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Die Dinge, die wir immer wollten...

Taichi & Mimi
von

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Hoffnung

Die Fahrt von dem kleinen Bahnhof bis zum Zielort dauerte etwa zwanzig Minuten. Taichi war unendlich durstig und die Hitze trieb ihn beinahe an den Rand der Verzweiflung. Als Onkel Kazuki mit dem klapprigen Lastwagen vor dem Haus anhielt, erstreckte sich ein atemberaubender Anblick vor den beiden Freunden. Das alte traditionell japanische Anwesen lag direkt angrenzend an dem flach abfallenden Sandstrand. Ein schmaler Holzsteg führte direkt vom Garten des Hauses hinüber zu den Dünen. Durch die hohen Dünen und Wellenbrecher konnte man, von der Straße aus, das Meer nicht erkennen. Sicherlich hätte man zunächst die Sanddünen erklimmen oder die obere Etage des Hauses betreten müssen. Um das rustikale Anwesen führten jeweils mehrere hölzerne Terrassen. Offenbar konnte man von jedem Zimmer im Untergeschoss, durch Schiebetüren nach draußen gelangen. Hinter dem Haus erstreckte sich ein wundervoller Garten. Unzählige bunte Blüten waren zu erkennen und zwei riesig gewachsene rote Ahornbäume. Die Sonne schien durch ihre kräftig gefärbten Blätter und ließ das gesamte Anwesen in einem rötlichen Schimmer erscheinen. Um sie herum herrschte absolute Stille. Kein anderes Haus oder Geschäft befand sich in der näheren Umgebung. Soweit sich Taichi erinnern konnte, hatte er das letzte Wohnhaus vor etwa zehn Minuten beim Vorbeifahren gesehen. Für ihn als Großstädter war diese Einsamkeit fast kaum zu glauben. In Tokyo trat man sich an jeder Stelle gegenseitig auf die Füße und hier wohnte diese ältere Dame fast gänzlich allein. Der junge Mann nahm den Koffer seiner Freundin von der Ladefläche und folgte ihr und ihrem Onkel schweigend ins Innere des Hauses. Kazuki trug den kleinen Ginkgo Baum und stellte ihn vor der Eingangstür ab. Bedächtig öffnete er die große Tür und die drei traten in das Haus.
 

Taichi konnte zwar nur den Eingangsbereich erkennen, doch ihm war sofort klar, dass es sich hierbei tatsächlich um ein sehr altes Haus handeln musste. Die gesamte Holzverkleidung und Einrichtung war traditionell japanisch und zuletzt hatte er diese Art von Inneneinrichtung bei seinem letzten Besuch im Tempel gesehen. Mimi und ihr Onkel hatten bereits ihre Schuhe ausgezogen und standen fast im Wohnzimmer, als Taichi aus seinen Tagträumen erwachte und sich ebenfalls schnell seiner Schuhe entledigte und den Beiden folgte. Vom Eingangsbereich waren es wenige Schritte bis in das Wohnzimmer. Es handelte sich hierbei um einen großen, offenen Bereich. Eine alte und breite Holztreppe führte nach oben in die erste Etage. Links von Taichi befand sich der Zugang zur Küche. Hinter ihm ging ein kleines Gästebadezimmer ab. Auf der rechten Seite waren die Schiebetüren zum Garten komplett geöffnet und ein angenehmer Wind zirkulierte im Haus. In der Mitte des Raumes befanden sich wie gewöhnlich ein großes Sofa, Fernsehgerät und ein Tisch sowie zahlreiche Schränke und Anrichten. Mimis Großmutter saß in einem ausladenden englischen Sessel und schien zu schlafen. Ihr Haar war komplett ergraut und zu einer kleinen runden Knolle zusammengesteckt. Auf ihrem Schoß lagen zwei Stricknadeln und dazugehörige Wolle. Neben ihrem Sessel stand ein Tropf und die darin befindliche Infusion schien bereits gänzlich durchgelaufen zu sein.
 

Barfuß ging Mimi zu ihrer Großmutter und kniete sich neben sie. Liebevoll legte sie eine Hand auf die der alten Dame und versuchte sie ganz vorsichtig aufzuwecken.
 

„Wir sind da Großmama...“
 

Ihre Stimme klang weich und einfühlsam. In dieser Form hatte Taichi seine Freundin noch nie sprechen gehört. Taktvoll hielt er sich im Hintergrund und wartete das weitere Geschehen geduldig ab.
 

Die Stimme ihrer Enkelin erreichte die ältere Dame und müde schlug sie ihre Augen auf. Trotz ihres vorangeschrittenen Alters, hatte sie unglaublich strahlende blaue Augen. Mimi lächelte sie fröhlich an. Etwas verwundert musste die Hausherrin diesen Gast, der neben ihr kniete, betrachten. Offenbar schien sie ihre Enkelin nicht sofort zu erkennen.

„Mimi-chan?“ fragte sie verwundert nach.
 

Die brünette junge Frau nickte und betrachtete die leere Infusion.
 

„Wie geht es dir?“ fragte sie schließlich und betrachtete das faltige Gesicht ihrer Großmutter.
 

„Ach, Unkraut vergeht nicht. Die machen alle viel zu viel Aufsehen um mich. Du bist ja eine richtig hübsche junge Frau geworden.“
 

Mimi grinste und stand langsam wieder auf. Es war wirklich sehr lange her, dass ihre Großmutter sie persönlich gesehen hatte. Wahrscheinlich kannte sie Mimis Gesicht nur von Fotos, welche die junge Frau regelmäßig schickte.
 

„Ja das glaub ich auch, dass Unkraut nicht vergeht und die Anderen viel zu viel Aufsehen um dich veranstalten. Deswegen bin ich vorbei gekommen, damit ich denen die Leviten lesen kann. Es ist unanständig einer älteren Dame soviel Ärger zu bereiten. Was meinst du? Soll ich ein paar Tage hier bleiben und darauf achten, dass die sich alle ein bisschen mehr um sich selbst kümmern?“
 

Ihre Großmutter lachte auf und hustete dann etwas.
 

„Ja, das wäre doch eine gute Idee. Aber du musst mir ein anständiges japanisches Essen kochen! Nicht dieser amerikanische Kram, den du gewohnt bist.“
 

Mimi verzog ein nachdenkliches Gesicht und musste sich selbst tatsächlich eingestehen, dass sie kein einziges japanisches Gericht zubereiten konnte, außer vielleicht Reisbällchen. Im Hintergrund konnte Taichi kaum noch an sich halten vor lachen. Er wusste genau, dass Mimi nicht gut kochen konnte, zumindest was die japanische Küche anging. Der jungen Frau fiel das unterdrückte Kichern ihres Begleiters natürlich auf und beleidigt starrte sie ihn an.
 

„Was ist daran so witzig?“ fragte sie schließlich mit einem bösartigen Unterton in der Stimme.
 

Taichi fühlte sich ertappte und versuchte seinen Mund zu halten und das Lachen zu unterdrücken. Nun fiel auch der älteren Dame auf, dass noch andere Personen im Wohnzimmer standen. Ihren Schwiegersohn erkannte sie natürlich sofort, doch den brünetten jungen Mann, mit den zerzausten Haaren, hatte sie noch nie gesehen.
 

„Wer ist das?“ fragte sie ihre Enkelin und tippte sie am Arm an.
 

Mimi sah zu ihr und lächelte sanft.
 

„Das ist ein alter Freund von mir. Taichi Yagami, er wohnt in Tokyo und hat mich begleitet. Macht es dir etwas aus, wenn er ebenfalls einige Tage hier bleibt? Er kann unglaublich gut putzen und den Rasen im Garten mähen.“
 

Die ältere Dame machte ein zufriedenes Gesicht und nickte.
 

„Ja, ja. Mein Schwiegersohn hat es sowieso noch nicht geschafft, meinen Ginkgo Baum zu pflanzen und wenn er den Rasen mäht, sieht es so aus, als hätte eine Ziege die Halme einzeln abgeknabbert. Von daher würde ich es begrüßen wenn ein junger Mann sich handwerklich betätigt.“
 

Mimi und ihre Großmutter fingen sofort an kräftig zu lachen.
 

