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Mesmerize Me!

The Play of Snake and Lion
von

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Harveys Überlegungen

„Rache kann ein edleres Gemüt nur verwunden, nicht heilen. Sie ist der Stachel einer Biene, welche sich selbst tötet, wenn sie es mit ihrem Feind zu tun glaubt.“
 

Unbekannt
 

Sam hatte die ganze Zeit in der Werkstatt verbracht und seiner Trauer freien Lauf gelassen. Er fühlte sich kraftlos und müde und glaubte nicht, dass er es wirklich schaffen konnte, sich alsbald wieder aufzuraffen. Schließlich aber hörte er Schritte in der Werkstatt, die langsam näher kamen. Er blieb sitzen und regte sich nicht. Dann schließlich wurde die Tür an der Beifahrerseite des Furys geöffnet und jemand setzte sich neben ihn. Er schaute nicht einmal hin, wer sich da neben ihn gesetzt hatte, aber dann erkannte er an der Stimme, wer es war.

„Es ist immer schlimm, jemanden zu verlieren, der einem nahe steht. Schlimmer ist es, ihn unter tragischen Umständen zu verlieren. Glaub mir, ich kenne das.“

Es war Harvey, der Schauspieler und Informant, mit dem er derweil in Kontakt stand. Doch warum war er hier? Das verwunderte Sam ein wenig. Als er nachfragte, bekam er die Erklärung „Ich hatte mit Morphius einige Dinge zu besprechen. Er macht sich Sorgen um dich, weil du seit Tagen so apathisch und teilnahmslos wirkst und nicht ein einziges Mal geweint hast. Darum wollte ich nach dem Rechten sehen. Aber wie ich sehe, hat sich der letztere Teil bereits erledigt. Willst du reden?“

Sam sah zu Harvey, der wie immer diesen hoffnungslos und leeren Blick hatte und dessen Augen wie die eines toten Fisches wirkten. Er sah selbst aus, als würde er selbst gerade trauern, doch das hatte bei ihm nichts zu bedeuten. Wie Morphius mal sagte, war Harvey schon in diesem Zustand, seit er und Chris von der Polizei angegriffen worden waren und er unschuldig ins Gefängnis kam. Es waren die Augen eines Mannes, der das schlimmste Unrecht erfahren hatte und niemanden mehr an seinen Gefühlen teilhaben lassen wollte.

„Es geht schon“, wehrte Sam mit müder Stimme ab. „Ich wollte halt für Araphel stark sein. Immerhin hat es ihn am allerschlimmsten getroffen.“

„Und dich nicht?“ hakte der Schauspieler nach. „Ich sehe dir zumindest an, dass dich etwas verfolgt. Schuldgefühle, nehme ich an. Du fühlst dich machtlos und machst dir Vorwürfe, dass du nicht in der Lage warst, es zu verhindern.“

„Stimmt es denn nicht?“ fragte Sam und spürte, wie sich erneut Tränen in seinen Augen sammelten und wie sich ein dicker Kloß in seinem Hals bildete. „Es war eine so offensichtliche Falle, dass ich eigentlich etwas hätte merken müssen. Nur weil ich so unvorsichtig war, sind wir erst in diese Lage geraten und Christine, Asha, Yin und der Patriarch sind tot. Und Shen lebt immer noch. Wie viele Menschen müssen denn noch sterben, bis es endlich aufhört?“

Sam wurde wieder aufs Neue von seiner Trauer übermannt und weinte. Harvey saß neben ihm, blieb ruhig und hörte sich alles in Ruhe an. Er wirkte, als säße er nur deshalb neben Sam, um all seinen Schmerz und seine Trauer in sich aufnehmen zu können. Zwischendurch nickte er mit einem ernsten Blick, während er sich von Sam erzählen ließ, was passiert war. Nachdem der 28-jährige mit seinem Bericht fertig war, setzte nun Harvey zum Reden an.

