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Love Exposure

Entblößung der Liebe
von

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Aufgestaute Wut

Bulma war noch immer wie in einer Schockstarre. Zuvor war sie so perplex gewesen, dass sie gar nichts mehr auf Vegetas Worte erwidern konnte. Die Worte steckten in ihrem Hals fest, fanden aber nie den Weg nach draußen. Ihre Gedanken bildeten die Silben, jedoch fügten sie sich nie zu einem sinnvollen Satz zusammen. Seine sanften Schlafgeräusche verrieten, dass er längst nicht mehr im Wachzustand verweilte und sowieso nicht mehr aufnahmefähig war. Vielleicht war es auch erst einmal besser, wenn sie sich sammelte und sich alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Sie blickte in das leicht gebräunte Gesicht ihres Gefährten und betrachtete seine geschlossenen Augen. Was sollte sie tatsächlich machen? Zuerst hatte sie sich beschwert, dass er den ganzen Tag nichts tat. Nun da er etwas mit sich anzustellen wusste, war ihr es auch nicht genehm. Sie selbst wollte nie jemand sein, den man es nicht recht machen konnte, beziehungsweise, dass man ihr sogar unterstellen konnte, dass sie sich die Dinge so zurechtlegte, wie es ihr am besten passte.
 

Die Blauhaarige versuchte sich in Chichi hinein zu versetzen. Diese hatte mit dem gleichen Problem, jedoch mit einem weniger sturen Saiyajin zu kämpfen. Normalerweise befand sie die Herangehensweise von Problemen, wie sie die Schwarzhaarige anging, nicht als optimal. Manchmal kam es sogar vor, dass sie ihre Freundin verurteilte, wie sie teilweise bei gewissen Dingen überreagierte. Doch in der Hinsicht musste sie eine Übereinstimmung feststellen. Chichi hatte ihren Mann wenigstens dazu gebracht, den Kleinen nicht zu trainieren. Die Ereignisse der vergangenen Jahre hatten jedoch dem Schicksal eine Wendung verpasst, die selbst das Leben der Blauhaarigen völlig auf den Kopf gestellt hatte. Bulmas Gedanken drifteten völlig vom ursprünglichen Gedanken ab. Was wäre wenn?
 

Was wäre, wenn Radditz nie auf die Erde gekommen wäre?
 

Was, wenn Vegeta nie über den Scouter alles mitgehört hätte?
 

Was wäre, wenn er einfach tot geblieben wäre beim Kampf gegen Freezer?
 

Was wäre, wenn sie sich nie in ihn verliebt hätte?
 

Was wäre. Wenn.
 


 

*******
 


 

Es vergingen Stunden, doch Bulma konnte einfach nicht einschlafen. Sie hatte hier und da solche Nächte, wo sie todmüde war, aber ihr Kopf vom vielen Denken schmerzte und sie trotz Müdigkeit nicht schlafen ließ. Mitten in der Nacht, sie wusste nicht, wie spät es war, stand sie schlussendlich auf und blickte hinaus aus dem Fenster. Mit ihrer rechten Hand schob sie den Vorhang etwas zur Seite und betrachtete den Nachthimmel, der sich ihr offenbarte. Es sah so aus, als wäre Vollmond. Die große, helle Kugel schien übermächtig auf ihr Haupt und Bulma rieb sich die Augen. Alles an ihr schien zu schmerzen und angespannt zu sein. Was sollte sie nur tun? Ein leichter, heller Nebel schien sich über dem dunklen Nachthimmel zu legen. Er war vergleichbar mit ihren trüben Gedanken, die sich über ihren Gefühlen verstreuten und in Zweifel stellten.
 

„Was ist los?“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. Die Blauhaarige drehte leicht ihren Kopf nach links, um zum Kopfende des Bettes blicken zu können. Dort konnte sie im Halbdunkel, mit einem leichten Lichteinfall des Mondes, ihren Kämpfer erhaschen. Anscheinend hatte sie ihn ungewollt geweckt, denn seine Augen waren weit aufgerissen und ließen keine Müdigkeit erkennen.
 

