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I'm in Love with a Killer

Sie leben unter uns
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,
es tut mir wirklich wahnsinnig Leid, dass die letzten Kapitel in so unregelmäßigen Abständen hochgeladen wurden! Nun müsst ihr euch aber keine Gedanken mehr um die weiteren Kapitel machen, denn ich werde alles dran setzten, dass ich dieses Jahr noch mit der Geschichte fertig werde. Und das ist eine Zeitspanne von fast zwei Monaten. Das sollte zu schaffen sein. Durch die Arbeit und auch privaten Kram, mussten leider meine Projekte sehr darunter leiden, was man auch an den anderen Geschichten sieht, aber ich habe neue Motivation geschöpft und mir als Ziel gesetzt, jeden Tag an irgendeiner Geschichte weiterzuschreiben, vorrangig aber bei dieser! Also seid gespannt, hiermit läute ich die letzten Kapitel zu I'm in Love with a Killer ein! Komplett anzeigen

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Schlachtplan

Schlachtplan

Rel:

Total verschlafen öffnete ich die Augen, als es an meiner Tür klopfte. Ich blickte mit zusammengekniffenen Augen zu dem Störenfried, welcher sich nun selbst Zutritt zu meinem Zimmer beschaffen hatte und im Hoppsalauf auf mein Bett zugehüpft kam. „Aufstehen, Churel. Es gibt Früüüüühstück~“, flötete meine kleine Schwester und zog mir mit einem Ruck die Decke weg. „Lamia… lass mich schlafen“, meckerte ich und vergrub mein Gesicht im Kissen. Kaum einen Tag hier und schon ging sie mir wieder auf die Nerven. „Komm schon, du Miesepeter! Vater erwartet dich an der Tafel!“ Ich rümpfte die Nase, kennzeichnete so meinen Unmut. Warum war sie eigentlich so fröhlich und seit wann kam sie persönlich um mich zu wecken?! Irgendwas war doch faul an der Sache. „Du bist doch nicht nur hier um mich aus dem Bett zu schmeißen“, gähnte ich und richtete mich langsam auf. „Aber natürlich nicht“, flötete sie weiter und tanzte durch mein Zimmer. Verwirrt musterte ich das Mädchen mit dem Augentattoo auf der Stirn.
 

Was ist denn mit der los?!
 

„Und was willst du?“, wollte ich nun wissen und rieb mir die Augen. Danach streckte ich mich erst einmal ausgiebig. „Du wirst Jaromier für uns töten. Was Besseres gibt es doch gar nicht. Schon eine Idee wie du es anstellen willst? Willst du ihn vielleicht Köpfen oder so?“ Meine Augen weiteten sich sofort. „Du hast noch keinen Plan wie du‘s machen wirst, oder?“, fragte sie sofort, stemmte ihre Hände in die Seiten und sah mich abschätzig an. Ihre Stimme hatte schlagartig einen genervten Ton angenommen. „Es wurde doch gestern erst entschieden. Dräng mich doch nicht so. Denkst du etwa ich komme hier her und mir fällt sofort ein Schlachtplan ein?“ Sie kicherte kurz auf. „Hehe… SCHLACHTplan…“ Ich verdrehte nur die Augen.
 

Ej… dieses Mädel…
 

„Du solltest dich aber beeilen. Sonst tötet er dich, bevor du ihn töten kannst.“ Mit einer Handbewegung tat ich ihre Sorge ab. „Soweit wird’s nicht kommen. Mir wird schon was Gutes einfallen. Etwas das er verdient hat“, meinte ich mit einem diabolischen Unterton in der Stimme. „Seeeeehr gut~“, flötete die Rosahaarige wieder und lief wieder zur Tür. „Los, komm schon. Vater wartet!“ „Jaja, ich komme gleich.“ Damit gab sie sich zufrieden und verschwand aus meinem Zimmer.
 

