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Melly oder wie zähme ich meinen Vampir

von

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Kapitel 24:

Kapitel 24:
 

Am Morgen fahre ich zusammen mit Cyr in die Organisation. Mein Training spielt dabei ehr eine Nebenrolle. Stumm sitze ich am Beckenrand und beobachte Cyr beim Schwimmen. Lächelnd hievt er sich schließlich aus dem Becken. Es ist ihm anzusehen, dass er sich über jeden Fortschritt freut. Eigentlich wollte ich ihn nach der gestrigen Aktion gar nicht trainieren lassen. Wenn es auch nur das bisschen Schwimmen ist. Aber er schien nicht groß angeschlagen zu sein. Zumindest nicht mehr als durch seine Verletzungen eh schon. Ich reiche ihm ein Handtuch.

„Ich dachte…“ Bevor er weiter reden konnte, kommt Ian ins Schwimmbad gestürmt.

„Cyr! Lucian sagt, du sollst sofort kommen! In sein Büro!“ Cyr kneift die Augen zusammen und springt dann sofort auf. Er sieht mich kurz an und dann läuft er aus dem Schwimmbad. Ohne sich anzuziehen oder auch nur seine Sachen aus der Umkleide zu holen stürmt er davon. Ich seufze leise. Jetzt geht das schon wieder los oder was? Ian sieht mich verwirrt an. Er hat also genauso wenig eine Ahnung was hier vorgeht wie ich. Ich beeile mich Cyrs Tasche zu holen und renne dann zu Lucians Büro. Ohne anzuklopfen stoße ich die Tür auf. Cyr sitzt immer noch in seinen nassen Badeshorts auf dem Sessel gegenüber dem Schreibtisch. Lucian geht wütend auf und ab.

„Warum müssen wir auf sie warten?“ knurrt er und sieht mich dabei an, als wäre ich das böse in Person.

„Sie weiß es und jetzt hör auf. Warum bin ich hier?“ Ich stelle Cyrs Tasche neben den Sessel und er beginnt sich anzuziehen.

„Deswegen!“ Lucian wirft ein Foto auf den Tisch.

„Ich habe ja keine Ahnung, was momentan mit dir los ist! Aber Talon ist hier!“ Cyr hält inne. Seine Hose nur halb geschlossen. Mit zitternden Fingern nimmt er das Foto auf.

„Ich habe ihn nicht gespürt!“ Lucian donnert beide Handflächen auf den Schreibtisch.

„Weil du dich nicht darauf konzentrierst! Du bist mit deinen Gedanken nur bei Melanie! Es geht um mehr als nur deine kleine Liebschaft! Wir stehen kurz vor einem Krieg!“ Lucian wird immer lauter. Cyr kneift die Augen zusammen und erhebt sich halb.

„Jetzt mal immer mit der Ruhe!“ Ich stelle mich zwischen die beiden und sehe sie abwechselnd eindringlich an.

„Lucian! Cyr ist immer noch verletzt. Du hast ihn gestern nach dem Training mitgenommen, also was erwartest du?!“ Während Lucian mich total perplex anstarrt, zieht Cyr sich fertig an.

„Er hat noch nie einen Fehler gemacht!“ Lucian sieht seinen Bruder eindringlich an. Cyr fährt sich durchs Haar.

„Wo ist dieses Bild aufgenommen worden?“ fragt er leise.

„In einem Club in der Innenstadt!“ murmelt Lucian.

„Dann haben wir ja diesmal einen genaueren Anhaltspunkt im Gegensatz zu gestern!“ Er steht auf und geht zur Tür.

„Lass uns gehen!“ Diesmal versuchen die beiden nicht mich abzuschütteln. Ich folge ihnen in die Tiefgarage und zu einem schwarzen Geländewagen. Lucian klemmt sich hinter das Steuer. Die Fahrt bis zu diesem Club verläuft schweigend und in ungemütlicher Atmosphäre. Ich betrete das Gebäude hinter den beiden Vampiren. Der Barkeeper der gerade dabei ist die Bar aufzufüllen sieht genervt auf.

