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Prelude of Shadows

Die Team Shadow Chroniken
von

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Amy – Akt 3, Szene 3

7 Jahre vor Team Shadows Gründung

 

Gesagt, getan.

Es dauerte ein wenig, bis Brandon nicht mehr versuchte, sie von ihrem Plan abzuhalten, aber danach ging alles ganz schnell. Amy würde eine Karte der Stadt erwerben, je detaillierter, desto besser, und sich in den Geschäften in der Nähe ihres Überfallsorts nach Informationen umhören, während Brandon sich bei den Opfern im Pokécenter kundig machte.

Eine Karte der Stadt zu finden, stellte sich als schwieriger heraus als erwartet, aber nach einer Stunde Suche hielt Amy endlich ihren Fund in den Händen. Sie kaufte direkt einen roten Filzstift dazu und markierte mit der Hilfe des Verkäufers den Ort, an dem sie und Brandon angegriffen worden waren.

Die Gassen waren nur schwer auf der Karte zu erkennen, aber sie gaben Amy zumindest ein Gefühl dafür, in welche Richtung der schwarze Trainer mit ihren Gemälden davongerannt sein könnte.

Bei den Geschäften hatte sie weniger Glück. Niemand wusste etwas von dunkel gekleideten Dieben oder besonders starken Trainern. Wenn überhaupt wurde sich über einige Raufbolde mit Lederjacken in der zwielichtigen Slim Street beklagt, deren Beschreibung aber nicht zu der Gruppe passte, die Amy suchte.

Nach zwei Stunden ergebnisloser Fragerei gab Amy sich frustriert geschlagen und kehrte ins Pokécenter zurück. Sie entdeckte Brandon, der in ein Gespräch mit einem jungen Mädchen vertieft war und sich auf einer Serviette Notizen machte. Amy bestellte etwas zu essen und setzte sich in eine ruhige Ecke, wo sie wartete, bis Brandon zu ihr stieß.

„Oliver hat mich den Trainern vorgestellt“, sagte er und ließ sich auf den Stuhl fallen. Bei dem Anblick der käsetriefenden Pizza fiel er sofort darüber her. Amy nahm unterdessen die Serviette und las seine Notizen durch.

„Keine riesigen Summen“, stellte sie fest. „Aber für die Trainer alles was sie hatten.“

Brandon nickte und schluckte einen großen Bissen Pizza hinunter. „Ein paar tausend Pokédollar hier, ein paar Tränke da. Aber Oliver meinte, dass allein letzte Woche zwanzig Trainer bestohlen wurden.“

„Und ich wette mit dir, dass es noch viel mehr Opfer gibt, von denen wir nicht wissen.“ Amy biss nachdenklich in ihre Pizza. „Oliver wurde auch hier bestohlen, oder?“ Sie deutete grob in den Kartenbereich zwischen den beiden östlichen Hauptstraßen. Brandon nickte.

„Ich habe ihn noch etwas genauer befragt, und er hat sich an das Eiscafé erinnert. Also war es wahrscheinlich sogar dieselbe Gasse.“

Amy machte ein zweites Kreuz, direkt neben das erste. „Okay, du diktierst, ich male.“

Brandon sah schweren Herzens seine angebissene Pizza an, nahm dann aber die Serviette in die Hand und begann vorzulesen. Je mehr Kreuze Amy machte, desto deutlicher wurde das Muster.

Bis auf ein oder zwei Ausnahmen hatten alle Diebstähle auf der östlichen Seite der Stadt stattgefunden, genauer gesagt im direkten Umkreis von Stratos Street.

„Meinst du, sie haben dort ein Hauptquartier?“, fragte Brandon mit verrenktem Hals.

„Möglich.“ Amy starrte die Karte an. „Oder es ist das Gebiet, das sich für sie am meisten lohnt. Denk dran, das Pokécenter ist direkt hier an der Ecke von Stratos Street. Es ist der Anlaufpunkt für neue Trainer.“

Brandon fing ihren Blick auf. „Das perfekte Jagdrevier“, flüsterte er.