Anstatt mich jedoch aus dem Bett zu begeben, ließ ich mich wieder in meine Federn fallen und schloss die Augen. Nachdem ich gestern die Seelensiegel eingesammelt und mit mir genommen hatte, hatte ich fast die restliche Nacht wach in meinem Bett gelegen und überlegt. Wie konnte Greg’s Seele auch hier unten landen? Er war mausetot und hatte sich nicht verfluchen lassen. Oder aber… Der Fluch war auch auf ihn übergegangen, aber dadurch, dass wir ihn so zerfetzt hatten war er einfach da schon gestorben? Nein, das konnte nicht sein. Da sein Kopf noch auf seinen Schultern gesessen hatte, hätte er sich regenerieren müssen und dass hatte er definitiv nicht. Auf der anderen Seite… Wer sagte eigentlich, dass er sich verflucht haben könnte? Vielleicht war es auch einfach seine Bestrafung gewesen, weil er das Ritual durchgeführt und somit seine Freunde in den sicheren Tod geleitet hatte. Eine bessere Erklärung wollte mir einfach nicht einfallen. Es war auf jeden Fall komisch. Sollte ich den Jungs von meinem Fund erzählen? Nein, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wenn ich ihnen jetzt von der Seelenkammer erzählte und dass ich ihre Seelen dort herausgeholt hatte, dann würden sie bestimmt wissen wollen, was ich mit ihnen vor hatte. Und dass konnte ich ihnen jetzt auch noch nicht sagen. Dann würden meine Geschwister es bestimmt irgendwie herausbekommen und keiner wusste, was sie mit diesen Informationen anfangen würden. Außerdem konnte ich das was ich vor hatte nicht hier machen. Es war einfach viel zu gefährlich!
 

Piwi:

Als ich meine Augen öffnete merkte ich sofort, dass mein Bruder sich die Nacht über die Decke angeeignet hatte. Er lag neben mir in der weißen, weichen Decke und sah aus, als wäre er in Zuckerwatte gehüllt. „Pira, rück die Decke raus“, murmelte ich und zog an einem Ende. „Mhm…“, schnaufte er, gab jedoch keinen Millimeter frei. „Gibt mir was von der verdammten Decke!“, maulte ich und rüttelte nun etwas fester. „Mom, lass mich schlafen“, murmelte er und vergrub sich noch ein Stückchen mehr unter der Decke. Ich hielt einen Moment inne und rieb mir verschlafen die Augen. Hatte ich mich gerade verhört, oder hatte er mich grade mit unserer Mutter verwechselt? Was ging denn mit dem ab?! „Pira“, begann ich erneut, doch da blickte er mich endlich mit seinen verschlafenen Augen an. „Was?“, fauchte er und wirkte etwas genervt. „Decke“, forderte ich erneut und endlich rollte er sich aus den Laken und gab mir wieder ein Stück ab. „Du hast von Mom geträumt?“, fragte ich einen Moment später und erntete nur einen verständnislosen Blick. „Ich hab was?“, fragte er, verstand nicht was ich von ihm wollte. „Du hast eben gesagt: Mom, lass mich schlafen“, rezitierte ich ihn und zog dabei eine Augenbraue hoch. Mittlerweile hatte ich mich wieder ins Bett gekuschelt und mich zu ihm gedreht. „Laber keinen Scheiß“, wehrte er ab und drehte mir den Rücken zu. Anscheinend hatte er wirklich noch halb geschlafen, als er das gesagt hatte. Konnte es etwa sein, dass er unsere Eltern vermisste? Kaum möglich, das hätte ich doch bemerkt… Oder?
 

Pira:

Zähneknirschend wendete ich mich ab und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Warum sollte ich sowas gesagt haben? Wahrscheinlich war es eher ein Reflex gewesen, da mich unsere Mutter sonst immer aus dem Bett geworfen hatte. Anders konnte ich es mir nicht erklären.
 

Ich vermisse sie nicht. Ich habe lange damit abgeschlossen. Warum jetzt wieder alte Wunden aufreißen?
 

Der Rothaarige hinter mir schwieg, was für mich ein gutes Zeichen war, dass er das Gespräch nicht weiter fortsetzen wollte. Es war auch besser so. Ich wollte mich nicht wieder mit ihm streiten. Er wusste, dass ich so oder so alles abstreiten würde.
 