„Wir öffnen erst in zwei Stunden!“ Cyr und Luc reagieren gar nicht auf die Worte, sondern bleiben einfach Stumm in der Mitte des Clubs auf der Tanzfläche stehen. Der Barkeeper kommt wütend um die Theke herum. Bevor er Cyr und Luc erreicht stelle ich mich ihm mit einem Lächeln in den Weg.

„Entschuldigen Sie, aber wir sind auf der Suche nach unserem Neffen. Haben sie diesen jungen Mann hier schon einmal gesehen?“ Ich zweige ihm das Foto, das ich vorsichtshalber mal eingesteckt habe. Der Barkeeper sieht sich tatsächlich das Foto an und legt die Stirn in Falten.

„Mmh, ja, er war gestern Abend hier. Mit so einem riesigen Kerl mit Glatze und einer Statur wie ein Türsteher. Sie haben viel geredet.“ Ich lege den Kopf schief und nicke.

„Wissen Sie vielleicht zufällig worüber sie gesprochen haben?“

„Irgendetwas von wegen Park, mehr kann ich ihnen leider nicht sagen.“ Ich bedanke mich freundlich bei dem Mann und trete dann zu Lucian und Cyr. Cyr massiert sich die Schläfen.

„Das ist verdammt schwer, wenn ich nicht einmal einen ungefähren Zeitpunkt habe, Luc!“ Ich lege ihm einen Arm um die Schultern.

„Er war gestern Abend hier! Zusammen mit einem großen Mann mit Glatze.“ Lucian sieht von mir zu dem Barkeeper und wieder zu mir. Doch ich habe nur Augen für Cyr. Er wirkt hoch konzentriert, in Gedanken ganz wo anders. Plötzlich fokussiert sich sein Blick wieder.

„Ich hab seine Spur!“ Lucian folgt ihm sofort zur Tür, während ich dem Barkeeper noch ein schnelles.

„Entschuldigen sie die Störung und Danke!“ zuwerfe. Kaum stehe ich auf der Straße muss ich zusehen, dass ich Cyr und Lucian einhole. Die beiden legen ein ganzschönes Tempo vor. Wir laufen fast eine halbe Stunde quer durch die Stadt bis Cyr plötzlich abrupt stehen bleibt. Wir stehen in einem kleinen Park an einem Brunnen. Kein Mensch ist zu sehen.

„Hier… irgendetwas… überdeckt seine Spur.“ Er presst beide Hände an die Schläfen und atmet schwer. So als hätte er Schmerzen.

„Cyr!“ Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter. Er sieht mich an. Seine Augen sind total verschleiert. Plötzlich sinkt er auf die Knie, krümmt sich. Hilflos stehe ich daneben.

„Verdammt!“ Lucian zischt neben mir. Ich folge seinem Blick. Drei dunkle Gestalten kommen auf uns zu. Formlos, verwaschen.

„Aka Manah!“ Ich kenne diesen Namen. Wenn ich mich recht erinnere einer der sieben Daeva. Ein Dämon aus Mittelpersien. Ein Verführer des Bösen. Und wie es scheint hat er es und seine beiden untergebenen auf uns abgesehen.

„Eine Falle! Versuch Cyrs Verbindung zu dieser verdammten Spur zu unterbrechen!“ Lucian stellt sich schützend zwischen Cyr und die Dämonen. Ich falle neben dem Vampir auf die Knie, lege beide Hände an seine Wangen.

„Cyr! Ich bin hier! Lass die Spur los!“ Er sieht durch mich hindurch. Verdammte Scheiße was mache ich denn jetzt? Kurz schaue ich über die Schulter, Lucian versucht die drei Dämonen fern zu halten. Aber sie sind schnell. Ich zieht meine Pistole aus der Tasche. Damit ich sie griffbereit habe. Dann wende ich mich wieder Cyr zu. Sein Oberkörper ist nach vorne gesunken. Er stützt sich nur noch mit den Ellbogen im Schnee ab.

„Cyr!“ Ich brülle und rüttle ihn an der Schulter. Keine Reaktion.

