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Liar Game

what is your secret?
von

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Listen to my heartbeat

»Cafeteria. Uchiha und Takushi«, schrie Yuna Yamamoto, ein Mädchen aus ihrer Klasse in den Raum, bevor sie sich wieder umdrehte und schnell die Treppen Richtung Cafeteria herunter lief. Es dauerte weniger als drei Sekunden, bevor die Stühle nach hinten geschoben wurden und alle ihr die Treppe hinunter folgten. Übrig blieb Sakura, den Boden küssend, umgerannt von einem Mitschüler. Er hatte nicht einmal wahrgenommen, dass er sie mit samt ihren Schulbüchern zu Boden geworfen hatte. Sie war sich sicher, dass sie eine Entschuldigung von ihm nicht zu hören bekommen würde.
 

»Sakura, alles in Ordnung?«, fragte Hinata, als sie sich langsam aus ihrem Versteck heraus traute und ihr aufhalf. Hinata war kurz gefasst, ihre beste Freundin und benahm sich dementsprechend besorgt. Verärgert sah Sakura auf die frische Wunde an ihrem Ellbogen. Wenn sie sich weh tat, dann aber richtig.

»Sollen wir ins Krankenzimmer gehen, damit du dich untersuchen lässt?« Sie schüttelte den Kopf und legte Hinata liebevoll ihre Hand auf die Schulter. »Nicht bevor ich den Idioten Uchiha höchst persönlich dorthin befördert habe«, versicherte Sakura ihr und schnaubte aufgebracht. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Mittlerweile bereute sie es Schulsprecherin zu sein. Nicht nur, dass sie kaum noch Zeit zum Lernen hatte, sie durfte sich neben den typischen Verwaltungsaufgaben auch noch zusätzlich als Streitschlichterin austoben, was in Sasukes Fall, eine Vollzeitbeschäftigung war. Es war nicht so, als hätte sie nicht gewusst, dass ihr Privatleben etwas kürzer kommen würde, doch man hatte ihr nicht gesagt, dass Sasuke Uchiha einer der Gründe sein würde. Dass es nun wieder ein Problem gab, an welchem Sasuke Uchiha maßgeblich beteiligt zu sein schien, verwunderte sie nicht. Er war unverbesserlich.
 

Verärgert lief sie ihren Schulkameraden nach und sah wie in der Cafeteria sich ein Kreis um zwei ihrer Mitschüler gebildet hatte. Sie standen so dicht beisammen, dass Sakura nur die Haare der Beteiligten sichten konnte. Kurz gesagt, sie versperrten ihr den Weg. Genervt strich sie sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr und nahm Anlauf. Manchmal konnte man gewisse Probleme, doch nur mit Gewalt lösen. Als Antwort bekam sie hauptsächlich empörte Ausrufe und ab und zu auch einen Stoß in die falsche Richtung. Zumindest konnte sie nun Sais und Sasukes Gesichter erkennen.
 

»Überzeugt mich nicht, Takushi. Seien wir doch mal ehrlich. Der einzige Grund warum du dich traust etwas gegen mich zu sagen, ist der, dass du aus einer stinkreichen Familie kommst und die Lehrer dir mit einem Feuchttuch den Arsch abwischen.« Sasuke sah seinen Gegenüber mit gewohnter herablassender Miene an und lächelte als er sah, dass Sai auf seine Beleidigung mit einem roten Gesicht reagierte. Schnell versuchte Sakura sich weiter nach vorne zu schieben. Das aber auch keiner freiwillig ein Stückchen zur Seite rücken wollte. Man sah Sai an, dass Sasuke direkt ins Schwarze getroffen hatte. Sie wollte ihrem Freund vor einem blutigen Ende beschützen, nicht nur weil sie ihm Ärger ersparen wollte, sondern auch, weil sie sich sicher war, dass er nicht gewinnen würde.
 

Erschrocken zuckte Sakura zusammen, als Sai ausholte und Sasuke mit voller Kraft ins Gesicht schlug. Noch nie hatte sie gesehen, dass es jemand gewagt hatte, Sasuke zu schlagen. Sie war nicht die Einzige, die den Atem geschockt anhielt und auf Sasuke sah, der sich für einen Moment nicht bewegte. Es war so als würde die Zeit stehen bleiben. Nach einem kurzen Augenblick richtete er sich wieder auf und sah Sai regungslos an. Seine Lippe blutete. Sakura war wie versteinert, denn sie wusste was nun kommen würde. Es dauerte einen Moment, bevor sie wieder Kontrolle über ihren Körper hatte. Fest schubste sie die restlichen Schulkameraden beiseite und sah wie Sasuke mit der linken Hand Sais Kragen umfasste, während die Andere zu einer Faust geballt, weit ausholte. Sie reagierte schnell und unüberlegt. Sakura warf sich nach vorne, stellte sich vor Sai und kniff die Augen zusammen, fest damit rechnend, dass ihr Kiefer Bekanntschaft mit Sasukes Faust machen würde.
 

»Was soll das, Haruno?«, hörte sie Sasukes eisige Stimme als nach einem kurzem Moment Stille immer noch kein Schmerz eingetreten war. Überrascht öffnete sie die Augen und blickte direkt in seine Augen.

Kurz wich ihr Blick nach rechts aus. Die fassungslosen Blicke ihrer Mitschüler brauchte sie nicht zu beschreiben. Sie meinte sogar zu hören, dass jemand vorschlug sie einweisen zu lassen. Keine schlechte Idee.

Kurz schluckte Sakura, bevor sie erneut in Sasukes dunkle Augen sah.

»Dich aufhalten.« Er runzelte für einen kurzen Moment die Stirn. Einen Moment den sie dafür nutzte, seine linke Hand, die immer noch Sais Kragen fest umschlossen hielt, von ihrem Freund zu lösen.

»Im Übrigen solltest du lieber aufpassen wie du dich hier benimmst, bevor du noch ernsthafte Schwierigkeiten bekommst«, ermahnte sie ihn, als er immer noch keine Anstalten machte, ihr zu antworten.

Er schnaubte auf und belächelte sie. »Mit wem? Dir?«

Dann kam er näher auf sie zu und umgriff mit seiner Hand ihr Kinn. »Tut mir Leid, meine Süße, aber ich denke ich bin eine Nummer zu groß für dich« Wütend kniff Sakura die Augen zusammen und versuchte sich von ihm loszureißen. Mit voller Kraft versuchte sie Sasuke von sich zu stoßen, doch das Einzige was sie erreichte, war ein kühles Lächeln.
 

