Zum Inhalt der Seite

Tease [him]

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Albträume

Tony realisierte zu spät das Zittern des Körpers, das gequälte Keuchen, da wurde er auch schon weggeschubst.

Bruce sprang auf und stieß dabei den Stuhl um, das Gesicht mit den Händen verdeckend taumelte er rückwärts.
 

Entgeistert, mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Tony, was dort vor seiner Nase geschah. Es sah aus, als würde Bruce' ganzer Körper vibrieren und pulsieren, während seine Gliedmaßen langsam anfingen anzuschwellen und seine Haut erst einen leichten Hauch von Grün an nahmen, der immer kräftiger wurde.

Zu genau konnte er das Reißen seines Hemdes vernehmen, das Ächzen und Stöhnen, als würde er Höllenqualen unter dieser Verwandlung leiden.
 

Es war sicher kein schöner Anblick, während sich der Körper seines Freundes verformte, deformierte und immer weiter anschwoll und ihn dabei zu hören.

Er konnte es nicht anders sagen, doch tatsächlich brach ihm dieser Anblick das Herz.
 

Das vorige Rot seiner Wangen wich einem satten Grün. Bruce war mittlerweile fast auf das Dreifache angeschwollen.

Und Tony war unfähig sich zu regen. Früher hätte er gesagt es wäre sicher kein Problem dieser Verwandlung beizuwohnen, er hätte es ausgehalten, er hatte es sogar provoziert. Damals, als sie alle in diesem Helicarrier gefangen waren.
 

Und doch, jetzt wo er es sah-

Es war angsteinflößend.
 

Sir, noch haben Sie die Möglichkeit auf eine Flucht.
 

Und er tat es. Er floh.

Und ließ Bruce mit seinen Qualen zurück.
 


 

Das Labor war abgeriegelt worden, mit extra starken Türen aus Adamantium, die sie für solche Fälle hatten installieren lassen. Sicher war es keine dauerhafte Lösung für so ein Ungetüm, doch es erfüllte für den heutigen Tag einigermaßen seinen Zweck.

Tony und Pepper hörten die verärgerten Rufe bis hinunter in den Keller, in den sie sich verschanzt hatten, nachdem der Tower evakuiert worden war. Sie wussten nicht genau, für wie lange, doch es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit.
 

Sie blieben versteckt, bis sie vollkommen sicher gehen konnten, dass es vorbei war und doch warteten sie noch immer lange Minuten in der vollkommenen Stille, bis auch JARVIS ihnen versichern konnte, das keine Gefahr mehr drohte.
 

Tony half seiner Vorsitzenden auf: „Hast du einen Bericht für mich?“

Sir, der komplette 30. und 31. Stock ist verwüstet. Es besteht keine Einsturzgefahr und Doktor Banner hat sich bereits zurück verwandelt. Er liegt im 30. Stock ohnmächtig zwischen den Trümmern. Soll ich einen Arzt kontaktieren?
 

Tony tauschte einen Blick mit Pepper, die noch immer reichlich verstört drein blickte. Doch sobald diese realisieren würde, das keine Gefahr mehr drohte, würde sie ihm bestimmt wieder auflisten, wie gefährlich es war, den Umgang mit Doktor Banner zu pflegen.

Was ihn in diesem Moment jedoch mehr sorgte, war ihre Frage nach den Umständen, wie es dazu gekommen war.
 

Er konnte es sich ja nicht ein mal selbst erklären.

Es war wie ein Kurzschluss gewesen, in dem Moment, in dem sie beide dort oben an dem Schreibtisch saßen- er hatte es einfach tun müssen.

Es hatte sich richtig angefühlt.

Selbst Tony hätte ja nicht wissen können, dass Bruce so labil war.
 

Tony atmete mehrmals tief durch und strich sich die verirrten Haare aus der Stirn: „Nein, ist schon gut. Pepper, ich will das du dir einige Tage Urlaub gönnst, du siehst furchtbar aus. JARVIS kontaktiere bitte eine Firma, die das Chaos da oben wieder richtet. Ich kümmere mich um Bruce“, er machte sich schon langsam auf den Weg zum Fahrstuhl, als er Peppers Stimme hinter sich vernahm.
 

