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Last Desire: After Story I

Long Lost Fellow
von

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Vorbereitung

Es war kalt und windig und die Nacht wirkte finsterer denn je. Obwohl es fast Sommer war, fühlte es sich an, als würde Winter herrschen. Womöglich lag es daran, weil er auf dem Dach des Wolkenkratzers Position bezogen hatte, um seine Zielperson besser ausfindig zu machen. Fernab von all den anderen störenden Faktoren, die ihn bei seiner Suche nur behinderten und ihn durcheinanderbringen würden. Weit ab von all den Menschen auf den Straßen. Wichtig war, dass er sich jetzt konzentrierte und darauf achtete, nur nicht seinen roten Faden zu verlieren. Er wickelte sich den Schal fester um, als ihm langsam kühl wurde. Dieser Schal war sein wichtigstes Eigentum neben der silbernen Taschenuhr, welche ihn so lange Zeit am Leben erhalten hatte. Sie hatte ihm den eher ironisch anwirkenden und für ihn auch sehr irritierenden Titel „Pocket Watch Killer“ eingebracht. Dabei tötete er eigentlich so gut wie nie, allerhöchstens dann, wenn die Notwendigkeit bestand. Zwar war er nicht gerade ein Pazifist, aber er sah keine Notwendigkeit im Töten. Er gehörte zu den diplomatischen Zeitgenossen, die für gewöhnlich erst versuchten, die Sache friedlich zu klären, bevor Blut vergossen wurde. Er hasste es nämlich, wenn seine Kleidung und seine Hände nach Blut stanken und dreckig wurden. Blut war etwas, das er überhaupt nicht leiden konnte und deshalb vermied er es auch, unnötig Blut zu vergießen. Außerdem hasste er es, sich nachher den ganzen Ärger anzutun, wenn sich hinterher herausstellen sollte, dass seine Liste veraltet war und seine Zielperson eigentlich nicht mehr gejagt werden durfte. So etwas konnte auch schnell passieren. So hatte erst letztens dieser Psychopath Akrav doch tatsächlich Jagd auf Nabi den Propheten gemacht und direkt eine Abreibung von Samajim dem Alten kassiert. Geschieht ihm auch Recht, dachte er sich nur, als er sich zurückerinnerte. Akrav ist eh ein Vollidiot und ein Sadist obendrein. Ist mir ein Rätsel, dass sie ihn nicht auch schon verurteilt haben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Spätestens, wenn der Rest der großen Alten verurteilt worden ist.

Eine Vibration ging durch seine Jackentasche und kurz darauf begann sein Handy noch zusätzlich zu klingeln. Es war Thomas, sein bester Freund und gelegentlicher Teamkollege. „Was gibt’s?“ „Ich habe den Klienten auf deiner Liste ausfindig gemacht. Er wohnt in einer vornehmen und sehr weitläufigen Villa an der Upper West Side. Bei ihm im Haus leben insgesamt zwei weitere Sefirot, drei Seraphim und ein Mensch.“

„Ein Mensch?“ fragte Sereas und runzelte verwundert die Stirn. Das passte doch gar nicht zu seiner Zielperson, dass diese sich tatsächlich mit einem Menschen abgab. Nicht nach dem, was er alles gehört hatte. Thomas bestätigte und erklärte „Eine Japanerin mit dem Namen Gishi Rikigaku. Sie scheint als Automechanikerin dort zu arbeiten und den Fuhrpark auf Vordermann zu halten. Die Namen der anderen Bewohner sind Asmodeus, Kazab, Mammon und Jeremiel Lawliet.“ Bei dem letzten Namen war Sereas erst recht verwundert, denn für gewöhnlich hatten die Sefirot und die Seraphim keine so menschlichen Namen. Höchstens die Nephilim, wenn sie in der Menschenwelt aufwuchsen. „Kannst du mir Infos über den letzten Namen geben?“ „Jeremiel Lawliet, 26 Jahre alt und ursprünglich ein Mensch. Er war Teil des Projekts AIN SOPH und hat sich für das Leben als Sefira entschieden. Er ist mit deiner Zielperson zusammen.“ Na Sachen gibt’s, dachte Sereas und zündete sich eine Zigarette an. Dann hat dieses mordende Monster also tatsächlich so etwas wie Gefühle entdeckt. Na, Auftrag war Auftrag und er hatte später noch genug Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Jetzt war es erst einmal wichtig, dass er sich auf seinen Einsatz vorbereitete und seine Kräfte sammelte. Aber bei den Informationen, die er gesammelt hatte, stellte es eigentlich kein Problem dar, wenn er zuschlagen würde. „Danke für die Hilfe, Tom. Ich glaube, den Rest schaffe ich allein.“

