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Prelude of Shadows

Die Team Shadow Chroniken
von

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Ronya – Akt 2, Szene 2

7 Jahre vor Team Shadows Gründung
 

 
 

Ihre erste Amtshandlung am nächsten Morgen war es, die Trainerschule zu besuchen. Max und sie verließen am frühen Morgen das Pokécenter und stiefelten durch die vollgepackte Stadt. Es war noch relativ kühl, und eine steife Brise wogte durch die Menge, aber Ronya störte sich nicht daran. Sie genoss das Gefühl des Windes auf ihrer Kopfhaut und der Freiheit und unendlichen Möglichkeiten, das sie hier in der Großstadt verspürte.

Seit sie vor zwei Jahren herausgefunden hatte, dass es Schulen für Pokémontrainer in anderen Städten gab, war sie unendlich neidisch gewesen. Ihre eigene Familie besaß keine Pokémon, eine ziemliche Ausnahme in Sinnoh. Statt von Kindesbeinen an den Umgang mit ihnen zu lernen, oder zumindest an offiziellem Unterricht teilnehmen zu können, hatte sie sich all ihr Wissen selbst aneignen müssen. Sie wusste, dass die meisten Kinder in ihrem Alter wenig Interesse an der Literatur hatten, mit der Ronya sich Tag ein, Tag aus beschäftigte, aber das war ihr egal. Dank Thea hatte sie ohnehin nie einen eigenen Freundeskreis gehabt, und selbst wenn, wäre dieser sicher von ihrer Schwester infiltriert worden.

Thea …

Bei dem Gedanken an ihre letzte Auseinandersetzung wurde Ronya heiß und kalt gleichzeitig. Sie ballte die Fäuste, ihre Kehle zog sich zusammen. Obwohl sie wusste, wie irrational es war, sah sie über ihre Schulter, so als könnte Thea plötzlich in der Menge der Jubelstadtpassanten auftauchen und nach ihr rufen.

Ein abrupter Schmerz ließ sie zusammenzucken. Sie sah zu ihrer rechten Hand, an der eine kleine Bisswunde zu sehen war.

Max, der die ganze Zeit eng an ihrer Seite lief, hatte sie gebissen. Ronya starrte ihr Pokémon an, das sich flach auf den Boden drückte, ihr aber ungeniert in die Augen sah.

Sie atmete tief durch und ging in die Hocke. Mit der nicht blutenden Hand strich sie Max über den Kopf. „Danke. Ich weiß, ich sollte nicht so viel über sie nachdenken. Sie hat nur die Macht über mich, die ich ihr gebe. Aber es ist schwer, loszulassen.“

Die Trainerschule war nicht weit vom Pokécenter entfernt. Vor dem Eingangstor blieb Ronya stehen. Sie hatte ein imposantes Gebäude erwartet, schließlich befanden sie sich in Jubelstadt, Sinnohs Hauptstadt, aber das hier sprengte jeden Rahmen.

Ein gewaltiger Komplex aus rotbedachten Gebäuden umringte einen runden Park, der mit Bäumen und Bänken gesprenkelt war. Eine Hausmeisterin kehrte den Steinpfad, der zu den verschiedenen Gebäuden führte. Das Haus zu ihrer Linken war vier Stockwerke hoch, mit kindlich bemalten Hausfassaden und Papierdekorationen, die innen an den Fenstern klebten. Eine Art Pokémon-Grundschule? Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich, was Ronya mit geübtem Auge als Bibliothek identifizierte. Drehtüren ließen trotz der frühen Stunde bereits Trauben von Schülern hinein, und hinter den hohen Glasfenstern konnte Ronya Reihe um Reihe von Bücherregalen erspähen. Ihr Herz klopfte sofort heftiger.

In der Mitte dieser beiden Gebäude erhob sich das größte der drei, sechs oder sogar sieben Stockwerke hoch, mit breiten Eingangstüren und diversen Schülern und Schülerinnen, die mit Ranzen und Pokébällen am Gürtel nach innen eilten. Ronya klappte ihre Kinnlade zu und sah zu Maxwell hinunter, der von ihrer Aufregung ganz angesteckt bereits gierig die Bäume beäugte.

„Fünf Minuten“, sagte sie warnend. „Dann gehen wir rein.“ Max quietschte und sprintete auf den erstbesten Baum zu.

