Zum Inhalt der Seite

Punching a Mirror ∞

[inspired by Prisoners]
von
Koautor:  SecondStar

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

☾ Das neue Gesicht


 

Zerschlagener Spiegel

Unser Kopf glühte

Meine Haut durchnässt

Ich rief deinen Namen, bis das Fieber aufhörte

Als ich erwachte

Sah ich den Mond noch scheinen

Und die Nacht, so schwarz, dass die Dunkelheit summte

Ich stand auf

Mit schwachen Beinen

Betete meinen Verstand an, gut zu mir zu sein

─ Hozier - In the Woods somewhere

__________________________________


 


 

Die Finger drückten in aller Sorgfältigkeit die kleinen Knöpfe durch die Knopflöcher des Hemdes, ehe sie durch lockiges Haar glitten. Richard betrachtete sich im Spiegel. Eisig blaue Augen sahen ihm entgegen, musterten noch ein mal die uniformelle Kleidung, welcher er sich gerade angezogen hatte. Heute würde sein erster Arbeitstag sein. Nun eher gesagt sein erster Arbeitstag in einem neuen Abteil. Mit neuen Kollegen. In einer neuen Stadt. Richard fühlte sich gut. Die Pause die es gebraucht hatte, um Geschehenes verarbeiten zu können hatte ihn irgendwann doch schier wahnsinnig gemacht. Doch neue Wände mussten her. Neue Leute. Ein neuer Anfang.
 

Auf halbem Weg zum Gebäude, welchem das Abteil dem er zugestellt wurde innewohnte, parkte er Richard sein Auto und ging den Rest zu Fuß. Es wäre nur günstig sich ein wenig mehr in dieser Stadt zu bewegen. Er war schon ab und zu hier gewesen, Privat eher, oder als es um das Vorstellungsgespräch gegangen war. Aber nichts als ein Schatten an Erinnerungen hing an den Häusern, die sich den Gehweg entlang aufreihten. Als sein Magen sich meldete machte er kurzen Halt bei einer Bäckerei. Mit Belegtem Brötchen in der einen und dem Becher Kaffee in der anderen Hand, setzte er seinen Weg schließlich fort. Wenn er aufgeregt war - und es gab oft Momente in denen man es ihm äußerlich zwar kaum anmerkte - neigte er innerlich jedoch dazu seinen Hunger zu vergessen.

Und auch wenn man ihm es nicht direkt aus den festen Zügen seines blassen Gesichtes welches mit einem leichten Dreitagebart verziert war, lesen konnte, so spürte der Mann die Unruhe in seinem Innern peitschen. Wie oft war er schon an diesem Haus vorbei gelaufen. Als klar war das er den Job haben würde. Einfach nur um es sich einzuprägen. Und wie oft hatte er die prickelnde Freude darüber wieder 'zurück zu kehren' verspürt, neben dem Bitteren Geschmack eines Hauches von Unsicherheit. Was passiert war, hatte vor allem in seinem ehemaligen Kollegium für Diskussionen ihrer Ansichten gesorgt. Nun, eigentlich war es eher so gewesen das Richards Überzeugung gegen die seiner Mitarbeiter gesprochen hatte. Er hatte es in der Hand gehabt. Die Situation. Das Ausgehen. Seine Meinung zu alle dem hatte sich nicht geändert.

Eher gesagt sein Schuldgefühl. Und dennoch hatte ihn die Sehnsucht wieder gepackt. Er liebte diesen Job. Irgendwie... jedenfalls... tat er ihn gern. Schon in der Schulzeit war ihm klar gewesen... 'Richard, das wird dein Weg sein'... und das war er, nach wie vor.
 

Der letzte Bissen von dem Brötchen, der letzte Schluck von dem Kaffee - der dafür dass er im Becher war gar nicht mal so schlecht schmeckte - und der Lockenschopf wandte sich vom Mülleimer, in denen er die Verpackungen entsorgt hatte dem Gebäude welches nur noch ein kleines Stück entfernt war zu. Seine Hände strichen seitlich an seinen Oberschenkeln entlang. Er sog noch mal scharf die Luft zwischen seinen Lippen ein. Dein erster Tag, Richard.
 

Er hatte schon einen kurzen Einblick in das Personal bekommen, jedoch nicht so dass er sich hätte eine Meinung bilden können. Seine Akte war eingereicht worden und Richard hatte schon zuvor gute Arbeit geleistet. Ein vermerkt über das was geschehen war hatte es ausführlich nicht gegeben. Man hatte den Kopf des gesamten Personals darüber unterrichtet, dass Mr. Madden beurlaubt worden war wegen Vorkommnissen, die zwar für Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und seinen Kollegen gesorgt hatten, jedoch aus Sicht seiner ehemaligen Leitung schon erledigt längst war. Seinen neuen Abteilungsleiter hatte er noch nicht kennen gelernt. Auch das würde heute noch auf ihn zu kommen.
 

Die Stufen der Treppe. Schritt für Schritt ging er sie empor, bis zu der Tür, welche aufging bevor er sich überhaupt erreicht hatte. Zwei junge Männer mit schwarzen Jacken, auf denen ein Aufnäher des Abzeichens ihres Berufes als Polizisten Gedruckt war kamen ihm entgegen. Sichtlich in einer amüsanten Konversation, was sie jedoch nicht davon abhielt ihn zu begrüßen, als er Diese erwiderte und an ihnen vorbei durch den Eingang glitt.

Er kannte diesen Gang schon. Den Weg ins Sekretariat. Und dennoch war es, als würde hier andere Luft herrschen. Unbekannt. Ungewohnt. Seine Nase nahm noch jeden Geruch war der ihm nicht zur Alltag geworden war, wie wenn man eine neue Wohnung betrat und der Fremdduft, je öfter man rein kommt irgendwann verfliegen würde.
 