„Gar nichts“, gab sie ungewollt eisig zurück und ging zu der Kommode rechts von ihr, um sich ein Nachthemd herauszuholen. Nackt, wie sie noch immer war, wollte sie nicht Gefahr laufen, in diesem Zustand mit ihm zu diskutieren. Sie streifte sich schnell das hellblaue Stoffteil über ihren Körper und starrte weiter aus dem Fenster.
 

„Lass die Spielchen. Was ist los?“
 

Bulma biss sich abrupt auf die Unterlippe, als sie die zischende Stimme ihres Gegenübers vernahm. Ob sie wollte oder nicht, sie konnte ihm nichts vormachen. Er kannte sie und er hasste die „Es-Ist-nichts-Spielchen“.
 

„Ich kann nicht schlafen.“
 

„Warum?“
 

Ein weiterer Moment der Stille brach an und Bulma starrte weiter gebannt aus dem Fenster. Nun war der Moment gekommen. Sie hatte gedacht das Ganze bis zum nächsten Morgen, oder den Tag darauf zu verschieben. Doch es war besser solche Ungereimtheiten waren eher früher als später geklärt, bevor sie noch mehr Probleme verursachten.
 

„Ich hab dich was gefragt“, knurrte der Saiyajin und warf die Decke zur Seite, die seinen Körper noch verdeckt hatte. Er erhob sich von dem Bett und stellte sich direkt vor sie hin. Im Gegensatz zu ihr machte er keine Anstalten sich etwas zum Anziehen zu suchen. Seine nackte, muskulöse Silhouette war vor ihrem Blickfeld und ließ ihre Gedanken neu ordnen.
 

„Ich hab dich gehört. Verdammt …“, fluchte sie unweigerlich und schluckte noch einmal bevor sie weiter ausholen konnte. „Es ist wegen … Trunks.“
 

„Was ist mit ihm?“ Er schien nicht im Mindesten zu verstehen, dass für sie als Mutter diese Trainingssache ein Problem darstellen könnte. Wie sollte er auch? Erstens war er kein Mensch und konnte die Sorgen und Bedenken nicht nachvollziehen, die sich in ihr aufstauten. Außerdem schien er wirklich nicht im Geringsten ein Vater für den Kleinen zu sein. Nicht nur, dass er ihn nicht mal in den Arm nahm. Nein, er würde ihm sogar noch ein gefährliches Sparring unterziehen.
 

„Ich will das nicht.“
 

„Was?“
 

„Dass du ihn trainierst …“
 

Der Saiyajin verschränkte seine Arme und sein Blick verfinsterte sich etwas, als er sah, wie sie diese Worte aussprach. „Und was ist das Problem dabei?“
 

„Es gibt nicht nur ‚das‘ Problem, es sind mehrere“, begann sie und streifte sich mit ihren Händen über die erhitzten Wangen. Bulma spürte, wie die Aufregung ihr zu Kopf stieg. Doch sie musste dies nun klären, ob sie wollte oder nicht. „Er ist viel zu klein dafür. Du selbst hast mir mal gesagt, dass du bei Weitem nicht so alt warst wie Trunks.“
 

„Das sind ganz andere Voraussetzungen. Er hat viel mehr Talent, bessere Gene. Du weißt, dass ein Mensch-Saiyajin-Mischling mehr Begabung im Kampf hat. Son Gohan ist das beste Beispiel dafür“, begründete er seinen Standpunkt. In der Hinsicht hatte er fast Recht, dennoch war es zu früh.
 

„Du könntest ihn verletzen“, sprudelte es aus ihr heraus und sie biss sich auf die Zähne. Bulma sah es trotzdem nicht ein, dass die besseren Gene genug Ausrede für ein lebensgefährliches Training waren.
 