Plötzlich schreckte ich auf, als sich die Tür langsam öffnete. Schwarze Haare mit einem feuerartigen Verlauf in den Spitzen lugten zuerst durch den Türspalt, dann blickten uns gelbrote Augen entgegen. „Das Frühstück ist fertig“, ertönte auf einmal eine dunklere Stimme und ich sah den Jungen verwirrt an. Er sah kaum älter als 15 aus aber hatte schon so eine tiefe Stimme? Der war ja ganz schön früh in den Stimmbruch gekommen. „Und weiter?“, hakte ich nach, hatte ja keine Ahnung wer das war. Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber ich konnte mich einfach nicht erinnern, wer das sein sollte. „Sprich nicht so mit mir, Unreiner“, fauchte er regelrecht und stellte sich nun gänzlich in die Tür, sodass wir ihn sehen konnten. Er war kaum größer als Piwi, vielleicht auch so um die 1,68m bis 1,70m. „Das ist einer von Rel’s Brüdern“, hörte ich die Stimme von meinem Bruder hinter mir wispern und meine Augen weiteten sich. „E-entschuldigung!“, entschuldigte ich mich sofort. Rel hatte uns vor seinen Geschwistern gewarnt. Ich sollte es mir auf keinen Fall mit dem Kerl verscherzen. Er schnalzte nur abschätzig mit der Zunge und ging in Richtung Kleiderschrank. Dort wendete er uns den Rücken zu und durchsuchte die Schubladen. „Zieht euch an und macht euch im Bad fertig. Und zwar dalli. Mein Vater wartet nicht gerne“, befahl er uns und wir fielen beinahe schon aus dem Bett, weil wir uns so schlagartig beeilten. Als wir an ihm vorbeihuschen wollten, warf er uns je einen Bündel Kleider entgegen, welche er anscheinend gerade aus dem Kleiderschrank gezogen hatte.
 

Wir beeilten und wirklich sehr und standen kaum fünf Minuten später fertig gestriegelt vor der Badezimmertür. Rel’s Bruder stand mit verschränkten Armen vor der Brust an der Zimmertür und blickte uns mit einem prüfenden Blick an. „Gehen wir“, meinte er einen Moment später, stieß sich von der Tür ab, wendete uns den Rücken zu und verließ den Raum. Wir folgten ihm sofort auf Schritt und Tritten, hatten ja keine andere Wahl als das zu tun, was er von uns verlangte.
 

Bana:

„Hatschi!“ „Gesundheit:“ „Danke“, bedankte ich und rieb mir die Nase. Urplötzlich schoss ich nach oben und sah erschrocken zu der fremden Stimme, welche mir geantwortet hatte. Ein kleines Mädchen mit langen, roten Haaren saß mit verschränkten Beinen am Ende unseres Bettes und beobachtete uns aus ihren großen, blauen Augen. „W-wer-“, begann ich, wurde jedoch sofort von ihr unterbrochen. „Pscht, sonst weckst du ihn noch auf“, kicherte sie und legte einen Finger auf ihren Mund. Verwundert blickte ich zur Seite und sah herab auf die Matratze. Dort lag Baka, seine Beine mit meinen verhakt und die Arme weit von sich gestreckt. Wahrscheinlich hatte er halb auf mir gelegen, bevor ich so aufgeschreckt war. „W-wie lange bist du schon hier?“, fragte ich und bekam schon langsam bedenken, dass ich die ganze Zeit beim Schlafen beobachtet worden war. Neben mir regte sich langsam etwas und Baka blickte mir verschlafen entgegen. „Jetzt hast du ihn aufgeweckt“, meinte das Mädchen mit belegter Stimme und hüpfte aus dem Bett in welchem Baka und ich geschlafen hatten. „Wer ist das?“, quiekte mein Bettnachbar sofort auf und krabbelte ein paar Zentimeter zurück im Bett, bis er aufstöhnend gegen das Bettende stieß. „Ich sollte euch zum Frühstück abholen“, meinte sie nun und bückte sich, um etwas vom Boden aufzuheben. Als sie sich wieder zu uns drehte, hielt sie eine Puppe in der Hand und blickte uns wieder aus ihren blauen Augen an. „Beeil euch, Vater wartet nicht gerne. Wir haben einiges an Zeit verloren!“ Als nächstes fasste sie die Puppe an einer Hand und schleifte sie während dem Laufen hinter sich her. Baka und ich sahen ihr noch einen Moment hinterher, bis sie an der Zimmertür ankam und sich wieder zu uns drehte. Plötzlich glühten ihre Augen auf und wir zuckten zusammen. „Fünf Minuten“, wies sie uns an und wir verschwanden eilig im Bad um uns fertig zu machen.
 

