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Innere Zerrissenheit

Liebe verändert
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diesmal nur ein kurzes Kapitel. Das Schreiben fällt mir gerade bissel schwer. Habe aber schon tolle Ideen für die kommenden Kapitel :) Komplett anzeigen

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Angst

Das Klirren der Klingen holte Oscar aus ihrer Gedankenwelt. Unvermittelt schärften sich ihre Sinne, als sie das schneidende Geräusch, das durch die Luft glitt, wahrnahm. Erschrocken musste sie zusehen, wie ihr Degen durch die Luft flog und außerhalb ihrer Reichweite zum Liegen kam.

Ihr Herz schlug mit einem Mal so heftig gegen ihre Brust, wie sie es noch nie erlebt hatte. Normalerweise war sie doch die Ruhe selbst und durch Niemanden und Nichts aus der Fassung zu bringen und schon gar nicht im Kampf – doch nun das! Entwaffnet und vollkommen erstarrt stand sie da, unfähig die Situation zu begreifen und sich aus ihrem Schock zu lösen. Sie spürte wie sich augenblicklich ihre Kehle zuschnürte und sie nach Luft rang. Ihr Atem ging schnell und unkontrolliert. Plötzlich merkte sie, wie ihr – ohne Vorwarnung - der Boden unter den Füßen entrissen wurde und sie den Halt verlor. Wortlos sank sie auf ihre Knie und vergrub fassungslos ihr Gesicht in den Händen. So etwas war ihr noch nie passiert. Oscar merkte, wie ihr der Zorn über das eigene Versagen die Röte ins Gesicht schießen ließ. Mit tränenerstickten Augen und gesenktem Blick schlug sie immer wieder mit der Faust auf den Boden. Dadurch bemerkte sie nicht, wie sich ihr Gegner auf sie zubewegte und plötzlich bedrohlich über ihr zum Stehen kam. Als Oscar die Gegenwart ihres Gegenübers spürte, breitete sich ganz unvermittelt eine unsagbar einnehmende Angst in ihr aus. Selten hatte Oscar in ihrem bisherigen Leben Angst gehabt, verlief doch bislang alles so, wie sie es wollte. Sie kontrollierte alles! Doch nun? Konnte sie es sich leisten die Kontrolle zu verlieren, Angst zu haben oder gar Angst zu zeigen? War ihre Angst nicht als Schwäche zu werten? Verbissen kaute sie auf ihrer Lippe herum und dachte darüber nach wie sie dieses unbestimmte Gefühl der Angst unterdrücken konnte. Ihr Körper begann unvermittelt zu zittern. Noch immer stand sie vollkommen neben sich.

Die Stimme ihres Gegenübers schnitt durch die aufgekommene Stille und holte sie aus ihrer Gedankenwelt. „Oscar“, sie vernahm eine warme Stimme. Unvermittelt sah sie auf und blickte direkt in die sanften Augen ihres Gegenübers. Dieser streckte ihr auch sogleich seine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Doch sie ergriff sie nicht, viel zu stolz war sie und stand Sekunden später von selbst wieder auf den Beinen. „Was war los, Oscar?“ André sah sie mit fragendem Blick an. „Du warst ja so in Gedanken vertieft, dass du dich von mir entwaffnen ließt. Das ist dir ja noch nie passiert!“ schmunzelnd stupste André sie leicht in die Seite. „Du warst in Gedanken wohl bei einem jungen Mann, was? Was könnte eine Frau denn sonst so aus dem Gleichgewicht bringen?!“ gluckste er vergnügt und sah Oscar mit einem warmen Lächeln an. Doch Oscar konnte nicht in seine freudige Stimmung einsteigen. Wütend funkelte sie ihn an, holte ihren Degen und ging wortlos und schnaubend an ihm vorüber. Sie ließ ihn einfach stehen, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Vollkommen überrascht stand André da und sah Oscar nach, wie sie wutentbrannt ins Haus stürmte. Das hatte er bei Weitem nicht erwartet. Ihr Verhalten verwirrte ihn. Zögernd machte auch André sich auf den Weg zurück ins Anwesen.

Als André die Küche betrat, hörte er noch wie Oscars Tür knallend zufiel bevor sich eine wütende Sophie auf ihn stürzte. In einer endlosen Schimpftirade entlud sich ihr ganzes Unverständnis. Aber auch André verstand nicht. Dennoch hob er beschwichtigend seine Arme, doch diese vermochten ihm kaum Schutz gegen den Wortschwall zu bieten, der von einer erbosten Sophie auf ihn hereinstürzte. Seufzend ließ er es über sich ergehen, da er ohnehin keinen Ausweg sah dem Redeschwall zu entgehen. Nach einigen Minuten schien Sophie sich zu beruhigen. Offensichtlich hatte sie vergessen worüber sie mit ihrem Enkel so schimpfte. André versuchte es herauszufinden: „Was ist denn los?“, er sah sie fragend an. „Das fragst du noch?“ wetterte sie. „Du bist doch derjenige der Schuld daran hat, dass sich Lady Oscar am helllichten Tag in ihr Gemach zurückzieht und sich für das gemeinsame Abendmahl entschuldigen lässt!“ André fiel aus allen Wolken. „Ich hab doch gar nichts gemacht Großmutter. Wir haben nur gefochten und plötzlich benahm sie sich ganz seltsam! Weißt du nicht was sie hat?“ Sophie rückte ihre Brille zurecht. Prüfend sah sie ihren Enkel an. Unbewusst nickte sie wissend, entschloss sich aber ihre Gedanken bei sich zu behalten und schob ihren Enkel aus der Küche hinaus.

Oscars aufgestaute Wut entlud sich an der schweren Tür zu ihrem Salon. Unruhig lief sie in ihrem Gemach auf und ab. Ihr Degen durchschnitt mehrfach geräuschvoll die Luft. Vollkommen außer Atem ließ sich Oscar auf ihr Bett fallen. Oscars Brustkorn hob und senkte sich schwer unter ihrem hektischen Atem. Sie sah an sich hinunter und unvermittelt sammelten sich wieder Tränen in ihren Augen. Überwältigt von ihrer aufkommenden Schwäche schlug sie mit den Fäusten in die Laken. Erneut war sie ihrem Zorn erlegen. Sie fixierte die prachtvoll verzierte Decke und schaffte es zum Glück bald wieder zur Ruhe zu kommen und ihren Atem wieder zu kontrollieren. Besänftigt stellte sie fest, dass sie es zumindest geschafft hatte, dass sich keine Träne aus ihren Augen gelöst hatte. Seufzend verschränkte Oscar die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Noch einmal verlor sie sich an diesem Tag in ihren Gedanken. Sie hatte noch nie beim Fechten gegen André verloren. Sie hatte ohnehin noch nie in irgendetwas gegen ihn verloren. Sie war ihm stets überlegen in allem – bis zum heutigen Tage. Erneut breitete sich eine ungeahnte Angst in Oscar aus. Musste sie sich eingestehen dass er nun stärker war als sie? Oder war sie doch eher schwächer geworden? Bildete sie sich diese Schwäche vielleicht nur ein? Hatte sie vielleicht nur verloren, weil sie in Gedanken war, so wie André es vermutete?

Recht mit seiner Vermutung hatte er auf jeden Fall gehabt, denn dieser Gedanke lastete seit den Morgenstunden sorgenschwer auf ihren Schultern. Etwas was sie vollkommen aus der Fassung gebracht hatte war geschehen: Sie wachte an diesem Morgen auf und alles war voller Blut! Sie wusste nicht wo es herkam und konnte sich auch an keine Verletzung erinnern. Eine unsagbare Panik breitete sich in ihr aus, als sie feststellte, dass das Blut ohne erkennbare Verletzung floss und ohne dass sie Einfluss darauf hatte. Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben keine Kontrolle! Völlig aufgelöst stand sie da, in ihrem Gemach und wusste nicht was sie tun sollte. Dann kam auch noch Sophie herein. Diese verstand sofort und umarmte sie gleich! Dann meinte sie freudig, dass Oscar nun zu einer echten Frau geworden sei und sich ja nun auch so benehmen könne.

Sorgenschwer öffnete Oscar die Augen und seufzte. Zum Glück hatte ihr Sophie alles erklärt. Sie war nun eine Frau. Eine FRAU! Verächtlich fing sie an zu lachen und sah an sich hinunter. Oscar streifte über ihre Brust. Ihr Körper veränderte sich schon seit einer geraumen Zeit. Schleichend und zunächst unbemerkt. Bereits vor einigen Monaten begann Oscar sich die sich entwickelnden Brüste mit straffen Bandagen abzubinden um zu verhindern, dass jemand sie als Frau wahrnahm. Um sich selbst nicht eingestehen zu müssen, dass sie eine Frau war, wurde sie doch streng als Junge erzogen. Sie war nun vierzehn Jahre alt und hatte beim königlichen Garderegiment ihr Kommando begonnen. Alles lief doch so gut. Mit André hatte sie einen treuen Weggefährten, den sie sehr schätze und dem sie sich brüderlich verbunden fühlte. Sie erlebten viele gemeinsame Abendteuer, stets war er an ihrer Seite, stets sammelten sie dieselben Erfahrungen und entwickelten sich gemeinsam. Auch als sie beim Garderegiment ihren Dienst antrat blieb er an ihrer Seite. Und nun DAS. Eine FRAU?! Sollte sich nun alles ändern? Und dann noch diese Angst!

Wütend schüttelte Oscar ihren Kopf und schlug erneut mit der Faust in die Laken. Zornig entfloh ihr ein überreizter Schrei. Warum musste sich alles so entwickeln? Warum mussten ihre Brüste wachsen und warum musste eine Blutung sie daran erinnern, dass sie nun eine Frau war? Würde sie das schwach machen? Ohne Zweifel. Der heutige Tag hatte es ja schon offenbart. Offensichtlich fing sie an schwach zu werden wie eine Frau. Würde diese Tatsache ihre Freiheiten einschränken? Warum musste sie nur als Frau geboren sein? Sie grübelte zu viel. Sie konnte mit ihren Gefühlen nicht umgehen, sie übermannten sie. Wütend stand sie auf und nahm ihren Degen. Männer hatten es so viel leichter! Aber sie würde sich niemals unterkriegen lassen! Niemals mehr würde sie Angst haben, wie vorhin beim Fechten! Sie würde nie mehr Schwäche zeigen! Sie würde niemals schwach wie eine Frau werden. Sie würde konsequent ein Mann sein! Noch während sie erneut die scharfe Klinge durch die Luft schneiden ließ, hörte sie ein Klopfen und Andrés Stimme, die um Einlass bat.