„Ich glaube, ich habe schon oft genug erwähnt, dass ich es nicht mag, wenn du mich so nennst.“ Kalt wie ein Eisblock, dachte Sereas sich und blies einen Rauchkringel aus. Schon damals war der gute Thomas genauso gefühlvoll gewesen wie eine Raufasertapete. Aber während des zweiten Weltkrieges hatten eben schwierige Zeiten geherrscht. Und dann hatte der Ärmste auch noch jahrelang nach seiner Verlobten gesucht. Sereas hatte ihn während eines Einsatzes zufällig kennen gelernt, als er einen flüchtigen Seraph verfolgt hatte und dabei war er an Thomas geraten, einen Naphil, der seit knapp 100 Jahren unerkannt in Deutschland gelebt hatte. Als Nephilim wurden schlichtweg die Nachkommen von Sefirot und Seraphim bezeichnet, die mit vergänglichen Wesen wie zum Beispiel Menschen Nachkommen zeugten. Diese hatten einen ziemlich geringen Stellenwert in der Welt der Unvergänglichen, weil sie zwar über ein gewisses Maß an Kräften verfügten, allerdings besaßen sie keine unvergängliche Seele und konnten auch nicht ihre Seele in andere Körper transferieren. Sie waren Vergängliche mit recht schwachen Kräften und mehr nicht. Eine Zeit lang waren diese Nephilim verfolgt worden, weil es insbesondere die großen Alten als Schande ansahen, dass es solche Mischlingswesen gab. Aber da es ohnehin kaum welche gab und sie versteckt lebten, war es selbst für die Head Hunter manchmal schwer, sie aufzuspüren. Inzwischen waren diese Verfolgungen gestoppt worden, nachdem Ain Soph und Elohim die Herrschaft übernommen hatten. Thomas war ebenfalls ein Halbblut und auf der Suche nach seiner entführten Verlobten Hannah gewesen, die in die Fänge der Nazis geraten war. Da Sereas sowieso in der Gegend zu tun hatte, war er natürlich behilflich gewesen und hatte Hannah befreit. Seitdem half Thomas ihm, indem er als freiberuflicher Head Hunter arbeitete und Sereas bei seinen Aufträgen unterstützte. Inzwischen lebten Thomas und Hannah, die bereits geheiratet hatten, in Amerika, nachdem sie bei der Teilung Deutschlands aus dem Osten geflohen waren. Zwar hielt sich Sereas meist außerhalb der Menschenwelt auf, da nicht sonderlich viele Sefirot oder Seraphim in dieser Welt lebten, aber wenn er mal wieder da war, dann griff er gerne auf Thomas’ Hilfe zurück. Und auch wenn Sereas eher ein Einzelgänger war, besuchte er seine beiden Freunde gerne mal. Immerhin hatten er und Thomas während der Deutschlandmission so einiges erlebt und auch wenn Thomas nicht sonderlich gesprächig war und auch schnell dazu neigte, sich wie ein eiskalter Mistkerl aufzuführen, dem alles egal war, so wusste Sereas, dass hinter der rauen Schale ein weicher Kern stecken konnte. Zumindest manchmal… „Pass gut auf“, hörte er Thomas nach einer Weile sagen, nachdem dieser sein Schweigen gebrochen hatte. „Es sind sehr starke Gegner und insbesondere Asmodeus ist als die Schlange im Paradies bekannt. Seine Angriffe sind immer blitzschnell und folgen aus dem Hinterhalt. Kazab hingegen, bekannt als der Lügner im Schatten konzentriert sich auf Täuschungsmanöver und zusammen sind sie als tödliches Duo bekannt. Mammon selbst ist kein sonderlich guter Kämpfer, aber er wird auch die unüberwindbare Mauer genannt. An ihm kommt man nicht so schnell vorbei. Über Jeremiels Fähigkeiten ist nicht sehr viel bekannt. Im Nahkampf ist er eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich, aber er war bereits als Mensch ein exzellenter Schütze und benutzt vorzugsweise eine Smith & Wesson, Kaliber 9mm. Er trifft auf bis zu 100m zielgenau. Ach ja, was ich vergessen habe zu sagen: zeitweilig lebt jemand bei ihm, allerdings scheint sie gerade nicht da zu sein.“

