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Echoes

Marco x Ace
von

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Das Echo von gegenseitiger Aufopferung

»Also wirklich... ist das hier eine Totenfeier oder eine Versammlung?! Hier herrscht ja eine Stimmung wie auf einer Beerdigung! Jetzt erzählt mir bloß nicht, dass das hier immer so gesittet abläuft, das glaub' ich euch nämlich nicht, gurarararara!«
 

Seit langer Zeit nahm der Kaiser mal wieder an einem Treffen der Kommandanten teil und dementsprechend vorbildlich wollten sich natürlich alle verhalten, um ihrem Vater zu beweisen, dass auch in seiner Abwesenheit alles zu seiner vollsten Zufriedenheit lief. Also hatten sich alle um besonders viel Ordnung und einen akkuraten Ablauf ihres Treffens bemüht.
 

Doch Whitebeard ließ sich nichts vormachen und ganz ehrlich... der Kaiser hatte keine riesige Familie um sich versammelt, damit er in Langeweile umkam. Edward Newgate hatte diesen ganzen verrückten Haufen um sich gescharrt, damit er sich eben niemals einsam fühlen musste und darauf verlassen konnte, dass immer Leben um ihn herrschte.
 

Alle Kommandanten sahen sich beim amüsierten Lachen ihres Vaters schuldbewusst an, bevor eine unsichtbare Last von ihren Schultern abzufallen schien... und dann war der Raum gefüllt mit den üblichen Stichel- und Neckereien, mit regen Diskussionen und Meinungsaustausch, der manchmal - öfters - auch in liebevollen Handgreiflichkeiten ausartete.
 

Und über all dem thronte der mächtige, gütige Pirat und betrachtete seine Kinder mit grenzenloser Zuneigung. Besonders Marco und Ace fielen ihm ins Auge, denn obwohl er jeden einzelnen in seiner Crew liebte, so lagen ihm diese beiden „Sorgenkinder“ und deren Entwicklung und Glück doch ganz besonders am Herzen.
 

Er hatte seinen ältesten Vertrauten und Stellvertreter ganz gewiss nicht ohne Grund auf den hitzigen Jungspund angesetzt - er tat selten etwas ohne triftigen Grund - und auch wenn er zu Anfang seinem ersten Kommandanten damit bewusst sehr viel zusätzliche Arbeit zugemutet hatte, so schien sich das doch jetzt auszuzahlen... und er konnte mit äußerster Zufriedenheit feststellen, dass sein insgeheimer Plan offenbar aufzugehen schien.
 

Die beiden saßen - wie eigentlich immer - nebeneinander, Marco schob sich die Brille höher auf der Nase und blätterte geschäftig durch seine Papiere, während er seinen Bericht über die letzten Beutezüge hielt.
 

Und Ace ging ihm dabei hilfreich zur Hand, indem er ihm zum richtigen Zeitpunkt die passenden Listen und Tabellen zuschob und sogar ungefragt seinen flammenden Finger bereit hielt, als der Phönix geistesabwesend eine Zigarette hervor friemelte und jene zwischen die Lippen klemmte.
 

Ja, die beiden waren ein inzwischen sehr eingespieltes Team, ihre Handgriffe waren gänzlich unbewusst aufeinander abgestimmt und sie schienen sich ohne viele Worte zu verstehen. Diese perfekte Einigkeit hatte der Kaiser schon des öfteren beobachtet, wenn die beiden in den frühen Morgenstunden allein an Deck trainierten.
 

Ihre Bewegungen glichen dann fast einem Tanz, wo auf einen Schritt immer der nächste folgen musste - eine beispiellose Harmonie ihrer Teufelskräfte, die die beiden miteinander verband und Whitebeard konnte sich für diesen cleveren Schachzug nur immer wieder selbst auf die Schulter klopfen.
 

Er hatte es gewusst - Ace' Feuer bereicherte seine Mannschaft und brachte eine unbeschreibliche Leidenschaft in seine Truppe... und vor allem in seinen kühlen, kontrollierten ersten Kommandanten, bei dem es zwingend nötig war, ihm das Leben und dessen Freuden wieder näher zu bringen.
 

Doch mit dem folgenden Vorfall hatte dann selbst der weitgereiste, alteingesessene Pirat nicht gerechnet...
 

Ace lehnte sich zu Marco hinüber - als Vista gerade eine sehr gestenreiche Ausführung seines Berichtes ablegte - und zeigte seinem Mentor irgendetwas auf einem Stück Papier, vermutlich eine Zeichnung, die er zuvor mit viel Enthusiasmus angefertigt hatte. Marco schluckte und räusperte sich vernehmlich, seine Mundwinkel zuckten verräterisch und er bekam deutlich mehr Gesichtsfarbe, als er offenbar mühsam ein Lachen zurückhielt.
 

Doch er scheiterte kläglich, als Ace hinterhältig nachsetzte und ihm grinsend etwas zuflüsterte, während er verstohlen auf Vista zeigte... und aus Marco brach es heraus wie eine unaufhaltbare Lawine. Er prustete so laut los, dass sich alle Köpfe ruckartig zu ihm umwandten und Vista seinen Bericht abbrechen musste, da er eh jegliche Aufmerksamkeit verloren hatte.
 

Alle sahen jetzt Marco entgeistert an, der hochrot mit seiner Fassung rang, während er sich die Faust gegen die Lippen drückte und sich irgendwie zu beruhigen versuchte... doch je mehr er es unterdrücken wollte, desto schlimmer schien es zu werden. Der Phönix wurde regelrecht von seinem Lachkrampf geschüttelt, sodass selbst seine Augen anfingen zu tränen.
 

Das tiefe, satte Lachen des Phönix nahm den ganzen Raum ein... und Ace saß bis über beide Ohren grinsend neben ihm und wirkte ziemlich selbstzufrieden über den Kontrollverlust seines Mentors, während alle anderen Kommandanten fast schon schockiert aussahen.
 

»Kann mich mal jemand kneifen... ich glaub's sonst nicht...«

»Jetzt ist es soweit... jetzt dreht er durch...«

»Ist das ein Lachen?! Ich hab's von ihm nämlich noch nie gehört, deswegen frag' ich...«

»Das ist irgendwie gruselig...«

»Okay, wenn die Weltregierung morgen noch erklärt, dass alle Piraten rechtschaffene Bürger sind, dann weiß ich ganz sicher, dass wir alle dem Untergang geweiht sind...«
 

Da der Phönix offenbar nicht in der Lage schien sich zu beruhigen, griff sich Ace kurzerhand dessen Papiere und führte die Versammlung ohne weitere Zwischenfälle recht souverän zu Ende, auch wenn die Aufmerksamkeit merklich gelitten hatte, denn... mal ehrlich, wer hatte den kühlen, sonst immer so ernsthaften Kommandant der ersten Division jemals so lachen gehört?!
 