Nachdem Max sich ausgetobt hatte, rief Ronya ihn in seinen Pokéball zurück (an der Eingangstür hing ein „Pokémon verboten“-Schild) und betrat das klimatisierte Hauptgebäude. Innen führte ein langer Gang zu einem Aufzug und einer Treppe nach oben. Davor war eine Rezeption, an der ein älterer Herr saß und sich mit einer Besucherin stritt.

Langes, blondes Haar hing in einem perfekt frisierten Pferdeschwanz ihren Rücken hinunter. Sie trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug und hochhackige Schuhe. In der einen Hand hielt sie einen schwarzen Aktenkoffer, mit der anderen umklammerte sie die Hand eines Jungen mit ebenfalls blondem Haar, der neun oder zehn Jahre alt sein musste und gelangweilt in die Luft starrte.

Neben den beiden stand ein junges Mädchen, etwa in Ronyas Alter. Sie hatte lockiges, blondes Haar, das ihr rundes Gesicht umrahmte und trug eine weiße Strickjacke über ihrem pinken, rüschenbesetzten Kleid. Als sie Ronyas Blick bemerkte, weiteten sich kurz ihre Augen. Ihr Blick glitt über Ronyas abgetragene Latzhose und dreckstrotzenden Schuhe, dann sah sie schnell weg.

Ronya fühlte sich sofort unwohl. Das Mädchen erinnerte sie an Theas Freundinnen, die nur an Mode interessiert waren. Sie sah zurück zu der Frau, die allem Anschein nach die Mutter der beiden Kinder war, und trat etwas näher, um zu lauschen, was trotz der immer noch hereinschlendernden Schüler leicht war, denn die Frau sprach in sehr lauter, energischer Stimme.

„—nicht so weit gereist, um mich von jemandem in ihrer Position abwimmeln zu lassen.“

„Ma’am …“ Der Rezeptionist rückte seine Brille zurecht und sah eingeschüchtert zwischen ihr und seinem PC-Monitor hin und her. „Es tut mir wirklich leid, aber alle Kurse sind ausgebucht. Wenn Sie in zwei Monaten wiederkommen könnten …“

„In zwei Monaten?“, fragte die Frau schneidend und lehnte sich über den Tresen. Ronya machte instinktiv einen Schritt zurück. Sie hatte Mitleid mit dem Rezeptionisten, dem inzwischen Schweißperlen auf der Stirn standen. „Sicher haben Sie noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Ich bin durchaus bereit, für Privatunterricht bei den Dozenten zu bezahlen, es geht schließlich nur um zwei Wochen, die wir hier verbringen werden.“

„P-privatunterricht?“ Der Rezeptionist starrte die Frau an. Ronya ebenfalls. Klar, sie sah gepflegt und professionell aus, aber dass sie so reich war … „Na gut, ich werde ein paar Anrufe tätigen. Wenn Sie mir ihre Nummer hierlassen, kontaktiere ich Sie, sobald ich Näheres weiß.“

„Na bitte, so schwer war das doch nicht“, seufzte die Frau. „Der Name ist Heartoline. Ich erwarte die Termine bis spätestens heute Abend. Wir haben schon genug Zeit in dieser Stadt vergeudet.“ Sie kritzelte ihm eine Nummer auf einen Zettel, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und kam direkt auf Ronya zu, die reflexartig zur Seite sprang. Das Mädchen lief seiner Mutter hinterher.

„Mamaaa, ich hab Hunger“, quengelte es, dann schloss sich die Tür hinter den Dreien.

Ronya atmete erleichtert aus, im genau gleichen Moment wie der Rezeptionist. Sie warfen sich einen kameradschaftlichen Blick zu. Sie ging zum Tresen. „Also … die Kurse sind voll?“, fragte sie schweren Herzens. Der Mann nickte.

„Die Wartezeit ist eigentlich eher sechs Monate. Aber das habe ich mich wirklich nicht getraut zu sagen.“

Ronya presste die Lippen zusammen und griff nach Max‘ Ball. Sechs Monate … unter normalen Umständen wäre das kein Problem gewesen. Schließlich hatte sie noch ihr gesamtes Leben vor sich. Aber sie war mehr oder weniger auf der Flucht. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie gewusst, dass die Trainerschule von Jubelstadt der erste Ort wäre, an dem Thea nach ihr suchen würde. Ihre Schwester kannte sie eben doch gut genug, um zu wissen, was für eine Anziehungskraft die Schule mit ihrem geballten Wissen auf sie haben würde. Und nun stand Ronya hier, vor ihrem Traum, und konnte ihn doch nur von außen betrachten.