»Lass sofort los, du blöder Idiot«

»Ganz schön frech, Haruno. So etwas passt doch überhaupt nicht zu einer Regelliebhaberin wie dir.« Ihr Blick streifte kurz die Gesichter von Sasukes Freunden, welche diese Szene offenbar furchtbar zu amüsieren schien. Naruto Uzumaki, Uchihas bester Freund, hielt Sai zurück, der ihr offensichtlich zur Hilfe eilen wollte.

»Im Übrigen«, begann Sasuke »mit offenen Haaren bist du nicht ganz so hässlich!« Daraufhin umfasste seine freie Hand ihren Zopf und riss ihr das Haargummi herunter, sodass sich ihre Haare lösten und ihr nun frei über die Schulter fielen. Erschrocken fasste sie sich an den Kopf. Damit hatte sie nicht gerechnet. Wütend versuchte Sakura an ihr Haargummi zu kommen, doch sobald sie danach griff, riss Sasuke seine Hand hoch und ließ sie nach Luft schnappen.

»Gib mir das Haargummi, Uchiha!«, rief sie und schlug nach ihrem Gegenüber, der eher unbeeindruckt zurück wich und ihr noch zusätzlich in die Wange kniff. »Wein’ nicht gleich«, sagte er und warf ihr das Haargummi zu, welches sie eher ungeschickt als graziös fing. Danach drehte Sasuke sich um und seine Anhänger folgten ihm.
 

Wütend wischte sie sich einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah dem absoluten Schulproblem auf zwei Beinen hinterher. Er war ein Arschloch. Jemand, den sie schon seit dem ersten Tag nicht leiden konnte. Sasuke hatte immer Ärger und wenn er keinen hatte, dann suchte er danach. Er war arrogant, überheblich und brach ständig sämtliche Regeln. Um es kurz zu fassen, er machte ihr das Leben als Schulsprecherin zur Hölle. Ständig musste Sakura sich mit Problemen befassen, die sich hauptsächlich um Sasuke drehten. Sie hasste seine Art zu reden, wie er ging oder wie er sich anzog. Zusammenfassend hasste sie alles an ihm.
 

»Wow, er ist der absolute Hammer«, sagte das Mädchen rechts von ihr, dessen Freundin bestätigend nickte. »Und dazu auch noch gutaussehend.« Verärgert verdrehte sie die Augen.

»Habt ihr nichts zu tun?« Die Mädchen sahen sie verdutzt an, bevor sie Grimassen schnitten und sich umdrehten. Genervt strich Sakura sich über das Gesicht und spürte warme Hände, die sich auf ihre Schultern legten und ihr unterstützend Halt gaben.

Mit einem warmen Lächeln drehte sie sich um und sah in das Gesicht ihres besten Freundes.
 

»Danke für deine Hilfe. Wäre zwar nicht nötig gewesen, aber danke«, sagte Sai abwinkend und brachte sie dazu abschätzig zu lächeln.

»Bitte? Ich habe gerade dein Leben gerettet.«

»Hast du meinen Schlag etwa nicht gesehen? «

»Du meinst den, der aussah wie von einem Mädchen?«, fragte Sakura schlagfertig, bevor sich ihre Stimmung schlagartig änderte und sie Sai tadelnd gegen die Brust schlug. »Im Übrigen was sollte der Mist?«

»Sasuke hat mich provoziert.« Sai hob abwehrend die Hände. »Hätte er Kiba nicht Hundegesicht genannt, wäre es überhaupt nicht so weit gekommen«, verteidigte er sich und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Sie sah ihn für einen kurzen Moment still an. Er hatte äußerlich viele Ähnlichkeiten wie Sasuke, doch innerlich war er vollkommen anders. Herzlich, freundlich, hilfsbereit und gutmütig. All das was Sasuke nicht war.

Versöhnlich strich sie ihm über den Arm und lächelte ihn an. »Du bist ein guter Freund«, sagte sie, was Sai zum Grinsen brachte. »Wenn ich jetzt „ich weiß“ sagen würde, wäre das ein Hauch zu arrogant?«

Sie lachte. »Nur einen Hauch.«

Sai lachte ebenfalls. »Komm lass uns nach oben gehen!« Sakura nickte Richtung Treppe und Sai folgte ihr. Sie liefen stumm nebeneinander, bevor sie plötzlich zu kichern begann und Sai sie verdutzt ansah.

»Hundegesicht«, sagte Sakura grinsend und Sai folgte ihrem Beispiel und begann ebenfalls zu lachen. Fröhlich harkte sie sich bei ihrem Freund ein und lief mit ihm gemeinsam die Treppen hoch. Die Gedanken an Sasuke verbannte sie aus ihrem Kopf. Er war ein Problem, womit sich andere herum schlagen sollten. Sie wollte ihre Schulzeit genießen.
 

Als die Schulklingel, das Ende des Schultages einleitete, war die Klasse innerhalb von 10 Sekunden bis auf Sakura, Sai und Hinata vollkommen leer. Selbst der Lehrer war geflüchtet, was offensichtlich daraufhin hindeutete, dass entweder die Klasse schrecklich war oder zusammenfassend, sein Beruf. Nicht dass es sie interessierte. Selbst Schuld wer freiwillig Lehrer wurde.

»Sakura kommst du?« Sie sah zu Sai, der am Türrahmen angelehnt auf seine teure Uhr starrte. Es war die Dritte in diesem Monat. Manchmal beneidete sie ihn für sein Geld. Er konnte sich leisten was er wollte, während jemand wie sie froh sein konnte, wenn es im Einkaufszentrum mindestens 10% Rabatt gab.

»Ich bleibe noch. Schulsprecherkram.«

»Oh, sollen wir warten?«, fragte Hinata und Sai wedelte mit seiner Hand vor dem Gesicht, was mich lachen ließ. Hinata dagegen streckte ihm die Zunge heraus.

»Nein. Ich habe keine Ahnung wie lange das dauern wird und wir wollen doch nicht, dass Sai auch nur eine Sekunde länger als nötig in der Schule verbringt.« Sie lachte und Hinata stimmte ein, während Sai nur die Augen verdrehte und sich auf seine übliche Art und Weise verabschiedete. Nämlich gar nicht.

»Ich rufe dich heute Abend an«, sagte Hinata und Sakura nickte ihr lächelnd zu. Sie umarmten sich kurz, bevor Hinata los rannte und in Richtung Limousine lief, die unten auf sie wartete. Sakura beobachtete sie vom Fenster aus und sah wie sie sich vor ihrem Cousin entschuldigend verbeugte, da er nur eine Sekunde zu lang hatte warten müssen. Er ignorierte Hinata dabei vollkommen und stieg ohne etwas zu sagen sein. Hinata tat es ihm gleich und die Limousine fuhr davon. Sakura konnte Neij Hyuuga nicht leiden. Und nicht nur weil er einer von Uchihas Freunden war. Er behandelte Hinata schlecht und ließ zu, dass sie sich unsicher und klein fühlte.
 

