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Love Happens

von

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Dornröschen

Die frische, kühle Luft tat ihr gut und half ihr ein wenig dabei, ihre Gedanken zu ordnen. Die Aussprache mit Keiji war nicht sehr erfolgreich. Mio fühlte sich aufgewühlt. Sie war hin und her gerissen. Wem sollte sie glauben? Akira oder Keiji? Akira hatte behauptet, Keiji habe das Gerücht in die Welt gesetzt. Keiji hingegen leugnete es, als sie ihn damit konfrontiert hatte. Akira, den sie vor zwei Jahren in der Leichtathletik-AG kennengelernt hatte, oder Keiji, den sie von klein auf kannte. Wem vertraute sie mehr?

Ein tiefer Seufzer verließ ihren Mund. Das war das einzige, was ihr dazu einfiel. Mio konnte sich partout nicht entscheiden, welcher der beiden log und welcher die Wahrheit sprach. Es konnte doch sein, dass alles ein großes Missverständnis war. Jemand hatte sie mit Keiji gesehen und mehr hinein interpretiert, als da tatsächlich war. So entstanden Gerüchte, eine Annahme folgte der nächsten und so weiter. Aber wenn Keiji die Quelle dieses Gerüchtes war, dann... Ja, was dann? Sie hatte ihn bereits durch ihre groben Worte von sich gestoßen und zwar mit solcher Wucht, dass ihr selbst dabei schwindlig wurde. Noch nie hatte sie solch eine Wut empfunden. Obwohl ein Mal gab es. An ein Mal konnte sie sich erinnern. Es war diese eine Situation in der Schule, von der sie neulich sogar geträumt hatte. Mio sah die Szene wieder deutlich vor sich: Keiji, wie er das Mädchen an die Wand drückte, sie küsste und Mio dann diesen merkwürdigen Blick zuwarf. Keiji hatte gewusst, dass Mio die beiden sehen würde, denn er hatte sie schließlich dahin bestellt. Bis heute wusste sie nicht, was dieses Theater sollte. Wollte er sie testen, indem er somit heraus fand, welche Gefühle sie für ihn hegte? Wollte er sie eifersüchtig machen? Was war der Grund für dieses pubertäre Verhalten? Seitdem ging ihre Freundschaft abrupt den Bach unter. Die Gefühle von damals, die der Kuss zwischen Keiji-Sempai und dem Mädchen in ihr auslöste, hatte sie gut verdrängt. Die Wut, den Verrat und vielleicht war da auch ein Hauch von Eifersucht im Spiel. Nicht weil sie ihn liebte, nein. Sie empfand in dem Moment nur Freundschaft für ihn. Zumindest war sie stets dieser Ansicht gewesen. Und doch... In jenem Augenblick hatte sie sich von ihm hintergangen gefühlt. Er hatte ihr bewusst weh tun wollen, da war sie sich sicher. Diese längst vergessene Erkenntnis brachte sie wieder auf hundert achtzig. Keiji konnte man nicht trauen. Er war wie ein Kamelion, das sich perfekt an jede Situation und Umgebung anpasste. Er war unberechenbar! Mio fuhr ein Schauer über den Rücken, als sie an seine dominante Art dachte. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie ihm beinahe gehorcht hätte, Akira nicht mehr zu treffen. Es war irgendwie beängstigend, dass sie sich in dem Moment unterwerfen wollte. Aber sie würde es niemals tun. Nicht freiwillig. Niemand hatte das Recht ihr zu verbieten, ihren Kumpel zu sehen. Das war ein lächerlicher Versuch.

Akira war in jeder Hinsicht ein besserer Freund als Keiji es in den letzten Jahren gewesen war. Aber ob Freund oder nicht, auch Akira hatte Gefühle für sie, die Mio nicht erwidern konnte und auch nicht wollte, wenn sie es recht bedachte. Was jedoch Keijis Liebesgeständnis anging... Bis zu seinem Geständnis war er ihr in dieser Beziehung völlig gleichgültig gewesen. Sie hatte ihn abgehakt. Doch nun spielte das ganze so oder so keine Rolle mehr. Ihre Mutter hatte doch Unrecht: Probleme lösten sich nie von allein!

