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Love Exposure

Entblößung der Liebe
von

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Zwischen Traum und Wirklichkeit

Die Laute, die Bulma aus der dunklen Gasse vernommen hatte, waren bereits längst vergessen. So als wären sie nie passiert. Angestrengt schloss sie die Türe hinter sich und entledigte sich ihrer Kleidung und Schuhe. Es war schon spät und sie wollte so schnell wie möglich nach ihrem Sohn sehen. Sobald sie dies erledigt hatte, würde sie mit Vegeta sprechen und sich bei ihm entschuldigen wollen. Obwohl, jetzt wo sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie nicht länger warten konnte. Ja, sie musste sofort zu ihrem Gefährten. Diese unangenehme Stimmung, die zwischen ihnen herrschte, war wie Gift für sie. Die Erfinderin hielt es nicht länger aus. Sie wusste nicht wieso, aber es war, als ob die Zeit drängen würde, so als ob sie keine andere Wahl hatte. Instinktiv lief sie Richtung Gravitationsraum und schrie dabei unbewusst den Namen des Saiyajins. Doch es kam keine Antwort zurück. Die Treppen zu dem besagten Stockwerk wollten einfach nicht enden. Stufe für Stufe kam sie ihrem Ziel immer näher, bis sie schließlich völlig geschafft das gewünschte Stockwerk erreichte und die letzten Schritte sie zur Tür des Trainingsraumes führten. Verschnauft blickte sie durch das kleine Fenster, das sie extra für solche Notfälle an der Tür angebracht hatte. Die Anziehungskraft schien ausgeschaltet zu sein und den Körper ihres Kämpfers konnte sie ebenso wenig ausfindig machen. Nervös wanderten ihre Augen von rechts nach links. Wo war er nur? Die Zeit schien ihr davonzulaufen. Was war das für ein seltsames Gefühl, das sie spürte …
 

„Suchst du jemanden?“, hörte sie plötzlich eine ihr bekannte Stimme neben sich und blickte rasch zu ihrer Rechten. Kaum hatte sie ihren Gefährten vor ihren Augen, rannte sie, ohne weiter nachzudenken, in seine Arme und krallte sich wie wild an ihm fest. Ihre Hände zitterten, als diese den leichten Gegendruck seines muskulösen Körpers fühlten.
 

„Dich, du Idiot ...“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in seinem Trainings-Shirt, das seinen Geruch längst angenommen hatte. Ein leichter, süßlicher Schweißgeruch stieg ihr in die Nase und es fühlte sich herrlich an, die Nähe ihres Gefährten zu spüren. Vegeta schien noch immer völlig perplex zu sein und nicht so genau zu wissen, was dieser Aufruhr sollte. Doch es war ihr egal. Alles, was zählte, war, seine Gegenwart zu spüren. Zu wissen, dass er hier bei ihr war und nicht Tausende Kilometer weit weg. „Es tut mir leid wegen … du weißt schon …“, hauchte sie kaum hörbar und abermals krampften sich ihre Finger in sein Shirt fest. Nervös wartete sie eine Antwort von ihm ab, doch es blieb still zwischen ihnen. Stattdessen fühlte sie auf einmal seine Hände auf ihrem Rücken. Wenigstens schien er sie nicht wegzustoßen und umarmte sie gar zärtlich. Tränen flossen ihr über die Wangen und ihr Wimmern wurde immer kläglicher. Warum, wenn sie doch glücklich war? Er war doch hier, hier bei ihr. So viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Vegeta durfte sie nie wieder loslassen, es durfte einfach nicht passieren.
 

„Warum weinst du? Hat dich diese kleine Auseinandersetzung so fertig gemacht?“, fragte er sie schließlich und sie spürte seine Blicke, wie sie schwer auf ihr lagen, auch wenn sie sein Gesicht nicht sah.
 

„Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen …“, heulte sie weiter und versuchte sich weiteres Wehklagen zu unterdrücken. „ … ich habe gedacht, dass du weg bist. Weit weg. Und dass …“ Was redete sie da bitteschön? Er war jetzt hier. Das allein zählte.
 