Irgendwie schielten alle den Rest ihres Treffens über zu Marco in der hoffnungsvollen Erwartung, dass sich das eben Geschehene wiederholen könnte. Zumindest würde der Vorfall in den nächsten Tagen bestimmt noch für genug Gesprächsstoff sorgen.
 

»Ace... du bleibst mal noch hier«, verlangte Whitebeard, nachdem sich die Versammlung aufgelöst hatte und die meisten der Kommandanten bereits gegangen waren.
 

Auweia. Die Feuerfaust erstarrte mitten in der Bewegung gerade schwungvoll aus der Tür spazieren zu wollen und kreiselte auf dem Stiefelabsatz zögerlich wieder herum. Er zog schon den Kopf zwischen die Schultern und setzte sein bestes, strahlenstes Lächeln auf, um das folgende Donnerwetter etwas abzumildern.
 

Marco warf ihm noch einen kurzen Blick zu, der gleichauf mitleidig wie schadenfroh war - so was bekam auch nur dieser elende Phönix hin! - dann zog er die Tür hinter sich zu und ließ seinen Schützling allein in der eingebrockten Suppe baden.
 

Garantiert wollte Pops ihn für sein Verhalten die Leviten lesen! Er hätte sich diesen Scherz über Vista vielleicht echt verbeißen sollen... oder hatte Whitebeard eine seiner älteren Missetaten herausgefunden?! Vielleicht dieses klitzekleine Missgeschick mit den Headstone-Piraten...
 

»Mein Junge, sag'... was hast du mit Marco gemacht?«, verlangte der Kaiser mit strenger Stimme zu wissen und tippte abwartend auf die Lehne seines Stuhles, während er Ace ergründend fixierte.
 

Der schluckte nervös und kratzte sich dann etwas ratlos die Nase. »Mit Marco?! Eh... nichts?! Also... zumindest nichts bewusst...«, versuchte er das Thema vorsichtig zu umschiffen, aber entschuldigen konnte ja erst mal nie falsch sein. »Pops, es tut mir leid...-«
 

»Ace, weißt du, wann ich Marco das letzte Mal so lachen gehört habe?«, unterbrach ihn Whitebeard mit einer rügen Handbewegung und als der Feuerbändiger recht verwirrt den Mund zuklappte und den Kopf schüttelte, setzte er nach: »Noch nie, Ace. Noch nie.«
 

Die Feuerfaust blinzelte aus dem Konzept gebracht. Der junge Kommandant versuchte zu verstehen, was ihm der mächtige Pirat damit sagen wollte, denn eigentlich hatte er eine Rüge erwartet, vielleicht auf Grund seines Verhaltens oder einer alten Schandtat.
 

Stattdessen lächelte ihn der alte Pirat jetzt gütig an. »Ich hab' Marco noch nie so fröhlich und gelöst erlebt. Ihr scheint gut miteinander auszukommen?!«
 

»Ähm... ja, ich... denk' schon«, stimmte Ace etwas verunsichert zu, denn so recht wusste er nicht, worauf der Kaiser hinaus wollte. Der winkte ihn heran und der junge Kommandant trat folgsam näher. Wieder einmal fiel ihm auf wie imposant dieser Pirat wirkte... und das lag nicht nur an seiner überragenden Größe.
 

Whitebeard schaffte es allein mit seiner Präsenz Ehrfurcht zu erzeugen. Und mit diesem freundlichen, väterlichen Gesicht, in dessen Augen Stolz und Liebe für all seine Kinder leuchtete.
 

»Es gibt etwas, was Marco schon lange braucht. Einen Freund. Jemand, der ihn unterstützt. Und es freut mich, dass er in dir offenbar einen solchen gefunden hat. Du tust ihm gut. Er scheint dich wirklich gern zu haben«, erklärte ihm der alte Pirat mit einem zufriedenen Schmunzeln.
 

Ace konnte nicht verhindern, dass er unter dieser ungewohnten Ehrlichkeit leicht errötete. Er rieb sich verlegen den Nacken und senkte den Blick auf seine Stiefelspitzen. »Ja... naja, ich... hoffe es. Ich... mag ihn auch ganz gern...«, murmelte er schwächlich.
 

Die Wahrheit zu ahnen war eine Sache, sie so offen ausgesprochen zu hören eine ganz andere... und trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ein warmes Kribbeln durch seinen Magen zog. Er scheint dich wirklich gern zu haben.
 

Whitebeard schien zu spüren, dass Ace solch freundliche Worte schnell zu viel wurden, deswegen fuhr er unbeirrt fort: »Marco lastete sich immer viel zu viel auf. Er ist so grundehrlich und pflichtbewusst, dass er sich oft selbst vergisst. Er kann etwas Hilfe gut gebrauchen, vor allem, wenn ich irgendwann mal nicht mehr...-«
 

Ace' Kopf ruckte erschrocken nach oben. »Sag' so was nicht, Pops...« Er wollte es sich nicht vorstellen, dass sein Vater sie in absehbarer Zeit verlassen könnte. Er liebte diesen alten Mann, der ihn so vorurteilsfrei aufgenommen hatte... mit der ganzen Tiefe seines Herzens, zu der er - das Teufelskind - imstande war.
 

Whitebeard lachte grollend. »Das Sterben gehört zum Leben wie der Tod. Und irgendwann werde ich sterben, das ist unvermeidlich. Ich möchte nur sicher sein, dass es meinen Kindern dann an nichts fehlen wird, wenn ich nicht mehr bin. Und gerade Marco... er würde wahrscheinlich nie um Hilfe bitten, so ist er einfach nicht, aber er kann nicht immer alles allein stemmen. Er wird dich dann brauchen, Ace.«
 

Der junge Kommandant straffte sich und sah seinen Kapitän versichernd an. »Ich werde für ihn da sein, Vater. Das verspreche ich dir.«
 

Eine große Hand legte sich auf seine Schulter und Ace durchflutete das kaum gekannte Gefühl von väterlicher Zuneigung, von in ihn gesetzter Hoffnung und Stolz. »Danke, mein Sohn. Und nun geh', bevor du nichts mehr vom Abendessen abbekommst, gurararara!«
 

Ace war daraufhin natürlich ganz schnell in die Kantine gesprintet, doch das Gespräch mit dem Kaiser ließ ihn auch während der Mahlzeit nicht wirklich los... vor allem, da Marco mal wieder weit und breit nicht zu sehen war. Der wird doch nicht schon wieder das Essen verpassen? Dieser Dummkopf verlässt sich immer viel zu sehr auf seine Teufelskraft...
 