Sie durfte keine Spur hinterlassen, und schon gar nicht durfte sie zu lange an einem Ort bleiben.

„Sie haben eine tolle Schule hier“, sagte sie und schluckte ihre Tränen hinunter. „Dürfte ich in die Bibliothek gehen? Nur heute?“

„Ich fürchte, das ist nicht möglich“, sagte der Rezeptionist, und sah dabei so traurig aus, als wäre es sein eigener Traum, den er mit Füßen trampelte. „Nur eingeschriebene Schüler haben Zugang.“

„Ich verstehe.“ Sie straffte ihre Schultern und zwang sich zu einem Lächeln. „Vielleicht komme ich ein andermal wieder. Schönen Tag noch.“

Ohne auf die Antwort zu warten, machte sie kehrt und floh regelrecht aus dem Gebäude. Draußen blendete sie die Sonne. Sie rief Max, der ihre Laune sofort spürte und in ihre Arme sprang. Ronya schaffte es gerade noch zu einem der Bäume, bevor sie einknickte und sich zwischen die Wurzeln fallen ließ. Tränen strömten ihr übers Gesicht.

„Es ist nicht fair“, flüsterte sie und drückte Max so fest an ihre Brust, wie sie konnte. „Ich könnte einfach hierbleiben und studieren, aber Thea …“

Thea würde sie finden. Sie würde sich in dieselben Kurse einschreiben lassen, dieselben Seminare besuchen, Ronya auf Schritt und Tritt verfolgen. Ihre Freiheit, die sie sich so hart erkämpft hatte, wäre verloren.

Plötzlich fühlte sie wieder den Arm um ihren Hals, der ihr die Luft abdrückte. Nur dass es nicht Tommy war, der sie festhielt, sondern die Angst vor Thea.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Lady_Ocean
2022-05-28T12:24:34+00:00 28.05.2022 14:24
Ach, ist das ärgerlich. Da hat sie es endlich bis zur Trainerschule geschafft und nun muss sie unverrichteter Dinge weiter. Auch wenn es in diesem Kapitel so anklang, als gäbe es bei dir mehr als nur eine Trainerschule in Sinnoh, so wäre es dennoch eine riesige Bereicherung für Ronya gewesen, wenn sie in der größten Schule der Region für ein paar Wochen (oder wenigstens Tage) hätte lernen können. Wahrscheinlich eher nur für ein paar Tage. Länger hätte sie ihre Angst, dass Thea jeden Moment vor der Rezeption auftauchen und dort genauso einen Terz veranstalten würde wie Frau Heartoline, wahrscheinlich nicht unter Kontrolle halten können. Ronyas Sorge macht auf jeden Fall auch Sinn. Die Pokémonschule von Jubelstadt ist garantiert der erste (und vielleicht auch einzige) Ort, wo Thea sich nun noch Chancen ausrechnen könnte, Ronya zu finden. Es wird wahrscheinlich nicht lange dauern, bis sie sich von ihrem Zusammenstoß im Pokémoncenter erholt hat und den Entschluss fasst, dass sie sich mit Ronya aussprechen muss. Und wenn sie ihren Eltern sagt, sie will sich bei Ronya entschuldigen und sich wieder mit ihr vertragen, werden die Eltern es ihr ganz bestimmt nicht ausreden, ganz egal, wie ein mögliches Treffen der zwei am Ende aussehen könnte. Aber Ronya ist im Moment echt nicht bereit dafür. Es ist heftig, wie schlimm sie gerade auf Thea reagiert. Aber es ist auch absolut nachvollziehbar. Erst jetzt, wo sie aus Theas Dunstkreis rauskommt, wird die Angst vor dieser toxischen Beziehung so richtig zuschlagen. Ich sehe das öfters, dass der eigentliche psychische Zusammenbruch erst dann kommt, wenn der/diejenige aus der akuten Gefahrensituation raus ist.
Maxwell hat auch ein sehr gutes Gespür für die Gefühle seiner Trainerin - und wahrscheinlich auch für die Gründe dafür, was? War er eigentlich in seinem Pokéball gewesen, als Thea ihr am Pokécenter aufgelauert hat? Ich weiß es grad nicht mehr... Wenn er draußen war und das miterlebt hat, wird er sich sicher gut vorstellen können, warum Ronya oft so abwesend scheint und so verängstigt um sich blickt. Aber gleichzeitig weiß er inzwischen auch, dass Ronya Regeln hat und er nicht einfach so das machen kann, was er will. Deshalb hatte er auch erst mal so ein schlechtes Gewissen, als er Ronya in die Hand gezwackt hatte, auch wenn es gut gemeint gewesen war. Aber Ronya hat ja zum Glück auch ein gutes Gespür für ihren Partner und verstanden, wie Maxwell es gemeint hat. Ronya hatte Abby mal erklärt (bzw. wird es ihr in einigen Jahren erklären, wenn man es streng chronologisch betrachtet ^^°), dass Pokémon die Sprache von Menschen nicht wortwörtlich verstehen, sondern nur aufgrund von Situationen, Mimik und Intonation auf Bedeutung und Intentionen schließen. Aber wenn man Ronya und Max so anschaut (und auch andere Trainer, die eine sehr enge Bindung zu ihren Pokémon haben, wie Jayden und Chris), kommt es einem gar nicht so vor, als läge da noch eine Sprachbarriere zwischen ihnen. Ich denke, das wird einer der Gründe sein, der sie zu so guten Trainern macht. Dass sie diese enge Verbindung haben.