„Es ist nur ein Traum“, hörte sie seine beruhigende Stimme. Plötzlich stoppte ihr Geheul und in ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Was meinte er damit, dass es ein Traum sei?
 

„Du meinst, es ‚war‘ ein Traum?“ Ihre Stimme wurde nervös bei dieser Aussage und Bulma löste sich von dem bereits feuchten Shirt ihres Kämpfers. Sie hob ihren Kopf an und blickte in die dunklen Opale des dunkelhaarigen Saiyajins. Sein Blick war seltsam und irgendwie verriet er nichts Gutes. Was war das schon wieder für ein Gefühl, das ihr entgegenkam? Dass sie keine …
 

„Nein. Und jetzt wach auf.“
 

… keine Zeit hatte.
 


 

Bulmas Augen waren schwer. Zu schwer. Sie fühlten sich wie die größte Last der Welt an, als sie versuchte diese langsam zu öffnen. Begleitet wurde dieses Erwachen von einem monotonen Ton, der wie ihr Herzschlag klang. Verschwommen war die Sicht und ihre Augen brannten wie Hölle. Was zum Teufel war hier los? Sie versuchte sich zu bewegen, doch irgendwie wollte es nicht so ganz. Vorsichtig und gemächlich bewegte sich schließlich ihre rechte Hand. Sie versuchte diese zu heben, doch jeder Zentimeter war eine brennende Qual für sie. Mit jeder Sekunde wurde ihre Sicht etwas schärfer und langsam aber doch konnte sie nicht nur mehr die Umrandung ihrer Hand sehen. Sondern auch die Schläuche, die daran festgemacht waren.
 

Plötzlich hörte sie einige Schritte, die immer lauter wurden und vor ihr schließlich zum Stehen kamen. Vorsichtig drehte sie ihren Kopf nach rechts und fühlte regelrecht die Anwesenheit eines anderen lebenden Organismus. Was war das für ein Wesen vor ihr? Es war weiß, eindeutig ein Zora, doch irgendwie sah es nicht so aus, wie die anderen. Nicht so gemein gefährlich, wie die Wächter, die sie verfolgt hatten, bevor sie … Ja, was hatte sie bloß getan? Die letzte lebende Erinnerung war jene, als sie aus dem Fenster gesprungen war. Die Hände an ihre Brust gelegt und gehofft hatte, dass diese Nüsse taten, wofür sie geschaffen waren. War sie deshalb hier an dieses Bett gefesselt? Was war passiert? Sollte sie nicht längst tot oder auf einem anderen Planeten sein. Für was hatte sie diese beschissenen Nüsse gemacht, wenn diese im Endeffekt doch nichts taugten? Wo befanden sich diese nun? Waren sie zerstört worden oder hatte man sie ihr weggenommen? Es beschlich sie der Gedanke, dass die Zoras alles andere als begeistert sein würden, dass sie ihr Hab und Gut so entwendet hatte.
 

„Seear, der Mensch ist erwacht“, hörte sie die fast freundliche Stimme aus dem Mund dieses Wesens. In der Tat war es ein Zora, der jedoch nicht annähernd wie ein Krieger aussah. Zwar hatte dieser Außerirdische eine ähnliche Rüstung an, doch sie schien weniger gepanzert zu sein. Stattdessen hingen fast schöne Stofffetzen herab, Bulma konnte es nicht genau beschreiben, da sie es selbst kaum sehen konnte. Ihre Augen waren noch immer nicht vollständig geöffnet. Jedoch hatte sie das Gefühl sich nicht fürchten zu müssen. Dass es ihr eher sogar an nichts fehlte. Plötzlich schoss ihr einer neuer Gedanke in den Kopf. Wieso verstand sie dieses Wesen? Hatte sie etwa …?
 

Ruckartig wollte sie mit ihrer rechten Hand an ihren Hals fassen, als die Schläuche sie dabei ihre Bewegung stoppten. Bestimmt trug sie wieder so ein Halsband - wieso konnte sie sonst diese fremden Wesen verstehen? Bis vorher hatte sie nur Laute vernommen, die mehr als merkwürdig in ihren Ohren geklungen hatten.
 