„Ich werde ihn nicht gleich mit einem Ki-Strahl pulverisieren. Ich weiß genau, wie man mit solchen Kindern so was angeht. Als ich klein war, habe ich auch ein Basis-Training absolviert und bin auch nicht daran krepiert.“
 

„Trotzdem ist es gefährlich. Ich will nicht, dass du ihn versehentlich tötest.“ Die Blauhaarige senkte ihren Blick und ihr Körper begann leicht, fast unbemerkt, zu zittern. Die aufkeimenden Tränen, die sich ihren Weg nach draußen bahnten, musste sie unterdrücken. Sie konnte nicht jetzt, wo sie ihren Standpunkt vertrat, wie ein kleines Mädchen losheulen. Sie presste ihre Lippen fest aufeinander und riss sich zusammen. „Du liebst ihn nicht so wie ich.“
 

„Ist es das, worum es geht? Ist dies das eigentliche Problem?“ Erneut hob Bulma ihren Blick und sah in seine schwarzen Opale, die mehr Fragen aufwarfen, als dass ihre beantwortet wurden. Was war das eigentliche Problem? War es das Training für Trunks? Oder lag es weiter unten, tief schlummernd? Sie ordnete ihre Gedanken neu und ergründete ihre Ängste und Sorgen. Was genau störte sie daran? Wieso glaubte sie, dass Vegeta ihren einzigen Sohn töten wolle? Warum kam ihr dieser eigentlich absurde Gedanke in den Sinn? Je mehr sie über das Warum nachdachte, desto klarer wurde es in ihrem Kopf. Weiterhin starrte sie in die dunklen Umrisse seiner Augen, die sie zu einer Antwort drängten und fordernd anfunkelten. „Das eigentliche Problem ist …“ Ein kurzes Zögern unterbrach ihren Redefluss, bevor sie schließlich die Worte über die Lippen brachte. „Du nimmst ihn nie auf den Arm. Du bist in keiner Weise oder irgendeiner Form ein Vater für ihn.“
 

„Versteh ich da etwas falsch? Seit wann sind wir so was wie verheiratet?“, knurrte er und seine Muskeln spannten sich in diesem Moment krampfhaft an.
 

„Wer redet da von uns? Egal was mit uns ist, sind wir immerhin noch seine Eltern. Sprich – du sein Vater! Nimm nicht immer alles für bare Münze. Das hat nichts mit mir oder uns zu tun. Hier geht es allein darum, dass du nicht für ihn da bist“, keifte sie ihn an.
 

„Du hast ja keine Ahnung. Ich bin viel mehr Vater für ihn als du glaubst.“
 

Bulmas Augen weiteten sich bei seiner unerwarteten Antwort. In welcher Hinsicht war er jemals Vater für ihren gemeinsamen Sohn? „Hörst du dir eigentlich selber zu? Wie kannst du deinen eben gesagten Stuss, den du vor dir gibst, beweisen? Hä?“
 

„Gerade weil ich mit ihm trainieren will, bin ich mehr Vater, als mein Eigener für mich.“
 

„Geht es jetzt um dich und diverse ungelöste Vaterkonflikte? Ich versteh noch immer Bahnhof. Mit dir rennt viel mehr falsch, als ich bisher angenommen hatte!“ Das saß, dachte sie sich im ersten Moment. Doch kaum hatte sie diese wüsten Behauptungen ausgesprochen, tat es ihr auch wieder leid. Die ganze Konversation hatte sich anders entwickelt, als erhofft.
 

„Vergiss es einfach. Ich hab keine Lust auf so einen Scheiß. Ich verschwinde“, knurrte er und wollte sich zum Gehen aufmachen, als Bulma sich plötzlich vor ihm stellte und ihn wegdrückte, soweit es ihre Kraft erlaubte.
 

„Du kannst gern hierbleiben. ICH verschwinde“, motzte sie ihn an und stürmte durch die Tür, die sie hinter sich zuknallte. Dass es mitten in der Nacht war, war der Blauhaarigen egal. Sie stapfte schnellen Schrittes einige Zimmer weiter bis sie zu dem kam, in dem Trunks schlief. Leise begab sich Bulma in das Kinderzimmer und stellte sich vor sein Bettchen. Der kleine Junge mit den lila Haaren schien weiterhin seelenruhig zu schlafen und hatte nichts von ihrem Streit mitbekommen. Wenigstens etwas.
 

