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Amnesia

Wenn die Erinnerung streikt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen!

Ich wünsche euch viel Spaß beim neuen Kapitel!

LG dani Komplett anzeigen

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Kapitel 15

Kapitel 15
 

~Aoi POV~
 

Ich hatte schon gemerkt, dass Uruha in der Früh nicht der große Redner war. Er trank seinen Tee, aß sein Joghurt und schien wohl einige Zeit brauchen um wirklich wach zu werden. Ich selbst fühlte mich nicht müde, nur erschöpft. Es laugte mich aus herumzulaufen. Zwar war ich bereits zur Physiotherapie zwangsverpflichtet worden und ich hatte auch bereits an mehreren Sitzungen teilgenommen, aber ich erholte mich nicht so schnell, wie ich es mir wünschte. Sie meinten alle, dass ich einfach zu ungeduldig war, aber es nervte mich einfach – diese Krücken nervten mich. Ich nahm sie wieder und erhob mich, während Uruha das Geschirr abräumte und alles in die Spülmaschine stellte. Ich kämpfte mich durch den Flur, zurück ins Wohnzimmer und verzog mich aufs Sofa. Eigentlich wollte ich nur kurz verschnaufen, doch Uruha schien zu ahnen, dass ich Probleme damit haben würde alles zu holen, was ich wollte. Er tauchte im Türrahmen auf, grinste mich an und wollte wissen, was er mir bringen konnte. Dieser Kerl war einfach extrem hilfsbereit. Er brachte mir mehrere Fotoalben und – ohne, dass ich ihn darum gebeten hatte – einen ganzen Stapel DVDs. Dann setzte er sich zu mir aufs Sofa und reichte mir eines der Fotoalben.
 

„Es macht dir doch nichts aus, wenn ich uns etwas Musik anmache, oder? Es ist nur so verdammt still“, sagte er und schaltete, nach meinem Nicken, den Fernseher ein. Zwar blieb der Bildschirm schwarz, aber leise Musik schallte durch die Lautsprecher und schuf eine angenehmere Atmosphäre. Erst jetzt bemerkte ich, dass mich die Stille etwas unruhig gemacht hatte. Ich nahm das Album entgegen und schlug es auf. Das erste Foto zeigte die Band. Ruki, Reita, Uruha, mich und … „Das ist Yune. Er war in den Anfängen der Band unser Schlagzeuger. Für zirka ein Jahr. Ungefähr ein Monat nachdem er gegangen war, stieß Kai zu uns. Und seitdem spielen wir immer in der gleichen Besetzung. Daher wollte auch niemand, dass wir deine Parts von einem Fremden einspielen lassen. Es würde nicht mehr nach uns klingen“, erklärte Uruha mir dann. Ich sah mir das Foto genauer an. Es war in irgendeinem Proberaum gemacht worden und wir sahen recht jung darauf aus. Dennoch erkannte man zweifellos, dass wir es waren. Ich blätterte um und musste lächeln. ‚Umzug in den neuen Proberaum’ stand dort in einer wunderschönen Handschrift. Uruha begann breiter zu grinsen und zeigte auf eines der Fotos. „Wir hatten damals in der angemieteten Garage von Reitas Großeltern unsere Instrumente untergestellt. Als es dann etwas konkreter wurde und wir ab und zu bei Gigs ein bisschen Kohle bekamen, konnten wir uns endlich einen eigenen Proberaum anmieten und haben unsere ganzen Sachen dorthin verfrachtet.“ Uruha hatte zu allen Bildern einen kurzen Kommentar oder ein Zitat geschrieben und erzählte recht lebhaft, was damals passiert war. Viele der Bilder brachten mich zum Lächeln, auch wenn sie mir nichts sagten.
 