„Wahrscheinlich hörst du nichts Neues, wenn ich dir sage, dass es nicht deine Schuld ist. Aber lass uns erst mal folgende Fakten beleuchten: Shen ist zurückgekehrt, ohne dass jemand davon gewusst hat. Er ist heimlich ins Land zurückgekommen und hat die Umstände genutzt, dass Christine sich für Oldtimer interessiert und es eine Ausstellung gab. Der Mann, der euch in die Falle gelockt hat, war nicht asiatischer Herkunft, weshalb natürlich niemand sofort darauf kommen würde, dass er mit der chinesischen Mafia in Verbindung steht. Denn die bleibt für gewöhnlich unter sich. Der Bodyguard hat euch reingehen lassen, ohne die Lage vollständig zu prüfen und die Halle zu sichern. Er hätte eigentlich der allererste sein müssen, der aufpassen sollte. Aber weil er nur oberflächlich abgesichert hat, hat er euch fahrlässigerweise in Gefahr gebracht. Und was diese Geschichte bei Shen betrifft, so hättest du so oder so nichts tun können, selbst wenn du nicht gefesselt gewesen wärst. Er hätte dich sofort getötet, wenn du versucht hättest, dich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Auch wenn es hart klingt, aber du hättest nichts tun können, egal wie sehr du es auch gewollt hättest.“

Doch Sam wollte sich damit nicht zufrieden geben.

„Soll ich mich jetzt besser fühlen?“ fragte er ihn. „Soll ich dir vielleicht jetzt danken? Ich lebe, während Christine qualvoll sterben musste und Asha und Yin enthauptet wurden.“

„Sei dankbar dafür“, sagte Harvey mit klaren und festen Worten. „Was glaubst du, wie viele Menschen durch die Hände von Serienmördern sterben und das auf eine so erschreckend leichte Weise? Shen ist ein Killer und er hätte dich ohne zu zögern töten können.“

„Aber Christine…“

„Sie ist gestorben, weil sie dein Leben retten wollte. Und solange du lebst, war ihr Tod und der der anderen nicht umsonst. Es liegt in deiner Verantwortung, weiterzuleben. Denn wenn du aufgibst und weiterhin glaubst, dass du hättest sterben sollen, dann hat sich Christine umsonst für dich geopfert und ihr Tod war dann vollkommen sinnlos gewesen. Wenn du aber weiterlebst und deinem Leben ein wertvolles Ziel gibst, dann war der Tod deiner Freunde doch zu etwas gut. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Menschen, als einen sinnlosen Tod zu erleiden. Wenn sich Menschen bereit erklären, ihr Leben für jemanden hinzugeben und sich für sie zu opfern, dann tun sie es in der festen Überzeugung, dass sie das Richtige tun und damit diese Person weiterleben kann. Willst du, dass Christines, Ashas und Yins Tod keine Bedeutung hat?“

Sam ließ den Blick noch weiter seinen und antwortete mit nein.

„Dann lebe nicht in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt. Shakespeare sagte einst Bedaure nicht, was nicht zu ändern ist, sondern ändere, was zu bedauern ist. Anstatt die Schuld für den Tod deiner Freunde bei irgendjemanden zu suchen, solltest du dich viel eher auf den Weg vor dir konzentrieren und dein Leben umso mehr wertschätzen. Eben weil Menschen ihr Leben für deines geopfert haben, ist es deshalb umso wertvoller, verstehst du? Wenn du den Tod deiner Freunde in Ehren halten willst, darfst du dich nicht gehen lassen, sondern musst nach vorne blicken und dir überlegen, was du tun kannst. Ich weiß, dass es schwer ist. So eine Tragödie vergisst man nicht und es ist auch ganz normal, dass man trauert. Aber wenn man sich von seiner Trauer zerfressen lässt, dann passiert es schnell, dass man entweder sein Leben verwirft, oder dass man zu einem Menschen wird, der man eigentlich nicht werden wollte.“

Während seiner Rede war ein wenig Leben in Harvey zurückgekehrt. Es war so, als wäre die dicke Eisschicht, die seine Persönlichkeit und sein Herz umgab, gebröckelt, als er Sam wieder aufbauen wollte.