Oscar bat ihn zu sich. Er brachte ihr das Abendmahl auf ihr Zimmer. „Großmutter schickt mich dir das Essen zu bringen, guten Appetit Oscar.“ André stellte das Tablett ab und machte sich auf den Rückweg. „Warte, leiste mir ein wenig Gesellschaft“ bat Oscar und zeigte auf den Sessel neben sich. Schweigend und gedankenversunken nahm Oscar das Mahl zu sich. Plötzlich bemerkte sie Andrés Blicke auf sich ruhen. Sofort begann sie sich unwohl zu fühlen. Und da war wieder diese Angst. Eindringlich starrte sie zurück. Ihr fiel zum ersten Mal auf, dass er sie so ansah. Irgendwas an seinem Blick ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken fahren. Mit einem Mal erschrak Oscar. Ob er es merkte? Sah er es ihr an, dass sie nun eine Frau war? Beschämt senkte sie ihren Blick und errötete. Oscar lenkte den Blick auf ihr Glas das sie in Ihrer Hand kreisen lies und sah den Wogen des Weins zu. Sie sah nicht mehr auf, viel zu unangenehm war ihr Andrés Blick. Sie verlor sich wieder in ihren Gedanken. Plötzlich durchschnitt Andrés Stimme ihre Gedanken: „Oscar ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst heute so still und zerstreut und hängst dauernd deinen Gedanken nach, so kenne ich dich gar nicht. Du bist so verändert!“ Oscar entglitten ihre Gesichtszüge. Völlig erstaunt starrte sie ihn an. Erschrocken fuhr sie hoch. Hatte er sie durchschaut? „Was genau meinst du?“ prüfend sah sie ihn an. Sie versuchte zu ergründen, was er meinte. „Ich weiß nicht, du wirkst einfach so anders heute.“ Erleichtert ließ sich Oscar wieder in den Sessel fallen. Offensichtlich wusste er noch nichts. In diesem Moment wurde Oscar klar, dass sie von nun an härter daran arbeiten musste als Mann aufzutreten. Als Kind war das kein Problem, da machten ihr die körperlichen Besonderheiten einer Frau noch keinen Strich durch die Rechnung. Von nun an musste sie eben mehr aufpassen und sich konsequenter als Mann geben und alle weiblichen Gefühle verdrängen. Der Entschluss war gefasst, nun musste sie ihn nur noch umsetzen. Abrupt schwang sich Oscar aus dem Sessel. „Los, komm mit in den Hof. Ich will eine Revanche. Du hattest recht, ich war vorhin in Gedanken, noch einmal wirst du mich nicht besiegen!“ Mit einem entschlossenen Grinsen sah sie zu ihm herüber und stürmte auch schon aus dem Zimmer. Verdutzt sah André ihr nach. Kopfschüttelnd erhob er sich und seufzte. Im Hof musterte er sie gespannt. Offensichtlich hatte sie wieder zu sich gefunden. Vor ihm stand die alte, willensstarke und sich selbst bewusste Oscar die er so gut kannte!

Verletzlicher Stolz

Andrés klarer Blick schweifte gedankenverloren in die Ferne. Während seine Augen gebannt den Horizont fixierten, fuhr er bedächtig mit der Bürste über die kräftigen Flanken seines Braunen. Es war eine einfache Arbeit die er täglich verrichtete, doch seit je her empfand er die Aufgabe, sich um die anmutigen Tiere zu kümmern als eine Bereicherung.
 

André war seit dem Tod seiner Eltern nun bereits seit vielen Jahren im Dienste der Familie Jarjayes. Seine Hauptaufgabe bestand zunächst darin, Oscars Begleiter und Gefährte in allen Lebenslagen zu sein. Aus dieser Aufgabe heraus wuchs mit der Zeit ein tiefes Band und eine aufrichtige Freundschaft zwischen den beiden. Mit seinem Heranwachsen bekam André dann noch weitere Aufgaben, die er pflichtgemäß erfüllte. Zum Einen half er seiner Großmutter bei vielen Aufgaben, die im Hause Jarjayes anfielen, zum Anderen war es seine Aufgabe, sich als Stallbursche um die Pferde der Familie zu kümmern.
 

So wuchs André zu einem ruhigen, jungen Mann heran, dessen besonnene Art wohl sein eindringlichster Charakterzug war. Er war stets höflich und verlässlich und er konnte auch in den brenzlichsten Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Somit stellte er das Pendant zu seiner allzu oft ungestümen Freundin Oscar dar. Sicherlich verhalfen seine Weitsicht und seine Ruhe ihnen schon das eine oder andere Mal dabei, Herr der Lage zu bleiben. Und obwohl André nicht von edler Herkunft war, so war er zu einem gutaussehenden jungen Mann herangewachsen, der durch seine Erziehung den adligen jungen Männern in Nichts nachstand. Er wusste wie man sich in der feinen Gesellschaft zu benehmen hatte, war stets ordentlich gekleidet und kannte die gängigen Umgangsformen.
 

André führte seine Bewegungen vollkommen ruhig und routiniert aus. Jeder Handgriff saß, sodass er getrost seine Augen an den Horizont heften konnte, ohne mit der Arbeit inne halten zu müssen. Bereits seit einigen Tagen war Oscar nun in Versailles und er konnte es kaum erwarten sie wieder zu sehen. Es überkam ihn stets ein unbestimmtes Gefühl, ein inneres Unbehagen, wenn er längere Zeit ohne sie war. Er konnte dieses Gefühl aber gar nicht wirklich fassen.
 

Plötzlich entdeckte André Oscar am Horizont. Sofort unterbrach er seine Arbeit.
 

Seine Augen leuchteten. Sein Blick ruhte sanft auf ihrer Gestalt. Anmutig und stolz kam sie nach arbeitsreichen Tagen aus Versailles zurück. Ihr Blick war ernst.

André schenkte Oscar zur Begrüßung sein aufrichtigstes Lächeln: „Guten Abend, Oscar!“, sagte er freudig und auch sie erwiderte seine Begrüßung, als sie sich elegant von ihrem Schimmel schwang „Guten Abend, André.“ Ihr Blick erhellte sich sofort und ein sanftes Lächeln stahl sich auch auf ihre Lippen.

„Sattel dein Pferd André, wir reiten noch aus“, rief sie ihm zu, als sie sich auch schon auf dem Weg ins Anwesen befand, um sich umzukleiden.
 

André konnte es kaum erwarten mit Oscar auszureiten. Diese gemeinsamen Rituale waren in letzter Zeit rar geworden. Wenngleich er sie häufig nach Versailles begleiten durfte und die Zeit mit ihr genoss, so war es kein Vergleich zu dem Gefühl das ihn überkam, wenn sie gemeinsam ausritten und sich der Leichtigkeit des Seins hingaben. Ungeduldig fixierte er den großen Eingangsbereich des Anwesens.
 

Unwillkürlich zauberte Oscars Anblick ihm eine leichte Röte ins Gesicht. Sie hatte sich frisch gemacht und ihre braune Lieblingshose angezogen, die hauteng ihre Figur umschmeichelte. Dazu trug sie eine helle leichte Bluse aus Seide, die mit wenigen schlichten Stickereien an den Ärmeln und am Kragen besetzt war. Diese umspielte im leichten Spätsommerwind ihre schmalen Schultern und ihre schlanke Taille und unterstrich hervorragend Oscars anmutige und edle Erscheinung. Nichts übertriebenes aber dennoch elegant genug um ihr vornehmes Wesen zu betonen. Ihre langen, gebürsteten Haare fielen ihr engelsgleich in goldenen Wellen über den ganzen Rücken. Wie schön sie doch war. André verlor sich beinahe in ihrer Anmut. Oscar selbst schien von Andrés Blicken keine Notiz zu nehmen. Mit gewohnter Leichtigkeit schwang sie sich aufs Pferd und gab ihm sogleich die Sporen.
 

André hatte alle Mühe nachzukommen. Der Wind umspielte Oscars lange Locken, als sie lachend über die weiten Felder ritt, André immer dicht an ihrer Seite. Ihre strahlend blauen Augen leuchteten vor Glück und auch in Andrés Augen war ein Glanz zu erkennen, der eine tief empfundene Freude erkennen ließ.

Nach einiger Zeit drosselte Oscar ihr Tempo merklich und ging in einen leichten Trab über. Mit der Entschleunigung ihrer Bewegung trat auch die bekannte Ernsthaftigkeit in ihren Ausdruck. Bedächtig und schweigend ritten die beiden nebeneinander her.
 

André durchbrach nach einiger Zeit die Stille: „Du warst lange in Versailles, Oscar. Ist etwas Besonderes vorgefallen?“ Er sah sie eindringlich von der Seite an. Ihre Miene verfinsterte sich augenblicklich. „Die Prinzessin hat noch nicht gelernt ihre Gefühle zu verbergen. Das kann sie noch in große Gefahr bringen“, seufzte sie nachdenklich. „Sie ist sprunghaft wie nie! Neuerdings ist sie nachts häufig auf Bällen unterwegs und hat dort auch einen jungen Grafen kennengelernt, an dem sie offenkundig Interesse zeigt. Er hat sie auch schon in Versailles besucht, worüber sie augenscheinlich angetan war.“ André hörte geduldig zu. „Worüber sorgst du dich genau, Oscar?“, fragte André nachdem er seine Gedanken gesammelt hatte. „Ich befürchte, dass die Prinzessin ihre Gefühle zu offen zeigt und dadurch angreifbar wird. Ich muss vermeiden, dass sie zum Spielball der intriganten Versailler Gesellschaft wird. Das könnte böse Folgen haben!“, entgegnete sie stirnrunzelnd und beendete nach einer kurzen Pause ihren Gedanken: „Ich kam nicht umhin zu bemerken, wie sich die Beiden ansehen. Sie scheinen tiefe Gefühle für einander zu hegen.“ Nachdem André mit einem kurzen Nicken signalisierte, dass er ihren Ausführungen weiterhin folgte, fuhr sie fort: „Ich möchte, dass du mich von nun an noch häufiger zu Hofe begleitest. Du hast eine sehr feine Beobachtungsgabe, die uns sicher noch von Nutzen sein wird.“ André nickte: „Wie du es wünscht, Oscar. Ich helfe dir gerne.“
 

Ohne Vorwarnung gab er seinem Braunen die Sporen. „Los komm, Oscar!“, rief er, „ein Wettrennen zum See!“ Das ließ sich Oscar nicht zweimal sagen. Jauchzend jagte sie hinter André her und hatte ihn schon bald eingeholt. Er war chancenlos gegen sie.
 

Vollkommen verschwitzt und außer Atem ließ sich Oscar ins Gras fallen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schwer unter ihrem keuchenden Atem. André wiederum hatte eine bessere Idee. Eilig entledigte er sich seines Gehrocks und seines Hemdes und sprang in das kühle Nass.
 

Freudig forderte er Oscar auf, ihm zu folgen, jedoch kam sie dieser Aufforderung nicht nach. Es war ein halbes Leben lang her, dass sie mit André geschwommen war. Diese Tage lagen weit zurück, in ihrer gemeinsam verlebten Kindheit.
 

Oscar musterte André. Vergnügt und unbeschwert tollte er im kühlen Nass herum. Wie damals! Doch mit einem bedeutenden Unterschied: Nicht nur sie hatte sich in den Jahren verändert. Auch an André konnte man die Zeichen der Zeit ausmachen. Während sich Oscars Körper schon vor einigen Jahren zu dem einer Frau entwickelte, so fiel ihr zum ersten Mal richtig auf, dass auch Andrés Körper einen Gestaltwandel vollzogen hatte. Er überragte Oscar mittlerweile um einen ganzen Kopf und seine Gestalt wirkte stark und kräftig. Oscar ließ ihre Blicke weiter über Andrés Körper gleiten: Sein Oberkörper war wohl definiert, schlank und muskulös. Seine Brust wirkte hart und auch seine Arme waren von der körperlichen Arbeit wohl geformt. Seine Haut war rauer als ihre und mittlerweile wuchsen ihm Haare an Stellen an denen sie keine besaß. Jeden einzelnen Muskelstrang konnte man unter seinen fließenden Bewegungen ausmachen. Die Sonne reflektierte die Wassertropfen auf seinem Körper. Oscar blinzelte. Als sie schließlich bemerkte, wie André ihre Blicke einfing, wandte sie sich ab. Nein, schwimmen mit ihrem besten Freund war schon lange keine Option mehr. Dies untersagte ihr nicht nur der Anstand.
 

Gedankenverloren ließ sich Oscar zurück ins Gras fallen und schloss die Augen. Marie Antoinette hatte sich in Graf von Fersen verliebt. Verliebt. Wie fühlte sich das wohl an, verliebt zu sein? Oscar wusste es nicht. Marie Antoinette hatte sie mit dieser Frage vollkommen überrascht. Oscar konnte ihr keine Antwort darauf geben. Die Prinzessin war verliebt. Sie wurde übermannt von einer Vielzahl an Gefühlen, die sie nicht kontrollieren konnte. Vollkommen überwältigt und vereinnahmt. Aber war das nun positiv oder negativ zu werten? Konnte es denn gut für jemanden sein, einen solchen Kontrollverlust zu erleben? Sich jemandem bedingungslos hinzugeben? Ob ihr das wohl auch einmal passieren konnte? Sich zu verlieben? Wahrscheinlich nicht! Dafür hatte sie sich zu sehr unter Kontrolle. Die Liebe war in ihrem Leben keine Option. Sie führte ja ohnehin als Frau das Leben eines Mannes, da gab es kein Platz für die Liebe. Nicht für sie!
 

