Kapitel 05: Sonnencreme
„Muss das sein?“, nörgelte Ruffy.
Nami seufzte. Sie wollte eigentlich, dass er sich freut, denn immerhin wäre dies der unumstößliche Beweis für sein Interesse an ihr gewesen. Aber die Freude blieb aus und die weinerliche Natur ihres Kapitäns kam zum Vorschein. Auch wenn sie der Rückschlag traf, hatte sie sich fest vorgenommen nicht aufzugeben.
Sie hatte die wenigen Minuten, die sie allein in ihrem Zimmer war, dafür genutzt sich zwei Pläne auszudenken. Sie kam zu dem Schluss, dass ihr zweiter Plan deutlich riskanter war, weswegen sie zuerst auf ihren Plan mit der Sonnencreme zurückgriff. Da dieser nun gescheitert war, entschied sie sich dazu am Abend ihren zweiten Plan durchzuführen.
'Vielleicht ist er auch nur genervt, da er mein Sklave sein muss.', rechtfertigte die Orangehaarige das Scheitern ihres Planes.
Nun legte sie sich auf die Sonnenliege und drehte sich so, dass ihr Rücken zu ihrem Kapitän zeigte. Sie wollte nicht darauf verzichten, dass Ruffy ihren Rücken eincremt, nur weil ihr Plan gescheitert ist. Die Navigatorin hatte nämlich tatsächlich vergessen sich vor der Sonne zu schützen und auch, dass sie sich nun sonnen wollte, war keine Lüge. Sie freute sich schon seitdem sie sich den Plan ausgedacht hatte darauf Ruffys Hände auf ihrem Rücken zu spüren und sich von ihm verwöhnen zu lassen. Allein der Gedanke daran sorgte bei ihr für ein Kribbeln im Bauch.
„Nami-san, ich könnte dich auch eincremen! Ich wäre auch viel zärtlicher als dieser beschissene Grobian!“, protestierte nun Sanji. Die junge Frau seufzte kurz und drehte dann ihren Kopf zur Seite, um den Koch anzugucken.
„Ist schon gut, Sanji-kun. Ruffy soll das übernehmen, immerhin ist das seine Strafe.“
„Wenn du meinst…“, gab sich der Blonde geschlagen.
Nun benutzte Nami ihre rechte Hand, um ihre langen Haare von ihrem Rücken zu streifen und wartete darauf, dass ihr Kapitän sie fragte, ob er anfangen darf. Aber diese Frage kam nicht, da er stattdessen einfach anfing die Sonnencreme auf dem Rücken seiner Navigatorin zu verteilen. Die Orangehaarige zuckte bei seiner Berührung sofort zusammen, entspannte sich aber gleich wieder. Ruffy war zwar nicht sehr zärtlich, aber auch nicht grob und Nami musste zugeben, dass ihr das Gefühl seiner warmen, starken Hände auf ihrem Rücken gefiel. Gleichzeitig jagte ihr der Kontakt der kalten Sonnencreme mit ihrer erhitzten Haut, die durch die Sonneneinstrahlung und ihrer Nervosität entstand, einen Schauer über den Rücken.
Der Schwarzhaarige hatte auf der Höhe ihrer Taille angefangen sie einzucremen und bewegte sich immer weiter auf ihre Schulterblätter zu, wo er jedoch einem kleinen Problem begegnete: Das Band von Namis Bikinioberteil war ihm im Weg. Ohne groß darüber nachzudenken, löste er schnell den Knoten, wodurch sich umgehend die Augen der jungen Frau weiteten und sie rot anlief. Sie wollte sich zu ihm umdrehen, um ihm ins Gesicht zu gucken, allerdings musste sie feststellen, dass ihr Bikinioberteil auf der Sonnenliege liegen bleiben würde, wenn sie ihren Oberkörper anhebt. Da sie weder Ruffy, noch dem Rest der Bande, ihren entblößten Oberkörper zeigen wollte, entschied sie sich dazu liegen zu bleiben.
„W-Was m-machst du da, R-Ruffy?!“, stammelte Nami nervös.
„Ich dachte ich soll dich eincremen?“, war die simple Antwort des Angesprochenen, der sie mit gehobener Augenbraue anschaute. „Das Ding war mir im Weg.“
„Du kannst doch nicht einfach so den Bikini einer Frau losbinden!“, erklärte die Orangehaarige.
„Echt nicht? Ich renn’ doch auch immer ohne Oberteil am Strand herum. Das fühlt sich sogar ganz toll an!“
„Das kannst du doch nicht miteinander vergleichen!“
„Wieso nicht?“
Nami ließ erschöpft ihren Kopf zurück auf ihre Arme sinken. Anscheinend war ihrem Kapitän nicht einmal der Unterschied zwischen ihren beiden Geschlechtern bewusst. Aber auch das sollte nicht dafür sorgen, dass sie ihren zweiten Plan aufgibt.