„Bitte beruhige dich.“ Abermals vernahm sie den Laut der fast sanften Stimme. War das ein weiblicher Zora? Bulma war mehr als unsicher. Neugierig blickte sie in die schüchternen, grünen Augen dieses Wesens, das ihr ein Gefühl der Sicherheit gab. „Es wird gleich jemand kommen und dir einige Fragen stellen.“
 

Was für Fragen? Die anfängliche Sicherheit wandelte sich in pure Angst um. Sie fühlte sich in eine ziemliche Zwickmühle versetzt. Würde man sie hinrichten? Die Blauhaarige wurde nervös und die Person vor ihr bekam dies scheinbar auch mit. Ihr Herzschlag beschleunigte sich rapide und das Piepen im Hintergrund wurde immer lauter und schneller.
 

„Du brauchst keine Angst haben. Er will nur wissen, wie du das gemacht hast.“
 

„Was … gemacht?“, kam es kaum hörbar über ihre trockene Lippen. Was hatte sie getan? So einen hohen Sprung überlebt? Das war, glaubte sie, nicht gerade die höchste Kunst. „Mein … Sprung … in die … Tiefe … “ Das Reden fiel ihr noch immer extrem schwer. Jedes Wort hörte sich wie ein Gekrächze an, so als ob sie sofort ersticken würde.
 

„Sie ist noch nicht bereit“, kam es von einer dritten Stimme, die von noch etwas weiter weg herkam. Außer ihr war noch eine dritte Person im Raum, die ebenfalls auf sie zukam. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, welches Wesen plötzlich vor ihr stand. Es war, als hätte sie es schon mal gesehen. Und dann auch … wieder nicht. Was hatte es nur mit ihr jetzt vor? Wäre es vielleicht besser gewesen, sie wäre einfach … 
 

… gestorben?
 


 

*****
 

Sein Kopf dröhnte, als er endlich wieder erwachte. Der kalte, nasse Boden unter ihm stank ziemlich und ein gewisser Ekel stieg in ihm hoch, als er merkte, dass er schon längere Zeit in diesem Dreck gelegen hatte. Vegeta konnte den Geruch nicht genau zuordnen, doch es war wie eine Mischung aus Blut, Ausscheidungen und was sonst noch von Lebewesen kam. Schmerzverzerrt richtete er sich auf und setzte sich halbwegs gerade auf den harten Untergrund hin. Er schien in einer Zelle zu sein. Es war dunkel und wirkte mehr als schäbig. Wo waren die modernen Gefängniszellen, von denen Bulma groß geredet hatte? Hier konnte er nichts von ihren Erzählungen vorfinden. Es wirkte wie Kerker, der unter der Erde war, vielleicht sogar baulich von den üblichen Zellen abgeschnitten. Abgeschieden von jeglicher Zivilisation.
 

Wo waren die anderen nur? Nicht, dass es ihn kümmerte, ob es ihnen gut ginge, doch sie mussten ebenfalls wo unterbracht sein. Verschwinden konnte sie ja schließlich nicht. Unter Schmerzen setzte sich der Prinz auf und brachte seinen Körper zum Stehen. Er ging Richtung Gitterstäbe, um zu sehen, ob er jemand anderen hier vorfinden konnte. Doch kaum hatte er seine Hände auf die Stäbe gelegt, wurde er nach hinten gegen die Wand geschleudert, wo er unsanft auf den verdreckten Boden landete.
 

„Dieses Loch hier ist versiegelt. Versuch lieber nicht noch mal die Gitterstäbe anzufassen“, kam es aus der linken, dunklen Ecke. Wie hatte der Prinz nur übersehen können, dass er nicht alleine in diesem Bau war?
 

