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Coldhearted Lover

von

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Du bist durch! (J)

Ich saß gerade im Taxi, als mich die Prüfungsangst überkam. Ausgerüstet mit meiner fertigen Arbeit, schwitzte ich im Wagen vor mich hin; einerseits wegen dem Test, andererseits wegen der Sache mit Seto. War es wirklich so weit, dass er mich der ganzen Welt zeigen wollte? War er so stolz, mich “Sein” nennen zu dürfen?
 

Während der Fahrt blickte ich aus dem Fenster und sah zu, wie die ganze Welt an mir vorbeiraste. Ein Lächeln, von welchem ich nicht wusste, woher es kam, bildete sich auf meinen Lippen. Ich war nervös und unruhig, gleichzeitig entspannt und fühlte mich sicher. Gut: Ich bin mit Seto zusammen. Schlecht: Alle werden es erfahren. Schlecht: Ich habe gleich die alles entscheidende Prüfung. Gut: Wenn ich diese schaffe, ist Vieles einfacher.
 

“Die Schule hier?”, fragte der Fahrer. “Ja”, gab ich als Antwort. Der Wagen hielt und mein Herz raste. Langsam stieg ich aus und machte die Türe zu. Das Auto fuhr weiter und ich stand vor dem Schulgebäude. So, Joey - das ist der große Tag. Ich atmete tief durch und machte mich auf den Weg in meine Klasse. Meine Mitschüler saßen alle vorm Raum, in dem gerade der erste zur Prüfung antrat. Viele gingen ihre Arbeit noch einmal durch, um sie auch präzise und gekonnt zu präsentieren. Ich gehörte nicht dazu; ich wollte mich nicht noch unsicherer machen, als ich ohnehin schon war.
 

Meine rechte Hand knitterte die folierte Arbeit. Ich hob meinen Kopf leicht, starrte an die Decke und ging hin und her. Alles wird gut, Joey. Alles wird gut.
 

Der Student kam aus dem Klassenzimmer. Vom Alphabet her sollte ich dann der Nächste sein. “Und? Geschafft?”, kam es von meiner linken Seite. Der Angesprochene schüttelte den Kopf, worauf man bemitleidende Töne hörte.
 

“Joey Wheeler”, die Stimme der Direktorin schrillte in meinen Ohren. “Ja!”, sagte ich mit lauter Stimme und marschierte schnurstracks in den Raum, in welchem insgesamt drei Personen ausschließlich mir waren. Diese saßen direkt vor mir und blickten mich erwartend an.
 

“So, wer bist du und was erzählst du uns heute?”, fragte die eine Frau mit den blonden Haaren und der dick umrandeten Brille. “Mein Name ist Joey Wheeler und ich stelle Ihnen heute meine Vorwissenschaftliche Arbeit vor”, meine Handflächen schwitzten.
 

Wie genau alles verlaufen ist, möchte ich nur ungern beschreiben. Meine Nervosität nahm Überhand, und nach dem Vortrag hätte ich mich am liebsten ohrfeigen wollen; ich hätte es so viel besser machen können! Nichts desto Trotz bestand ich - ich bekam meine positive Note und war somit durch.
 

Die ganze Arbeit, der Schweiß und sogar die Tränen waren es wert. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so stark ausgeatmet. Ein Steinblock fiel mir von der Brust, ich fühlte mich wieder frei. Nichts mehr, wovor ich beim Anblick des Kalenders Gänsehaut bekam.
 

Zuhause angekommen, prahlte ich erst einmal mit meinem Zeugnis. Mum jedoch wollte auf etwas ganz Anderes hinaus; “Super. Jetzt kannst du dir einen Job und eine Wohnung suchen!”.
 

Sie war erleichtert und angesäuert zugleich. Es zerriss mir das Herz, quasi rausgeschmissen zu werden, doch ebenso verspürte ich Freude, diesen Familienstress nicht mehr ertragen zu müssen. Mir Nichts mehr von ihr anhören zu müssen, mich nicht mehr herumkommandieren zu lassen.
 

“Ich werde mein eigenes Leben aufbauen und es wird mir besser gehen, als hier!”, behauptete ich selbstsicher und sogar etwas frech. “Gut. Morgen bist du weg!”, sagte sie festlegend und ließ kein ‘wenn’ oder ‘aber’ zu. Mit diesen Worten entfernte sie sich von mir und ging ins Schlafzimmer. Wie paralysiert stand ich im Wohnzimmer; morgen werde ich bereits rausgehaut? Wohin so schnell? Mit dem Geld, das Seto mir gab?
 

Total überfordert rannte ich in mein Zimmer, knallte die Türe zu und fiel ratlos ins Bett. Ich werde auf der Straße landen und Nichts zu essen haben. Werde auf Kleingeld von Passanten angewiesen sein. Werde auf dem kalten Asphalt schlafen und, wenn ich Glück hatte, am nächsten Morgen dort aufwachen. Undenkbare Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab, bis ich zum Entschluss kam, positiv zu denken. “Positiv. Also, was ist an der ganzen Situation nun positiv?”, sprach ich zu mir selber und war kurz vor dem Verzweifeln.
 

“Nichts. Ich bin allein, ich bin einsam. Ich…”, plötzlich öffnete sich etwas. Ich bin eben nicht alleine! Oh mein Gott, ich bin doch mit Seto zusammen! Es war fast, wie in einem Traum. Seto hätte sicher Nichts dagegen, wenn ich für eine Weile bei ihm bleiben würde - ganz im Gegenteil. Es würde ihm sicher eine Freude bereiten und er vermisst mich bestimmt. Wie könnte er auch nicht? Wir sind ein Paar. Gleich morgen würde ich ihn anrufen und meine Sachen packen. Dann heißt’s Bonvojage, Mum!
 

Mit diesem Gedanken löste ich mich von meiner verklemmten Stimmung und war kurz davor, einzuschlafen. Die ganze Welt schien plötzlich wieder, wie ein friedlicher Ort zu wirken und mich zu beruhigen, anstatt Druck auf mich aus zu üben. Alle Sorgen waren mit einem Mal verschwunden und übrig blieb nur noch der süßliche, befriedigende Gedanke an meinen Seto.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lunata79
2015-06-10T06:24:00+00:00 10.06.2015 08:24
Na, wenn das mal keine Probleme geben wird, was Seto betrifft. Wie wird er nur darauf reagieren?
Würde Seto wirklich wegen seiner Liebe mit Joey zusammensein, wäre es etwas anderes, aber so?
Ich kann mir da wirklich nur schwer vorstellen, dass Seto Joey aufnehmen wird, wenn er doch seine Gefühle für Joey nicht zulassen will.


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