Dort war die Gläserne Tür. Und dahinter die beiden Sekretärinnen die, während ihre Finger rasant über die Tasten klimperten, ein anregendes Gespräch führten. Richard klopfte, ehe er den Damen die sogleich aufblickten ein zucken seiner Mundwinkel schenkte. Sie sahen ihm entgegen und er bekam ebenfalls das Lächeln der Frauen zurück, die scheinbar schon seit seinem letzten Besuch recht angetan von dem Lockenschopf waren. Er betrat den kleinen Raum, schloss die Tür hinter sich und schritt zu der Bürotheke, die etwas höher gesetzt war als die Schreibtische der Angestellten.

Guten Tag, Ich bin Richard Madden, der..." - "Der Neue, wir können uns gut erinnern", gab die eine von ihnen mit einem Ausdruck wissender Freche wieder, als sie schon sein Formular zückte und einen kurzen Blick darüber warf.

"Die Abteilungsleitung hat ihre Akte schon bekommen Mr. Madden. Wir würden sie also bitten noch einmal draußen im Gang Platz zu nehmen, Mr. Gyllenhaal braucht noch einen Moment, er wird dann aber gleich kommen." Mr. Gyllenhaal. Schon mehrmals war bei seiner Vorstellung der Name seines Abteilungsleiters gefallen - Er... hatte ihn sich nur irgendwie nie richtig merken können.

Natürlich, irgendwann waren Kollegen und Personal aus anderen Betrieben auch in dem eigenen Bekannt, falls Fälle übergriffen und man die Hilfe mehrerer Abteilungen benötigte. Hätte gut sein können, dass Mr. Gyllenhaal - der Name jedenfalls - ihm schon mal irgendwo begegnet war. Doch Richard hatte ihn sich kaum einprägen können. Dafür würde nun ja genug Zeit sein.

"Vielen Dank", sagte er zu den beiden Damen, die ihm ein "Schönen Arbeitstag~" wünschten und ihn mit einem leichten Grinsen auf seinen Lippen entließen. Er verlies das Sekretariat und nahm auf einem der Stühle die im Gang standen platz. Sekunden vergingen. Minuten. Er lauschte den Schritten in den anderen Zimmern, die Stimmen die ab und zu durch die Wände drangen. Der Arbeitsrhythmus in diesen Räumen war der übliche wie in jedem anderen Abteilungsgebiet auch. Und Richard hatte das Gefühl alleine im Lauschen wieder Eins damit zu werden. Seine Unterarme lagen auf seinen Oberschenkeln, als er die Hände ein wenig zusammenwrang und nachdenklich auf seine Finger herabblickte, während er auf Mr. Gyllenhaal den Abteilungsleiter wartete.
 


 

◈ ◈ ◈
 


 

Warme Hände umschlossen die heiße Kaffeetasse. Eine laute Stimme erklang. „Brian ich hab dir gesagt du musst dich darum kümmern. Das Kennzeichen ist das richtige!“ energisch brachte der Mann mit den Himmelblauen Augen, die Anweisung seinem Kollegen entgegen. „Ja~“ ein zögern. „Ja Jake alles klar“ Brian trat gerade an die Tür um das Büro des Abteilungsleiters zu verlassen als dieser noch an seiner Tasse nippte und bemüht war diese schleunigst abzusetzen. . Ein hastiges Schlucken folgte. Er stand währenddessen auf. „Ach! Brian, denk daran den Neuen nachher noch ordentlich einzuweisen.“ Der Angestellte drehte sich erneut um und nickte. Dann verschwand er und ging seinen Aufgaben nach. Ein lautes Aufatmen erklang und der braunhaarige Mann ließ sich zurück in den Stuhl sinken.

Seine Hände strichen über seine leicht gestresste Miene. Dann wandte er sich dem Bildschirm zu. Die Müden Augen sahen auf ein Foto. Das Herz stach jedes Mal wenn er es ansah. Die Person, die er dort sah, war möglicherweise der Mörder des Falls an dem Jake Gyllenhaal schon so lange dran saß und einiges geopfert hatte. Selbst den Respekt den er einmal von seinen Kollegen gehabt hatte, war verblasst und hinter seinem Rücken erklärten ihn alle für Irre und bemitleidenswert. Wenn man ehrlich war hatte er auch gerade ein Team erwischt das nicht halb so viel Herz in die Arbeit steckte wie er.

Noch einmal nahm er tief Luft und seine Augen sahen noch immer in die, die zu dem Verdächtigten gehörten. Eine seiner Hände legte sich auf sein Kinn und verdeckte mit seinen Fingern leicht seine schmalen Lippen. Die Gedanken verloren sich erneut und immer wieder spielte sich eine Möglichkeit ab wie es passieren hätte können. Schreckliche Bilder doch Jake zögerte nicht. Er sah Details die ihm bereits bekannt waren und setzte sie in ein Puzzle und eine Theorie und spielte den Mord ab, hektisch, grausam.

In all dem sollte die simple Antwort verborgen sein, nur leider war das Konstrukt, welches sich darum errichtet hatte das, an welchem er nun schon seit fünf Jahren scheiterte.
 

„Mr. Gyllenhaal?“ Abrupt verschwand das Schauspiel in seinem Kopf und er sah auf. Das Blau traf genau auf das die braunen Pupillen von Jenna. Fragend blickte der Abteilungsleiter ihr entgegen. Kurz zögerte die Sekretärin, denn sie fühlte sich gerade erschlagen von dem leidenden Ausdruck und dem leuchtenden Augen. „Mr. Madden ist hier. Er wartet im Flur“ – „Vielen Dank Jenna.“ Ein knappes Grinsen und er lehnte sich zurück. Die junge Dame war ein tüchtiges Mädchen. Sie hatte gerade ausgelernt und fand all das hier ziemlich aufregend und spannend. Bei dem Gedanken musste er lächeln und, liebevoll und erfreut über das große Interesse, welches sich so manch einer hier von ihr abschauen könnte.