Noch vollkommen in Gedanken versunken spürte Oscar plötzlich, wie einzelne Wassertropfen ihr Gesicht benetzten. Verwirrt schlug sie die Augen auf und erschrak, als ihr bewusst wurde, dass André über ihr stand und sie auch sogleich packte und mit sich ins Wasser zog. Das kühle Nass traf sie mit seiner voller Wucht. Sie ließ einen Schrei des Entsetzens von sich fahren und nachdem der erste Impuls das Wasser fluchtartig zu verlassen von Andrés zurückhaltender Hand vereitelt wurde, ließ sie sich auf die vertraute Situation ein. Wild tauchten sie einander unter und schwammen um die Wette. Es war wie früher, in ihrer Kindheit. Ausgelassen tobten die beiden im See herum.
 

Plötzlich spürte Oscar André ganz nah. Sie fühlte, wie sich seine Muskeln anspannten, als er sie mit einer Leichtigkeit auf seine starken Arme hob und sie zurück ins Wasser warf. Oscar erbebte ein wenig über seine Kraft, die ihr zum ersten Mal gewahr wurde, schüttelte diesen Gedanken aber schnell beiseite, als sie sich beim Auftauchen erneut bereit machte, mit einer Attacke ihrerseits zu kontern.
 

Doch gerade als sie ausgelassen auf ihn zustürmen wollte, fiel ihr auf, dass André plötzlich wie vom Blitz getroffen inne hielt und sie mit versteinerten Gesichtszügen ansah. Verwundert unterbrach auch Oscar ihre Bewegung und kam zögerlich ebenso angewurzelt vor André zum stehen.
 

Sein Blick blieb an ihr haften. Oscar konnte sich nicht erklären, warum er sie plötzlich so eindringlich ansah. Was war nur geschehen? Andrés Blick fixierte ihr Gesicht und folgte den abperlenden Wassertropfen, die ihr über die nackte Haut rannen. Er sah, wie sie sich Ihren Weg über Oscars Gesicht bahnten, in das ihr langes, seidiges Haar in nassen Strähnen fiel. Er folgte den Tropfen weiter über die weiche und geschmeidige Haut ihrer Wangen. Es schien, als liefen sie um die Wette, als könnten sie es kaum erwarten ihr Ziel zu erreichen. Die Tropfen liefen an Oscars wohlgeformten weichen Lippen vorbei, hinab zu ihrem Kinn, an dem sie abperlten und sich den Weg zum Wasser bahnten. Andrés sachter Blick folgte den Wassertropfen, als lüfteten sie ein Geheimnis. Ein Geheimnis, dass er womöglich auch gleich zu lüften vermochte. Andrés Blick fuhr an Oscars schmalen Hals entlang bis zu ihrem Oberkörper.
 

Vollkommen erstaunt und verunsichert nahm Oscar derweil Andrés Blick in sich auf. Ihr fiel auf, wie sein Blick, der zunächst auf ihren schmalen Schultern weilte, hinüber zu den herausstehenden Knochen ihres Schlüsselbeins glitt und schließlich am Ausschnitt ihrer Bluse haften blieb. Sie bemerkte wie sein Gesicht augenblicklich von einer Schamesröte überzogen wurde. Er atmete schwer. Immer noch vollkommen überrascht von seiner Reaktion stand Oscar da und konnte sein Verhalten zunächst nicht richtig deuten.
 

Erst als sie seinem Blick folgte und an sich heruntersah, wurde ihr gewahr, weshalb André so plötzlich sein Ungestüm derart unterbrach: Durch das Wasser war ihre dünne Seidenbluse vollkommen durchsichtig geworden und nach Andrés letztem Wurf, waren die Bandagen, mit denen sie sich stets ihre weiblichen Rundungen abband, um diese zu verbergen, verrutscht.
 

Andrés Blick haftete weiterhin an ihrer durchsichtigen Bluse, die hauteng an ihrem Körper klebte. Er schien jeden Zentimeter ihres, sich darunter abzeichnenden Körpers, in sich aufzunehmen. Sein Blick fuhr von ihrem Ausschnitt hinab zu ihren wohlgeformten Brüsten, die nun nicht mehr durch die Bandagen verdeckt wurden, sondern sich klar und deutlich unter ihrer Bluse abzeichneten. Durch das kühle Nass war Oscars Haut mittlerweile mit einer Gänsehaut überzogen und auch ihre Brustwarzen standen deutlich hervor.
 

Oscar errötete ebenso wie André in dem Moment, in dem ihr die Bedeutung der Situation ins Bewusstsein drang. Sie senkte ihren Blick und versuchte ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Als sie wieder aufsah, blickte sie erstarrt und angsterfüllt auf einen sich nähernden André, der mit einem unbekannten Funkeln in den Augen seine Hand nach ihr aussteckte. Sofort stieg Panik in Oscar auf, die sie zu lähmen drohte. Aus einem plötzlichen Impuls heraus schaffte sie es sich aus ihrer Starre zu lösen und versuchte fortzustürmen. Doch sie war nicht schnell genug. André hatte sie bereits an ihrem Handgelenk gepackt.

Wie im Traum

Sein Herz hämmerte so stark gegen seinen Brustkorb, dass André dachte es würde jeden Moment zerspringen.
 

Wie in Trance hörte er seine eigene Stimme dumpf in sein Bewusstsein dringen: „Oscar, bleib!“, hörte er sich selbst aufgebracht schreien, während er sie energisch an sich heranzog.
 

Er wusste, dass er sie jetzt nicht gehen lassen durfte! Impulsiv hatte er nach ihr gegriffen und festigte diesen Griff auch sogleich, um ihr keinerlei Chance zu lassen, sich der Situation zu entziehen.
 

Natürlich begehrte Oscar sofort heftig gegen ihn auf. Aber das war André egal. Er würde sie nicht gehen lassen. Er hatte zwar starke Probleme, die sich mit aller Gewalt windende Oscar festzuhalten, vermochte aber mit all seiner Kraft, sie in einer festen Umklammerung an sich zu drücken. Und so stand er da und schlang seine Arme um sie und bedeckte somit, mit seinem Körper, schützend ihre Blöße.
 

Augenblicklich versteifte Oscar in seiner Umarmung. Sie konnte sich kaum mehr bewegen. Ihr Atem ging schwer. Ihr Herz raste in ihrer Verzweiflung ebenso wie das Seine. Als sie merkte, dass sie sich der Situation nicht entziehen konnte fing ihr Körper an heftig und unkontrolliert zu zittern.
 

André kam nicht umhin ihr leises Schluchzen zu bemerken, das in seine langsam zurückkehrende Wahrnehmung drang. Oscar vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weilte an Andrés Brust. Sanft und voller Zuneigung fing er an, langsam über ihr langes Haar zu streichen und dabei leise beruhigende Worte auf sie einzureden. Eine Geste, die ihm von vergangenen Jahren her noch immer vertraut war.
 

André kannte Oscar gut. Er wusste genau, dass sie ungewollt in eine Situation geraten war, in der ihre Würde und ihr Stolz verletzt wurden. Er konnte sich kaum eine schlimmere Situation für Oscar vorstellen. Sie musste sich von ihrer verhassten Weiblichkeit ausgeliefert fühlen, entblößt vor einem Mann, vor ihm, ihrem besten Freund, der ihr von je her nah war. Aber eben nicht so nah! Das war zu viel für sie. Ihr wohl gehütetes Geheimnis war vor ihm gelüftet.
 

André wusste, dass er jetzt Ruhe bewahren musste, obwohl die Aufregung der vergangenen Minuten auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen war. Er war jedoch der einzige, der ihr nun helfen konnte. Das wusste er. Sie mussten einen Weg finden angemessen mit der Situation umzugehen. Flüchten und verdrängen wäre sicherlich Oscars erste Wahl, mit solch einer Situation umzugehen. Doch das wäre in dieser Situation falsch! Denn normalerweise stellte sie sich allen schwierigen Situationen, ausnahmslos. Aber diese Situation schien sie in die Knie zu zwingen und genau das wusste André. Das durfte er nicht zulassen. Sie durfte sich nicht bezwingen lassen! Es war nun an ihm, ihr die Stärke zu geben, mit der sie die ungewohnte Situation bezwingen konnte.
 

Behutsam löste André seinen festen Griff, hielt ihren immer noch bebenden Körper jedoch weiterhin sanft aber bestimmt an den Seinen gedrückt. Er würde ihr nicht den Hauch einer Chance geben sich der Situation zu entziehen. Gleichzeitig gab er ihr mit seiner Umarmung aber die Gewissheit, dass er für sie da war.

André schloss die Augen. Er atmete tief und ruhig. Wie lange war es wohl her, dass er Oscar so nahe war? In den letzten Jahren hatte er dem Anstand wegen immer Abstand gehalten, auch wenn er häufiger den Drang verspürte Oscar in den Arm zu nehmen und an sich zu drücken.

So, wie sie es häufiger vor Freude in ihrer Kindheit taten, wenn sie sich lachend in den Armen lagen und sich einfach nur festhielten. Oder wie Oscar in Andrés Armen lag, nach ihrer ersten gemeinsamen Flasche Wein, und er sie tröstete, weil der Wein ihr im Nachhinein gar nicht gut bekam. Ebenso wenig wie die Schimpftirade von Großmutter, als diese sie erwischte und wie eine wilde Furie auf die Tatsache hinwies, dass man mit 12 Jahren noch zu jung sei, um sich zu betrinken. Wie recht sie doch hatte! Und dennoch sehnte André sich diese Zeit zurück, in der er Oscar noch ungezwungen nah sein konnte! Aber diese Zeit lag weit zurück.
 

André seufzte leise. Was waren das nur für dankbare Erinnerungen. Aber sie schienen ein Leben lang entfernt. Mit einem Mal schreckte André aus seinen Erinnerungen hoch, als er wahrnahm, wie Oscar nun auch ihn zögerlich umarmte und ihre Hände sanft über seinen Rücken glitten und sich festhielten.

Mit jeder ihrer Berührungen jagte Oscar André unwissentlich einen Schauer durch den Körper. Noch nie hatte er Oscars Berührungen so intensiv wahrgenommen. Die plötzliche Wärme, die seinen Körper durchflutete, vernebelte unmittelbar seinen Verstand.
 

Gedämpft nahm er war, wie Oscar anfing sich in seiner Umarmung zu bewegen. Das war zu viel für André! Abrupt schob er Oscar von sich und blickte ihr bestimmt in die Augen. Aus ihren Augen sprach Verwirrung. „André, ich…“ stotterte Oscar, in ihrem Versuch sich erklären zu wollen. Doch sie kam nicht weit. Denn André näherte sich ihr erneut und legte seine Hand auf ihren Mund: „Hschhhhhhh, du brauchst nichts zu erklären, Oscar! Ich kann mir denken, was in dir vorgeht. Mir ist bewusst, was du jetzt fühlst, ich kenn dich einfach zu gut!“
 

Erschrocken wich nun Oscar ein Stück von André zurück und musterte in kritisch. Konnte es wirklich sein, dass er ihre innersten Gefühle kannte? Mit funkelnden Augen blaffte sie ihn an: „Wie könntest du jemals verstehen, was gerade in mir vorgeht?!“ Oscar stieß einen verbitterten Seufzer aus und wandte sich kopfschüttelnd von André ab. „Wie könnte auch nur IRGENDWER verstehen was in mir vorgeht, was mich bewegt!?!“, flüsterte sie beinahe und senkte den Blick. Ihre Schultern ließ sie dabei hängen.
 

André stiegen bei Oscars Reaktion Tränen in die Augen. Er schluckte schwer. In diesem Moment war Nichts geblieben, von seiner stolzen und anmutigen Oscar. Sie schien vollkommen zerstört, von einem Vorfall mit dem sie nicht umzugehen vermochte!
 

