gesicht. Auch wenn die Wunde längst verheilt war und er sie nicht mehr sauber halten musste, neigte Crocodile zu dieser Geste, wenn er nervös oder verunsichert war. Er wusste nicht, ob er es sich selbst zutraute zu diesem Ort zurückzukehren. Unweigerlich kamen Erinnerungen an Law in Crocodile hoch. Dass er einer Vergewaltigung durch den Luchs entgangen war, hatte er lediglich Doflamingos beherztem Eingreifen zu verdanken.

Crocodiles Blick schweifte zu den Drillingen hinüber, die friedlich schliefen. Er musterte ihre sorglosen Gesichter und die Händchen, die sie im Schlaf zu winzigen Fäusten geformt hatten. Sofort verflüchtigte sich jede Verunsicherung aus seinem Herzen. Es würde ihm nicht leicht fallen zu der Höhle, die ehemals Law bewohnt hatte, zurückzukehren, doch für seine Kinder war er dazu bereit diesen Preis in Kauf zu nehmen.
 

Vorsichtig schlich Doflamingo in der Gestalt seines Tiergeistes durch die Hintergärten der vielen Einfamilienhäuser. Er hatte sich dazu entschlossen das Risiko einzugehen und nach dem Haus zu suchen, in dem sein Partner einst gelebt hatte. Doflamingo war von Natur aus eine sehr neugierige Person; zu gern würde er ein Blick auf Crocodiles früheres Leben werfen. Der Kater hatte ihm bei der einen oder anderen Gelegenheit von seinen beiden Brüdern erzählt, doch sonderlich viel wusste Doflamingo nicht darüber wie Crocodile damals gelebt hatte.

Bloß, dass er gemeinsam mit Mihawk und Zoro in einem etwa einhundertzwanzig Quadratmeter großem Haus in der Nähe des Radioturms gewohnt hatte. Das Haus besaß keinen Balkon. Dafür allerdings einen Garten, der nach hinten hinausging und in dem sich ein Schuppen befand. Es gehörte einer menschlichen Frau namens Tashigi.

Leider fügten sich die wenigen Informationen, die Doflamingo besaß, bloß zu einer äußerst vagen Beschreibung zusammen. Die Einfamilienhäuser in der Vorstadt sahen sich allesamt sehr ähnlich. Crocodile könnte in jedem davon gelebt haben. Frustriert blieb Doflamingo stehen und durchforstete sein Gehirn nach irgendeiner spezifischeren Eigenschaft, die sein Partner einst erwähnt hatte. Dunkel erinnerte er sich daran, dass Crocodile einmal von hellgelben Vorhängen im Wohnzimmer gesprochen hätte. Und von einem weißen Zaun, der den Vorgarten umschloss. Doch auch diese Informationen brachten Doflamingo nicht weiter.

Doflamingo erstarrte zu Eis, als er in der Nähe plötzlich das laute Geräusch von Sirenen vernahm. Er war sich dessen bewusst, dass der Polizeiwagen vielleicht gar nicht nach ihm suchte, doch trotzdem ging er zur Sicherheit lieber hinter einem hohen Rosenstrauch in Deckung. Durch die Zweige hindurch beobachtete er zwei Einsatzwagen, die in rasender Geschwindigkeit die Straße hinuntersausten. Im selben Augenblick beschloss Doflamingo die Suche nach Crocodiles ehemaligem Zuhause abzubrechen.

Es war einfach zu riskant sich länger in der Stadt aufzuhalten, wo er doch gerade eben erst zwei Einbrüche begangen hatte. Außerdem sorgte sich inzwischen bestimmt auch sein Partner um ihn und fragte sich, wo er nur blieb. Doflamingo tröstete sich mit dem Gedanken, dass er ein anderes Mal wiederkommen und seine Suche fortsetzen könnte, und machte sich rasch auf den Heimweg.
 

Crocodile wollte verhindern, dass Doflamingo Verdacht schöpfte. Also verhielt er sich so normal und gefasst wie nur möglich, als dieser von seinem Ausflug in die Stadt zurückkehrte. Er hatte sogar schon das Fleisch einiger Rebhühner vorbereitet, das er an seinen sicher hungrigen Partner weiterreichte. Doflamingo nahm es dankend entgegen.

