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Prelude of Shadows

Die Team Shadow Chroniken
von

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Jayden – Akt 2, Szene 1

8 Jahre vor Team Shadows Gründung

 

Stöhnend ließ Jayden sich in das trockene Gras fallen und breitete die schmerzenden Arme aus. Sein Rücken und seine Waden brannten von der Tortur, durch die der alte Knacker sie im Wald gezwungen hatte. Von Sonnenaufgang bis tief in die Nacht hatten er und sein Smettbo Chris und Jayden auf der Suche nach Beeren von einem dornigen Strauch in den nächsten gejagt. Jaydens Arme waren bis zu den Schultern zerkratzt und mit blutigen Krusten bedeckt. Chris sah nicht besser aus, aber statt wie er erschöpft zu Boden zu sinken, stand sie im brauen Gras wie eine Eroberin und sah Richtung Norden.

Auf ihrer Schulter saß das Pikachu aus dem Vertania Wald.

Nach einigen anfänglichen Streichen, einem gestohlenen Strohhut und einer Verfolgungsjagd, die in der Baumkrone einer uralten Eiche endete, hatten die beiden erschöpft einen Waffenstillstand geschlossen und schienen seitdem ein Herz und eine Seele.

Neidisch drehte Jayden den Kopf und folgte Chris‘ Blick. Marmoria City erhob sich hinter der Wildwiese, eingebettet zwischen Bergmassiven und dichten Laubwäldern. Die Steingraue Stadt machte ihrem Titel alle Ehre, aber selbst aus dieser Entfernung konnte er vereinzelt kleine Blumenbeete und verstreute Parkanlagen erkennen.

Chris starrte noch immer in die Ferne, während Pikachu gedankenverloren mit ihren Haaren spielte. Jayden zupfte sie an ihrer Hose. „Alles okay?“, fragte er.

„Ich habe ein Pokémon“, sagte sie. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und ihre Hand strich sanft über den schmutzig gelben Pelz ihres Partners. Jayden schluckte. Wie sie so da stand, mit dem vom Wind gepeitschten, dunkelbraunen Haar und diesem stolzen Ausdruck im Gesicht, wirkte sie plötzlich ganz anders. Nicht mehr unnahbar und kühl, wie er sie kennengelernt hatte, sondern selbstbewusst und abenteuerlustig.

Jayden hatte nicht erwartet, dass ihr Anblick so einen Effekt auf ihn haben würde. Schnell sprang er auf und wischte sich den Dreck von seiner Hose. „Wollen wir weiter?“, fragte er. Sie ließ von der Streicheleinheit ab und bedachte ihn mit einem enthusiastischen Nicken.

„Gehen wir.“

Obwohl die Stadt schon zum Greifen nahe schien, brauchten sie bis zum Abend, bevor die rote Neonbeleuchtung des hiesigen Pokécenters sie willkommen hieß, was nicht zuletzt daran lag, dass Chris darauf bestand, gegen jedes wilde Rattfratz und Taubsi zu kämpfen, das über ihren Weg stolperte.

Jayden verzichtete. Glumandas Pokéball hing weiterhin unangetastet an seinem Gürtel, und obwohl er sicher war, dass er es sich nur einbildete, fühlte sich der Ball heißer an als gewöhnlich.

„Willst du es nicht trainieren?“, fragte Chris, die allmählich die Geduld mit ihm verlor. „So wird es nie stärker und du kein Trainer.“ Pikachu nickte und stemmte die kleinen Pfoten in die Hüfte, während es zu jedem Wort seiner Trainerin nickte. Jayden verschränkte die Arme und sah zur Seite. „Das Gras ist viel zu trocken!“, protestierte er. „Wenn Glumanda seine Glut einsetzt, geht hier alles in Flammen auf.“

„Du kannst es nicht für immer von brennbarem Material fernhalten“, entgegnete Chris. Jayden antwortete nicht. Er wusste es ja selbst. Aber die Wahrheit war, dass er Angst hatte. Nicht nur davor, dass Glumanda einen Waldbrand verursachen, sondern davor, dass es von jemandem als gestohlen erkannt werden könnte. Sicher hingen in Marmoria City ebenfalls Plakate mit dem Bild des Pokémons, und obwohl seine Färbung an sich nicht allzu offensichtlich war, konnte man es doch deutlich von jedem anderen Glumanda unterscheiden. Es war eine Leuchtfackel, die sein Verbrechen allen signalisierte, die hinguckten, und das machte Jayden nervös. Er wollte nicht wieder von Nicole gejagt werden, oder noch schlimmer, sich seinen Eltern stellen müssen. Wie würden sie reagieren, wenn sie erfuhren, dass er gleich am ersten Tag seiner Pokémonreise zu einem Dieb geworden war? Je weiter sie sich von Alabastia entfernten, umso schlechter fühlte er sich deswegen.