„Die Orte der Verbrechen haben wir damit festgelegt“, sagte Amy. „Als nächstes die Täter. Oliver meinte, die Beschreibungen würden auf mindestens sechs Trainer hindeuten. Hat sich das bestätigt?“

Brandon nickte und zeigte ihr sein Gekrakel auf der Serviette. „Eine blonde, kurzhaarige Frau und ein Mann mit Dreads. Die zwei kennen wir schon. Ein dickeres Mädchen mit einem Zopf, überraschend jung. Dann sind da noch ein sehr großer Junge mit roten Haaren und Sommersprossen und eine hübsche Frau mit extrem viel Makeup. Und eine letzte Person, die niemand so richtig zu Gesicht bekommen hat.“

Amy machte eine Liste am Rand der Karte und wies den schwarzen Trainern jeweils Nummern zu. Auf das Kreuz, das ihren eigenen Überfall markierte, schrieb sie eine 1 und 2. „Die dritte Person, die meinen Rucksack mitgenommen hat ... es war eine normal große Person. Das schließt das Kind und den Rotschopf aus.“

„Die Make-Up Frau oder der Unbekannte“, stimmte Brandon zu. „Ebenfalls interessant: Manchmal nehmen sie nur das Geld mit, aber bei einigen der Opfern wurde einfach der komplette Rucksack gestohlen, Schlafsack und alles.“

Amy starrte die Karte an. Sie schrieb 6? neben die 1 und 2. „Lass uns jeden Fall durchgehen“, sagte sie. „Vielleicht finden wir irgendein Muster.“

Sie brüteten den Rest des Abends über der Karte. Am Ende ihrer Arbeit waren die Straßen und Gassen so mit Kreuzen, Zahlen und Symbolen übersät, dass ihr ursprünglicher Inhalt fast nicht mehr erkennbar war. Aber Amy las darin wie in einem Buch.

„Hier“, sagte sie und deutete auf eine Stelle nicht weit von ihrem eigenen Überfallsort entfernt. „Hier. Und hier.“

Brandon nickte nachdenklich. „Du könntest Recht haben. Aber um das herauszufinden, müssten wir es untersuchen.“ Er hob den Blick. „Aus der Nähe. Das wird gefährlich, Amy.“

„Ich habe keine andere Wahl“, sagte sie. „Ich brauche diese Gemälde. Aber ich verstehe, wenn du nicht mitkommen möchtest. Dein Bruder kommt sicher bald, und du hast schließlich nur etwas Geld verloren.“

Brandon presste die Lippen zusammen. „Nein, ich habe dir das eingebrockt, also helfe ich dir auch. Ich weiß zwar nicht, wieviel Kiesling und ich dir nützen werden, wenn ein Kampf losgeht, aber wir bleiben bei dir. Nochmal ausrauben können sie mich nicht.“

Amy grinste ihn dankbar an. Er grinste zurück. „Weißt du Brandon, am Anfang hast du mich echt auf die Palme gebracht, aber ich bin froh, dich getroffen zu haben.“

„Trotz allem?“, fragte er grinsend.

„Seien wir ehrlich, wenn du nicht gewesen wärst, säße ich wahrscheinlich heute noch in einem Busch Nesseln.“

„Ha! Das stimmt. Du hättest es nie alleine nach Stratos City geschafft.“

Amy lachte, wurde aber plötzlich ernst. Was hatte Brandon ihr im Ewigenwald beigebracht? „Kämpfen ist aber nicht alles“, flüsterte sie.

„Was hast du gesagt?“

„Shushh!“ Ihre Gedanken rasten. „Überlebensfähigkeiten, Orientierung, Achtsamkeit, Vorbereitung, Teamwork … das gehört alles dazu. Verstehst du?!“

„Nur Bahnhof“, gestand Brandon. Er hielt eine Hand auf ihre Stirn. „Hast du von dem ganzen Nachforschen Fieber bekommen?“ Sie schüttelte seine Hand ab.