Pey:

„Hey, aufwachen, mein Hübscher“, erklang eine sanfte Stimme aus weiter Ferne. Verschlafen rieb ich mir mit einer Hand über die Augen und blinzelte ein wenig. Die verschwommene Sicht vor meinen Blick nahm nach und nach ab und so langsam klärte sich ein Bild. Eine Frau mit roten Locken und einem hellen Teint hatte sich zu mir herabgebeugt und tippte mich an der Schulter an. Ihr Gesicht war mir zugewandt und ich blickte in ihre tiefroten Augen. Bei genauerem Betrachten erkannte ich kleine, weiße Spränkler, welche aussahen als hätte jemand mit weißer Farbe um sich geworfen. „Guten Morgen“, begrüßte sie mich als sie bemerkte, das ich am Aufwachen war. „Morgen“, nuschelte ich und rieb mir erneut die Augen. Wer war nur diese Schönheit vor mir? Ich konnte meinen Blick gar nicht mehr von ihr abwenden, erst als ich merkte dass sich etwas in meinen Armen bewegte. Mein Blick huschte zur Seite und ich sah zu Anna, welche nun auch am Aufwachen war.
 

Oh mein Gott, wie konnte ich nur einen Moment vergessen dass sie hier ist? Was denke ich überhaupt? Wer ist diese Frau und was hat sie mit mir gemacht?
 

Die Frau richtete sich nun auf. „Es gibt gleich Frühstück. Du solltest dich beeilen und dich fertig machen“, sprach sie und ging zur Tür. Dort lehnte sie sich gegen die Wand und wartete, dass ich aufstand und mich fertig machte. Bemerkte sie etwa nicht, dass hier mehrere Personen anwesend waren? War diese Frau etwa eine der Bediensteten? Aber warum war sie dann so freundlich und so sanftmütig? Zumindest kam mir das so vor. Anna drehte sich nun auch verschlafen im Bett um und musterte die Frau vor uns, einen Moment sagte sie nichts, bis sie auf einmal total verkrampft meine Hand packte und sich zu mir umdrehte. „I-ich kann nicht aufstehen“, flüsterte sie mir leise zu und wurde knallrot im Gesicht. Verwirrt musterte ich sie, bis mir der gestrige Abend wieder einfiel. Auch mir schoss die Röte in die Wangen, als ich das kühle Laken auf meiner nackten Haut bewusst spürte. „Ähm“, begann ich und blickte wieder zu der Frau, welche uns in aller Seelenruhe musterte. „Wü-würde es dir etwas ausmachen, wenn du dich, uhm… umdrehst?!“, fragte ich dann etwas unbeholfen und so langsam dämmerte es auch ihr, was ich von ihr wollte. Ihr weicher Blick wich schlagartig einem sehr ernsten und sie blickte zu Anna, so als ob sie diese gerade zum ersten Mal bemerkte. „Du teilst dein Bett mit einem Menschen? Und ich habe mich schon gefragt, warum du es ihr gestattest, dort“, sie richtete den Zeigefinger auf mein Bett, „zu schlafen!“ Meine peinlich berührte Miene wich einer etwas perplexten. Warum war sie auf einmal so angepisst? Hatten wir irgendetwas getan, was ihr nicht gefiel? Und wo war das Problem, dass Anna und ich zusammen im Bett schliefen? Das ging sie doch gar nichts an! „Wir sind zusammen, also kann es dir doch egal sein“, zischte ich etwas angefressen, weil sie Anna so niedergemacht hatte. Als ob es was Schlimmes war, dass Anna ein ‚normaler‘ Mensch war und kein Dämon. Naja, wahrscheinlich tolerierten die Dämonen hier die Menschen wirklich nur als Essen und nichts weiter. „Bitte was?“, hakte sie etwas ungläubig nach und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie ist meine Freundin“, erklärte ich es einfacher ausgedrückt, doch das machte es wahrscheinlich nur noch schlimmer. „Tze, Unreine sind und bleiben Abschaum“, zischte sie, warf sich ihre Locken nach hinten und drehte sich mit einer divaartigen Bewegung von uns weg und stolzierte aus der Tür. „Was war denn das für ne Tussi?“, wandte ich mich an Anna, welche nur die Schultern hochzog und sich in meine Umarmung schmiegte, in welche ich sie erneut gezogen hatte. Sollte diese komische Frau doch labern was sie wollte, ich konnte doch selbst entscheiden mit wem ich zusammen sein wollte und das war definitiv Anna!
 