Das nächste Album folgte. Ich hatte angenommen, dass Uruha es einfach so rausgenommen hatte. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Laut Datum ging es mit diesem hier weiter. Eine Dokumentation der Bandgeschichte, meiner Geschichte. Auch hier blätterte ich langsam weiter, sah mir die Fotos an und hörte Uruhas Erzählungen zu. „Oh ja da das Fotoshooting zu Zetsu! Das war damals noch kein so großes Ding. Nichts im Vergleich zu Fotoshootings, die wir heute haben. Allerdings weiß ich jetzt noch, wie bescheuert dieser Fotograf war. Reita hat ihn in den Wahnsinn getrieben und immer das Gegenteil von dem gemacht, was er hätte machen sollen. Der Typ meinte, dass er Künstler wäre und daher auch kunstvolle Fotos machen wollte. Als Fotograf war er deutlich ungeeignet.“ Ich schmunzelte nur leicht. Seit meinem Aufwachen hatte ich ja die Gelegenheit gehabt meine Kollegen kennen zu lernen. Uruha und auch Kai waren beide eher die ruhigeren Typen, wobei Uruha auch loslegen konnte, wenn er so richtig warm wurde. Kai hingegen war immer sehr bedacht und hielt sich zurück. Er war … vernünftig. Ruki drehte zwar auf der Bühne total auf, doch auch er war eher jemand, der sich auf die Arbeit konzentrierte und sehr diszipliniert war. Aber er hatte immer einen frechen Spruch auf den Lippen. Reita hingegen war jemand, der gerne im Mittelpunkt stand. Wenn ihn etwas nervte, dann sagte er das auch, genauso wie er es sagte, wenn er etwas gut fand. Ich schätzte seine Ehrlichkeit und auch die Tatsache, dass er kein Blatt vor den Mund nahm. Man wusste woran man war. Dass er also auch damals schon so reagiert hatte zeigte nur seine starke Persönlichkeit. Auch dieses Album blätterten wir durch. Überrascht stellte ich fest, dass es bereits früher Nachmittag war. Uruha erhob sich und holte uns was zu trinken, während ich bereits das dritte Fotoalbum aufschlug und etwas darin herumblätterte.

Uruha stellte die Gläser und den Wasserkrug auf den Tisch und holte dann auch noch eine Schale mit Sushi- und Makistückchen. Ich griff nach den Stäbchen, steckte mir ein Maki in den Mund und kaute darauf herum, während ich ein Foto betrachtete, auf dem ich stolz eine Gitarre in die Höhe reckte. Meine Fingerspitzen streichelten beinahe zärtlich über das Instrument auf dem Foto. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass das so absurd wäre, hätte ich gewettet, die Stahlseiten unter meinen Fingerkuppen spüren zu können.
 

„Du solltest versuchen wieder zu spielen“, sagte er plötzlich und mir fiel beinahe ein, in Sojasoße getauchtes, Maki in die Box zurück. Da ich Zeit für eine Antwort brauchte stopfte ich es mir hastig in den Mund und kaute genüsslich darauf herum. Es war nicht so, dass ich das nicht selbst wusste. Irgendwann würde ich damit anfangen müssen. Warum ich im Moment eine solche Abneigung dagegen verspürte war mir selbst nicht klar. Uruha hatte mir bereits mehrmals etwas vorgespielt – Melodien, die bereits in einigen von unseren Songs vorkamen sowie Melodien, die noch nicht wirklich ausgereift waren. Er fragte nach meiner Meinung und ab und an konnte ich ihm auch sagen, dass es mir gefiel, oder dass ich das Gefühl hatte etwas würde noch fehlen. Und ich mochte es! Ich mochte es ihm zuzusehen. Er sah dabei immer so zufrieden aus – richtig glücklich. Das war es, was er gerne machte und das schien auch mich zu freuen. Doch jedes Mal, wenn er mir eine Gitarre aufschwatzen wollte hielt ich sie nur verkrampft fest und wusste nicht weiter. Dabei hielt ich sie wirklich gerne. Es war ein vertrautes Gefühl. Doch sobald ich meine Fingerspitzen auf die Saiten legte fühlte ich mich wie ein Hochstapler. Ich hatte versucht mehrere Akkordreihen durchzugehen. Er hatte sie mir vorher natürlich gezeigt. Uruha war ein geduldiger Lehrer. Ich hatte es versucht, hatte mir wirklich Mühe gegeben. Dennoch hatte Uruha mich verzweifelt angesehen und sein ehrliches aber vernichtendes Kommentar dazu war: „Du spielst wie ein Anfänger!“
 