„Tony, ich werde jetzt sicher keinen Urlaub nehmen, was ist-!“

„Nein Pepper, du nimmst dir Urlaub, das ist kein gut gemeinter Rat, das ist eine Anweisung. Du hast deinen Pager immer dabei, wenn ich etwas brauche, weiß ich, wie ich dich erreichen kann. Und JARVIS wird für dich sicher ein angenehmes Reiseziel finden.“

Sehr wohl, Sir.

„Tony, das kannst du nicht machen!“
 

Gerade als er den Knopf für den Aufzug betätigt hatte, drehte er sich wieder schwungvoll zu ihr um und das mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, bei der es ihr eiskalt über den Rücken lief.

Pepper schluckte schwer, senkte den Kopf und richtete ihre Klamotten.

„Ich werde gehen. Aber nur ein, vielleicht auch zwei Tage. Nur damit du tun kannst, was auch immer du wieder für richtig hältst.“

Zielstrebig ging sie an ihm vorbei, in den Fahrstuhl und verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust.
 


 

Tony hatte extra eine Decke geholt, als er sich aufmachte um Bruce zu holen.

Er konnte nicht genau sagen, was er sich vorgestellt hatte vorzufinden, dabei wusste er genau, was für eine Durchschlagkraft der Hulk hatte.

Die Sicherheitstüren waren eingedrückt, an einer Seite sogar vollkommen aus der Halterung gerissen und lose Stromkabel schwankten in der Luft. Das Labor war komplett zerlegt, riesige Trümmer – augenscheinlich hatte er es sogar geschafft, die Decke einzureißen – lagen auf dem Boden. Der Boden war aufgesplittert, an den Stellen, an denen er vor lauter Wut aufgestampft haben musste.
 

Funken sprühten von den offenen Kabeln, langsam und äußerst vorsichtig versuchte Tony sich an diesen offenen Gefahrenstellen vorbei zu schleichen. Er kam an einem Tisch vorbei, auf dem augenscheinlich Säure verkippt wurde; eine der Ecken war förmlich weggeschmolzen.
 

„Bruce?“, er stieg über die Glasscherben hinweg und war schon dabei, die Decke auseinander zu falten, als er das gequälte Stöhnen vernahm.

Der Jüngere hockte auf dem Boden und versuchte mit einer Hand die viel zu weite Hose oben zu halten, während er mit der anderen seine Stirn massierte. Er sah noch schlimmer aus, als er ihn in Erinnerung nach dem Trinkgelage hatte.
 

„Ist alles okay?“, Tony hockte sich mit einem besorgten Ausdruck neben Bruce und legte ihm die Decke um die nackten Schultern.

Zuerst antwortete er nicht und hielt den Blick gesenkt. Es war ihm unheimlich peinlich, nur in übergroßen Hosen hier zu sitzen, in einem Labor, das er zerstört hatte.
 

„Ist... bei euch alles okay?“, Bruce murmelte die Worte so leise vor sich hin, dass Tony sie nur schwer verstehen konnte. Er hatte die Hände noch immer beruhigend auf den Schultern von Bruce liegen und begann damit beruhigend Kreise über seinen Rücken zu streichen.

„Uns geht es gut. Ich habe Pepper ein paar Tage Urlaub gegeben, vielleicht war es ein wenig viel für sie, aber es ist niemand zu Schaden gekommen.“
 

Bruce sah zu ihm auf und der Blick, mit dem er es tat, traf ihn sofort.

Wieder schlich sich der Gedanke ein, dass er in dieser Form viel zu menschlich, viel zu schwach war, um diese Bürde zu tragen.
 

Als Bruce Anstalten machte, aufzustehen, half Tony ihm, die eine Hand an seiner Hüfte, den Arm über seinen Schultern, um ihn zu stützen. Banner humpelte mehr, als das er ging und versuchte zeitgleich seine Hose oben zu halten und nicht über sie zu stolpern.

„Wir bringen dich am Besten ins Bett, damit du dich ein wenig erholst“, immerhin lachte Stark, doch seinem Kollegen war nicht danach zu mute.

Kaum das sie seinen Flur erreicht hatten, löste dieser sich auch so schnell es ging von Tony und marschierte ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer.
 

Und ließ Tony alleine zurück.

Hatte er es die Tage vielleicht doch übertrieben?
 


 

Das Besteck kratzte über das gute Porzellan. Der Raum war gefüllt mit dem Duft von allerlei Kräutern und Gewürzen.