Sanft legte André seine Hände auf Oscars schmale Schulten und zwang sie mit etwas Druck, sich ihm wieder zuzuwenden. Mit Bedacht führte er seine Geste langsam zu Ende, indem er an ihren Seiten herunter strich. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und zwang sie damit in seine Augen zu sehen.
 

Oscar erkannte denselben Blick in seinen Augen wie je her. Vollkommen entkräftet ließ sie sich erleichtert in seine Arme fallen. André sah sie immer noch so an wie früher! Offensichtlich hatte der Vorfall nichts zwischen ihnen verändert. Sie konnte ihn getrost vergessen. Dieser Vorfall würde sie nicht brechen, er würde ihr nicht die Kraft rauben. Sie hatte ihre Würde und ihren Stolz nicht verloren, weil André sie noch immer so sah wie je her! Haltsuchend schmiegte sie sich an seine starke Brust.
 

„Dieser Vorfall wird nichts zwischen uns ändern, Oscar!“, strich er ihr sanft durchs Haar. „Du brauchst dich nicht darum zu sorgen, dass du als Frau schwach wirken könntest. Nicht vor mir. Ich habe in dir schon seit ich dich kenne die Frau gesehen, auch wenn du das nicht hören möchtest und auch wenn du das Leben eines Mannes führst. Und zu keinem Zeitpunkt habe ich daran gezweifelt, dass genau diese weibliche Seite deine Stärke ausmacht! Niemals werde ich dich in einem anderen Licht sehen. Ob du nun Uniform trägst oder deine Weiblichkeit zeigst – du bist Oscar Francois de Jarjayes!“
 

Vollkommen aufgelöst durch seine Worte näherte sich Oscar zögerlich Andrés Gesicht. Sie legt ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn in einer langsamen Bewegung an sich heran. Überrascht ließ André die für sie untypische Geste zu, bis sich ihre Lippen in einem Kuss vereinten.
 

Und da war es um André geschehen. Ein Kribbeln durchströmte Andrés Körper wie ein Lauffeuer. Einem plötzlichen Impuls folgend, gab er sich seinen Gefühlen hin und glitt mit seinem Kuss Oscars Hals entlang. Oscar stöhnte unwillkürlich unter dieser ungewohnten Berührung auf. André glitt mit seinen Lippen immer tiefer, er konnte sein Begehren kaum noch zügeln. Ihm kam alles wie im Traum vor. Er musste seine Chance unbedingt nutzen. Vielleicht war es das erste und letzte Mal, dass er Oscar so nahe sein konnte. Mit einer hastigen Bewegung riss er Oscar ihre durchnässte Bluse vom Leib. Mit abschätzendem Blick nahm er Oscars entblößten Körper und ihre Reaktion wahr. Unter seinen Blicken fing ihr Körper an zu beben. In einer langsamen Bewegung schloss er wieder zu ihr auf und stand ihr plötzlich wieder ganz nah. Keinen Zentimeter wollte er zwischen ihren Körpern verschwenden...

Aussprache

Erschrocken fuhr André auf. Seine weit aufgerissenen Augen spiegelten sein Entsetzen. Er schluckte schwer. Sein Kopf dröhnte.

 

Wie hatte es bloß so weit kommen können?

 

Schweißgebadet versuchte er, seinen hektischen Atem zu kontrollieren. Seinen Kopf vergrub er dabei sorgenschwer in seinen Händen. Fassungslosigkeit lag in seinem Blick und in seinen Bewegungen. Wie in Trance schüttelte er immer wieder seinen Kopf, so, als wolle er mit dieser Geste alles ungeschehen machen, als könne er das Geschehene beiseiteschieben und damit auch die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Unruhig ließ er seinen Blick durch die Kammer schweifen, die noch immer von der Dunkelheit der Nacht eingehüllt schien.

 

Seine Sinne waren noch betäubt vom tiefen Schlaf, dem er soeben unsanft entrissen wurde und nur allmählich schafften sie es, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Vom abrupten Erwachen ging sein Herzschlag so rasend, dass er zunächst gar Nichts anderes vernehmen konnte, als sein laut pochendes Herz.

 

André versuchte seine Gedanken zu sammeln. Nur allmählich gelang es ihm, sich die Geschehnisse des gestrigen Abends wieder ins Bewusstsein zu rufen. Doch dann atmete er plötzlich erleichtert auf, als ihm klar wurde, dass alles nur ein Traum gewesen war.

 

Vor Erleichterung ließ André sich zurück in sein Bett fallen. Zum Glück hatte er diese Grenze nicht überschritten! Er war Oscar gar nicht zu nahe getreten! Das alles waren bloß Auswüchse seiner Fantasie und der Eindrücke von der Begegnung am See gewesen, die er wohl im Traum noch einmal sehr intensiv durchlebt hatte. So etwas war ihm ja noch nie passiert! André seufzte. Der  Anstand und die gesellschaftlichen Gezwungenheiten hätten es ihm ohnehin nie erlaubt, sich Oscar auf diese Art zu nähern…

 

Der gestrige Abend schien ihm mit einem Mal wieder ganz greifbar zu sein:

 

André erinnerte sich, dass er sich sofort von Oscar abwandte als er bemerkte, dass ihre Bluse ihren Körper nicht mehr verhüllte. Dann nahm er nur noch wahr, wie Oscar einem ersten Impuls folgend, aus dem Wasser stürzte, während sie versuchte, ihre Blöße mit den Armen zu bedecken. André war so überrascht gewesen, dass er ihr nur bestürzt nachsah, wie sie vollkommen aufgelöst versuchte, Schutz im dichten Geäst des Waldes zu finden.

 

André seufzte erneut - sorgenschwer. Warum musste alles nur so kompliziert werden?

 

Doch André hatte keine Zeit seinen Gedanken nachzuhängen, denn mit einem Mal hörte er ein kaum wahrnehmbares Geräusch unweit seines Bettes. Nun war ihm auch schlagartig klar, warum er so plötzlich aus seinem Schlaf gerissen wurde. Jemand war in seiner Kammer! Doch noch ehe er angemessen reagieren konnte, sah er auch schon einen Schatten bedrohlich schnell auf sich zukommen.

 

Sofort war André hellwach und sprang aus seinem Bett. Seine Bewegungen waren jedoch von der erst eben unterbrochenen Nachtruhe noch wie betäubt, seine Reaktionen zu langsam. Noch bevor er sich wehren konnte, drückte ihn die herannahende Gestalt auch schon mit dem Rücken an die Wand und presste ihm die Hand vor den Mund. Sein Hilferuf verklang in der Hand seines Angreifers. Sein Körper verkrampfte spürbar. Sein Versuch sich aus dem Griff zu befreien wurde jäh unterbrochen, als sein Gegenüber ein leises „Pssssssssssst“ zischte und den Körper noch fester an den seinen schob, um ihm jede Möglichkeit zur Flucht zu nehmen.

 

Andrè versuchte sich zu konzentrieren. Die Gestalt war deutlich kleiner und schmaler als er. Ein wohl bekannter Geruch umhüllte seine Sinne und als sein Gesicht von weichen Haarsträhnen umspielt wurde, wusste André sofort, dass es Oscar war, die diese Nacht in sein Zimmer geschlichen kam und ihn gerade gegen die Wand drückte.

 

Unmittelbar löste er sich aus seiner Verkrampfung. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

 

Kurz darauf lockerte auch Oscar ihren Griff, da André sie offensichtlich erkannt hatte und keine Anstalten mehr machte sich zu wehren oder um Hilfe zu rufen. Vorsichtig löste sie ihre Hand von seinem Mund und trat einen Schritt zurück.

 

Stille.

 

Nach einigen Augenblicken durchbrach André das eiserne Schweigen das zwischen ihnen lag.

 

„Erinnerst du dich an unsere Kindheit, Oscar?“, sinnierte er plötzlich und hatte immer noch das Lächeln auf den Lippen. „Früher bist du auch immer heimlich in meine Kammer geschlichen und hast mir den Mund zugehalten, damit ich leise war, dass Großmutter es nicht hört. Du hast es immer geschafft Großmutter in die Irre zu führen, aber das hat dir nie etwas gebracht, weil sie dich dann morgens schlafend in meinem Bett auffand.“ Bei dem Gedanken huschte nun auch Oscar ein zögerliches Lächeln über die Lippen. „Wie wütend Großmutter immer war!“ hing nun auch Oscar den alten Zeiten nach, „und du hast immer den ganzen Ärger abbekommen, obwohl du nichts dafür konntest“, lachte nun auch sie und löste sich langsam von André, um den gebürtigen Abstand zwischen sich zu bringen.

 

Allmählich gewöhnten sich Oscars Augen an die Dunkelheit in der Kammer. Sie stand André immer noch gegenüber und ihr Blick haftete auf seiner Gestalt. Unvermittelt ließ Oscar einen kurzen Laut des Entsetzens von sich, unterdrückte diesen jedoch sofort, als ihr ins Bewusstsein drang, in welch prekärer Situation sie sich befand, sollten sie entdeckt werden.

 

Schamesröte überzog ihr Gesicht. Sie wandte sich ab.

 

 „Du…du… solltest dir etwas überziehen“, stotterte Oscar beschämt. Doch ihre Worte drangen nur allmählich in Andrés Bewusstsein. Verwirrt versuchte er ihre Reaktion zu deuten und sah an sich hinunter.

 

André wurde kreidebleich.

 

„Oh…“, entgegnete er kopfkratzend und lachte nervös. „Ich hatte heute Nacht nicht mit Damenbesuch gerechnet“, scherzte er, mit dem Versuch, die Situation für beide erträglicher zu machen. „Jetzt sind wir wohl quitt, was Oscar?!“, neckte er sie weiter, wohlwissend, dass er sich mit diesem Spaß auf dünnem Eis bewegte. Doch das war ihm in diesem Augenblick gerade recht, denn Oscar starrte ihn mit großen, ungläubigen Augen an. Ihre Gesichtszüge waren ihr entglitten und ihre Verdutzung schien ihr ins Gesicht geschrieben. André nutzte ihre Verwirrung aus und machte sich auf den Weg zu seiner alten Kommode um sich Hemd und Hose überzuziehen.

 

Nachdem André eine Kerze entzündet hatte setzte er sich mit fragendem Blick auf sein Bett. Er musterte seine nächtliche Besucherin. Ihre Augen glitten ziellos durch den Raum. Sie schienen etwas zu suchen. Sie wirkte nervös und unsicher. Schließlich gab sie die Suche auf und ließ sich seufzend neben André auf dem Bett nieder.

 

Oscar spürte Andrés erwartungsvollen Augen auf sich ruhen. Sofort versetzte sein durchdringender Blick sie in Unbehagen. Sie schwieg. Sie brachte schlichtweg keine Silbe hervor. Ihr fehlten einfach die Worte, sie wusste nicht, wo sie beginnen sollte. Sie wusste ja selbst nicht einmal, warum sie zu dieser späten Stunde noch in Andrés Kammer geschlichen war. Sie konnte ihm also keine zufriedenstellende Erklärung liefern. Alles was sie wusste, war, dass  ein innerer Impuls sie zu ihm führte. Kaum greifbar. Zu schulden war diese Aktion sicherlich ihren Gedanken, die sorgenschwer auf ihrer Seele lagen und die sie nicht hatten zur Ruhe finden lassen:

 

Immer wieder hatte sie daran denken müssen, wie sie mit entblößter Brust vor André stand und ihm damit die Schamesröte ins Gesicht getrieben hatte. Immer wieder war ihr André in den Sinn. André. André. Immer wieder André! Ihre Gedanken hatten sich überschlagen. Immer wieder hatte sie an Andrés Körper denken müssen, der vor Kraft nur so strotzte. Was hatte er nur für ein Glück! Er war im richtigen Körper geboren. Er musste sich nicht sein Leben lang verstellen…

 

Sorgenschwer hatte sie sich schließlich auf den dunklen Korridor begeben. Oscar war klar gewesen, dass sie ohne ein klärendes Gespräch wohl nicht zur Ruhe finden würde. Auf Zehenspitzen war sie ins obere Stockwerk geschlichen und hatte sich unbemerkt in die Kammer am Ende des Korridors geschoben. Der Boden hatte unter ihrem Gewicht nachgegeben und unüberhörbar geknarrt. Oscar war wie angewurzelt stehen geblieben und hatte sich auf die Lippen gebissen. Sie hatte versucht ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen und sobald ihre Augen gefunden hatten, was sie suchten, hatte sie sich auch schon in Bewegung gesetzt.