Sachte ließ sie sich auf den Boden vorm dem Bettchen sacken. Bulma zog ihre Füße an und versteckte ihren Kopf dazwischen. Ihr unruhiger Atem ließ ihre Haut erschauern und langsam aber doch, ließ sie es zu, dass ihre Tränen in die Freiheit wollten. Eine feuchte Perle kullerte an ihrer rechten Wange nach unten und fiel schließlich auf den Boden. Ein leichtes Wimmern entfloh ihrer Kehle und sie versuchte nicht allzu laut zu sein, um ihren Sohn nicht zu wecken.
 

Es ging einfach nicht anders. Sie hatte die Flucht ergreifen müssen. In diesem Streit hatte sie unterlegen, obwohl sie mit den besten Begründungen eingestiegen war. Sie hatte zu sehr ihren Gefühlen freien Lauf gelassen und das Ganze nicht nüchtern betrachtet. Vegeta wirkte ruhig und fast verständnisvoll, auf seine eigene Art und Weise. Wie kam es nur, dass sie sich so gehen ließ? Es schien eine aufgestaute Wut in ihr zu schlummern, die sich ihren Weg nach draußen kämpfte. Eine Wut, die das eigentliche Problem zu verarbeiten versuchte. Darüber, dass es im Endeffekt doch um sie beide ging. Vegetas Gefühle ihr gegenüber.
 


 

******
 


 

Vegeta stand noch immer im Zimmer mit dem Rücken zum Fenster, so wie Kami in geschaffen hatte und blickte in die Dunkelheit des Zimmers. Er fragte sich, warum Bulma so aufgebracht und abrupt den Raum so verlassen hatte. Es war immerhin ihr Schlafzimmer. Der Saiyajin konnte es nicht begründen oder gar nachvollziehen. Es musste schlicht und einfach eine spontane Überreaktion ihrerseits gewesen sein. Der Saiyajin no Ouji senkte seinen Blick und sein zuvor wütender Blick wurde nachdenklich. Er hatte es tatsächlich als positiv erachtet den Jungen zu trainieren und wenn sie ihm nur einen Moment Zeit gegeben hätte, hätte er es ihr erklärt. Doch es war ihm zu mühsam geworden und nun stand er hier, wie angewurzelt. Vegeta setzte sich auf das Bett und ließ sich dann mit dem Rücken nach hinten fallen. Wenn er nur alles erläutert hätte, hätte sie ihn bestimmt verstanden. Gerade weil er tief in seinem Inneren etwas für das kleine Bündel empfand, musste er ihn trainieren. Er wollte, dass er stärker werden würde.
 

Damals im Raum von Zeit und Geist hatte er dies noch nicht erkannt. Er verweilte mit Trunks aus der Zukunft ein Jahr an diesem seltsamen Ort. Diese Dimension, wo ein Tag auf der Erde bloß vergehen würde. Der Prinz hatte sich geweigert mit dieser zukünftigen Version seines Sohnes zu trainieren. Warum sollte er auch? Er kam mit sich alleine besser zurecht. Außerdem war es ein seltsames ihn anzusehen. In jedem Gesichtszug sich selbst und die Erdenfrau zu sehen. Er wurde immer und wieder daran erinnert, dass er sich mit ihr eingelassen hatte. Ebenfalls daran erinnert, dass er ihr seine Hilfe unterlassen hatte, in dem Moment, wo sie es am nötigsten gebraucht hatte.
 

Vegeta schloss seine Augen und rief das Ereignis in sein Gedächtnis, wie die Erfinderin mit ihrem Gleiter über das felsige Gelände geflogen war. An Tag X. Sie hatte das Baby mit sich und war gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Und dann, war es eben passiert. Dieser Schrotthaufen, den sie als Dr. Gero später enttarnt hatte, nutzte die Gelegenheit um zu flüchten. Ihr fliegender Untersatz wurde komplett zerstört und sie wäre auch gestorben, wenn nicht Future Trunks eingegriffen hätte. Doch es war ihm nicht wichtig gewesen. Sie beide. Die Gedanken daran Dr. Gero zu verlieren, die Chance ihn zu bezwingen und den anderen zu beweisen, dass er der stärkste Saiyajin sei - das waren die wichtigsten Gedanken in diesem Moment.
 