Die beiden aßen schweigend.
 

Während Bruce die Nudeln mehr oder minder von einer Seite des Tellers zur anderen schob, war Tony dabei seine zweite Ladung Essen in sich zu schaufeln. Er würde sicher keine Anstalten machen zuerst das Wort zu ergreifen. Dabei wäre es sicher von Vorteil gewesen, wenn sie sich jemals wieder verbal austauschen wollten.
 

Bruce an sich würde sicher auch kein bestimmtes Thema ansprechen, auch wenn er es sicherlich musste. Doch er fühlte sich unbehaglich. Nicht nur wegen dem Ausbruch, den er gestern gehabt hatte, sondern auch wegen der Sache, die diesen verursacht hatte.

Er hatte sicher nicht damit gerechnet, dass Tony so etwas tun würde. Geschweige denn, dass er sich sowas jemals bei ihm trauen würde.
 

Langsam vermutete er, das er doch aus einem anderen Grund hier war, als der, der ihm aufgetischt worden war.

Wahrscheinlich war es besser, wenn er wieder zurück fuhr. Vielleicht nach Indien. Also, weit weg. Doch dafür müsste er aufstehen, es Tony erklären und ihm war es im Moment schon unangenehm genug diesem Typen gegenüber zu sitzen und das Essen, das ihm serviert wurde, nicht zu essen.
 

Also schwiegen sie weiter.
 

So lange, bis Tony den leeren Teller von sich schob und sich räusperte. Bruce legte die Gabel beiseite und schob den Teller ebenfalls von sich, fixierte jedoch weiterhin die Tischplatte, während Tony den Doktor fixierte.
 

War es möglich, das er so sauer auf ihn war, dass er kein Wort mehr mit ihm sprach? Oder war es womöglich noch etwas anderes?

Das, was gestern passiert war, lag ihm sicher mehr auf dem Herzen, als er es zugeben wollte.
 

„Rede mit mir.“
 

„Ich denke nicht, dass es eine gute Idee-“

„Na! Ich denke, es war eine sehr gut Idee. Wir sind zwar noch nicht allzu weit mit unserer Arbeit gekommen... und vermutlich werden wir die Laboratorien jetzt vorerst auch nicht mehr nutzen können, aber ich würde noch immer gerne mit dir weiterarbeiten.“
 

Bruce Augenbrauen hoben sich und er gab einen sarkastisch angehauchten Laut von sich. Irgendwie typisch Tony, das er trotzdem verlangte, mit ihm weiter zu arbeiten. Und er sah so aus, als hätte er auch nicht vor, ihn gehen zu lassen, bevor ihre Arbeit zu Ende war.

Genau dieser Ausdruck war es, der Bruce wieder auf einen ganz anderen Gedanken brachte.
 

„Warum- hast du-?“, ohne Absicht, noch schien er es richtig mit zu kriegen, hob er die Hand und berührte mit den Fingerspitzen leicht seine Lippen.

Die Erinnerung kam wieder auf. Der Geschmack nach Süßem, der herbe Geruch Tonys.

„Du meinst den Kuss?“
 

Bruce war so in Gedanken versunken, dass er die Frage erst nicht mitbekam. Er sinnierte darüber, wie ihn eine so simple Geste, so aus dem Konzept bringen konnte – vermutlich, weil es Tony war. Nicht, das er Tony nicht wertschätzte, aber sicher nicht in so einer Art und Weise.

Oder?

Sein Herz hatte in diesem Moment angefangen gegen seine Brust zu schlagen, wie verrückt. Und genau das tat es jetzt auch, wenn er sich daran zurück erinnerte.

Dazu kam das unverhohlene Brennen, dass er in seinen Wangen fühlte und er wagte es lieber nicht, Tony in die Augen zu sehen.
 

„Warum nicht?“
 

Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. Bruce hatte zwar keine Ahnung, was genau er erwartet hatte, aber immerhin eine Entschuldigung wäre doch drin gewesen, statt so etwas, das ihn vollkommen aus dem Konzept brachte.

Und im Gegensatz zu seinem Kopf, der sich stur stellte, reagierte sein Körper ganz anders. Er wusste, das er rot anlief und das sein Herz erneut verrückt spielte. Wenn er länger hier blieb, würde er noch an einem Infarkt erleiden.
 

Wenn er nicht zuvor den ganzen Tower niedergerissen hätte.
 