„Harvey…“

„Hör mal, es ist vollkommen in Ordnung, wenn man trauert. Es ist ein Zeichen dafür, dass dir diese Person auch am Herzen lag. Aber seine Trauer zurückzuhalten und sich selbst zu verbieten, zu trauern, macht alles nur schlimmer. Denn wer kann Trauer verarbeiten, wenn er sie nicht zulässt? Dann wird es dich verfolgen und quälen.“

Hier musste Sam an Araphel denken und wie dieser sich seit vier Jahren mit dem Tod seiner Schwester herumquälte. Welche Szenen es mit Christine gegeben hatte, die er wie einen Ersatz für Ahava behandelt hatte. Wollte er genauso enden und sich jahrelang immer wieder aufs Neue Vorwürfe machen und sich von diesen Ereignissen beherrschen lassen? Nein, das wäre keine Lösung. Es würde ihn nur innerlich zerfressen und zu nichts führen. Er würde nur als seelisches Wrack enden und das wollte er auf keinen Fall.

„Du hast ja Recht“, seufzte er niedergeschlagen. „Aber… es ist einfach nur ungerecht. Christine, Asha und Yin haben so viel erleiden müssen. Sie hätten etwas Besseres verdient.“

„Das bestreitet niemand. Aber wenn man es sachlich betrachtet, gibt es überall auf der Welt Menschen, die etwas Besseres verdient hätten. Das soll sicherlich kein Trost sein, aber so sieht die Realität nun einmal aus. Wie sieht’s aus? Wollen wir woanders hingehen und weiterreden? Bonnie wartet auch schon.“

„Bonnie ist hier?“ fragte Sam. „Was will sie denn hier? Weiß sie denn nicht, dass das hier ein Mafia-Anwesen ist?“

„Sie sagte, dass sie dich sehen will und wollte deshalb, dass ich sie mitnehme. Außerdem ist es viel sicherer als draußen, wo wir von der Yanjingshe angegriffen werden könnten. Ich sagte ihr ja, sie solle lieber zuhause bleiben, aber sie wollte dich unbedingt sehen. Offenbar hast du es ihr angetan.“

Ein schwaches und ungläubiges Lächeln spielte sich auf Sams Lippen, als er das hörte.

„Sie ist wirklich ein typischer Teenager. Ich habe echt keine Ahnung, was mit ihr los ist.“

„Tja, Bonnie ist halt in dem Alter, wo sie über die Stränge schlägt. Aber keine Sorge, sie ist nicht direkt in dich verliebt, sie flirtet halt gerne in ihrer Rolle als Bonnie.“

„Dann ist sie normalerweise nicht so?“

„Nicht direkt“, gab Harvey zu und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „In ihrem normalen Leben würdest du sie nicht wieder erkennen. Sie ist… eher „langweilig“ und bei weitem nicht so lebhaft wie als Bonnie B. oder Hecatia Bride. Außerdem ist sie bereits verliebt.“

„Darf ich raten? In diesen Cell, den sie sucht.“

Sie verließen gemeinsam die Werkstatt und gingen in eines der Besprechungszimmer, wo sie von Bonnie begrüßt wurden. Sie hatte wie schon bei ihrem ersten Treffen ein auffälliges Gothic Lolita Outfit an und kaum, dass sie Sam sah, sprang sie von ihrem Platz auf und lief zu ihm hin.

„Hi Sammy“, grüßte sie ihn fröhlich. „Schön, dich wiederzusehen. Du siehst gut aus.“

„Bonnie“, sprach Harvey in einem ermahnenden Ton. „Ich habe dir gesagt, du sollst dich bitte zurückhalten. Das ist nicht sonderlich taktvoll von dir.“

Sofort entschuldigte sich Bonnie und um Sam ein wenig aufzumuntern, begannen sie von ihren Zwischenergebnissen zu berichten. Während Sam sich von seinen Verletzungen und dem schweren Schock erholt hatte, waren Harvey und Bonnie nicht untätig geblieben und hatten erfolgreich Kontakt zum FBI herstellen können und es waren bereits erste Festnahmen von korrupten Polizisten erfolgt. Auch Marco Illes, der Sam an die Mason-Familie verraten hatte, wurde wegen diverser Delikte verhaftet und würde bald verurteilt werden. Insgesamt wurden 13 weitere Polizeibeamte verhaftet und es wurden interne Ermittlungen durchgeführt.