Kopfschüttelnd nahm sie ihre Schulbücher, sperrte sie in ihr Schließfach und setzte sich in das Schülerbüro. Es hatte sich nicht viel Arbeit angehäuft und außer ein paar Streitschlichtern, die sich um die Nachsitzenden kümmerten, war sie Mutterseelenallein. Als sie nach einer Stunde mit allen Aufgaben fertig war, gab sie den Schlüssel für das Büro einer Streitschlichterin, die offenbar mehr als genervt von ihrem Job war und verschwand schnell, bevor man noch auf die Idee kam, sie um irgendetwas zu bitten. Sie wollte nach Hause, essen, baden, schlafen. Gott sei Dank hatten sie für morgen keine Hausaufgaben aufbekommen und die für morgen angesetzt waren, hatte sie bereits letzte Woche erledigt.
 

Sakura war gerade dabei, ihre Rede für die morgige Schülerversammlung im Kopf durchzugehen, nicht das auch nur irgendeiner zuhören würde, als ein lauter Knall sie aus den Gedanken riss und sie erschrocken zusammen zucken ließ. Aufmerksam drehte sie sich um die eigene Achse. Als sie zwei Schatten hinter der Sporthalle wahrnahm, schritt Sakura entschlossenen Schrittes in dessen Richtung. Kurz darauf verfluchte sie den Tag. Ihre Vermutung wurde definitiv bestätigt. Montage brachten Unglück.

»Willst du etwa behaupten, du hättest uns nicht ausspioniert?«, sagte Sasuke während er Rock Lee, einen Schüler aus ihrer Nachbarklasse, fest an die Wand gedrückt hielt.

»Nein.«

»Für was? Bessere Noten?«

»Nein, dafür das unsere Schule ohne dich zu einem besseren und sicheren Ort wird«, schrie Rock Lee ihm entgegen und sie sah wie der Druck um seine Kehle immer stärker wurde.

»Lee, du hast gegen den Codex verstoßen.« Sasukes Augen waren pechschwarz und sein Blick machte ihr für einen Moment Angst. Sie kannte ihn schon seit drei Jahren, doch ihn alleine in so einer Situation anzutreffen, war neu für sie.

»Ich habe dir von Anfang an die Regeln erklärt. Dir war klar, was für Konsequenzen auf dich warten würden. Wir nehmen dich auf und zum Dank spuckst du uns ins Gesicht.«

»Ich wollte nie einer von euch sein.«

»Stimmt. Du wolltest dich nur für deinen geliebten Lehrer Maito Gai opfern oder?«, sagte Sasuke und lachte herablassend »Ich wette du erfüllst gerne seine Wünsche nicht?« Lees Gesicht lief rot an. Er schien verstanden zu haben, was Sasuke meinte und versuchte den Größeren von sich wegzuschubsen, was ihm definitiv misslang. Es gab erneut einen lauten Knall und Sakura zuckte zusammen. Sasuke hatte Lee erneut gegen die Wand der Sporthalle gestoßen und sie sah wie das Blut aus Lees Gesicht verschwand. Seine Gesicht war so weiß wie die Wand hinter ihm.

»Eine Frage bevor ich dir die Abreibung deines Lebens verpasse.« Sasuke trat etwas näher. »War es das Wert?«
 

Sie sah wie Lee anfing zu zittern und zwang sich etwas zu unternehmen. Sie hatte schon viel zu lange dort gestanden und mit angesehen wie Sasuke einen unschuldigen Mitschüler quälte und demütigte. Es war ihre Aufgabe ihm zu helfen.

»Hör sofort auf damit, du Monster!«, schrie Sakura und bekam zunächst nur verwirrte Blicke, bevor sie in Lees Blick Erleichterung und in Sasukes Blick Missmut wahrnehmen konnte.

»Das ist doch ein schlechter Witz«, sagte Sasuke und wandte sich leicht zu ihr. »Verfolgst du mich, Sakura?«

»Du bist leider nicht zu übersehen!«

»Danke für das Kompliment, Süße.«

»Das war keins!« Dieser Kerl trieb sie zur Weißglut. Seine Arroganz war widerlich und dass er sie mit Kosenamen betitelte, machte sie nur umso wütender. Schnellen Schrittes lief Sakura auf ihn zu und riss an seinem Arm. Sein Griff um Lee lockerte sich, sodass sich dieser von Sasuke befreien konnte und es schaffte einige Meter Abstand zu schaffen. Sie wollte gerade etwas zu Lee sagen, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Als sie sich umdrehte, sah sie wie Lee ohne ein Wort davon rannte und sie mit Sasuke allein ließ.

Fassungslos sah Sakura dem Chinesen hinterher. Nicht sein Ernst? Solch ein Feigling.

»Scheint so, als wären es nur noch du und ich«, flüsterte Sasuke ihr plötzlich ins Ohr und erschrocken drehte sie sich um. Er war plötzlich so nah, dass es ihr erst jetzt vollkommen bewusst wurde, dass sie ihm nun ausgeliefert war. Sie befanden sich hinter der Sporthalle, niemand würde sie hören. Sie hatte keine Möglichkeit sich zu wehren und es sah nicht danach aus, dass Lee noch einmal wieder kommen würde.
 

»Bleib bloß weg von mir«, drohte sie Sasuke, doch dieser schien mehr als unbeeindruckt davon zu sein. Stattdessen kam er immer weiter auf Sakura zu, während sie versuchte nach hinten auszuweichen. Das Spiel ging solange bis sie mit dem Rücken die kalte Wand der Sporthalle berührte. Ihr Herz ging wie verrückt und ihre Hände fingen an zu zittern. Es war nicht so, als wäre sie vor Angst gelähmt, doch zu sagen, dass sie keine Angst hätte, wäre ebenfalls gelogen.

»Verrate mir mal eins. « Er kam mit seinem Gesicht näher, sodass seine Wange ihre berührte. »Stehst du auf mich?«

Sie glaubte sich verhört zu haben. Vollkommen überrascht von dieser Wendung sah sie Sasuke fassungslos an.

»Bitte?«

»Egal wo ich bin, plötzlich tauchst du auf und versuchst die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken.« Sakura war kurz davor ihm eine zu knallen. Vergessen war ihre Angst. Sie wollte ihn nur noch schlagen.

Von wegen Gewalt ist keine Lösung.
 

»Ich lenke die Aufmerksamkeit nicht auf mich. Ich hindere dich daran, deine Mitschüler zu verprügeln.«

»Warum?«

»Warum?«, wiederholte sie irritiert. Was für eine Frage.

»Ist hier ein Echo?«, fragte Sasuke kühl. »Warum mischt du dich ein? Was kümmert es dich?«

Genervt verdrehte sie die Augen.