Schnell schob sich die Feuerfaust noch eine gewaltige Ladung Fleisch in die Backen, was die Nakama an seinem Tisch verwundert die Augen aufreißen ließ, dann lud er einen Teller bis zum Bersten mit allerlei Köstlichkeiten voll - völlig ausblendend, dass Marco niemals so viel aß wie er - und machte sich auf den Weg zu seinem Mentor.
 

Inzwischen war das schon zu einem kleinen Ritual zwischen ihnen geworden, dass er dem älteren Kommandanten ab und an das Essen brachte, weil der das in seinem Übereifer wieder mal völlig vergessen hatte.
 

»Hey, Mar-...«, Ace brach mitten im Wort ab, als er in die Kajüte des Phönix stürmte und völlig perplex stehen blieb, den Teller mit dem Essen noch in der Hand.
 

Die Feuerfaust blinzelte irritiert. Sein Mentor saß tatsächlich an seinem Schreibtisch und war über seiner Arbeit eingeschlafen. Sein Kopf ruhte auf seinem Arm, die andere Hand war mitten in der Bewegung erstarrt. Die Feder hielt der Phönix noch in der Hand, sachte tropfte die Tinte herab und hinterließ einen schimmernden, sich träge ausbreitenden Fleck auf dem Pergament.
 

Ace schob die Tür leise hinter sich zu, dann stellte er den Teller vorsichtig ab und näherte sich seinem Freund auf Zehenspitzen, um bloß keine der alten, verräterischen Dielen zu einem Knarzen zu animieren.
 

Marco musste sich wieder einmal völlig überfordert haben... er schlief so schon kaum und wenn er nun auch noch über seiner Arbeit weg pennte, musste er wirklich erschöpft sein.
 

Der junge Kommandant schnappte sich die - wenig benutzte - Decke von Marcos Bett und breitete diese rücksichtsvoll über den breiten, sich unter sachten Atemzügen hebenden, Schultern des Phönix aus, bevor er die gefährlich nah stehende Kerze zwischen Daumen und Zeigefinger löschte. Eine Öllampe verbreitete immerhin noch genug Licht.
 

Dann zog er die Feder vorsichtig aus Marcos Fingern und legte sie sorgfältig beiseite, bevor er den Tintenfleck mit altem Pergament abdeckte und trocknete.
 

Er gab sich einer Fürsorglichkeit hin, die er zuletzt bei Ruffy verspürt hatte, auch wenn man den kleinen Wirbelwind wohl kaum mit einem gestandenen Mann wie Marco vergleichen konnte. Doch das Gespräch mit Pops hatte ihm wieder mehr als klar gemacht, dass auch Marco ein Mensch war, dass er andere brauchte, dass er - trotz seiner Teufelskraft - verletzlich war.
 

Ace musste schlucken, als er den schlafenden Phönix so verstohlen betrachtete und er streckte die Hand aus, berührte mit dem Zeigefinger eine verirrte, blonde Strähne und wagte es doch nicht, diese aus dem Gesicht des älteren Kommandanten zu streichen. Unverrichteter Dinge zog er seine Finger zurück.
 

„Er scheint dich wirklich gern zu haben.“
 

Seine Gefühle für Marco waren... verwirrend. Anders konnte er es nicht beschreiben. Marco war sein Bruder, der große Bruder, den er nie hatte, aber da war auch mehr. Der blonde Kommandant bildete ziemlich häufig einen ganz wesentlichen Bestandteil seiner Gedanken, öfter, als es wahrscheinlich selbst für Freunde angebracht oder nötig gewesen wäre.
 

Und da gab es dieses unglaublich warme, wohlige Ziehen in seinem Bauch, wenn Marco ihn ansah, wenn der Phönix lächelte... ganz anders, als es bei seinen restlichen Nakama der Fall war.
 

Eigentlich hätte er es nicht erwartet, dass ihm ein anderer Mensch doch wieder so viel bedeuten könnte. Nach Sabo und Ruffy war er der festen Überzeugung gewesen, dass sein Pensum erschöpft und ihm niemals wieder jemand so nah kommen könnte wie seine beiden Brüder.
 

Irgendwie hatte er sich auch davor gefürchtet - denn Vertrauen beinhaltete doch auch immer die Gefahr von Enttäuschung - genauso wie er noch immer die Einsamkeit fürchtete, die Vorstellung, allein und vergessen sterben zu müssen, wie sonst nichts in seinem Leben.
 

Er hatte seine Spade - Piraten gemocht, er war ihr Kapitän gewesen, ihr Gefährte... aber schlussendlich nicht ihr Freund. Wenn man auf der Grandline vorwärts kommen wollte, dann konnte man sich keine Freunde leisten... so hatte er es zumindest lange Zeit geglaubt.
 

Bis er auf Whitebeard und diesen verrückten Haufen hier getroffen war... und auf Marco.
 

Tja und dann waren sie dahin gewesen, die guten Vorsätze...
 

Ace schnaubte leise über seine eigenen, merkwürdig tiefgreifenden Gedanken, bevor er sich doch über Marco beugte und ihm mit unendlicher Vorsicht die verrutschte Brille sanft vom Gesicht zog. Der Phönix kräuselte die Nase leicht im Schlaf und auf Ace' Lippen stahl sich ein warmes Lächeln, als er die Brille ordentlich zusammenklappte und auf Marcos Schreibtisch beiseite legte.
 

Genau wie für Ruffy würde er für Marco eigentlich so ziemlich alles tun... wozu dann wohl auch wirklich verhasste Listenpflege und Schreibarbeit gehörte.
 

Na los, Portgas D. Ace, dann mal ran an die Kartoffeln, versuchte er sich selbst zu motivieren, als er den Papierstapel sanft unter Marcos Gesicht hervorzog, wodurch der Phönix ein seichtes Grummeln von sich gab, glücklicherweise aber nicht aufwachte.
 

Der junge Kommandant hatte kurz den Atem angehalten, doch als Marco seelenruhig weiterschlief, atmete er erleichtert auf und blätterte die Papiere flüchtig durch. Oh man, Kacke, ich versteh' nicht mal die Hälfte von dem Zeug hier..., stellte er - sich hilflos die Nase kratzend - fest, doch er wäre ja wohl kaum die Feuerfaust, wenn er sich vor unlösbaren Aufgaben drücken würde!
 

Also schnappte er sich die Lampe und Marcos Feder und Tintenfass, machte es sich auf dem Fußboden so bequem wie eben irgendwie möglich, indem er sich an das Tischbein im Rücken lehnte und arbeitete sich die halbe Nacht durch die ewig langen Listen und Tabellen.
 

Als Marco am nächsten Morgen überraschend erfrischt aufwachte, fand er einen erschöpft schnarchenden Ace zu seinen Füßen, der am Tischbein lehnte und von lauter Papieren lose umringt war. Der Phönix sammelte das Chaos stirnrunzelnd ein, ohne seinen Schützling zu wecken und stellte mit Verblüffen fest, dass die Arbeit vom Vorabend erledigt war... zwar hier und da etwas laienhaft, doch durchgängig zufriedenstellend.
 