 

Und nun saß sie hier, unfähig auch nur ein Wort hervorzubringen.

 

„André..wir…“, Oscar stockte, holte aber tief Luft: „Ich muss dringend mit dir reden…“, setzte sie erneut an, doch André unterbrach sie sofort. Sein Blick durchdrang ihre Gestalt. Dann senkte er sein Haupt. „Ich weiß schon worum es geht, Oscar. Es war alles meine Schuld, bitte verzeih mir!“, stammelte er leise, vollkommen neben sich stehend. „Ich hatte nicht nachgedacht. Ich habe das alles nicht gewollt!“ seine Stimme klang tränenerstickt. Oscar kam nicht umhin zu bemerken, wie belastet auch André durch den Vorfall schien und so wandte auch sie den Blick wieder von ihm ab, da ihr ebenfalls unvermittelt die Tränen in die Augen schossen. „Du kannst nichts dafür, André“, sagte Oscar kopfschüttelnd mit ruhiger Stimme. Es lag eine ungewohnte Sanftheit in ihren Worten.

 

Wie froh war sie doch insgeheim über Andrés Reaktion am See gewesen!

 

Zunächst hatte er sie alleine gelassen und ihr den nötigen Raum gegeben. Offensichtlich hatte ihn der Schock ebenfalls vereinnahmt. Doch schließlich hatte er nach ihr gesehen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits mit den Tränen und ihrer Wut gekämpft. Sie war außer sich vor Zorn gewesen. Ihre eigentliche Natur hatte ihr einmal mehr im Weg gestanden und ihre Freundschaft zu André auf eine harte Probe gestellt. Sie hatte kaum glauben können, dass sie vor André unfreiwillig ihre weiblichen Rundungen entblößt hatte! Und zu allem Überfluss war sie auch noch schluchzend vor ihm gesessen und hatte das Gesicht in den Handflächen vergraben.

 

 Das war alles zu viel für sie gewesen!

 

Doch André hatte reagiert, wie sie es seit je her von ihm kannte: Ruhig war er auf sie zugegangen und hatte ihr wortlos sein trockenes Hemd schützend über die Schultern gelegt! Nur an seinem ebenfalls sorgenschweren Blick hatte sie ablesen können, dass der Vorfall wohl auch nicht an ihm spurlos vorüber gegangen war. Er schaffte es aber, für sie die Fassung zu wahren. Er war einfach für sie da, wie er es schon von je her gewesen war.

 Oscar hatte dann eine Weile gebraucht, bis sie sich beruhigt und ihre Fassung wieder gefunden hatte. Mit gesenktem Blick war sie auf ihr Pferd gestiegen und hatte sich auf den Heimweg begeben. André hatte sie dabei einfach stehen gelassen, ihn keine Blickes gewürdigt.

 

Oscar schluckte schwer. Nun schämte sie sich ein wenig für ihr Verhalten, schnaubte aber trotzdem voller Bitterkeit weiter: „Ich bin eben eine Frau, daran lässt sich nun einmal nichts ändern. Selbst wenn ich es wollte, ändern kann ich es nicht.“ Ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet, ihr Körper angespannt.

 

Erneut stahl sich ein betretenes Schweigen zwischen die Beiden. André musterte Oscar nachdenklich.

 

 Er kam nicht umher zu bemerken, wie sehr sich Oscar in den letzten Jahren verändert hatte - und das nicht nur körperlich. Und das schien sie sehr zu belasten, auch wenn sie das niemals offen zugegeben hätte. Aber André kannte Oscar mittlerweile so gut, dass jede Geste von ihr, jede Miene und jedes Wort für ihn wie ein offenes Buch war. Aus seiner so selbstbewussten und lebensfrohen Spielkameradin, mit der er seit je her Freud und Leid teilte und der er einst so nah war, wie sonst niemandem, war ein ernster junger Mensch herangewachsen. Sie wirkte häufig nachdenklich und in sich gekehrt. Sie zog sich auch immer häufiger zurück, hielt selbst ihn neuerdings auf Distanz. Seit dem heutigen Tag wusste er auch warum: Er hatte zum ersten Mal bemerkt, dass Oscar sich körperlich zu einer jungen Frau entwickelt hatte und erkannte, wie sie selbst noch mit dieser Erkenntnis rang und versuchte sie von sich zu schieben. Die letzten Jahre war ihr das gut gelungen. Sie konnte sich selbst und alle anderen gut täuschen. Vollkommen selbstbeherrscht bestreitet sie doch ihr Leben. Niemand würde annehmen, dass sie ihren Aufgaben als Kommandeur nicht gewachsen war. Fremde Leute hielten sie sogar für einen Mann und auch André selbst vergaß oft genug, dass sie eigentlich eine Frau war. Doch heute hatte sich ihm ungewollt eben diese weibliche Seite an Oscar offenbart. Diese unscheinbaren Begebenheiten im Leben, brachten eben jene Unsicherheiten einer jungen Frau bei ihr zu Tage, die Oscar vollkommen zu überfordern schienen.

 

André versuchte seine Gedanken zu sammeln. Er überlegte, was er Oscar sagen konnte, um ihr die Sorgen zu nehmen.

 

Als er aufsah, blickte er direkt in Oscars flehende Augen: „Versprich mir bitte, dass dieser Vorfall unter uns bleibt, André. Erzähle niemandem davon, ja?!“ Ihre Stimme brach.

 

Aus einem unbedachten Impuls heraus rückte André näher zu Oscar heran. Sie hatte den Blick wieder gesenkt und ihre Hände lagen angespannt zu Fäusten geballt auf ihren Schenkeln. Er konnte beobachten, wie sie immer noch mit sich und ihrer Wut rang. Wie sie versuchte Herr über ihre Gefühle und über die Situation zu werden. Wie sie daran zu scheitern drohte, als sich erneut Tränen der Wut in ihren Augen sammelten.

 

So legte André kurzerhand seinen Arm schützend um ihre Schultern. Diese freundschaftliche Geste fühlte sich zwar, aus ihrer gemeinsamen Kindheit her,  sehr vertraut an, gleichzeitig schien diese Zeit aber sehr weit entfernt. Sanft strich er über ihren bebenden Rücken, in dem Versuch ihr Trost zu spenden. Vollkommen aufgelöst gab sich Oscar ihren Gefühlen hin, unfähig die Fluten an Tränen zurückzuhalten. Sanft wog André sie in seinen Armen. Ein Gefühl von Geborgenheit und Nähe, dass er seit einer Ewigkeit schon nicht mehr spüren durfte durchfuhr seinen Körper. Er war überrascht, dass Oscar seine Umarmung in diesem Zustand der absoluten Verletzlichkeit zuließ, wenngleich er spürte, wie sie unter seiner  Berührung verkrampfte.

 

Sie ließ sich von ihm so lange halten, bis sie zu erschöpft war, um weiter zu weinen. Nachdem sie sich beruhigt hatte, löste sie sich aus seiner Umarmung und er ließ ihr sogleich die Möglichkeit sich von ihm zu entfernen, um ihr Raum für sich zu geben.

 

Abrupt stand Oscar auf. Sie sah ihn plötzlich mit jenem stolzen und entschlossenen Blick an, den er schon immer von ihr kannte. „Erzähl es niemandem, André. Es wird das Beste für uns sein, wenn wir den Vorfall beide vergessen. Die Sache am See und unser Gespräch gerade. Ich möchte nicht, dass jemand in mir „nur“ eine Frau sieht! Versprich es mir!“ André nickte langsam. „Niemals würde ich dir in den Rücken fallen, Oscar, das weißt du. Ich werde immer zu dir stehen. Alles ist zwischen uns, wie es immer war.“ Sanft sah er sie dabei an und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Andrés Verständnis und sein Versprechen beruhigten Oscar. Sie wusste, dass sie seinen Worten vertrauen konnte. Sie nahm seine Hand. „Ich danke dir von Herzen für deine Freundschaft, André!“ flüsterte sie ihm zu und verließ auf leisen Sohlen seine Kammer.

 

André selbst saß noch eine Zeit lang wie versteinert auf seinem Bett und sah Oscar nach.

Er war tief in Gedanken versunken. Er ärgerte sich, dass er ihr nicht gesagt hatte, was er eigentlich empfand. Wie gerne hätte er ihr begreiflich machen wollen, dass sie als Frau keinesfalls schwach war! Dass sie stärker und mutiger war, als jeder Mann den er kannte. Und dass eben jene weibliche Seite, die sie so sehr verabscheute, sie sogar um einiges stärker machte, als jeden Mann. Denn diese Seite machte sie zu dem besonderen Menschen, der sie nun einmal war und den er so sehr bewunderte.

 

All diese Gedanken spukten schon so lange in Andrés Kopf herum, doch er war unfähig sie auszusprechen. Wahrscheinlich auch zu feige.

 

Rücklinks ließ er sich auf sein Bett fallen. André fand diese Nacht in keinen ruhigen Schlaf mehr. 

 

Seine Gedanken drehten sich um Oscar, um die Begebenheit am See und ihren nächtlichen Besuch. Immer wieder musste er daran denken, was geschehen war. Sorgenschwere Gedanken kamen in ihm auf. Er versuchte diese zu verbannen, jedoch gelang es ihm nicht. Er hoffte nur, dass er das Versprechen dass er Oscar gegeben hatte, auch halten konnte. Er hoffte es auch für sich selbst. Auch er wollte, dass alles so zwischen ihnen blieb, wie es immer war. Jedoch war André  bewusst, dass sich bereits die ersten Vorboten der Veränderung ankündigten. Diese Veränderungen kamen unaufhaltsam und würden sich früher oder später auch auf ihrer Freundschaft auswirken.

 

André seufzte. Er schloss die Augen. Da war wieder Oscar. Immerzu schlich sich Oscar in seine Gedanken. Aber diesmal war es anders. Diesmal war sie in seinen Träumen ganz und gar Frau…

Liebe ist...

Mit einer quälenden Heftigkeit drang Sophies schrille Stimme in Andrés Bewusstsein.

 

Ohne jede Gnade zog sie die schweren Vorhänge zurück und folterte ihren Enkelsohn mit der gleißenden Erkenntnis, dass der Tag schon längst erwacht war – ganz im Gegensatz zu ihm.

Viel zu schwer lagen die Sorgen des vergangen Tages auf seiner Seele. Erst in den frühen Morgenstunden war André in einen unruhigen Schlaf gefallen, welcher nun - durch die Hand einer eiskalten Sophie - ein jähes Ende fand.

 

Rücksichtslos riss sie ihm die Decke vom Leib, die er sich schützend über das Gesicht gezogen hatte, um seinen dröhnenden Kopf noch ein wenig vor der Helligkeit des Tages zu schützen.

 

Mit einem Mal war André hellwach. Hatte seine Großmutter ihm tatsächlich gerade die Decke weggezogen?! Unvermittelt wurde er ganz bleich und erstarrte. Langsam sah er an sich herunter. Erleichtert stellte er jedoch fest, dass er sich in der Nacht, als Oscar in seine Kammer geschlichen kam, glücklicherweise eine Hose angezogen hatte. Nicht auszumalen was geschehen wäre, wenn Sophie ihn nackt zu Gesicht bekommen hätte! Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht während er sich verschlafen die Augen rieb.

 

„Mach, dass du aus dem Bett kommst, André! Was fällt dir eigentlich ein bis in die frühen Mittagsstunden zu schlafen. Du hast Pflichten hier im Haus!“ beschwerte sich Sophie lautstark, während sie mit der zusammengerauften Decke auf ihn einschlug.