Bruce räusperte sich, fasste sich an die Stirn, als könne er diese Aussage nicht glauben – was auch stimmte – und blickte endlich auf zu Tony, der ein Grinsen aufgelegt hatte. Was überhaupt nicht zu dieser Situation passte.

„Ernsthaft?“
 

Tony zuckte mit den Schultern, als würde es sich hierbei nur um einen riesigen Scherz handeln. Doch dann beugte er sich vor und stützte den Kopf auf seine Hände: „Zugegeben, es war vielleicht etwas ungalant, wie es passiert ist und ich hätte dich vielleicht besser darauf vorbereiten sollen.“

„Willst du damit sagen, dass du das schon geplant hast?“
 

Ein überraschtes Lachen kam seitens Tony und er schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich nicht.“

„Eigentlich? Hattest du denn etwas Ähnliches in Planung?“, Bruce konnte nicht sagen, ob ihn diese Tatsache jetzt mehr verletzte als es sollte, oder nicht.

Doch das er nun erfuhr, dass Tony so einen Angriff auf ihn anscheinend geplant hatte, ließ ihn so fühlen, als wenn er hintergangen worden wäre.
 

Und doch-

Er fühlte keine Abscheu oder großen Hass auf Tony, das er ewiglich hätte sauer sein können. Es war gestern Abend so spontan passiert, dass sein Körper ebenso spontan darauf reagiert hatte.

„Ist dir nie in den Sinn gekommen, was dabei passieren könnte?“

Tony machte einen ungläubigen Blick und gestikulierte ein wenig herum: „Doch. Eigentlich hat JARVIS bereits berechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es wirklich so passieren würde, wie es nun gekommen ist.“
 

Sie hatten sich bereits vor seiner Ankunft darüber unterhalten und sogar über seinen Kopf hinweg eine Art Recherche über ihn selbst angesetzt.

Wow.

Das verschlug ihm nun wirklich die Sprache.

Tony schien es ein wenig misszuverstehen, denn er antwortete auf seinen vermutlich dummen Gesichtsausdruck wie folgt: „Die Wahrscheinlichkeit lag schon ziemlich hoch.“
 

„Großartig“, Bruce seufzte. Die Art und Wiese, wie er das Wort aussprach, ließ auf eine wesentliche Betroffenheit schließen, mit einem Hauch Sarkasmus. Der Stuhl kratzte über den Boden, als der Doktor sich erhob und die Teller zur Spüle bringen wollte, um direkt darauf das Esszimmer zu verlassen und zu seinen eigenen Räumlichkeiten zurück zu kehren.

Und daraufhin womöglich den Tower zu verlassen.
 

„Ach komm schon, Brucey!“

Brucey?

Er hatte sich gerade verhört, oder? Hoffentlich. Vorsichtig drehte er sich um und wagte einen Blick auf den Älteren, der halb auf dem Tisch lag und die Hand nach ihm ausstreckte.

Bruce zog eine Augenbraue hoch und betrachtete diesen Anblick eine Weile lang. Bis er zu dem Schluss kam, dass Tony wohl noch immer ein halbes Kind war.
 

Er warf den Rest von seinem Essen weg und stellte das dreckige Geschirr in die Spülmaschine.

„Ich werde dir die Schäden ersetzen.“

Das Kratzen von Stuhlbeinen über den Boden drang an sein Ohr, sowie schwere, schnelle Schritte und als er wieder hoch kam, stand Tony direkt neben ihm.

„Brauchst du nicht.“

„Aber-“

„Ich möchte einfach nur, dass du hier bleibst und weiter mit mir an dieser Sache arbeitest.“
 

Bruce runzelte erst die Stirn, wechselte jedoch schnell zu Unsicherheit und dann zu einem nervösen Lächeln. Er kratzte sich am Hinterkopf und strich seine Locken nach hinten. Keine Ahnung, ob er dieses Angebot weiterhin annehmen konnte, zuckte er nur leicht mit den Schultern.
 

„Bruce, du bist nicht mehr nur jemand, mit dem ich einfach nur zusammen arbeite. Du bist ein geschätzter Kollege und guter Freund geworden. Warum glaubst du denn, habe ich ausgerechnet dich gefragt, ob du kommen möchtest? Sicher nicht, damit ich mir irgendwelche halb garen Sachen von dir anhören muss.“
 

Die Worte zauberten tatsächlich ein ehrliches Lächeln auf seine Lippen.
 