„Wer ist da?“, knurrte er bloß und ihn beschlich bereits eine Ahnung, wer sich mit ihm hier an diesem seltsamen Ort befand. Die andere, kleinere Person setzte sich schließlich auf und eine schmächtige Statur kam zum Vorschein. Bevor sein Gegenüber auch nur antworten konnte, erhaschte der Saiyajin no Ouji bereits seinen Schweif, wie er fast leblos herunterhing. „Tarble ...“, kam es trocken über seine Lippen und starrte in die großen Augen seines Bruders, den er Jahrzehnte nicht gesehen hatte. Gefühle, die er längst verschlossen und vergessen hatte, kämpften sich ihren Weg nach oben und Vegeta war mehr als geschockt, sein einziges noch lebendes Familienmitglied wieder zu sehen. Klar wusste er, dass er seinen Bruder wieder sehen würde, schließlich hatte er dieser dämlichen Rettungsaktion zugestimmt. Doch nun, wo er wahrlich vor ihm stand, konnte er seinen Augen nicht trauen. Konnte es nicht fassen, ihn wirklich wieder zu sehen.
 

„Onii-san“, hauchte der jüngere Saiyajin. Er sah sichtlich fertig aus, jedoch schien er nicht verletzt zu sein. Vegeta war überrascht ihn in dem besagten Outfit zu sehen, das er selbst jahrelang getragen hatte. Wie kam er bitte zu der Rüstung von Freezers Gefolgschaft?
 

„Wieso bist du so angezogen, otouto?“, fragte er ohne sich zuerst über das Wohlbefinden seines Bruders zu erkundigen.
 

„Das ist eine lange Geschichte, die ich dir gerne erzählen würde, wenn wir mehr Zeit hätten.“
 

„So wie es aussieht haben wir die ja“, zischte Vegeta und verschränkte genervt seine Arme.
 

„Das weiß man nie so genau. Sie kommen … unerwartet ...“
 

„Wer sind sie?“
 

„Die Zoras. Die Wesen, die diesen Planeten hauptsächlich bewohnen.“
 

„Und was machen sie, wenn sie kommen?", fragte der Ältere neugierig nach. Stimmt, die Zoras lebten ja hier. Wie hatte er das nur vergessen können? Langsam kam seine Erinnerung an diesem Planeten wieder zurück. Eine weitere Frage entfleuchte ihm. „Wie lange war ich weggetreten?“
 

Sein Bruder sah ihn ungläubig an und schien zu überlegen. „Das kann ich nicht so genau sagen. Hier scheint die Zeit stillzustehen. Vielleicht einen Tag oder länger?“
 

Was war bitte geschehen, dass er so lange sein Bewusstsein verloren hatte? Verdammt noch mal, er hatte gegen Cell gekämpft und damit einen schlimmen Gegner zum Feind gehabt, der unfassbare Kräfte innehatte. Es konnte ihm doch niemand erzählen, dass die Zoras stärker waren als dieser Zellhaufen, den Son Gohan vor über einem Jahr pulverisiert hatte. Vegeta erinnerte sich noch daran, wie er öfters auf diesen Planeten gekommen war und hier für Unruhe gesorgt hatte. Selbst mit seiner alten Stärke waren diese Wesen keine ebenbürtigen Gegner für ihn gewesen. Damals, als ...
 

„Ich weiß nicht, wann sie wiederkommen“, holte Tarble ihn wieder aus seinen Gedanken. „Als ich alleine hier war, haben sie vielleicht zweimal am Tag nach mir gesehen. Gestern oder vorgestern ... ich weiß es nicht ... haben sie dich hierher gebracht und uns seitdem gar keinen Besuch mehr abgestattet.“
 

„Nur .. mich?“, fragte der Prinz nach und musste feststellen, dass es ihn doch mehr als brennend interessierte was aus Son Gohan und den beiden Menschen geworden war. „Waren keine anderen Gefangenen dabei?“
 

„Du bist … nicht alleine hier?“ Tarble blickte mehr als verwundert seinen Bruder an. „Ich habe niemanden gesehen. Für mich war es überraschend genug, dich hier zu sehen. Danke, dass du gekommen bist, um mich ...“
 