"Hast du schon gegessen?", fragte der Wolf ihn, während er sich beherzt über die Rebhühner her machte.

Crocodile nickte, obwohl er heute noch nicht gefrühstückt hatte. Angesichts dessen, was bevorstand, war ihm sein Hunger vergangen. Er war sich dessen bewusst, dass sein Plan riskant war. Im Prinzip hinterging er damit seinen Partner. Crocodile hatte ein ungutes Gefühl, doch er hoffte darauf, dass am Ende alles gut ausgehen würde. Die einzige Alternative würde bedeuten seine Kinder wegzugeben. Und das kam für ihn unter keinen Umständen infrage.

"Hast du die Pulvermilch und die Windeln mitgebracht?", fragte Crocodile, um ein möglichst unbefangenes Gespräch einzuleiten.

"Vier Dosen Pulvermilch und eine Packung Windeln", meinte Doflamingo und schob sich einen Hühnerflügel in den Mund.

"Nur eine Packung Windeln?", hakte Crocodile verwundert nach und zog die Augenbrauen zusammen. Die Drillinge wurden im Durchschnitt etwa zwei- bis dreimal täglich gewickelt; mit einer einzigen Packung, die vielleicht 35 oder 40 Windeln enthielt, kam er also kaum fünf Tage lang aus. Aus diesem Grund brachte Doflamingo zumeist gleich mehrere (oder größere) Windelpackungen mit, wenn dieser Besorgungen in der Stadt machte.

"Die Welpen werden bloß noch ein paar Tage bei uns leben", erklärte Doflamingo in einem sachlich klingenden Tonfall. "Da habe ich auf eine weitere Packung Windeln verzichtet und stattdessen lieber noch ein paar Dosen Pulvermilch mitgebracht. Die können die Adoptiveltern der Kleinen wahrscheinlich besser gebrauchen. Die meisten wild lebenden Gestaltenwandler verwenden sowieso keine Windeln für ihren Nachwuchs. Und falls doch, dann Windeln aus Stoff, die man waschen und wiederverwenden kann, und keine Einwegwindeln wie die meisten Menschen heutzutage."

"Oh", machte Crocodile. Daran hatte er gar nicht gedacht gehabt. Er kam mit den Einwegwindeln gut zurecht und konnte es sich gar nicht vorstellen, dass manche Eltern Stoffwindeln bevorzugten. Es musste ziemlich eklig sein die Dinger auszuwaschen, schoss es ihm just durch den Kopf. Crocodile hatte sich inzwischen daran gewöhnt die Kinder zu wickeln (das Ekelgefühl ging mit jedem Mal ein Stück weiter zurück), doch er legte es nicht darauf an den Exkremten der Welpen näher zu kommen als unbedingt nötig.

"Ich habe auch an die Winterkleidung gedacht", fuhr Doflamingo fort. Er hatte sein Mahl beendet und griff nach dem Rucksack, den er neben sich abgestellt hatte. Eine Menge Babykleidung kam zum Vorschein: Jacken, Pullover, Hosen, Strampler, Mützen, Handschuhe und sogar Schuhe. "Ich musste in einen Privathaushalt einbrechen, weil alle Babyfachgeschäfte, an denen ich vorbeikam, durch Metallgitter gesichtert waren. Wahrscheinlich müssen wir die Ärmel der Pullover und die Hosenbeine umschlagen, aber Hauptsache die Kleinen haben es warm und frieren nicht."

"Wann machst du dich auf den Weg?", fragte Crocodile und konnte nicht verhindern, dass er schlucken musste. Alles war vorbereitet. Plötzlich kam ihm die Trennung von den Drillingen absolut endgültig vor. Nur mit viel Mühe gelang es ihm Ruhe zu bewahren. Er zwang sich dazu mehrmals tief durchzuatmen und noch einmal die einzelnen Schritte seines Plans im Kopf durchzugehen.