„Kannst du dich genauer ausdrücken?“

„Eva.“ Ein eiskalter Schauer durchfuhr Sereas’ Körper, als er das hörte und für einen Moment wurde ihm schwindelig. Eva… wie lange schon hatte er diesen Namen nicht mehr gehört? 600 Jahre? Wer hätte gedacht, dass das Schicksal es so gut mit ihm meinte. Nun würde er endlich seine Antwort bekommen. Die Antwort auf die Frage, warum sie ihm damals einfach angetan hatte. „Bist du sicher, dass es die Eva ist, nach der ich suche?“

„Ja. Ihre Aura stimmt definitiv überein mit der, die du mir vermittelt hast. Äußerlich passt sie auch auf die Beschreibung der Sefirot, die ich ausgefragt habe.“

„Äußerlichkeiten sind unwichtig. Sie kann auch ihr Aussehen geändert haben. Aber trotzdem Danke für die Information. Ich werde sehen, dass ich das schnell geklärt bekomme und vielleicht habe ich ja nach 600 Jahren endlich mal Glück und erwische sie. Grüß deine Frau und deine Tochter von mir. Ich melde mich, wenn es etwas Neues gibt.“ Damit beendete Sereas das Telefonat und erhob sich. Na das passte doch perfekt. So konnte er seinen Auftrag ausführen und würde dann auch endlich mal die Gelegenheit haben, Eva wiederzusehen und sie vor allem wegen damals zur Rede zu stellen und von ihr die Antwort bekommen, nach welcher er so lange gesucht hatte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann würde er sofort losgehen und nach ihr suchen, aber er war auch jemand, der sich seiner Pflichten durchaus bewusst war. Und aus diesem Grund würde er erst seinen Auftrag zu Ende bringen und Araphel einfangen und ausliefern, bevor er sich Eva widmete. Es würde ein einfacher Job werden, wenn er an seine eigenen Stärken und Schwächen dachte. Immerhin hatte er schon genug Sefirot dingfest gemacht, von denen gesagt wurde, dass sie unmöglich zu besiegen seien. Und wie oft hatte er ihnen schon das Gegenteil bewiesen? Für ihn war kein Sefirot ein zu schwerer Gegner, selbst die großen Alten nicht. Nur mit denen hatte er sich niemals angelegt und sich extra schwächer gegeben, weil es lebensgefährlich gewesen wäre. Wenn die erfahren hätten, wie gefährlich er, der von den meisten „Sereas der Jäger“ oder auch „Sereas der Ernste“ genannt wurde, wirklich war, dann hätten sie ihn sofort getötet. Denn die großen Alten duldeten niemanden, der stark genug war, dass er eine ernste Gefahr für sie darstellen könnte. So sah die Realität eben aus. Aber nun, da die Zeit der Terrorherrschaft beendet war, musste er sich nicht mehr zurückhalten und er wusste genau, mit wem er es aufnehmen konnte und mit wem nicht. Und die Einzigen, die wirklich ernstzunehmende Gegner waren, das waren Samajim der Alte, Nazir der Beobachter und Elohim der Große. Gegen Ain Soph und Ajin hatte selbst er nicht die geringste Chance, das wusste er jetzt schon. Zwar hatte noch nie jemand Ain Soph kämpfen sehen, außer vielleicht Elohim und Ajin Gamur selbst, aber dennoch wusste jeder, dass sie über dieselbe grenzenlose Macht und Stärke verfügte wie Ajin Gamur. Und wer sich mit ihr anlegte, dem würde Ajin der Endgültige das Fell über die Ohren ziehen. Und Sereas hing schon an seinem Leben und solange er keinen entsprechenden Auftrag hatte, würde er sich auch nicht wirklich mit den Entitäten anlegen. Und auch selbst wenn, würde er es nicht machen. Zum einen, weil er sich nie auf einen Auftrag einließ, von dem er von vornherein wusste, dass die Durchführung unmöglich war und außerdem waren ihm die Entitäten deutlich lieber als die großen Alten. Denn sie respektierten die anderen. Ganz gleich, ob sie Nephilim, Seraphim oder Sefirot waren… oder Vergängliche. Sereas hatte ihnen seine Loyalität geschworen und er würde sie halten.

Schließlich erhob er sich und verließ das Dach. Für heute Nacht würde er in einem Hotel Quartier beziehen und seine Kräfte sammeln. Morgen würde noch ein anstrengender Tag werden und wenn er gegen Araphel den Schlächter kämpfen wollte, dann musste er gut vorbereitet und ausgeruht sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-03-07T12:49:35+00:00 07.03.2015 13:49
Klasse Kapitel^^
Von:  pri_fairy
2015-03-07T08:51:07+00:00 07.03.2015 09:51
Ein sehr schöner Anfang ^^


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