Und noch mal zurück zum Namen "Heartoline": Ich bin auch direkt hellhörig geworden und hab mich gefragt: Ist das nicht Amy?! Und als ich es dann bei Kerstin-san nachgelesen hab, hatte ich die Bestätigung. Wie cool! :D Ich hätte nie damit gerechnet, dass die zwei schon so früh aufeinander treffen. Und dann unter solchen Umständen *haha*. Gott, waren das zwei grundverschiedene Welten, die da aufeinander geprallt sind. ^^ Aber ich glaube auch, mich daran zu erinnern, dass Amy aus einer super berühmten Familie kommt. Ich bin echt gespannt, wie es dazu gekommen ist, dass sie am Ende ebenfalls als Einzelkämpferin die Welt bereist. Ein einfaches "Mum, ich will mit meinem Pokémon die Welt sehen!" - "Geh nur, mein Schatz." wird es ja wohl wahrlich nicht gewesen sein. So einflussreiche Familien sind normalerweise mit vielen Verpflichtungen und großen Erwartungen an die Sprösslinge verbunden. Wahrscheinlich wird Amy in dieses Korsett so gar nicht reingepasst haben. Möglich, dass sie aus diesem Schicksal, das man versucht hat, für sie festzulegen, quasi geflohen ist.
Von:  Kerstin-san
2022-05-28T09:37:35+00:00 28.05.2022 11:37
Hallo,
 
oh, dass Ronya eine Trainerschule besuchen will, ist so was, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte (ich glaube Melissa war doch diejenige, die in AA eine besucht hatte und ohne Abschluss wieder weg ist, oder?), aber es passt zu Ronya, weil sie so wissbegierig ist und es ja auch einen Unterschied macht, ob man sich selbst was aneignet oder von ausgewiesenen Experten unterrichtet wird.
 
Alleine die Beschreibung des Gebäudekomplexs lässt das alles so ehrwürdig wirken, ich glaube, das würde mich total einschüchtern, besonders, wenn ich dann noch als allererstes auf so eine piekfeine Dame treffen würde und mich da komplett fehl am Platz fühlen würde.
 