Der braunhaarige stand auf, drehte sich zum Spiegel, welcher neben seinem Schreibtisch hing und zupfte sein Hellblaues Hemd zu Recht. Seine Uniform würde er erst im Außendienst Anziehen. Auf der, die er am Leib trug waren ebenfalls Stickereien. „Kriminalpolizei“ und die Sterne die seine Position verrieten auf den Schultern. Sicher war das Neue Mitglied aufgeregt, doch Jake war es ebenfalls. Er hatte sich neuen Wind gewünscht. Jemanden der ihm helfen konnte, der die Dinge mit anderen Augen sah. Vielleicht auch Jemanden der ihm und diesem Fall Glauben schenkte...
 

Mr. Gyllenhaal räusperte sich und musterte sein Auftreten im gleichen Zug noch einmal ehe er dann rasch aus seinem Büro trat. Es dauerte einige Schritte, ehe er in den Flur bog, wo auch schon der neue junge Mann wartete. „Guten Morgen Mr. Madden!“ eine helle, offene Stimme durchdrang den hektischen Flur. Ein strahlendes Lächeln keimte auf, denn die Freude über ein neues Gesicht war groß. Dazu kam noch das es ein solch ansprechendes Gesicht war. Jake streckte ihm die Hand entgegen. Das der Chef mal heute guter Stimmung war, fiel den Kollegen sofort auf. Auch das Jake mal nicht in seinen Gedanken gefangen war, und er heute gänzlich nicht nur physisch anwesend zu sein schien, war ungewohnt. Der Neuling stand auf, ein freundlicher Ausdruck als Entgegnung auf Jakes Begrüßung. Helle Augen, dunkle Locken. Gut ausgeprägte Lippen. Der Beamte ließ es sich nicht entgehen Mr. Madden genau unter die Lupe zu nehmen. Natürlich unauffällig. Mit einem kräftigen Händeschütteln war das Willkommen damit dann auch schon abgeschlossen.

„Lassen Sie uns im mein Büro gehen“ Jake streckte einen Arm aus und wies Richard die Richtung in der er vorgehen sollte. Als dieser dem nachkam, setzte auch er sich in Bewegung. Kurz strich er sich durchs Haar, stoppte in seinem Nacken und ließ seine Augen, während der Neuling den Gang entlang ging, über dessen Hinteransicht gleiten. Schlanker Körper. Die Hose umschmeichelte Richards Oberschenkel und Beine sehr gut. Ein Blick auf den Hintern ließ festes Fleisch vermuten.

Nichts desto trotz, musste er seiner Arbeit nachgehen und diese Gedanken bei Seite schieben. Dazu kam noch das er wohl hier der einzige war der sich für dasselbe Geschlecht interessierte. So schüttelte er diesen das kurze Abschweifen von sich und: „Stopp!“ Jake beugte sich hinter Mr. Madden nach vorn und griff an den Henkel der Tür. Dabei berührten sich Ihre Körper fast.

Seine Brust strich kurz den breiten Rücken des Neulings. Die Tür stand offen. „Bitte“ wieder eine Handbewegung dass Richard eintreten sollte. Ein Herber Duft, war ihm die Nase hinauf gewandert. Sicher war es das Aftershave. Sehr Männlich, und eindringlich. Der Mann schien Geschmack zu haben. „Bitte nehmen sie Platz“ der Beamte schwang sich hinter den Tisch auf die andere Seite und nahm auf seinem Stuhl Platz. „Zu aller erst möchte ich Sie Willkommen heißen in unserer Abteilung“ ein breites Grinsen überkam ihn. Heute strahlte Jake gerade zu vor Energie. Es war lange her gewesen, das er einen solch guten Tag hatte. Nun wandte er sich mit noch immer deutlich gehobenen Mundwinkeln den Unterlagen zu. Die Pupillen huschten über das Papier. „Nun als ich habe Ihre Akte nicht gelesen. Ich ziehe es vor den Menschen ohne Vorurteile gegenüber zutreten. Was also heißt das ich nicht weiß wieso Sie nun hier sind. Ich erwarte keine Einzelheiten, aber da ich auf Ihre Akte verzichte verlange ich ein gewisses Maß an Ehrlichkeit.“ Und tatsächlich, Die Akte lag vor ihm, schon seit Tagen. Alle waren davon ausgegangen das der Chef sie ausführlich studiert hätte. Die breiten Hände legten sich auf das geschlossene Papierstück und schoben es bei Seite. Jake legte seinen Knöchel auf sein Knie und lehnte sich zurück, in der Hand nur einen Kugelschreiber, dessen Auslöser er immer wieder drückte. „Also, bitte erzählen Sie von sich, dann erzähle ich Ihnen von unserer Abteilung“ Die Neugierde war dem jungen Abteilungsleiter ins Gesicht geschrieben. Das Blau musterte die Fremde Gestalt. Es war ermutigend den Neuling in seinem Kollegium willkommen zu heißen.
 