„Melly, Achtung!“ Bevor ich auf Lucs ruf reagieren kann, werde ich am Nacken gepackt und hoch gerissen. Die Pistole entgleitet meinen Fingern. Ich greife nach der Hand an meinem Hals, winde mich. Vergeblich. Angst steigt in mir hoch, ich schreie. Lucian liegt auf dem Rücken im Schnee, einer der Dämonen auf ihm. Der Dritte hat sich über Cyr aufgebaut. In seiner Hand ein langes Messer. Ich schreie auf.

„Neeeeiiiiiin!“ Wie in Zeitlupe sehe ich das Schwert fallen, meine Stimme versagt. Ich schaffe es meinem Angreifer einen Ellbogen in den Bauch zu rammen, sein Griff lockert sich etwas.

>Cyr< Mein einziger Gedanke. Und als hätte er das gehört taumelt Cyr zur Seite. Das Messer gräbt sich in den Schnee. Mühsam rappelt er sich auf, sieht sich orientierungslos um.

„Hinter dir!“ Eine Millisekunde sieht er mir in die Augen, dann wirbelt er herum. Seinen Finger graben sich in die Brust des Dämons. Die dunkle Gestalt sinkt in sich zusammen. Schwarzes Blut tropft von dem noch schwärzeren Herz, das Cyr in seiner Hand hält. Der Griff um meinen Nacken wird wieder fester.

„Arg!“ Wieder winde ich mich. Cyrs silbrige Augen fokussieren sich auf mich. Schneller als das menschliche Auge folgen kann, ist er neben mir, reißt meinen Angreifer von mir weg. Als auch der zweite Dämon tot zu Boden fällt schwanke ich und sehe zu Lucian, der den Dritten ebenfalls besiegt hat. Allerdings ist der noch am Leben. Ich sehe zu Cyr, der sich blass durch die Haare fährt und sich dann wieder die Schläfen hält.

„Cyr?“ Leise spreche ich ihn an. Er ist über und über mit Dämonenblut besudelt. Mit glasigen Augen sieht er mich an. Aber immerhin ist sein Blick auf mich fokussiert und geht nicht mehr ins Leere. Lucian tritt neben uns, legt seinem Bruder eine Hand auf die Schulter.

„Eine verdammte Falle. Deswegen hast du gestern die Spur nicht gefunden. Er leitet uns in die Irre.“ Zwei blutige Kratzer laufen über seine Wange.

„Schon gut, Luc. Das ist nicht deine Schuld!“ Cyr lehnt den Kopf an meine Schulter und atmet mehrfach tief durch. Ich lege ihm eine Hand in den Nacken und streiche ihm durch das dunkle Haar. Mit der anderen wische ich ihm das Blut aus dem Gesicht. Es dauert nur ungefähr zehn Minuten bis ein Team der Organisation eintrifft. Lucian geht ihnen entgegen und scheint Befehle zu geben. Dann kommt Sandy auf uns zu und drückt Cyr ein sauberes Hemd in die Hand.

„Ich fahre euch nach Hause!“ Ich helfe Cyr in das frische Hemd und nicke Sandy dankbar zu. Cyr lässt sich erleichtert in die weichen Sitze des Geländewagens fallen und schließt die Augen.

„Lucs spontane Aktionen bringen mir meistens Kopfschmerzen ein!“ murmelt er. Ich lege eine Hand auf seinen Oberschenkel.

„Aber ansonsten ist alles okay?“ Ich betrachte ihn eindringlich. Er nickt.

„Sie haben über die Spur meinen Geist blockiert. Das ist unangenehm, aber nichts weiter.“ Nichts weiter? Dieser Dämon hat ihn beinahe erstochen. Erst jetzt wird mir klar, dass ich Cyr hätte verlieren können. Ich muss schwer schlucken. Ich hätte meinen Freund heute sterben sehen können. Es war verdammtes Glück, dass er diese Blockade noch rechtzeitig brechen konnte. Ich habe das ganze immer noch nicht vollkommen verwunden, als Sandy den Wagen in meine Hofeinfahrt lenkt. Etwas wackelig steige ich aus und warte dann auf Cyr. Gemeinsam betreten wir das Haus. Becca springt freudig an mir hoch. Sandy steigt wieder in den Wagen und fährt los, gerade als ich die Haustüre hinter uns schließe. Cyr zieht mich ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch. Mich in seine Arme gezogen. So sitzen wir lange. Einfach nur eng aneinander gekuschelt und still. Ich glaube ihm ist das ganze genauso nahe gegangen wie mir. Er zittert ein wenig. Seine langen schlanken Finger zwirbeln eine meiner Haarsträhnen.