»Weil das nun mal mein Job ist«, klärte sie ihn auf und sprach mit ihm als würde sie mit einem drei Jahre alten Kind sprechen. Sakura wusste nicht genau woher ihr Mut so plötzlich gekommen war, aber sie würde sich bestimmt daran erinnern, wenn Sasuke ihr den Hals umdrehte.

»Dein Job?«, fragte er.

»Mein Job?!«

»Langsam gehst du mir auf die Nerven« Sie wusste, dass sie den Bogen nicht überspannen durfte. Sie wiederholte seine Frage nicht einmal bewusst. Es war eher ein Reflex.

»Mein Job als Schulsprecherin.«

»Du bist Schulsprecherin?«

»Seit vier Monaten.« Sie schätze, er hatte sie nicht gewählt. Es wunderte sie nicht, dass Sasuke nicht einmal wusste, wer Schulsprecher war.
 

Ernst sah sie in sein Gesicht. Er war zweifelsfrei sehr gut aussehend. Er hatte pechschwarzes Haar, seine Haut war blass und seine Augen waren dunkel. Viele Mädchen auf ihrer Schule schwärmten für ihn, doch für sie war er nur eine Nervensäge.

»Wenn du nun die Güte besitzen würdest, mich loszulassen. Ich würde meinen restlichen Tag gerne ohne dich verbringen.«

Sasuke verdrehte gespielt die Augen »Du brichst mir das Herz«, sagte er ironisch und sah sie für einen kurzen Moment undefinierbar an, bevor er ihre Wange tätschelte und dann einige Schritte zurück trat.

»Du wärst echt mein Typ, wenn du nicht so einen Stock im Arsch hättest! « Sie glaubte sich verhört zu haben. »Wobei ein wenig Schminke dir auch nicht schaden würde.« Das brachte das Fass zum überlaufen.
 

Wütend holte sie aus und wurde kurz vor Uchihas Gesicht gestoppt. Seine Reaktionszeit war wirklich nicht von schlechten Eltern. Zu gerne hätte Sakura ihre Faust in seinem Gesicht platziert gesehen. Er schien gerade etwas sagen zu wollen, als sie plötzlich durch ein Klatschen unterbrochen wurden. Irritiert sah Sakura zur Seite, während Sasuke keine Regung zeigte.

»Wenn das nicht mal ein süßes Pärchen ist«, sagte Kabuto Yakushi, ein Schüler ihrer Nachbarschule und das größte Arschloch der Stadt. Ja, ein größeres Arschloch als Sasuke gab es tatsächlich. Die einzige Frage war, was er hier wollte. Sasuke schien es zu wissen, denn er ließ ihren Arm los und stellte sich vor sie.

»Ziemlich mutig von dir hier aufzukreuzen«, sagte Sasuke und sein Ton war eisig. Er und Kabuto waren schon oft aneinander geraten. Sie waren Stadtbekannte Feinde.

»Findest du?« Kabuto lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung war und sah wie mehrere Jungs mit derselben Schuluniform wie Kabuto plötzlich aus dem Nichts heraustraten und sich hinter ihrem Anführer aufbauten. »Ich habe ein paar meiner Freunde eingeladen. Sie wollten ein wenig mitspielen.«

Jetzt hatte sie Angst. Es standen an die zehn Jungen hinter Kabuto und einer nach dem Anderen, schien nach Blut zu lechzen. Sakura fragte sich, ob ihre Rede gegen Gewalt, welche sie vor zwei Wochen in der Aula gehalten hatte und bei der die Hälfte der Schülerschaft eingeschlafen war, wirken würde.

Sie sah zu dem Jungen hinter Kabuto, der Kautabak auf den Boden spuckte. Angewidert verzog sie den Mund. Vermutlich nicht. Sie seufzte. Sie verfluchte wirklich Montage.
 

»Verschwinde von hier, Sakura.« Überrascht sah sie Sasuke an. An seinem Gesichtsausdruck sah sie wie ernst die Lage war. Aber das konnte nicht sein Ernst sein? Er wollte alleine gegen Kabuto und seiner Gruppe von Unterprivilegierten kämpfen? Sie konnte ihn doch nicht im Stich lassen.

»Ach die Süße sollte bleiben. Das wird bestimmt ein hübsches Schauspiel«, sagte Kabuto und zwinkerte ihr zu. Sakura hatte etwas sagen wollen, doch ihr fiel nicht viel ein an. In solch einer Situation hatte sie sich noch nie befunden. Als sich plötzlich zwei große Hände auf ihre Schultern legten und sie zurückzogen, schrie Sakura erschrocken auf. Doch sie hatte überhaupt nicht die Möglichkeit sich zu wehren, denn es war Sasuke der sich umdrehte und gezielt mit der Faust in das Gesicht ihres Angreifers schlug. Dieser ging ohne Gegenwehr zu Boden und zeigte keine Reaktion mehr.
 

»Holt ihn euch«, sagte Kabuto und dann ging alles unheimlich schnell. Sie sprang zur Seite, während alle anderen auf Sasuke zu liefen und ihn mit Tritten und Schlägen attackierten. Doch niemand schien mit Uchihas schneller Reaktionsfähigkeit gerechnet zu haben, denn er war unglaublich schnell und wich beinah allen Tritten und Schlägen aus. Er hatte bereits mehrere Angreifer zu Boden geworfen und es wurden immer mehr. Ein kurzer Blick zu Kabuto sagte ihr, dass er überhaupt nicht mit dem Schauspiel welches sich ihm bot einverstanden war. Und während Sasuke sich weiter mit seinen Angreifern herumschlug, sah sie wie Kabuto einem seiner Handlanger ein Zeichen gab und dieser etwas Schwarzes aus der Tasche holte. Erst dachte Sakura, das es ein Messer war, doch bei genauerem hinsehen, sah sie, dass es ein Elektroschocker war. Plötzlich rannte der Typ mit dem Elektroschocker los, genau in dem Moment, als Sasuke mit dem Rücken zu ihm stand.

»Pass auf!«, schrie sie, doch sie war zu spät. Der Elektroschocker erwischte Uchiha am Arm und zwang diesen mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie. Eine erneute Berührung mit dem Elektroschocker ermöglichte es seinen Angreifern ihm grob ins Haar zu greifen und seinen Blick auf Kabuto zu richten, der vor ihm stand und auf ihm herab sah.

»Es scheint als hätte ich diesmal gewonnen, Uchiha«, sagte Kabuto und lachte.

»Du hast betrogen«, sagte Sasuke und atmete schwer. Der Elektroschocker schien ihn immer noch zu schmerzen.