 


 

◈ ◈ ◈
 


 

"Guten Morgen Mr. Madden", die warme Stimme erklang und der angesprochene Lockenschopf blickte auf. Ein attraktiver Mann, sicherlich Anfang bis Mitte dreißig kam ihm entgegen. Richard erhob sich, ein Lächeln auf den Lippen welches seinen Eifer, dem neuen Arbeitsplatz anzutreten verriet. Er erwiderte den festen Händedruck. "Guten Morgen Mr. Gyllenhaal." Das war also sein Vorgesetzter. Die Lippen verrieten ein munteres Wesen, genauso wie die strahlend blauen Augen mit Sicherheit schon so einige Frauen dazu eingeladen hatte, darin zu versinken. Das Richard selbst an anderen Ufern schwamm, war nichts woraus er ein Geheimnis machte. Er band es allerdings auch nicht jedem auf. Die ozeanischen Iriden war durchdrängt von etwas. Und Richards eisiges blau, welches oft auch eine Kälte seines Wesens vermuten lies blickte dem Anderen entgegen. Sein Vorgesetzter wirkte hingegen seiner freundlichen Miene jedoch müde. Warm, aber durchbrochen von Erschöpfung. Er folgte den Worten seines neuen Bosses, schritt an ihm vorbei und in die Richtung, in welche dieser gewiesen hatte. Das er dabei unter die Lupe genommen wurde entging ihm. Jake wirkte nicht wie jemand, der Interesse an Männern hatte. Und selbst wenn, kreisten Richards Gedanken gerade eher um andere Dinge. Für die "Bräutigamschau" hatte er wann anders Zeit. Jetzt gerade sprühten seine Hormone eher vor der Aufregung, sich nun das erste Mal mit seinem Vorgesetzten zu unterhalten. Es konnte alles entscheiden. Eine warme Arbeitsatmosphäre. Oder die totale Katastrophe. Wie immer lies sich der Lockenschopf kaum etwas anmerken, außer seine leichte Orientierungslosigkeit. Noch kannte er sich hier nicht aus. Das "Stopp", welches dann jedoch erklang, wies in damit schließlich zu der richtigen Tür. Er verharrte, als Mr. Gyllenhaal sich vorbeugte um die Türklinge runter zu drücken und so den Weg in das Büro frei zu geben.
 

Bei der Berührung ihrer Körper, konnte Richard nicht verleugnen, die Gänsehaut sofort über seinen Leib rasen zu spüren, kribbelnd. Von ihm ging eine natürliche Körperwärme aus. Der Stress der in den Augen dieses Mannes abzulesen gewesen war, ließ sie vielleicht ein wenig niedriger sein als bei anderen, dennoch in einem angenehmen Bereich. Richard trat ein und nahm auf den Worten von Mr. Gyllenhaal hin Platz. Der übliche Duft eines Raumes, in dem mit Papier, Tinte und Fleiß gearbeitet wurde. Er hatte es vermisst. Das spürte er in dem Moment, als er den Blick entlang der Wände wandern ließ, bis sie bei seinem Vorgesetzten zum halten kamen, der ebenfalls Platz genommen hatte. Er hieß ihn willkommen, Richard schenkte ihm ein Lächeln. "Vielen Dank", entgegnete er. Es klang weder aufgesetzt, noch zu euphorisch. Sondern normal. Ein ehrlich gemeintes Dankeschön. Seine ausgeprägten Lippen behielten noch immer ein leichtes Schmunzeln bei. Es war jedoch nichts im Vergleich zu dem, was der Mund seines Gegenübers wohl an Emotionskraft herzugeben wusste. Mr. Gyllenhaal schien einer der Menschen zu sein, die ihre Gefühle sehr gut über ihre Miene in die Welt tragen konnten. Dazu noch diese großen Augen. Richard schenkte seine Aufmerksamkeit lieber dem Gesprochenen.

Und er war... verwundert. Sichtlich ein wenig. Im Gegensatz zu seinem Chef vermochte Richards nicht, voller Emotionen über zu sprühen. Doch die Verwirrung sprach aus ihm. Normalerweise nahm man jeden Neuling doch genau in Augenschein. Und ehrlich gesagt wäre Richard froh gewesen, Mr. Gyllenhaal hätte sich zu gewissen Beweggründen die seinen Wechsel in diese Abteilung erklärten, belesen. Oder? Konnte er jetzt ohne vielleicht voreingenommene Meinung dazu anfangen?

Der Lockenschopf bedachte den Satz seines zukünftigen Chefs. Gut, wenn es seine Art war, würde Richard nicht hinterfragen können. Also sah er wieder in die großen Augen, als er zu seiner Antwort kam.

"Ich bin hier wegen einem Neuanfang." Wieder, Ehrlichkeit sprach aus ihm. "Ich hatte wegen gewissen Vorfällen eine Auszeit in Anspruch genommen. Nun wollte ich wieder einsteigen, aber neue Wände mussten her", dabei beließ er es. Und hoffte das es wirklich zu keinen Einzelheiten kommen würde. Verdammt er hatte keine Lust das alles noch mal aufzuwühlen. Das hier war besagter Neuanfang. Weg vom Alten. Weg von dem was passiert war. In Richards eigenen Augen stand ein neuer Glanz. Erinnerungen. Sie würden nie vergehen, aber er war froh wenn er ihnen nicht jeden Tag entgegen sehen musste. "Wenn sie jetzt erwarten dass ich davon erzähle wie sehr dieser Beruf mein Traum seid Kindheitstagen war, dass ich all das hier ausschmücke nur um einen guten Eindruck zu machen... tut mir leid. Ich bin kein Mensch fürs Ausschmücken. Ich bin hier, weil ich weiter diesem Beruf nach gehen will. Weil hier ein neuer Wind weht. Und... weil mir nahegelegt wurde dass es hier Fälle gibt, die nach einem neuen Blick auf die Dinge verlangen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen". Das war die Wahrheit. Von Richard natürlich und ohne Vorsicht ausgesprochen. Wieso sollte er jetzt nahelegen dass er seid Kindheitstagen diese Arbeit in Betracht gezogen hatte. Dass er sich mit dem Übergang ins College schließlich gänzlich dafür entschieden und sehr viel Zeit in seine Ausbildung investiert hatte. Er setzte einfach voraus dass jemand, der solch einen Verantwortungsvollen Job hatte sich bewusst war, was für Energie man dort hineinstecken musste. Und es war aus seinem festen Ausdruck deutlich zu lesen das er entschlossen genug war, die Ernsthaftigkeit besaß die gefordert wurde und aber auch die Gabe sich bei alle dem noch Menschlichkeit zu erlauben, ohne in ein maschinelles Arbeitsverhalten zu fallen. Richard blickte Mr. Gyllenhaal noch immer in die Augen und überlies es ihm, aus der gegebenen Information zu lesen. Genau so wie Richard aus ihm lesen musste, wie sein Chef wohl an all das ranging. Gerade jedoch hatte er das Gefühl, das Mr. Gyllenhaal sehr viel Leidenschaft in all das steckte... hoffentlich mit gesundem Bedacht.
 