„Du hättest tot sein können.“ Flüstert er plötzlich leise. Ich sehe ihm in die Augen. Noch immer sind sie glasig.

„Du auch!“ erwidere ich vorsichtig. Er zieht mich noch näher an sich.

„Berufsrisiko!“ Da hat er wohl recht. Das Risiko in unserem Beruf zu sterben ist nicht gerade gering. Auch nicht für einen Jahrtausendealten Vampir, wie wir heute gesehen haben. Wäre er nur einen Augenblick später wieder zu sich gekommen…

„Du hast mir das Leben gerettet!“ flüstere ich und küsse ihn flüchtig.

„Und du mir!“ Irgendwie ist die ganze Situation unwirklich. Wie soll ich Cyr das Leben gerettet haben? Ich habe nichts gemacht.

„Ich habe doch gar nichts gemacht!“ spreche ich meinen Gedanken laut aus.

„Melly…“ Er legt die Finger an mein Kinn und dreht meinen Kopf, sodass ich ihm direkt in die Augen schaue.

„Ich hätte diese Blockade nicht brechen können, hättest du nicht Verbindung zu mir aufgenommen!“ Verwirrt sehe ich ihn an.

„Ich bin ein Mensch!? Ich kann keine Verbindung aufnehmen.“ Geschweige denn habe ich auch nur irgendetwas davon bemerkt. Ich habe ihn ohne Stimme gerufen, aber das war doch nur ein Gedanke. Das kann ihn ja kaum aus dieser Blockade befreit haben! Cyr legt seine Stirn an meine.

„Aber du hast es geschafft!“ Cyrs Lider hängen auf Halbmast und verbergen seine silbergrauen Augen teilweise. Er ist sichtlich erschöpft. Es ist besser, wenn ich das Thema für heute beende. Es war ein anstrengender Vormittag. Sanft streiche ich ihm über die Schultern.

„Lass uns nach oben gehen!“

Nach einem kurzen Abstecher ins Bad schiebe ich Cyr auf mein Bett. Träge sieht er mir beim Umziehen zu. Ich lege mich neben ihn und bette meinen Kopf auf seine Schulter. Er vergräbt sein Gesicht in meinem Haar und es dauert nicht lange bis er eingeschlafen ist. Etwas umständlich krame ich mein Handy aus der Hosentasche und öffne das SMS-Fenster. Kurz zögere ich, dann tippe ich auf Lucians Kontakt.

» Ich muss mit dir reden! Morgen 10.00 in deinem Büro!«



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mei2001
2015-12-11T21:37:01+00:00 11.12.2015 22:37
mega kapi!
Von: abgemeldet
2015-10-11T18:38:46+00:00 11.10.2015 20:38
Oh ha. Entweder ist Lucian immer noch sauer, oder ihm ist das auch aufgefallen, was Melly selber bemerkt hat. Auch wenn sie das zuerst nicht geglaubt hat. Der Biss von Cyr hat womöglich so eine Art stärkere Gedankenverbindung entwickelt. Ist nur eine Vermutung. Oder es steckte in Melly schon vor dem Biss weitaus mehr, als jeder gedacht hat. Fähigkeiten die immer weiter vererbt wurden und mit der Zeit in Vergessenheit geraten sind. Man weiß ja nie.
Mache so schnell es geht weiter.

Gruß
Neami_Grayham. ^^
Antwort von:  kateling
12.10.2015 06:36
Hi,
ja Lucian, der wird sich lo langsam über ein paar Dinge klar :-)
Ich tue mein bestes
Kateling


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