„Ich verspreche dir, dass ich es versuchen werde, in Ordnung?“, fragte ich ihn dann. „Ich kann es mir ja selbst nicht erklären. Schuhebinden geht doch auch, warum kann ich dann nicht einfach Gitarrespielen? Das habe ich doch die ganze Zeit über gemacht!“ Mir entkam ein frustrierter Seufzer und Uruhas Stäbchen blieben auf halbem Wege zu seinem Mund in der Luft hängen. Dann senkte er seinen Arm wieder und sah mich durchdringend an. „Du machst dir zu viel Druck! Niemand von uns erwartet, dass du dir die Gitarre umhängst und sofort deine Soli aus dem Ärmel schüttelst oder, dass du gleich die ganzen Songs auf Lager hast! Aber du scheinst das Gefühl zu haben, dass es genau so sein muss. Du verkrampfst dich sobald du eine Gitarre in die Finger bekommst, dabei musst du locker sein, wenn du spielst, sonst funktioniert es nicht!“ Er begann leicht zu lächeln und zuckte dann mit den Schultern. „Wirklich Yuu … mach dir bitte nicht selbst so einen Druck, wenn es dafür keinen Grund gibt!“ Pha er hatte ja leicht reden! Er konnte ja noch Gitarre spielen. Und im Grunde genommen…. „Yuu!“ Mahnend. „Wo bist du wieder mit deinen Gedanken!?“ Ich räusperte mich leicht und meine Stäbchen schlossen sich um ein Lachssushi. Mittlerweile hatte ich schon mitbekommen, dass er mich nur Yuu nannte, wenn er wirklich etwas ernst meinte. „Nein so gesehen macht mir niemand Druck. Aber wenn ich es nicht auf die Reihe bringe, wird das Folgen haben. Und je länger ich es nicht kann, desto schwieriger wird es für die Band. Ich hab zwar ein paar Dinge vergessen, aber ich bin nicht dämlich!“ Uruha sah mich erschrocken an und hob die Hände hoch, so als wollte er etwas abwehren. „Das habe ich niemals behauptet! Und doch musst du versuchen es langsamer anzugehen. Zuerst einfach nur ein paar Akkorde, bis du sicherer geworden bist. Wenn das klappt, können wir uns ein Soli vornehmen!“ Ich gab auf. Er war unerbittlich wenn es um das Gitarrespielen ging. Und damit lag er mir schon länger in den Ohren. Also würde ich es zumindest mal versuchen. „In Ordnung. Aber bitte nicht mehr heute, ja?“ Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und obwohl ich ihm gerne die Krätze an den Hals gewünscht hätte, sah er damit einfach nur … unglaublich gut aus.
 

Wir nahmen uns das nächste Fotoalbum vor. „Hat es hier angefangen?“, fragte ich ihn dann, als ich bemerkte, dass die Fotos sich veränderten. Er hob die Augenbrauen und sah mich fragend an. „Die Bilder“, erklärte ich ihm. „Es gibt immer weniger von der gesamten Band, dafür aber mehr von uns beiden.“ Oder eher von mir. Sein Blick war überrascht, als er nun auf die Bilder sah. „Das ist mir so noch nie aufgefallen. Aber ja … ich denke das war so die Zeit, als ich mich in dich verliebt habe.“ Ich konnte mir nicht helfen, aber das Thema war für mich unangenehm. Ich wollte nicht darüber sprechen. Nicht darüber, dass ich eigentlich sein Freund war. Nicht über die Erwartungen, die er an mich hatte. Und am allerwenigsten darüber, dass wir eigentlich beide Kerle waren. Auch wenn ich nicht mehr viel wusste, aber dass das nicht die Norm war, war mir sehr wohl klar! Außerdem spürte ich die Spannung, die sich zwischen uns aufbaute. Auch Uruha fühlte sich nicht wohl dabei das Thema anzusprechen. Doch vermutlich war es nun Zeit dafür. Wir waren seit meinem Aufwachen herumgeschlichen, hatten nicht miteinander geredet, sondern uns stumm aufs Abwarten geeinigt. Doch die Spannung, die sich immer mehr zwischen uns aufbaute, die Wand, die ich immer weiter zwischen uns hochzog wurde immer undurchdringlicher und drohte Dinge zu zerstören, die mir scheinbar ein Mal wichtig gewesen waren. Daher war es vielleicht besser darüber zu sprechen. Wenn es mir nicht gefiel, wenn ich nicht mit ihm klar kommen würde, dann konnte ich es immer noch abbrechen. Aber auch meine Beziehung zu Uruha war ein Teil meiner Vergangenheit und wenn ich schon alles wissen wollte, dann sollte ich mich auch für die letzten drei Jahre interessieren, für das Leben, das ich vor dem Unfall geführt hatte. Angst vor den Folgen des Gesprächs durfte mich nicht davon abhalten die Wahrheit zu erfahren.
 