Rel:

Nachdem ich noch einen Moment in meinem Bett liegen geblieben war, stand ich auf, machte mich fertig und schlenderte gemütlich durch die Gänge. Wenn ich mit diesem langweiligen Frühstück fertig war, würde ich die Jungs zusammentrommeln und ihnen etwas zu Essen bringen lassen. Sie hatten bestimmt auch Hunger, aber durch die Anstrengungen in den letzen Tagen schliefen alle bestimmt noch. Ich hatte keine Eile, auch wenn ich wusste dass Vater nicht gerne wartete, besonders nicht, wenn er extra nach mir rufen ließ. Naja, ich war so lange weg gewesen, ich war es einfach nicht mehr gewöhnt, dass man mir Befehle erteilte. Eher erteilte ich die Befehle! Gerade als ich um die Ecke bog, liefen mir Anna und Pey über den Weg. „Was macht ihr denn hier? Ihr solltet doch auf eurem Zimmer bleiben!“, fuhr ich sie an und die Braunhaarige zuckte sofort erschrocken zusammen. „Wir wurden zum Frühstück gerufen“, klärte mich der Schwarzhaarige mit den eisblauen Strähnen auf und ich sah ihn verwirrt an, als ich zu den beiden aufgeholt hatte. „Von wem? Von mir jedenfalls nicht“, teilte ich den beiden mit. „Da war so eine rothaarige Frau mit roten Augen“, begann der Junge sofort zu erzählen und mir dämmerte es bei der Beschreibung schon sofort, um welche Person es sich handelte. „Kaia war bei euch? Was wollte sie? Hat sie was gesagt?“ Ich überhäufte die beiden regelrecht mit Fragen. Wobei, es war eher Pey den ich fragte, da Anna sich nur an seine Seite klammerte und jedem Augenkontakt mit mir auswich. „Eh, sie sagte nur, dass das Frühstück fertig sei. Eigentlich hat sie nur mit mir gesprochen. Anna hat sie zuerst einfach nur ignoriert.“ „Ja, das ist mir schon klar. Ich versteh aber nicht, warum sie euch zum Essen gerufen hat.“ Ich grübelte einen Moment, entschied mich dann aber doch die beiden mit zum Speisesaal zu nehmen. Was anderes blieb mir ja wohl nicht übrig. Ich konnte sie ja schlecht weiterhin in den Gängen herumirren und sie vielleicht sogar in Jaromier‘s Arme laufen lassen.
 

Nach ein paar Minuten trafen wir im besagten Speisesaal an und ich konnte meinen eigenen Augen kaum trauen. Alle von meinen Geschwistern waren anwesend, jeder saß auf seinem Platz und am unteren Ende der Tafel stand ein weiterer Tisch, welcher als Verlängerung diente. An diesem saßen bereits Bana, Baka, Pira und Piwi. Sie wirkten stocksteif und blickten vor sich auf den Teller, gaben keinen Mucks von sich. Es waren noch drei Plätze frei: je einer an der Seite und dann natürlich ein Platz am Tischende. Dort nahm ich Platz, Anna und Pey auf den verbliebenen leeren Plätzen. Warum hatte mein Vater auch nach ihnen schicken lassen? Er wollte doch, dass sie so schnell wie möglich wieder in die Menschenwelt zurückkehrten, warum also Zeit mit den niederen Wesen bei einem gemeinsamen Frühstück verschwenden?
 