 

Dadurch, dass die Labors wieder neu errichtet werden mussten, nutzten sie die Zeit für die Recherche in anderen Räumlichkeiten.

Und da sie heute eine sternenklare Nacht erwartete und die Temperaturen in einem guten Bereich lagen, der es ihnen erlaubte raus zu gehen, ohne sich vorher in mehrere Schichten Klamotten zu hüllen.
 

Sie hatten sich dickere Jacken angezogen, der Wind oben auf der Plattform wehte stärker, als man es meinen wollte.

Tony eilte mit den wenigen Büchern voraus und setzte sich an einen Tisch, der nahe der Reling stand, die sie davon abhielt vom Deck zu fallen.

Bruce folgte ihm, zwei Notizbücher in der Hand, die Arme fest um die Brust geschlungen, in der Hoffnung, dass ihm so ein wenig wärmer wurde.
 

Im Gegensatz zu Tony setzte er sich jedoch nicht sofort hin, sondern legte die Sachen ab und lehnte sich an die Reling um hinab, auf das erleuchtete New York zu gucken.
 

Nach der Sache im Esszimmer war er zurück in sein Zimmer gegangen und hatte versucht nicht über diese Sache nachzudenken und doch war er zu dem Entschluss gekommen, dass er nicht wieder alleine sein wollte. Nachdem er so viel mit den anderen Avengers durchgemacht hatte, hatte er nie so wirklich einen guten, privaten Draht zu den Meisten aufgebaut.

Der Einzige, mit dem er immer mehr Zeit verbracht hatte, war Tony.
 

Vielleicht nicht nur, weil er ihn so gut verstand, sondern auch weil er ihn so gut ablenken konnte.

Eben so, wie jetzt.
 

Der Himmel war klar, man konnte sicher nicht alle, aber doch einige Sterne am Horizont funkeln sehen. Sie hatten abnehmenden Mond. Doch dieser Anblick war es nicht, der ihm den Atem verschlug.

Viel mehr war es die erleuchtete Stadt. Auch wenn es tiefste Nacht war, schien es, als würde sie noch immer wach sein.
 

Es schien als könne er meilenweit sehen. Die Lichter unter ihnen funkelten in den verschiedensten Farben. Der Lärm von den Straßen drang zu ihnen herauf, Autohupen, das leise Summen von Stimmen.

Von irgendwo her drang Musik.
 

Die Luft war kalt, stach beinahe in seinen Lungen und doch half sie ihm besser nachdenken zu können. So war es immerhin nicht allzu schlimm, heute draußen zu arbeiten.

„Es ist schön hier oben“, sagte er leise vor sich hin, mehr zu sich, als zu Tony, welcher bei den Worten nicht ein mal aufblickte.

Sie hatten sich zuvor noch ein mal über die Sache unterhalten, die im Labor passiert war und beide ließen es nun mehr oder minder auf sich beruhen.
 

Irgendwann mussten sie auch zum Arbeiten kommen.

Und immerhin schafften sie es auch einige Seiten ihrer Notizbücher zu füllen. Bruce' war größtenteils mit Sternenkonstellationen gefüllt, Beobachtungen aus der Vergangenheit und möglichen Zusammenhängen zwischen besonderen Ereignissen und dergleichen.

Als er einen Blick in das Buch von Tony werfen wollte, musste er jedoch ernüchtert feststellen, dass die meisten Seiten voll gemüllt waren, mit Star Trek oder Star Wars Kritzeleien, Sprüchen und einem Haufen Iron Man Projekte, was seine Anzüge betraf.

Aber kein bisschen von dem, woran sie eigentlich arbeiten wollten.
 

„Tony“, Bruce sprach seinen Namen nicht mahnend aus, genervt oder allzu sauer, man konnte es vielleicht als eine Mischung aus allem deuten, aber zeitgleich zog er es in die Länge.

„Was?“, überrascht sah der Andere ihn an und nicht nur das, sondern auch noch vollkommen unschuldig, zupfte er kleine Bissen aus seinem Donut oder trank einen Schluck von seinem Kaffee.
 

„Du hast mich geholt, damit wir an dieser Sache arbeiten, die wichtig für dich ist“, jetzt hatte er einen leicht verärgerten Unterton und warf das Buch wieder auf Tonys Seite des Tisches, welcher ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen hatte.