Er begann leise zu lachen und riss mich aus meinen Gedanken. „Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, Aoi. Ich hab dich immer schon hübsch gefunden, auch damals. Doch nach und nach habe ich mich in dein Lächeln verliebt, in die Art, wie du in die Musik versinkst, wenn du spielst, das Blitzen deiner Augen, wenn wir miteinander herumgeblödelt haben. Aber es hat lange gedauert, bis ich erkannte, dass das zwischen uns mehr ist als nur Freundschaft. Die anderen gingen davon aus, dass wir einfach recht gute Freunde waren. Wir haben immer mehr Zeit miteinander verbracht …“ Er stockte, wollte aufhören, doch ich schüttelte den Kopf. „Erzähl es mir! Bitte.“ Obwohl ich dieses Thema bisher immer gemieden hatte, wollte ich es jetzt wissen. Wie war das alles zustande gekommen? Warum wir? Meine Neugierde wurde immer größer. Er musterte mich nur, nickte dann aber. „Wir sind eines Abends ungeplant miteinander im Bett gelandet – nach einer kleinen internen Feier. Ich glaube ich hab dir auch 1000 Mal gesagt, dass ich mich in dich verliebt hatte, während wir miteinander geschlafen hatten.“ Er schnaubte leise. „Gott, am nächsten Morgen konnte ich dir kaum in die Augen sehen, so verwirrt und nervös war ich. Du hast mich nur angesehen und deine einzige Frage war: ‚Hast du das gestern ernst gemeint?’ Gott sei Dank hab ich ja gesagt.“ Uruhas Blick lag auf dem nächsten Foto. Beinahe zärtlich strich er darüber und sah mich dann ruhig an. „Wir waren uns einig, dass wir es zumindest miteinander versuchen konnten, haben es am Anfang aber geheim gehalten. Wir gingen nie miteinander nach Hause, kamen nie gleichzeitig in die Arbeit, obwohl wir beieinander schliefen und niemand hat wirklich gemerkt, dass wir beide mehr teilten, als die Arbeit und unsere Freundschaft. Dann hat Reita uns auf dem Balkon erwischt, als wir rumgeknutscht hatten und obwohl er dichtgehalten hätte, haben wir beschlossen uns zu outen und die Beziehung zumindest unseren Bekannten nicht mehr vorzuenthalten.“ Es klang einfach, als er es so erzählte, doch ich erkannte den dunklen Schatten in seinen Augen. Es schien nicht so einfach gewesen zu sein, wie er es mich glauben lassen wollte. Doch ich fragte nicht. Mit dieser Geschichte hatte ich genug Stoff zum Nachdenken.
 