Er bedachte Ace mit einem anerkennenden Schmunzeln, bevor er den jungen Kommandanten sanft in sein Bett bugsierte, damit der fleißige Kerl zumindest noch ein paar Stunden entspannten Schlaf genießen konnte, bevor sie ein neuer Tag auf der Moby Dick begrüßen würde.
 


 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 


 


 

Marco schloss die Tür des Bades hinter sich, warf sich ein Handtuch um die nackten Schultern - das Gemeinschaftsbad befand sich auf ihrem Deck, war jedoch zentral gelegen, sodass gerade die Kommandanten der ersten und zweiten Division den weitesten Weg hatten - dann schlenderte er ohne Eile zu seiner Kajüte zurück, während er noch im Gehen den Verschluss seiner Hose locker schloss.
 

Es war relativ spät an diesem Tag und viele der Kabinentüren, an denen er vorbei kam, waren bereits geschlossen und seichtes Schnarchen drang hier und da durch das Holz. Marco war gewiss nicht prüde, aber in der Regel suchte er erst in der Nacht das Bad auf, wenn die meisten seiner Nakama schon schliefen, um die wenigen ungestörten Minuten des Tages für sich selbst genießen zu können. Das hatte sich bei ihm schon zu einem kleinen Ritual eingespielt.
 

Er trocknete sich die noch feuchten Haare mit seinem Handtuch, während er gedankenverloren um die Ecke in den Gang seiner Kajüte bog... und verwundert auf Izou blickte, der stocksteif im Flur stand, die zitternden Hände gegen die blutleeren Lippen presste und so bleich war wie der kunstvolle Kimono, den er trug.
 

Der Kommandant der Sechzehnten sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen, sämtliche Farbe war aus seinem eh schon vornehm blassen Gesicht gewichen und als er Marcos Schritte hörte, sah er jenem entgegen, die Augen groß und dunkel vor Furcht.
 

Offenbar war er bereits am Schlafen oder zumindest auf dem Weg dahin gewesen, denn die Haare hingen ihm völlig untypisch wirr ins Gesicht und verliehen seinem schreckhaften, desolaten Aussehen noch mehr Wirkung.
 

»Was ist los?«, sprach Marco den anderen zögerlich an. »Izou... Was. Ist. Los?!«, wiederholte er deutlicher, da der andere Kommandant ihn gar nicht wirklich wahrzunehmen schien und überhaupt nicht reagierte.
 

Je näher Marco dem anderen kam, desto deutlicher wurde der stechende Geruch nach Rauch, der in der Luft lag. Ein unbehagliches Gefühl ballte sich in Marcos Bauch zusammen.
 

Satt einer direkten Antwort deutete Izou mit einem zitternden Finger auf Ace' Tür, scheinbar unfähig, auch nur ein vernünftiges Wort rauszubekommen. Seine Augen hasteten ruhelos umher, er schien völlig neben sich zu stehen. »Ich... ich wollte nur kurz... ich hab' Rauch gerochen... ich wollte nachsehen...«
 

Mit einem Fluch schob Marco den anderen Kommandanten beiseite und riss Ace' Kabinentür - die nur angelehnt war - auf, die schlimmsten Horrorszenarien schon im Kopf. Doch was er schlussendlich zu sehen bekam schlug noch seine wildesten Erwartungen...
 

Das Bild, dass sich ihm bot, war mit Abstand das Schrecklichkeit, was der Phönix je gesehen hatte... und wahrlich, er hatte schon viel gesehen. Doch das... diesen Anblick würde er wahrscheinlich nie wieder vergessen können...
 

Ace war in seinem Bett, scheinbar wach und irgendwie auch nicht - er saß aufrecht in einem Meer aus lautlosen Flammen, die um ihn in die Höhe schlugen. Der junge Mann schien von innen heraus zu verbrennen, seine Teufelskraft wütete unkontrolliert, hatte bereits das Bettzeug in Brand gesteckt.
 

Seine dunklen Augen waren voller Entsetzen weit aufgerissen und doch schien er nichts zu sehen, sein Mund war zu einem lautlosen Schrei geöffnet und feurige Tränen brannten schwärende Spuren in die helle Haut seiner sommersprossigen Wangen. Die Arme hingen leblos an ihm herab, allein sein heftig arbeitender Brustkorb vermittelte die Bestätigung, dass er zumindest noch lebte.
 

Ace saß einfach da, völlig erstarrt, wie ein grausiges Stillleben auf Leinwand gebannt, nicht einmal das Feuer gab einen Laut von sich und wenn der beißende Rauch nicht gewesen wäre, hätte sich der Phönix wohl ernsthaft fragen müssen, ob er das Ganze nicht träumte... wobei ihm ein Traum in diesem Moment wesentlich lieber gewesen wäre.
 

Ein eiskalter Schauer durchlief Marcos Körper und ihm wurde regelrecht übel vor Sorge, als er in das Gesicht der Feuerfaust blickte... er hatte noch nie zuvor so viel Grauen und Angst in den Zügen seines jungen Freundes gesehen, solch grausige Verzweiflung, als hätte man ihm das Elend der ganzen Welt aufgebürdet.
 

»Oh Gott... Marco... hilf ihm... mach, dass das aufhört... hilf ihm...«, riss ihn Izous erstickte Stimme aus der fassungslosen Starre. Der andere Kommandant hatte sich halb in den Raum geschoben und die zittrigen Hände um Marcos Oberarm geklammert. Izous Finger waren genauso kalt wie jenes Gefühl, dass nach seinem Herzen griff. »Das ist furchtbar...«
 

Der Phönix hörte eine Tür sich öffnen und eine murmelnde, verschlafene Stimme, die nach der Herkunft des brenzligen Geruches fragte. Eine weitere Tür wurde geöffnet und Marco brauchte nicht viel, um sich auszumalen, dass das gesamte Deck bald auf den Beinen sein würde.
 

Er reagierte rein instinktiv und eilte zu Ace hinüber, hockte sich auf das Bett vor ihn, ungeachtet der wütenden Flammen, immerhin war er eh der Einzige, der sich ihm in diesem Zustand würde nähern können. Er musste jetzt rational und schnell handeln, um das Schlimmste zu verhindern... auch wenn ihm Rationalität in diesem Augenblick fast unmöglich erschien.
 

Er hatte verdammte Angst um das Wohl des jungen Kommandanten... nicht nur körperlich, vor allem seelisch. Wer wusste schon, was für Schreckensbilder die Feuerfaust gerade durchlitt?!
 