„Hör auf mit deinem blöden Dankes-Geschwafel“, schnauzte Vegeta den Jüngeren sichtlich genervt an. „Es war die Abenteuerlust, die mich gepackt hat. Deine Rettungsaktion gehörte einfach nur dazu und war nicht oberste Priorität. Also bilde dir bloß nichts ein!“, spielte er plötzlich alles herunter. Ja, der Zwerg brauchte ja nicht glauben, dass er sich in irgendeiner Weise auch nur um ihn sorgte oder gar Angst gehabt hätte, dass ihm was passiert sei. Der Kleine brauchte auf keine falschen Gedanken kommen. „Dass wir hier sind, hast du eher ihrzu verdanken.“
 

„Bu- Bulma? Wie hat sie es auf die Erde zurückgeschafft?“
 

„Das ist auch eine lange Geschichte ...“
 

Vielleicht würden sie wirklich noch Zeit haben, sich alles genau zu erzählen. Wenn die Zoras ihn bereits mehr als 24 Stunden alleine gelassen hatten. Wer wusste, wie lange es noch dauern würde? Der Saiyajin wollte nicht daran denken, hier noch lange dahinzuvegetieren. Flucht schien ausgeschlossen zu sein. Zwar wusste er noch nicht wieso, jedoch schien er keinerlei Ki zu besitzen. So als ob seine Kraft eingedämmt wäre. Allein der Gedanke sich in einen Super Saiyajin zu verwandeln, bereitete ihm schon Kopfzerbrechen. Woran lag es, dass er keine Kraft mehr hatte?
 

„Sie ist sehr nett, … deine Frau.“ Abermals holten ihn Tarbles Worte aus seinen Gedankengängen und er horchte überrascht auf, als er mitbekam, dass er über Bulma sprach. „Und auch sehr hübsch.“
 

Deine Frau hallte es in seinem Hinterkopf wieder. Hatte sie sich ihm als seine Frau vorgestellt, oder hatte er das selbst so aufgefasst?
 

„Sie ist nicht meine Frau“, knurrte der Saiyajin no Ouji reflexartig.
 

„Ich dachte, ihr hättet einen Sohn?“
 

Ja, das hatten sie. Vegeta hätte nie gedacht, so etwas jemals zu haben. Einen Sohn, eine Frau, die ihm so einen Saiyajin-Mensch-Mischling gebar. Nein, er hatte sie nie als seine Frau gesehen. Aber jetzt, wo Tarble das Kind beim Namen nannte ... Was war sie denn sonst für ihn, wenn nicht seine Frau?
 

Das Ganze war eigentlich nur ein Verhältnis gewesen. Eine Liebelei, die sich durch eine unerklärliche sexuelle Anziehungskraft entwickelt hatte. Gefühle waren nie im Spiel gewesen. Jedenfalls nicht für ihn. Es war schon lange her, dass er solch eine erotische Bindung zu jemanden gepflegt hatte... Moment, war es überhaupt schon einmal der Fall gewesen? Vegeta wusste oft nicht mehr, was in seiner Vergangenheit passiert war. Teilweise verdrängte er Erinnerungen. Morde, die er begangen hatte, Leben und Planeten, die er zerstört hatte, waren irgendwann verschwommen. Von daher wusste er auch gar nicht mehr, wie er sich zwischen seinen Raubzügen abgelenkt hatte. Außer an spezielle Dinge, die er heute mehr als bereute. Dinge, die hier vielleicht zu Tage kommen und sein weiteres Leben beeinflussen würden.
 

„Das ist eine … lange Geschichte“, hörte er abermals diesen Satz, den er zuvor schon gesagt hatte. Ja, die Geschichte mit Bulma war lange und kompliziert. Sie war es jedenfalls geworden. Anfangs war es einfach nur eine Leidenschaft beziehungsweise eine Gier, die gestillt werden wollte. Etwas, was ihnen beiden gefiel und niemanden wehtat. Doch alles änderte sich an jenem Tag. An diesem einen Tag, als er ins Weltall aufbrechen wollte und sie vor seiner Abreise im Bad erwischt hatte. Wie sie mit sich selbst gesprochen hatte, die Worte geübt hatte, wie sie ihm sagen würde, dass sie schwanger sei.
 