 


 

◈ ◈ ◈
 


 

Der Neuling trat ihm mit Verschlossenheit gegenüber. Mit einer Miene die nicht allzu viel verriet. Dennoch hoffte der Erfahrene Polizist das all die Freude die in ihm wuchs nicht umsonst war. Richard Madden. Sicher, einige Eckdaten am Rande wusste Jake, Geburtstag, Geburtsort. Aber alles andere Stand in der Mappe unter seiner Handfläche.
 

Das Büro war nichts Besonderes, es unterschied sich kaum von anderen. Weiße Wände, Abermillionen Zettel die an einer großen Pinnwand hinter Jake hingen. Fotos von Verdächtigen, versteckten sich ebenfalls darunter. Regale die an den Wänden hingen, auf denen Gesetzesbücher aus verschiedenen Jahren standen. Ein Kleiderhaken an dem Jakes Uniform hing. Das einzige was auffiel war ein kleines Flugzeugmodel welches neben dem breiten Bildschirm stand.

Nachdenklich blickte er dem Mann entgegen der so unerreichbar schien. Der Abteilungsleiter lauschte deutlich aufmerksam den Worten des Neuen Kollegen. Ein Neuanfang. Dazu hatte man ihm ebenfalls oft geraten. Aber jetzt ging es um Mr. Madden.

Als die Worte gerade verstummten und die tiefe entschlossene Stimme ein Ende fand, zögerte Gyllenhaal und sah einen Moment zu Boden. Er strahlte etwas Seltsames aus. Nur was das konnte Jake jetzt noch nicht ausmachen. „Naja wir brauchen alle mal einen Neuanfang. Ich will nicht mehr wissen. Ich möchte Ihnen nur ans Herz legen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Einige hier haben das leider nach einigen Jahren vergessen.“ Dann erhob der Lockenschopf erneut die Stimme. Eine Plattheit die leicht erschlagend wirkte. Aber irgendwie passte es zu diesem Kerl. Erst Lächelte der Vorgesetzte, schaute Richard an und dann erklang ein helles Lachen. Die Einfachen Worte eines Mannes der nicht um den heißen Brei herumreden konnte. Die Grübchen um seine schmalen Lippen verrieten dass dieser Mensch gerne lachte. Die Lippenform veränderte sich und wurde leicht schräg. Die weißen Zähne blitzten hervor und Jake schüttelte den Kopf, während er mit beiden Fäusten auf die breite Tischplatte schlug. „Nein, ich bin mir sicher dass man den Beruf nicht aus Langeweile erlernen und ausüben möchte.“ Der Laut der Heiterkeit wurde leiser und er blickte Schmunzelnd in das blasse Gesicht. „Ich muss ihn noch etwas verraten~“ ein schlucken folgte und er legte seine Hand erneut an das Kinn und streifte mit seinen Fingern die zarte Haut seiner Lippen. „Ich fürchte ich bin der Jenige gewesen der um einen neuen Blick verlangt hat.„ Doch weshalb dazu würde der braunhaarige noch kommen…

„ Bevor ich es vergesse, Sie müssten noch den Eid unterschreiben. Was dort drin steht muss ich Ihnen ja nicht sagen. Wie immer das übliche das alle Informationen unter Geheimhaltung stehen und so weiter“ Während den Worten schob er dem Beamten die fünf Seiten zusammen mit einem Kugelschreiber zu. „Aber bevor ich Ihnen die ganze Zeit stehle sich hier einzufinden~...“ er stand auf, legte die Hände an die Hüften und musterte Richard noch einmal kurz und nickte im mit Gutem Gefühl zu. „... möchte ich sagen: Wenn Sie Wünsche, Fragen oder Anmerkungen haben können Sie gern zu mir kommen oder sich anderen Kollegen anvertrauen. Mir liegt nur am Herzen das Sie über die Fälle und Dinge hier sprechen die Sie zum beschäftigen…“ mehr sagte er nicht und seine Züge verloren kurzzeitig das Strahlen. Ehe er sich hinunter zum Tisch beugte um auf eine Taste am Telefon zu drücken. „Schickt ihr mir Brian rein? Danke.“ Das Sekretariat nahm die Information auf und leitete sie umgehend weiter. „Sie müssten mir nur noch mal ihre Konvektionsgröße sagen, damit ich Ihre Uniform bestellen kann“ Die großen Hände legten sich wieder an seiner Hüfte nieder. Und schon öffnete sich die Tür und ein junger Mann mit blondem Haar trat herein. „Guten Morgen!“ Er war deutlich kleiner als Richard, aber das schien bei dessen Körpergröße nicht schwer zu sein. Das helle blau des Abteilungsleiters suchte nach den blauen Klettscher des Neulings und kurz fehlte es ihm an Worten. So lachte auf, rieb sich den Nacken und fand wieder, was er gerade noch sagen wollte. „Also das ist Brian, er wird Sie herumführen und Ihnen alles zeigen.“ Brian stand neben Richard und gab ihm die Hand. „Hallo, dann komm mal mit“
 

Ein letztes Mal nickte Jake und entließ die beiden nach draußen. Er sah ihnen nach. Denn das Büro war mit Scheiben ausgestattet, sodass der Chef freien Blick auf das Kollegium hatte. Wenn er jedoch seine Ruhe haben wollte, konnte er die Jalousien herunterlassen.
 