Da Mio sich bisschen ablenken wollte, schlenderte sie durch die Einkaufspassagen. Sie ging an Schaufenstern vorbei, sah sich die schönen Kleider, Taschen und Schuhe an. Bedauerlicherweise hatte sie kaum Geld dabei, denn dieser kleine Shoppingausflug war ja nicht geplant.

„Soll ich es dir kaufen?“, hörte sie einen Jungen sagen. Er sah zu dem Mädchen neben ihm, wahrscheinlich seine Freundin. Sie winkte schüchtern ab, doch er bezahlte trotzdem für sie. Das war eine süße Szene, die Mio eine kurze Weile beobachtete. Dann ging sie weiter. Warum konnte das nicht auch bei ihr so einfach sein? Ein süßer Freund an ihrer Seite, der ihr hübsche Sachen kaufte. Sie musste bei dem Gedanken dämlich grinsen.

Mio schlenderte noch ein wenig durch die Gegend und merkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Mit der nächsten Bahn fuhr sie direkt nach Hause.

„Bin wieder da“, sagte sie, als sie die Haustür hinter sich schloss und die Schuhe auszog. Ihre Mutter trat in den Flur und begrüßte Mio.

„Hallo, Schatz. Da bist du ja endlich!“ Mio warf ihr einen fragenden Blick zu. Mios Mutter schob ihre Brille zurecht und setzte zur Antwort an. „Ich dachte, du kommst direkt nach der Schule nach Hause. Oben wartet Keiji auf dich. Er ist schon vor einer Stunde gekommen und da ich dachte, dass du gleich kommst, hab ich ihn gebeten zu warten“

Die Worte aus dem Mund ihrer Mutter nahm Mio mit einem entsetzten Gesichtsausdruck wahr. „Bitte was!?“

Keiji war oben in ihrem Zimmer?! Sie verstand die Welt nicht mehr. Hatte sie ihm nicht vor wenigen Stunden ausdrücklich klar gemacht, dass er für sie gestorben sei? Dass sie ihn hasste! Was war nur los mit diesem Kerl? Die Gedanken rasten viel zu schnell durch ihren Kopf, als dass sie diese ordnen konnte.

„Mio, alles in Ordnung?“ Der besorgte Blick ihrer Mutter ließ Mio kurz aufblicken. Sie wollte nicht, dass ihre Mama den Streit zwischen ihr und Keiji mitbekam, denn dann wollte sie sicher intervenieren. Und das konnte Mio in diesem Moment nicht gebrauchen.

„Ja, alles bestens“, gab Mio zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und ließ ihre Mutter verdutzt stehen, bevor sie durch den Flur zu ihrem Zimmer stampfte. Gleich würde er was erleben. Sie würde ihn hochkant rausschmeißen. Was erlaubte er sich eigentlich?! Warum akzeptierte er nicht ihren Entschluss? Mio trat an ihre Zimmertür, die leicht angelehnt war, und legte ihre Hand auf den Griff. Aus einem unverständlichen Grund schlug ihr Herz plötzlich einen Takt schneller. Bestimmt war das ihre Wut, dachte sie bei sich, und betrat das Zimmer. Es war still, sodass Mio dachte, Keiji sei doch schon gegangen, aber dann entdeckte sie ihn auf ihrem Bett. Er lag einfach da, seine Arme unter seinem Kopf verschränkt, und schien zu schlafen, als sei es das natürlichste von der Welt. Diese Szene erschien Mio so surreal, dass sie erst näher treten musste, um all ihre Zweifel zu beheben.