Die beiden Männer bekamen gleichermaßen ihren Denkzettel verpasst und standen wie kleine begossene Pudel in der Ecke. Taichi konnte es nicht fassen, wie unverschämt Mimi ihn anpries. Als sei er ein Hausmeister.
 

Kazuki schlug dem Brünetten lachend auf die Schulter. „Überleg dir lieber nochmal, ob du mit diesen garstigen Weibern hier alleine bleiben möchtest?“
 

Taichi blies seine Wangen auf und schob seine Hände in die Hosentasche. Wie ein Herz und eine Seele unterhielten sich Mimi und ihre Großmutter. Es schien fast, als wäre kein einziger Tag vergangen, an dem sie sich nicht gesehen hätten. Als Taichi das strahlende Lächeln seiner alten Freundin erkannte, wurde sein eigener Gesichtsausdruck sanfter. Sie war glücklich darüber hier zu sein und offenbar fiel ihre Anspannung sofort von ihr ab, als sie bemerkte, dass ihre Großmutter keineswegs böse auf sie war, weil sie solange nicht zu Besuch gewesen ist.
 

„Ich glaube das überlebe ich...“ sagte er grinsend und folgte Onkel Kazuki nach draußen. Gemeinsam trugen sie den kleinen Baum in den Garten, während Mimi etwas zu trinken vorbereitete.
 

„Vielleicht kannst du ihn tatsächlich einpflanzen. Frag Kimiko wo sie ihn hin haben möchte. Ich fahre jetzt wieder zurück zur Arbeit, das Feld muss bestellt werden. Falls etwas sein sollte ruft einfach an...viel Spaß!“ Der ältere Mann zwinkerte Taichi zu und sprang wieder in seine Klapperkiste.
 

Mimi rannte ihm noch schnell entgegen und reichte ihm eine Getränkedose ins Fahrerhäusschen. Taichi konnte nur beobachten, dass sie sich noch kurz unterhielten. Offenbar ging es um ihre Großmutter. Der junge Mann war über den Namen der Großmutter verwundert. Offenbar hieß sie mit Vornamen Kimiko.
 

„Deine Tante hat insoweit alles mit dir besprochen? Die Ärztin kommt drei Mal die Woche vorbei. Morgen wird sie wieder kommen und dir sicherlich auch noch einiges erklären. Aber ansonsten kann sich die alte Dame noch gut alleine beschäftigen. Es ist sehr lieb von dir, dass du hier bist. Ich glaube, dass es ihr sehr gut tun wird.“
 

Mimi sah ihren Onkel traurig an und nickte stumm. Dann fuhr er ab und ließ Taichi und Mimi alleine zurück. Der junge Mann ging zu ihr rüber und lächelte sanft.
 

„Alles in Ordnung?“ fragte er und musterte ihr Gesicht. Es zeigte ihm deutlich, dass sie viele Sorgen in sich trug. Doch Mimi schenkte ihm nur ein freundliches Lächeln und nickte.
 

Gemeinsam gingen sie wieder nach drinnen und setzen sich zu Kimiko ins Wohnzimmer. Taichi verschlang sofort drei Gläser Eistee und lehnte sich im Sofa zurück. Mimi erzählte ihrer Großmutter von der Hochzeitsfeier und von ihrer Reise nach Japan. Schweigend hörte Taichi dem Gespräch der beiden Frauen zu, dabei beobachtete er immer die Mimik und Gestik seiner Freundin, welche ihm deutlich verriet, wie angespannt die junge Frau war.
 

„Dein altes Zimmer gibt es immer noch und für deinen Begleiter könntest du eines der Gästezimmer herrichten. Dieses Haus ist so unendlich groß, es gibt genügend Räume. Deine Tante hat natürlich nur für eine Person einen Schlafplatz vorbereitet.“
 

Mimi lächelte und brachte die Gläser zurück in die Küche.
 

„Kein Problem, ich mache etwas für Taichi zurecht. Du bleibst hier und ruhst dich aus...“
 

Taichi stand ebenfalls vom Sofa auf, als seine Freundin nach oben ging. Schweigend folgte er ihr und betrachtete ebenso staunend die obere Etage des Hauses, wie er es zuvor mit der unteren getan hatte. Mimi schob die Tür zu ihrem Zimmer auf.
 

„Wir müssen die Bettwäsche heraussuchen und vielleicht gibt’s noch ein paar Wechselsachen für dich...“
 

Taichi sah verwundert zu Mimi, die sich vor dem Schrank hingekniet hatte und nach Bettwäsche suchte.
 

„Du musst das nicht für mich machen...“
 

„Willst du mir etwa sagen, dass du ein Futon herrichten kannst?“
 

„Was soll daran so schwer sein? Matte auf den Boden und Bettwäsche drüber?“
 

Taichi zog eine Augenbraue rauf und grinste. In den ganzen Zimmern roch es nach Tatami und der Boden fühlte sich rau unter seinen Füßen an. Wie es in Japan traditionell üblich war, schlief man auch in diesem Haus auf einem Futon, welcher auf dem Tatami Fußboden hergerichtet wurde. Die junge Frau hatte bald alles zusammengesucht und drückte es ihrem Begleiter in die Hände. Gemeinsam gingen sie den kleinen Flur entlang. Das Zimmer von Mimi war das Erste, gleich auf der rechten Seite mit einem Ausblick auf das Meer. Links vom Gang befand sich das Zimmer ihrer Großmutter, dann gab es noch zwei weitere Zimmer und ein letztes am Ende des Gangs. Als Mimi die Tür aufschob, wurde Taichi von der Sonne geblendet. Es handelte sich hierbei um ein Eckzimmer mit Aussicht auf den Garten und das Meer. Verwundert weitete sich sein Blick und er betrat das Zimmer.
 

„Warum schläft deine Großmutter nicht hier? Es ist ein wunderschönes Zimmer!“ sagte er ungläubig und legte die Bettwäsche auf dem Fußboden ab.
 

Mimi öffnete alle Fenster und fing an das Futon auszurollen.
 

„Es ist das Zimmer meines Vaters...“ ihre Stimme klang hart.
 

Taichi schluckte hart und nickte verstehend. Ihm war klar, warum keiner der beiden Frauen in diesem Zimmer schlafen wollte. Es gab hier zu viele schmerzliche Erinnerungen. Zum Einen die leidende Mutter, die ihren Sohn ans Geld verloren hatte und zum anderen die Tochter die von ihrem Vater verstoßen wurde. Auf den Anrichten standen Fotos von ihm aus seiner Jugend. Er schien ein ganz normaler junger Mann gewesen zu sein. Auf einigen Bildern lächelte er sogar und schien sichtlich fröhlich zu sein.
 

Taichi beugte sich ebenfalls runter und wollte Mimi dabei helfen, seinen Schlafplatz herzurichten, als sich ihre beiden Hände versehentlich berührten. Erschrocken hielt Mimi inne und zog sofort ihre Hand weg. Wie ein kleines Schulmädchen blickte sie verlegen zur Seite und wich seinem Blick aus. Tai selbst blickte sie erstaunt an und wusste nicht, was er sagen sollte. Nervös erhob sich Mimi und ging rüber an den Kleiderschrank ihres Vaters.
 

„Vielen Dank, dass du mich begleitest...“ sagte sie leise und suchte etwas passendes zum anziehen heraus.
 

Noch immer am Boden kniend beobachtete der junge Mann, das Handeln seiner Freundin. Mimi kam zurück und legte ihm einen Yukata auf seinen Futon. Noch bevor sie ihre Hände davon lösen konnte, packte Taichi ihre zierlichen Finger und fuhr mit seinen dazwischen. Sofort sah sie zu ihm auf und die Röte stieg ihr ins Gesicht. Sanft lächelte er sie an und streichelte mit seinem Daumen über ihren Handrücken.
 

„Vielen Dank, dass du mich mitgenommen hast.“ antwortete er ihr schließlich und ließ ihre Hand wieder los.
 

