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Als wir Kinder waren

von

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schmerzhafte Wahrheit

Leise schloss er die Tür zum Bad und lehnte sich dagegen. Tief atmete er durch. Würde er also weitere Tage in dieser surrealen Seifenblase hängen. Schauer durchliefen ihn. Jetzt musste er doch tatsächlich noch drei weitere Tage mit diesem … diesem … Ihm fiel nichts mehr ein. Er hatte das Gefühl, ihm wären die Beleidigungen für Schuldig ausgegangen. Mit Schwung warf er sich etwas Wasser ins Gesicht und putzte seine Zähne. Der zerbrochene Spiegel über den Metallwaschbecken schien ihm seltsam passend für seine Situation. Wenn er ehrlich zu sich war, war er froh noch nicht heim zu müssen. Er hatte keinen Schimmer, wie er auf sein Team reagieren sollte. Was wäre, wenn Schwarz ihn tatsächlich am Flughafen abfangen würden? Zu zutrauen war es ihnen. Durch den Spiegel sah er auf die Tür. Noch immer wusste er nicht, was er von Schuldig halten sollte. Dieses ganze Spiel hier ging ihm langsam gehörig auf die Nerven. Ok. Der Sex war der Wahnsinn. Er schnaubte und senkte seinen Blick. Seit wann war er so triebfixiert? Er spuckte die Zahnpasta aus und spülte den Mund aus. Sehr bewusst schob er seine Gedanken von dieser Bahn und überlegte, wie er seinem Team gegenüber reagieren sollte. Er war sich bewusst, dass er, sollte jemand heraus finden, dass er hier die Tage mit Schuldig verbracht hatte, ein Sicherheitsrisiko für Weiß war. Gerade wegen dieses Telepaten hinter der Tür. Wer würde ihm schon glauben, dass dieser ihn nicht lesen konnte? Keiner. Und wie sollte er Schuldig im nächsten Kampf gegenüber treten? Sollte er ihn für die Schwäche, die er sich geleistet hatte, töten? Das wäre falsch. Er hätte sich selbst besser im Zaum halten müssen. Er hätte Schuldig von Anfang an ablehnen müssen. Nun saß er richtig tief in der …

Das Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.

„Mach hin, Prinzessin. Du bist nicht der einzige, der Zähne putzen will“, kam es mürrisch durch das dünne Holz. Noch einmal sah Ran in den Spiegel und hoffte, dass der müde aussehende Mann, der ihn anstarrte, ihm sagte, was zu tun war. Ran trat aus dem Bad, würdigte Schuldig weder eines Blickes noch eines Tons. Er hatte sich vorgenommen ihn einfach den ganzen Tag zu ignorieren. Sollte sich der Deutsche doch auf den Kopf stellen und mit den Armen fuchteln. Er brauchte einfach Zeit. Für sich allein. Ohne Schuldig, der ihn durch so viele Emotionen hin und her warf. Als er aufsah stockte er. Auf dem Regal stand ein frischer Tee. Das konnte er riechen. Vorsichtig sah er nun doch über seine Schulter, doch sein Blick traf nur die geschlossene Badtür. Seine Kiefer spannten sich an, als er die Tasse in die Hand nahm und sich auf die Kiste außerhalb des Gebäudes setzte. Misstrauisch roch er an den Gebräu und nippte nur kurz daran. Auf den ersten Blick schien es nicht vergiftet zu sein. Er trank einen größeren Schluck. Gut. Der Tee war nicht perfekt, doch er war gut. Er schnaufte ergeben. Erneut wurde er hin und her gebeutelt. Warum machte Schuldig das? Diese Zärtlichkeiten, der Kuss auf offener Straße, dass er ihn in dem Supermarkt beruhigen wollte, dieser verdammte Tee. Das konnte doch nicht alles nur Taktik sein, oder? Seine Zähne knirschten. Er war ein manipulativer Mistkerl! Es konnte alles Taktik sein. Ran stutzte. Es fielen ihm doch noch Beschimpfungen ein. Ein gutes Zeichen, wie er fand. Und doch schmerzte ihn die Überlegung, dass mit ihm nur gespielt wurde. Er schloss die Augen. Er wollte kein Spielzeug für diesen grinsenden Telepaten sein. Ran zog die Brauen zusammen. In den letzten Tagen hatte Schuldig kaum so ekelhaft überheblich gegrinst. War es ein Zeichen, dass das hier doch etwas Echtes war? Bestimmt straffte er seinen Körper.

„Gib dich nicht solchen Kindereien hin!“, mahnte er sich selbst.

„Welchen Kindereien?“, erklang es neugierig an seinem Ohr und er sah mit einem Todesblick zu Schuldig hoch.

„Das geht dich nichts an!“, zischte er dunkel doch schien es Schuldig nichts aus zu machen. Er wischte sich übertrieben erleichtert über die Stirn.

„Du bist also nicht über Nacht blind, taub und stumm zugleich geworden. Ein Glück.“ Ran zog die Brauen weiter zusammen.

„Glück?“, fragte er lauernd.

„Ja. Hätte ja dann auch mir passieren können. Und das wäre echt schade drum.“, spottete er und verschränkte überlegen die Arme vor der Brust.

„Dann hättest du der Welt wenigstens einen Gefallen getan“, murmelte Ran und erhob sich. Er drängte sich demonstrativ an Schuldig vorbei in das Zimmer und stellte die Tasse geräuschvoll auf dem Regal ab.

„Was veranstaltest du hier grade?“, drängte es sich ihm auf und er sah mit einem abweisenden Blick über seine Schulter.

„Ließ doch meine Gedanken. Ach nein, das hast du ja nicht drauf.“, flüsterte er, doch er sah, wie die Wut in Schuldig hochkochte. Nun einen Moment fragte Ran sich, warum er diesen gefährlichen Mann in seinem eigenen Territorium und noch dazu unbewaffnet reizte.

„Vielleicht ist bei dir doch mehr kaputt gegangen. So leichtsinnig reizt man keinen Löwen“, gab Schuldig von sich, löste seine Arme, baute sich auf und hob sein Kinn.

„Löwe? Seit wann? Du folgst deinem Herrchen wie ein kleiner, devoter Hund“ Ran hatte den Satz kaum beendet, da traf ihn ein Schlag in den Magen. Er keuchte, taumelte zurück und holte selbst zum Schlag aus. Einmal mehr hatte er die Schnelligkeit des Deutschen nicht bedacht. Hart wurde er an die nächste Wand gepresst. Eine Hand Schuldigs hielt seine Handgelenke über seinem Kopf, der andere Unterarm stemmte sich schmerzhaft zwischen seine Schultern. Nur mit Mühe konnte er Schuldig über seine Schulter ansehen. Er war ihm verdammt nahe und Ran spürte die diffuse Angst in sich aufsteigen, dass er einen Fehler gemacht hatte, der ihn nun teuer zu stehen kam.

„Jetzt hör mir mal zu, du kleine Zicke! Und ich rate dir mir gut zuzuhören“, drohte Schuldig presste Rans Handgelenke fester an die Wand und seine Elle tiefer in seinen Rücken. Ran biss sich auf die Wange. Schmerzhaft schoss das Adrenalin durch seine Venen.

„Ich habe mir diese Situation nicht ausgesucht. Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt und ehrlich gesagt habe ich auch nicht sonderlich viel Spaß dran, mich hier verstecken zu müssen. Doch es ist wie es ist. Wir stecken da jetzt beide bis zum Hals drin und müssen auch beide zusehen, dass wir das hier irgendwie einigermaßen überstehen. Also krieg dich ein und lass deinen … was auch immer das ist, nicht an mir aus.“ Schuldig war immer leiser, drohender geworden. Seine Stimme war immer kälter geworden. Eisige Schauer liefen über Rans Rücken. Er stutzte.

„Anders vorgestellt? Das hier irgendwie einigermaßen überstehen?“, wiederholte er und sah fragend zu Schuldig. Dieser zuckte für einen kurzen Moment zusammen, löste sich knurrend von ihm und wandte sich ab. Eine Antwort blieb er schuldig. Ran lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und rieb sich ein Handgelenk. Seltsame Schauer trieben durch seine Haut, als er sich der möglichen Bedeutungen dieser Worte bewusst wurde. Hart schluckte er. Ein siedend heißer Schmerz sickerte erst durch seinen Kopf und dann durch seine Brust.

„Das ist echt“ Es war nicht mehr als ein atemloses Japsen, kaum zu verstehen und doch hatte Ran das Gefühl diese angebliche Seifenblase unendlich laut platzen zu hören. Er war sich nicht sicher, ob Schuldig seine Worte verstanden hatte.

„Was genau ist das hier?“, fragte er lauter. Er wollte sicherer klingen, doch seine Stimme folgte seiner Order nicht. Sie zitterte.

„Ließ doch meine Gedanken.“, höhnte es, Ran wurde sauer und er wusste noch nicht einmal warum.

„Feigling!“, schimpfte er haltlos. Im nächsten Moment presste Schuldigs Körper ihn erneut an die Wand. Dieses Mal war der Druck jedoch nicht so unangenehm. Gierige Lippen presste sich auf seine.

„Versuch gar nicht erst solche Spiele mit mir zu spielen. Du verlierst dabei“, schnarrte Schuldig ihm ins Ohr und schnappte mit seinen Zähnen danach. Ran seufzte angetan. Er hatte sich Schuldig schon zwei mal hingegeben. Was machte da ein drittes Mal noch aus? Nichts. Warum sollten sie die Wartezeit auf den passenden Flug nicht damit verbringen? Ergeben schloss Ran seine Augen.



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