Aber der Gedanke, sich freiwillig zu stellen und sein Pokémon abzugeben, war noch unerträglicher.

Und so sah er nur mürrisch dabei zu, wie Chris` Pikachu einen Donnerschock nach dem anderen abfeuerte, bis seiner Trainerin die elektrisierten Haare zu Berge standen und eine Schneise aus besiegten Nagetieren das hohe Gras hinter ihnen bedeckte.

Als das Pokécenter endlich vor ihnen auftauchte, zog Chris ihren Hut tiefer ins Gesicht und rief Pikachu in seinen Ball zurück. „Ich werde nachsehen, ob drinnen Steckbriefe aufgehängt sind“, informierte sie ihn. „Warte hier.“

Jayden ließ sich im Schatten eines Baumes einige hundert Meter entfernt auf einer Bank nieder. Es war früh genug, dass die Sonne noch unerbittlich schien und Schweiß bedeckte seine Oberlippe und Stirn. Er fühlte sich klebrig und schnüffelte alle paar Minuten unter seinen Achseln, um sicherzugehen, dass er nicht allzu sehr stank.

Er hatte einen guten Ort gewählt. Neben ihm erhob sich eine erhöhte Parkanlage, sodass niemand ihn unter dem Baum entdecken konnte, der dort oben trainierte. Die Handvoll älterer Trainer, die er beim Vorbeigehen gesehen hatte, waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt und Jayden vertraute darauf, dass die alte Dame mit Krückstock und geblümten Sommerkleid auf der gegenüberliegenden Bank zu vertieft in ihr Buch war, um ihn wahrzunehmen.

Der Pokéball an seiner Hüfte brannte inzwischen regelrecht und Jayden hatte eine böse Vermutung, weshalb. Mit spitzen Fingern betätigte er den Öffnungsmechanismus und blinzelte gegen den roten Lichtblitz, der das Erscheinen seines Glumandas begleitete.

Die orangegelbe Feuerechse schüttelte die Ärmchen aus, kaum dass sie sich materialisiert hatte, spuckte einige Feuerringe auf das Pflaster und sah Jayden vorwurfsvoll an.

„Es tut mir leid!“, sagte Jayden eindringlich und ging vor seinem Pokémon auf die Knie. „Ich wollte dich rauslassen, aber es gab einfach keine gute Gelegenheit.“ Er streckte eine Hand aus, doch Gluamnda schnappte nach seinen Fingern und er riss die Gliedmaße schnell zurück. „Du musst mir glauben. Die Wissenschaftler, denen du vorher gehört hast, suchen dich. Sie jagen uns. Wir müssen vorsichtig sein.“ Glumanda blies einen trotzigen Rauchring aus seinen Nüstern und machte eine Bewegung mit dem Kopf Richtung Süden.

Und was war mit all den anderen Gelegenheiten? Es war, als könnte Jayden die Anschuldigung seines Glumandas wirklich hören. Er wand sich. „Ich hatte Angst, dass du alles abfackelst“, murmelte er schließlich. Er wusste sofort, dass es die falsche Antwort gewesen war. Glumanda bleckte die Zähne, wandte sich um und sprang auf allen Vieren die Straße hinab. „Warte!“, schrie Jayden und hob den Ball, doch da war Glumanda schon die Treppen zum Park hinaufgerannt und der Lichtblitz traf ins Leere. Fluchend nahm Jayden die Verfolgung auf.

Ich hätte wissen müssen, dass es so reagiert, dachte er wütend. Mit hämmerndem Herzen lief er die Treppen hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend. Ich habe sein Vertrauen gewonnen, indem ich ihm den Maulkorb abgenommen habe, aber statt es zu akzeptieren, wie es ist, habe ich es stattdessen im Ball festgehalten. Immerhin hat es im Labor Auslauf bekommen. Ich bin so ein Idiot!