Nein, "Heartoline"? Das ist doch Amys Nachname, oder? Ohhh, ich mag, in welche Richtung das geht.^^
Ach Mann... Arme Ronya... Es tut mir so leid für sie, dass sie hier schon wieder den nächsten Rückschlag kassiert bzw. ihr aufgeht, dass es - selbst wenn es freie Kursplätze geben sollte - quasi unmöglich wäre den Unterricht zu genießen, ohne dass Thea gleich um die Ecke kommt. Aber, wäre es nicht eine Möglichkeit sich einzuschreiben, zwischendrin auf Reisen zu gehen und in sechs Monaten einfach wieder zukommen? Bis dahin hätte Thea doch sicherlich auch aufgegeben bzw.: Warum geht Ronya eigentlich davon aus, dass Thea ihr auf jeden Fall auf den Fersen ist? Ihre Eltern dürften da doch sicherlich auch ein Wörtchen mitzureden haben und nicht unterstützen, wenn Thea sich wie ein Bluthund auf Ronyas Fährte stürzt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass minderjährige Ausreißer einfach einen Blancoschein haben und die Polizei keine Handhabe hat, die wieder nach Hause zu verfrachten. *seufz* Prinzipiell verstehe ich natürlich, dass Ronya so gar kein Risiko eingehen will, dass Thea sie aufspürt. Ich denke wirklich, dass die Reise in eine andere Region dafür der sicherste Weg wäre. Ansonsten sollte Ronya meiner Meinung nach dringend mal ihre Eltern kontaktieren und mal nachhören, was gerade zu Hause los ist...
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Lady_Ocean
28.05.2022 14:29
Ich könnte mir vorstellen, dass Thea heulen wie ein Schlosshund zurück nach Hause gegangen ist und wenn sie sich endlich beruhigt hat, wird sie zu ihren Eltern wahrscheinlich so etwas sagen wie: "Ronya ist sauer auf mich. Sie will mich nicht mehr sehen. Ich verstehe jetzt, dass ich sie zu sehr eingeschränkt habe, und will mich bei ihr entschuldigen. Ich will unsere Beziehung retten!" Dass das alles ehrlich gemeint wäre und genauso reflektiert ist, wie sie es ausspricht, dafür würde ich bei Thea allerdings nicht meine Hand ins Feuer legen. Sie weiß, wie man Leute manipuliert und wie man das sagt, was andere hören wollen. Und wenn sie ihren Eltern so was erzählt, würden sie sie wahrscheinlich gehen lassen (wahrscheinlich mit dem Vorschlag, Ronya etwas Zeit zu lassen, damit sie sich beruhigt. Aber Thea würde das abschmettern mit der Begründung, dass sie jegliche Chance verliert, sie zu finden, wenn sie wartet) in der Hoffnung, dass es tatsächlich eine herzliche Aussprache zwischen den beiden gibt.
Antwort von:  Kerstin-san
28.05.2022 18:34
Meinst du echt, dass die Mutter sich da so einwickeln lassen würde, nachdem sie und ihr Mann sich solche Mühe gegeben haben, Ronya einen Ausweg zu bieten? Das war für mich eigentlich das Zeichen, dass sie wirklich verstanden haben, wie krankhaft Theas Anhänglichkeit ist. Dass Thea andere Leute um den Finger wickeln kann, glaube ich sofort, aber zumindest bei ihren Eltern (oder der Mutter) glaube ich, dass sie da eher auf Granit beißen würde.
Antwort von:  Lady_Ocean
29.05.2022 03:18
Ich glaube, sie haben nicht groß eine andere Wahl. Gerade die Mutter hat im Gespräch mit der Tante (aber auch in ihrer Art, wie sich sich bei der zunehmenden Eskalation um beide Schwestern gekümmert hat) sehr deutlich gemacht, dass sie sich um ihre beiden Töchter sorgt. Sie will keine gegenüber der anderen bevorzugen. Welches Recht hätte sie (aus ihrer Sicht), Thea zurückzuhalten, wenn diese nun endlich Einsicht signalisiert? Verspricht, dass sie Ronya ihre eigenen Wünsche nicht mehr aufdrängen und umgekehrt Ronyas Wünsche nicht mehr kopieren will? Wenn Thea sagt, dass sie sich bei Ronya entschuldigen will? Die Mutter kann Thea zu bedenken geben, dass das jetzt ein schlechter Zeitpunkt ist und sie bitten, ein wenig zu warten. Sie kann Thea auch fragen, was sie für sich selbst denn möchte, ganz unabhängig von Ronya und deren Wünschen. Aber ich denke nicht, dass sie so rabiat wäre, Thea Hausarrest zu geben und den mit radikalen Mitteln durchzusetzen (denn einzig an Worte würde Thea sich nicht halten), um Ronya noch einen weiteren Vorsprung und die Gelegenheit zum Untertauchen zu geben. Denn das hieße, dass sie sich nun endgültig auf die Seite von Ronya stellt und Theas Wünsche dafür unterdrückt. Das würde die Mutter nicht machen, denke ich.
Antwort von:  Kerstin-san
29.05.2022 09:26
>Welches Recht hätte sie (aus ihrer Sicht), Thea zurückzuhalten, wenn diese nun endlich Einsicht signalisiert?
Na ja: Ronya und deren Gefühle? Ohne vorher mit Ronya über alles zu reden und Thea einfach das okay zu geben, damit diese Ronya hinterherstürmt, wäre auch eine sehr einseitige Bevorzugung von Thea. Ich bin mir gerade nicht sicher, wie Ronya technisch ausgestattet ist... Also, ob die Eltern sie anrufen könnten oder obs ei wie bei AA darauf angewiesen sind, dass die Tochter sich aus dem nächsten Pokécenter heraus mal per Telefonat oder E-Mail meldet. Es macht echt Spaß hier so rumzuspekulieren^^
Antwort von:  Lady_Ocean
30.05.2022 13:54
> Ich bin mir gerade nicht sicher, wie Ronya technisch ausgestattet ist...
Die Frage ging mir auch schon durch den Kopf. Ich vermute aber wie du, dass die Eltern wohl darauf angewiesen sind, dass Ronya sich von einem Computer im Pokémoncenter aus meldet. Immerhin ist das sogar noch 8 Jahre vor Abbys Reise. Handys oder vergleichbare Geräte waren damals sicher noch weniger verbreitet als heute. Und ich glaube, nicht mal bei Ryan ist (zu Beginn seiner Reise) je erwähnt worden, dass er eins hatte. - Sag mal, dieses Gerät, mit dem die Team Shadow-Mitglieder später untereinander in Verbindung bleiben konnten, sich in Gesprächen austauschen und Nachrichten hin- und herschreiben konnten - das war doch so was wie ein erster Prototyp eines Handys, oder? Und Ryan hat es damals gerade erst entwickelt. Dann werden die Eltern Ronya wohl echt nicht so einfach erreichen können. Briefe könnten mit Post-Pokémon relativ schnell gegangen sein... Und vielleicht hatte das Pokémon-Lagerrungssystem damals ja schon so was wie ein E-Mail-Postfach, wo die Eltern Nachrichten hinschicken könnten, die Ronya dann beim Einwählen mit ihrer Trainer-ID aufrufen kann? Dann könnten die Eltern Ronya zumindest vorher die Situation aus Theas Sicht erklären und fragen, ob Ronya mit einem klärenden Gespräch einverstanden wäre. Aber vielleicht hat Ronyas Familie auch nicht die nötige technische Ausstattung dafür, selbst wenn das Know-How theoretisch schon entwuckelt wurde. ^^
Aber von der super interessanten technischen Spekulation mal abgesehen: Stimmt, das was du vorschlägst, wäre theoretisch ein Register, das die Mutter noch ziehen könnte. Dass sie Thea sagt, sie versteht Theas Bitte und unterstützt sie auch darin, aber dass sie zuerst einmal Ronya danach fragen müssen, ob sie schon zu einer Aussprache bereit ist. Und falls Ronya das nicht ist, dass Thea dann eben warten muss. Na ja, selbst wenn Ronyas Mutter das zu ihr sagt, wird Thea das geflissentlich ignorieren. Sie ist sehr egozentrisch und kann sich bisher einfach überhaupt nicht vorstellen, dass die Gefühle anderer nicht unbedingt dem entsprechen müssen, was sie selber fühlt. *seufz*
Antwort von:  Kerstin-san
30.05.2022 17:31
>Sag mal, dieses Gerät, mit dem die Team Shadow-Mitglieder später untereinander in Verbindung bleiben konnten, sich in Gesprächen austauschen und Nachrichten hin- und herschreiben konnten - das war doch so was wie ein erster Prototyp eines Handys, oder?