"Gleich morgen früh", sagte Doflamingo. "Heute werde ich noch ein paar Jagdzüge starten, um unsere Speisekammer aufzufüllen. Dann musst du während meiner Abwesenheit nicht die Kleinen allein lassen, um Nahrung für dich zu beschaffen. Wenn die Welpen in ihrer Adoptivfamilie sind, können wir ja schließlich zu unserem früheren Leben zurückkehren und auch beide wieder jagen. Zu zweit dürfte es uns problemlos gelingen genug Vorräte für den Winter anzulegen."

Crocodile nickte. "Ist gut", sagte er. Er fühlte sich schrecklich elend, doch ließ sich diesen Umstand nicht anmerken. Stattdessen ging er zu der Babykleidung hinüber, die Doflamingo mitgebracht hatte, und sah sie sich ein wenig genauer an.
 

Ehe Doflamingo sich auf den Weg nach Norden machte, prüfte er sorgsam nach, ob alles soweit vorbereitet war, damit der Kater ein paar Tage lang ohne ihn auskam. Es war ein seltsames Gefühl seinen Partner zu verlassen. In den letzten zwei Jahren waren sie niemals länger als ein paar Stunden voneinander getrennt gewesen. Um ehrlich zu sein hätte er den Abschied am liebsten noch ein wenig hinausgezögert, doch nachdem er zum dritten Mal alles durchgecheckt hatte, blieb ihm nichts Anderes übrig als zu gehen.

"Ich bin bald wieder da", versicherte Doflamingo seinem Partner, der einen ziemlich betrübten Eindruck erweckte. "Es gibt einige Wolfsrudel zwei Tagesmärsche von hier entfernt. Dort lässt sich bestimmt ein freundliches Paar finden, das die Drillinge aufnehmen möchte. Und mach dir keine Sorgen: Ich werde sie eine Zeit lang beobachten und anschließend ausführlich mit ihnen sprechen. Die Kinder kommen in eine liebevolle und verantwortungsbewusste Familie."

Crocodile nickte. "Pass auf dich auf, Doflamingo", sagte er und gab ihm einen unerwartet zärtlichen Kuss. "Komm auf jeden Fall wieder zu mir zurück, ja?"

"Natürlich", erwiderte er ohne zu zögern und mit selbstsicherer Stimme. "In vier oder fünf Tagen wirst du mich wieder in deine Arme schließen können, versprochen."

Doflamingo fand, dass der Kater einen stark verunsicherten Eindruck erweckte. Fürchtete er etwa, sein Partner könnte Gefallen am Leben in einem echten Wolfsrudel finden und würde gar nicht mehr zu ihm zurückkehren wollen? Was für ein Unsinn, dachte Doflamingo sich. Crocodile würde er gegen nichts und niemanden eintauschen. Er liebte seinen Partner mehr als alles andere auf der Welt.

"Ich liebe dich, Crocodile."

"Ich liebe dich auch."

Doflamingo ging hinüber zu den Drillingen und strich jedem von ihnen einmal sanft übers Köpfchen, ehe er schließlich die Gestalt seines Tiergeistes annahm und seine Behausung verließ. Noch immer hatte er ein äußerst ungutes Gefühl. Sein sechster Sinn sagte ihm, dass er lieber nicht gehen, sondern bei seinem Partner und den Kindern bleiben sollte. Doch hatte er eine Wahl? Er musste sich auf den Weg nach Norden machen. Je eher die Welpen in eine Adoptivfamilie kamen, desto weniger würde Crocodile unter diesem Verlust leiden und desto eher konnten sie wieder zu ihrem normalen Leben zurückfinden.
 

Kaum hatte Doflamingo die Höhle verlassen, wurde Crocodile von entsetzlicher Panik übermannt. Er spürte, dass er zu zittern begann. Und obwohl seine Finger sich eiskalt anfühlten, war ihm furchtbar heiß. Er zwang sich selbst dazu die Augen zu schließen und dreimal tief ein- und auszuatmen.