„Summa summarum geht es also richtig voran“, rief Bonnie und war sichtlich stolz darauf. „Und bald werden sich diese Polizistentorfköpfe endlich mal um den Saustall kümmern.“

Sie unterhielten sich eine Weile, um das weitere Vorgehen zu besprechen, da kam Bonnie schließlich auf eine Idee.

„Warum nehmen wir uns als nächstes nicht den Big Boss der ganzen Organisation vor?“

„Du meinst Shen?“

Die 16-jährige mit den türkisfarbenen Haaren nickte und erklärte „Wenn wir schon mal dabei sind, hier in Boston aufzuräumen, dann können wir doch auch was gegen diesen Penner tun. Ich meine, er ist der Grund, wieso es diesen abartigen Slave Shipping Service überhaupt gibt und wenn wir ihm die Polizei auf den Hals hetzen, dann räumen die mal ordentlich auf.“

„Der Gedanke ist nicht schlecht“, gab Harvey zu. „Allerdings gibt es da folgende Dinge, die wir auch noch beachten müssen: es existieren keine festen Beweise, dass Shen oder die Triade mit dem Service etwas zu tun hat. Wir bräuchten Zeugen und diese werden von der Yanjingshe beseitigt. Ohne klare Beweise kann die Polizei nichts gegen ihn unternehmen.“

„Aber es gibt Zeugen“, wandte Sam sofort ein. „Ich habe gesehen, wie er Asha und Yin ermordet hat und dass er Christine so verstümmelt hat, dass sie an ihren Verletzungen starb.“

„Darum habe ich mich bereits gekümmert gehabt“, seufzte der Schauspieler und man sah direkt, dass er keine guten Nachrichten hatte. „Als du im Krankenhaus warst, habe ich meine Kontaktleute beim FBI gebeten, in dem Fall zu ermitteln. Doch es gibt dutzende Zeugen, die bestätigen, dass Shen zu dem Zeitpunkt, als die Mason-Familie in das Anwesen eingedrungen ist, bei einem geschäftlichen Treffen war. Es wurden insgesamt 13 Zeugen befragt und sie alle sagen aus, dass er da war. Und wenn das FBI jemanden befragt, dann nehmen sie ihn wirklich in die Mangel. Aber keiner ist von seiner Aussage abgewichen, egal wie sehr sie die Leute ausgequetscht haben. Die haben alle viel zu große Angst vor der Yanjingshe, als dass sie sie hintergehen würden.“

Sam starrte Harvey fassungslos an und konnte es nicht glauben. Shen hatte ein so überzeugendes Alibi, dass er damit einfach durchkam und die Polizei nichts unternehmen konnte? Das konnte doch nicht wahr sein.

„Und das haben sie einfach geglaubt?“

„Nein“, seufzte Harvey und rieb sich die Augen. „Natürlich wissen sie, dass die Zeugen alle nur gekauft sind oder unter Druck gesetzt werden. Aber wie will man das beweisen? Deine Aussage als Detektiv und Sohn eines Polizisten ist vielleicht überzeugend, aber vor Gericht würde die Jury dir nicht glauben, wenn 13 Menschen dir widersprechen.“

„Aber Morphius und Dr. Heian können auch…“

„Und außerdem“, unterbrach Harvey ihn sofort „vergisst du den Fakt, in welch einem Verhältnis du zu Araphel Mason stehst. Was glaubst du wohl, wie es um deine Glaubwürdigkeit stehen wird, wenn ans Tageslicht kommt, dass du eine Beziehung mit einem Mafiaboss hast, der übrigens mit Shen verfeindet ist? Deine Aussage wäre bei aller Liebe keinen Pfifferling mehr wert.“

„Man kann es doch wenigstens versuchen.“

„Das schon, aber es wird zu nichts führen. Glaub mir, ich spreche da aus Erfahrung. Immerhin habe ich monatelang unschuldig im Gefängnis gesessen, weil vier Polizisten einstimmig gegen mich ausgesagt haben, obwohl sie es waren, die mich zusammengeschlagen und Chris fast getötet hätten. Vielleicht hast du Glück und du kannst zumindest eine Verhaftung bewirken, aber spätestens nach 48 Stunden ist Shen wieder frei und das erste, was er tun wird, ist Rache nehmen. Er wird jeden töten, der es gewagt hat, sich mit ihm anzulegen und das bedeutet, dass noch mehr Menschen sterben müssen. Solange wir keine Beweise haben, die ihn auch ganz eindeutig mit all diesen Verbrechen direkt in Verbindung bringen, ist die Polizei machtlos, weil sie sich an die Gesetze halten muss.“