Im Raum von Zeit und Geist hatte er ständig mit der Schuld gekämpft, während er mit seinen Gedanken gespielt hatte, wie der Kampf draußen weiter gehen würde. Doch er hatte sie runtergeschluckt, weit nach unten, um nicht ermahnt zu werden, dass er einen Fehler begangen hatte. Schließlich war er der Saiyajin no Ouji und niemanden Rechenschaft schuldig. In gewisser Weise hatte er Future Trunks mit seinem Verhalten, die Trainingsverweigerung, bestraft. Auch wenn dieser am wenigstens dafür konnte. Somit sah es Vegeta nun als Privileg an den Kleinen zu trainieren. Er konnte sich glücklich schätzen. Der Prinz selbst wäre froh gewesen, wenn sein eigener Vater diese Pflicht übernommen hätte. Mit jemanden zu trainieren, den man kannte und respektierte. Er empfand es jedenfalls so.
 

„Es ist mir egal, was sie denkt“, rügte er sich letztendlich selbst, als er erkannte, dass er zu sehr darauf bedacht war, was sie von ihm hielt. Er war immerhin der Prinz der Saiyajins und niemanden Rechenschaft schuldig. Und am wenigsten einem Menschen.
 


 

*****
 


 

Am nächsten Morgen erwachte Bulma am Boden des Kinderzimmers und erhaschte das helle, winterliche Licht, das sich seinen Weg in den Raum bahnte. Nach ewigem Grübeln war sie dann doch eingeschlafen. Ihr Kreuz schmerzte durch den harten Untergrund, der kein Vergleich mit ihrem weichen Bett war. Vorsichtig erhob sie sich und blickte in das Bettchen vor ihr, indem ihr Sohn sich bereits rührte. Mit einem Lächeln im Gesicht hielt sie ihm ihre Hand hin.
 

„Guten Morgen, mein Kleiner“, seufzte sie und sah Trunks dabei zu wie er lachend nach ihrer Hand griff. Schließlich hob sie den kleinen Mann heraus und drückte ihn fest an sich. „Ich glaub wir müssen dir die Windeln wechseln, oder?“
 


 

*****
 


 

Stunden später fand sich Bulma in ihrem Zimmer wieder und ließ den Vormittag in ihren Gedanken Revue passieren. Nachdem sie ihre mütterlichen Pflichten erfüllt hatte, sprich Trunks zu wickeln und zu füttern, hatte sie sich aufgemacht mit Vegeta erneut das Gespräch aufzusuchen. Doch es war hoffnungslos. Während ihrem Frühstück hatte er sich bereits im Gravitationsraum verbarrikadiert, um sein tägliches, schweißtreibendes Training fortzusetzen. Natürlich hatte sie die Möglichkeit die Gravitation von außerhalb zu regulieren und ihn so zu einer Unterredung zu zwingen. Doch sie konnte den Prinzen mehr als gut einschätzen. Wenn es so auf Teufel komm raus ablaufen würde, würde es keine gute Basis für einen Gesprächsstart geben. Sie musste abwarten, wenn notwendig bis zum Abend. Doch was glaubt er, wer er war? Sie in ihrem eigenen Haus so zu behandeln?
 