Crocodile wusste, dass er zur Umsetzung seines Plans einen kühlen Kopf bewahren musste. Um sich ein wenig zu beruhigen, legte er sich zu den Welpen, die allesamt wach waren und ihre neugierigen Blicke durch den Raum schweifen ließen. Crocodile beugte sich zu einem der beiden Jungen hinüber und streichelte ihm sanft über sein warmes Köpfchen. Sofort ging es ihm ein wenig besser.

Doflamingo hatte gesagt, er wäre in vier oder fünf Tagen zurück. Crocodile beschloss, zur Sicherheit schon spätestens am dritten Tag in die Höhle umzuziehen, die ehemals von Law bewohnt worden war. Er hatte also 72 Stunden Zeit, um alle nötigen Utensilien für die Babies sowieso diese selbst in die etwa fünfunddreißig Kilometer entfernte Höhle zu bringen. Zum x-ten Mal ging Crocodile im Kopf alles durch, was er für die Kinder benötigte und was auf jeden Fall mit musste: Windeln (plus Babypuder, Creme usw.), Winterkleidung, Pulvermilch und der Topf, in dem sie diese immer zubereiteten. Dazu natürlich auch die Fleischvorräte für ihn selbst.

Die Ernährung stellte Crocodile vor ein Problem, an das er zuvor gar nicht gedacht hatte: Um den Muttermilchersatz für die Welpen genießbar zu machen, benötigte er sauberes Wasser. Doch Laws Höhle wurde im Gegensatz zu dieser hier von keiner unterirdischen Quelle gespeist. Wo sollte er also das Süßwasser hernehmen?

Die einzige Möglichkeit, die Crocodile einfiel, bestand darin, einen Ausflug in die Stadt zu machen und sich dort in Flaschen abgefülltes Wasser zu besorgen. Unweigerlich musste er schlucken. Normalerweise war es Doflamingo, der die Besorgungen in der Stadt erledigte. Er selbst hatte schon seit zwei Jahren keine menschlichen Bauten mehr zu Gesicht bekommen. Nur ungern nahm er den Weg in die Stadt der Menschen auf sich, doch was blieb ihm anderes übrig? Er wollte seine Kinder nicht verlieren und er wollte sie auch nicht verhungern lassen. Außerdem konnte Crocodile manchmal ein echter Sturkopf sein. Er hatte sich einen Plan ausgedacht und diesen würde er auch umsetzen. Komme, was da wolle.
 

Mit mittlerer Geschwindigkeit huschte Doflamingo durch den Wald. Noch fühlte er sich sehr fit und diesen Zustand wollte er am liebsten beibehalten, wenn er bei den nördlich lebenden Wolfsrudeln ankam. Er wusste nicht, ob man ihn freundlich begrüßen oder ihm mit Ablehnung begegnen würde, wenn er sich ihnen näherte. Sein Vater hatte einst regen Kontakt zu den Gestaltenwandlern gehalten, die seinen Tiergeist teilten, doch Doflamingo war seit der Vernichtung seines Rudels mit anderen Dingen beschäftigt gewesen und hatte, um ehrlich zu sein, nur wenig Gedanken an die anderen Wölfe verschwendet. Ihre Reviere lagen weit auseinander und darum kreuzten sich ihre Wege im Regelfall nicht.

Doflamingo hatte vor nachts nur für drei oder vier Stunden zu ruhen, ehe er seinen langen Weg fortsetzen würde. Obwohl er noch nicht sonderlich lange unterwegs war, vermisste er seinen Partner bereits sehr. Ihn schmerzte die Vorstellung, dass er diesen einige Tage lang nicht zu Gesicht bekommen würde. Er liebte Crocodile über alle Maßen und hatte sich in den letzten zwei Jahren auch stark an dessen Gesellschaft gewöhnt. Doflamingo würde bei der Wahl der Adoptiveltern überaus gewissenhaft vorgehen, doch er sah nicht ein, wieso er diese Sache mehr als nötig in die Länge ziehen sollte. Am liebsten wollte er so schnell wie möglich zurück zum Kater. Idealerweise in Begleitung von einem netten Paar, das einen Blick auf die möglichen Adoptivkinder werfen wollte.