André hob beschwichtigend seine Arme und schob die keifende alte Dame behutsam mit dem Versprechen aus der Kammer, sich zu beeilen und ihr in wenigen Minuten zur Hand zu gehen.

 

Nachdem er den edlen Herrschaften des Hauses das Frühstück serviert hatte, nahm auch André am Küchentisch Platz, um sein Mahl einzunehmen.

Sophie beobachtete ihren Enkelsohn argwöhnisch. Neugierig setzte sie sich neben ihn und sah ihn eindringlich an: „André, was ist gestern zwischen Lady Oscar und dir vorgefallen?“, fragte sie wunderfitzig, fuhr dann aber etwas leiser fort und zischte den schweigsamen Jungen an: „Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass Lady Oscar dein Hemd trug und ganz aufgelöst in ihr Gemach stürmte und du einige Zeit später nur mit deinem Gehrock bekleidet in deine Kammer geschlichen bist…“

Schritte.

Sophie wurde  jäh von einer hereintretenden Oscar unterbrochen. Sofort schoss André das Blut in den Kopf und er wandte sich ab.

 

„Guten Morgen, Lady Oscar, habt ihr gut geschlafen?“ fragte die alte Dame ihren Schützling. Doch auch hier traf sie auf eisernes Schweigen und auf eine verfinsterte Miene.

Einsilbig raunzte Oscar: „Gib mir nur einen Kaffee, Sophie. Ich habe verschlafen. André sattel die Pferde, wir sind spät dran!“. Sofort löste sich André aus seiner Starre und stolperte, ohne die Beiden auch nur eines Blickes zu würdigen nach draußen. Dort atmete er erst einmal erleichtert auf.

 

Schweigend ritten Oscar und André nebeneinander her. Keiner würdigte den Anderen auch nur eines Blickes. In Versailles angekommen, begab sich Oscar direkt zum königlichen Garderegiment, während André Augen und Ohren für Neuigkeiten offen hielt.

 

Oscar war heilfroh über diese räumliche Distanz, denn irgendwie fühlte sie sich neuerdings in Andrés Nähe angespannt. Eine ungewöhnliche Erleichterung durchströmte ihren Körper, als sie die Truppeninspektion kommandierte. Bei dieser Tätigkeit war sie so sehr in ihrem Element, dass alle Anspannung von ihr fiel. Losgelöst befahl sie die Truppe und zeigte auch bei den Übungen mit dem Schwert ihr stolzes und kämpferisches Wesen.

Doch ihr gewonnenes Freiheitsgefühl wurde bald schon wieder eingeengt, denn André schlich an ihre Seite und drängte sie ihm zu folgen.

„Girodelle, übernehmt ihr die weitere Befehlsgewalt. Ich muss mich kurz von der Truppe entfernen“, forderte sie den jungen Kommandanten auf. „Zu Befehl Kapitän!“, gab dieser knapp zurück. Gleich darauf hatte André Oscar auch schon vom Pferd gezogen und zerrte sie hinter sich her.

Vollkommend irritiert sah sie André mit fragendem Blick an, während sie ihm hinterher hetzte. Dieser verlangsamte nach einiger Zeit sein Tempo merklich und versteckte sich hinter einem Baum, den Blick stets auf das Petit Trianon geworfen, als würde sich dahinter ein Geheimnis verbergen.

 

„Erinnerst du dich, als vor ein paar Wochen, dieser falsche Liebesbrief im Umlauf war und die Gerüchteküche so sehr brodelte, dass beinahe ganz massiver Unmut geschürt worden wäre und wir nur mit viel Glück verhindern konnten, dass diese schäbige Intrige von Madame du Bary vollendet werden konnte?“ schnaufte Andrè völlig außer Atem, immer noch den Eingangsbereich des Anwesens fixierend.

 

 Oscar nickte kurz und er führte weiter aus: „Gestern meintest du außerdem zu mir, die Prinzessin habe noch nicht gelernt ihre Gefühle für den Grafen zu verbergen. Und du hattest vollkommen recht! Ich habe die beiden heute keine Sekunde aus den Augen gelassen und erkannte sofort, dass die sich mehr als nur freundschaftlich verbunden sind.“

 

Erneut vergewisserte sich André, dass Oscar seinen Ausführungen weiterhin folgte: „Jedenfalls musste ich mit ansehen, wie die Beiden alle Bediensteten und auch alle Gefolgsleute abschüttelten und gemeinsam in dieses Schloss hier verschwanden. Und ich dachte bei mir, falls das noch jemand außer uns mitbekäme, dann beschwört diese Aktion sicherlich großes Unheil herauf.“

 

Oscars Augen weiteten sich. Sie schob sich an André vorbei um ebenfalls einen Blick auf das Anwesen zu werfen. „Sind sie denn allein?“ fragte Oscar. André schüttelte nur den Kopf: „Das konnte ich nicht ausmachen. Jedenfalls sind sie alleine hineingegangen. Ob noch jemand drin war oder zu ihnen gestoßen ist, das weiß ich nicht, weil ich dich dann ja geholt habe.“

 

Oscar schlich sich weiter an das Anwesen heran, André immer dicht an ihrer Seite. „Ich wüsste zu gern, was die Beiden gerade machen und ob sie Gefahr laufen, entdeckt zu werden“ raunte Oscar André zu. Dieser nickte nur und hielt sich bereit. Denn er kannte Oscar so gut, um zu wissen, dass sie gleich zum Anwesen stürmen würde.

 

Glücklicherweise war das Anwesen viel kleiner als das Schloss von Versailles, es bot beiden eine Vielzahl an Nischen, Möbeln und Vorsprüngen hinter denen sie Schutz finden und sich verstecken konnten. Sie lauschten nach den Stimmen. Oscar schritt zielgerichtet voran.

 

„Oscar, Vorsicht!“ flüsterte André.

 

Im letzten Moment konnte André sie noch in eine Nische ziehen, sonst wären sie entdeckt worden, da sich unvermittelt vor ihnen eine Türe öffnete.

 

Eng aneinander gepresst standen sie in der Nische und wagten es nicht zu atmen, noch einen Laut von sich zu geben. Es gab kaum eine Möglichkeit sich zu bewegen. Oscar stöhnte leise auf. Mechanisch fing sie an ihren Kopf immer und immer wieder zu schütteln. Sie konnte es nicht fassen. Wieso geriet sie immer in solche prekären Situationen?!

Oscar war die körperliche Nähe zu André unangenehm, denn ihr Körper reagierte auf eine Art und Weise die sie nicht kannte. Heftig hörte sie ihr Herz gegen ihre Brust schlagen, und sie spürte ihr Blut durch die Adern jagen, wie sie es bisher nur selten erlebt hatte. Sie versuchte sich, so leise wie möglich, von André zu entfernen. Doch es gab keinen Ausweg! Die Nische war so eng, dass sie sich der Situation nicht entziehen konnte.

 

Die Stimmen waren unmittelbar neben ihnen, bald würden sie entdeckt werden! Oscar schloss die Augen. Sie atmete tief ein und versuchte ihren Atem zu beruhigen. Als sie es schließlich schaffte, ihren Körper wieder zu kontrollieren, wurde ihr gewahr, dass auch André sich wand und versuchte möglichst viel Platz zwischen ihre Körper zu bringen, doch auch er musste kapitulieren.

 

Mit knallrotem Kopf und stoßendem Atem nahm er seine Arme schützend vor den Körper, um diesen ein wenig von Oscar abzuschirmen. Sie durfte auf keinen Fall die Reaktionen seines Körpers mitbekommen, die solch eine Nähe zu ihr in ihm auslöste. André lehnte mit seinem Kopf an die Wand und starrte nach oben. Auch er schloss die Augen und versuchte ruhiger zu werden.

 

Plötzlich kam Unruhe im Raum neben ihnen auf. Sie hörten zwei Stimmen und lautes Lachen. Schritte folgten. Oscar wurde immer nervöser. Ihrem Impuls nachgebend versuchte sie aus der Nische zu stürmen und das Weite zu suchen, doch André hielt sie zurück.

„Das wirst du nicht schaffen, sie werden dich entdecken“, zischte er in ihr Ohr, während er seinen Körper dicht an ihren drückte und seine Hand auf ihren Mund legte, um die sich windende Oscar zu beruhigen.

 

Als die Schritte und Stimmen näher kamen, wurden sie mit einem Mal ganz ruhig.

 

Liebesschwüre und aufgeregtes Lachen durchflutete den Korridor, immer wieder durchbrochen von Stille. Oscar und André konnten nur anhand der Geräusche erahnen, was dort vor sich ging…

 

Je  näher die nahenden Geräusche kamen, desto weiter versuchte sich André in die Nische zu drücken, fuhr jedoch durch einen Ausruf des Entsetzens herum. Auch Oscar blickte fassungslos auf zwei ebenso erstaunte Augenpaare.

 

Vor ihnen standen tatsächlich die Prinzessin Marie Antoinette und Graf von Fersen.

 

„Ihr…Ihr hier Oscar?!...Und André…?“, stotterte die Prinzessin. „Wir…wussten nicht…wollten… nicht…“ sie stockte und versuchte ihre Gedanken zu fassen. Sie errötete und auch Graf von Fersen schien sichtlich verunsichert, denn er wandte den Blick ab.

 

Betreten standen sie da.

 

„Wir….wir waren nur hier…Ich wollte Graf von Fersen nur das Schloss zeigen.“ versuchte Marie Antoinette zu erklären.

 

„Wir hatten nicht mit Euch gerechnet…ich wusste ja nicht…ich bin etwas überrascht Euch hier so….also mit André…ähm…ich weiß gar nicht was ich sagen soll…“ fügte sie betreten hinzu.

 

Oscar war verwirrt, doch André schien direkt zu verstehen. Schnell schob er sich aus der Nische und entfernte sich von Oscar.

„Es ist nicht so wie es aussieht“, entgegnete er verlegen, den Kopf gesenkt.

 

Oscar trat ihrerseits aus der Nische heraus. Unbehagen nahm ihren Körper ein.

„Ich…ähm…wir…..André und ich…wir, wir wollten…ääähm…“ entgegnete nun auch Oscar mit zitternder Stimme. Ihre Augen rasten wild umher, ihre Gedanken überschlugen sich, doch Nichts! Ihr fiel keine glaubwürdige Erklärung für diese Situation ein. Sie fühlte sich wie ein Kleinkind, dass gerade bei etwas Unschicklichem ertappt wurde.

 

„Kommt eure Majestät, ich begleite euch zurück in den Palast. Es ist höchste Zeit, Euer Gemahl erwartet euch sicher bereits“, versuchte Oscar schließlich abzulenken und löste sich aus ihrer Starre. Außerdem fügte sie barsch hinzu: „ Vielleicht wäre es in Zukunft sinnvoll, Ihr würdet Eure Spaziergänge in der Öffentlichkeit machen, Prinzessin. Es könnte sicherlich von dem ein oder andren missverstanden werden, Euch hier alleine mit dem Grafen zu überraschen!“

 

Oscar betrachtete die Beiden von der Seite. Sie waren kreidebleich und ganz still geworden. „Ihr habt sicherlich recht, Oscar. Ich werde künftig versuchen daran zu denken.“ entgegnete Marie Antoinette und hakte sich bei Oscar ein. Gemeinsam gingen sie zurück zum Schloss.

 

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Es war bereits Abend geworden. Nachdem André die Pferde versorgt hatte wollte er sich nach diesem ereignisreichen Tag bereits auf den Weg ins Bett machen, als er Oscar entdeckte.

 

Er ließ sich neben ihr auf dem Rand des Brunnens nieder.

„Ist alles in Ordnung bei dir, Oscar? Du wirkst so betrübt“, durchbrach er nach einer Weile die Stille.