 


 

◈ ◈ ◈
 


 

Wie wichtig diese Arbeit war, das wusste Richard zu gut. Er entgegnete nur mit einem Lächeln, sagte jedoch nichts weiter dazu, denn mit was hätte er dieses Thema aufrecht erhalten können? Es ließ es vorbei ziehen, es war eh kein Gesprächsstoff der ihn sehr reizte. Doch im Stillen gab er Jake Recht, die meisten hatten vergessen, mit was für einem Job sie es zu tun hatten. Schließlich eröffnete ihm sein Abteilungsleiter noch etwas. Er war derjenige, der bei einem Fall eine neue Sicht auf die Dinge brauchte. Oh verdammt, hoffentlich war das kein Fettnäpfchen gewesen. War er etwa so aufgeregt? Richard blinzelte kurz, die Stirn ein wenig in Falten gelegt als er sich selbst diese Frage stellte und sogar seinen Emotionen nachforschte. Scheinbar. In seinem Inneren herrschte kribbelnder Tumult. Das er jedoch vor seinem Vorgesetzten keine Furcht zu haben brauchte merkte er schnell. Jake Gyllenhaal war ein richtiger Sympathieträger. Angenehm, damit würde die Arbeitsatmosphäre wohl annehmend verlaufen. Richard war erleichtert. "Gut zu wissen", gab er auf die Tatsache dass sein Chef damit also derjenige war, der die Hilfe beanspruchte, wider. Dazu würden sie wohl später kommen. Dann der Eid, Richard erinnerte sich noch wie es war, als er ihn das erste Mal unterzeichnet hatte. Seine Hände hatten regelrecht gezittert und - verdammt taten sie das wieder? Er nahm den Kugelschreiber und sah kurzzeitig zu Mr. Gyllenhaal, fast als wolle er sichergehen dass dieser kein Kommentar dazu gab. Dann jedoch folgten weitere Worte. Richard hatte den Blick über die Zeilen wandern lassen, sah nun jedoch wieder zu Jake. Scheinbar war sein Vorgesetzter doch genau so nervös wie er selbst. Und versuchte es mit Gerede wett zu machen. Er sagte nichts, sondern widmete seine Aufmerksamkeit den Unterlagen, blätterte durch, unterschieb schließlich, legte die Seiten wieder ordentlich zusammen und schob sie Mr. Gyllenhaal zu, ehe er sich selbst erhob. "Natürlich, ich werde mich melden wenn etwas ist", entgegnete er daraufhin. Verdammt, wenn jemand zu vielen Worten neigte hinterfragte man sich selbst schnell. Wirkte die Kargheit seinerseits zu Abweisend? Richard was stellst du dir für Fragen, du bist neu, keiner erwartet dass du hier den Alleinunterhalter gibst. Die Konvektionsgröße. Richard erinnerte sich, wie stolz er damals auf seine Uniform gewesen war. Der Vertrag war das eine, die Uniform dann jedoch zu tragen, die zeigte was man war, das war ein Moment... an dem klar wurde dass sich alle Mühen gelohnt hatten. Er grinste leicht bei dem Gedanken. Seine Zähne blitzen nun hervor und sein Blick zum Boden verriet, dass er in alten Szenarien schwelgt. Weswegen er wie rausgerissen schien, als er Brian bemerkte der in den Raum gekommen war. Ein hagerer blonder Mann. Richard schaute ihm entgegen und lächelte, "Hallo", er schüttelte die Hand und gab ein "einen Moment", von sich, als Brian scheinbar schon munter loslaufen wollte. Er wandte sich zu Jake, wieder ein leichtes Grinsen auf den Lippen, denn ein wenig belustigt war er nun schon, wie Euphorisch seine Kollegen scheinbar über sein Kommen waren. "Konvektionsgröße M", sagte er schließlich, als Brian schon aus dem Zimmer marschierte. Richard blickte ihm kurz nach, ehe er Mr. Gyllenhaal noch einmal beäugte. Die Augenbrauen hob er dabei leicht an, da scheinbar wirklich jeder gerade in hektischer Aufregung war. Da Brian ihm aber alles vorstellen und zeigen sollte, wollte er diesen auch nicht länger warten lassen. Beim verlassen des Büros fiel ihm das kleine Modelflugzeug auf. Ein Hobbie seines Chefs? Richard warf diesem noch einmal einen Blick zu. Die blauen Augen trafen sich... und der Lockenschopf hatte den Raum verlassen, ehe er in ihnen hatte versinken können.
 

Brian war ein aufgeweckter junger Mann. Er wirkte sehr hektisch, so nahm er auch große Schritte als er Richard umher führte und dabei Allgemeine Informationen preisgab. „Also die Kollegen duzen sich untereinander, wenn du ein Problem damit hast musst du es nur sagen. Da links ist die Küche.“ Sie traten ein. Ein kleiner Aufenthaltsraum kam dem wohl näher. Ein großer Tisch in der Mitte und eine gut ausgebaute Küche mit einem langen Kühlschrank, welchen Brian aufmachte. „Wir haben dir schon ein Fach frei geräumt, jeder hat sein eigenes. Deine Pause je nach Schicht beträgt 60 Minuten.“ Dann ging er weiter zum Drucker, zur Toilette, zur Umkleidekabine und dann zum Waffenraum. „Den Schlüssel zum Waffenraum musst du dir beim Chef holen oder wenn der nicht da ist beim Sekretariat. Ansonsten gibt es hier auch Duschen und eben den Umkleideraum wo du deine Uniformen reinhängen kannst.“ Der Mann ließ den Neuen kaum zu Wort kommen. Am Ende kamen sie zu einem aufgeräumten Schreibtisch. „So und das ist dein Reich. Richte dich in Ruhe ein. Internet steht dir zur freien Verfügung. Wegen der Verbrecherkartei, da gebe ich dir noch dein Passwort. Hast du noch Fragen?“
 