»Betrogen oder nicht betrogen. Merk dir eins-«, sagte Kabuto und während er sich hinhockte, umgriff er Uchihas Kinn.

»am Ende erinnert man sich immer nur an den Gewinner.«

Kabuto grinste und seine Anhänger taten es ihm gleich. Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck und wechselte zu gespielt geschockt.

»Aber, Uchiha. Nur weil du mal verloren hast, darfst du doch nicht so eine Schnute ziehen. Weißt du was? Ich bin mal so freundlich und verhelfe dir zu einem bezaubernden Lächeln.« Schockiert sah Sakura wie Kabuto sich in die Gesäßtasche griff und ein Taschenmesser herauszog. Er hatte doch nicht vor? Angst ergriff sie und sie sah sich verzweifelt nach Hilfe um. Doch niemand war da. Niemand würde helfen. Während die Anderen lachten, spielte Kabuto mit dem Messer vor Sasukes Gesicht, dessen Blick eiskalt war, doch offenbar nicht die gewünschte Reaktion zeigte.

»Keine Angst?«, fragte Kabuto im selben Moment, als ihr Blick eine abgeschnittene Metallstange neben dem Mülleimer streifte. Vor einigen Monaten hatten Bauarbeiter, die Sporthalle renoviert und offenbar ihren Müll hier vergessen.

»Du bist erbärmlich«, sagte Sasuke und spuckte Kabuto ins Gesicht. Dieser schien fassungslos zu sein und wischte sich langsam die Spucke aus dem Gesicht. Dann sah er wütend zu seinem Gegenüber und holte mit dem Messer aus. Genau in diesem Moment schlug sie zu.
 

Das Metall gab ein klirrendes Geräusch von sich, als er mit dem Hinterkopf von Kabuto in Berührung kam. Dessen einzige Reaktion war ein kurzes Kichern, bevor er zur Seite umkippte. Geschockt sah sie zu Kabuto, der zu ihren Füßen lag, bevor Sakuras Blick den von Sasuke streifte, der schnell reagierte und den Jungen die ihn festhielten, ordentlich in den Magen schlug, bevor er auf sie zu kam und ihre Hand nahm. Er riss sie mit und Sakura ließ die Metallstange fallen. Sie rannten unheimlich schnell. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals so schnell gerannt war. Ihr Sportlehrer wäre stolz auf sie. Als sie auf dem Parkplatz der Schule angekommen waren, steuerte Sasuke auf ein Motorrad zu, auf dem er Platz nahm und Sakura seinem Beispiel folgte. Sie dachte überhaupt nicht mehr nach. Sakura war wie eine Marionette, die auf jede von Sasukes Anweisungen reagierte. Hinter ihnen rannten zwei von Kabutos Anhängern hinterher, doch sie waren zu langsam. Ohne zögern startete Sasuke das Motorrad und sie fuhren davon. Ihre Arme umschlangen Sasukes Oberkörper und Sakura vergrub ihr Gesicht in seinem Rücken. Tränen rannen ihr über das Gesicht und ein kleiner Ruck sagte ihr, dass sie angehalten hatten. Sanft lösten kühle Hände ihre voneinander und Sasuke stieg vom Fahrzeug. Sakura wollte vor ihm nicht weinen, doch sie konnte sich nicht kontrollierten. Salziger Geschmack traf ihren Mund. Plötzlich wurde ihr Gesicht angehoben und sie sah durch einen Tränenschleier in Uchihas Augen. Seine Augen waren sanft und zeigten Mitleid. Den Sasuke den sie konnte, strahlte nur Härte und Kälte aus.
 

»Bist du verletzt?« Sakura schüttelte den Kopf. Dank ihm nicht. Sie versuchte zu lächeln, doch der Versuch misslang ihr kläglich.

»Kannst du mich nach Hause bringen?«, fragte sie mit zitternder Stimme und sah ihn bittend an. Sie wollte unbedingt Heim. Wo sie sich sicher fühlte und ihre Familie auf sie wartete. Noch immer fragte sie sich ob das hier gerade wirklich passierte. Das man sie bedroht hatte, das jemand wegen ihr verletzt war und das sie wirklich auf Sasuke Uchihas Mottorad saß. Dem Jungen, den sie seit Jahren gemieden hatte und der sie nun besorgt ansah.
 

Sasuke nickte stumm und stieg wieder auf das Motorrad. Ihre Arme schlossen sich erneut um seinen Oberkörper und sie lehnte ihren Kopf an seine Schultern. Sakura wusste nicht warum, doch so fühlte sie sich sicher. Und für einen kurzen Moment vergaß sie ihre Angst und atmete tief ein.
 

Am nächsten Tag in der Schule, hatte Hinata sie gefragt ob alles in Ordnung wäre, da sie gestern nicht auf ihren Anruf geantwortet hatte. Sakura hatte ihre Mutter gesagt, dass sie müde wäre und deshalb schon früh schlafen gehen würde. In Wahrheit lag sie die ganze Nacht wach und hatte nicht eine Sekunde schlafen können. Das Ereignis mit Kabuto hatte sie noch lange beschäftigt. Vor allem machte sie sich darüber Gedanken, ob er sich rächen würde. Ihre schlimmste Befürchtung war es, Kabuto ernsthaft verletzt zu haben. Sie war noch nie in einer solch schrecklichen Situation gewesen und sie war sich sicher, dass sie den gestrigen Tag auch niemals vergessen würde. Sakura hatte im Laufe des Tages festgestellt, dass es sich mittlerweile herumgesprochen hatte, dass es zwischen Kabuto und Sasuke eine Auseinandersetzung gegeben hatte. Man hatte Kabuto ins Krankenhaus gebracht und seine Anhänger schworen Rache. Sakura war froh, dass sie mit keinem einzigen Wort erwähnt wurde. Wäre noch schöner, wenn andere davon erfahren würden. Ihr Ruf wäre dann zumindest ruiniert.
 

Nach der Pause holte Sakura ihre Schulmaterialien aus ihrem Spint und stellte mit Schrecken fest, dass sie tatsächlich ihr Mathematikbuch zu Hause vergessen hatte. So etwas war ihr noch nie passiert. Natürlich hatten die Geschehnisse vom Vortag sie leicht durcheinander gebracht, doch selbst als das Geschäft ihrer Eltern gebrannt hatte, hatte sie die Schule nicht vernachlässigt. Ihr war das Schicksal ihrer Familie nicht egal gewesen, doch ihrer Meinung war Schule, dass worauf ihr ganzes Leben aufbaute. Sie war nicht umsonst unter den fünf besten Schülern ihrer Schule und hatte sich bereits in Frage kommende Universitäten ausgesucht. Sakura wollte Medizin studieren und nur ein perfektes Zeugnis und ihr Engagement als Schulsprecherin verhalfen ihr zu einem Stipendium. Da ihre Familie wenig Geld hatte und ihre Eltern sich ein Studium für ihre Kinder nicht leisten konnten, musste Sakura hart für ihre Träume arbeiten. Das Mathebuch zu vergessen schien banal, doch es machte einen schlechten Eindruck und gab zusätzlich eine schlechte Benotung.
 »Was ist los, Sakura?« Sie drehte sich zur Seite und sah wie Hinata mit einem besorgten Gesichtsausdruck neben ihr stand.
 »Ich habe mein Mathematikbuch vergessen«, antwortete Sakura niedergeschlagen und seufzte laut. »Herr Kakashi benotet das bestimmt mit einer schlechten Note.«
 

»Willst du mein Buch?«, fragte Hinata.
 Perplex riss Sakura die Augen auf.