"Vegeta ich bin schwanger und es ist von dir!"
 

... war es damals unverblümt aus ihrem viel redenden Mund gekommen. Unverhofft hatte er sie dabei überrascht und war so zu dieser Information gelangt. Wer wusste denn schon, ob er es sonst nicht eher erfahren hätte? Es waren seltsame Gefühle gewesen, die sich in jenem Moment in ihm hochgearbeitet hatten. Dieser Embryo, der noch dabei war in ihr heranzuwachsen, war wie eine Brücke. Eine Verbindung, die zwischen ihnen geschaffen wurde. Vegeta wollte nie mit jemanden verbunden sein, es bestand einfach kein Bedarf in dieser Hinsicht. Alleinsein war alles, was er wollte. Ja, allein und frei. Niemanden Rechenschaft schuldig sein.
 

Nun lagen die Ereignisse doch schon lange zurück. Und irgendwie konnte er sich noch immer nicht ganz mit dem Gedanken anfreunden, mit ihr in gewisser Weise zusammen zu sein. Tarble bezeichnete sie ja schließlich schon als seine Frau. War sie das ohne sein Zutun irgendwann sogar geworden? War sie durch die Geburt ihres gemeinsamen Sohnes mehr als nur zur Gespielin auserkoren? Abermals musste er feststellen, dass es scheinbar so gekommen war. Hier und da musste er sich eingestehen, dass er an sie dachte, sich um sie sorgte, sich nach ihr verzehrte. Es war nicht nur diese pure Leidenschaft, die ihn dazu bewegte, diese Frau unter sich zu spüren. Hatte der Prinz gar romantische Hintergedanken, wenn er an die traute Zweisamkeit mit ihr dachte? Ein leichtes Schmunzeln fand sich in seinem Gesicht wieder, als er an die sture Blauhaarige dachte, die ihn zurechtwies, wenn er nicht tat, wie sie es wollte.
 

"Vegeta, hat man dir keine Tischmanieren beigebracht?"
 

"Wenn du nicht trainierst, kannst du auch arbeiten gehen. Für einen faulen Sack hab ich nichts übrig! Ich bin ja schließlich nicht die Wohlfahrt!"
 

Und dann waren jene Worte, die ihn aus der Bahn warfen. Die ihn daran erinnerten, wie sie eigentlich verblieben waren, bevor seine schöne Gefährtin von dem Planeten verschwunden war. Der Streit, der sich um den Halbsaiyajin drehte.
 

"Du nimmst ihn nie auf den Arm. Du bist in keiner Weise oder irgendeiner Form ein Vater für ihn."
 

Trunks hatte er fast völlig vergessen. Vielleicht war er kein Vater für seinen Sohn, weil er selbst nicht wusste, wie man sich am besten anstellte. Diese Erdenfrau zwang ihn regelrecht dazu, sich mit diesem Problem zu befassen. Ein Problem, das er lange geglaubt hatte, nie zu haben. Schließlich hatte er immer damit gerechnet, alt und allein für ewig im All zu kämpfen. Nur mit sich selbst. Erneut kam ihm der Gedanke …  die Abneigung, die er hatte, was die Verantwortung für andere anging. Er konnte sie wohl oder übel nicht mehr lange hinauszögern. Schließlich wuchs der Kleine heran. Irgendwann würde er so sein wie ... ja er würde wie der Trunks sein, den er bereits aus der Zukunft kannte. Er sollte sich die Chance nicht vertun. Sollte viel eher diesen einen Trunks, seinen Trunks aus der Gegenwart, näher kennenlernen. Vegeta konnte sich selbst nicht versprechen, ihn in den Arm zu nehmen. Das konnte er einfach nicht. Noch nicht. Aber er musste klein anfangen ... nicht nur um seinetwillen. Auch um Bulmas Willen. Das alles würde er tun wollen, wenn er endlich hier raus konnte.
 