Als sie neben dem Bett stand, blickte sie zu ihm herab. Seine Gesichtszüge sahen friedlich und gleichzeitig anmutig aus, als wäre er nicht von dieser Welt. Sie spürte ihr erneutes Herzrasen. Mio schimpfte innerlich mit sich selbst. Was bist du so nervös, du dumme Gans? Schmeiße ihn raus! Er hat hier gar nichts zu suchen. Mio beugte sich etwas näher zu ihm herab. Keijis ruhiger Atem verriet ihr, dass er tatsächlich schlief. Ihr neugieriger Blick wanderte hinab und blieb an seinen Lippen haften. Mio schüttelte sich innerlich. Sie hasste ihn einerseits und doch andererseits war sie so betört von seiner Erscheinung.

Was ist nur los mit mir...

Mio schloss die Augen und versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie würde ihn jetzt aufwecken und rausschmeißen. War doch nicht so schwer...

„Ich hasse dich, Keiji-Sempai...“, murmelte sie und öffnete ihre Augen.

Zwei dunkle Augenpaare starrten ihr entgegen, bohren sich in ihren Blick und hielten sie gefangen. Als Mio vor Schreck zurückweichen wollte, packte er sie geschickt und zog sie mit Leichtigkeit aufs Bett. Mit einem Mal befand sie sich unter ihm, gefangen zwischen dem Bett und seinem Körper.

„Was soll der Unsinn!“, protestierte Mio und versuchte ihn von sich wegzudrücken, doch sein stahlharter Körper ließ sich einfach nicht bewegen.

„Keiji, runter von mir!“

Doch Keiji ließ sich nicht erweichen. Er umfasste ihre beiden Handgelenke und drückte diese über ihrem Kopf aufs Bett. Wenn Mios Herz vorher heftig schlug, raste es jetzt wie verrückt.

„Ich hatte dich gewarnt“, sagte Keiji in einem ruhigen Ton, der etwas Bedrohliches an sich hatte. Verständnislos sah Mio ihn an, doch er klärte sie sogleich auf. „Ich hatte dir gesagt, du sollst dich von Akira fernhalten.“ In seinem Blick schwang Ärger mit, der keine Widerrede duldete. Doch Mio hatte diesmal nicht vor, ihm zu gehorchen.

„Ich hatte, glaub ich, schon klar gestellt, dass du mir nichts zu sagen hast.“

Ihr Ungehorsam brachte ihn nicht aus der Ruhe, aber sie sah deutlich sein Missfallen.

„Ich hatte dir genug Zeit gelassen, du solltest selbst zu mir finden. Aber dieser Störfaktor nervt gewaltig.“

Meinte er etwa Akira? Dachte Keiji etwa, da würde was zwischen Akira und ihr laufen?

„Keiji...“, murmelte Mio und startete einen weiteren Versuch gegen seine Kraft anzukommen. Doch ihre Arme waren zu schwach und stießen nur gegen den Widerstand seiner Hände, die ihre Handgelenke fest im Griff hatten. Keiji senkte seinen Kopf an ihre Schulter und flüsterte an ihrem Ohr: „Ich hab das Warten satt.“ Sein heißer Atem streifte ihre Haut und Mio wurde etwas schwindlig. Warum hatte er diese Wirkung auf sie? Das war doch nicht normal...

„Du hast nur paar Tage gewartet“, erwiderte sie etwas bissig, „das ist in meinen Augen lächerlich wenig!“

Keiji sah sie an, als hätte sie ihm gerade eine verpasst.

„Du hast ja keine Ahnung“, erwiderte er und beugte sich zu ihren Lippen. Mios Herz setzte einen Schlag aus und sie wandte noch rechtzeitig ihren Kopf zur Seite, bevor seine Lippen ihre treffen konnten.