Puh, also da fragst du was... Ich weiß, dass Ryan an nem Prototyp gebastelt hat, aber ob das jetzt allgemein ein Handyartiges Gerät war oder einfach nur die Team Shadowmitglieder untereinander miteinander vernetzt hat, weiß ich leider nicht mehr :/

Ganz praktisch gesehen frage ich mich, ob Thea überhaupt die nötigen Pokédollar hätte, um Ronya so mir nichts dir nichts hinterherzustürmen. Ronya hat ja von den Eltern immerhin ein bisschen Startkapital bekommen.
Antwort von:  Lady_Ocean
31.05.2022 03:10
> Ganz praktisch gesehen frage ich mich, ob Thea überhaupt die nötigen Pokédollar hätte, um Ronya so mir nichts dir nichts hinterherzustürmen. Ronya hat ja von den Eltern immerhin ein bisschen Startkapital bekommen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Thea das evtl. über ihre Freunde irgendwie bewerkstelligt bekommen würde. Die sind ja zum Teil schon ein bisschen älter als sie. Wenn von denen dann auch noch jemand einen großen Bruder oder eine große Schwester hat, ist wahrscheinlich auch jemand mit mehr Trainererfahrung und einem Pokémon mit Surfer oder Fliegen dabei, das sie unkompliziert nach Jubelstadt bringen könnte.


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