„Nun, da alle Anwesenden eingetroffen sind, lasst das Essen kommen“, erhob mein Vater die Stimme und sofort kamen Kellner herein und stellten jedem von uns einen Teller vor die Nase. Bei meinen Freunden konnte ich ein unterdrücktes Erstaunen feststellen und auch ich staunte nicht schlecht bei den Speisen, die uns aufgetischt wurde. Es herrschte ein reges Treiben und immer und immer wieder liefen Bedienstete um uns herum und achteten darauf, dass es uns an nicht fehlte. Mein Blick wanderte zu meiner Linken, wo Anna saß. Sie blickte stumm vor sich hin und erst da fiel mir auf, dass man ihr nichts gegeben hatte. Ich erhob mich und griff mir einen der Kellner zur Seite. „Fehlt etwas, mein Herr?“, fragte er untergeben und ich nickte in Annas Richtung. „Bringt etwas Essbares für sie. Essen für Menschen!“, wies ich ihn an und er verschwand schnellen Schrittes aus dem Raum, danach kehrte ich zu meinem Platz zurück. „Nun Churel, erzähl doch mal, was so in den letzten Jahren passiert ist“, fing auf einmal Kaja an und ich blickte mit einem emotionslosen Blick zu ihr auf. „Ich hab doch schon gesagt, was passiert ist“, grummelte ich und wandte mich meinem Essen zu. „Na, na. Nicht so schnippisch“, wedelte sie mit ihrer Gabel in meine Richtung und stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab. „Und warum ist dieser Mensch bei euch?“, wollte nun Devas wissen. „Das geht euch nichts an“, grummelte ich erneut und stocherte im Essen herum. Klar, es sah ohne Zweifel sehr appetitlich aus, aber in dieser Gesellschaft wollte ich eher weniger Essen. „Iss“, befahl mein Vater, welcher bemerkt hatte, dass ich noch nichts gegessen hatte. „Mir ist nicht wirklich danach“, meinte ich und legte die Gabel neben meinen Teller. Der Kellner, welchen ich mir zur Seite genommen hatte kehrte in den Speisesaal zurück und stellte Anna etwas hin, dass nach einer Art Brötchen oder sowas aussah. Dazu gab es einen komischen Dipp oder was auch immer das werden wollte.
 

„Was soll dass alles eigentlich? Ich dachte du wolltest uns so schnell wie möglich wieder loswerden?!“, begann ich nun das Gespräch und starrte zu meinem Vater. „Ich sagte lediglich, dass die Unreinen hier nicht erwünscht sind. Aber da ihr in den letzten Jahren zusammen unterwegs ward, habe ich meine Meinung geändert. Sie scheinen sehr loyale Untergeben zu sein.“ Bei dem Wort ‚Untergebene‘ zuckte leicht meine linke Augenbraue nach oben.
 

Sie sind keine Untergebene! Sie sind meine Freunde, du alter Sack! Sie sind mehr wie eine Familie, als diese hier je sein könnte! Wie kannst du es nur wagen mich zu zwingen sie in so eine niedere Position zu zwingen!
 

„Ja, sie sind sehr loyal und ich vertraue jedem von ihnen mein Leben an“, sagte mich mit zerknirschten Zähnen und blickte auf meinen Teller. Anschließend erhob ich mich. „Wir werden jetzt in meine Gemächer gehen. Es ist noch einiges für die Abreise zu besprechen“, entschuldigte ich mich und trat den Rückweg an. Es tat mir schon leid dass die Jungs nun auch mit mir kommen mussten, aber andererseits hatten auch sie nicht wirklich was gegessen und Einwände bekam ich auch keine. Stillschweigend folgte mir der kleine Trupp aus dem Raum und ich ging schnellen Schrittes zu meinem Zimmer.
 