„Den Yukata kannst du erstmal anziehen....vielleicht kann dir diene Schwester ein paar Klamotten schicken.“
 

Es war ihr so unangenehm, dass ihr Gesicht merklich an Farbe gewonnen hatte und er das natürlich mitbekam. Umgehend stand Mimi auf und verließ das Zimmer. Ihr Herz schlug bis zum Hals und ihre Knie waren weich. Warum flammten diese Gefühle immer wieder auf?
 

Er blieb in seinem neuen Zimmer zunächst sitzen und ließ Mimi gehen. Es war nicht seine Absicht, sie zu bedrängen. Dieses ständige Hin und Her, Heiß und Kalt zwischen den Beiden machte ihn verrückt. Doch er selbst wusste nicht, was er eigentlich wollte und ob sie ihn noch wollte, nach all dem was passiert war. Nachdenklich kramte er sein Telefon aus der Hosentasche und wählte die Nummer seiner Schwester.
 

„Was bist du? Warum? Was ist mit der Uni? Bist du verrückt?“
 

Die grelle und fast schreiende Stimme seiner Schwester nervte Taichi ungemein.
 

„Jetzt quatsch mich doch nicht voll! Ich bin erwachsen, du sollst mir einfach nur ein paar Klamotten vorbei schicken!“
 

„Das dauert doch aber mindestens drei Tage! Was willst du bis dahin machen?“
 

„Schon mal was von Over – Night - Express gehört?“ brummte er und legte sich auf sein Futon.
 

„Du bist so dämlich. Was läuft denn da zwischen dir und Mimi?“
 

„Ach lass mich doch damit in Ruhe! Schick mir jetzt meine Klamotten und geh mir nicht auf den Nerv!“ damit legte er wütend sein Telefon auf.
 

Seine kleine Schwester führte sich in letzter Zeit vermehrt wie seine Mutter auf. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie bald selbst eine Mutter sein würde. Mittlerweile schien es später Nachmittag zu sein, denn die Sonne senkte sich langsam am Horizont und schien nicht mehr so kräftig ins Zimmer wie zuvor. Taichi erhob sich von seinem Bett und stellte sich ans geöffnete Fenster. Der Ozean schimmerte in allen Farben und einige Möwen zogen kreischend ihre Kreise über dem Wasser. Ein Lächeln schob sich über sein Gesicht. Soeben hatte er beschlossen, dass er heute definitiv noch schwimmen gehen würde.
 

Mimi stand gerade in der Küche und suchte einige Zutaten zusammen, damit sie etwas zum Abendessen zubereiten konnte. Irgendwie schien sie jedoch ratlos und überfordert zu sein. Als Taichi nach unten kam, wechselte er wenige Worte mit ihrer Großmutter und ging dann ebenfalls in die Küche. Mit einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht, beobachtete er die nervöse junge Frau, wie sie versuchte die Zubereitungshinweise auf den einzelnen Verpackungen zu lesen.
 

„Jetzt sag mir nicht, dass wir die Kanji nochmal miteinander üben müssen. Ist das etwa zu schwierig für meine amerikanische Freundin?“
 

Genervt stöhnte sie und warf ihm die Packung Reis entgegen, die Tai aber ohne größere Mühe sofort auffing
 

„Nein, dass schafft deine amerikanische Freundin gerade noch so, die japanischen Schriftzeichen zu lesen. Vielmehr fragt sie sich, wie sie einen ganzen Fisch zubereiten soll!“
 

„Ich verstehe deine Frage nicht.“
 

„Ich kann doch nicht den gesamten Fisch braten. Was ist denn mit dem Inneren des Fisches?“
 

„Das musst du rausholen...“
 

Der Ekel war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, als sie seine Antwort vernahm. Taichi musste lachen und kam zu ihr rüber.
 

„Na komm schon Prinzessin, der Fisch muss ausgenommen werden.“
 

„Können wir nicht einfach Reis essen? Den kann ich kochen.“
 

„Erzähl doch keine Märchen, du lässt bestimmt selbst das Wasser anbrennen!“
 

„Wie bitte?“ Mimi nahm den rohen Fisch und wollte damit gegen Taichis Oberarm schlagen.
 

Dieser wich ihr aus und drehte sie gekonnt um. Er drückte sie an sich und wehrlos presste sie ihren Rücken gegen seine Brust. Beide Arme hielt er umschlossen und legte den Fisch wieder auf dem Teller ab.
 

„Aber, aber! Mit Essen spielt man nicht.“ sagte er lachend.
 

Kichernd versuchte sich Mimi aus seinem Griff zu lösen, doch Taichi hielt sie fest und fing zusätzlich auch noch an, sie in die Seite zu kneifen.
 

„Wenn du aufhörst mich zu kitzeln, dann mache ich dir auch einen Pudding zum Nachtisch....“ sagte sie keuchend.
 

Ihr Bauch tat bereits vom Lachen weh und sie hatte keine Kraft mehr sich gegen seine Attacken zu wehren. Umgehend lies er sie los und sah sie mit riesigen Knopfaugen an.
 

„Das ist fair. Ich freue mich schon auf meinen Nachtisch!“
 

Sie nickte stumm und machte sich ans Werk ein Abendessen zuzubereiten. Er ließ sie alleine in der Küche zurück und ging zu ihrer Großmutter. Er fragte, wo er den Ginkgo Baum pflanzen sollte und die älter Dame bat ihn darum, sie zum Garten zu begleiten. Im Moment war sie wirklich schwach und konnte nicht alleine laufen. Dennoch wollte sich nicht, dass Taichi sie im Rollstuhl schob. Sie packte seinen Arm und stützte sich auf ihm ab. Sofort griff der junge Mann nach ihr und stützte sie zusätzlich. Gemeinsam gingen sie nach draußen und Kimiko zeigte dem jungen Begleiter ihrer Enkelin, wo er den Baum pflanzen sollte. Taichi half ihr dabei, sich im Garten auf die Bank zusetzen. Zufrieden lächelte sie ihn an und schloss ihre Augen. Die Vögel sangen und vom Meer wehte eine sanfte Brise. Nachdenklich betrachtete er die ältere Dame, als er das Loch für den Baum grub. Was war eigentlich mit Mimis Großvater? Ihm wurde bewusst, dass er viele Einzelheiten aus ihrem Leben überhaupt nicht kannte. Eigentlich waren es nur oberflächliche und unbedeutende Fakten, die Mimi von sich preisgab. Als der kleine Zögling in der Erde verschwunden war, hatte sich die Sonne beinahe vollständig hinter dem Horizont verabschiedet. Vorsichtig brachte Taichi die Hausherrin wieder zurück. Eigentlich gab es ein großes Esszimmer, doch Kimiko konnte nicht mehr auf dem Boden sitzen und daher hatte Mimi den Wohnzimmertisch gedeckt. So konnte ihre Großmutter, während des Essens, in ihrem Sessel sitzen bleiben.
 

„Itadaki-masu!“ sagte Mimi fröhlich und hoffte, dass den anderen Beiden ihr zubereitetes Mahl schmecken würde.
 

Taichi betrachtete seinen Portion misstrauisch und schob zunächst den etwas zu dunkel gebratenen Fisch zur Seite. Zunächst probierte er den Reis, welcher gewöhnlich schmeckte und somit genießbar war. Als nächstes schob er sich ein Stück Fisch in den Mund. Es schmeckte bitter und sauer zugleich. Sofort griff er nach seinem Getränk und nahm einen riesigen Schluck. Doch noch ehe er hätte etwas sagen können, sprach Kimiko das aus, was er dachte.
 

„Mimi, das schmeckt fürchterlich! Was hast du denn mit dem Fisch angestellt? Hast du den in Essig gebraten?“
 

Verwundert probierte die junge Frau selbst ein Stück und spuckte es gleich wieder aus.
 

„Nein. Es müsste eigentlich Soja Sauce sein und kein Essig...“
 

Taichi fing an, über beide Ohren zu grinsen. „Du hast die Zeichen für Soja Sauce und Essig verwechselt...stimmt's?“
 

Mimi sah ihren Freund errötend an. „Natürlich nicht. Außerdem ist Essig doch nicht braun!“
 

Kimiko fing ebenso an zu lachen.
 