Erst als Doflamingo schon etwa fünfundsechzig, siebzig Kilometer hinter sich gebracht hatte, gönnte er sich eine erste Pause. Er nahm den Rucksack, den er mitgenommen hatte, von seinen Schultern und holte ein verführerisch duftendes Stück Rehfleisch hervor, in das er beherzt hineinbiss. Natürlich wäre es für ihn absolut kein Problem gewesen auch außerhalb seines Reviers ein paar Beutetiere zu erlegen, doch er hatte sich stattdessen dafür entschieden Proviant mitzunehmen, um Zeit zu sparen. Je eher er zu Crocodile zurückkehren konnte, desto besser. Der Kater musste deswegen keinen Hunger leiden. Doflamingo hatte gestern mehrere Jagdzüge gestartet und so viel Fleisch mit nach Hause gebracht, dass sein Partner davon eine ganze Woche lang leben könnte.

Kaum hatte Doflamingo sein kleines Mahl beendet, schulterte er seinen Rucksack und nahm wieder die Gestalt seines Tiergeistes an. Er hatte nicht vor, seine Zeit bei unnötig langen Pausen zu vertrödeln. Je eher er die im Norden lebenden Wolfsrudel erreichte, desto besser. Sicher würde Crocodile sich freuen, wenn er einen oder zwei Tage früher nach Hause kam als geplant.
 

Aufmerksam beobachtete Crocodile das verlassen wirkende Einfamilienhaus, das er sich ausgesucht hatte. Es war Vormittag. Er wusste, dass zu dieser Zeit viele Menschen bei der Arbeit waren; idealerweise war also niemand Zuhause. Crocodile blickte sich mehrfach nervös um. Im Gegensatz zum Wolf war er noch niemals zuvor irgendwo eingebrochen. Das Fell, das er sich einst von Law genommen hatten, um sich vor dem Erfrieren zu schützen, war der einzige Diebstahl, den er in seinem Leben je begangen hatte.

Trotzdem plagten ihn keine Gewissensbisse. Crocodile war der Ansicht, dass in diesem Fall der Zweck die Mittel heiligte. Immerhin ging es um das Überleben dreier unschuldiger Kinder. Und es handelte sich ja sowieso bloß um ein paar Flaschen Wasser.

Als Crocodile auch nach dem fünften Mal Umsehen niemanden entdecken konnte, huschte er schließlich in der Gestalt seines Tiergeistes zur Türe des Einfamilienhauses hinüber. Er hatte sich für genau dieses Haus entschieden, weil es über eine Katzenklappe verfügte, durch die er einfach hindurchgehen konnte, um hinein zu gelangen. Crocodile musste weder Türen aufbrechen noch Fenstergläser zertrümmern. Bisher stellte ihn dieser Einbruch vor keine großen Probleme.

Im Inneren des Hauses horchte Crocodile nach verdächtigen Geräuschen, doch es war absolut still. Nirgendwo waren Gespräche, Schritte oder das Knarren von sich öffnenden Türen zu hören. Anscheinend waren weder menschliche noch tierische Bewohner Zuhause. Crocodile nahm seine menschliche Gestalt an und atmete erleichtert auf.

Rasch huschte er in die Küche hinüber und öffnete den Kühlschrank. Darin fand er vier Eineinhalb-Liter-Flaschen stilles Mineralwasser, die er auf den Tisch stellte. Außerdem eine Dose Thunfisch, der Crocodile einfach nicht widerstehen konnte. Das Diebesgut packte er in eine Stofftasche, die er nach kurzer Suche in einem Schublade fand.

Anschließend verließ er das kleine Einfamilienhaus wieder. Auch wenn Crocodile sich im Augenblick nicht bedroht, ja nicht einmal sonderlich unwohl fühlte (immerhin hatte er etwa zwanzig Jahre lang in einem Haus wie diesem hier gelebt gehabt), war er nicht erpicht darauf auf die Bewohner zu treffen. Zwar besaß er bloß den Tiergeist einer harmlosen Hauskatze, doch er trug deutliche Merkmale eines Gestaltenwandlers, der draußen in der Wildnis lebte. Es war besser, unnötigen Ärger zu vermeiden.