Irgendetwas musste er haben, was mich zu ihm gezogen hatte. Ansonsten hätten wir kaum 3 Jahre lang eine Beziehung geführt. Und diese war auch nur unterbrochen worden, weil ich im Krankenhaus gelandet war und mich nun nicht mehr an ihn erinnern konnte. Doch wenn ich davon ausging, dass alles stimmte, was er mir bisher erzählt hatte, und davon ging ich stark aus – er log mich nie an - dann hatten wir sehr viel miteinander durchgestanden. Ich konnte es ja vor mir zugeben. Er war ein hübscher Mann und dass er mich hübsch fand, brachte meinen Magen ziemlich in Aufruhr. Aber wer hörte so was nicht gerne? Außerdem gefiel mir seine Art. Er war recht ruhig und handelte immer bedacht, nie impulsiv und diese Ruhe gab mir im Moment einfach sehr viel Halt. „Uruha“, begann ich dann doch. „Wie würdest du unsere Beziehung beschreiben?“ Ich wagte mich hier auf sehr dünnes Eis. Aber meine innere Stimme drängte mich dazu. Ich musste eine Antwort auf diese Frage haben. Lange war es ruhig und Uruha schien zu überlegen, was er nun wohl am besten sagte, oder wie er es verpackte. „Ich würde sie als harmonisch beschreiben. Natürlich hatten wir unsere Differenzen, so wie es in jeder Beziehung Differenzen gibt. Zu sagen, es gäbe keine, wäre eine Lüge und ich würde dich niemals anlügen. Das haben wir uns schon am Anfang geschworen. Ich hasse es angelogen zu werden. Vor allem von Menschen, denen ich vertraue. Und ich vertraue dir.“ Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit und dehnte sich immer weiter aus. Er vertraute mir? Es war nur so ein kleines Wort, aber Vertrauen war hart erarbeitet! „Du bist alles für mich Aoi! Ich kann mich immer auf dich verlassen und wir haben bis jetzt sehr viel miteinander durchgestanden. Ich bin glücklich, dass ich dich habe“, sagte er dann leise. Ich sah ihn nur an. Darauf konnte ich nichts sagen. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Er war wirklich gnadenlos ehrlich und ich nahm mir vor das auch bei ihm zu sein. Aber diese Liebesbekundungen in dieser Situation zu hören brachte mich ganz durcheinander.
 

Ich fuhr mir durch die Haare und zuckte leicht zusammen, als er seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. „Oh … tut mir leid“, kam es heißer von ihm. Verdammt. Nun hatte ich ihn doch verletzt – wieder einmal. „Nein! Uruha es ist nur … du hast mich erschreckt. Ich war in Gedanken …“ War es tatsächlich nicht mehr? Er sah mich nur an, sagte aber nichts. Sein Blick war, wie oft in letzter Zeit, traurig, betrübt.

„Ich weiß nicht, was ich machen soll!“, platzte es dann aus mir heraus. Erstaunt wandte er sich wieder mir zu. „Ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll! Ich kann mich nicht an die Beziehung erinnern. Ich kann dich nicht in den Arm nehmen. Ich kann dich nicht berühren. Ich kann dich nicht küssen. Ich kann nicht mit dir schlafen! Ich … ich kann deine Erwartungen alle nicht erfüllen!“ Doch je mehr ich sprach, desto ernster wurde er. Dann schüttelte er einfach den Kopf.
 

„Das ist es also.“ Seine Stimme war leise, aber nicht wütend. „Hör Mal! Ich habe im Moment keine Erwartungen an dich. Ich verstehe, dass du nicht einfach da weitermachen kannst, wo es aufgehört hat. Und darum bitte ich dich auch nicht. Wir hatten zwar eine Beziehung und ich bitte dich auch, dass du sie nicht einfach so beendest, auch wenn wir sie im Moment nicht weiterführen können, wie ich sie kenne. Natürlich verstehe ich, dass du nicht bereit bist einen Fremden zu küssen oder mit ihm Sex zu haben…“ Ich wollte protestieren, doch er hob nur die Hand und sprach weiter. „Ich bin für dich ein Fremder, auch wenn du mich seit Jahren kennst. Im Moment bin ich jemand, zu dem du kein Vertrauen hast. Unsere Beziehung basiert auf Vertrauen. Alles, was wir miteinander machten und hatten, basierte auf Vertrauen. Ich werde dich nie zu etwas zwingen, zu dem du nicht bereit bist.“ Ich hörte beinahe, wie die ganze Felswand von meinem Herzen rutschte und auf dem Boden zerschellte. „Lass uns fürs Erste einfach Freunde sein, in Ordnung?“ Es fühlte sich plötzlich alles so leicht an. Es war das Einfachste, was er zu mir sagen konnte und gleichzeitig auch das, was die Wand, die ich zwischen uns aufgebaut hatte zum Einstürzen brachte. Die Erleichterung schien mir anzusehen zu sein, denn Uruha begann zu lächeln. „Dummerchen! Ich würde nie etwas von dir verlangen, zu dem du nicht bereit bist. Das habe ich noch nie und das werde ich auch nie!“
 