„Nun mein Essig ist aber in einer braunen Flasche, mein Liebes. Du hast tatsächlich die Schriftzeichen verwechselt. Es wird Zeit, dass du wieder in deinem Heimatland lebst und unsere Schrift übst...“
 

Nun konnte Taichi wirklich nicht mehr an sich halten. Es brach einfach aus ihm heraus und er musste so herzlich lachen, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Auch Kimiko konnte es sich nicht verkneifen, über das Missgeschick ihrer Enkelin zu kichern. Mimi hingegen stopfte sich beleidigt etwas Reis in den Mund und starrte wütend auf ihren Teller.
 

Nach dem spärlichen Mahl räumte Mimi den Tisch ab. In der Küche feuerte sie die Teller wütend in die Spüle und entsorgte den misslungenen Fisch im Müll. Sie stützte sich auf der Küchentheke ab und kniff ihre Augen zusammen. Es ärgerte sie so unsäglich, dass sie bei dieser einfachen Aufgabe versagt hatte und sich alle lustig machten. Taichi betrat den Raum und stellte die Gläser neben ihr ab. Sofort bemerkte er ihre verkrampfte Körperhaltung und ging zu ihr. Als er sie berühren wollte, zog sie ihren Arm von ihm weg und drehte ihm wütend den Rücken zu.
 

„Hey...komm schon, das war doch nicht böse gemeint.“ sagte er sanft und blieb hinter ihr stehen.
 

„Ach lass mich in Ruhe...“ fauchte sie böse.
 

Er holte tief Luft und ging näher auf sie zu. Langsam beugte er sich seitlich über ihre Schulter und wollte einen Blick auf ihr Gesicht erhaschen. Überrascht riss er seine dunkelbraunen Augen auf und sah sie an. Tränen liefen über ihre rosigen Wangen. Besorgt legte er beide Hände auf ihre Oberarme.
 

„Das ist nicht schlimm. Das nächste Mal klappt es bestimmt...“ sagte er leise. Er konnte sich nicht erklären warum sie weinte und was hätte er jetzt auch sagen sollen?
 

„Das ist es nicht...“ sagte sie schluchzend.
 

„Warum weinst du dann?“
 

„Nichts funktioniert...ich bekomme nicht mal so eine Kleinigkeit hin.“
 

Mimi legte ihre Hände vor ihr Gesicht und schluchzte unaufhörlich.
 

„Es geht überhaupt nicht um den Fisch, stimmt's?“
 

Als Antwort bekam er nur ein stummes Nicken von ihr. Er hatte plötzlich wirklich Mitleid mit ihr. Sie musste sich unglaublich alleine und verloren fühlen. Ohne Halt und ohne Ort an den sie zurückkehren konnte. Er vermochte es sich nicht vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn er seine liebende Familie und seine zumeist nervtötende Schwester nicht mehr hätte. Auf einmal drehte Taichi sie sanft zu sich um und nahm Mimi in seine Arme. Er drückte ihren Kopf an seine Brust und spürte, wie sich die junge Frau nicht dagegen wehrte. Ihre Hände glitten auf seine Brust und verkrampften sich im Stoff seines Hemdes. Ihr Gesicht presste Mimi fest gegen ihn. Für einen kurzen Moment ließ sie ihre schützende Fassade fallen und zeigte ihre Verletzbarkeit. Sie suchte nach Trost und nahm diesen gerne von ihm an. Seine große Hand legte er schützend auf ihren Haarschopf und fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar. Er kannte diesen süßlichen Duft von ihr nur zu gut. Er hatte sich so lange danach gesehnt, sie endlich wieder in seinen Armen zu halten. Sofort machte er seine Augen zu und konzentrierte sich auf diesen Moment mit ihr. Schweigend standen beide, liebevoll ineinander verschlungen, in der Küche und genossen diesen kurzen Moment von Zärtlichkeit.
 

Irgendwann konnte Taichi kein Schluchzen mehr hören. Somit öffnete er seine Augen und blickte nach unten. Noch immer hielt er diese wundervolle Frau in seinen Armen. Mimi hatte sich beruhigt, schmiegte sich aber dennoch an seine Brust. Sachte legte er seine Finger um ihr Kinn und drückte ihren Kopf vorsichtig nach oben. Mit einem einfühlsamen Lächeln blickte er in ihre tränenschweren Augen. Sein Daumen wischte ihr die restlichen Spuren der Tränen weg. Beide Hände legte er an ihre Wange. Schüchtern sah Mimi ihren Gegenüber an und wusste nicht so recht, was nun geschehen würde. Taichi beugte sich zu ihr nach unten und machte seine Augen zu. In diesem Moment fing ihr Herz an zu rasen. Wollte er sie jetzt etwa küssen? Unfähig etwas zu tun starrte sie einfach in sein Gesicht. Nervös kniff sie ihre noch immer feuchten Augenlider zusammen. Auf einmal spürte sie etwas warmes auf ihrer Stirn. Als sie erstaunt ihre Augen öffnete, erkannte sie, dass Taichi sie sanft auf ihre Stirn küsste. Erleichtert glitten ihre Hände von seiner Brust hinab und es schien, als würde ebenso ihre gesamte Anspannung abfallen. Langsam löste er sich von ihr und sah sie fragend an.
 

„Es geht schon wieder...geh nur. Ich schaffe den Rest in der Küche alleine.“ sagte sie leise und zog ihre Hände schützend an ihre Brust. Sie wollte nicht weiter darüber sprechen, was gerade geschehen oder eben nicht geschehen war.
 

Zaghaft lächelte sie ihn an und trat ein paar Schritte zurück. Taichi nickte stumm und warf ihr einen letzten besorgten Blick zu. Doch dann verließ er schließlich die Küche und ging nach draußen. Er benötigte dringend frische Luft und musste erst einmal wieder einen klaren Kopf bekommen.
 

Mit beiden Händen in den Taschen lief er den schmalen Holzsteg entlang und erreichte nach kurzer Zeit die Dünen. Dahinter erstreckte sich der endlose Ozean. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages verschwanden hinter der unendlichen Linie des Horizonts und ließen das dunkle Blau der Nacht aufsteigen. Der junge Mann setzte sich auf die Düne und ließ seine Beine nach unten hängen. Der Wind fuhr ihm durchs Haar. Beinahe hätte er sie geküsst. Um Haaresbreite hätte er sich und seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Taichi konnte es keine einzige Sekunde ertragen, sie derart leiden zu sehen. Ihr verweintes Gesicht und das hilflose Schluchzen in seinen Armen. All das kannte er von ihr und doch erschütterte es ihn jedes Mal aufs Neue. Verzweifelt schüttelte er seinen Kopf. Trotz aller Hoffnung, die neu in ihm aufflammte, wusste er, dass er ihr zu viel Leid zugefügt hatte. Seine Brust schmerzte und es schien, als würde ihm etwas den Hals zuschnüren. Taichi zog seine Beine fest an seinen Körper und legte seinen Kopf auf die Knie.
 

Was sollte er nur tun? Warum konnte er nicht ehrlich zu sich selbst sein? Warum gelang es nicht, dass sie zueinander fanden? Über all die Jahre hatte er gehofft und gewartet, dass es irgendwann einen Zeitpunkt geben könnte, an dem er stark genug wäre, ihr alles zu gestehen. Einen Zeitpunkt in seinem Leben, an dem er den Mut aufbringen würde, seine Vergangenheit ein für alle Mal hinter sich zu lassen und mit ihr neu anzufangen.
 

Hoffnung war etwas grausames. Wie eine winzige Flamme konnte sie den dunkelsten Ort erleuchten aber ebenso im Bruchteil einer Sekunde, durch den schwächsten Windhauch sofort erlöschen.
 

„Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion.“
 

Erschrocken drehte sich Taichi nach hinten und erkannte die weichen Gesichtszüge seiner Freundin. Sie setzte sich neben ihn und hatte ein kleines Bündel in ihren Händen.
 