Ein wenig später war Ruffy mit dem Eincremen ihres Rückens fertig. In der Zwischenzeit konnte sich die junge Frau wieder entspannen und ließ sich von den Händen ihres Kapitäns verwöhnen. Allerdings stellte dieser dann eine Frage, die dafür sorgte, dass ihr Herz kurz aussetzte.
„Kannst du dich umdrehen?“
„W-Was? U-Umdrehen? Warum?“, fragte Nami schockiert.
„Ich dachte du willst keinen Sonnenbrand kriegen?!“, stellte der Schwarzhaarige leicht genervt klar. Er verstand nicht, warum seine Navigatorin die ganze Zeit so komisch reagierte. „Selbst wenn ich nur mit Lysop und Chopper am Strand spielen will, sagt mir Robin jedes Mal, dass ich darauf achten soll, dass ich mich auch gut eingecremt habe.“
„Er hat Recht, Nami.“, stimmte Robin zu und schaute die Orangehaarige neben sich an, die nur entgeistert zurückguckte. „Du musst deinen ganzen Körper eincremen, sonst holst du dir später einen Sonnenbrand, wenn du dich umdrehst.“
„Robin!“, flüsterte Nami laut. „Was soll das?! Warum fällst du mir so in den Rücken?!“
„Na~mi~!“, nörgelte der Gummimensch nun und seiner Stimme nach zu urteilen, wurde er langsam sehr ungeduldig. „Drehst du dich jetzt um oder nicht?“
„Ähhm…“
Die Orangehaarige konnte keine Worte finden. Allein das Gefühl Ruffys Hände auf ihrem Rücken zu spüren, war für sie sehr aufregend. Aber sie konnte sich noch unter Kontrolle halten, da sie ihren Kapitän nicht direkt anschauen musste. Wenn sie sich jetzt aber auf den Rücken legen sollte, würde sie ihm direkt ins Gesicht schauen. Die einzigen Alternativen wären, dass sie die ganze Zeit beschämt zur Seite schaut oder die Augen geschlossen hielt. Beides würde die Situation noch unangenehmer machen.
Die Navigatorin zuckte kurz zusammen, als sie spürte, wie zwei Hände ihr Bikinioberteil wieder zubanden. Sie wollte sich gerade wieder zu Ruffy umdrehen, soweit wie es ihr im Liegen möglich war, um ihn erneut darauf hinzuweisen, dass man so nicht mit dem Bikini einer Frau umgehen kann. Sie konnte aber aus dem Augenwinkel erkennen, dass Robin ihre Arme überkreuzt hielt und schlussfolgerte, dass sie ihre Teufelskräfte benutzt, um das Kleidungsstück wieder zuzubinden.
„Ich dachte ich helfe dir kurz. Nicht, dass du vergisst ihn wieder zuzubinden.“, erklärte Robin.
Nami kam der Verzweiflung immer näher. Eigentlich hatte sie Ruffy zu ihrem Sklaven gemacht, damit dieser tun musste, was sie ihm befahl. Es war die perfekte Möglichkeit ohne Probleme zu testen, ob ihr Kapitän etwas für sie empfindet. Jedoch sorgte seine Naivität dafür, dass der Spieß umgedreht wurde. Dadurch, dass er ihr sagte, dass sie sich umdrehen soll, zwang er sie dazu ihn anzuschauen, während er sie eincremte. Allein der Gedanke daran sorgte dafür, dass sich das Gesicht der jungen Frau erhitzte und rot wurde.
Sie schluckte nervös und drehte sich langsam auf den Rücken. Dieses Mal konnte sie sämtliche Aktionen ihres Kapitäns sehen und das ließ ihr Herz deutlich schneller schlagen. Er gab sich etwas Sonnencreme auf seine linke Hand, welche sich sogleich ihrem Bauch näherte. Die Orangehaarige schloss ihre Augen, krallte sich in ihrer Liege fest und bereitete sich darauf vor das kalte Gefühl der Sonnencreme, gefolgt von der Wärme seiner Hände zu spüren.
Als Ruffys linke Hand dann endlich ihren Bauch berührte, wurde Namis Griff noch verkrampfter und sie fühlte, wie ihr ganzer Körper von einem wohligen Gefühl durchströmt wurde, welches dafür sorgte, dass ihr Körper zitterte. Nun merkte selbst der Strohhut-Kapitän, dass etwas nicht stimmte.
„Nami, ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.