 

Schweigen. André betrachtete Oscar von der Seite. In ihr schien es zu arbeiten, etwas ließ sie mal wieder nicht zur Ruhe kommen, das spürte er genau. Also tat er was er immer tat. Er ließ sich auf dem Rand des Springbrunnens nieder, streckte sich und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Wortlos blieb er liegen und war einfach nur da. Seine Präsenz hatte stets eine beruhigende Wirkung auf Oscar.

 

„Ist dir klar, was die Prinzessin heute dachte, als sie uns sah?“ sprach Oscar ihre Gedanken laut aus. Sofort setzte André sich wieder auf. Er kratze sich verlegen am Hinterkopf und errötete. „Ich kann es mir schon vorstellen“, entgegnete er betreten.

Oscar zog ihre Beine eng an ihren Körper und legte ihren Kopf nachdenklich auf den Knien ab.

 

„Warst du schon einmal verliebt, André?“ fragte sie leise.

 

 André stockte der Atem. Nicht um alles in der Welt hatte er mit solch einer Frage von Oscar gerechnet. Er versuchte eine Antwort zu formen, doch die Worte wollten nicht, wie er wollte. Er stockte: „Nun…also ich…ehm…“.

 

Schweigen.

 

Betreten sah er auf seine Schuhe.

 

„Also?“ Oscar sah ihn fragend an.

 

„Ähm…ja da war irgendwie eine…nun ja…also… wie soll ich es nur sagen…die mochte ich schon gern“ stammelte André weiter.

 

Oscar sah ihn verblüfft an. „Und kenne ich deine Auserwählte? Bin ich ihr schon einmal begegnet?“ stuppste sie ihn lachend in die Seite, „Wer ist denn die Glückliche?, scherze sie weiter.

 

André sah verlegen auf. „Du kennst sie eigentlich schon irgendwie, irgendwie sogar ganz gut, aber auf der anderen Seite noch überhaupt nicht“, entgegnete er Oscar mit klarem Blick und fester Stimme.

 

„Es ist bestimmt Alice, das Dienstmädchen bei uns im Hause, habe ich recht? Die himmelt dich doch schon seit Jahren an!“, druckste Oscar vergnügt und sah André von der Seite an. Dieser schwieg. Dann wurde auch Oscars Miene wieder ernst.

 

„Ich mache mir noch mehr Sorgen um die Prinzessin, als jemals zuvor. Sie scheint diesem Grafen verfallen zu sein. Sie kann offensichtlich nicht mehr rational denken, das wird sie in Gefahr bringen!“ sagte Oscar nachdenklich und sah André mit festem Blick geradewegs in die Augen.

 

„Wie ist es verliebt zu sein, André? Warum beginnt man unvorsichtig zu werden? Erklär es mir, ich möchte wissen, warum man plötzlich so große Risiken eingeht!“

 

André überlegte eine Weile. Schließlich entgegnete er: „ Also weißt du Oscar, ich bin mir nicht sicher, ob ich da der richtige Ansprechpartner für dich bin. Ich meine ich denke, dass ich schon einmal geliebt habe, jedoch war das eine einseitige Liebe. Ich bin mir nicht sicher, ob man das mit der Liebe, wie sie zwischen von Fersen und der Prinzessin besteht, vergleichen kann.“

 

Oscar sah ihn überrascht an: „Naja, vielleicht könntest du dann mal die Empfindungen beschreiben, die werden doch sicherlich ähnlich sein, oder?“

 

Erneut überlegte André kurz, dann versuchte er seine Gedanken in Worte zu fassen: „ Also, ich denke, die Tatsache, dass sich viele Menschen unvorsichtig benehmen, wenn sie sich lieben hat folgende Bewandtnis: Im Grunde stürzen eine Vielzahl an Empfindungen über dich herein. Denke es dir so, als wäre dein Kopf ausgeschaltet und alles an das du denken kannst, ist diese andere Person. Du denkst häufig an diese Person, sehnst dich bei längerem Getrenntsein nach ihr, hast volles Vertrauen zu ihr und freust dich über das Zusammensein mit ihr bzw. fühlst dich in ihrer Gegenwart sehr wohl. Deshalb ist auch der Drang, mit dieser Person zusammen sein zu wollen, sehr groß...“

 

Oscar unterbrach ihn: „Aber André, diese Gefühl die du beschreibst, die empfinde ich doch auch z.B. für meine Mutter oder meinen besten Freund, was aber macht denn die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau aus, dass diese alles um sich herum vergessen?

 

 „Wenn man stark verliebt ist spielen da auch körperliche Gefühle mit herein“ André unterbrach sich selbst, war ihm das Thema doch merklich unbehaglich, jedoch sprach er nach kurzer Zeit weiter: „ Man hat dann eine Sehnsucht nach dem Partner. Irgendwie hat man ein Kribbeln im ganzen Körper, das einen komplett vereinnahmt. Das sind wirklich ganz wunderbare Gefühle die einen durchströmen, wenn man der Person nahe ist die man liebt…“ André brach ab, als ihm gewahr wurde, wie Oscar ihn musterte.

 

Er stand auf und streckte sich.

 

„Naja, Oscar, ich denke ich werde mal zu Bett gehen. Es war ein langer Tag. Entschuldige bitte wegen meiner schlechten Beschreibung, ich denke, sobald du selbst einmal darin steckst wirst du merken was ich meine. Zu dem Grafen und der Prinzessin kann ich nur Folgendes sagen: Ich denke sie werden auch in Zukunft unvorsichtig sein und ihren Gefühlen nachgeben, denn diese Gefühle sind so stark, dass sie die beiden vereinnahmen. Das ist vollkommen normal und man kann da nur schwer etwas dran ändern.“

„Da müsste sich schon einer „entlieben““,fügte er lachend hinzu.

 

Oscar sah ihn mit großen Augen an. Genau das war es. André hatte es unwissentlich auf den Punkt gebracht. Sie müssten sich nur entlieben!

 

Oscar dachte noch eine lange Zeit an Andrés Worte. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass sich ihr Freund schon einmal körperlich zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte. Was auch immer das bedeuten mochte. Oscar seufzte. In ihr kamen Gedanken auf, die sie am liebsten fortgescheucht hätte, aber sie langen schwer wie Blei auf ihrer Seele. Sie ertappte sich dabei, wie sie hoffte, André möge sich so bald nicht mehr verlieben. Was würde sie nur tun, wenn ihr bester Freund fortginge um zu heiraten?! Viel zu sehr genoss sie doch seine Freundschaft, als dass sie diese aufgeben wollte! Oscar schüttelte den Kopf. „Was sind das nur für törichte Gedanken, reiß dich am Riemen, Oscar!“ ermahnte sie sich selbst, „André hat das Recht wie jeder andre, sich zu verlieben und glücklich zu sein!“ redete sie sich ein und begab sich auf den Weg in ihr Gemach.

Lebe Wohl

Oscars Schritte hallten laut durch die weitläufigen Korridore des Schlosses. Die Szenerie, auf die sie blickte, wirkte bizarr: Das ganze Schloss schien ausgestorben, alle Säle waren menschenleer.

 

Ohne nachzudenken war sie, einem inneren Impuls folgend, losgestürmt und hatte Girodell verdutzt stehen lassen.

 

Oscars Leben drohte sich maßgeblich zu verändern. Mit Unbehagen hatte sie das drohende Unheil vor ihrem inneren Auge auf sich zukommen sehen.

 

Oscars schnelle Schritte nahmen ihr den Atem und ließen ihr Herz so heftig gegen ihre Brust schlagen, dass man meinte, es würde gleich zerspringen. Alles um sie herum verschwamm.

 

Völlig entkräftet stürzte sie in den großen Saal – alle Augen ruhten auf ihrer aufgebrachten Gestalt.

 

Oscars entsetzter Aufschrei durchbrach jäh die aufgekommene Stille. Unaufhaltsam hallte er durch den großen Saal und ging allen, die ihn vernahmen durch Mark und Bein. Blankes Entsetzen spiegelte sich in diesem Schrei - Todesangst.

 

Fassungslos sackte Oscar schließlich neben ihrem Freund zusammen. Ihre ausdruckslosen Augen waren weit aufgerissen, jeglicher Glanz war ihnen entwichen. Vollkommen erstarrt betrachtete sie ihn.

 

Andrés Körper lag nun regungslos in ihren Armen. Nahezu unwirklich erschien Oscar die Situation.

Der Schock hatte sie so sehr vereinnahmt, dass ihr die Gesichtszüge entglitten waren. Ihre Bestürzung verzerrte ihre sonst so feinen und anmutigen Züge zu einem grotesken, maskenartigen Ausdruck, der starr auf ihrem Gesicht lag.

 

Vollkommen aufgelöst begann sie schließlich, André zu schütteln und anzuschreien.

„Andréee…, Andréee…! André, lass mich nicht allein, hörst du?! Verlass mich nicht, André!“ schluchzte sie unaufhörlich in ihrer tiefen Verzweiflung.

 

Keine Regung. Andrés Augen starrten nur leblos an ihr vorbei ins Leere.

 

Oscar begann zu zittern. Ihr Gesicht war mittlerweile von der quälenden Erkenntnis ihres Verlustes schmerzverzerrt. Unaufhaltsam rannen ihr die Tränen übers Gesicht, während sie mit aller Gewalt auf Andrés leblosen Körper einschlug - so als könnte sie ihn damit wiederholen und alles ungeschehen machen. Aber nichts geschah. Verzweifelt vergrub Oscar schließlich ihr Gesicht an Andrés Brust und fing an zu schreien. Sie schrie all ihren Schmerz heraus und vermochte sich nicht mehr zu beruhigen.

 

Völlig entkräftet sank sie schließlich neben ihm zusammen. Sanft umfasste sie sein Gesicht und strich ihm liebevoll eine Haarsträhne aus der Stirn. Dann sah sie in seine Augen. Diese Augen, in denen kein Leben mehr war, aus denen jeglicher Glanz gewichen war.

 

Sie hatte ihn verloren. Für immer. Ihren besten Freund, ihren Seelenverwandten. Nun war er fort und sie konnte nichts daran ändern. Er hatte sie einfach alleine gelassen!

 

Ihre Gedanken überschlugen sich in ihrer Verzweiflung.

 

Zorn stieg in ihr auf. Wütend hob sie den Kopf von Andrés Brust und funkelte den Verursacher allen Übels überreizt an. Abrupt zog sie ihren Degen, hielt dann aber doch in ihrer Bewegung inne. Normalerweise wäre sie sofort aufgesprungen und hätte Gerechtigkeit eingefordert, aber nicht jetzt, nicht in dieser Situation. Es ging doch um André, um ihren André! Sie durfte ihn jetzt nicht alleine lassen, musste bei ihm bleiben!

 

Behutsam legte sie ihren Kopf zurück auf seine Brust und schmiegte ihren aufgebrachten Körper an den Seinen. Während sie sanft über seine Wange strich, griff sie mit der anderen Hand nach seiner und verschränkte sie in seinen Fingern. Bedächtig strich sich mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. Sie spürte seine kalte, leblose Hand. Ihre Hände wurden feucht. Überall war Blut. Unaufhaltsam strömte es aus seinem Körper und nahm ihm so das Leben. Und sie konnte nichts dagegen tun. Sie war machtlos, konnte nur bei ihm bleiben und zusehen, wie das Leben aus ihrem Freund wich.

 

Oscar kam alles so unwirklich vor. Viel zu grausam. Wie in einem Alptraum. Sie hatte noch versucht André zu retten, doch sie kam zu spät, hatte nichts mehr ausrichten können..

Vollkommen entkräftet fing nun auch ihr Bewusstsein an, der Wirklichkeit zu entgleiten…Andrés Namen dabei die ganze Zeit auf ihren Lippen…

---

Erschrocken fuhr Oscar hoch. Benommen rieb sie sich den schweren Kopf und sah sich im Raum um. Als ihr Blick auf ihre Hand fiel, setzte ihr Herz einen Takt lang aus. Ihr Atem stockte, dann überschlug sich ihr Herz und raste unaufhörlich.