„Zumindest hat das einmal der große Philosoph Voltaire behauptet...“
 

Sie packte das kleine Bündel auf ihren Schoß und sah auf den Ozean hinaus. Noch immer starrte er sie verwundert an.
 

„Viele Dinge die in meinem Leben geschehen sind, kann ich nicht verstehen. Viele Entscheidungen die ich getroffen habe bereue ich zutiefst und manchmal ist der Schmerz über den Verlust von dem, was mir am meisten bedeutet, kaum auszuhalten. Doch dann gibt es diese winzige Hoffnung in meinem Herzen, dass ich morgen aufwache und alles ist in Ordnung.“
 

Sie legte ihr langes braunes Haar über ihre rechte Schulter und sah weiterhin aufs Wasser hinaus.
 

„Es ist sehr lange her, da habe ich mit meinem Vater an diesem Strand gespielt. Ich kann bis Heute nicht verstehen, warum er den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen hat. Ich habe meinen Vater vergöttert und hielt mich natürlich daran, wenn er mir sagte, ich soll nicht mehr hierher kommen. Geld und Macht haben ihn verändert. Ich weiß nicht wann er aufgehört hat mein Vater zu sein oder ob ich aufgehört habe die Tochter zu sein, die er sich wünschte. Was bleibt mir anderes übrig als jeden Tag zu hoffen, dass es wieder so sein könnte wie früher?“
 

Taichi bewunderte ihre aufrichtigen Worte und konnte dennoch sehen, dass es ihr unglaublich schwer fiel die Fassung zu wahren. Auch er hatte unendlich lange gehofft und gewartet, dass sich dieses eine Mädchen, doch noch für ihn entscheiden könnte. Doch er hoffte vergebens und ließ stattdessen diejenige gehen, die ihm ihr Herz voller Hingabe geöffnet hatte.
 

„Mimi, ich...“ doch sie unterbrach seinen Satz und reichte ihm das kleine Bündel von ihrem Schoß.
 

„Ich habe dir einen Nachtisch versprochen. Es ist zwar kein Pudding, aber etwas, das ich wirklich zubereiten kann.“
 

Sie hielt ihm die flachen Pfannkuchen vor die Nase.
 

„Original amerikanische Pancakes. Na los, iss schon!“
 

Erstaunt sah er auf das süße Gebäck, nahm sich einen aus ihrer Hand und biss davon ab. Genüsslich kaute er das Stück, bevor er es schließlich hinunter schluckte. Es schmeckte wirklich ausgezeichnet und Taichi aß brav den gesamten Pancake und sogar den zweiten auf. Es war dunkel geworden und die Sterne glänzten auf der unruhigen Wasseroberfläche des Meeres. Keine Vögel oder sonstige Geräusche waren zu hören. Es herrschte eine ungewohnte aber dennoch wundervolle Stille. Mimi hatte ihre Beine an sich heran gezogen und betrachtete mit einem sanften Lächeln den Mond.
 

„Vielen Dank. Es war sehr lecker!“ sagte Taichi und reichte ihr das Taschentuch, indem die Pfannkuchen eingewickelt waren wieder zurück.
 

Als Mimi es ihm abnehmen wollte, blickte sie auf seinen ausgestreckten rechten Arm. Sie nahm ihm das Taschentuch aus der Hand, legte aber gleichzeitig ihre andere Hand auf seinen Arm. Zart fuhren ihre Finger über die Tätowierung, welche seinen Unterarm schmückte. Er folgte ihrem Blick und sah traurig auf seinen Unterarm. Ihre Finger fuhren zunächst den Schriftzug ab und dann über die darunter versteckte Narbe. Sie konnte es nicht richtig lesen, da es spiegelverkehrt in seine Haut gestochen war. Mimi versuchte den Arm zu wenden, doch es gelang ihr nicht. Stattdessen stöhnte Taichi etwas, da sie ihm den Arm fast überdrehte. Mit einem Lächeln setzte er sich so hin, dass sich beide gegenüber saßen. So konnte Mimi sich mit dem Rücken zu ihm hinsetzen und seinen Arm genau betrachten.
 

„Wie lange ist das jetzt her?“ fragte sie leise und fuhr weiterhin mit ihren kühlen Fingerspitzen über die grazilen Schriftzüge: »Life is Pain«
 

Selbstverständlich kannte sie seine Tätowierung und wusste auch, was auf seinem Arm stand und dass er damit die riesige Narbe zu verbergen versuchte, die sein Motorradunfall hinterlassen hatte.
 

„Im Oktober drei Jahre...“ sagte er matt und ballte seine Hand zur Faust.
 

Mimi blickte seine Faust an und legte sofort ihre Hand darauf. Sanft öffnete sie seine Handfläche wieder und fuhr mit ihren Fingern zwischen seine. Noch immer war dieses Thema für ihn schmerzlich und Mimi hatte nicht bezwecken wollen, alte Wunden in ihm aufzureißen. Doch plötzlich drückte Taichi seinen Arm gegen Mimi. Noch immer blieben ihre Hände miteinander verflochten und er presste ihren femininen Körper gegen seine Brust. Sanft legte er sein Kinn auf ihre Schulter. Seine Hand zitterte und sein Herz schlug so fest, dass Mimi es an ihrem Rücken spüren konnte. Sanft legte sie ihre andere Hand an seinen Unterarm und atmete tief durch. Sie konnte nicht verstehen, warum er sie so fest an sich drückte, doch sie ließ es geschehen.
 


 

Es war ein verregneter Oktoberabend vor drei Jahren, an dem Mimi sich von ihren Freunden verabschiedete, um nach ihrem Schulabschluss in die USA aufzubrechen. Nach einem langen und schmerzhaften Sommer hatte sie sich dazu entschlossen, den Mann den sie liebte aufzugeben und zu versuchen irgendwo neu anzufangen. Trotz ihrer wunderbaren gemeinsamen Nacht vor einem Jahr, gelang es Mimi nicht, dass Taichi sich von Sora löste. Immer wieder wies er sie ab und sagte ihr zu guter Letzt, dass er keine Beziehung mit ihr wolle, dass sie nur eine Freundin sei. An diesem Tag hatte sich Mimi dazu entschlossen, Japan und ihn zu verlassen. Sie konnte es nicht ertragen ihm dabei zuzusehen, wie er einer Erinnerung hinterher lief. Nächste Woche würde ihr Studium in Boston beginnen und die letzten Tage wollte sie mit ihren Freunden verbringen. Es war für sie eine große Enttäuschung, dass Taichi an keinem dieser Abende dabei war. Ihre Freunde boten ihr an, sie zum Flughafen zu begleiten, doch die junge Frau lehnte dankend ab. Sie wollte nicht, dass ihre Freunde sahen, wie sie vor Wut und Verzweiflung in Tränen ausbrach. Wut darüber, dass er nicht hier war und Verzweiflung weil er sie einfach gehen ließ. Nachdem sie mit dem Taxi abgefahren war, tauchte Taichi in der Wohnung seiner besten Freunde auf. Er war vom Regen völlig durchnässt und außer Atem. Völlig außer sich wollte er wissen, ob Mimi noch da war. Sora versuchte ihm zu erklären, dass sie bereits vor einer halben Stunde mit dem Taxi zum Flughafen gefahren sei. Ohne den Warnungen seiner Freunde jegliche Beachtung zu schenken, verschwand Taichi und machte sich in einem haarsträubenden Tempo mit seinem Motorrad auf den Weg zum Flughafen, in der Hoffnung sie doch noch einzuholen. Er hatte lange mit sich selbst gehadert und dann dazu entschlossen, dass er sie unmöglich gehen lassen konnte. Taichi hätte sie niemals abweisen sollen, denn sie war die eine besondere Person in seinem Leben.
 