Bedrückt ließ Sam den Blick sinken und schwieg. Er konnte nicht glauben, dass es trotz seiner Zeugenaussage nicht mal dazu führen würde, dass Shen verurteilt wurde. Nein, stattdessen würde er nur vorgeführt werden, weil er nicht mal leugnen durfte, dass er eine Beziehung mit Araphel hatte und das war es, was die ganze Sache erst zum Scheitern verurteilte. Allein dadurch, dass er mit einem Schwerkriminellen zusammen war und bei ihm lebte, war seine Glaubwürdigkeit vor Gericht gleich null. Und Shen, der sich ein sicheres Alibi verschafft hatte, würde einfach davonkommen.

„Also dann gibt es gar nichts, was wir gegen ihn tun können? Obwohl ihr beide Informanten seid?“

Das ließ Bonnie nicht auf sich sitzen. Sie, die sehr stolz auf ihre Arbeit war und einen guten Ruf als eine der besten Informantinnen im Internet genoss, fühlte sich in eben jenen Stolz gekränkt. Hier setzte sie eine Miene auf, die teils verärgert, teils schmollend war und sie ballte die Hände zu Fäusten, wobei sie rief „Das lasse ich mir ganz sicher nicht anhängen! Ich bin die beste Netzwerkinformantin und ich werde mir garantiert nicht unterstellen lassen, ich könnte diesen Penner nicht drankriegen. Warte es nur ab, ich werde schon noch die Leichen in seinem Keller finden und dann schleife ich ihn persönlich zur Polizei!“

„Bonnie, komm wieder runter“, ermahnte Harvey sie, doch das Mädchen war nicht mehr zu bremsen. Sie hatte sich in Rage geredet und würde sich sicher nicht so leicht wieder beruhigen. Nicht nachdem man sie an ihrem wunden Punkt getroffen hatte.

„Nein, ich werde mich nicht beruhigen“, rief sie und war nun richtig sauer. „Ich lasse mir doch von so einem dahergelaufenen Psycho-Chinesen nicht meinen Ruf ruinieren.“

Es war nichts zu machen, Bonnie war nicht mehr zu halten. Sogleich stand sie auf und sagte „Ich krieg diesen Motherfucker dran, darauf könnt ihr euch verlassen!“

Sam wusste nicht, ob er froh oder beunruhigt sein sollte, als Bonnie ihm das sagte. Sie hatte also tatsächlich vor, sich persönlich darum zu kümmern, Beweise zu liefern, die Shen ans Messer lieferten?

„Bonnie…“

„Dafür will ich aber was!“ sagte sie sofort und deutete auf Sam, wobei sie ihn mit einem ernsten Blick ansah. „Du schuldest mir immer noch ein Foto!“

Nun, das ließ sich ja zum Glück leicht arrangieren und so zog Sam sein Hemd aus und ließ sich bereitwillig von Bonnie fotografieren, die dabei natürlich sichtlich Spaß hatte und zufrieden lächelte. „Super“, rief sie. „Damit steht der Deal. Ich werde mich zuhause gleich an die Arbeit machen.“

„Und was hast du vor?“ wollte der Detektiv selbstverständlich wissen. Hier zwinkerte ihm die 16-jährige zu, die erklärte „Ich werde mich in sein System hacken und seine ganzen Festplatten durchstöbern. Irgendwo wird er schon etwas haben, wofür ich ihn drankriege. Und wenn es Videoaufnahmen von Kameras sind, wo er jemanden umbringt. Niemand ist vorsichtig genug, dass er gar keine Spuren hinterlässt. Es gibt immer welche, man muss nur gründlich suchen.“

Und damit war es beschlossene Sache, was als nächstes geschehen würde. Von Araphels Plänen hatte Sam bis dato noch keine Ahnung.
 