»Mach' die Tür zu, yoi«, zischte er befehlend, während er Ace an den glühend heißen Oberarmen ergriff und das stechende Brennen in den Handflächen ignorierte. Sofort schossen seine Phönixflammen in die Höhe und umhüllten ihn aus Selbstschutz.
 

»Was ist mit ihm? Marco, was hat er... ?«, stammelte der Kommandant der Sechzehnten hilflos, während er weiterhin geschockt in der Tür stand, offenbar unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Trampelnde Schritte wurden draußen auf dem Gang laut und kamen näher. Stimmen schwollen an.
 

»Mach' endlich die verdammte Tür zu, Izou!«, brüllte Marco seinen Befehl nun unkontrolliert. Er konnte die Situationen, in denen er die Fassung verloren hatte, wahrscheinlich an einer Hand abzählen... doch jetzt brachte er einfach nicht die Geduld auf, sich dem anderen Mann gegenüber vernünftig zu verhalten.
 

Niemand durfte Ace in diesem Zustand sehen, niemand durfte ihn so... hilflos erleben. Marco wusste nur zu gut um den Stolz seines Schützlings und es würde Ace vermutlich mental das Genick brechen, wenn unter seinen Männern die Runde machen sollte, dass ihr Kommandant unter so schrecklichen Alpträumen litt, dass er sogar die Kontrolle über seine Teufelskraft verlor.
 

Das konnte seine Autorität untergraben und im schlimmsten Fall hätte man Angst vor ihm - beides würde dem jungen Feuerbändiger ungut zusetzen. Und Marco als Mentor stand die Pflicht zu, seinen Freund davor zu schützen.
 

Sein ungewöhnlicher Wutausbruch brachte Izou dazu aus seiner Starre zu erwachen. Endlich besann er sich offenbar seiner Stellung und seines Ranges, denn er trat nach draußen und schloss die Tür hinter sich - Marco konnte nur hoffen, dass er die Wogen geschickt glätten und die anderen beruhigen würde - während er seinen Griff um Ace' Oberarme verstärkte und eindringlich den Blick des jungen Mannes suchte.
 

Die lautlos lodernden Flammen schlugen ihm wütend ins Gesicht, doch Ace sah weiterhin durch ihn hindurch. Seine Pupillen waren abnormal, fast gespenstisch geweitet und schienen Dinge wahr zu nehmen, die den jungen Kommandanten bis ins Mark erschütterten. Unaufhörlich quollen heiße Tränen aus seinen Augenwinkel und verbrannten seine blassen Wangen, was Marco so nah ging, dass er selbst hart schlucken und um seine Fassung ringen musste.
 

Dieser Moment erinnerte ihn erschreckend an jene Situation vor ein paar Wochen, als Ace bei diesen elenden Kopfgeldjägern die Kontrolle verloren hatte. Dort war er in einen genauso tranceartigen Zustand gefallen, war völlig weggetreten gewesen, sodass Marco da schon Mühe gehabt hatte zu ihm durchzudringen, doch diesmal schien es noch viel schlimmer zu sein...
 

Er kniete sich näher zu Ace auf das Bett, umgriff dessen Gesicht und versuchte irgendeine Verbindung zu seinem Schützling herzustellen. »Ace... Ace, komm' schon, Kleiner... komm' zu dir...«
 

Marco zwang seine Flammen sich gegen das Feuer des jungen Kommandanten zu stemmen und dieses damit Stück für Stück zurückzudrängen - er hatte so etwas noch nie getan, die Kraft des Phönix noch nie so genutzt, doch jetzt erschien es ihm instinktiv richtig, um die lodernde Verzweiflung um Ace einzudämmen und dessen Flammen daran zu hindern sich weiter auszubreiten.
 

»Ace...«, raunte er abermals beschwörend, während ihm der Schweiß inzwischen unaufhörlich von den Schläfen tropfte und seine Kehle in der heißen Luft immer und immer wieder verbrannte.
 

Seine eigenen Flammen loderten versöhnlich über die schlimm verbrannten Stellen seines Körpers, heilten sein Fleisch, nur das jenes sofort wieder in der Gluthitze verletzt wurde. Der Schmerz war furchtbar, aber Marco blendete ihn starrsinnig aus... Ace litt seelisch, was waren dagegen schon körperliche Schmerzen?!
 

Für dich ist es tausendmal schlimmer deinen Freund leiden zu sehen als zu sterben, nicht wahr, dummer alter Mann?!, stichelte eine diebische, leider viel zu wissende Stimme in seinen Gedanken.
 

Trotzig widersetzte er sich der brachialen Naturgewalt, der Teufelskraft der Feuerfaust, dessen Flammen fast nach ihm und seinem Feuer zu tasten schienen, als wollten sie sein Wesen erkunden und seine Absichten erfahren.
 

Marco strich vorsichtig, mit ungeahnter Zärtlichkeit über die blassen, feuchten und verbrannten Wangen seines Freundes, während er beruhigende Worte raunte und seine Teufelskraft einen schützenden Kokon um sie beide formen ließ, in dessen Zentrum sich die verschiedenfarbigen Flammen wie alte Bekannte umtanzten.
 

Marco lehnte die Stirn gegen das kochend heiße Gegenstück des jungen Kommandanten, er wusste kaum noch, was er von sich gab, doch er redete immer weiter beschwörend auf Ace ein, versuchte ihn mit seiner rauen, tiefen Stimme und seiner Anwesenheit zu beruhigen.
 

Plötzlich schien ein Ruck durch Ace zu gehen und seine Lippen bewegten sich hastig und zitternd. »Ich bin allein... alle sind weg... ich bin allein... allein... allein... allein...«, wisperte er so erstickt, dass Marco Mühe hatte, die wie im Wahn gesprochenen - einem fiebrigen Mantra gleichen - Worte zu verstehen, die Ace immer und immer wiederholte. Er schien noch immer nicht wirklich wach zu sein, eher irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit zu schweben.
 

Die Tränen rollten unaufhörlich aus seinen angstgeweiteten Augen, die inzwischen schon rot umrändert waren und einen krassen Gegensatz zu dem bleichen Gesicht seines Schützlings bildeten, auf dem die dunklen Sommersprossen ungesund deutlich hervorstachen.
 

Ace wirkte in diesem Moment so schrecklich verloren und so viel jünger, als er eigentlich war, dass Marcos starker Beschützerinstinkt komplett darauf reagierte und er sich gegen seine Reaktion kaum wehren konnte - er zog Ace in seine Arme, barg dessen tränennasses Gesicht in seiner Halsbeuge und strich ihm beruhigend durch die wirren, dunklen Haare und über die angespannt zitternden Muskeln seines Rückens.
 