Oben angekommen, stützte er sich schweratmend auf seinen Knien ab und sah sich um. Groß angelegte Blumenbeete färbten den Park in pink, gelb und weiß, auch wenn die Blütenköpfe dank der Hitze welk herabhingen. Verstreut stehende Birken spendeten Schatten und einige freie Grasflächen dienten den Trainern als Kampfplatz. In einer dieser Gruppen machte Jayden Glumanda aus. Es kam schlitternd vor einem Haufen Rucksäcke und Taschen zum Stehen, die den vier Jugendlichen gehören mussten, die hier ihre Pokémon trainierten. Ein Mädchen mit zwei pinken Flechtzöpfen und einer mit Ansteckern bedeckten Cappie rief gerade ihrem Georok Befehle zu, das das Bibor eines schlaksigen Jungen mit Steinen bewarf. Zwei anderen Jungen kauten Kaugummi auf der beistehenden Bank und hielten Händchen, ein Nidorina und ein Nidorino vor ihren Füßen.

All das nahm Jayden in der Zeit wahr, die Glumanda brauchte, um Luft zu ziehen und eine gigantische Glutattacke auf die Rucksäcke abzufeuern.

„Was machst du da?“, schrie Jayden und sprintete auf die Gruppe zu, doch Glumanda ließ nicht von seinem Angriff ab. Es spie eine zweite Feuersbrunst aus, die diesmal die Schlafsäcke erfasste. Mit Horror sah Jayden dabei zu, wie die Taschen verkokelten, während der Kunststoff der Schlafsäcke in sich zusammenschmolz.

Erst jetzt bemerkte die Gruppe, was vor sich ging. Zuerst die Pinkhaarige, die in der Bewegung innehielt und mit offenem Mund die verbrannten Überreste ihres Reisegepäcks ansah.

„Was zur Hölle?!“, schrie sie und zog damit die Aufmerksamkeit ihrer drei Freunde auf sich. Das Pärchen auf der Bank sprang auf, der Junge mit dem Bibor kam bedrohlich auf Glumanda und Jayden zu.

„Was soll das, hä?“, fauchte er und packte Jayden am Kragen. Er war zwei Köpfe größer und hob ihn mühelos hoch, sodass nur noch seine Zehenspitzen den Boden berührten. „Was ist dein Problem? Willst du einen Kampf? Willst du Streit?”

Das Mädchen ging neben einem der Rucksäcke auf die Knie und durchsuchte den Inhalt, zumindest das, was davon noch übrig war, denn plötzlich stieß sie einen Wutschrei aus. „Du hast mein Geld verbrannt, du Wichser!“

Das brachte auch Bewegung in das Pärchen. Kreidebleich durchsuchten sie ihre eigenen Taschen, während der Schlaksige Jayden weiterhin am Schlawittchen festhielt. Glumanda fand sich unterdessen von allen vier Pokémon der Jugendlichen umkreist. Seine Glutattacke prallte wirkungslos an dem Steinkörper des Georoks ab und ein Doppelkick des Nidorinas schleuderte es zu Boden.

„Gib mir einen Grund, warum wir dich nicht kaltmachen sollen“, fauchte der Junge, der ihn festhielt.

„E-es war nicht mit Absicht.“

„He, guck dir mal das Glumanda an“, sagte plötzlich der Junge mit dem Nidorino, dessen dunkles Haar bis über seine Schultern hing und unter dessen ärmellosen Tank-Top einige Tätowierungen herauslugten. „Das ist eins von diesen Speziellen. Mit dem Gendefekt.“

„Warte, du hast Recht.“ Die Pinkhaarige ging neben Jayden Glumanda in die Hocke. „Die sind mega selten. Und weißt du, was das heißt?“

„Dass wir es mitnehmen?“

„Nein.“ Sie erhob sich und sah Jayden abschätzig an. „Es heißt, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass wir hier den Glumandadieb aus Alabastia vor uns haben. Stimmt doch, oder?“

„Bitte“, flüsterte Jayden, dem die Tränen in den Augen standen. Wie war alles so schnell schiefgegangen? Er hatte doch nur auf Chris warten und sich mit Glumanda versöhnen wollen! „Ich wollte das nicht. Es war ein Versehen.“