„Was soll das heißen?“, murmelte sie fragend. Er hatte sie neugierig gemacht. Ihr Blick war auf irgendeinen Punkt im Raum fixiert. Sie wollte ihn nicht ansehen, denn dann würde er sicher einen erneuten Kussversuch starten.

Doch es kam anders. Keiji schien nicht mehr am Gespräch interessiert zu sein. Da sie ihr Gesicht abgewandt hatte, landeten seine Lippen auf ihrer Wange und wanderten zielsicher zu ihrem Hals. Dort schienen sie verweilen zu wollen, denn er biss sanft in ihre Haut, zog und saugte daran. Auch wenn jeder Widerstand zwecklos war, wandte sie sich unter ihm, bis er von ihrem Hals ließ. Keiji drückte seine Lippen wieder an ihr Ohr. „Wenn du dich weiter so unter mir windest, komm ich auf die Idee, etwas ganz anderes mit dir anzustellen.“

Mio schloss die Augen und verdrängte das wohlige Gefühl, welches sein heißer Atem bei ihr verursachte.

„Runter von mir!“, stieß sie hervor.

Ihr Hals pochte, der dumpfe Schmerz brachte sie zurück zur Besinnung.

„Hau ab!“

Sie war überrascht, dass er diesmal gehorchte. Keiji glitt vom Bett, richtete seine Schuluniform und sah zu ihr hinab.

„Wenn wir das nächste mal in einem Bett liegen, kann ich mich sicher nicht mehr beherrschen.“

Er schnappte seine Schultasche und ging Richtung Tür. Mio setzte sich derweil auf und berührte die Stelle, in die er gebissen hatte. Keiji sah an der Tür noch einmal zu ihr.

„Ab jetzt spiele ich mit offenen Karten. Wer auch immer das Gerücht über uns in die Welt gesetzt hat, darf sich freuen. Denn ab jetzt bist du offiziell meine Freundin.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben Leserinnen ^^

Irgendwie musste ich zu diesem Kapitel ein Nachwort schreiben.
Erst mal, ich bin selbst ganz überrascht, was ich hier so geschrieben hab XD Vor allem habe ich den Schluss nicht kommen sehen *hehe* Es kam einfach über mich ^^" Einige, die selbst schreiben, wissen sicher was ich meine :)

Ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu böse, dass Keiji in diesem Kapitel, nun ja, sagen wir mal "fordernd" war *hust*
Hab schon überlegt, das ganz sein zu lassen, nur um Missverständnisse zu vermeiden. Sein Verhalten ist bisschen gewöhnungsbedürftig... aber diese dunkle Seite an ihm macht ihn nun mal aus. Aber er wird schon nichts tun, was zuuu krass ist ^^" ich halte ihn an der Leine XD

Vielen Dank schon mal an alle, die sich die Zeit genommen haben, mein neues Kapitel zu lesen!
Über eure Kommentare würde ich mich ebenfalls freuen ^^

Viele Liebe Grüße
May_Be Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yinyin24
2018-07-19T11:38:09+00:00 19.07.2018 13:38
Wie armselig :(
Von:  Tasha88
2015-09-27T21:08:17+00:00 27.09.2015 23:08
Hallo meine Liebe :D

ich liebe es *-* wirklich ^^

es ist ein tolles Kapitel und ich mag diesen "fordernden" Keiji. Mio tut mir ein bisschen leid, aber so ist das eben XD

und dass Keiji sie jetzt als seine Freundin bezeichnet - das wird sicher noch für Chaos sorgen :D auch darauf freue ich mich ^^

Hoffe, du lässt mich/uns nicht so lange auf das nächste Kapi warten ;)

Liebe Grüße
Tasha
Antwort von:  May_Be
28.09.2015 09:53
Du bist immer voll flink mit dem Lesen :D

Freut mich, dass dir das Kapitel gefällt!
Das hast du richtig erkannt, Chaos ist nun vorprogrammiert XD

Ich versuche, mich zu beeilen ;D

Liebe Grüße


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