„Ich weiß, ich mache mir eben nur schon um andere Sachen Gedanken.“

„Ach, die da wären?“

„Ich überlege eher, was für weitere Möglichkeiten es gibt, in diese anderen Welten zu kommen“, einen Moment schwieg er, dann erhob er sich, nahm seinen Stuhl und ließ sich mit diesem direkt neben Bruce nieder, jedoch mit dem Gesicht auf die Stadt gewandt, „Und wer weiß, vielleicht auch darüber, was Sachen aus unserer Welt für Auswirkungen auf die anderen haben.“
 

Tony setzte sich im Schneidersitz hin und warf einen kurzen Blick zu Bruce, der ihn noch immer mit hochgezogener Augenbraue musterte. Doch keine Sekunde später, nachdem sich ihre Blicke trafen, lockerte sich sein Ausdruck und nahm einen besorgteren an: „Geht es um diese Sache?“

Tony wandte den Blick wieder ab. Mit einem schweren Seufzen blickte er hinauf in den Sternenhimmel und es schien, als würde er in seinem Sitz zusammen sacken.

Besorgt sah der Jüngere zu seinem Freund und umklammerte seine Tasse Tee.

Bis er eine Hand löste und sie vorsichtig auf Tonys Schulter legte, in der Hoffnung ihm auf diese Art und Weise ebenso ein wenig Trost spenden zu können, wie dieser es zuvor bei ihm getan hatte.
 

Lange Zeit blieb es still zwischen ihnen, bis Bruce wieder das Wort an sich nahm.

„Möchtest du darüber reden?“

Eigentlich erwartete er mehr eine Art amüsiertes Schnauben, oder immerhin stures Schweigen, statt eines leisen Seufzers seitens des angeblichen Genies hier. Verdammt, er hatte sogar damit gerechnet, dass dieser die Hand an seiner Schulter wieder abschütteln würde.

Doch stattdessen ließ er sie dort, wo sie war und legte für einen kurzen Augenblick seine Eigene auf die Bruce', als wolle er sicher gehen, dass sie noch immer da war, echt war.
 

Tonys Lippen bogen sich, er spitzte sie, presste sie schließlich aufeinander und begann dann leicht den Kopf zu schütteln.

Langsam wollte Bruce seine Hand wegziehen; wenn Tony nicht darüber reden wollte, dann konnte er ihm sicher auch so nicht weiter helfen. Doch er hatte sich nicht ein mal annähernd bewegt, da schnappte Tony nach seiner Hand und Bruce nach Luft.

Ersterer sagte noch immer kein Wort, wollte die Hand aber augenscheinlich nicht los lassen.
 

„Ich weiß von den Albträumen. Rede mit mir darüber.“

Es schien, als würde Tony mit den Kiefern mahlen, als könne er sich noch immer nicht recht entscheiden, ob er wirklich darüber reden sollte, oder nicht.

„Bitte, Tony.“
 

Wieder kam ein amüsierter Laut von Tony: „Komisch so etwas von jemandem zu hören, der selbst unter Albträumen leidet.“

Bruce presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick. Es sollte ihn eigentlich nicht wundern. Sicher hatte Tony auf seinem Stock auch Kameras installieren lassen.

Aber etwa auch in seinem Schlafzimmer?
 

Er hatte die Nacht tatsächlich schlecht geschlafen. Das lag aber auch vornehmlich an dem Ausbruch seinerseits, den Tag zuvor.

Andererseits, wäre er die erste Nacht nicht betrunken gewesen, hätte er in der neuen Umgebung vermutlich auch schlecht geschlafen. Und die künftigen Tage, so ging er davon aus, würde es auch so sein. Er schlief ja immer noch nur in einem Drittel des gesamten Bettes.
 

„Wovon träumst du?“

Bruce klappte die Kinnlade herunter, wusste nicht, ob er es schon als Unverschämtheit ansehen sollte, dass Tony nun den Spieß umdrehte. Doch er fasste sich schnell und versuchte der Sache eine Chance zu geben, nur, um ein gutes Beispiel zu sein, in der Hoffnung, dass auch Tony anfangen würde zu reden.
 