Doch an diesem Abend erreichte er sie nicht mehr. Aufgrund viel zu Hoher Geschwindigkeit, kam er auf regennasser Fahrbahn von der Straße ab und stieß mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Es gelang zwar, trotz schwerster Verletzungen, sein Leben zu retten, doch aufgrund des erheblichen Schädel-Hirn-Traumas erlangte Taichi sein Bewusstsein nicht zurück. Er lag bereits zwei Wochen im Koma, als Mimi Hals über Kopf aus den USA anreiste. Sora und Yamato hatten sie erst spät darüber informiert, da sie nicht wollten, dass sich ihre sensible Freundin Vorwürfe wegen des Unfalls machte. Mehre Tage und Nächte brachte sie an seinem Bett zu. Mimi hielt durchweg seine Hand. Sie weinte, schimpfte, schrie und fluchte an seinem Bett. Doch nichts schien ihn zurück zu holen. Schließlich fassten Hikari, Yamato und Sora den Entschluss, dass Sora versuchen sollte, sein Bewusstsein durch einen Kuss zu erreichen. Die Ärzte hätten wohl gesagt, dass zumeist die Personen den Patienten erreichen, die ihm sehr viel bedeuten. Für Mimi war es damals ein Schlag ins Gesicht und als ihre rothaarige Freundin das Zimmer von Taichi betrat, hielt sie es nicht länger aus. Unter einem fadenscheinigen Vorwand verabschiedete sie sich von ihren Freunden und reiste sofort ab.
 

Heute hätte Mimi nicht mehr sagen können wie viele Wochen sie jede Nacht weinte, als sie am Flughafen die Nachricht von Yamato erhielt, dass er noch am selben Abend aufgewacht sei. Jetzt saß sie hier mit ihm am Strand und diese große Narbe sowie die darüber liegende Tätowierung waren alles, was an diesen schrecklichen Unfall erinnerten. Noch immer drückte er sie fest an sich und Mimi spürte, wie diese längst vergessen geglaubte Wut in ihr aufstieg. Ihre Fingerspitzen bohrten sich in sein Fleisch und ihre Augen wurden gläsern. Noch immer konnte sie es ihm nicht verziehen. Es hatte sie so sehr verletzt.
 

„Ich muss dir etwas sagen...“ murmelte er mit schwacher Stimme und spürte, wie angespannt ihr Körper plötzlich wurde.
 

„Ich will nichts mehr davon hören. Es ist drei Jahre her....lass es gut sein.“ sagte sie matt und wollte sich aus seiner Umarmung lösen. Aber Taichi hielt sie fest und drückte sie an sich heran.
 

„Warum bist du auf einmal so wütend?“ fragte er ebenso zornig über ihren Tonfall.
 

„Du bist mir deswegen nichts schuldig. Wir waren kein Paar und sie hat dich geküsst, damit du aufwachst. Es ist vorbei und kein Thema mehr. Bitte fang nicht davon an.“
 

„Was? Wen soll ich geküsst haben? Wovon sprichst du denn überhaupt?“
 

Sie konnte es kaum ertragen diese Erinnerungen erneut zu durchleben und jetzt stellte er sich so dämlich an. Wütend rammte sie ihm ihren Ellenbogen in den Bauch und stieß seinen Arm von sich weg. Mimi rutschte die Düne hinab und lief aufgebracht zum Wasser. Umgehend stand er auf und folgte ihr.
 

„Bleib stehen und sag mir wovon du sprichst!“ rief er und packte ihr Handgelenk.
 

Als sie sich erschrocken umdrehte und ihn mit angstverzerrten Augen anstarrte, ließ er sie sofort los. Offenbar hatte sein fester Händedruck die junge Frau an den Abend im Restaurant erinnert.
 

„Bitte entschuldige...ich wollte dir nicht wehtun.“
 

„Zu spät...“ flüsterte sie und schlang ihre Arme um sich.
 

„Aber Mimi...bitte sag mir doch, was du meinst. Welcher Kuss soll mich aufgeweckt haben?“
 

„Der von Sora.“
 

Taichi schwieg und betrachtete ihr Gesicht. Er atmete tief durch und nahm all seinen Mut zusammen. Langsam verstand er nämlich warum Mimi so verletzt war.
 

„Auf dem Weg zum Flughafen, hatte ich die ganze Zeit überlegt, was ich dir wohl sagen könnte, damit du nicht gehst. Ich wusste, dass ich bereits zu viele der falschen Worte gesagt hatte. In meiner eigenen Unsicherheit habe ich dich gekränkt. Ich hatte so große Angst, dich für immer zu verlieren und dabei wollte ich dich niemals missen in meinem Leben. Dieser Unfall ist geschehen, weil ich achtlos gewesen bin. Dich trifft daran keine Schuld.“
 

Er sah wie sich ihre Mimik weiter verfinsterte und sie ihn nicht mehr ansehen konnte.
 

„Doch was auch immer du denkst, mich hat keine Prinzessin aus dem Schlaf wach geküsst. So etwas ist niemals passiert.“
 

Taichi legte seine Hand auf ihre und versuchte sie zu umfassen, doch Mimi weigerte sich.
 

„Ich bin aufgewacht, weil du da gewesen. Drei Tage und drei Nächte bist du bei mir gewesen. Ich kann mich an jedes einzelne Wort erinnern, das du mir entgegen geschrien hast. An jede deiner Tränen, die auf meine Hände tropfte. Doch ich konnte mich nicht bewegen, dir nichts sagen. Es war, als wäre ich gefangen in meinem eigenen Körper. Ich habe aus deinem Munde gehört, wie sehr ich dir wehgetan habe. Was du dir für Vorwürfe gemacht hast und wie groß deine Sorgen um mich waren. Ich habe auch gehört, dass du mich nicht verlieren wolltest.“
 

Mimi wurde feuerrot als sie seine Worte hörte. Wie konnte er das all die Jahre für sich behalten, dass er ihren Besuch mitbekommen hatte? Wütend holte sie aus und verpasste ihm eine Ohrfeige.
 

„Du bist so gemein...“ flüsterte sie und sah ihn verächtlich an. „Hat es dir gefallen mich so zu sehen? Hast du es genossen, dass ich mich quälte?“
 

Wütend fixierte er sie und ging näher auf sie zu.
 

„Ich dachte du hättest mich verlassen. Als ich aufwachte warst nicht du es, die an meinem Bett saß. Niemand hat mich geküsst, damit ich aufwache. Du hast mich aufwachen lassen. Deine aufrichtigen Worte waren es, die mich zurück ins Leben holten.“
 

In diesem Moment entglitten ihr sämtliche Gesichtszüge. Fassungslos starrte sie ihren Gegenüber an und konnte nicht glauben, was er da sagte. Noch bevor sie sich regen oder etwas sagen konnte, packte Taichi ihre Schultern und zog sie zu sich. Er beugte sich zu ihr und legte seine rechte Hand an ihre Wange. Er schloss seine Augen und sog den süßlichen Duft ihrer Haare in sich auf. Automatisch stellte sich Mimi auf ihre Zehenspitzen und kam ihm etwas entgegen. Im Schein des Mondes geschah es letztlich. Sanft legte er seine Lippen auf ihre. Zunächst sträubte sie sich und drückte ihre Hände gegen seine Brust. Doch als er mit seiner Hand über ihren Rücken strich, brach ihr Schutzwall zusammen. Sehnsüchtig legte sie ihre Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn. Mimi ließ seine Zunge gewähren. Zärtlich umspielte er die ihre. Genüsslich schloss sie ihre Augen und erwiderte seinen Kuss.
 

Als sie sich langsam von ihm löste, blickte er sie enttäuscht an. Mit einem zarten Lächeln zog sich Mimi ihr Kleid über den Kopf. Verdutzt starrte er sie an, wie sie in Unterwäsche vor ihm stand.
 

„In Ordnung!“ sagte er freudig und zog sich ebenfalls seine Schuhe und die Hose aus.
 

Grinsend stupste sie ihm gegen die Brust.
 