»Damit du dann die schlechte Note kriegst?«


»Ich weiß wie wichtig dir die Schule ist. Meine Lage ist ganz anders als deine!« 
Hinata war ein Engel.

Sakura hätte ihr Angebot gerne angenommen, doch solch eine Freundin wollte sie nicht sein. Entschlossen schüttelte Sakura den Kopf.
 »Nein. Dein Angebot ist lieb, aber das kann ich nicht annehmen.« Sie würde es schon überleben, dass man sie mal nicht mit einem sehr gut benotete. Ihr Schnitt war perfekt. Eine gute Note mehr oder weniger machte dabei nicht viel aus. 


»Ich würde dir ja meins geben, aber ich habe leider keins«, sagte Sai als er dazu stoß und legte seinen Arm um Sakuras Schultern. Genervt verdrehte sie die Augen und stieß seinen Arm weg.
 »Danke, wir wissen alle, dass du der Lehrerliebling bist!«
»Nicht so schnippisch, Süße. Ich kann auch nichts dafür, dass die Lehrer mich lieben«, sagte Sai und lachte. Es war ein Scherz, doch er bemerkte nicht, wie sehr er Sakura damit aufwühlte. Sie wollte nicht schlecht von ihrem besten Freund denken, doch das er dieses Privileg umsonst genoss, wofür sie die ganze Zeit so hart kämpfte, brachte sie in Aufruhr. Sai kam aus einer wohlhabenden Familie, genau wie Hinata und hatte alles was er sich wünschen konnte. Er war nicht auf gute Noten angewiesen und dennoch bekam er sie, obwohl er nichts dafür tat. Da seine Eltern Geldgeber der Schule waren, war Sai seit der ersten Klasse so etwas wie ein Heiligenschein verpasst worden. Sakura war so sehr in Gedanken versunken, dass sie laut erschrak, als man ihr ein Buch vor der Nase hielt. Bei genauerem Hinsehen, erkannte Sakura ein leicht abgenutztes Mathematikbuch.
 

Überrascht sah sie auf und blickte direkt in Sasuke Uchihas Gesicht.

»Du brauchst doch eins?« Sie wusste nicht was sie sagen sollte.

Sie starrte auf das eintönige Cover des Buches und suchte nach Worten die sie nicht fand.

»Nimm es. Ich brauche es nicht!« Sasuke drückte ihr das Buch in die Hand und hatte sich bereits umgedreht, als Sakura nach seinem Arm griff und ihn damit aufhielt. Er drehte seinen Kopf leicht, sodass er ihr in ihre Augen sehen konnte und sah sie erwartungsvoll an.


»Warum hilfst du mir?«, fragte sie zögernd.
 Sasuke lächelte leicht. Er drehte sich zu ihr um und beugte sich leicht zu ihr hinüber. Überrascht von der plötzlichen Bewegung wich Sakura einen Schritt zurück aus.


»Du hast mir doch auch geholfen!«, sagte er und Sakua konnte nicht anders reagieren, als ihn anzustarren. Ihr ganzer Körper kribbelte und ihr Herz schlug wie wild. Ihr Atem wurde schneller und sie spürte die Hitze an ihren Wangen. Sasuke war ihr unheimlich nah gekommen. Es war eine unangenehme Nähe, doch ob sie negativ war, konnte sie nicht sagen. Noch nie zuvor war er ihr so nah gekommen und sie hatte das komische Gefühl, dass es ihr nicht so sehr missfiel, wie sie es sich weiß machen wollte. Ohne ein weiteres Wort drehte Sasuke sich um. Sie hatte überhaupt keine Möglichkeit gehabt, etwas zu sagen. Verwirrt sah sie ihm hinter. Sakura hatte keine Ahnung wie sie über diesen Zwischenfall denken sollte. Zuvor hatte sie Sasuke wie die Pest gehasst und obwohl sie wusste, dass sie ihn immer noch nicht leiden konnte, hatte ihr Körper entgegen ihrer Erwartungen reagiert. Sie konnte sich auf ihre Reaktion keinen Reim machen. Als das zweite Mal die Schulklingel ertönte, schritt Sakura Richtung Klassenzimmer. Überrascht stellte Sakura fest, dass Sai am Türrahmen stand und sie beobachte. Sie lächelte leicht, doch er drehte sich ohne eine Reaktion um und setzte sich auf seinen Platz.
 

Während des gesamten Schultages war ihr Blick ständig zu Sasuke gewandert.

Man sah ihm die Geschehnisse von gestern nicht an und auch so ließ er sich nichts anmerken. Sakura fragte sich wie er so ruhig bleiben konnte. Sie war gestern so aufgebracht gewesen, dass ihr nun jeglicher Schlaf fehlte.

»Die hat echt nicht die geringste Scham«, sagte Tenten und Sakura sah von ihrem Essen, in welchem sie minutenlang wahllos herum gestochert hatte, auf. Tenten deutete auf Ino Yamanaka, Sasukes Freundin und leider auch in ihrer Klasse. Ino war das schwarze Schaf, wenn man es so nennen wollte. Sie hielt sich nicht an die Schulregeln, sorgte für Unruhe in der Klasse und war schon des Öfteren wegen Mobbing aufgefallen.
 

Ino hatte sich auf Sasukes Schoß gesetzt und versuchte ihn mit Reis zu füttern, was nicht nur merkwürdig aussah, sondern auch komplett lächerlich erschien, da Sasuke sie gekonnt ignorierte.

Ein kurzes Lächeln umfasste Sakuras Lippen. Das er Ino blamierte bereitete ihr zwar keine Genugtuung, doch zumindest etwas Schadenfreude. Ino war ein Biest und liebte es andere Menschen schlecht zu behandeln. Ihrer Meinung war es fair, dass Ino auch mal etwas Gegenwind bekam. Doch ihr Lächeln verschwand sobald sie die Wunde an Uchihas Unterarm wahrnahm. Sie war frisch, denn sie blutete und dass hieß das er sie sich nicht gestern zugefügt hatte. Vermutlich hatte er sich heute wieder geprügelt.