„Vieles. Häufig von dem Unfall und die Zeit danach. Das Chaos. Die Leute. Diese unbezähmbare Wut. Ich-“, seine Stimme brach ab, in seinem Kopf manifestierten sich Bilder. Er wankte durch einen Schneesturm, die schwere Waffe in seiner Hand.

Weitere Bilder blitzten auf. Zerstörte Autos und Häuser, panische Schreie von Fremden hallten durch seinen Kopf.

Betty. Die Panik in ihrem Blick, als sie das Monster sah.

Das Blut an seinen Händen.

Was hätte passieren können, wenn Tony und Pepper keinen Schutz gesucht hätten.
 

Bruce drohte in diesen Bildern zu ertrinken.

Bekam keine Luft mehr.

Schmerz zog sich durch seine Brust.
 

„Bruce“, Tony drückte seine Hand, als er merkte, wie der Andere begann zu zittern, doch es schien ihn nicht sonderlich zu beruhigen. Als es dann auch noch schlimmer zu werden schien, legte er den Arm um seine Schultern und zog ihn näher zu sich heran.

Eine Geste, die Bruce sofort aus seiner Trance löste.
 

Das Zittern stoppte und kurz begannen stattdessen seine Schultern zu beben. Doch er machte keine Anstalten sich aus Tonys Griff zu lösen.

Dieser sagte auch kein Wort. Was konnte er denn schon sagen? Er würde diese Sache, die Bruce' Leben so in den Grundfesten erschüttert hatte, nie gänzlich verstehen. Und wenn es diesen so mitnahm, war Tony sich auch nicht sicher, ob er es wollte.
 

„Es war kalt. Eiskalt. Der Anzug fiel aus. Ich dachte das Letzte, was ich sehen würde, wären die Sterne, vielleicht eine Nebula“, kurz stockte Tony, er versuchte es, so gut wie möglich, zu vermeiden, dass die Erinnerungen daran ihn auch noch im wachen Zustand einholten, „Aber dann waren da diese Monster. Diese Chitauri. Abertausende. Unzählige. Die Luft blieb weg. Und dann- war alles schwarz.“
 

Beide vergingen in Schweigen und sahen in Gedanken versunken hinunter auf das erleuchtete New York.

Nach einiger Zeit jedoch begann Bruce wieder zu zittern und Tony begann damit über seinen Rücken zu streichen, wie dieser es zuvor bei ihm getan hatte.
 

„Danke übrigens.“
 

Es brauchte einen Moment, bis Bruce die Worte und ihre Bedeutung realisierte und er löste sich direkt aus Tonys Arm.

„Wofür?“, er runzelte die Stirn, mehr als verwirrt über die Aussage des Älteren, weil er, nach diesem Austausch ihrer Albträume, keinen Zusammenhang für eine Danksagung fand.
 

„Wenn du mich damals nicht gerettet und angebrüllt hättest-“

„Nicht ich. Der Andere.“

„Das spielt keine Rolle für mich. Ohne dich – oder ihn – wäre ich sicher nicht mehr hier.“
 

Der Jüngere wusste gar nicht, was er sagen sollte. Solche Worte aus Tonys Mund waren ungewohnt und hatten einen hohen Seltenheitswert. Und so wie es den Anschein hatte, schien er sie auch noch vollkommen ernst zu meinen.

Es dauerte, doch schließlich schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, langsam begann er mehr Vertrauen zu Stark aufzubauen und sich in seiner Gegenwart wesentlich wohler zu fühlen.
 

Vielleicht ein Grund, der ihn dazu veranlasste, sich wieder an ihn zu lehnen und mehr zu erzählen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Legoory
2015-09-23T14:29:42+00:00 23.09.2015 16:29
Ich bin eher per Zufall auf deine FF gekommen. Hab The Avengers mal wieder geguckt und wollte unbedingt was dazu lesen.
Deine Geschichte ist der Hammer. Ehrlich. Wie du Tony Stark schreibst, das passt wie die Faust aufs Auge. Aber auch Bruce hast du richtig gut getroffen. Es kommt alles so ehrlich rüber, dass es absolut nicht abwegig ist. Und das muss man erst mal schaffen.
Respekt.
Antwort von:  GodOfMischief
26.09.2015 19:02
Hallo :)
Vielen Dank für dein Kommentar.
Es freut mich, wenn dir die Geschichte gefällt und du Spaß an den Charakteren hast.
Danke auch, für das Lob c:

lg


Zurück