'Na toll! Ich wollte wissen, ob er etwas für mich empfindet und was passiert?! Er macht mich mit seinen Berührungen wahnsinnig!', regte sich die Navigatorin in Gedanken auf. Sie ärgerte sich darüber, dass Ruffy es mühelos schaffte, dass sie ihre Gefühle für ihn verriet, aber er im Gegenzug keine Anzeichen von sich gab, dass er auch etwas für sie empfindet.
„J-ja, alles gut...“, antwortete die Angesprochene mit nervöser Stimme. „Die Sonnencreme ist nur ein wenig kalt.“
„Wenn du meinst…“
Der Schwarzhaarige glaubte ihr und fuhr deswegen fort sie einzucremen. Da Nami nun Ruffy dabei zugucken konnte, sah sie, wie er seine Zunge aus seinem rechten Mundwinkel streckte. Das half ihm scheinbar sich zu konzentrieren, immerhin musste er für eine längere Zeit ruhig stehen bleiben und gleichzeitig darauf achten seiner Navigatorin nicht wehzutun.
Diese musste derweil all ihre Willenskraft benutzen, um ihre Augen offen zu halten und zu verhindern, dass sie errötete. Einzig ihre schwere Atmung konnte sie nicht unter Kontrolle bringen, was gut an ihrem Brustkorb zu sehen war, der sich deutlich stärker hob und wieder senkte. Sie wollte unter allen Umständen verhindern, dass außer Robin noch jemand etwas über ihre Gefühle wusste. Nami hatte die Befürchtung, dass das alles nur noch schwieriger machen würde.
Ruffy schien sehr darauf zu achten jeden Winkel ihrer Haut vor der Sonne zu schützen. Das war auch kein Wunder, immerhin achtete Robin jedes Mal, wenn die Bande einen Strand erreichte, darauf, dass er sich vernünftig eincremte. Zusammen mit Lysop und Chopper lief er nämlich am meisten im Freien herum und konnte deswegen sehr leicht einen Sonnenbrand kriegen. Lysop achtete immer darauf, dass er sich gut vor der Sonne schützte und Chopper entging, dank seinem Fell, der Gefahr einen Sonnenbrand zu kriegen. Teilweise übernahm sogar die Archäologin das Eincremen für Ruffy mit der Begründung, dass sie nicht wollte, dass irgendetwas passiert. Gerade nach der zweijährigen Trennung der Strohhut-Bande schien Robin deutlich fürsorglicher gegenüber ihrem Kapitän zu sein.
Und genau das wurde Nami jetzt zum Verhängnis. Denn der Schwarzhaarige kam nun ihrem Busen immer näher und die Orangehaarige hatte Angst, dass er diesen auch noch eincremen würde. Immerhin hatte ihr Bikini ihn vorher auch nicht gestoppt. Zum einen wusste sie nicht, was sie dann hätte tun sollen und zum anderen hätte Sanji ihm dann vermutlich sofort einen Freiflug ins Meer spendiert. Zu ihrem Glück schien der Kapitän aber zu verstehen, dass er diesen Teil ihres Körpers nicht mit der Sonnencreme einreiben brauchte. Obwohl sie davon ausging, dass er ihre Brüste nur ignorierte, da diese von Kleidung verdeckt wurden. Selbst er müsste wissen, dass man die angezogenen Teile des Körpers nicht vor der Sonne schützen musste.
Für Nami war ihr Plan mittlerweile fast zur Folter geworden. Sie musste sich sehr anstrengen, um nicht durch Ruffys Berührungen verrückt zu werden. Deswegen war sie sehr erleichtert, als ihr Kapitän schlussendlich verkündete, dass er fertig war und die Flasche Sonnencreme neben ihre Liege in den Sand stellte.
Unbemerkt von Ruffy und Nami fing Robin kurz an leicht zu grinsen, bevor ihr Gesichtsausdruck wieder ernster wurde. Sie schob ihre Sonnenbrille auf ihren Kopf und legte ihr Buch geöffnet an ihre Brust.
„Ruffy, ich hab dir doch schon häufiger gesagt, dass du beim Eincremen nicht die Arme und Beine vergessen darfst.“, erinnerte die Schwarzhaarige ihren Kapitän.
„Ach ja, stimmt!“, sagte dieser mit einem breiten Grinsen und nahm die Flasche Sonnencreme wieder vom Boden auf.
Erneut gab sich der Strohhut-Kapitän eine kleine Menge Sonnencreme auf seine Handfläche und fing an diese auf Namis linkem Bein zu verteilen. Dabei begann er mit ihrem Unterschenkel und arbeitete sich weiter zu ihrem Oberschenkel vor. Sie hoffte inständig, dass ihre Bekleidung ihn erneut davon abhalten würde zu weit zu gehen und auch dieses Mal hatte sie Glück. Danach wiederholte er dasselbe mit ihrem rechten Bein. Ruffy hob sogar ihre Beine an, um deren Unterseite zu erwischen. Zuletzt musste die junge Frau nur noch ihre Arme ausstrecken und der Strohhut-Kapitän cremte auch diese ein.
