Kampf
„André!“ Der Ruf erklang laut und verzweifelt durch das Haus.
„Ja Oscar?“ André kam eilig zur Tür hinein.
„Hilf mir!“ Oscar stand mit dem Rücken zu ihm.
„Was ist denn los?“, fragte er besorgt.
„Ich... kann nicht...“ Beinahe schluchzend ertönten die Worte aus ihrem Mund.
André trat an ihre Seite heran und sah die roten Flecken auf ihrer Bluse. „Oscar was ist geschehen?“
Die junge Frau wandte ihr Gesicht nun endlich zu ihm. Zwei große Tränen liefen an ihre zarten Wangen hinunter. Und weitere standen schon in den leicht geröteten Tränensäckchen Schlange und sollten bald folgen.
André blickte sie nur erstaunt an....und dann... sah er das Messer in ihrer Hand. An dessen Spitze die gleiche rötliche Färbung, wie die auf ihrer Bluse.
„Oscar...!?“
Oscar sah nur noch alles verschwommen. Das Flackern in ihren Augen wollte nicht verschwinden. Es war ein Kampf, die Fassung zu bewahren...doch es gelang ihr nicht...
Zu stark war ihr Gegner, der ihr die Sicht nahm. Das Brennen ihrer kristallklaren Augen forderte ihren Tribut. Immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg bis zu ihrem schlanken Hals, bevor sie auf den Boden fielen und zerplatzten. Die Zwiebel hatte gewonnen!
Wortlos nahm ihr André das Messer aus der Hand und schnitt den Rest der Zwiebeln klein. Er wollte nicht noch mehr Salz in ihre Wunde streuen, denn Oscar war gedemütigt...ein verlorener Kampf, war für sie nicht akzeptabel.
André gab die Zwiebeln in die bereits köchelnde Tomatensuppe und schmeckte sie noch mit ein paar Gewürzen ab. Oscar konnte ihre Niederlage nicht länger unter Andrés Blick ertragen hatte sich zwischenzeitlich wütend an den Tisch gesetzt...
Kurze Zeit später kam er zu ihr und tafelte auf.
Stillschweigend saßen die Beiden am Tisch und löffelten gedankenverloren die blutrote Suppe, bevor Oscar endlich die bedrückte Stimmung durchbrach.
„Ich fordere eine Revanche!“ Oscars Faust schlug hart auf den Tisch. Ihr Blick war nun wieder entschlossen und unbeugsam.
André zuckte zusammen und lächelte sie danach schelmisch an. „Wie du wünschst!“