„Du hast mir das erklärt. Stark sein ist gut und schön, aber es wird dir nicht in jeder Situation helfen.“

„Jaaaa, so etwas habe ich gesagt. Aber wie soll uns das helfen?“

„Sie können Kämpfen, und ich wette, sie haben auch die anderen Eigenschaften. Teamwork, Orientierung und Überlebensfähigkeiten insbesondere. Aber wenn wir ihnen das wegnehmen, wenn wir sie überraschen, voneinander trennen, wenn wir sie verwirren … dann können wir sie schlagen.“

Amy spürte eine Woge aus Tatendrang, wie warmes Licht, das ihren ganzen Körper flutete.

„Brandon, wir gehen jetzt shoppen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kerstin-san
2023-03-22T16:06:30+00:00 22.03.2023 17:06
Hallo,
 
Amy und Brandon würden gute Polizisten abgeben, so strukturiert wie die beiden hier vorgehen und alle Hinweise zusammenpuzzeln, um ein genaues Bild der Lage zu bekommen.
 
Mir geht richtig das Herz auf, wie gut die beiden sich auf einmal verstehen und sich gegenseitig unterstützen. Gut, dass Amy noch einige Pokédollar parat hat - ich nehme an, die werden jetzt sehr gut investiert.
Wäre vlt. eine Überlegung wert einige andere Trainer mit ins Boot zu holen oder wenigstens zu informieren und jemanden zu instruieren zur Polizei zu gehen, wenn Amy und Brandon sich bis Zeitpunkt X nicht mehr melden. Schon klar, dass die Polizei einen richtig schlechten Eindruck hinterlassen hat, aber so ganz ohne Backup fände ich das doch sehr gewagt.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Lady_Ocean
2023-03-22T03:31:53+00:00 22.03.2023 04:31
Einfach Wahnsinn, wie strategisch Amy ihre schwierige Lage angeht und wie viele Informationen sie allein durch das Befragen der anderen TrainerInnen herausbekommen konnte. Und dass sie nun sogar Ideen hat, wie sie das Teamwork und die Orientierung der anderen Bande torpedieren können, um sich die nötigen Vorteile in einem gerechten Pokémonkampf zu verschaffen. Ich bin gespannt, worauf Amy hinauswill. Und ob sie das zu zweit packen können oder ob sie dafür noch weitere Hilfe brauchen werden. Ob sich nach dieser bitteren Erfahrung noch andere Nachwuchs-Trainer dazu überreden lassen, solch ein Wagnis einzugehen, da wäre ich mir nicht so sicher. Das sind ja alles noch Anfänger gewesen, die diese in Schwarz gekleideten Diebe ausgeraubt haben. Wenn Amy die Hilfe der anderen Trainer allerdings nicht braucht, um in einem direkten Kampf noch einmal gegen sie anzutreten, sondern nur indirekt, um z. B. mit Rauchwolke oder Sandwirbel die Sicht zu verschleiern, mit Giftwolke für Gestank zu sorgen, jemanden mit Gesang oder Hypnose müde zu machen oder so (aus dem Verborgenen heraus) - DANN könnte ich mir vorstellen, dass einige, deren Pokémon die notwendigen Attacken beherrschen, durchaus mit von der Partie wären.

Was mir im Punkt "Überraschungseffekt" grad noch einfiel: Bei dem Überfall auf Amy kamen die Angriffe wie aus heiterem Himmel. Die Pokémon müssen also schon außerhalb ihrer Bälle gewesen sein. Sonst hätte das rote Licht und dieses typische Surren, wenn sich der Ball öffnet, den Angriff angekündigt und Amy und ihre Pokémon hätten zumindest ein bisschen Zeit gehabt zu reagieren.
Antwort von:  Lady_Ocean
30.03.2023 06:20
Oh, und danke, dass du uns sogar extra vorgewarnt hast, dass du nach diesem Akt erst mal eine Pause bis zum Sommer machen wirst! ^^ Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Erfolg für die Dinge, die gerade bei dir anstehen, und dass du danach mit Feuereifer an PoS weiterschreiben kannst! :D


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