 

Es war also doch kein Traum gewesen! Ihre Finger waren noch immer in Andrés Hand verschränkt und noch immer lag er regungslos an ihrer Seite. Sie hielt die Luft an und sah sich um. Die Szene kam ihr so vertraut und dennoch ganz unwirklich vor.

 

Sie befanden sich nicht mehr im Schloss, sondern in ihrem Gemach. Andrés Kopf war ganz nahe bei ihrer Hand. Doch was Oscar dann sah, ließ ihr schließlich das Blut in den Adern gefrieren. Die Nässe auf ihrer beider Hände kam nicht von Andrés Blut! Sie kam von seinen Tränen!

 

Verwirrt blickte sie auf ihren Freund. Nervös hielt Oscar den Atem an und rührte sich nicht. Und da spürte sie ihn! Ihr Blick klarte auf. Sie konnte Andrés gleichmäßigen Atem spüren! Unvermittelt begann sie sich hektisch zu bewegen und André zu schütteln. Sie begann erneut nach ihm zu rufen. Ihre aufgebrachten Bewegungen  musste sie jedoch gleich wieder einstellen, nachdem ein stechender Schmerz durch ihre Schulter jagte und ein Schmerzenslaut ihrem Mund entfloh.

 

Unmittelbar schreckte auch André hoch und beugte sich sofort zu ihr herunter. Er sah sie eindringlich an.

 

 „Oscar …Oscar, du darfst dich nicht bewegen“, sprach er leise und versuchte sie sanft in die Kissen zurück zu drücken – doch sie ließ es nicht zu.

 

Haltsuchend klammerte sie sich an ihn, so als wolle sie sich vergewissern, dass er noch da war. Schließlich vergrub sie ihr Gesicht an seine Brust.

„Ach André…du bist ja da…! Ich fürchtete du hättest mich verlassen, André“, entfloh es ihr in ihrer Aufregung. Vollkommen aufgelöst löste sie sich und sah ihn eindringlich an. Unbewusst festigte Oscar ihren Griff.

 „Verlass mich niemals, ja? Versprich es mir! Mein Leben hat keinen Sinn ohne dich“ murmelte sie,  wandte ihren Blick ab und lehnte ihren Kopf wieder an seine Brust. Ihre Hände waren  noch immer fest in seinen Leib gekrallt, als wolle sie ihn festhalten, so als wolle sie sichergehen, dass er sie wirklich nicht verlässt.

 

André selbst war so überrascht von Oscars Reaktion, dass er ihre Suche nach seiner Nähe vollkommen verblüfft zuließ, ohne zunächst die Regeln des Anstandes zu befolgen und sie abzuweisen. 

 

Als er merkte, dass Oscars Atem ruhiger wurde, drückte er sie sanft von sich und sah sie bestimmt an.

 

„Oscar, du bist schwer verletzt. Du darfst dich nicht zu hastig bewegen“ sprach André ihr ruhig zu und drückte sie vorsichtig zurück in die Kissen.

„Bei dem Versuch die Prinzessin zu retten hast du dich schwer verletzt. Ihr seid zusammen von dem Pferd gestürzt mit dem die Prinzessin ausreiten wollte. Du wärst beinahe verblutet. Ein Wunder dass du noch lebst!“ Andrés Stimme brach. Tränen stiegen in seine Augen.

 

Betroffen sah Oscar ihren Freund an. Er wandte sich ab und sprach leise, kaum hörbar weiter: „Ich dachte wirklich ich würde dich verlieren, Oscar!“

 

Oscar schluckte schwer. Wortlos nahm sie seinen Schmerz wahr. Es war derselbe Schmerz, der sie ebenfalls gerade noch geplagt hatte. Die qualvolle Angst, den wichtigsten Menschen zu verlieren hatte beide sichtlich aufgewühlt.

 

„Ich fürchtete auch, dich verloren zu haben, André! In meinem Traum hatte der König dich zum Tode verurteilt, weil er dir die Schuld für den Unfall der Prinzessin gab“, sprach Oscar ihre Gedanken aus. Ihre Stimme zitterte.

 

Nun lag Andrés Blick wieder auf ihrer Gestalt. Seine Augen leuchteten und ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Du hast mich gerettet, Oscar! Nur deine mutige Fürsprache vor dem König hat mich vor dem Schafott bewahrt. Ich verdanke dir mein Leben!“

 

Für einen Moment trafen sich noch einmal ihre sorgenschweren Blicke.

 

 „Überleg mal, Oscar! Da wäre es uns Beiden beinahe an den Kragen gegangen!“, lachte André plötzlich unvermittelt auf. Oscar sah ihn verdutzt an, schien dann aber zu verstehen und stieg dankbar in seinen Versuch, ihr die Sorgen zu nehmen, ein.

„Da hast du aber Pech gehabt, André! Nun musst du dich auch weiterhin von mir schikanieren lassen“, scherzte nun auch Oscar und stimmte heiter in sein Lachen ein.

 

Eine Weile saßen sie noch beisammen und genossen stillschweigend die Präsenz ihres Gegenübers.  Dann nahm André Oscars Hand und erhob sich. „Erhol dich gut, Oscar. Wir brauchen dich hier!“, sagte er nun wieder in einem ersten Ton und verließ den Raum. Oscar sah ihrem Freund mit einem Lächeln auf den Lippen nach. André selbst aber lehnte, sobald er die schwere Tür zu Oscars Salon geschlossen hatte, entkräftet mit dem Rücken dagegen. Tränen rannen ihm umaufhaltsam über sein Gesicht. Seine Wangen glühten. Er brauchte einige Minuten, um sich wieder zu beruhigen.

 

Mit ernstem Blick machte er sich auf den Weg zu seiner Kammer. Er hatte sich soeben geschworen, alles dafür zu geben, Oscar zu beschützen und wenn er sein eigenes Leben dafür geben musste.



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Kommentare zu dieser Fanfic (31)
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Von:  abcdefg123
2015-10-04T01:51:58+00:00 04.10.2015 03:51
Wau, ein tolles Kapitel! Wie du die Angst der beiden um einander beschreibst - man sie die Szene vor sich und muss mitleiden. Sehr kraftvoll geschrieben. Ich bin scho gespannt, wie es weiter gehen wird und freue mich darauf!
Antwort von:  abcdefg123
04.10.2015 03:53
Ich glaube, es ist schon zu spät, was habe ich denn da zusammen geschrieben??? ;-)
Von:  abcdefg123
2015-10-04T01:40:11+00:00 04.10.2015 03:40
Ein super Kapitel!
Am Anfang die Situation mit Sophie - einfach lustig zu lesen und so typisch für das Verhältnis der beiden - für Sophie wird Andre immer der kleine Junge bleiben, mit dem sie schimpfen und herumkommandieren kann.
Und dann die Szene, in die du Andre und Oscar in der Nische gebracht hast - einfach herrlich peinlich für die zwei!
Und dann ihr Gespräch über die Liebe - in Gefühlsdingen ist Oscar sehr unerfahren und die Idee vom entlieben - tja, wenn das so einfach wäre ;-) ! Bitte weiter so - ich freue mich schon!
Von:  Prof_Moriarty
2015-09-20T16:54:26+00:00 20.09.2015 18:54
Das hast du wieder sehr schön geschrieben. Bin ich froh, dass es nur ein Traum war. :-)
Deine Idee, den Leser am Anfang des Kapitels hinsichtlich des Opfers zu täuschen, finde ich super. Das war eine gelungen Überraschung.
Mach weiter so! :-)
Von:  Saph_ira
2015-09-14T19:31:07+00:00 14.09.2015 21:31
Mir gefällt es immer wieder, wie du die Träume darstellst als wäre es Wirklichkeit - einfach grandios und man kann sich mit jeder Zeile, mit jedem Wort in die Figuren hineinversetzen. ;-) Ich bin gespannt wie es weiter zwischen den beiden läuft und was du so alles für sie parat hast - mach weiter so. :-)
Von:  chrizzly
2015-09-14T11:06:04+00:00 14.09.2015 13:06
ach ja war ich jetzt erschrocken. Prima, echt große Klasse. Ist wieder wirklich sehr sehr schön geworden. Mir gefällt deine Wortwahl und das du alles so bildhaft schreiben kannst. So viele Gefühle und Emotionen, es macht richtig spaß zu lese. Mach weiter so. Großes Lob!!!!!
Von: abgemeldet
2015-09-13T17:41:49+00:00 13.09.2015 19:41
Was für ein Schmerz, den du den beiden zufügst! Was für eine Kraft und unermessliche Bedeutung in deinen wohl gewählten Worten liegt! Ein gelungenes und unglaublich gefühlsstarkes Kapitel! Mehr braucht es gar nicht...

Ich weiß wie es ist, wenn das Schreiben plötzlich seine Leichtigkeit verliert - obwohl Ideen da sind. Lass dich davon nicht entmutigen. Eine kleine Auszeit befreit von dem verpflichtenden Gefühl, unbedingt und schnell weiter schreiben zu müssen. Ich bin überzeugt, dass du uns danach für jede Wartezeit reich entschädigen wirst. ;)
Von:  Prof_Moriarty
2015-09-10T14:20:18+00:00 10.09.2015 16:20
Dein André ist ein kluger Mann und Lady Oscar versteht den "Wink mit dem Zaunpfahl" nicht. :-)
Ich finde das sehr passend zum Rest ihrer Charakterbeschreibung. Auf der einen Seite stellst du sie als stets "Herr der Lage" dar und auf der anderen Seite beschreibst du sehr schön, wie verletzlich und naiv sie in bestimmten Dingen des Lebens reagiert. Diesen Kontrast finde ich super!
Auch das Belauschen und Entdeckt werden, während der kleinen Spionageaktion von Oscar und André, finde ich sehr amüsant.
Aber eine Frage hätte ich dann doch noch: Wie kann es sein, dass die Großmutter dem armen André ( der ja mittlerweile immerhin ein erwachsner Mann ist) einfach so die Bettdecke wegzieht? :D
Von:  Soraya83
2015-09-04T20:53:49+00:00 04.09.2015 22:53
André der ErklärBär ;D
Ob Oscar wirklich so ins stottern gekommen wäre bezweifele ich zwar, aber es ist dein FF.
Ein grinsen auf den Lippen hatte ich immer wieder. Bin gespannt wie es weiter geht.
Antwort von:  Blubbimond
07.09.2015 22:29
Liebe Soraya,
man kann durchaus daran zweifeln, ob die Reaktion nun für Oscar angemessen ist. Aber wie du sagtest, es ist meine Geschichte und ich versuche eben hinter die Fassade zu blicken. Denn auch wenn Oscar vordergründig immer gefasst und geerdet wirkt (zumindest im Animee, aber da geriet sie ja auch nie in solch präkere Situationen mit André), steckt da glaube ich viel hinter ihrer aufgesetzten Maske, das man offenlegen kann :)

Also danke für deinen Kommentar, meine Oscar ist eben auch nur ein Mensch, der mal zweifelt bzw. peinlich berührt ist :)
Antwort von:  Soraya83
08.09.2015 03:51
Wie alt sind die beiden denn in dem Kapitel? Steht leider nirgends. Tippe aber auf Anfang zwanzig. Das würde das stottern erklären.
Antwort von:  Blubbimond
08.09.2015 21:42
Ja genau...richtig herausgelesen :)...aber das Stottern ist nicht dem Alter geschuldet, als vielmehr der mangelnden Erfahrung und der Scham..
Von:  hunny123
2015-09-04T15:04:38+00:00 04.09.2015 17:04
Herrlich, André als Erklärer des Verliebtseins. Ich musste öfter schmunzeln, wie die beiden von einem Fettnäpfchen ins nächste treten.

Du hast so ein tollen Ausdruck, weiter so!
Von:  abcdefg123
2015-09-03T22:19:58+00:00 04.09.2015 00:19
Wieder einmal ein tolles Kapitel, welches du sehr gefühlvoll geschrieben hast. Wie verletzlich Oscar eigentlich ist und wie Andre sie versteht - einfach schön zu lesen und zu träumen. Und nun kann Andre weiter in seinem Traum Oscar ganz nahe sein !


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