Er war Brian gefolgt und war dabei - wer hätte es gedacht - kaum zu Wort gekommen. Es war wohl eher immer nur ein "Aha." - "Mhm" - "Okay", das er wieder gab. Zu mehr kam er nicht, denn Brian schien selbst ein Wasserfall der Worte zu sein. Er nahm alle Informationen auf. Und war sich dennoch sicher dass er immer mal wieder fragen müsste, denn sein aufgeweckter Kollege lies kaum Zeit zum einprägen. Dann kamen sie schließlich bei seinem Schreibtisch an... und Richard spürte irgendwie dass er auch erleichtert war. Er musterte das edle dunkle Holz, strich einen Moment lang darüber und spürte, wie seine Fingerkuppen kribbelten. Dann wandte er sich wieder Brian zu. "Nein alles in Ordnung... ", Brian sah ihn an und schien zufrieden mit sich selbst und dem Wissen alles scheinbar so gut erläutert zu haben, sodass der Neue keine Fragen mehr hatte. Er gab ihm das Passwort. Damit war wohl wirklich alles erledigt. "Also, vielen Dank, Brian. Ich bin übrigens Richard". Damit war das Eis wohl doch noch gebrochen und das plötzliche Strahlen in den Augen des Blonden verriet dem Lockenschopf, das er damit wohl in die Runde der Kollegen aufgenommen worden war. Jedenfalls was die hagere Gestalt anging. Dieser verlies ihn anschließend mit den Worten "Freut mich... ach und wenn irgendwas ist, wie gesagt, du kannst gerne zu uns kommen...". Richard schenkte ihm ein Lächeln als Antwort.
 

So verharrte er einen Augenblick lang. Die Handflächen langsam auf das Holz des Tisches gestützt, als er sich von hinten dagegen lehnte und sachte einatmete. Sein erster Tag. Er war damit ein festes Mitglied des Teams.
 

...
 

Es dauerte nicht lange, bis neugierige Blicke weiterer Kollegen sich mit ihm trafen. Er hatte mittlerweile Platz genommen und sich mit den einzelnen Schubladen und Fächern vertraut gemacht. Dann hatte er den PC hochgefahren und gerade als er sich wieder aufgerichtet hatte, sahen ihm ein paar Augen entgegen. "Hey... du bist also der Neue", Richard musterte die drei jungen Männer, von denen der eine ein ziemlich bulliger Kerl war, der andere in etwa so hager wie Brian und der Dritte recht durchschnittlich. "Ich bin James" - "Hi, ich bin Dylan" - "Ethan", er betrachtete sie für einige Sekunde und merkte, dass die Neugierde aus ihren Blicken sprach. "Hey, Richard", entgegnete er und schüttelte jedem die Hand. "Ganz cool, mal wieder ein neues Gesicht," gab James wieder. "Stimmt, angenehm nicht immer die gleichen Fratzen sehen zu müssen", die drei lachten und auch Richard gab ein Leichtes von sich, wenn auch weniger aus Amüsement als aus Höflichkeit. "Auf jeden Fall, ist cool dass du da bist... wenn was ist komm ruhig" - "Alles klar", verdammt noch mal wer würde ihm denn hier noch anbieten dass er zu ihm kommen konnte, wenn etwas war. Richard ließ sich nichts anmerken. Und dann wurde die Gruppe an Männern von einer Frauenstimme durchbrochen. "Eh Verzeihung, Mr. Harrison, da sind Unterlagen für sie gekommen". James atmete auf: "Aaaalles klar, gut Richard, wir sehen uns eh noch~", damit verabschiedeten sich die Drei. Die Frau sah ihnen mit einem Lächeln nach. "Ich habe die Sachen auf ihren Schreibtisch gelegt...", dann wandte sie sich wieder an Richard. "Hallo~", ein sanftes zucken ihrer Mundwinkel folgte. "... Hi", gab Richard wieder. Stille. "Also... haben sie sich schon etwas einleben können?". Richard musterte sie... und oh nein. Kein Flirtversucht. Von Testosterongeladenen Typen umgeben, eigentlich konnte Richard ihr nicht verübeln dass auch sie sich vielleicht nach etwas frischem Wind sehnte. Bei ihm wäre sie da allerdings an der falschen Stelle. "Ja, naja... wird wohl noch etwas dauern, bis ich im Arbeitsrhythmus bin..." - "Ach sie machen das schon", sie lächelte ihm noch strahlender zu als zuvor an. "Und wenn etwas ist..." - "Kann ich zu ihnen kommen.", er grinste nun. "Verzeihung... mir hat hier schon so gut wie jeder das Angebot gemacht. Ich werde es wahrnehmen, wenn es soweit ist...". Sie sah ihn an und nickte. "Gut, dann bis... eventuell später...", damit machte sie kehrt und ging. Richard seufzte auf, ließ sich auf seinen Stuhl zurück sinken. Einen Moment lang strich er sich über das Gesicht, ehe er zu dem Bildschirm blickte, auf welchem nun die Forderung für das Passwort aufgetaucht war. Brian hatte es ihm notiert. Er griff nach dem kleinen Zettel, tippte die Zahlen und Buchstabenkombination ein, ehe er das Programm damit öffnete. Die Verbrecherkartei. Es würde interessant werden, wenn er die Akten wieder durchforsten konnte. Richard war manches Mal ein Mensch fürs Detail. Etwas was seiner Erfahrung nach leider so einige seiner Kollegen verloren hatten. Er hatte nicht umsonst während seiner Ausbildungszeit so viel gebüffelt. Und die Erfahrung die er gesammelt hatte war ihm oft schon von Nutzen gewesen. Seine Aufmerksamkeit war auf den Bildschirm gerichtet, als das flimmern ihn wie in eine Art Trance versetzte und er mit einem Mal schmale Lippen, die zu einem schiefen Lächeln gekräuselt waren und blaue Augen in Gedanken vor sich hatte. Ein Fall bei welchem eine neue Sicht benötigt wurde. Ob ihm so etwas als Einstiegsfall schon eröffnet wurde? Mit Sicherheit würde sich Mr. Gyllenhaal bei keinem einfachen Problem so unbeholfen wissen. Schritte rissen ihn aus dem Grübeln und zwei weitere Kollegen kamen rein. Der eine hatte sich eine Laugenstange zwischen die Lippen gepresst und war scheinbar zu bepackt um in Ruhe Essen zu können. Der andere schleppte ebenfalls einen Karton, scheinbar mögliches Beweismaterial, das er durchforsten musste. Der eine nickte ihm zu, der andere gab ein "Hi" von sich, ehe er die Kiste abstellte und zu Richard rüber ging. "Du bist also der Neue, ich bin Tyler...", der andere nahm die Laugenschange aus dem Mund. "Mason" - "Richard," gab der Lockenschopf von sich. "Du bist also der, der endlich Lösung in die Misere bringen soll", es klang belustigt. Und alleine das weckte Verwunderung in Richard. Er sah Tyler nach, der zu seinem Platz ging und sich setzte. "... wird auch mal Zeit", gab Mason von sich. Richard musterte die beiden Männer. Diese hatten sein Schweigen darauf bemerkt. "Oh man sorry... du wirst verstehen wie nervig das ist, wenn du erst Mal länger hier bist". Richard verstand nicht Recht. Aber vielleicht würde er das noch, wenn er erst Mal den Alltag hier erfahren hatte. Mason seufzte und nahm selbst Platz, ehe er von seinem Pausenimbiss abbiss. "Mjah," gab er kauend von sich. "... aber du wirst wohl eh am meisten von uns damit zu tun haben...", Tyler lachte daraufhin. "Mein Beileid"... Richard zog die Augenbrauen ein wenig zusammen und es passierte das, was immer kam wenn die Unsympathie gestreut von dem eigenen Wohlwollen seiner Gesprächspartner war. Sein Blick heftete sich fest auf die beiden. Und er wünschte er würde wissen wovon sie sprachen. "Wow wow Freundchen... man hast du einen harten Blick. Ganz ruhig, wir machen uns schon nicht über dich lustig", Richard wandte sich wieder ab. "Nein ernsthaft... vielleicht kannst du die Sache endlich mal ins Rollen bringen." ... er wollte darauf nicht antworten.
 