»Du bist nicht allein, hörst du?! Wir sind alle für dich da. Ich bin da, Ace. Niemand lässt dich allein. Niemals.«
 

Marco war mehr als bewusst, dass die Feuerfaust in wachem Zustand solch eine Behandlung niemals geduldet hätte... Ace hätte sich niemals freiwillig so schutzsuchend in seine Arme geflüchtet, dafür war er einfach zu stolz, doch jetzt - gefangen zwischen Vergangenheit und Traum - ließ er es zu und das lang ungehörte Kind in Ace' Brust verzehrte sich spürbar nach Geborgenheit und Zuneigung.
 

Und plötzlich, als hätte man einen Schalter umgelegt... erlosch Ace' Teufelskraft. Seine Augen rollten sich in die Höhlen zurück, bevor seine Lider nach unten klappten und er kraftlos in Marcos Armen zusammensackte.
 

Der tastete sofort panisch nach dem Puls der Feuerfaust und schloss dann erleichtert für einen Moment die Augen. Der Herzschlag klopfte zwar heftig gegen Marcos Finger, doch das war wesentlich besser als die Alternative. Ace lebte und das war alles, was zählte.
 

Ohne groß zu überlegen griff er unter Ace Kniekehlen und hob den jungen Mann auf seine Arme. Der war in diesem Moment ungewöhnlich leicht für seine muskulöse Statur... vielleicht verlieh die Sorge dem Phönix aber auch bisher unausgeschöpfte Kräfte, denn normalerweise hatte selbst der gut trainierte Vize Mühe seinen kräftigen Schützling so ohne weiteres zu stemmen.
 

Ace' Gesicht bekam wieder ein bisschen Farbe, die wunden Spuren auf seinen Wangen verblassten langsam und der Atem, der warm gegen Marcos Hals prallte, beruhigte sich nach und nach auf ein weniger beängstigendes Niveau.
 

Marco stapfte zur Tür hinüber und klopfte mit der Spitze seiner Sandale dumpf gegen das Holz, in der Hoffnung, dass Izou noch draußen wäre. Und tatsächlich, der Kommandant der Sechzehnten öffnete langsam die Tür und sah sie beide unsicher an.
 

Zu Marcos grenzenloser Erleichterung war niemand weiter auf dem Gang, also musste Izou ganze Arbeit geleistet und alle neugierigen und besorgten Nakama abgewimmelt haben. Der Kommandant der Sechzehnten beugte sich jetzt schrecklich besorgt über Ace und tastete dessen glühendes Gesicht mit den schlanken Fingern ab, um sich von der Unversehrtheit der Feuerfaust zu überzeugen. »Oh Himmel, Marco... was war das? Ich habe so was noch nie gesehen... geht es ihm gut? Soll ich den Arzt holen?!«
 

»Nein, das ist nicht nötig. Ace würde nicht wollen, dass wir einen solchen Wirbel veranstalten. Ich glaube, er hatte nur einen sehr intensiven Alptraum. Er wird sich erholen, er braucht nur Ruhe. Ich werde ihn mit in meine Kajüte nehmen«, erklärte er entschlossen, gar keinen Widerspruch zulassend und umgriff Ace ein bisschen fester, als könnte Izou auf die dumme Idee kommen, dem Phönix seinen Schützling streitig zu machen. »Er sollte heute Nacht nicht allein bleiben.«
 

»Oh... ja, natürlich, du hast recht...«, erwiderte Izou ein bisschen hilflos und ließ die Hände sinken. »Und ich soll wirklich nicht... also ich könnte auch bei Ace bleiben, du hast doch sicher noch viel Arbeit...-«
 

»Nein, schon gut, Izou«, wiegelte Marco sofort ab, vielleicht ein bisschen zu beflissen. »Du weißt doch, dass ich eh kaum schlafe. Ich kann arbeiten und gleichzeitig auf ihn aufpassen.«
 

Dieser Logik hatte dann wohl auch der Kommandant der Sechzehnten nichts entgegen zu setzen und er wandte sich mit einem schweren Seufzen schlussendlich ab, auch wenn Marco ihm an der Nasenspitze ansehen konnte, dass er nicht wirklich zufrieden mit dem Ausgang war. Seiner Meinung nach hätte man Ace auf die Krankenstation bringen und ordentlich durchchecken sollen... doch Marco wusste einfach viel zu gut, wie sein Schützling zu derlei unnötiger Bemutterung stand.
 

»Yoi, Izou, wenn du etwas tun willst, dann kannst du Ace' Bett in Ordnung bringen. Sein Bettzeug ist völlig hin und es ist besser, wenn wir ihm nicht erklären müssen, wie das passiert ist...«
 

»Hm, ja, ich kümmere mich darum«, versprach der andere Kommandant sofort.
 

Nachdem Izou gegangen war, schob Marco seine eigene Kajütentür umständlich mit dem Ellenbogen auf und verschloss jene wieder mit dem Fuß. Dann ging er sofort zu seinem Bett hinüber und legte Ace dort sanft ab, bevor er ihm das Laken leicht über den nackten Körper breitete - er wusste zwar, dass Ace eher selten fror, doch er trug nur seine Shorts und der Phönix erinnerte sich schaudernd, wie sehr der junge Mann vorhin gezittert hatte...
 

Er wusste es nicht mit Sicherheit, was dieses Martyrium der Feuerfaust ausgelöst hatte... doch er konnte es sich so ungefähr vorstellen.
 

Sie hatten heute auf einer Insel an einem halb zerfallenen Haus einen alten Steckbrief von Roger gefunden - das Gesicht des Piraten war durch wütende Schmierereien und Messerschnitte verschandelt gewesen und wenig erbauliche Worte hatten das alte Pergament geschmückt, Worte, die hasserfüllt und abartig gewesen waren.
 

Ace hatte den Steckbrief gesehen.
 

Natürlich hatte er sich nichts anmerken lassen, war einfach weitergegangen, als ob es das Normalste der Welt wäre solche Abscheu gegen den eigenen Vater - Erzeuger, wie Ace ihn meist nur nannte - zu ertragen. Es hatte gewirkt, als hätte es ihn eigentlich wirklich nicht weiter berührt... doch sein Unterbewusstsein musste anderer Meinung gewesen sein.
 

Noch dazu stand Ace' zwanzigster Geburtstag fast vor der Tür und Marco konnte nur vermuten, dass all diese heiklen Komponenten zu einem heftigen Alptraum geführt und ein altes Trauma wieder ausgegraben hatten.
 

Ein leises Seufzen unterbrach den Phönix in seinen Überlegungen, denn Ace schien wach zu werden. Träge blinzelnd öffnete er die Augen und versuchte sich zu orientieren, sich aufzusetzen, doch seine zitternden Muskeln hielten ihn kaum, sodass er sich sofort schnaufend wieder zurück in das Kissen sinken ließ.
 