„Nicht das, was du willst du perverser Kerl! Lass uns ins Wasser gehen...“
 

„Auch dort können wir miteinander...“
 

Taichi konnte seinen unverschämten Satz nicht beenden, da er sich vor ihrem Schuh ducken musste. Er knöpfte sein Hemd auf und folgte ihr ins Wasser. Die Wellen waren seicht und gleichmäßig. Der salzige Geschmack des Meeres lag überall in der Luft. Mimi lief vor ihm und genüsslich betrachtete er ihren schmalen Rücken. Ihr Körper hatte sich seit dem letzten Mal nicht verändert. Als sie sich umdrehte, bemerkte Taichi plötzlich, dass er errötete. Die junge Frau griff nach seiner Hand und zog ihn zu sich. Sie legte beide Arme um seinen Nacken und schlang ihre Beine um ihn. Schweigend legte sie ihren Kopf auf seine Brust und kuschelte sich an ihn. Liebevoll legte er seine Arme um ihren Körper und drückte sie an sich. Gemeinsam trieben sie im Wasser ohne ein Wort zu sprechen. Es schien, als würden ihre Herzen im gleichen Rhythmus schlagen. Mimi löste ihren Kopf von seiner Brust und blickte zu ihm rauf. Im Schein des Mondes wirkten seine Augen fast schwarz. Sie lächelte sanft und strich ihm wenige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Mit ihrem Daumen fuhr sie über die kleine Narbe an seiner Unterlippe. Sie hatte diese bereits in ihrem vorhergehenden Kuss gespürt. Mimi wusste genau, um welche Verletzung es sich dabei handelte. Kurz dachte sie an diesen schrecklichen Abend vor einem Jahr zurück, doch dann richtete sich ihr Blick wieder auf seine wundervollen Augen.
 

„Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können...“
 

Dankbar für ihr Kompliment lächelte er sie ebenso an und zog mit seiner Hand ihr Kinn dichter zu sich, damit er seine Lippen erneut mit ihren versiegeln konnte. Zärtlich küssten sie sich, umgeben vom beständigen Schaukeln der Wellen und im silbernen Glanz des Mondes, in ihren Herzen die aufkeimende Hoffnung tragend, einen neuen gemeinsamen Weg miteinander zu finden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
dieses Kapitel ist mir unendlich schwer gefallen. Irgendwie trat ich auf der Stelle und kam nicht vorwärts. Ich hoffe es ist nicht zu langatmig geschrieben. Im nächsten Kapitel geht es wieder mehr zur Sache und es kommen einige Details aus der Vergangenheit ans Licht, welche bestimmte Zusammenhänge erklären und natürlich neue Fragen aufwerfen werden. Das nächste Kapitel ist sehr lang und ich habe es in verschiedene Episoden unterteilt.
Das nächste Kapitel heißt: "Die Tage mit dir - Teil I: Annäherung"

Vielen Dank fürs lesen!!! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  dattelpalme11
2015-03-22T12:30:39+00:00 22.03.2015 13:30
Huhu :)
Also ich habe mich wirklich gefreut, als ich gesehen habe, dass dein neues Kapitel online gegangen ist :D
Und ja das Kapitel ist schon seeehr lang, aber ich mag lange Kapitel voll gerne, da sie dann auch nicht so schnell zu Ende sind :>
Ich finde auch, dass du es, wie auch die Kapitel zuvor, sehr lebendig und lebensnah geschrieben hast.
Man sieht, dass jeder von ihnen sein Päckchen zu tragen hat. Mimis Oma finde ich irgendwie voll süß, da sie mich an meine so ein bisschen erinnert :)
Aber auch die Vergangenheit mit ihrem Vater scheint ja beide irgendwie sehr zu belasten...ach ja Geld kann wirklich die Persönlichkeit sehr negativ beeinflussen. Wirklich schade :(
Aber man spürt richtig, wie wohl sich Mimi bei ihrer Oma fühlt und das sie sie sehr vermisst hat :3
Auch die Vergangenheit von Tai und Mimi finde ich nach wie vor interessant, da immer mehr Dinge aufgedeckt werden, die man zuvor nicht wusste. Das mit dem Unfall war wirklich krass o.O
Und ich fand es so unfassbar süß, dass Mimi mehrere Tage bei ihm am Bett gehockt hat, aber ich glaube an ihrer Stelle wäre ich auch abgehauen, wenn ich von der Idee mit Kuss erfahren hätte, auch wenn es anscheinend keinen gab.
Aber Mimi konnte ihn mit ihrem Geschimpfe und ihren Worten erreichen, was wirklich nochmal zeigt, dass sie ihm viel bedeutet :> Ahh warum hat er ihr das nie gesagt? Man Tai, komm mal in die Puschen...ist ja furchtbar!
Man merkt richtig, dass beide sich sehr wichtig sind, aber auch das die Vergangenheit sie daran gehindert hat zu ihren wahren Gefühlen zu stehen.
Und ich glaube eher das sich Tai das Tattoo wegen Mimi gestochen hat und nicht wegen der Sache mit Sora.
Sie hat ihm schon immer viel bedeutet und es würde auch vom Zeitpunkt her passen, da er es nach seinem Unfall hat stechen lassen.
Lustig fand ich auch, dass Mimi ja mal so gar nicht kochen kann und Essig mit Soja-Sauce verwechselt hat :D Irgendwie finde ich es sehr sympathisch, wenn Charaktere Schwächen haben :)
Auch die Schlussszene mit dem Kuss fand ich wirklich unglaublich toll..hier hat man auch nochmal gemerkt, dass beide mehr Gefühle füreinander haben, als sie zugeben.
Auch die Referenzen zum Titel fand ich wirklich passend gewählt und auch der nächste Titel klingt schon mal sehr interessant :)

Weißt du eigentlich schon wie viele Kapitel die Geschichte haben wird?
Freue mich schon auf das nächste Kapitel :D

Liebe Grüße
dattelpalme11 ;)
Antwort von:  Sakuran
22.03.2015 14:35
Hey Dattel,

sag mal veranstalten wir hier "Parallel - Lesen"??? Ich krauche durch deine Geschichte und du wanderst durch meine? Wie witzig ist das denn?

Die Vergangenheit zwischen Mimi und Tai ist ja der Hauptfokus der Geschichte und von daher finde ich es super, dass euch die Rückblenden so gut gefallen. Ich hoffe nur, dass man die zeitlichen Abläufe versteht. Also dieser Motorradunfall ist ein Jahr nachdem die beiden das erste Mal miteinander verbracht haben und seine Tätowierung bezieht sich grundsätzlich auf seine Vergangenheit. Im Verlauf seines Lebens hat er gelernt, dass es eben nicht nur Glück und Sonnenschein gibt, sondern das Leben eine Aneinanderreihung von Fehlschlägen und Enttäuschungen ist, die aber zwangläufig einfach dazu gehören. Es soll ihn immer daran erinnern, dass es wichtig ist weiter zu kämpfen und sich nicht unterkiegen zu lassen. Doch das was er mit Mimi teilt, bringt ihn immer wieder an den Rande der Verzweiflung. Beide wissen einfach nicht was das zwischen ihnen ist, sie wissen nicht was sie wollen. Gefangen zwischen Freundschaft und irgendwas dazwischen, finden sie einfach keinen Weg zueinander und rennen immer wieder aneinander vorbei.

Tja was soll ich sagen, er muss definitiv in die Puschen kommen. Wenn du erstmal das nächste Kapitel gelesen hast, ich glaube da wirst du Tai kreuzigen wollen. Er hat von mir aber auch keine liebliche Rolle bekommen ;-)

Also das finde ich jetzt richtig mega, dass du bemerkt hast, dass ich mich am Ende der Kapitel immer auf den Titel des Kapitels beziehe. Das freut mich riesig ^.^ Es kommt daher, da es im Prolog eine klar formulierte Frage gibt und diese wird im Verlauf der Geschichte beantwortet. Außerdem versuche ich immer wieder die Verbindung zum eigentlichen Titel der Geschichte herzustellen. Was sind das denn für Dinge, die wir immer wollten? Daher die Referenzen zum Titel.

Bislang weiß ich grob, wieviele Kapitel es sein werden - wahrscheinlich 9 oder 10 Kapitel. Ich bin mir dabei jedoch noch nicht sicher, an welchem Punkt ich es enden lasse. Ich denke, dass werden wir sehen, wenn es soweit ist.