 


 

◈ ◈ ◈
 


 

Die Welt war im Wandel. Zumindest für ihn. Das markante Gesicht, was so viel Freundlichkeit und strahlen in sich trug, sah Richard und Brian verträumt nach. Erst als sich der Neue umdrehte, erwachte er aus seiner Träumerei und erlitt einen Inneren Schrecken. Die Hände ruhten noch immer auf seinen Hüften. Ein kurzer Blick nach draußen auf die leer gefegten Straßen verriet ihm dass die meisten hier ihrer Arbeit nachgingen. Es war Mittwoch, mitten im September. Für heute waren 36 Grad angesagt. Jakes Körper spannte sich bei der Vorstellung an. Die Hitze würde die Stimmung und die Arbeitsmoral wieder deutlich in den Keller ziehen. Ein lautes Seufzen entfloh ihm. Er drehte sich zum Fenster. Seine rechte Hand legte er auf den Fensterrahmen und sah mit nachdenklicher Miene den Blättern der Bäume beim Tanzen zu. Ein junger Mann, der im Gegensatz zu ihm weniger Erfahrung hatte. Konnte er ihm wirklich neue Sichten eröffnen? Jake kam ins Zweifeln. Das Leben bestand aus Entscheidungen. Hätte er den Fall damals abgelehnt würde es ihm heute vielleicht besser gehen. Doch dann kamen ihm wieder die kleinen süßen Gesichter in den Sinn. Rote Wangen die breiter wurden, blondes helles Haar und kleine feine Hände. Gyllenhaal vergaß kurz zu atmen, fing sich aber wieder, nachdem er mehrmals geblinzelt hatte. Er drückte seinen Zeigefinger und Daumen in seine Augenhöhlen, während er sich umdrehte. Die Lider öffneten sich wieder und das fast schon Türkis wirkende Blau kam hervor. Die Scheiben zwischen seinem Büro und dem der Anderen waren geöffnet, so kam er kaum drum herum den Neuling noch einmal zu mustern. Die Kollegen stürzten sich wie Tiere auf den armen jungen Mann. Es war schon peinlich und Jake musste grinsen als er dem Lockenschopf dabei zu sah wie er die Leute besänftigte. Er hingegen setzte sich an den Computer und ging einige Grafiken durch. Grafiken die sehr wichtig waren und…~

Seine Augen glitten wieder hinüber zu seinen Angestellten. Richard war wirklich bemüht allen gerecht zu werden. Judith. Das war zu erwarten, sie krallte sich hier jeden neuen Mann und nahm ihn unter die Lupe in der Hoffnung sie könnte bei ihm landen. So also auch bei Madden. Aber zurück zur Arbeit. Den Kopf neigte er nach Rechts und dann nach Links. Lautes knacken und sein Nacken war wieder einigermaßen eingerenkt. Dann wandte er sich den Grafiken zu die die Geschehnisse eines Falls darstellen sollten. Jedoch dauerte es nicht lange und das glühende Blau wanderte erneut zu der noch unbekannten Gestalt hinüber. Verdammt. Jake ließ sich doch sonst von nichts und Niemanden ablenken. Er musste aufstehen und die Jalousienen zuziehen, denn so war eine gute Konzentration unmöglich. Verwunderung über sich selbst kam auf. Ermahnungen folgten und Jake würde noch das ein oder andere Mal von diesem Mann abgelenkt werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück