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Cursed Shadow

- verliebt in einen Dämon -
von

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Ein Teil deiner Seele

„Nun, ich denke, du hast verloren.", sagte Deeon mit einem selbstsicheren Lächeln und blickte zu Shiro herab. Dann beugte er sich zu ihm und reichte ihm seine Hand. Doch Shiro blickte ihn nur grimmig an und blieb am Boden liegen. Er atmete schwer und ruhte sich aus. Dann legte er seinen Kopf zu Boden, breitete er seine Arme erschöpft neben sich aus und drehte sich weg. „Ich weiß“, antwortete er verärgert.

„Du weißt, dass du zu schwach bist. Du weißt was zu tun ist!“, predigte Deeon ihm ernst und wartete auf Shiros Reaktion. Dieser schwieg jedoch nur trotzig und vermied jeden Blickkontakt. Es war ihm unangenehm verloren zu haben. Trotz Kishos indirektem Eingriff in den Kampf, hätte er nicht verlieren dürfen. Im Gegenteil, er hätte Deeon mit wenigen Schlägen überwältigen müssen, so dass er schließlich die Zeit für Kisho gehabt hätte. Stattdessen musste er viel zu lange Deeons Angriffen aufweichen bis er am Ende sogar zu langsam und erschöpft war. Seine Niederlage machte ihm deutlich, dass er tatsächlich schwach geworden war. Er verlor nicht nur diesen Kampf, sondern auch den Kampf am Tag zuvor. Und er würde weitere Kämpfe verlieren.

„Shiro!“, rief ich laut und rannte besorgt auf ihn zu. Er richtete sich sofort etwas auf und sah in meine Richtung. Auch Deeon blickte zu mir. „Du musst es ihr sagen.", flüsterte er Shiro mahnend zu. Unzufrieden biss er die Zähne aufeinander und schwieg.

„Shiro, ist alles in Ordnung?“, fragte ich nun und hockte mich fürsorglich neben ihn. „Was hat Kisho wieder angestellt?!“, begegnete er mir jedoch und setzte sich, Beine überkreuzend, in einen Schneidersitz. Er wollte sich neben seiner Niederlage nicht noch seine Erschöpfung anmerken lassen und überspielte diese mit seiner verärgerten Art und einer lockeren Haltung.

Ich grinste vorsichtig und spielte an meiner Kleidung. „Oh.. Ehm. Er hat nur wieder Dummheiten gemacht. Keine Sorge. Ich habe ihn vertrieben!“, lachte ich und legte meine Hände in meine Hüfte um Selbstbewusstsein vorzutäuschen. Dabei versuchte auch ich meine Nervosität zu überspielen. Denn Kishos Worte beunruhigten mich innerlich. Shiros Reaktion zu urteilen, lag Kisho mit seiner Meinung richtig.

Ich erinnerte mich wieder an seine Worte. – Selbst ein Blinder merkt, dass er nur Augen für dich hat, und du für ihn. – Verlegen errötete ich und schüttelte mir die Gedanken aus dem Kopf.

„Ist bei dir denn alles in Ordnung, Yuki?“, fragte Deeon nun und blickte zu mir. Konfus hob ich die Hände. „Eh. Ja! Ja! Doch, alles ist in Ordnung. Hehe.“, antwortete ich hecktisch und kämmte mir durch die Haare. Shiro hob eine Augenbraue. „Wirkt nicht so.“, stimmte er mit Deeon ein und sah mich fragend an.

Ich blickte beide mit großen Augen an und lehnte mich überfordert zurück. „Ehm! Nein! Alles gut! Ich.. ich habe mich gewundert! Ja! Dass ihr kämpft. Aber dann habe ich ja auch gesehen, dass ihr gar keine Waffen benutzt. Und Kitsune hat mir gesagt, dass ihr nur trainiert. Und ja.. genau. So habe ich mich erst ein bisschen erschrocken.. oder so..“, faselte ich vor mich hin und blickte dann nervös weg.

Shiro lehnte sich nun gemütlich zurück und stützte sich auf seinen linken Arm. Ein Bein streckte er, das andere winkelte er etwas an. Seinen rechten Arm legte er vorsichtig auf seinen Schoß. Dann grinste er. „Tze. Hätte ich meinen Dolch benutzt, wäre er nicht ohne weiteres davon gekommen.“ Arrogant zog er seinen Mundwinkel hoch und zeigte mit einer Kopfbewegung zu Deeon.

Doch Deeon ließ sich von ihm nicht provozieren und deutete ein gleichgültiges Schulterzucken an. „Nun ja. Du bist kein Engel. Also muss ich mir keine Sorgen machen, wenn du ihn benutzt. Da könntest du mich so oft verletzen wie du möchtest.“

Nachdenklich blickte ich hin und her. Shiro versuchte Deeons Gleichgültigkeit mit einem arroganten Grinsen zu kontern. „Hmpf. Das sind wieder die schnöseligen Gefallenen.“ Verwirrt blickte ich zwischen beiden her. „Was? Wie? Was hat das denn für einen Zusammenhang?“, fragte ich und legte meinen Finger nachdenklich auf mein Kinn.

„Weißt du Yuki.“, begann Deeon lieb. „Engel sind unsterblich. Also wir leben länger als Menschen und länger als Dämonen. Aber abgesehen davon, können wir nicht krank werden oder einfach sterben. Außerdem heilt sich unser irdischer Körper schneller, als wir Schaden erleiden. Die einzige Möglichkeit für einen Engel zu sterben ist, wenn eine solche Waffe seinen Körper durchstößt, während sie von einem Engel geführt wird. Wir nennen es dann, den Frieden.“, erklärte er weiter. „Der einzige Schaden, der nicht sofort an unseren Körpern verheilt, ist der mit diesen Waffen. Auch wenn ihn jemand anderes Führt als ein Engel. Sterben können wir dann nicht, jedoch schadet es doch sehr dem Körper. Dieser Dolch den er nutzt, war einst meine Waffe. Sie ist gefertigt aus Engelstränen. Das stärkste Material, das es gibt.“ Seine Stimme wurde etwas lauter und auffälliger. „Eigentlich waren es Zwillings Klingen. Nur jemand hat es geschafft, die anderen zu zerstören.“, erwähnte er auffällig deutlich und blickte dann zu Shiro.

Ich erinnerte mich sogar an diesen Augenblick. Es war der Moment, als beide sich zum ersten Mal wiedersahen. Als Shiro mich unglücklicherweise beinahe mit seinem Dolch erwischt hätte, wurde er mit einer Druckwelle von mir weg geschleudert. Die Kraft die hinter seinem Schlag wartete, wurde auf ihn zurückgeleitet, ließ den Dolch zersplittern und ihn selber bewusstlos werden. Der Kampf war auch eindeutig schneller als das Training jetzt.

„Achso…“, kam es nun aus mir. „Hmh ich erinnere mich! Damals war der Kampf auch viel kraftvoller. Ich hätte mir gar keine Sorgen machen sollen.“, blickte ich glücklich auf.

Deeon begann nun zufrieden zu grinsen. Denn selbst ich hatte bemerkt, dass dieser Kampf schwächer war. Und somit bestätigte auch ich, dass Shiro schwächer geworden war, denn er kämpfte mit aller Kraft, die er noch hatte. „Hmh. Du brauchst dich nicht zu Sorgen, Yuki.“, sagte er sanft lächelnd und reichte Shiro wieder die Hand. „Ich werde aufpassen, dass ihm nichts Schlimmes geschieht.“

Verärgert, von Deeon bemuttert und dadurch unterschwellig aufgezogen zu werden, drehte Shiro sich von der helfenden Hand weg. „Tze.. Und ich empfinde, dass du ein wenig zu viel redest.“, begegnete er ihm nur störrisch.

Deeon zog seine Hand wieder zurück und legte sie in seine Hosentasche. „Nun gut. Ich werde dir eine kurze Pause gönnen.“, meinte er und drehte sich um. „Ruh dich aus.“, hänselte er ihn weiter und lief zum Haus.

Shiro biss die Zähne zusammen als er ihm hinterher sah und ballte eine Faust mit seiner Linken. „Hmgr.. Dieser… Typ…“, flüsterte er verärgert. Denn er wusste, dass Deeon Recht behielt. Mit allem was er ihm gegenüber sagte. Sich auszuruhen oder weniger kraftvoll zu kämpfen war für Shiro jedoch ein Zeichen für Schwäche. Und er tat alles daran, niemals schwach zu wirken. Darum versuchte er dickköpfig zu beweisen, dass er nicht schwach geworden war, was ihm jedoch nicht gelang.

Ich bemerkte, dass Shiro verärgert war. Nachdenklich blickte ich nun auf den Rasen und zupfte am Gras. „Entschuldige..“, kam es nun leise von mir. Verwundert drehte Shiro sich zu mir. „Hmh?“ Dann sah ich auf. „Es.. war meine und Kishos Schuld, dass du verloren hast… Kisho wollte dich absichtlich ablenken und hat so laut rum gebrüllt und ich habe ihn nicht aufgehalten.. dabei weiß ich doch, dass es wichtig ist, sich bei einem Kampf zu konzentrieren..“, entschuldigte ich mich leise. Im ersten Moment schwieg Shiro. Diese Stille machte mich unsicher. War Shiro nun sauer?

Aber er lehnte sich etwas vor und blickte zum Haus. „Yuki. Das war nicht deine Schuld. Und auch nicht Kishos. Auch wenn ich diesen Clown und seine Taten nie verstehen werde.“, begann er mich zu trösten. „Hehe.. ja.. ich weiß auch nicht, was das sollte..“, log ich ihn an und sah mit erröteten Wangen weg.

Doch nun verstummten seine Worte wieder in ein kurzes Schweigen. Er dachte einen Moment nach, bis er sich nun zu mir richtete. „Yuki.. ich muss dir etwas sagen..“, begann er zurückhaltend.

Als ich verwundert aufblickte, erkannte ich jedoch sofort Shiros versteckten Arm auf seinem Schoß. „Shiro!“, unterbrach ich ihn aufgebracht und riss die Augen auf. „Dein Arm!“, sagte ich laut und deutete auf ihn.

Auf der Haut seines rechten Armes bildete sich ein riesiger, farbiger Bluterguss. Ebenso schwoll diese Stelle an. „Was ist mit deinem Ar-“ „Psscht!“, schnell legte Shiro mir seine Hand vor den Mund. „Schrei das nicht so rum!“, forderte er leise und sah sich unauffällig um. Sofort hielt ich inne und sah ihn verdutzt an. „Was?“, fragte ich erschrocken. Doch er blickte mich mit einem desinteressierten, lächelnden Blick an. „Das ist nur ein Bruch.. Das verheilt gleich wieder.“, sagte er belanglos und hielt sich den Arm fest.

Ich sah ihn mit weiten, fassungslosen Augen an. „Hmggg!“, doch bevor ich wieder lautstark los plapperte, biss ich mir auf die Lippe, atmete tief ein und ballte meine Fäuste empört. „Nur ein Bruch?!“, wiederholte ich panisch aber leise. Shiro hielt sich seinen verletzten Arm und blickte auf sein linkes Bein. „Ja.. das Bein auch. Aber mach dir keine Sorgen. Daran bin ich gewohnt. Es verheilt auch gleich.“, dann hielt er schmerzerfüllt die Luft an. „Ich.. arg.. bin den Schmerz nur nicht so lange gewohnt… Normalerweise verheilt das schneller…“, grinste er ironisch und fasste sich nun an sein Bein.

Ich saß perplex neben ihm und wusste nicht wie ich reagieren sollte. Hatte er also die ganze Zeit gebrochene Knochen, ohne das erwähnt zu haben? Hatte er einfach weiter gekämpft, ohne sich die Schmerzen anmerken zu lassen? Hatte er das nur getan, um nicht schwach zu wirken?

Ich holte tief Luft und sah verärgert zu ihm. Meine Muskeln spannten sich an und ich setzte mich aufrecht vor ihn. „Shiro!“, sprach ich ihn wütend an. „Du… bist.. so ein Sturrkopf!“, fauchte ich und seufzte laut. „Mano! Ich.. ich.. natürlich mache ich mir Sorgen um dich! Kein Wunder, wenn du immer so stur sein willst und dir keine Schwäche anmerken lassen willst!“ Sprachlos blickte Shiro mich an. Ich war wütender, als ich hätte sein müssen. Doch mich verärgerte die Tatsache, dass er sich immer verstellte und dies sogar gegenüber seiner Gesundheit.

Dann faste ich an meine Tasche meiner Kleidung. Ich spürte die Kette darin und erinnerte mich, weshalb ich sie gekauft hatte. „Ich.. werde mir immer Sorgen um dich machen, wenn du dich ständig so verhältst.. weil.. weil du mir wichtig bist Shiro..“, sprach ich leise weiter und errötete. Sollte ich ihm nun die Kette schenken? Aber wie würde er darüber denken? Bevor ich die Kette aus meiner Tasche nehmen konnte, hob Shiro jedoch seinen Arm. „Schau, es ist alles wieder gut.“, lächelte er mich liebevoll an. Mein Blick wanderte von seinem vorgetäuschtem Lächeln zu seinem Arm herab.

Doch nun beugte ich mich vor und faste sanft seinen Arm. Dann berührte ich zärtlich die verheilte Stelle mit meinen Lippen und küsste seine eisige, kalte Haut. Ohne aufzusehen biss ich mir auf die Lippen. „Shiro bitte. Bitte hör auf deine Stärke vorzuspielen.“, kam es leise von mir. Mein Herz begann zu rasen. Mir wurde warm und doch fühlte ich mich so sorglos und ungehemmt wie noch nie. „Mir ist es egal, ob du stark bist oder nicht. Mir ist es egal was du alles kannst. Ich meine.. das ist alles überwältigend.. aber damit kann ich nicht mithalten. Was mir aber nicht egal sein kann ist, wenn du dir selber schadest. Und damit kenne ich mich aus! Und ich kann es nicht sehen, wenn du leidest oder Schmerzen hast. Ich finde es so schön, wenn du lächelst, statt deines ernsten Gesichts. Also.. verstehe mich nicht falsch. Das ist auch hübsch! Aber argh.. weißt du.. Shiro.. du.. bist mir so wichtig. Ich.. ich…“, zuletzt begann ich nur noch zu stottern. Beschämt blickte ich schließlich auf und ließ seinen Arm sinken. Doch als ich ihn anblickte, starrte er mich mit einer fassungslosen, stummen Miene an. Seine Wangen waren errötet und seine Augen weit geöffnet. Er blickte mich einfach nur an und lauschte jedem Wort. Verdattert zupfte ich an meiner Kleidung. „Ich.. ich..“, dann fühlte ich nervös die Kette in meiner Tasche. „Ich möchte dir gerne etwas schenken!“, sprach ich nun entflammt und griff die Kette. Überrascht blickte er auf meine geschlossene Hand die ich ihm entgegen hob.

Mein Herz tanzte wild. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt. „Das… habe ich gekauft, als ich in die Stadt ging.“, zitterte meine Stimme verlegen. Dann ließ ich den Anhänger an dem Lederband herunter pendeln. Noch immer kam kein Wort aus Shiros Mund. Er blickte nun den Anhänger an und erkannte das Muster der Pfote darauf. Ich deutete auf den Anhänger. „Ehm.. Ich.. also.. Ich.. wollte dir gerne.. etwas schenken.. also.. Ehm.. Damit du dich auch über etwas freuen kannst! Und.. ich.. als ich das sah, musste ich sofort an dich denken… Weißt du.. das ist ein Pfotenabdruck eines Hundes. Aus.. aus der Menschenwelt!“, erklärte ich stotternd. Dann blickte ich träumend auf den Anhänger und beruhigte mich etwas. „Ich musste an dich denken. Hunde.. stehen für Loyalität, Treue.. Schutz.. Führung und.. Liebe..“, erklärte ich mit sanfter Stimme und sah ihn warmherzig an. Dann reichte ich ihm die Kette. Meine Stimme wurde immer leiser. „Ich.. hoffe.. du freust dich..“

Vorsichtig hielt Shiro die Hand unter den Anhänger, sodass ich die Kette langsam in diese hineinlegen konnte. Doch er schwieg weiterhin und schaute nachdenklich auf die Kette. Ich war verunsichert. „Du.. musst sie nicht tragen, wenn sie dir nicht gefällt.“, sagte ich schnell und streifte meine Haare hinter mein Ohr. Aber er blickte mich erschrocken an und nahm die Kette zu sich. „Nein! Ich.. es.. ist nur..“, dann sah er sich erneut die Kette an. „Ich.. habe noch nie etwas so.. also…“, nun begann auch er zu stottern. Verlegen blickte er weg und streifte sich durch die Haare. „Ich.. also.. Yuki..“ Seine Wangen wurden rot und er versuchte meinem verwunderten Blicken auszuweichen. „Hmh?“, ich sah ihn fragend an und horchte, was er sagen wollte.

Er hockte sich wieder mit überkreuzten Beinen hin und suchte die passenden Worte. „Verdammt.. warum ist das so schwer..?“, flüsterte er sich leise zu. Verdutzt blinzelte ich mit den Augen. Was wollte er mir sagen?

Dann wandte er sich mir wieder zu, schaffte es jedoch nicht, mir in die Augen zu sehen. „Yuki.. du.. bist mir auch wichtig.. Also wirklich sehr wichtig!“, kam es nun von ihm. Aufmerksam setzte ich mich hin. Ich wollte wissen, was er mir sagen wollte. Ich wollte wissen, was so schwer war, auszusprechen. Nervös spannte sich mein Rücken an. Ich kniete vor ihm und drückte meine Hände angespannt auf meinen Schoß.

„Yuki…!“, sagte er nun noch einmal und atmete schwer ein. Er war unruhig und zappelig. Immer wenn er zu sprechen anfing, brach er seinen Satz wieder ab. Doch dann blickte er mich an. Als er mich nun aufmerksam neben sich sitzen sah, hielt er kurz die Luft an, atmete entspannt aus und beruhigte sich sofort. Er blickte auf meine langen braunen Haare. Er blickte auf meine weiche Haut und meine erröteten Wangen. Er blickte in meine braunen, großen Augen. Verliebt lächelte er. „Yuki. Ich liebe dich.“, gestand er mir nun.

Im ersten Moment blickte ich ihn sprachlos an. Mir blieb der Atem stehen. Mein Körper war regungslos. Doch mein Herz sprang höher. Es fühlte sich an, als würde ein Feuerwerk in meiner Brust explodieren. Ich musste einen Moment realisieren, was er gesagt hatte. Doch mein Herz schlug immer wilder. Ich war mir der Worte bewusst, die er mir beichtete. Gespannt wartete er auf meine Reaktion.

Aus meinem starren Blick wurde langsam ein sanftes Lächeln. Meine Augen füllten sich mit Tränen die ich einfach nicht zurückhalten konnte. Auf meinen Wangen bildete sich ein unglaublich glückliches Grinsen, das ich nicht verbergen konnte.

Als ich freudestrahlend die Tränen von meinen Wangen wischte atmete ich erleichtert auf. „Shiro.. ich liebe dich auch.“, zitterte meine Stimme. Verliebt beugte ich mich etwas auf und lehnte mich zu ihm. „Shiro!“, wiederholte ich und umarmte ihn liebevoll. Ich legte meine Arme um seinen kalten Körper und lehnte mich an ihn. Auch Shiro erwiderte die Umarmung und schloss die Augen erleichtert.

Dann ließ er sich langsam zurück fallen und legte sich mit mir auf den Rasen. Mein Kopf lag auf seiner Schulter, mein Körper lag quer über ihm. Meine Hände zitterten. „Ich.. ich..“, stotterte ich verlegen und legte meine Handrücken vor meinen Mund. Meine Tränen liefen an meiner Schläfe herunter, auf Shiros Schulter. Ich war so glücklich, dass ich kaum sprechen konnte.

Nun spürte ich, wie er seine Arme an meinen Rücken legte und mich an sich drückte. „Du.. musst doch nicht weinen..“, flüsterte er mir zu. Doch ich schluchzte noch glücklicher. „Ich.. will gar nicht weinen.“, antwortete ich und begann zu lachen. Dann kuschelte ich mich noch stärker an ihn. Ich spürte seinen kalten Körper unter mir. Diese Kälte, die ich so liebte. Ich spürte seinen nervösen Atem und meinen rasenden Herzschlag. Plötzlich legte Shiro seine Hände an meine Hüfte. „Hmh?“, verwundert öffnete ich wieder die Augen. Dann hob er mich in die Luft und blickte zu mir auf. Er zeigte mir sein glücklichstes und warmherzigstes Lächeln. Einen Moment sahen wir uns nur an. Auch ich musste lächeln. So glücklich, hatte ich ihn noch nie gesehen. Fröhlich kicherte ich und legte meine Hand auf seine Wange. Während ich zu ihm herunter sah, tropften einige Tränen auf ihn herab.

Sein Lächeln war so warm und strahlte aus tiefstem Herzen. Es machte mich glücklich ihn so zu sehen. Es machte mich glücklich, dass er mich sicher in seinen Armen hielt. Es machte mich glücklich, dass ich dieses Gefühl nie wieder verlieren wollte. Es machte mich so glücklich, dass ich es nicht beschreiben konnte.

Ich hatte mich so sehr in ihn verliebt. Ich liebte seine schwarzen, zerzausten Haare und seine bleiche Haut. Ich liebte seine weiß-blauen Augen und seinen großen, kalten Körper. Ich liebte seine mürrische Art und sein weiches Herz. Ich liebte seine Stimme und sein Lächeln. Ich liebte ihn so sehr, dass ich ihm mein Leben anvertraute.
 

Im gleichen Moment spähte im Hintergrund ein roter Fuchskopf heimlich aus dem Haus. Kisho erhaschte einen diskreten Blick durch einen Spalt der Tür. Dann blickte ein weiterer Fuchskopf unter ihm in den Garten. Kitsune zwängte sich an die Tür und grinste schließlich frech. „Hmh…“, dann stellte sie sich wieder aufrecht hin und richtete sich zu ihrem Bruder. „Hehe. Ich habe gewonnen.“, meinte sie begeistert und hob fordernd ihre Hand. Aber Kisho drehte sich mit gehobener Augenbraue zu ihr. „Du hast gesagt, dass sie sich heute ihre Gefühle gestehen. Ich habe aber gesagt, dass sie ihre Gefühle noch heute Mittag gestehen. Also genaugenommen, habe ich gewonnen!“, grinste er genau so frech und tätschelte sie auf ihrem Kopf. Kitsune plusterte verärgert ihre Backen auf. „Ach man..“, nörgelte sie.

„Kitsune, Kisho! Hört auf damit!“, forderte Kazumi beide auf. Sie lief gerade aus der Küche und setzte sich mit einem warmen Teekessel an den Tisch.

Dann näherte sich auch Deeon ihnen und schob die Tür zu. Er sah beide mit einem leichten Lächeln auf den Mundwinkeln an und schüttelte den Kopf. Kitsune hob die Hände. „Was denn?“, fragte sie kichernd. „Ich muss doch wissen, ob ich gegen meinen großen Bruder gewonnen habe! Das musste sein.“, erklärte sie sich und lief zum Teetisch. Kisho setzte sich neben seine Mutter und überkreuzte die Arme. „Uff. Naja. Ich hoffe es ist endlich zwischen beiden geklärt. Wie haben die es sich so schwer gemacht?“, fragte er nachdenklich und seufzte. „Ja! Ich verstehe auch nicht, warum die beiden daraus so ein Theater gemacht haben.“, stimmte Kitsune ihm zu und nickte mehrmals. „Ich bin froh, dass Shiro ein so liebes junges Mädchen kennengelernt hat.“, kam es gelassen von Kazumi, die bereits vornehm aus ihrer Tasse trank. Kitsune schüttete nun Tee in drei weitere Tassen. „Hihi. Aber eigentlich war es immer witzig zu sehen, wie die sich verhalten.“, schmunzelte sie. „Mal sehen, wie es weiter geht.“

Deeon nahm nachdenklich eine Tasse und nippte an dem Tee. „Hmh… wie es weiter geht..“, sagte er leise zu sich und stellte die Tasse wieder auf den Tisch. Betrübt sah er sich das Getränk an und schwieg. Denn er wusste, was als nächstes zu tun war. Auch wenn es ihm schwer fiel. Er wusste, was auf sie zukommen würde.
 

Shiro und ich entspannten noch immer im flachen Gras. Ich lag auf ihm und hatte meinen Kopf ungehemmt auf seine Brust gelegt. Meine Hand berührte seine Schulter und träumend sah ich auf die Kette, die er nun um seinen Hals trug. Verzaubernd reflektierte sie die Sonnenstrahlen des warmen Wetters.

Wir hatten die Stille und die gegenseitige Nähe genossen. Es war seltsam, nun das ausgesprochen zu haben, was ich mir lange Zeit nicht eingestehen wollte und nun genießen konnte. Doch es fühlte sich traumhaft an.

Ich kuschelte mich an ihn und dachte nach. „Hmh.. danke..“, unterbrach ich nun die Stille während ich kicherte. Shiro lehnte sich etwas auf. „Hmh? Wofür bedankst du dich?“, fragte er ahnungslos. Nun beugte auch ich mich etwas auf und sah ihn mit einem verliebten Lächeln an. „Dass du es zuerst gesagt hast.“, erklärte ich. Shiros Wangen erröteten und er legte sich wieder gelassen hin. „Hmh.. das.. war anstrengender als jeder Kampf den ich bisher hatte.“, seufzte er und schloss die Augen erholend.

„Ach ja.“, begann ich und setzte mich auf. „Warum habt ihr überhaupt gekämpft? Nur weil du irgendwas beweisen wolltest?“, fragte ich ihn als nächstes und sah neugierig zu ihm herab. Doch Shiro öffnete erschrocken die Augen. Dann richtete er sich auf, sodass ich auf seinem Schoß saß. „Ja.. so.. in etwa…“, antwortete er und sah nachdenklich weg. Doch ich lächelte zuversichtlich. „Hmh. Du solltest dich nicht immer so anstrengen. Entspann dich doch lieber Mal.“, versuchte ich ihm beizubringen. Doch er schwieg und sah noch immer weg. „Was… hast du?“, fragte ich ihn nun besorgt und lehnte mich zur Seite.

„Yuki..“, sprach er nun zögerlich und nahm meine Hand. Dann richtete er sich zu mir. „Ich.. will dich nicht anlügen. Aber ich muss trainieren, weil ich zu schwach geworden bin.“ „Zu.. schwach?“ „Ich habe zu viel meiner Kraft verloren und konnte sie seit Tagen nicht regenerieren…“

Mein Herz klopfte laut als er sprach. Ich hatte ein ungutes Gefühl und mein Magen zog sich zusammen. „Deeon und ich.. haben beschlossen, dass es zu gefährlich ist, wenn ich so schwach bin wie jetzt. Sollte noch mehr Zeit vergehen, werde ich noch schwächer…“, versuchte er mir zu erklären.

Ich blickte in ängstlich an. „Ehm.. dann. Wirst du.. dich einfach wieder regenerieren?“, lächelte ich mit ängstlicher Miene. Aber er umfasste meine Hände und blickte mir ernst in die Augen. „Yuki. Wir werden in die Bibliothek gehen, damit ich wieder zu Kräften komme.“, sagte er und schwieg einen Moment. Er wirkte etwas zögerlich. Doch dann streichelte er meine Hand besorgt. „Und anschließend werden wir die direkte Konfrontation mit Lilith suchen…“

Ich starrte ihn entsetzt an. „W.. was?“, fragte ich und wollte nicht glauben, was er mir darlegte. „Nein.. Moment..“, stotterte ich und dachte nach. Ich war so verwirrt. „Shiro.. aber.. Lilith ist doch.. sie.. dann musst du… nein…“, ich schüttelte verständnislos den Kopf und faste ihn an seinen Schultern. „Shiro. Ich.. möchte nicht, dass du dich Lilith stellst. Gibt.. es nicht vielleicht einen anderen Weg? Ich meine.. Können wir nicht darüber nachdenken?“ „Das haben wir bereits.“, begegnete er mir niedergeschlagen. „Wann habt ihr denn vor zu gehen?!“, kam es nun bestürzt von mir.

Shiro sah mir einen Moment schweigend in die Augen. „Noch Heute.“ Erschrocken wich ich zurück. „Was?!“ „Yuki! Mit jedem Tag werde ich schwächer! Und was ist mit Mephisto? Sollten wir ihn nicht retten? Die Chance wird immer geringer, dass er noch lebt! Ich kann ihn nicht einfach aufgeben! Und sollten wir nicht alle retten, die Lilith wegen „mir“ tyrannisiert?“, versuchte er mir zu erklären. Aber ich wollte seine Argumente nicht hören. Ich wollte nicht wissen, welche Gründe diesen Plan unterstützten. Denn ich wusste, dass sie richtig waren. Dennoch wollte ich Shiro nicht gehen lassen. Ich wollte nicht, dass er sich in Gefahr begeben würde.

„Nein.. Shiro…“, verbittert stand ich auf und schüttelte den Kopf. „Vielleicht.. vielleicht können wir einen anderen Weg finden.“, stotterte ich gedankenlos. Doch auch er stand auf und blickte trostlos herab. „Es gibt keinen…“, antwortete er. „Das alles, ist doch nur meinetwegen passiert.. es gibt nur zwei Wege, entweder stirbt sie, oder-“ „NEIN!“, unterbrach ich ihn laut und starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. „Du darfst nicht gehen!“, flehte ich ihn an und legte meine Hände nachdrücklich auf seine Brust. Shiro versuchte meine Hände zu fassen und mich zu beruhigen. „Früher oder später muss ich gegen sie antreten..“, sprach er mit leiser Stimme. Ich riss jedoch meine Hände zurück. „Nein!“, erwiderte ich. „Nein!“ sprach ich immer wieder.

Ich wollte nicht einsehen, dass dies der einzige Weg war. Ich versuchte panisch andere Argumente zu finden oder Gründe, damit er nicht gehen musste. Ich konnte es nicht zulassen, dass er in seinen eigenen Tot rannte. Ich konnte nicht zulassen, dass ich ihn verliere. Doch mein Herz war voller Furcht, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.

„Nein… nein…“, wiederholte ich. Kein anderes Wort kam von meinen Lippen. Ich wischte nachdenklich über meine Stirn und schüttelte den Kopf. Mein Herz raste. Ich konnte kaum atmen. Es musste doch einen anderen Weg geben.

Aufgelöst trat ich einige Schritte von ihm weg. „Ich.. vielleicht… ich .. meine… also..“ Dann drehte ich mich um. Ich musste hier weg. Ich musste nachdenken. Es fühlte sich an, als wäre ich in einem Traum gefangen. Es fühlte sich falsch an.

Doch ehe ich mich von ihm wegdrehte, fasste er meine Hand. „Yuki..“, sagte er leise. Starr blieb ich stehen. Dann blickte ich langsam zu ihm. Als ich ihn ansah, hielt ich erschrocken die Luft an. Denn er stand mir entkräftet gegenüber und hielt sich die Hand an sein Gesicht. „Bitte bleib bei mir..“, hörte ich ihn leise sagen. Er biss die Zähne zusammen und versuchte seine Tränen zu unterdrücken. „Ich.. will nicht alleine sein..“

In diesem Augenblick blieb mein Herz stehen. Der Wind fegte um uns und die Sträucher begannen leicht zu rascheln. Mir wurde klar, dass auch Shiro sich fürchtete. Mir wurde klar, dass auch er einen anderen Weg bevorzugen würde. Und mir wurde klar, dass es keine andere Möglichkeit gab. Er war gefesselt von seinem Schicksal, gegen Lilith kämpfen zu müssen.

„Shiro..“, begann ich zu wimmern. Dann drückte ich mich an ihn, „Das ist unfair!“, und brach in Tränen aus. „Das ist so unfair! Wieso du? Du hast doch schon so viel leiden müssen! Du hast doch schon so viel beweisen müssen! Du.. du…“ „Es ist nicht unfair..“, begegnete er mir leise und legte seine Arme um mich. Er lehnte sich etwas vor, sodass sein Kopf an meinem lehnte. „Ich.. habe damals meinen Teil der Vereinbarung nicht eingehalten… Ich bin feige davongerannt. Es ist ihr Recht, sich ihre Seele zurückzuholen.. Und sich dann auch meine zu nehmen.“

Mein Herz zerriss, als er dies gestand. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Denn er hatte Recht. Weinend presste ich mich näher an ihn und drückte meine Finger in seine Kleidung. Tränen liefen an meinen Wangen herunter und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich hatte solche Angst ihn gehen zu lassen.

Doch Shiro lächelte nun betrübt und sah mich an. „Hmh. Du musst nicht weinen..“ Dann wischte er meinen Tränen weg und legte seine kalten Hände auf meine Wangen. „Ich werde ihr meine Seele nicht geben. Du weißt doch, dass ich der stärkste Dämon bin.“, versuchte er mich zu trösten und küsste mich auf die Stirn. Ich legte traurig schmunzelnd meine Hände auf seine. „Du bist ein Mensch.. vergiss das nicht.“, antwortete ich und genoss seinen kalten Kuss auf meiner Haut.

Ich lächelte beruhigt. Denn ich stellte mir einfach vor, wie er gewinnen würde.

Plötzlich hörten wir, wie jemand die Tür des Hauses öffnete. Wir beide blickten aufmerksam zur Seite. Als ich mich von Shiro wegbewegen wollte, hielt er jedoch seine Arme um mich und stellte sich hinter mich. Er wollte mich nicht gehen lassen. Er wollte jedem zeigen, dass er mich nicht gehen lassen wollte. Er wollte zeigen, dass er an meiner Seite bleiben würde.

Als wir nun zur Tür sahen, erblickten wir Deeon angelehnt an dem Türrahmen stehen. „Hast du es ihr erklärt?“, fragte er ernst. Shiro drückte mich an sich ohne seinen Blick von ihm zu wenden. „Ja..“, antwortete er ebenso ernst. „Dann sollten wir nun gehen.“, erklärte Deeon und lief nun die Treppen zu uns herab.

Erschrocken fasste ich Shiros Arm. „Jetzt?! Aber.. warum so plötzlich?“ Deeon lief an dem Haus entlang. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ „Aber was ist mit den anderen?!“ Shiro löste seine Umarmung. „Wir können uns nicht verabschieden.“, antwortete er als ich mich ängstlich zu ihm drehte. Aber er versuchte zu lächeln. „Wenn wir es ihnen sagen, dann würden sie uns niemals gehen lassen. Besonders nicht Kitsune.“, sagte er und legte seine Hände auf meine Schultern. Ich sah ihn verängstigt an. „Dann.. werden wir jetzt einfach gehen?“, fragte ich und sah zwischen beiden her.

Deeon lief bereits weiter und wartete schließlich auf uns. Doch statt mir zu antworten, blickte er schweigend zu Shiro. Dieser erwiderte seinen stillen Blick mit einem Nicken. Dann sah er zu mir herab. „Ja..“, bestätigte er.

Ich atmete tief ein. Mein Bauch schmerzte. Mein Herz klopfte. Aber ich war bereit. Würde Shiro an meiner Seite sein, wollte ich mich nicht fürchten. Nicht einmal vor Lilith.

„Kommt.“, rief Deeon und machte eine auffordernde Geste. „Bevor die anderen etwas mitbekommen." Ich blickte ein letztes Mal zu Shiro. „Ich.. bleibe bei dir.“, flüsterte ich ihm ermutigend zu. Er streichelte mir über mein Haar und lächelte traurig. „Lass uns gehen.“

Nun richteten wir uns zu Deeon und liefen auf ihn zu. Deeon legte ihm brüderlich seine Hand auf die Schulter und nickte ihm schweigend zu. Beide wirkten angespannt. Beide wirkten so ernst. Beide waren so stark. Während des Laufens klatschte Shiro die Hände zusammen. Ein magisches Geräusch erklang. Das gleiche, welches ich schon öfters hörte. Er breitete nun die Arme auseinander und vor uns errichtete sich ein blau leuchtendes Portal.

Es geschah alles so schnell. Ich hielt die Luft an. Was würde mich nun hinter diesem Portal erwarten? Was würde geschehen? Doch egal wie viel Angst ich hatte. Ich wollte bei Shiro bleiben. Ich wollte an seiner Seite bleiben. Ich ballte meine Fäuste und lief mit Shiro voran. Nervös blickte ich noch zu ihm hoch als wir vor dem Portal standen. Doch er faste meine Hand und sah mir in die Augen. Ich presste meine Lippen aufeinander. Ich wollte bereit sein. Ich wollte gefasst sein, auf das, was nun kommen würde. Ich wollte stark sein.

„Dann los.“, erklärte ich mutig und trat als erste durch das Portal. Shiro folgte mir sofort und lies meine Hand nicht los. Ich drückte seine Hand fester und blickte gerade aus. Egal was passieren würde. Ich vertraute ihm. Ich wollte mutig dem entgegentreten, das mich ständig verängstigte. Ich wollte genau so mutig sein, wie es Shiro immer sein musste.

Würden wir direkt in der Bibliothek ankommen? Würden wir vor dem Atrium ankommen? Oder doch mitten vor Lilith? Würde ein direkter Kampf starten? Oder werden wir ungesehen durch die Gänge schleichen? Egal was kommen würde. Ich wollte bereit sein.

Das Licht des Portals blendete mich etwas. Ich schloss kurz die Augen und trat mit Shiro hindurch. Ich hielt die Luft an. Ich versuchte mein Herz zu beruhigen.

Doch als ich nun die Augen öffnete, blickte ich auf Namis Haus. Verwundert klimperte ich mit den Augen. Dann runzelte ich die Stirn. „Was? Aber.. wieso sind wir bei Nami?“, fragte ich perplex und drehte mich zu Shiro.

Er sah mich zurückhaltend an. „Hier bist du in Sicherheit.“, antwortete er leise. Aber ich lief erschrocken auf ihn zu. „Was? Nein! Ich lasse dich nicht alleine gehen! Shiro! Ich wollte an deiner Seite bleiben!“, sagte ich laut. Doch so aufgebracht ich war, so ruhig trat er mir entgegen. „Yuki. Ich werde dich bestimmt nicht in Gefahr bringen.“, antwortete er und legte seine Hand an meine Wange. „Nami wird dich beschützen.“

Wütende Tränen kullerten über meine Wangen. Ich starrte ihn wortlos an. Auch wenn ich an seiner Seite bleiben würde, würde ich sie mehr aufhalten als ihnen zu helfen. Ich verstand, warum sie mich wegbrachten. Ich war zu schwach. Ich war keine Hilfe. Warum dachte ich nur daran, dass sie mich mitnehmen würden? Gerade mich, die ich nur Schwierigkeiten machte.

Traurig blickte ich nun herab. „Es.. tut mir leid.. dass ich dir nur im Weg stehe. Ich.. würde dir so gerne.. helfen. Ich möchte auch stark sein. Ich… möchte dir.. ich…“ Verweint wischte ich mit meinen Händen über meine Augen. Dann sah ich zu ihm auf. „Shiro! Ich will, dass du wieder zu mir zurück kommst!“

Plötzlich lehnte er sich vor und küsste mich. Sprachlos riss ich die Augen auf. Ich spürte seine kalten Lippen auf meinen. Ich fühlte seinen eisigen Hauch. Ich fühlte seine zärtliche Nähe. Eine Träne lief an meiner Wange herab, als ich seinen sanften Kuss genoss.

Ich wollte nicht, dass er mich los lies. Ich wollte nicht, dass dieser Moment endete. Traurig schloss ich meine Augen, legte verliebt meine Hände auf seine Brust und krallte meine Finger in seine Weste.

Als er sich langsam von mir löste. Umarmte er mich sanft. „Yuki. Du bist mutig! Du hast mir schon so viel geholfen. Du.. hast mein Leben gerettet. Yuki…“, dann lehnte er sich zurück und blickte mir in die Augen. „Du bist mir wichtiger als mein Leben.“, sagte er und streifte meine Haare von meinen Wangen. Er sah innig zu mir herab. Seine hellen Augen funkelten als er mich anlächelte. „Weißt du, mein Leben war so dunkel und frustrierend. Ich habe mich versteckt und als jemand anderes ausgegeben. Nur damit niemand mir zu nahe treten kann. Ich habe mir feige andere Namen gegeben damit man mich nicht findet. Ich habe mich feige verkrochen. Aber du hast mir die Augen geöffnet.“, erklärte er mir. „Du hast mir gezeigt, wofür ich kämpfen will. Ich will mich nicht mehr verstecken. Yuki. Ich möchte, dass du die erste bist, die weiß wer ich bin.“

Schweigend blickte ich in seine Augen. Sein Blick wirkte aufgeschlossen und tapfer. „Yuki. Wenn ich wieder komme, werde ich es nicht als Shiro. Und auch nicht als Schattenmann. Ich werde „Ich“ sein. Ein Knabe, dessen Mutter ihm den Namen Arkin gab. Ein Junge, der naiv und schwach war. Ein Junge, der nun endlich weiß, wofür er lebt. Für dich. Yuki. Und dieses Leben möchte ich dir schenken.“

Sprachlos sah ich zu ihm auf. Mein Körper war so starr und zitterte. Er hatte mir seinen echten Namen verraten. Er hatte mir sein größtes Geheimnis anvertraut. Da niemand seinen Namen kannte, konnte Lilith ihn auch nie finden. Nun, da er sich ihr stellen wollte, konnte er seinen Namen endlich offenbaren. Und ich war so glücklich, dass ich die erste war, die seinen Namen erfahren durfte. „Arkin..?“, fragte ich leise. Er nickte mir ehrlich zu, erleichtert darüber, mir sein Geheimnis anvertraut zu haben. Dann begann ich zu lächeln. „Den Namen finde ich sehr schön.“, erklärte ich und brachte auch ihn damit zum Lächeln. „Das freut mich.“, begegnete er mir.

Wir standen uns schweigend gegenüber. Ich wusste, dass wir uns nun trennen mussten. Ich wusste, dass ich ihn gehen lassen musste, egal wie sehr ich mich dagegen wehren würde. Angespannt hielt ich mir die Hand vor meiner Brust. Mein Herz zerriss in zwei, doch ich wusste, dass es das Richtige war. Statt meine Tränen zu offenbaren, versuchte ich ihm ein Lächeln zu schenken. „Ich warte auf dich. Lass mich nicht zu lange warten. Verstanden?“, belehrte ich ihn scherzhaft um den Schmerz zu verstecken.

Ich wollte ihm keine Sorgen bereiten, indem ich weinte. Ich wollte stark bleiben so wie auch er es sein musste. Er durfte keine Schwäche zeigen. Er musste stark sein. Wir mussten stark sein.

„Ich werde dich nicht warten lassen.“, antwortete er mit einem gleichen traurigen Lächeln. Er sah mir tief in die Augen. Sein Blick machte mich sprachlos. Ich wollte nicht, dass die Zeit weiter lief. Ich wollte nicht, dass er gehen musste. Ich wollte ihn am liebsten festhalten. Ich wollte ihn an seiner kalten Hand greifen und ihn nie wieder los lassen. Doch ich konnte nicht.

Nun legte Shiro seine Arme um mich und zog mich an sich. „Yuki..“, flüsterte er leise. Auch er wollte diesen einen Moment zu tausenden ausdehnen. Mit dem Wunsch, die Zeit anzuhalten. Doch man kann sich seine Zeit nicht aussuchen. Wir mussten uns trennen und uns dem stellen, das hinter diesem Moment auf uns wartete.

Auch ich legte meine Arme um ihn. Wenn ich ihn nun los lassen würde, sollte ich ihn jemals wieder umarmen können? Meine Augen füllten sich mit Tränen. Doch tapfer lehnte ich meinen Kopf auf seine Brust und atmete schwer. Ich wollte nicht weinen. Ich wollte stark bleiben.

„Es wird Zeit..“, forderte uns plötzlich Deeon auf, der am Portal stand. Er blickte mitfühlend zu uns und wartete geduldig auf Shiro. Erschrocken wandte ich mich zu ihm und riss die Augen auf. Auch Shiro drehte sich zu ihm. „Ich weiß…“, antwortete er leise. Mein Herz pochte laut. Der Abschied stand bevor.

Nun nahm Shiro langsam meine Hand und küsste meinen Handrücken zärtlich. Dann sah er mich mit einem stillen Blick an und trat einen Schritt zurück. Sanft glitt seine Hand von meiner. Als er vom mir weg schritt, konnte ich nicht sprechen. Ich wollte nach ihm rufen. Ich wollte, dass er stehen blieb. Ich wollte nicht, dass er geht.

Bereit drehte er sich zu Deeon und blieb bei ihm stehen. Deeon packte ihm nickend an die Schulter. Letztlich drehte Shiro sich zu mir. Ich stand einsam vor Namis Haus und beobachtete ihn. Traurig legte ich eine Hand an meinen Arm und wartete. Shiro biss die Zähne aufeinander und blickte mich einen Moment lang an. „Ok.“, sprach er Deeon zu und klatschte in die Hand. Dabei schloss sich das erste Portal und ein neues errichtete sich. Doch bevor Shiro hindurch gehen wollte, hielt Deeon ihn kurz zurück. „Hey.“, sagte er ihm leise. „Du wirst Yuki wiedersehen.“ Shiro blickte betrübt weg. „Ja..“, antwortete er und lief schließlich durch das Portal. Dann war er verschwunden.

Achtsam stand ich noch da. Schnell wischte ich mir die kleine Träne weg, die auf meine Wange schlich. Bevor Deeon nun durch das Portal trat, sah er zu mir. „Yuki! Ich werde auf ihn aufpassen. Mach dir keine Sorgen.“, erklärte er optimistisch. Doch ich presste nervös die Hand zusammen. „Kommt bitte unbeschadet zurück! Deeon! Auch du!“ Er lächelte breit. „Natürlich! Wir sehen uns später!“ Er drehte sich zum Portal, sah kurz über seine Schulter und winkte mir zu. Dann sprang er hindurch und das Portal schloss sich.

Schließlich war es leise.

Ich spürte mein Herz noch immer pochen. Der Wind fegte kurz über die Straße und verdeutlichte mir, dass beide weg waren. Sie würden gegen Lilith antreten. Hatte Shiro Angst? Würde er es schaffen? Würden sie es schaffen?

Shiro war weg. Als mir klar wurde, dass es der letzte Augenblick mit ihm gewesen sein könnte, zog sich mein Magen zusammen. Mein Bauch schmerzte und mir wurde schlecht. „Shiro..“, flüsterte ich leise und blickte in die Ferne. Meine Tränen konnte ich jetzt nicht mehr zurückhalten. „Shiro..“, wiederholte ich und begann zu weinen. Er war weg. Und ich würde ihn vielleicht nie wieder sehen.

Ich schluchzte laut und spürte die kalten Tränen über meine warme Wange laufen. Verbittert biss ich die Zähne aufeinander und kniff die Augen zusammen. „Shiro!“, brach es aus mir heraus. Ich hielt die Hände vor mein Gesicht und begann zu wimmern. Meine Atmung wurde immer schneller. Ich keuchte nach Luft während ich immer wieder heulende Geräusche von mir gab.

Meine Beine wurden immer schwächer. Wimmernd ließ ich mich nun auf die Knie fallen und weinte weiter. „Shiro.. bleib bei mir..“, flüsterte ich als ich endlich meine Tränen weg wischte. Doch es folgten weitere. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Meinen Kopf hatte ich zum Boden gerichtet und ich bemerkte die Tränen, die neben meiner Hand auf den Boden tropften. Dann beruhigte ich mich. Ich wollte doch nicht mehr weinen. Ich sollte aufhören zu weinen.

„Shiro.. ich.. ich.. bleibe stark…“, ermutigte ich mich selber. Ich wollte kein Angsthase mehr sein. Ich wollte stark sein. Ich wollte daran glauben, ihn wiederzusehen. Ich schniefte und blickte wieder auf. „Shiro.. Ich.. habe keine Angst! … Los.. geh und Zeig ihr was du kannst!“, sprach ich und versuchte mich zu beruhigen. Ich stand wieder auf. Weinen würde mich nicht weiter bringen. Ich sollte das tun, was Shiro von mir wollte. Ich sollte zu Nami gehen. Ich darf hier nicht bleiben! Ich darf nicht weiter weinen! Ich ballte meine Fäuste und drehte mich zum Haus. Ich wollte genau so stark sein wie Shiro es sein würde. Ich wollte mit ihm zusammen stark sein. Auch wenn wir uns nicht sehen sollten, wollte ich stark bleiben.

Als ich nun langsam über den Hof ging sah ich mutig auf. „Shiro! Ich habe keine Angst!“, sagte ich laut. Dann lächelte ich. Denn ich wusste, dass Shiro gegen Lilith gewinnen würde. „Geh… und zeig ihr was du kannst!“, sagte ich und begab mich zu den kleinen Stufen.

Plötzlich griff mich jemand von hinten und legte seine Arme um meinen Bauch. „Yuki..“, hörte ich Shiro flüstern. Ich hielt erschrocken die Luft an und blieb starr stehen. Er war zurückgekommen. Doch nur für einen winzigen Augenblick. „Danke.“, sagte er und küsste mich auf meinem Kopf. „Ich liebe dich.“, sprach er zuletzt, als er nun wieder die Hände von mir nahm und von mir weg ging. Ich legte meine Hand sanft auf seine doch ließ ihn gehen. Ohne mich umzudrehen lächelte ich. „Ich liebe dich auch.“, antwortete ich. Als ich mich umdrehte, war er jedoch schon verschwunden. Ich war stolz und glücklich, dass ich ihn gehen ließ ohne zu weinen. „Shiro. Du schaffst das!“, sagte ich und blickte zum Horizont. „Und ich werde nicht mehr weinen, bis du wieder da bist!“

„Yuki?!“, hörte ich schließlich hinter mir Nami fragen. Ich drehte mich zu ihr und sah sie an der Tür stehen. „Was.. tust du denn hier?! Ich dachte, ich hätte den Schattenmann auch gespürt?!“, fragte sie verwirrt und sah sich um. „Was ist passiert? Hast du geweint?“

Ich hielt meine Hand an meinen Kopf und lächelte. „Ehm.. hehe… darf ich rein kommen? Dann erkläre ich dir alles..“ Nami zog sofort die Tür auf. „Natürlich!“, sagte sie erst. Doch dann runzelte sie besorgt die Stirn. „Aber.. du bist.. mir nicht böse..?“, kam es von ihr bevor ich hinein lief. Ich schüttelte grinsend den Kopf. „Nami. Ich.. bin dir nicht böse.“, beruhigte ich sie und trat schließlich ein.
 

Shiro und Deeon liefen auf das Atrium Mercatura zu. Das Atrium, indem Lilith nun regierte. „Und, wie hat sie es aufgenommen?“, fragte Deeon Shiro, der ihn langsam aufholte. „Sie ist... tapfer.“, antwortete Shiro zurückhaltend und blieb mit ihm vor dem Gebäude stehen. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie dich noch einmal rufen würde.”, sagte Deeon und schlug ihm brüderlich auf die Schulter. Dann blickten beide an dem Gebäude hinauf doch ließen sich nicht von der Höhe einschüchtern. Deeon sah kurz neben sich zu Shiro. „Bist du bereit?“, fragte er ihn. Shiro atmete tief aus und ließ seinen Dolch in seiner Hand erscheinen. „Ich bin bereit.”, antwortete er. Zusammen liefen sie schließlich auf den Eingang des Gebäudes zu. Während des Rennens schlug Shiro die Hände zusammen und erschuf ein neues Portal. Es erschien direkt vor dem riesigen Eingang des Atriums. „Keine Sorge. Wir packen das! Und dann kannst du zu ihr zurück!”, sprach Deeon positiv gestimmt. Shiro wirkte angespannter doch stimmte ihm zu. „Natürlich schaffen wir das!”, antwortete er und rannte schließlich mich Deeon durch das Portal.
 

Nami und ich hatten uns in ihre weiße, moderne Küche begeben. Dort saß ich auf einem Hocker an der Kücheninsel während Nami auf der anderen Seite stand und mir ein Glas mit Wasser reichte. Sie stellte es auf die Küchenzeile und beugte sich über diese. „Hmh.. dann hat Deeon dir ja alles erklärt.. ich hoffe du bist mir dennoch nicht böse?”, fragte sie und lehnte ihren Kopf auf ihre Hand.