„Wirklich eine angenehme Gesellschaft, muss ich schon sagen“, meinte Pira mit einem deutlichen, ironischen Unterton in der Stimme. „Ja, sehr angenehm“, sprach ich zerknirscht und knallte die Tür zu, nachdem der Letzte eingetreten war. „Ich will so schnell es geht von hier weg, also müssen wir uns schnellstmöglich einen guten Plan ausdenken, was wir machen wollen. Ist euch etwas über Nacht eingefallen?“, hakte ich nach und ließ mich wie am Tag zuvor auf mein Bett fallen. Ich erhielt jedoch nur ein einheitliches Kopfschütteln. „Es muss doch irgendeinen Weg geben, deinen Bruder schnell und leise zu töten“, warf Bana grübelnd ein und auch ich strengte wieder meine grauen Zellen an. Ja, schnell und leise. „Gibt es nicht vielleicht doch einen Weg dass Anna-“, begann Pira, doch ihm wurde das Wort abgeschnitten. „Rel muss das alleine machen“, ertönte die glockenhelle Stimme von Lamia. „Davon war nie die Rede!“, fuhr ich sie an und stand auf. Sie hatte mir wirklich nicht gesagt, dass ich keine Hilfe haben dürfte, oder? Ich konnte mich jedenfalls nicht dran erinnern. „Deine Untergebene dürfen dir nicht helfen. Das ist eine Sache unter uns Geschwistern, zieh sie also nicht noch mehr hinein, als sie ohnehin schon drinstecken. Wie stellst du dir vor, dass wir sie beschützen, wenn sie dir in dein Selbstmordkommando folgen?!“ Okay, da hatte sie Recht. „Warte, wie und wann bist du hier eigentlich reingekommen?!“, fragte ich dann etwas perplex, hatte ja nicht mitbekommen, dass überhaupt jemand die Tür geöffnet hatte. „Tja“, grinste sie nur, setzte sich auf mein Bett und überschlug ihre Beine. Die Jungs hatten bis dato nichts mehr gesagt. „Aber wir können doch zusammen ein Brain Storming machen, oder ist das jetzt auch verboten?“ Sie überlegte einen Moment und richtete dabei ihren Blick gen Zimmerdecke. „Hm… nein ich denke das ist okay. Aber die Durchführung und Planung übernimmst du alleine! Schließlich haben wir dir die Aufgabe aufgebrummt, als Gegenleistung für den Schutz deiner-“ „Freunde!“, unterbrach ich sie abrupt. „…Ja, ja… wie auch immer“, tat sie die Sache mit einer Handbewegung ab. „Also Jungs: Auf, auf!“, animierte ich sie zum Mitmachen. „Wie können denn reinrassige Dämonen sterben? Ich dachte nur Kleriker können Dämonen töten“, warf Piwi nach einem Moment der Stille ein.
 

Stimmt! Hatte ich ihnen überhaupt je erzählt, wie genau man einen von unserer Art töten kann? Wohl kaum… Wahrscheinlich habe ich damals Angst gehabt, dass sie mich töten würden und dann war irgendwann die Zeit verstrichen und wir hatten einfach unser Leben gelebt und ich hatte nicht mehr daran gedacht…
 

„Man muss ihn läutern, ihm mit einem gesegneten, scharfen Gegenstand den Kopf abschlagen oder generell ihn mit einem heiligen Gegenständen vergiften. Und dann gäb es da noch das Sonnenlicht. Aber das wäre ein zu langer Prozess und ich bezweifle dass Jaromier in die Menschenwelt gehen würde. Naja, notfalls gäb es dann noch-“, zählte Lamia alles auf. Meine Augen weiteten sich ein Stück und ich schüttelte sofort den Kopf, als die Rosahaarige wieder ansetzen wollte zu reden. „Was?“, wollte Pira wissen und ich verdrehte nur die Augen.
 

Na toll! Gut gemacht, du Plappermaul!
 