Wieder breitete sich Stille zwischen uns aus. Ich war erleichtert, wusste aber nicht, was ich jetzt sagen sollte. Wochenlang hatte ich Angst vor seinen Erwartungen mir gegenüber gehabt. Was er haben wollte, wenn ich hier bei ihm einzog, wobei es genauso gut auch meine Wohnung war. Ich hatte Angst vor seinen Berührungen gehabt, weil ich mich davor fürchtete, dass es nicht bei einer freundschaftlichen Berührung bleiben würde. Und dann war er einfach so verständnisvoll und stellte sich selbst wieder hinten an. Eigentlich hätte ich mir das auch denken können. Uruha beendete das Schweigen, indem er das letzte Album heranzog und es zwischen uns legte. Wir blätterten es zusammen durch und ich war erleichtert, dass die Spannung zwischen uns mit einem Mal verschwunden war. Wir hatten beide die Fronten geklärt, wussten, woran wir waren und dieses Gespräch hatte uns wirklich sehr viel weiter gebracht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gedankenchaotin
2015-10-19T10:28:34+00:00 19.10.2015 12:28
Ach Uruha..
es muss echt schwer für ihn gewesen zu sein, Aoi vorzuschlagen, nur Freunde zu sein, aber das ist momentan vermutlich einfach das beste.
Vielleicht kann sich ja aber auch Aoi ein wenig mehr.. annähern, jetzt wo er weiss, dass Uruha keine Erwartungen an ihn hat und ihm alle Zeit der Welt lässt, egal wie sehr er selbst währenddessen leiden muss.

Freu mich auch auf nächste Woche

Mel
Antwort von:  dani
21.10.2015 20:34
Hi Mel!

Oh ja das BÖSE F-Wort, wenn es um Beziehungen geht, nicht wahr?
Für eine Seite ist es immer schwerer als für die andere und jeder weiß, dass einfach nur Freunde zu sein nicht so leicht umzusetzen ist, wie man vielleicht glaubt. Tja, du darfst gespannt sein, wie es weitergeht.

LG dani
Von:  TheNamelessLiberty
2015-10-18T18:02:24+00:00 18.10.2015 20:02
Mensch wenn ich das so lese will ich Aoi schütteln in der Hoffnung das er sich dadurch wieder erinnert! xD
Immerhin haben sie sich nun mehr oder weniger über ihre Beziehung ausgesprochen und ich hoffe das Aoi dadurch ein wenig offener gegenüber Uruha wird. Mit Sicherheit war es auch nicht leicht für Uruha das zu Yuu zu sagen..aber es musste sein..sonst würden sie wirklich noch stecken bleiben!

Freue mich jetzt (schon wieder) auf nächsten Sonntag.
LG Lin =)
Antwort von:  dani
21.10.2015 20:32
Hi Lin!

Du kannst gerne schütteln, aber ich glaub nicht, dass er sich erinnern wird ;)
Ich denke, dass es mal wichtig war, sie miteinander sprechen zu lassen. Das war längst ausständig.
Es ist sicherlich für keinen der beiden einfach ... Uruha auf der einen Seite wünscht sich seinen Partner zurück, Aoi auf der anderen Seite ist das Ganze unangenehm, weil er sich nicht erinnern kann. Das gibt sehr viel Problempotential, wie ihr bald erfahren werdet *zwinker*

Bis nächste Woche dann!
LG dani


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