Als sie in ihrem Zimmer saß und vor sich dachte, stieg in ihr erneut eine Wut hoch. Wieso plagte sie sich mit Selbstzweifeln? Sie hatte gute Gründe gehabt, warum sie so reagiert hatte. Was bildete er sich eigentlich ein? In diesem Moment fühlte es sich an, als ob der Streit mit Vegeta nicht einfach nur eine kleine Auseinandersetzung war. Viel mehr hatte er das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Probleme und Sorgen, die sie die letzten Monate heruntergeschluckt hatte, kamen zum Vorschein. Sicher gab es einen Ursprung für das alles, aber Bulma versuchte das hier und jetzt nüchtern zu betrachten. Dennoch ertappte sie sich dabei, wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte, um ihren Zorn Ausdruck zu verleihen. Er glaubte doch wirklich nicht, dass sie ihren Jungen mit knapp einem Jahr trainieren lassen würde? Ihr Sohn könnte sich wirklich ernsthaft verletzen. Noch dazu hatte ihr Gefährte zugegeben, dass er selbst mit diesem Alter noch nicht soweit war. Wieso sollte also Trunks bereit sein? Wütend schmiss sie mit ihrer rechten Hand den Handspiegel von ihrer Kommode hinunter, der in gefühlte Tausend Stücke zersprang. Was hatte sie nur getan?
 

Plötzlich fühlte sie nichts mehr in ihren Beinen und ihr Körper fiel schwer auf den Boden. Mit ihren Knien und Händen konnte sie sich gerade noch abstützen. Die blauen, schulterlangen Haare hingen ihr über den Kopf, den sie hängen ließ und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Während sie auf die Splitter starrte, die auf dem Zimmerboden verstreut vor ihr lagen, spürte sie wie ihre Augen feucht wurden. Bulma war so wütend, dass sie kurz davor war einfach loszuheulen. Wütend und verzweifelt. Schnell wischte sie sich mit ihrem rechten Handrücken die aufkeimenden Tränen zur Seite und atmete einmal kräftig durch. Sie stand wieder auf und stellte sich aufrecht hin. Weinen war das Letzte, was sie tun sollte. Ein kleiner Schmerz durchfuhr sie und Bulma betrachtete ihren rechten Zeigefinger, der einen kleinen Splitter enthielt, der in roter Farbe getaucht war. Blut. Anscheinend hatte sie sich doch etwas verletzt bei der Zerstörung ihres kleinen Handspiegels. Genervt zog sie den Splitter mit den anderen Fingern heraus und warf ihn zu den Restlichen am Boden. Danach steckte sie sich den Finger mit der Wunde in den Mund und saugte das Blut daran ab. Es fühlt sich gleich besser an.
 

Warum tat er ihr das an? Warum konnten die Dinge einfach nicht ihren normalen Lauf nehmen? Doch mit dem Saiyajin schien gar nichts normal zu sein. Manchmal wusste Bulma nicht, wen sie eigentlich vor sich hatte. Auch wenn sie glaubte ihn langsam einschätzen zu können, bewiesen solche Aktionen wieder, dass sie keine Ahnung von seinem Innenleben hatte. Dachte er jemals daran, wie sie über gewisse Dinge dachte? Konnte er sich in andere hineinversetzen? Empathie kam bestimmt nicht im Wortschatz der Saiyajins vor.
 

Die Blauhaarige beschloss, dass zu tun, was sie in solchen Situationen meistens tat. Eine Veränderung musste her, und zwar schnell. Ihr Blick schweifte zu ihrem Bett, auf dem ihre Handtasche lag und es verging kaum eine Sekunde, hatte sie diese auch schon geschnappt und war damit aus ihrem Zimmer verschwunden. Bulma ging bei dem Pflanzengewächshaus vorbei, in dem sich ihre Mutter gerade befand. Abrupt öffnete sie dir Türe zu dem Raum und sah die Blondine mitten im Raum stehen.
 

„Kannst du bitte auf Trunks aufpassen?“
 

„Klar, aber wo gehst du hin?“
 

„Nur kurz in der Stadt. Bin bald wieder da.“
 


 

******
 


 

Bulma blätterte eine Zeitung durch und bewunderte die Frisuren, die die Frauen darin hatten. Was sollte sie nur mit ihren Haaren machen? Verlängerung, Dauerwelle oder ganz ab? Ihr war einfach nach einer Veränderung zumute. Nicht nur was ihr Privatleben, sondern auch ihr Äußeres anging. Als sie schließlich eine Friseurin zu einem Stuhl bat und diese einmal durch ihre schulterlangen Haare fuhr, wusste sie was sie tun würde.
 