„Ist egal. Ich werde eins von den Sachen machen und gut ist“, wehrte ich ab, merkte aber dass ich gar nicht versuchen brauchte, das Thema zu wechseln. Die Jungs sahen mich mit einem Blick an, der mir eindeutig zeigte, dass sie jetzt nicht mehr locker lassen würden. „Rel?“ „Hm?“, antworte ich etwas genervt. „Jetzt sagt schon!“, drängte Bana. Wieder verdrehte ich nur die Augen. „Es ist nichts Besonderes. Es gibt halt nur so ne Sache…“ „Ja? Und weiter?“, hakte Baka nach. Ich sah ihn etwas verbissen an. „Das Fegefeuer“, antwortete meine Schwester für mich und ich schnaubte nun. Jetzt wussten meine Freunde Bescheid. „Das Fegefeuer? Du meinst das Fegefeuer, dass auch in der Bibel beschrieben wird?, meldete sich Pey nun zu Wort. Ich nickte nur und blickte Lamia an. „Aber du weißt ganz genau, dass ich diese Methode nicht benutzen werde. Er würde es sofort herausfinden.“ Das Mädchen auf meinem Bett gab mir nach kurzer Bedenkzeit Recht. „Und warum konntest du das jetzt nicht sagen?“, wollte Pira verständnislos wissen. „Weil das Fegefeuer zu gefährlich ist. Und außerdem erfährt man da nicht den richtigen Tod. Es ist mehr eine lebenslängliche Qual für denjenigen, der dorthin verbannt wird.“ „Das wäre doch ideal, oder etwa nicht?“, fragte Pey und an Piras Blick merkte ich schon wieder, dass dieser angepisst war. „Nein, wäre es nicht! Verdammt, Lamia. Warum hast du ihnen davon erzählt?!“ „Du wolltest schon wieder etwas vor uns verschweigen“, grummelte Pira und ich sah ihn entrüstet an. „Ja, und das ganz bewusst! Wie ich sagte: man erfährt durch das Fegefeuer nicht den richtigen Tod sonder wird für immer gefoltert. Und ich bin mir ziemlich sicher dass Jaromier einen Weg da raus findet und dann sind wir am Arsch! Aber so richtig!! Außerdem wollte ich es nicht sagen, weil ich Angst hatte das mir das jetzt wieder zum Vorwurf gehalten wird, dass ich euch davon nicht schon früher erzählt hatte!“, meinte ich säuerlich. „Wer macht dir denn bitte Vorwürfe? Und in welcher Art sollten wir dir deswegen nen Vorwurf machen? Wir wussten bis vor ein paar Tagen ja noch nicht einmal, dass die Hölle wirklich existiert!“, rechtfertigte sich Pey für alle und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach, euch fällt schon was ein“, flötete Lamia und stand auf. Dann tippelte sie zur Tür, drehte sich nochmal um und schenkte mir ein Lächeln, welches ganz und gar nicht so gemeint war, wie es aussah. „Aber beeil dich, ja?“, sagte sie mit zuckersüßer Stimme und verschwand dann aus dem Raum. Das war keine liebgemeinte Aufforderung gewesen… das war eine Drohung!
 

„Nun gut, ich denke so wird das nichts… Ich muss einfach gucken, wo ich ein gesegnetes Messer oder sowas herbekomme und dann ersteche ich ihn einfach. Er wird dann genauso leiden, wie Pey und ich es vor ein paar Tagen noch mussten und dann wird er von selbst geläutert. Er wird es merken, wenn ich mit ner Axt oder nem Schwert auf ihn zu renne und ihm den Kopf abschlagen will…“ „Und was ist… wenn er von dem weißen Licht getroffen wird?“, begann Anna nun und ich sah sie verblüfft, dann aber total entrüstet an. „Willst du uns umbringen? Außerdem hat Lamia eben noch gesagt dass ihr nichts machen dürft. Gar nichts!“ Das Mädchen mit den braunen Haaren schüttelte nur knapp den Kopf und setzte wieder zu sprechen an. „So meinte ich das nicht. Ich kann das doch eh nicht wirklich kontrollieren“, meinte sie und fuhr dann mit gesenktem Blick fort. „Aber Pey und du… ihr wurdet doch von dem Medikus geheilt… Er hat doch diese läuternde Macht aus euren Körper gesogen in diese-“ „Siegel“, entkam es mir nun und ich merkte, wie sich meine Gedanken aufhellten. „Na klar! Hiisi hat ja noch die Siegel, welche dieses Licht absorbiert haben. Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?!“, sprach ich nun zu mir selbst und begann in meinem Zimmer auf und ab zu gehen. Das war perfekt! Ich musste mir jetzt nur noch überlegen, wie ich die Übergabe vollziehen konnte. Nun trat ich zu Anna und umarmte sie aus heiterem Himmel. Pey sog scharf die Luft ein. Hatte er etwa immer noch Angst, dass ich ihr was antun würde? „Anna, du bist ja doch zu etwas gut!“



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