»Wir sollten sie ab sofort Uchihas kleines Äffchen nennen«, fügte einer ihrer Freundinnen hinzu und die Mädchen fingen an zu lachen. Sakura war die Einzige die sich dem Gelächter nicht an schloss. Ohne überhaupt auf das Gesagte zu reagieren, nahm sie ein Paket Taschentücher aus ihrer Tasche und ein Pflaster.
 

»Sakura, wo willst du hin?«, fragte Hinata als sie aufstand und auf Sasuke zu ging. Sie wusste nicht genau warum sie es tat. Es war als würde ihr Körper sie steuern und nicht sie ihren Körper. Und obwohl sie wusste, dass das was die Tat nicht gut war, sagten ihre Gefühle etwas komplett anderes. Als sie vor Sasukes Tisch zum Halten kam, richteten sich alle Blicke der Sitzenden auf sie. Sie jedoch sah nur zu Sasuke, der ihren Blick erwiderte.

»Hier!« Sie hielt ihm die Taschentücher und das Pflaster hin und deutete auf seine Verletzung.

»Du blutest.«

Sasuke folgte ihrem Blick und sah auf seine Wunde.

»Dein Ernst, Haruno?«, fragte Ino schnippisch und belächelte Sakura.

»Was als nächstes? Ein Kuscheltier?« Sie lachte und die anderen Anwesenden fielen mit ein. Sakura konnte sie wirklich nicht leiden. Der einzige der keine Reaktion zeigte war Sasuke, der sie stumm ansah. Sie wusste nicht was er dachte oder wie er reagieren würde. Es war eine blöde Idee gewesen, ihm vor allen so etwas Lächerliches anzubieten. Wahrscheinlich würde er jeden Moment anfangen zu lachen.

Umso mehr riss sie verwundert die Augen auf, als er nach den Taschentüchern und dem Pflaster griff und ihr dankte. Sie war nicht die Einzige die ihn verwundert ansah und Ino schien aus allen Wolken zu fallen. Vor allem weil Sakura sich sicher war, dass Sasuke noch nie danke gesagt hatte. Sie lächelte kurz und widerstand der Versuchung Ino die Zunge heraus zu strecken, bevor sie sich umdrehte und sich zurück zu ihren Freundinnen setzte, die besorgt nach ihrem Wohlbefinden fragten. Sie hielten sie für verrückt und niemand konnte ihre Geste nachvollziehen. Nicht einmal sie selber.
 

Und während der gesamten Pause hatte sie das Gefühl, dass es diesmal Sasuke war, der ständig zu ihr sah.
 

»Hervorragend Sakura«, lobte sie ihre Spanischlehrerin, als sie die letzte Arbeit an die Schüler austeilte. Sakura war nicht überrascht ein rotes sehr gut auf ihrer Arbeit lesen zu können. Immerhin liebte sie dieses Fach und war gut vorbereitet gewesen. Als sie sich zu Hinata umdrehte, grinste dies und zeigte ihr zwei Finger. Anerkennend grinste Sakura zurück und sah stolz auf ihre Klausur. Es war ein wunderbares Gefühl für seine Mühe belohnt zu werden. Zufrieden sah sie zu Sai, doch dieser blickte gelangweilt auf seinen Tisch. Als sie seinen Namen rief sah dieser kurz auf, nur um sie daraufhin wieder zu ignorieren. Er war ihr seit vorgestern aus dem Weg gegangen und hatte die Pausen nicht wie gewöhnlich mit ihr verbracht, sondern mit den anderen Jungen aus der Klasse. Sie konnte seine Abweisung nicht ganz verstehen und würde ihn bei einer passenden Gelegenheit zur Rede stellen.
 

Als die Klingel das Ende der Stunde und somit den Beginn der nächsten Stunde einleitete, nahm Sakura ihre Materialien und machte sich gemeinsam mit Hinata und Tenten auf dem Weg zu den Kunsträumen.

»Bist du sicher, dass es kein Problem für dich ist?«, fragte Tenten ihre Freundin. Hinata nickte kurz und lächelte.

»Natürlich nicht. Wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch.« Ob sie wirklich glücklich war? Schließlich war eine ihrer besten Freundinnen mit ihrem Cousin zusammen und Neji war nicht gerade dafür bekannt, dass er Hinata gut behandelte. Sie wusste nicht was sein Problem war, aber vielleicht hatte seine Beziehung mit Tenten auch etwas Gutes. Tenten war darin geübt, auf andere Menschen Einfluss zu nehmen und Sakura wäre froh, wenn sie es diesmal auch bei Neji schaffen würde. Ansonsten würde eine Abreibung aber auch ganz gut tun.
 

Erschrocken fiel ihr nach der Hälfte des Weges auf, dass sie ihre Pinsel vergessen hatte und ließ sich von ihren Freundinnen entschuldigen. Schnell rannte sie durch die Flure, wurde zweimal von genervten Lehrern verwarnt und blieb auf dem Rückweg überrascht an der Treppe zum Dach stehen. Die Tür die auf das Dach führte war leicht angelehnt. Es war verboten auf das Dach zu gehen und obwohl nur der Hausmeister die Schlüssel hatte, kam in ihr das Gefühl auf, dass sich Unbefugte auf dem Dach befanden. Als Sakura auf das Dach ging, schlug ihr eine gewaltige Hitze entgegen. Es war mitten im Sommer und heute war es besonders heiß. Wer ging bitte bei diesem Wetter freiwillig auf das Dach? Nachdem sie sich gründlich umgesehen hatte, war Sakura schon beinahe durch die Tür, als sie ein Geräusch von der Seite wahrnahm. Überrascht lehnte sie die Tür wieder an und ging um Mauerwerk als sich ihr ein rauchender Junge offenbarte.
 

Er saß mit dem Rücken zur ihr und schien sie noch nicht wahrgenommen haben. Ernst stemmte Sakura die Arme in die Hüfte. »Du weißt schon, dass aufs Dach zu gehen und dann auch noch zu rauchen gleich zwei Regelverstöße sind?«, fragte sie belehrend und schrak zusammen als sich ihr Sasuke Uchihas Gesicht offenbarte.

Er sah für einen kurzen Moment überrascht aus, als sich seine Miene wieder veränderte und er sie durch die gewohnt kühlen Augen ansah. Für einen kurzen Moment herrschte Stille, bevor Sakura abwehrend die Hände hob.

»Schon gut«, sagte sie und wollte sich gerade umdrehen, als Sasuke sie stoppte.