Der Rückweg gestaltete sich leider deutlich beschwerlicher als der Hinweg. Da er ein Gewicht von etwa sechs Kilogramm zu tragen hatte, konnte Crocodile nicht wieder die Gestalt seines Tiergeistes annehmen. Eine kleine Hauskatze war nämlich nicht dazu in der Lage ein solches Gewicht zu stemmen. Glücklicherweise war das Wetter jedoch angenehm: Es war trocken und gemessen an der forgeschrittenen Jahreszeit noch verhältnismäßig warm.

Als Crocodile endlich Zuhause ankam, fragte er sich, wieso Doflamingo immer darauf bestanden hatte, dass er allein die Ausflüge in die Stadt unternahm. Zu Beginn war Crocodile zwar noch sehr aufgeregt gewesen, doch im Nachhinein empfand er den begangenen Diebstahl als überhaupt nicht spektakulär. Nicht eine Sekunde lang hatte er sich in Gefahr befunden.

Vermutlich, dachte er und rollte mit den Augen, machte der Wolf bloß so gerne die Besorgungen in der Stadt, damit er sich als Alpha aufspielen konnte. Crocodile empfand es beinahe schon als lächerlich, welch großen Wert Doflamingo darauf legte, dass er der Mann in ihrer Beziehung war. Er zumindest sah sie beide als gleichberechtigt an. Dass es ihm nun ebenfalls gelungen war einen Ausflug in die Stadt zu machen und Utensilien für die Kinder zu besorgen, bestätigte Crocodile in dieser Annahme. Es war ihm wichtig, dass er nicht abhängig von seinem Partner war oder diesem womöglich auf der Tasche lag. Er war außerordentlich stolz auf sich selbst. Zur Belohnung gönnte Crocodile sich den leckeren Thunfisch, den er aus der Stadt mitgebracht hatte. Er schmeckte unfassbar gut.
 

~
 

Doflamingo drang tiefer in das Revier des Wolfsrudels ein; inzwischen nahm er den Geruch der anderen Gestaltenwandler sehr deutlich wahr. Es handelte sich nur noch um eine Frage der Zeit, bis er auf einen von ihnen treffen würde. Er zeigte es nicht nach außen, doch Doflamingo konnte nicht verhehlen, dass ihn die Nervosität überkam. Bald würde sich alles entscheiden. Fand er ein nettes Paar, das die Drillinge aufnehmen wollte? Oder würde er mit schlechten Nachrichten zu Crocodile zurückkehren müssen? Wobei, schoss es Doflamingo plötzlich durch den Kopf, der Kater die Nachricht, dass niemand Interesse an den Welpen hatte, vermutlich als überhaupt nicht schlecht empfinden würde.

(Auszug aus Kapitel 11)
 

bye

sb


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo! :)
Dofla macht sich auf den Weg in den Norden, um nach Adoptiveltern für die Drillinge Ausschau zu halten, während Crocodile sich heimlich davonstehlen will, um zu verhindern, dass die Kleinen weggegeben werden. Wie unser Lieblingswolf von den im Norden lebendenen Rudeln aufgenommen wird und ob Crocodile es tatsächlich wagt, in Laws Höhle zurückzukehren, erfahrt ihr im nächsten Kapitel ;)
Über Kommentare (ob positiv oder negativ) würde ich mich sehr freuen! :3

bye
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-04-10T23:39:03+00:00 11.04.2015 01:39
Wow *-* Die ganze FF ist bisher super! Habe auch den ersten teil inzwischen gelesen und ich freue mich immer auf die nächsten kapitel! Besonders gefällt mir dein super schreibstil. Hoffe das du auch genauso aktiv bleibst wie momentan denn sonst wäre es schade um dein talent.
Antwort von:  kleines-sama
11.04.2015 11:47
Vielen Dank für deinen lieben Kommi! :)
Es freut mich, dass meine Ffs so gut bei dir angekommen. Hoffentlich treffen auch die nächsten Kapitel von "Wolfskinder" deinen Geschmack! Kapitel 10 wartet übrigens bereits auf Freischaltung ;)

bye
sb


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