„Was kann ich für Sie tun, Miss Briefs?“, fragte eine jüngere Frisöse mit kurzen, roten Haaren.
 

„Ich hätte gerne so eine Frisur wie sie“, antwortete sie schnell entschlossen. Die Frau hatte wirklich wunderschöne kurze Haare. Genau das brauchte sie jetzt.
 

„Sind Sie sicher? Sie haben so schönes dichtes Haar, das sieht wenn es extrem lang ist, sicher wunderschön aus.“
 

„Ja, ich bin sicher. Die Haare wachsen ja wieder nach“, gab sie zurück. Sie wollte keine weitere Diskussion sondern einfach nur die Haare ab. Die Erfinderin rollte etwas entnervt mit den Augen und gab der Friseurin zum Verstehen, dass es wirklich keiner weiteren Diskussion bedarf.
 

„Gut, dann schneide ich mal das gröbste weg, bevor ich mit dem Haare waschen beginne…“ Die Rothaarige kramte aus einem kleinen Wagen, der neben dem Stuhl stand, eine Schere heraus und nahm dann ihren Haarschopf in die Hand. Sie richtete sich das blaue Haar und schnitt danach eine gewisse Länge ab. Als Bulma die Haare auf den Boden fallen sah, umspielte ein Lächeln ihren Mund. Ja, das war genau das was sie jetzt brauchte.
 


 

*****
 


 

Nach dem Friseurbesuch ging sie noch eine Weile alleine spazieren. Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber es war ihr auch egal. Langsam aber sicher wurde es nämlich schon dunkel. Natürlich lag es auch an der Winterzeit, dass es bereits nachmittags nicht mehr hell war.
 

„Die könnten aber auch mal die Straßenlampen einschalten“, stellte Bulma genervt fest und atmete schwer aus. Als sie an einem Schaufenster vorbei ging, betrachtete sie ihr Spiegelbild und ihre neue Frisur. Es war schon länger her, dass ihre Haare dermaßen kurz waren. Dennoch gefiel es ihr und sie kam sich wie ein neuer Mensch vor. Was Vegeta dazu sagen würde? Ob er überhaupt etwas bemerken würde? Weiterhin betrachtete sie ihr trauriges Spiegelbild und griff unbewusst auf das kalte Glas vor ihr.
 

„Vegeta“, seufzte sie. Sie hasste sich selbst für den Streit, den sie gestern angezettelt hatte. Eigentlich hatte sie ihn nicht einmal ausreden lassen. In diesem Moment tat ihr alles Gesagte leid und sie nahm sich vor, sich vielleicht sogar bei ihm zu entschuldigen. Eigentlich war ihr gerade alles egal. Sie wollte nur mehr in seiner Nähe sein.
 

Plötzlich vernahm sie ein leichtes Wimmern, nicht weit von ihr. Es schien aus einer Seitengasse neben dem Geschäft mit dem Schaufenster zu kommen. „Ist da jemand?“, fragte sie nach und ging einige Schritte vor, um einen Blick auf die Gasse zu erhaschen. Jedoch schien diese noch weniger beleuchtet zu sein. Ein unbehagliches Gefühl schlich sich in ihr hoch und ließ sie kurz zögern. „Da ist doch sicher nur ein Perverser …“, redete sie mit sich selbst und wollte sich aufmachen zu verschwinden, als kurz darauf ein erneutes Wehklagen aus der besagten Gasse kam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Luiako
2015-04-17T02:00:49+00:00 17.04.2015 04:00
Ach ich hoffe da passiert jetzt nichts, und Bulma kommt da heil weg. Bulma lauf verschwinde!!!!!!

Wie immer toll. Lg angi
Von:  Lady-Nezumi
2015-04-16T20:06:39+00:00 16.04.2015 22:06
:o Bulma verschwinde das ist zu gefährlich! Hat wer die Hausnummer der B?rief's


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