Unberechenbar
Das Leben verläuft nicht immer in geordneten Bahnen und es verläuft gewiss nie so, wie man es sich vorher ausmalt. Manchmal müssen wir auf unserem Weg einige Umwege in Kauf nehmen. Wir stehen mehr als einmal vor einer Abzweigung und müssen uns entscheiden, welche Richtung wir als nächstes einschlagen möchten. Wollen wir den einfachen oder den schwierigen Weg wählen? Ergreifen wir jede Möglichkeit die sich uns bietet oder lassen wir sie verstreichen, um auf der sicheren Seite weiter zu gehen? Aber viel wichtiger ist die Frage: Verfolgen wir das von uns gesteckte Ziel bis zum Schluss und müssen wir dies? Sind diese sogenannten Umwege wirklich Umwege? Ist es verwerflich, seine anfänglich gesetzten Ziele über Bord zu werfen und sie durch neue zu ersetzen?
Wie ich bereits sagte, ist das Leben nicht vorhersehbar. Doch ist es nicht grade diese Unvorhersehbarkeit, die es so einzigartig und aufregend zugleich macht? Wäre es nicht langweilig, wenn alles nach Plan verlaufen würde? In meinem Leben lief bis jetzt gewiss nicht alles nach Plan. Als letzte Überlebende meiner Zunft, habe ich meine Ziele mehr als einmal aus den Augen verloren. Ich habe meinen Lebensmut mehr als einmal verloren, doch ich hatte zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen an meiner Seite.
Diese einschneidenden Erlebnisse haben mich und mein Leben geprägt. Sie haben dazu geführt, dass sich meine Prioritäten und Lebensziele mit der Zeit verändert haben. Denn das dürfen sie, solange man sich selbst treu bleibt. Sie haben den frischen Wind wieder einkehren lassen. Doch sie haben auch dazu geführt, dass ich mich von einigen Teilen meines Lebens verabschieden musste, von denen ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ich sprechen von Freunden, von Familie. Manchmal gibt es keine andere Möglichkeit, keine Abzweigung, wenn man sich eine wünscht. Nur den direkten Weg.
Da ist es wieder, dieses zweischneidige Schwert, welches sich Leben nennt. Eine sehr weise Person, die mich einen Teil meines Weges begleitet hat, sagte einmal:
„Auf jeden Regen folgt Sonnenschein!“
Heute kann ich ihr guten Gewissens beipflichten. Zumindest zum Teil. Denn das eigentlich Entscheidende ist: Was überwiegt am Ende? Der Regen oder der Sonnenschein?
Die Antwort habe selbst ich noch nicht gefunden.