»Argh... Kacke verdammte...«, nuschelte er mit kratziger Stimme und fixierte seinen Mentor mit erschöpften Augen. »Was zum Teufel ist passiert?! Ich fühle mich, als hätte mich irgendwas in der Größe der Moby überrollt...«
 

Marco war sofort an seiner Seite und setzte sich auf die Bettkante neben seinen Freund. »Du hattest einen heftigen Alptraum, yoi... kannst du dich an gar nichts erinnern?!«
 

Die Brauen des jungen Kommandanten zogen sich flüchtig fast gequält zusammen, dann jedoch schüttelte er den Kopf. »Nee, keine Ahnung, ich weiß nur noch, dass ich ins Bett gegangen bin...« Er befeuchtete sich die ausgetrockneten Lippen mit der nicht weniger rauen Zunge »Durst...«, teilte er sich knapp und bittend mit.
 

Der Phönix griff nach einer Karaffe mit Wasser auf seinem Schreibtisch und goss etwas ein, dann half er Ace sich etwas aufzusetzen, damit der hastig trinken konnte. Der Feuerfaust war es sichtlich unangenehm, dass er so auf die Hilfe eines anderen angewiesen war - Schwäche war noch immer etwas, womit er schlecht klar kam - doch er ließ Marco gewähren, war eigentlich froh über dessen Gesellschaft, den der Phönix war eh der Einzige, den er in diesem Zustand überhaupt neben sich duldete.
 

»Danke...«, krächzte Ace heiser, nachdem er sich wieder zurücksinken ließ. Seine Hände glitten zu seinen Schläfen und sein Gesicht verzerrte sich schmerzerfüllt. Auch wenn er inzwischen wieder mehr Farbe in den Wangen hatte, wirkte er alles andere als frisch und munter... die geröteten Augenringe sprachen Bände.
 

»Hast du Kopfschmerzen?«, fragte Marco unnötigerweise, denn die schmerzglänzenden, wässrigen Augen des jungen Kommandanten verrieten ihn sowieso.
 

»Geht schon...«, murmelte der nur verbissen und versuchte sich erneut in eine sitzende Position zu erheben.
 

»Bleib liegen«, mahnte Marco den Feuerbändiger an und drückte ihn mit der Hand auf der Brust erneut auf das Bett hinab. Ace wollte sich natürlich wehren, doch der schwächliche Widerstand bereitete dem Phönix kaum Mühe. »Du musst dich ausruhen«, erklärte er ihm klar und direkt.
 

»Ich geh' wieder rüber... das ist dein Bett...«, widersprach Ace starrsinnig und versuchte schon wieder sein Heil in der Flucht zu suchen, obwohl seine Muskeln kaum in der Lage schienen ihn zu tragen. Er biss die Zähne verkrampft aufeinander und atmete stockend, da sich sein Kopf anfühlte, als würde er gleich platzen wollen.
 

Eigentlich wollte er nichts mehr als einfach hier liegen zu bleiben, aber... das ganze verdammte Bett, einfach alles hier roch nach Marco und in seinem derzeitigen, schwächlichen Zustand verwirrte ihn die Nähe des älteren Kommandanten über alle Maßen, vor allem diese aufkeimende Sehnsucht, das Gesicht und den schmerzenden Kopf einfach nur in dem duftenden Kissen zu vergraben.
 

Es war einfach besser Abstand zwischen den Phönix und sich zu bringen... Ace wollte sich gar nicht ausmalen, in welchem Zustand Marco ihn heute schon wieder nach seinem Alptraum gefunden hatte, was eh die Frage aufwarf, warum er jetzt hier im Bett des Vize lag.
 

»Ich brauch's ja wohl gerade nicht, yoi«, wischte der Phönix diesen albernen Einspruch einfach beiseite. In dem jungen Feuerbändiger schienen mal wieder sein unvergleichlicher Stolz und das tief vergrabene Bedürfnis nach Nähe miteinander im Zwist zu liegen.
 

Kurzerhand begab sich Marco einfach zum Kopfende des Bettes, schob sich auf die weiche Matratze, sodass er hinter Ace kniete und dessen Kopf auf seinen Oberschenkeln betten konnte.
 

Ace' Augen rollten sich irritiert nach oben, als er seinen Mentor zu fixieren versuchte, der so über ihm thronte, was wohl nur eine neuerliche Welle Schmerz zur Folge hatte, denn er zischte durch die zusammengebissenen Zähne. »Was... was wird das...?!«, fragte er rau, Unsicherheit ließ seine dunklen Augen flackern und doch... der Phönix sah diesen einen Funken darin, diese Sehnsucht, sich fallen lassen zu können. Und mehr brauchte es für ihn nicht.
 

»Entspann' dich... vertrau' mir«, antwortete der Phönix nur ruhig, dann setzte er die Finger sanft an den Schläfen seines Schützlings an, bewegte jene in weichen, kreisenden Bahnen über dessen Stirn und zurück, um die angespannten Muskeln und Nerven zu entlasten. Er hatte diese Technik vor vielen Jahren einmal erlernt, da seine... Frau oft unter heftigen Migräneanfällen gelitten hatte, vor allem, nachdem sie schwanger geworden war...
 

Bis heute hatte er dieses heilende Wissen nie wieder angewendet, sicher auch aus Angst, dass vergrabene Erinnerungen wieder aufleben könnten. Doch für Ace schien es wert, über diesen Schatten zu springen.
 

Der junge Kommandant entspannte sich fast schlagartig unter seinen Händen und sackte brav in das Bett zurück, während Marcos Fingerspitzen nun auch durch das dunkle Haar seines Freundes glitten und dessen Kopfhaut einer wohltuenden, schmerzlindernden Massage unterzogen, in die er geschickt die Kräfte und die sanfte Aura des Phönix mit einwob.
 

Marcos Lippen überzog ein feines Lächeln, als Ace wohl eher ungewollt ein wohliger, bald seufzender Laut entwich und er nicht verhindern konnte, dass ihm genießerisch die Lider zu flatterten. »Hmmm... das... tut gut...«, erkannte er zögerlich an, während die Erschöpfung ihren Tribut forderte.
 

»Ich weiß...«, erwiderte Marco mit einem weichen Schmunzeln. Er ging ziemlich in seiner Behandlung auf, vor allem, da das Gesicht des jungen Kommandanten nach und nach immer gelöster wurde und einiges an Farbe zurückgewann - für den Phönix war es einfach ein schönes Gefühl, einem anderen helfen zu können... vor allem, wenn dieser jemand Ace war.
 

Er genoss es unheimlich, wenn sich Ace ihm so vertrauensvoll hingab. Jeder kleine Augenblick fühlte sich wie ein riesiger Sieg an, vor allem, da die Feuerfaust beinahe genießerisch schnurrte und dann über den eigenen, ungewollten Laut seicht rot wurde und sich missmutig auf die Lippe biss.
 