Danach stellte er die Flasche erneut in den Sand und musterte den Körper seiner Navigatorin, da er scheinbar sehr stolz auf seine Arbeit war. Dabei schien er in eine Art Trance zu verfallen. Als Nami bemerkte, dass sie von ihrem Kapitän angestarrt wurde, erhitzten sich ihre Wangen und wurden leicht rot. Sie wollte seinem Blick entgehen, weil es ihr ein wenig peinlich war, dass Ruffy dank ihres Plans seine Hände über den Großteil ihres Körpers wandern lassen konnte.
„Ähm, das war alles fürs Erste… Du kannst gehen…“, sagte Nami unsicher und diese Worten sorgten dafür, dass die Trance des Schwarzhaarigen durchdrungen wurde.
“Okay…”, war dessen kurze Antwort.
Anstatt wie üblich wegzurennen, machte Ruffy sich, scheinbar immer noch in Gedanken versunken, langsam auf den Weg in Richtung Meer, um sich die restliche Sonnencreme auf seinen Händen abzuwaschen.
Normalerweise wäre der Navigatorin aufgefallen, dass sich ihr Kapitän merkwürdig verhielt, aber in ihrem jetzigen Zustand war sie zu sehr damit beschäftigt ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Jedoch bemerkte Robin sein verändertes Verhalten und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
Unterdessen lief Chopper zu dem Strohhut-Kapitän, um ihn zu fragen, warum er Nami eingecremt hat. Aber dieser reagierte nicht auf seine Zurufe, da er scheinbar immer noch geistesabwesend war.
„Ruffy!“, versuchte es das Rentier erneut, bekam jedoch weiterhin keine Reaktion. „RUFFY!!“, brüllte er nun laut, woraufhin der Angesprochene endlich zusammenzuckte und ihn anschaute.
„Warum schreist du denn so?“, wollte der Schwarzhaarige wissen und schaute ihn mit gerunzelter Stirn an.
„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Du verhältst dich schon wieder so komisch.“
„Komisch?“
„Ich hab dich fünf Mal gerufen! Ist dir vielleicht schwindelig oder hast du Kopfschmerzen?“, fragte der Doktor besorgt. Es gefiel ihm nicht, dass sich Ruffy so anders verhielt.
„Mhh… Ich hab so ein komisches Gefühl im Bauch…“, antwortete der Kapitän und hielt sich mit seiner rechten Hand seinen Bauch.
„Dachte ich mir doch, dass etwas nicht stimmt! Komm bitte mit mir mit.“, erklärte Chopper und fing an in Richtung der Thousand Sunny zu laufen. „Ich untersuche dich besser. Selbst die kleinsten Anzeichen einer Krankheit darf man nicht ignorieren. So etwas kann sehr schnell ziemlich schlimm werden. Ich denke zwar, dass du einfach nur Magenschmerzen hast, da du heute morgen ziemlich viel gegessen hast, aber ich will lieber auf Nummer sicher gehen. Vielleicht hast du dir aber auch den Magen verdorben, als du in der Nacht noch Essen geklaut hast. Das ist nicht sonderlich gut für die Verdauung…“
Während sich Ruffy und Chopper auf den Weg zur Sunny machten, konnte sich Nami in der Zwischenzeit wieder beruhigen und sonnte sich nun endlich, wie sie es eigentlich geplant hatte. Erneut griff sie auf den Früchteteller, der auf dem kleinen Tisch neben ihr stand und musste verwundert feststellen, dass sie zwar den Teller erwischte, aber darauf nichts lag. Ein Blick zur Seite verriet ihr, dass sie genau an die gleiche Stelle packte, an der vorher das Apfelstück lag, was sie bereits gegessen hatte. Stattdessen nahm sie sich ein Stück Birne und entspannte sich wieder.
Aber irgendetwas kam ihr komisch vor. Sie starrte wieder auf den Teller und nach einiger Überlegung kam ihr ein Geistesblitz. Die junge Frau war sich nun sicher, dass Ruffys Sturz kein Unfall war, sondern mit Absicht hervorgerufen wurde. Darüber hinaus hatte sie auch noch einen Beweis für ihre Theorie. Und sie hatte bereits eine konkrete Vermutung, wer ihren Kapitän hat stürzen lassen.
„Robin…“, fing die Orangehaarige an, wobei ihr Pony ihre Augen verdeckte, was es unmöglich machte ihren Gesichtsausdruck zu deuten.