Ich genoß einen Schluck des erfrischenden Wassers. „Es ist zwar seltsam.. dass du ein Engel bist… und es ist seltsam, dass Deeon dich irgendwie erschaffen hat.”, begann ich parodierend zu erklären und hob dabei die Augenbrauen. „Aber… wir bleiben doch immer noch Freunde.”, sagte ich und stellte das Glas zurück. Nami lächelte glücklich. „Ich danke dir.”, sagte sie und legte ihre Hand auf meine. Auch ich lächelte. Denn ich wusste, dass Nami mir nie schaden wollte. Ich wusste, dass es nicht ihre Schuld war, dass sie mir nie etwas von der Dämonenwelt erzählen konnte. Und all das, sollte unsere Freundschaft nicht zerstören. „Ich muss mich bei dir entschuldigen..”, sagte ich und drehte das Glas mit zwei Fingern. „Ich.. war echt unfair zu dir. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Ich habe dich als Lügnerin dargestellt und wollte dir nicht mehr glauben. Und am Ende kam raus, dass das alles nur passiert ist um mich zu schützen.”, entschuldigte ich mich und biss mir dabei nachdenklich auf die Lippe.

Aber Nami grinste breit und lief um die Kücheninsel herum. „Ach Yuki!”, sagte sie laut und hob ihre Arme. „Ich kann dir niemals böse sein. Hihi.”, kicherte sie und umarmte mich fest. Sie drückte mich so sehr an sich, dass mir die Luft kurz wegblieb. „Oh. Wir bleiben für immer Freunde!”, schmunzelte sie. „Nami!.. Argh.. Nami! Luft!”, jauchzte ich nach Luft ringend. Sie ließ mich sofort los aber konnte nicht aufhören glücklich zu Grinsen. „Hmh! Ach entschuldige! Hihi.”, dann lehnte sie sich wieder an die Kücheninsel. „Aber.. wo ist denn jetzt dieser mürrische, finster guckende Schattenmann? Ich dachte, er lässt dich nicht mehr aus dem Auge? Und wo ist Deeon?” Ich sah wieder auf meine Hände und spielte nervös an dem langen Ärmel meiner Kleidung. „Ehm.. sie sagten, ich sollte zu dir, damit ich in Sicherheit bin..”, erklärte ich zögerlich. „In Sicherheit?”, fragte Nami.

Ich wurde immer nervöser und musste an Lilith denken. Ich fragte mich, wo Shiro nun war. Ob er schon bei ihr war? Oder ob sie noch unterwegs waren. „Nun.. Deeon und Shiro.. sie.. sie gehen gerade zu Lilith.”, erklärte ich und versuchte dabei meine Tränen zurückzuhalten. Denn ich wollte nicht mehr weinen. Ich wollte stark bleiben.

„Was?!”, fragte mich Nami plötzlich aufgelöst. „Der Schattenmann und Deeon?” Sie starrte mich mit einem panischem Blick an. Ihre Augen waren aufgerissen und sie reagierte, als wäre etwas schreckliches passiert. „Ja.. Ich.. ich weiß.. was du denken wirst.. aber.. ich glaube sie werden es schaffen.. Ich glaube fest daran, dass sie wiederkommen.”, antwortete ich und blickte eingeschüchtert auf das Glas herab.

Nami wandte sich aber langsam von mir ab. Ihr Blick wurde finster und nachdenklich. „Sie.. sind gerade auf dem Weg?”, erfragte sie. „Ja.. vor einer viertel Stunde oder so haben sie mich hier abgesetzt und sind dann aufgebrochen.” Nami drehte sich von mir weg und wischte gedankenlos über die Küchenzeile. „Yuki.. du.. hast doch noch einen Teil seiner Seele in dir.. oder?”, fragte sie mich aus ohne mich dabei anzublicken. Ich sah sie fragend an und runzelte die Stirn. „Ehm.. wieso fragst du?”

„Du hast noch einen Teil seiner Seele in dir oder nicht?!”, wurde sie lauter. Ängstlich versuchte ich zu lächeln. „Ja..! Ja habe ich… aber.. wieso willst du das wissen? Ist das etwa schlimm? Würde es ihnen helfen, wenn er diesen Teil der Seele hätte?”

Mit langsamen Schritten trat Nami zu mir. Sie schwieg einen Moment und blickte weg. „Was ist denn? Du machst mir Angst.”, sagte ich und starrte sie verschreckt an. Sie stellte sich vor mich und blickte finster zu mir herab. „Die Seele wird nicht ihnen helfen. Sondern mir.”, sprach sie und fasste mir an die Schulter. Doch ich schreckte zurück und stieß dabei den Stuhl um. „Was? Was soll das heißen?” Nami blieb stehen und legte ihren Kopf schief. „Yuki.. ich.. bin nur ein halber Engel… das weißt du.”, begann sie zu erklären. „Aber ich möchte kein Hybrid zwischen etwas heiligem und etwas sterblichen sein. Wäre ich ein ganzer Engel.. dann wäre ich stärker. Ich wäre unsterblich! Und so vieles mehr! Yuki. Ich könnte dir dann viel besser helfen als jetzt!”, sagte sie.

Doch ich legte meine Hände furchtsam vor mich. „Und.. dieser Teil der Seele macht dich zu einem vollständigen Engel?!” „Nein..”, antwortete sie abrupt. „Lilith macht mich zu einem vollständigen Engel.”

Mir blieb der Atem stehen. Meine Hände begannen zu zittern. „Aber.. aber.. Lilith.. will.. Shiro-” „Töten?!”, unterbrach sie mich. Voller Angst schlich ich rückwärts von ihr weg doch Nami näherte sich mir langsam. „Sie will nur ihre Seele wieder haben! Die der Schattenmann ihr geklaut hat! Es ist ihre Seele! Und das wusste er!”, meinte sie und gestikulierte wütend.

Ich hatte Angst vor Nami. Was hatte sie nur vor? Ich fühlte mich wie in einem Albtraum gefangen.

„Yuki. Bitte bleib hier. Es.. wird nur einen Moment schmerzen! Aber ich heile deinen Schmerz sofort! Versprochen! Ich möchte nicht, dass du leidest.”, versuchte sie mich zu beschwichtigen und streckte mir ihre Hand entgegen. „NEIN!”, schrie ich jedoch und wich von ihr weg. Nami versuchte ruhig zu bleiben. „Yuki.. ich bitte dich.. Wenn.. Ich Lilith die Seele beschaffe, dann wird sie mich zu einem vollständigen Engel machen! Das ist mein größter Wunsch.. Bitte hilf mir doch dabei. Als Freundin.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jayle
2018-11-05T14:14:44+00:00 05.11.2018 15:14
So, Zeit für ein kleines Zwischenfazit :3

Ich finde Kisho echt genial xD Wurde ja auch mal Zeit, dass einer den Beiden
auf die Sprünge hilft. Immerhin standen die Beiden sich tatsächlich ja irgendwie
selbst im Weg x'D
Ich freue mich, dass die Beiden endlich zueinander gefunden haben x3
Auch Deeons Geschichte war interessant. Zumal ich nicht erwartet habe, dass Yuki
diejenige war, die er gerettet hat. Das hat mich tatsächlich etwas überrascht.

Und was Nami angeht.....ich hab es ehrlich gesagt in den letzten Kapiteln geahnt.
Zumal sie zu denjenigen gehört, die Shiros wahren Namen nicht kennen. Sowohl
Deeon, sowie auch Mephisto(er kannte den Namen doch, oder??°-° xD) hätten Lilith den Namen verraten können. Klar hätte
Bastet auch noch die Verräterin sein können, aber irgendwie hatte ich Nami für mich
wohl schon vollkommen unter Verdacht. Ich dachte mir beinahe, dass es etwas mit
ihrem 'Engeldasein' zu tun haben könnte.
.....Außerdem konnte ich Nami nie richtig leiden....dass könnte auch noch dazu beigetragen haben....xD

Ich bin jetzt auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht x3


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