»Gibt es eigentlich auch irgendwas... was du nicht kannst...?!«, muffelte er leicht spöttisch, offenbar eigentümlich verstimmt darüber, dass er schon wieder etwas gefunden hatte, was dieser Vogel perfekt beherrschte. Es war aber auch eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass diese großen, starken Hände auch noch so sanft sein konnten...
 

Anscheinend mich von dir fernhalten..., war Marcos erster Gedanke, doch den sprach er natürlich nicht aus.
 

Er lachte leise, während er seine Bemühungen noch verstärkte und seine Fingerspitzen träge und sanft Ace' Nacken hinabgleiten ließ - der junge Kommandant erschauerte unter seinen Händen und wahrscheinlich hätte das dem Phönix gar nicht so sehr gefallen sollen. »Ich fürchte, ich bin ein ganz schlechter Koch, yoi«, gab er amüsiert zu.
 

»'s besser so...«, murmelte der Feuerbändiger schläfrig, fast schon nicht mehr zu verstehen. »Müsste man... sonst ja... noch aufpassen... dass man... sich nicht... in dich...-«
 

»Ace...?!« Marco hatte gar nicht bemerkt, dass er sich bei jedem der immer leiser werdenden Worte näher zu seinem Freund hinabgebeugt hatte, fast begierig zu erfahren, was der da hatte sagen wollte... doch das letzte, entscheidende Wort verhallte in einem tiefen, entspannten Atemzug, bevor die Feuerfaust in einen ruhigen Schlaf glitt und leise zu schnarchen begann.
 

Der Phönix schloss die Augen und schüttelte über seine eigenen, wirren Gedanken den Kopf. Was hatte er sich denn erhofft zu hören?! Du machst dich selbst lächerlich, hör' auf damit, bevor es noch zu spät ist...
 

Er setzte seine beruhigende Massage noch eine Weile fort, bis er ganz sicher war, dass der junge Kommandant entspannt schlief, dann rutschte er umsichtig zurück und bettete Ace' Kopf vorsichtig auf dem Kissen, bevor er sich erhob und sich wieder seiner Arbeit zuwandte, um zumindest den Anschein zu wahren, dass seine Gedanken nicht gänzlich woanders waren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hm, also eigentlich hätte das hier nur ein kurzes Zwischenkapitel werden sollen, bevor es im nächsten - endlich - mal etwas mehr zur Sache gehen sollte zwischen den beiden (hehe, yeah xD), aber... ja gut, ist doch länger geworden als gedacht ^^'

Irgendwie bin ich diese Woche nicht so recht zum Schreiben gekommen und es hat sich gezogen, ich hoffe aber trotzdem, dass es Anklang findet :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2018-12-23T12:46:34+00:00 23.12.2018 13:46
Yeah! Wurde auch Zeit, dass Whitebeard auch mal seinen Senf zu der ganzen Sache abgibt. Kann mir bestens vorstellen, dass es ihn vom Hocker gehauen hat, als Marco gelacht hat. Das ist ja wirklich genauso selten wie ein absoluter Kontrollverlust. Ein Witz auf Vistas Kosten. Da muss ich direkt wieder an die Szene denken, wo er durch den Dampf so ne Afrolocke auf dem Kopf hatte. |D
Ja, die beiden haben sich wirklich gut gemacht. Und sie arbeiten klasse zusammen. Dass Ace sogar das Treffen der Kommandanten zu Ende bringt und sich später um den Papierkram von Marco kümmert - wow. Hätte man ihm am Anfang nie zugetraut. Sind ja auch keine Aufgaben für so ungeduldige Menschen. Aber er macht das gut. Da kommt Marcos Einfluss ziemlich gut durch.

Aber vom Witz fällt man dann direkt ins Bodenlose, als Ace diesen derben Aussetzer hat. Oh man ... ich habe mir richtig Sorgen gemacht. Und das alles nur, weil er den Steckbrief von Roger gesehen hat? Oh man ... der Kerl ist bekannt wie ein bunter Hund. Das ist schon ziemlich schräg, dass Ace sich da so lange von fernhalten konnte. Warum ist der Steckbrief plötzlich aufgetaucht? Wem muss Marco die Löffel lang ziehen? /o\
Aber er hat ihn dann ja ganz gut beruhigt. Er ist vermutlich wirklich der Einzige, der sich da so mitten ins Feuer setzen und ihn beruhigen kann. Das Bild in meinem Kopf ... alter Falter ... wie sich die blauen Flammen mit den roten Vermischen. Das ist immer wieder toll und auf dieses Zusammenspiel kommst du ganz oft zurück. Das ist nice. Es ist so ein tolles Bild.

Dann bin ich ja jetzt echt mal gespannt auf die nächsten Kapitel. Auch wenn es dann ja erstmal zu Ende ist. T__T
Aber ich hoffe ja, dass ich dir mit meinem sinnfreien, doofen Gelaber wieder ein bisschen Lust aufs Schreiben gemacht habe. Hehe. ;D
Antwort von:  Ceydrael
26.12.2018 20:10
Ich glaube, Whitebeard wird sich nach dem anfänglichen Schock mit Marcos Lachflash nur abermals innerlich selbst auf die Schulter geklopft haben für seine Weitsicht und seinen geschickten Schachzug, die beiden so unterschiedlichen Kerle aufeinander anzusetzen xD
Ich fand es auch wichtig darzustellen, wie die zwei sich inzwischen unbewusst schon so völlig beeinflussen – Ace setzt sich mit ungeliebter Schreibarbeit auseinander, wird regelrecht zuverlässig und Marco im Gegenzug lockerer und nicht mehr so völlig ernst. Es ist eine schöne, eine wichtige Entwicklung, auch für ihre Freundschaft und diese besondere Bindung, die sie pflegen :)

Der Steckbrief von Roger, ja... nach meiner Vorstellung hängen so alte Steckbriefe bestimmt einfach mal vergessen an irgendwelchen Gebäuden auf diversen Inseln. Und genau so ein altes Relikt hat Ace wohl zu sehen bekommen und das hat dann alte Traumata wieder ausgegraben. Im wachen Zustand würde Ace wohl kaum über seine Sorgen, Ängste und Zweifel reden, aber im Traum konnte er sich dann davon nicht mehr fernhalten :/
Es ist ja wirklich fast wie eine Fügung des Schicksals, dass Ace und Marco sich getroffen haben, denn wie du bereits bemerkt hast – wer sonst könnte sich der Feuerfaust schon in solch einem Zustand gefahrlos nähern?! Feuer verlangt es eben nach Feuer ;)

Also du hast mir definitiv wieder Lust auf's Schreiben gemacht, ich hoffe, dass ich mein kleines KreaTief schnell überwinden kann ;)
Und sinnfrei oder doof finde ich deine Kommentare wirklich nicht! Ich habe mich bisher über jeden riesig gefreut *-*


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