„Onii-san! Hallo?“ Wieder einmal war der Saiyajin no Ouji in seine eigene Welt abgedriftet und hatte seinen kleinen Bruder völlig vergessen. Stimmt, sie waren ja noch immer hier in diesem Loch, ohne Aussicht auf Rettung oder Möglichzeit zur Flucht. „Alles in Ordnung?“
 

„Es geht mir gut, verdammt noch mal“, knurrte Vegeta und stand nach langer Zeit mal wieder auf, um sich erneut den Gitterstäben zu nähern. Nur dass er diesmal diese Eisendinger lieber in Ruhe lassen würde. „Kannst du mir sagen, wieso ich keine Kraft habe?“
 

Tarble ging auf seinen älteren Bruder zu und deutete auf dessen Hals. „Sie haben dir so ein Ding verpasst. Es ist an deinem Körper angebracht. Damit haben sie dich voll unter Kontrolle. Ich konnte mich auch nicht wehren“, erklärte er.
 

‚Interessant‘, fand Vegeta und fasst mit dem Zeigefinger seiner linken Hand auf die leichte Erhebung an seinem Hals. Da war tatsächlich ein kleines Teil, das er vorher noch bemerkt hatte. „Sie sind jetzt nicht hier, warum reißen wir uns diese Dinger nicht einfach vom Hals herunter?“
 

„Mach das nicht! Als sie mich hergebracht haben, haben sie mir erklärt, wenn ich es entfernen würde, dann ... dann würde ich sofort sterben. Es ist anscheinend mit der Hauptschlagader verbunden. Somit würden wir sofort verbluten ...“
 

„Das kann doch nicht ...“, fluchte der ältere Saiyajin und ärgerte sich abermals über seinen Kraftverlust. Was konnte er verdammt noch mal tun? Wie ein elender Hund wollte er nicht in dieser verrotteten Zelle sterben. Doch was hatten diese Wesen mit ihm vor? Wollte sie ihn einfach gefangen halten oder ... oder zur Rechenschaft ziehen?
 

„Doch ist so ...“, seufzte der Jüngere und hockte sich wieder hin. „Ich ... fürchte mich um dich.“
 

„Wieso um mich? Mir passiert nicht so schnell etwas“, gab Vegeta selbstbewusst zurück.
 

„Ich weiß, was du ... was passiert ist. Es ist wahrscheinlich nicht mal deine Schuld. Freezer hat viele Menschen zu Dingen gezwungen ...“
 

„Was weißt du schon? Warst du dabei, als ich für Freezer gearbeitet habe?“, unterbrach der Saiyajin no Ouji seinen Gegenüber. „Und hör mit deinem beschissenen Mitleid auf, so als wüsstest du alles! Was bist du für ein Saiyajin, der immer nur bedauert und sich ängstlich in eine Ecke verkriecht? Vater hat richtig gehandelt, als er dich weggeschickt hat!“
 

„Das meinst du nicht so ...“, stotterte Tarble und er versuchte sich merklich seine Tränen zurückzuhalten. Versuchte standhaft gegenüber seinem älteren Bruder zu sein. Doch Vegeta entging nicht, dass er einfach ein Schwächling war. Jedoch wollte er nichtsdestotrotz nicht weiter Salz in die Wunde streuen. Es war das Beste einfach zu schweigen.
 

Doch der Moment der Stille hielt nicht lange an. Denn nicht weit entfernt vernahmen die beiden Gefangenen Schritte. Dumpfe, schwere Schritte, die letztendlich bei ihrer Zelle Halt machten und scheinbar die Verriegelung deaktivierten.
 

„Mitkommen, Bejita“, knurrte der linke Wächter und deutete mit seinem Stab, dass sich Vegeta bewegen sollte.
 

„Welches Arschloch wagt es, mich so zu nennen. Hat man euch keine Manieren beigebracht“, zischte er nur selbstgefällig und stemmte die Hände gegen seine Hüften.
 