Shen lag in seinem Bett und war sehr schweigsam gewesen, was aber nicht bedeutete, dass er weniger gefährlich war als sonst. Nein, für gewöhnlich bedeutete es eher das Gegenteil, wenn er ruhig war. In ihm kochte es vor Wut. Dieser elende alte Narr hatte es doch tatsächlich gewagt, ihm ins Knie zu schießen und ihn somit daran zu hindern, Sam zu töten und Araphel den damit wohl schlimmsten Schmerz zu bereiten. Sein Plan war zunichte gemacht worden und nun war er durch sein kaputtes Bein nicht mehr imstande, sich persönlich dafür zu rächen. Was für eine Schmach… Hätte er diesen elenden Patriarchen schon viel früher getötet.

„Boss…“ Liu Cheng, sein Berater und seine rechte Hand war an sein Bett getreten, um ihn über die neuesten Informationen in Kenntnis zu setzen. Seit Sam Leens befreit worden war, hatte er das Mason-Anwesen beschatten lassen, um eine perfekte Gelegenheit zu finden, um blutige Rache für die Schmach zu nehmen, die man ihm angetan hatte. Ihm, den Schrecken der Bostoner Unterwelt, der als unantastbar und unverwundbar galt und doch von einem altmodischen Mafioso verletzt worden war. „Es wurden zwei Personen gesehen, die das Mason-Anwesen betreten haben. Wir haben sie identifizieren lassen.“

„Sprich schon!“

„Es waren ein Mann und ein Mädchen. Das Mädchen haben wir nicht identifizieren können und es ist ausgeschlossen, dass sie eine Verwandte oder Nahestehende von einem der Bewohner ist. Der Mann, der bei ihr war, ist ein gewisser Dr. Harvey Charles Dullahan, ein Schauspieler.“

„Ein Schauspieler und ein fremdes Mädchen in Araphels Haus?“ fragte Shen in einem Ton, als würde sein Berater ihn einen Esel für ein Pferd verkaufen wollen. „Was haben ein Schauspieler und ein Mädchen dort zu suchen? Hm… da steckt mit Sicherheit etwas dahinter. Wir gehen kein Risiko ein, Liu. Sobald sie aus dem Haus sind, beseitigt ihr sie sofort.“

„Aber Boss… Sollten wir nicht erst…“

„Hast du mir zu widersprechen?“ rief Shen wütend und erschrocken wich Liu Cheng vor ihm zurück. So hatte er den Boss noch nie erlebt gehabt. Für gewöhnlich wahrte er immer die Contenance, doch nun war er völlig außer sich vor Wut und das schon, seit der Patriarch ihm ins Knie geschossen hatte. „Ich sagte, ihr sollt sie beseitigen! Wie ihr das macht, ist mir völlig egal!“

„Ja, Boss“, sprach der Berater hastig und gab den Befehl durch. Doch er fragte sich, ob das wirklich eine vernünftige Entscheidung war. Für gewöhnlich wog Shen alles sorgfältig ab und traf nie überstürzt irgendwelche Entscheidungen. Doch hier war es anders. Es schien so, als würde er unvorsichtig werden und das Schlimme war, dass er sich nicht einmal belehren ließ.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was passiert, wenn Psychopathen in ihrem Stolz gekränkt werden und eine Niederlage einstecken mussten, nachdem sie sich selbst für so unfehlbar und unantastbar hielten? Ganz einfach: sie verlieren endgültig die Kontrolle und werden unvorsichtig. Der Fall konnte sehr gut bei dem Serienmörder Ted Bundy beobachtet werden, nachdem dieser aus dem Gefängnis fliehen konnte. Und jetzt stehen auch noch Bonnie und Harvey auf der Abschussliste der Yanjingshe. Wären sie besser nicht gekommen, aber sie wollten Sam ja unbedingt aufmuntern. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  mor
2015-10-27T20:33:56+00:00 27.10.2015 21:33
ich glaube Bonney und Harvey werden sich nicht so leicht beseitigen lassen.
Von:  San-Jul
2015-10-27T15:25:35+00:00 27.10.2015 16:25
Scheiße, scheiße, scheiße.
Es wird immer schlimmer >_<
Hilfe *_*
Von:  Seranona
2015-10-27T06:52:34+00:00 27.10.2015 07:52
Omg...nicht auch noch Bonnie und harvey...


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