Vielen Dank an dich und ich werde mich jetzt wieder deiner Geschichte widmen *g*
Liebe Grüße,
Sakuran
Von:  SnowLoveShine
2015-03-22T11:13:06+00:00 22.03.2015 12:13
Wieder einmal ein tolles Kapitel :)

Man spürt deutlich die Liebe, die Mimi zu ihrer Großmutter hat und wie sehr sie es vermisst, eine richtige Familie zu haben.
Der Vater, dem Macht und Geld viel wichtiger ist, als seine eigenen Tochter bzw. Familie verletzt sowohl die Mutter, als auch Mimi sehr, da sie ihn früher immer als Vorbild gesehen hat.
Zu sehen wie ihr Vorbild nicht der ist, für den sie ihn immer gehalten hat, hat sie ziemlich mitgenommen und enttäuscht.

Auch wird eine andere Facette von ihr gezeigt, die Tai bis jetzt noch nie gesehen und es verwundert hat, sie so zu sehen.
Es gibt so viele Momente in dem sie immer wieder versucht, die starke Frau zu zeigen, die sich nicht unterkriegen lässt und einfach schlagfertig ist, ebenso gibt es die Momente, wo sie ihr innerstes zeigen kann. Ihr zerbrechliche Seite.
In solchen Momenten, leide ich meistens immer mit ihr.
Dann gibt es diese speziellen Momente, wie bei der Großmutter, wo sie einfach glücklich ist sie zusehen und wo man bei ihr keine Last spürt, die sie die ganze Zeit mit sich führt.
Sie konnte in diesen kleinen Moment einfach sie selbst sein, was den Tai auch ziemlich verwundert hat.

Was ich wirklich an deiner Geschichte mag, sind die Rückblenden die du mit einbaust, um die Gefühle der Personen mehr hervorzuheben und man einen einblick in deren inneres haben kann.

Mimi hat sich ein ganzes Jahr lang bemüht, dass Tai endlich die Vergangenheit loslässt, aber stattdessen wird sie jedesmal von ihm weggestoßen und verletzt.
Ihre Entscheidung zurück nach Amerika zu fliegen, kann ich nachvollziehen, jedoch kann man nicht vor seinen Gefühlen weglaufen.
Das Tai sich noch nicht mal von ihr verabschiedet hat, hat sie ziemlich hart getroffen, da sie sich von ganzen Herzen gewünscht hat, dass er sie doch noch aufhält und sie zusammen in eine glückliche Zukunft gehen konnten, jedoch wurde sie wieder einmal von ihm enttäuscht und verletzt.
Auch hier wird deutlich, dass Tai Gefühle gegenüber Mimi hat, jedoch ist er wie immer zu spät.
Er hat ein ganzes Jahr lang gebraucht um es halbwegs einzusehen, dass sie für ihn eine besondere Person ist, die er nicht verlieren möchte, aber er zu lange gebraucht.
Dadurch, dass er sie immer wieder weggestoßen hat und blind vor Liebe war, hat er nicht gemerkt, wie sehr er die junge Frau verletzt hat und wie sehr er sich selber weh getan hat ohne es zu merken.

Sein Unfall zeigt auch, dass egal was zwischen Mimi und Tai auch passiert ist, Mimi wird ihn immer lieben und für ihn da sein.
Dass sie Tag und Nacht bei ihm war, beweist nur Mimis unendliche Liebe zu ihm und die Angst ihn zu verlieren.
Das Sora Tai geküsst hat nur damit er wieder erwacht, war für Mimi ein Schlag ins Gesicht, da ihr immer wieder vor Augen geführt worden ist, dass Tai sie niemals lieben wird und in seinem Herzen immer Sora die Frau seiner Träumer ist, jedoch ist ihr zu diesem Zeitpunkt nicht eingefallen, dass auch Tais Gefühle sich verändert haben, da sie so schnell aus Japan wieder verschwunden ist.
Ich glaub, dass ist auch der Punkt, warum Tai auch so sauer auf sie gewesen ist.
Er hatte ihre Stimme immer wieder gehört und als er aufgewacht ist, erkennt er, dass Mimi nicht mehr da ist.
Dass sie ihn wieder verlassen hat.
Hierbei handelt es sich nur um Missverständnisse, die die beiden noch beseitigen müssen.

Das Tattoo vonTai kann man von zwei Seiten sehen.
Es kann sich darum handeln, dass er Sora an seinen besten Freund verloren hat oder dass er Mimi nicht aufhalten konnte, was dem eher entspricht, da er sie aufhalten wollte und das Tattoo kurz nach seinem Unfall hat stechen lassen.

Trotz dass Mimi so viele Enttäuschungen erleiden musste, verhält sie sich ziemlich erwachsen.
Sie braucht etwas Zeit, um die Wunden ihres Herzens zu heilen und dabei kann ihr Tai helfen.

Das Tai ihr erzählt hat, wie er sich gefühlt hat, ist ein Schritt vorwärts und wie es aussieht, nähern die beiden sich wieder an :)

Die Szene mit dem Fisch fand ich auch ziemlich witzig^^
Wer nach so langer Zeit wieder zurück in seiner Heimat ist, muss sich erstmal wieder orientieren und kann das nicht auf Anhieb, aber ich bin mir sicher, dass Mimi es schaffen wird :)

Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel :)

Lg
Snowie




Antwort von:  Sakuran
22.03.2015 14:05
Liebe Snowie,

du verrücktes Huhn! Vielen Dank für deinen super ausführlichen Kommentar. Es freut mich außerordentlich, wenn ihr mir beschreibt, wie einzelne Szenen auf euch gewirkt haben.

Mimi ist einfach unglaublich unglücklich über ihr Leben. Sie hat sich nicht nur ein Jahr um Tai bemüht, sondern schon viel, viel länger. Die Beziehung zu ihrer Großmutter ist für sie etwas sehr wichtiges. Die komplizierte Beziehung zu ihrem Vater begründet auch ein stückweit, warum ihre Beziehung zu Männern so schwierig ist. Ich würde sagen, dass nicht nur Tai sie verletzt hat. Auch Mimi hat ihn verletzt und in seinen Augen verlassen. Er ist sich seiner Gefühle bewusst, will sie aber nicht wahrhaben. Warum?! Das verrate ich noch nicht ;-)

Zuletzt noch etwas, Sora hat ihm am Ende nicht geküsst. Vielleicht habe ich das nicht gut beschrieben, aber er ist am Ende von alleine aufgewacht, nachdem Mimi gegangen war.

Beide sind mittlerweile erwachsen geworden und auch Tai wird bewusst, dass es nicht unendlich so weiter gehen kann. Beide müssen sich darüber klar werden, was sie von dem anderen wollen und anfangen ehrlich zueinander zu sein. Er sieht, wie sich alle um ihn herum weiterentwickeln. Seine besten Freunde haben geheiratet und seine Schwester wird eine Familie gründen. Das arbeitet natürlich auch in ihm und er fängt langsam an, sein Leben und die Entscheidungen die er getroffen hat, zu hinterfragen.

Die Szene mit dem Fisch ist aus eigenem Erfahrungsschatz. Da habe ich vielleicht etwas aus meinem eigenen Leben einfließen lassen *lol*

Ich freue mich sehr über deinen Kommentar, es motiviert mich sehr zum weiter schreiben.
Dennoch möchte ich mich für dieses langatmige Kapitel entschuldigen, ich wusste nicht wie ich sonst hätte an den weiteren Verlauf der Geschichte anknüpfen sollen.

LG
Sakuran
Von:  HellsLady
2015-03-22T10:07:22+00:00 22.03.2015 11:07
Etwas langatmig abermals so schlimm:)
Da ich deinen Schreibstil total mag war es für mich persönlich nicht schlimm :)
Freu mich schon auf des nächste Kapitel. :)
Antwort von:  HellsLady
22.03.2015 11:08
Aber für mich nicht so schlimm*
Immer dieses T9 am Handy :D
Antwort von:  Sakuran
22.03.2015 13:52
Genau....es war langatmig....ich dachte ich bekomme die Kurve nie! Oh Gott, zum Glück ist es vorbei *lol*

Vielen Dank!


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