„Du willst es wohl nicht anders, elender Saiyajin“, knurrte der zweite Zora und drückte bei seinem Zepter einen Knopf, der in diesem Moment eine Schockstarre bei ihm herbeiführte. Vegeta fühlte seine Muskeln nicht mehr, alles war wie festgefroren. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihm hoch. Als die Starre kurz pausierte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten und erbrach sich direkt vor sich selbst. Was war das für ein Gerät, das sie ihm nur eingepflanzt hatten? Keine einzige Gliedmaße wollte so reagieren, wie er es wollte. Verdammte scheiße ...
 

„Willst du jetzt mitkommen oder brauchst du noch eine Einladung?“, knurrte der Erste noch mal und stieß ihn mit einem Fußtritt nach hinten. Noch immer geschafft von der ersten Behandlung, blieb der Saiyajin zuckend liegen.
 

„Vegeta!“, rief Tarble, der jedoch nicht wagte, sich in die Richtung seines Bruders zu bewegen. Als ob er wüsste, dass es keinen Sinn hätte.
 

Angewidert und mit letzter Kraft, richtete sich der stolze Krieger auf und grinste seine Feinde freudig an. „Fresst meine Kotze, Scheißkerle“, keuchte Vegeta bloß. Die brauchten ja nicht glauben, dass er sich so einfach ergab. Niemand würde ihm Befehle geben und sei es auch nur so etwas Banales, wie einfach aufzustehen und mitzukommen.
 

„Falsche Antwort“, waren die letzten Worte, die er hörte, bevor ihn erneut eine Starre erfasste, die so lang anhielt, dass es sich für einen Moment so anfühlte, als ob sein Herz stehen blieb. Dass er dem Tod kurz ins Auge blickte und einfach nur eines sah...
 

... endlose Schwärze.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, irgendwie wollte ich viel weiter kommen. Aber ich habe mich in Vegetas Gedanken etwas verloren und habe hier einen guten Cliffhanger glaube ich gefunden :-) Würde mich über Rückmeldungen eurerseits freuen >.<

Bis zum nächsten Mal,
eure Carriebabe Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lady-Nezumi
2015-06-14T20:34:57+00:00 14.06.2015 22:34
So, ich melde mich auch mal wieder... Verzeih mir, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe. Zum einen hasse ich es Kommentare zu schreiben wenn ich nichts zu sagen habe ausser "Hast du gut gemacht. Brav mach weiter." Aber zum anderen fand ich den Part mit Bulma nervig. Es liegt nicht an dir, es war Bulma. Es ist diese eine Eigenschaft die ich an ihr hasse! Sonst wenn die Herren kamen war ich wieder begeistert. Zum Schluss das Kapitel war toll. Ich hoffe du machst bald weiter LG <3

p.s. Verzeih mein schwarz Lesen ;)
Antwort von:  lovelykotori
14.06.2015 22:53
Hey :-) kein Problem. Was meinst du mit diese eine eigenschaft? *g* das würde mich doch interessieren. Ich will eh konstruktive Kritik und Anmerkungen und eben kein wie du sagst haste toll gemacht etc xD
Ich hab halt nur Angst Leser zu vergraulen weil die Story sich Grad an diesem Punkt befindet, ich will wieder ganz zurück und mich den beiden.bzw den dreien widmen aber das geht jetzt auch nicht so schnell verzeih mir T.T
Von:  Luiako
2015-06-13T00:46:42+00:00 13.06.2015 02:46
So ... wo fange ich an ...
Das Geta seinen Bruder gefunden hat, fand ich ja klasse aber der Schluss, nun ja, du hörst immer an denn besten stellen auf zu schreiben T.T mano
Ich hoffe doch das du bald wider ein neues Kapitel hochlädst
so lg angi
Antwort von:  lovelykotori
13.06.2015 10:29
Ich mach das ja absichtlich so damit es spannend bleibt :-) mal sehen wann i zum schreiben komme es is Grad zu heiss!
Antwort von:  Luiako
13.06.2015 12:53
Ja das verstehe ich wäre mir wahrscheinlich auch zu heiß. Ich warte ja schon gespannt ...
lg angi


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