»Du bist ja ziemlich hartnäckig.« Er machte sich über sie lustig. Dabei wollte sie ihn doch nur meiden. Seine Nähe war nicht gut für sie, dass war ihr nach dem Mensa Vorfall klar geworden. Es war als hätte sie ihr Gehirn abgeschaltet, als sie Sasuke das Pflaster angeboten hatte. Auch wenn sie sich für das Mathebuch revanchieren wollte, waren es in erster Linie ihre Gefühle die verrückt spielten. Sie hatte sich ihm nach dem Vorfall mit Kabuto tatsächlich nah gefühlt und vollkommen vergessen, was für ein Mensch Sasuke Uchiha überhaupt war.

»Ich habe nur keine Lust mit dir zu reden«, verteidigte Sakura sich.

Sasuke hob die Augenbrauen an.

»Dabei dachte ich wir wären jetzt Freunde«, sagte er ironisch.

Er machte sich lustig über sie.

»Aus welchem Grund sollten wir bitte Freunde sein?« Er sah sie für einen kurzen Moment kommentarlos an, bevor er einen letzten Zug von seiner Zigarette nahm, aufstand und sich ihr näherte.

»Nach allem was wir durchgemacht haben!«

»Du meinst wohl eher, nach allem was ich wegen dir durchmachen musste!«, erwiderte Sakura schlagfertig und Sasuke begann zu grinsen. Im Grunde war es gerade dieses einfache Grinsen, dass ihr Herz aufhüpfen ließ. Sie wollte dieses Gefühl nicht kennen, zumindest nicht wenn es wegen ihm entstand. Um ihre Unsicherheit zu überspielen versuchte Sakura ihrem Gegenüber arrogant zu begegnen.

»Weißt du, wenn du so weiter machst wird aus dir nie was. Hast du denn gar keine Ziele? Oder willst du lieber als Schultyrann in Erinnerung bleiben?«

»Was kümmert es dich? «

»Bitte?«, fragte sie überrascht.

»Was es dich kümmert, Sakura.« Sasuke stand etwa einen Meter von ihr entfernt, doch es fühlte sich an, als würde er direkt vor ihr stehen. Sein Ton war kühl gewesen.
 

Sie durfte ihn nicht merken lassen, was seine Nähe in ihr auslöste. Das konnte doch nicht sein, dass diese kleinen Ereignisse dazu führten, dass jemand mit dem sie nie etwas zu tun haben wollte, von dem sie dachte, dass sie ihn hasste, solche Gefühle in ihr auslösen konnte. Sicherheitshalber ging sie einen Schritt zurück.

»Wahrscheinlich hast du es dir nicht gemerkt, doch ich bin Schulsprecherin und ob es uns beiden gefällt oder nicht, ich bin dafür zuständig meine Mitschüler zu unterstützen und dazu gehörst auch du!« Sie stoppte kurz und holte tief Luft. »Auch wenn dir deine Zukunft egal zu sein scheint, mir ist sie nicht egal. Mal abgesehen davon dass du gut darin bist dich in Schwierigkeiten zu bringen, kannst du noch so vieles mehr und zeigst es nicht. Ich verstehe nicht warum du dich so benimmst, aber ich-« Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen, denn Sasukes Lippen verschloss seine mit ihren. Sie hatte ihn nicht kommen sehen und nun stand sie völlig überrumpelt auf dem Dach und wurde von Sasuke Uchiha geküsst.

Seine Lippen waren entgegen ihrer Erwartungen, weich und lösten ein angenehmes Kribbeln in ihr aus. Sakura war kurz davor die Augen zu schließen und den Kuss zu erwidern, als ihr klar wurde, wer sie gerade küsste. Sie reagierte schnell und stieß Sasuke von sich. »Sasuke, wir-« Er unterbrach sie erneut, indem er seine Lippen auf ihre presste. Diesmal brachte er mehr Kraft auf und nahm ihren Kopf zwischen seine Hände. Und obwohl sich fast alles in Sakuras Körper gegen diesen Kuss sträubte, war es dieses kleine Kribbeln im Bauch, das sie den Kuss erwidern ließ.
 

Und ohne es zu merken, ließ Sakura ihre Kunstmaterialien fallen und versank in Sasukes Armen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  Saikox2
2016-09-02T19:33:02+00:00 02.09.2016 21:33
hey hab grad die ff entdeckt und finde es mega Schade, dass du nicht weiter geschriben hast :(
Ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht mit Sasusaku und besonders mit Sakura *_* Ich hoffe du findest du Motivation weiter zuschreiben, denn ich habe schon lange nach einer ff gesucht, die ungefähr deiner entspricht ^^
Von:  KazuhaToyama
2016-03-29T04:34:10+00:00 29.03.2016 06:34
Hallo!!:) neuer fan!!!:D

Ich finde es bis jetzt wirkluch mega soannend u d aufregend!!<3 und ich mag deinen Schreibstil und die Story auch, es hat spass gemacht es zu lesen und ich hoffe es geht bald weiter!!!!! Bin sehr gespannt wie es weiter geht;)!!
Von:  trusenkind
2015-12-28T16:43:58+00:00 28.12.2015 17:43
bin schon total gespannt, wie es weiter geht^^
hoffentlich schreibst du bald weiter :)
Von:  Eyella
2015-10-27T22:13:54+00:00 27.10.2015 23:13
Sehr gutes, erstes Kapitel. Spannend aufgebaut und wunderbar geschrieben.
Auch die Beschreibung lässt auf eine gute Geschichte hoffen, weshalb ich mich freuen werde, mehr von dieser Fanfiktion zu sehen :)

LG Eyella
Von:  MaddieFreeman
2015-09-02T20:04:58+00:00 02.09.2015 22:04
Toller Anfang und super geschrieben!
Bin schon gespannt wie's weiter geht!

LG
Maddie ^^
Von:  sakura-sun
2015-07-08T18:29:58+00:00 08.07.2015 20:29

Hi :)
Super FF und Spannende Story dazu.
Bin gespannt wie es weitergehen wird ^^
Von:  Cosplay-Girl91
2015-07-06T21:29:48+00:00 06.07.2015 23:29
toller Anfang :)
mach weiter so!
LG
Von:  soelki89
2015-07-06T12:55:30+00:00 06.07.2015 14:55
Ich liebe deine FF ♥
Von:  XxGirlyxX
2015-07-03T09:52:39+00:00 03.07.2015 11:52
Super tolles Kapitel. Das ist doch mal ein Anfang 😍
Bin schon gespannt wie es weiter geht 😁
LG XxGirlyxX
Von:  R0Xi
2015-06-29T05:41:56+00:00 29.06.2015 07:41
Das ist ja mal eine gute FF...
wie sich zwischen sasu und saku alles schlagartig ändert :0
Freue mich auf mehr Kapiteln, weiter so :)
LG Roxi


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