„Was genau? Dass du ein Pokémon gestohlen hast, oder dass besagtes Pokémon unsere gesamte Reiseausrüstung gegrillt hat?“

„Was willst du machen, Chloe?“, fragte der Schlaksige und zog Jayden noch ein Stück näher, sodass er die Sommersprossen auf dessen schmaler Nase zählen konnte. „Sollen wir ihn ausliefern?“

Chloe zögerte. Sie knetete einen ihrer Zöpfe und sah zwischen Glumanda und Jayden hin und her, dem die Tränen inzwischen über die Wangen liefen. „Nein. Mir ist egal, was er gemacht hat, bevor er hier aufgetaucht ist. Boyd, nimm ihm sein Geld ab. Vielleicht haben wir Glück und der Kleine hat reiche Eltern. Wenn nicht, erteilen wir ihm eine Lektion, die er nicht so schnell vergisst.“

Jayden kniff die Augen zusammen, während Boyd ihm den Rucksack von den Schultern riss und darin nach seiner Geldbörse wühlte. Jayden wusste, dass er nichts finden würde, zumindest nicht genug, um vier Ruck- und Schlafsäcke zu ersetzen.

„Zweitausend Pokédollar“, stöhnte Boyd. „Das reicht nicht mal für einen.“

Jayden hörte das Rascheln der Scheine, als er das Geld Chloe zeigte. Sie schnalzte mit der Zunge und zog einen schwarzen Lederhandschuh über ihre Finger, während sie auf ihn zukam. „Pech gehabt, Kleiner. Du hattest deine Chance.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  JustLikeHi
2018-07-29T09:07:54+00:00 29.07.2018 11:07
Hellu erstmal.
Das glumanda mag keine schlafsäcke/rucksäcke kann das sein? Und ich frag mich wie das mit chloe und den anderen trainern ausgeht.
Trozdem freut es mich das chris und jayden sich jetzt besser verstehen. Ich mag chris :3

Lg. JustLikeHi
Antwort von:  yazumi-chan
29.07.2018 11:09
Chris ist toll :D Glumanda mag gerne alles, was brennt, das ist leider das Problem xD Aber in diesem Falle wollte es Jayden absichtlich reinreiten, weil der es so lange vernachlässigt hat. Nur blöd, dass es jetzt mit in Schwierigkeiten steckt ^^
Von:  Kerstin-san
2018-07-29T07:50:28+00:00 29.07.2018 09:50
Hallo,
 
ahhh, ich feier Chris und Pikachu. Die beiden haben sich so schnell aneinander gewöhnt und scheinen jetzt schon ein ziemlich starkes Band zu haben. Ich hab fröhlich vor mich hingekichert, als Chris Jayden überreden will sein Glumanda endlich mal zu trainieren und Pikachu ihr sofort beipflichtet. Außerdem kann ich mir nur zu gut vorstellen, dass Chris sich direkt eifrig ins Training stürzt und jedes wilde Pokémon elektrisieren lässt.
 
Hmm, an Jaydens Eltern hab ich noch gar nicht gedacht, aber ich denke doch schon, dass die umgehend vom Pokémonlabor informiert worden sind, oder? Immerhin wäre es ziemlich wahrscheinlich, dass ein Kind irgendwann seine Eltern kontaktiert.
 
Auweia, da hat Jayden sich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht, wobei man Glumandas verhalten schon irgendwo verstehen kann. Ob Glumanda, so untrainiert es auch ist, die beiden da rausboxen kann?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  yazumi-chan
29.07.2018 11:08
Pikachu ist ihr ja auch dankbar, dass sie ihn aus dem Kokon befreit hat, aber das wird ihn natürlich davon abhalten, ihr regelmäßig Sreiche zu spielen :D Wer sich einen Trickster ins Team holt, ist selber Schuld.

Jaaaa, Jaydens Eltern. An die will der Gute gar nicht denken xD Aber ja, die sind auf jeden Fall informiert worden, schließlich arbeitet sein Vater ja sogar im Labor. Zum Glück hat Jayden kein Handy, sonst hätte er inzwischen vermutlich seeeehr viele böse Anrufe ...


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